THEMA: Zwischen Daisies und Dassies
13 Okt 2016 10:06 #447995
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01. September: Die lange Fahrt zum Augrabies Falls Nationalpark

„Heute ist Frühlingsanfang“, informiert uns der Campingwirt. Vor dem Aufbruch müssen wir uns ins Gästebuch eintragen, darauf besteht er. Wir schreiben gerne ein paar freundliche Worte, denn das junge Ehepaar gibt sich große Mühe.

Heute ist Frühlingsanfang

Bei unserem Einkauf in Springbok für drei Tage Nationalpark erleben wir, was Zahltag bedeutet. Lange Schlangen an den ATMs, der Supermarkt so voll, dass man mit den Einkaufswagen nicht aneinander vorbeikommt. Genervte Mütter mit quengelnden Kindern, Familien und ausgemergelte alte Menschen – das Geld fest in der Hand – drängeln sich zwischen den Regalen. Die Einkaufsmengen im XXL-Format deuten darauf hin, dass sie lange reichen müssen. Kein Wunder bei diesen Entfernungen.

Wir atmen auf, als wir schließlich auf der Straße Richtung Osten rollen. Links und rechts Hunderte von Kilometern eingezäuntes Nichts mit Hochspannungsleitungen und Strommasten. Da braucht jemand viel Energie. Abraumhalden verraten, wer das ist. Plattes vertrocknetes Land mit Hügeln aus schwarzem Gestein, das aussieht, als hätte es jemand auf einen Haufen geworfen, begleitet uns über weite Strecken. Es hat in diesem Jahr auch in diesem Landstrich kaum geregnet. Erst wenige Kilometer vor dem Oranje sehen wir die ersten Kühe auf der Weide. Wo das Wasser des Flusses genutzt werden kann, ist Leben, wird Wein angebaut und gedeihen Zitrusfrüchte. Endlich erreichen wir den Nationalpark, lassen das übliche Prozedere über uns ergehen und suchen uns einen Stellplatz, der halbwegs im Schatten liegt. Wenige Meter von uns entfernt zwinkert der Oranje durchs stachlige Gesträuch.

Versteckt in den Büschen schauen neugierige Affengesichter zu uns herüber. Wenn sie zu dreist werden, wird geraten, die Affenwächter zu informieren. Die Viecher sollen nur aufpassen, denn Herbert hat eine Zwille zur Hand! Der Abfall wird jedenfalls affensicher in einem Käfig mit Verriegelung entsorgt. Diese Fehlkonstruktion ist so gebaut, dass die Tür zuschlägt, sobald man drinnen ist, um die Abfälle zu sortieren. Der Riegel rastet ein. Ich habe meinen Mann wie weiland Gretel ihren Hänsel aus dem Käfig befreien müssen. Beweisfoto anbei.

Affenfalle? Oder Menschenfalle?

Vor Sonnenuntergang spazieren wir auf Bohlenwegen zu den Aussichtspunkten des Wasserfalls, der als bombastisch beschrieben wird. Doch auch der Oranje führt aufgrund der Trockenheit weniger Wasser als üblich. Im Moment ist der Wasserfall im Vergleich zu den Werbefotos ein relativ schwaches Rinnsal. Da es für Fotos zu spät ist, werden wir es morgen noch einmal versuchen. Zum Dinner gibt es ein traditionelles Gericht aus meiner Kindheit. Schmeckt lecker! Doch das Schönste daran ist, dass wir bei angenehmen Temperaturen den Abend des Frühlingsbeginns vor dem Camper genießen können.

02. September: Wanderung auf dem Dassie Trail inklusive Outbackfeeling

Uns reicht der Dassie Trail

„Auch für Kinder gut geeignet!“, hat ein Schlauberger im Internet behauptet. Es ist anzunehmen, dass er den Dassie Trail nicht selbst gelaufen ist. Für uns werden es spannende drei Stunden auf einem Weg, der nur durch die zuverlässigen Wegweiser als solcher erkennbar ist.

Am Anfang ist es ganz einfach

Wir balancieren über wacklige Brückenkonstruktionen, die eine Überquerung der rauschenden, gurgelnden und gluckernden Nebenarme des Oranje möglich machen. An einigen Stellen fehlen sie ganz, und wir turnen über und zwischen riesigen Felsbrocken hinüber.

1. Brücke

Unter uns rauscht und gurgelt es

2. Brücke

Nur nicht in die Tiefe blicken! Wie es sich für einen Trail mit dem Namen Dassie gehört, passieren wir mehrere Wohnanlagen der possierlichen Tiere, die jedoch weniger zahm sind als ihre Verwandten auf dem Campingplatz. Wir wandern über riesige glattgeschliffene Felsplatten, die unter unseren Schuhsohlen wie Blätterteig knistern, weil die Erosion Schicht um Schicht abträgt.

Wenn nicht die Myriaden von Fliegen um uns herum sirren würden, wäre es eine perfekte Wanderung. Mundatmung ist dringend zu vermeiden! Wir sind fortwährend damit beschäftigt, die Plagegeister von Nase, Augen und Ohren fernzuhalten. Nur an windigen Stellen halten sie sich fern. Wir erinnern uns an eine Wanderung in Undara am Rande des Outbacks, wo wir uns vor den aufdringlichen Fliegen ebenfalls nicht retten konnten.

Zum Abschluss der Wanderung stehen wir vor einer knietiefen Furt, sofern man meine Kniekehlen als Maßstab nimmt.
Es führt kein anderer Weg zum Campingplatz

Da müssen wir nun hindurch oder den Trail noch einmal machen. Während Herbert mit unbegründetem Optimismus nach einem trockenen Übergang sucht, ziehe ich Schuhe und Strümpfe aus und wate hinüber. Es dauert, bis er wieder auftaucht, um ebenfalls ohne Schuhe herüberzuwaten.

Als die Sonne beginnt, rote Filter einzusetzen, marschieren wir noch einmal zu den Aussichtspunkten des Wasserfalls. Diesmal sind wir rechtzeitig zur Stelle, um ihn im Sonnenlicht schäumen und sprudeln zu sehen.



Sundowner

Für den Abend haben wir ein Dinner im Restaurant des Camps gebucht. Weiße Tischdecken, geschmackvolles Gedeck und eine geschulte Bedienung erheben das Essen zu einem Erlebnis. Ich habe Straußenfilet gegessen, Herbert Kalaharischnitzel, was auch immer für ein Fleisch das sein mag. Beschwipst treten wir den Heimweg an.
Letzte Änderung: 13 Okt 2016 12:22 von freshy.
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14 Okt 2016 10:00 #448100
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03. und 04. September: Sightseeing im Nationalpark und Weiterfahrt nach Upington

Am Frühstückstisch schwirren die Vögel um uns herum, verwuscheln unsere Frisuren *ggg*, wenn sie ‚haarscharf’ die Kurve nehmen. Maskenweber, Rotschwingenstare, Graubülbüls und Kapsperlinge sind darunter. Leider sind unsere Kameras gut verpackt, so dass wir die Schar nicht fotografieren können. Das werden wir morgen nachholen, denn sobald wir das Frühstück beendet haben, verlieren die gefiederten Schmarotzer das Interesse an uns. Stattdessen sind die Dassies aktiv geworden, die im Gebüsch neben uns wohnen.

Neugieriger Blick

Kleine Pause in der Sonne

An den Zähnen wird deutlich: Dassies stammen von den Elefanten ab

Auch Dassiebabys sind niedlich

Heute steht eine Autotour durch den Nationalpark auf dem Programm. Sie führt uns als erstes durch jene Pfütze, die wir tags zuvor nach der Wanderung von der anderen Seite her durchwatet haben.

Flussquerung mit Auto kein Problem

Beim nächsten Pothole strömen die Wasser in Strudeln über den Weg, aber mit Auto kein Problem. Im Augrabies Falls NP kommt die aride Landschaft voll zur Geltung. Vor allem der Moonrock, ein riesiger nackter Monolith, der wie ein Walrücken in der Landschaft liegt, ist eine Sehenswürdigkeit. Unter unseren Schuhen knistern wieder bei jedem Schritt die Gesteinsschichten wie Blätterteig, in den man hineinbeißt.

Geologische Besonderheit: Der Moon Rock

Was die Erosion so alles fertig bringt: Pop Up

Blick in den Canyon des Oranjes



Schwarze Gesteinshaufen

Die Hügel und Berge um uns herum sind zum Teil tiefschwarz. Ob oxydiertes Eisen oder Lavagestein wissen wir nicht. An den Viewpoints Arrarat und Oranje Com blicken wir in den Canyon des geschichtsträchtigen Oranjes. Die Trockenheit zeigt besonders deutlich die Tiefe des vom Wasser geschliffenen Felseinschnitts.
Herbert loggt am Arrarat einen Geocache auf einem Gesteinsgipfel, dessen Versteck wir vom nächsten Stopp aus mit dem Tele anpeilen. Am Echo Corner springen zwei Klippspringer von dannen, als sie unser Fahrzeug hören. Wir rufen nach dem Namen des Bürgermeisters von Wesel, aber das Echo scheint kein Deutsch zu verstehen. Wir hören allenfalls ein „…sl“.

Als wir zum Campingplatz zurückkommen, hat er sich zu unserem Erstaunen gefüllt. Klar, es ist Samstag und Beginn der Frühlingsferien. Wir spazieren noch einmal auf den Bohlenwegen zu den Ausgucks an den Wasserfällen. Heute verhilft uns das Licht zu einigen schönen Fotos. Zudem hat sich der Wind gedreht, so dass wir bis in den Schlaf hinein die Wasserfälle rauschen hören.

Wildwasser

Rollstuhlgerechter Bordwalk zu den Wasserfällen

Augrabies Flat Lizzard: So bunt wie er ist keiner

Der lange Schatten des Hammerkopf

Der Fotograf

Das Motiv :)

Ibisse sind zuverlässige Wecker, sie drehen um halb Sieben kreischend ihre Runde. Es wird lebendig auf dem Platz, vor allem bei den Zelten der Jugendgruppe wuselt es. Prompt muss ich vor der Dusche warten. Vor dem Frühstück lege ich unsere dicke Kamera schussbereit neben die Kaffeetasse. Ein junger Graubülbül setzt sich auf einem Ast über mir in Szene, doch dann ist Schluss mit dem Shooting, denn es scheint heute zu viele Frühstückstische zu geben, von denen ein paar Krümel fallen.
Maskenweberweibchen

Maskenbülbül

Kaprötel

Die 120 km bis Upington legen wir im Nu zurück. Trotz Sonntag haben die Supermärkte geöffnet, und das brauchen wir, denn wir müssen uns für eine Woche Kgalagadi NP mit Getränken und Lebensmitteln eindecken. Wir versuchen es zuerst bei Spar, der hier allerdings nur ein eingeschränktes Sortiment hat. Shoprite ist zwar riesig, doch wir dürfen nicht alle Artikel einpacken, die wir uns notiert haben. Vor allem die Weinflaschen müssen wir an der Kasse stehenlassen, denn heute ist der Tag des Herrn und somit der Verkauf von Alkohol verboten :laugh: .
Anhang:
Letzte Änderung: 14 Okt 2016 10:08 von freshy.
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15 Okt 2016 10:35 #448268
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05. – 10. September: Unsere Zeit im Kgalagadi Transfrontier Nationalpark

05. September: Twee Rivieren

Heute Nacht hat der Wind an unserem Dachzelt gezerrt und die Stühle umgeworfen. Die Ibisse auf dem Campingplatz sind noch früher wach als ihre Artgenossen in Augrabies Falls. Schon um 6:00 Uhr kreischen sie und schmeißen uns aus dem Bett. Auch gut, denn wir haben einen langen Tag vor uns.

Sechzig Kilometer südlich von Upington haben wir gestern die Reiterfarm mit Camping "Duin-in-die-Weg" entdeckt. Sie ist wunderschön gelegen mit terrassierten Stellplätzen unter dichten Kameldornbäumen, rustikalen Ablutions, Wasser und Stromanschluss. Nach mehrmaligem Anlauf durch eine tiefe Sandkuhle stehen wir auf einem Rasen, auf dem es sich wie auf Schaumgummi läuft. Was wir erst später spüren, das sind die Bisse der Grasflöhe, von denen das Gras nur so wimmelte.

Eine schattige Wiese, weich wie Schaumgummi

Herberts täglicher Frühsport

Nach kurzem Halt in Upington, um weitere notwendige Dinge für den KTP – wie z. B. den Wein, den wir gestern an der Kasse stehen lassen mussten – einzukaufen, drehen wir nach Norden. Am Anfang ist die Kalahari platt, wie es platter nicht geht, links und rechts wiederum eingezäuntes Niemandsland.

Siedelwebers Mehrfamilienhaus mit Stromanschluss

Dann tauchen die ersten Wellen roter Dünen auf, die dieser Strecke den Namen „Rote Dünen Route“ gegeben haben. In Askham tanken wir voll und sind eine gute Stunde später am Nationalparkgate Twee Rivieren, das für uns an verschiedenen Countern gleichzeitig Grenze, Camping und NP-Eintritt für SA und Botswana erledigt.

Das Gate Twee Rivieren

Kurz nach dem Einlass spricht uns eine Deutsche an, ob wir die „freshys“ aus dem Namibiaforum seien. Es ist Helen. Wir hatten uns unverbindlich verabredet, aber nicht geglaubt, dass es klappt. Wir verabreden uns zum Abendessen im Restaurant. Zwischendurch nehmen wir einen Stellplatz in Besitz, der staubig, eng, laut und lieblos ist. Neben uns haben sich ein deutsches und ein schweizer Paar niedergelassen. Beide beklagen den schlechten Service ihrer Fahrzeugvermieter, die auf den ersten Blick günstiger waren als Africamper, aber auch unzuverlässig und sogar betrügerisch.

Das Restaurant hätten wir an der Rezeption vorbuchen müssen, was wir nicht wussten :angry: . Wir bestellen ein Take Away und werden von Helen und Ronald in ihr Chalet eingeladen. Das ist sowieso viel gemütlicher, denn als wir nach vergnüglichen zwei Stunden heimwärts wandern, ist es im Restaurant bereits dunkel. Schade, ich hätte gern gemeckert, dass das Straußenfilet zäh und trocken war.

06.September: Nossob

Sonnenaufgang

Wir stehen wieder früh auf, um loszufahren, weil wir auf der Fahrt nach Nossob auf Wildbeobachtung hoffen. Der Schweizer hat nun auch noch einen Platten, was bei dem Zustand seiner Reifen kein Wunder ist. Wir wünschen dem Paar viel Glück für die Weiterreise und machen uns auf den Weg.
Strauße, Gnus, Oryxe und Springböcke sehen wir unterwegs, doch die Großkatzen zeigen sich nicht. Auf einem komfortablen Picknickplatz frühstücken wir.

Picknick mit Filterkaffee

Gnus muss ich nicht vorstellen ;)

Singhabicht

Kapturteltauben

Ein Strauß am Horizont

Die Sonne steigt zum Zenit, es wird trotz Klimaanlage heiß im Fahrzeug. Als wir um 15:00 Uhr Nossob erreichen, sind die Schattenplätze vergeben. Wie schaffen es eigentlich andere Touristen, so zeitig anzukommen, dass sie die besten Plätze belegen können? Später unternehmen wir noch einen Game Drive und sehen zwei Löwinnen dicht am Weg beim Nichtstun.

Langweilig hier

Gähn!

Mahaliweber

Riesentrappe

Oryxe haben alle die gleichen Masken

Die Geier warten schon

Den Hide in Nossob finden wir erst einmal nicht. Stattdessen erfrischen wir uns im Pool und lernen zwei südafrikanische Paare kennen, mit denen wir uns länger unterhalten. Der Weg in den Mabuasehube-Teil des KTP sei tiefsandig, hätte viele Steigungen und Senken, die Übernachtungsplätze Matopi seien in schlechtem Zustand, werden wir informiert. In drei Stunden Fahrt sei man dort.
Anhang:
Letzte Änderung: 15 Okt 2016 10:59 von freshy.
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16 Okt 2016 10:58 #448381
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07.September: Matopi

In der Nacht weckt uns Löwengebrüll. Manno, hat der Kerl einen Sound! Der Südafrikaner berichtet, der Löwe hätte gleich neben dem Zaun gelegen. Wir machen uns zu einem Game Drive auf in der Hoffnung, ihn zu sehen. Gleich zwei der königlichen Tiere liegen direkt am Fahrweg und lassen sich fotografieren. Was das Vordrängeln anbetrifft, müssen wir noch viel lernen, denn mehrmals fahren uns andere Fahrzeuge rigoros in die Sicht.

Profil eines Königs



Er erhebt sich ...

... und haut ab

Ihn kümmert das alles gar nicht

Beim Frühstück werden wir von Fuchsmangusten, Erdhörnchen und Glanzstaren regelrecht belagert. Wir lassen uns Zeit, denn wir wollen nicht so früh auf Matopi ankommen, wo es nichts, aber auch wirklich nichts geben soll außer einer Latrine, wie der Südafrikaner sagte.

An dieser Stelle biegen wir rechts ab

Höhenprofil unseres Dünenritts in die Mabua-Sektion

Mal ist der Sand rot

Mal ist er gelb

Kaptäubchen, Rotkopfamadine und Webervogel

Die Fahrt nach Mabuasehube entpuppt sich als Hardcore-Unternehmen. Wie üblich ist der Sand unter den Rädern am Nachmittag sehr fluffig. Wir brauchen mit einigen Fotostopps fast vier statt drei Stunden, obwohl Herbert ein routinierter 4×4-Driver ist. Die Übernachtung in Matopi hat außer ganz viel herrlicher Einsamkeit - was nicht unterschätzt werden darf - nichts zu bieten. Wir buddeln beim Schaufeln eines Lochs für ein Lagerfeuer jede Menge Feuerstellen aus. Dasselbe gilt leider auch für die Stellen mit menschlichen Hinterlassenschaften, da die Latrine nicht benutzbar ist. Als es dunkel wird, beginnen die Grillen ihr unmelodisches Konzert, das bis in die Nacht hinein anhält.

Lannerfalke

Matopi - vor und hinter uns liegen je 100km Einsamkeit

08.September: Mabuasehube Pan

Der frühe Vogel fängt den Wurm, der frühe 4×4-Driver findet festen Sand unter den Rädern vor. Trotzdem frühstücken wir, finden Zeit, einige Vögel zu fotografieren, für die wir eine Tränke gefüllt haben, und machen uns auf den Weg.

Rotkopfamadine

Kapsperling

Wellblech

Es läuft tatsächlich besser als gestern, doch schon um 10:00 Uhr wird der Sand schwer. Die Fahrverhältnisse ändern sich auch im Bereich der Salzpfannen nicht, so dass wir um die Mittagszeit genervt am gebuchten Stellplatz eintreffen. Er ist mit einer Gruppe besetzt, die uns ihre Buchung zeigt. Doch es ist auch für uns genügend Platz im Schatten vorhanden, und die Leute sind freundlich und nett. Sie brauchen das zeltförmige Schattendach nicht, sagen sie und fahren ihr Auto ein Stück beiseite. Morgens seien Löwen im Camp gewesen, werden wir informiert. Später bieten sie an, von einer acht Kilometer entfernten Campsite für uns einen Sack Wasser mitzubringen, weil auf dem Platz wegen der Trockenheit kein Wasser vorhanden ist.

Campsite an der Pan

Stellplatz mit herrlicher Aussicht

Die Mabuasehube Pan ist ausgetrocknet

Mein Blick schweift über die Salzpfanne, deren Weite und Stille nach der anstrengenden Fahrt beruhigend wirkt. Dann sorgt ein böiger Wind für Abwechslung, indem er Staub in Windhosen über die Gegend wirbelt. Eines seiner Produkte fegt ausgerechnet über uns hinweg, und wir versinken darin. Es müsste nicht so staubig, heiß und trocken sein, aber der Platz liegt traumhaft schön.
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Letzte Änderung: 16 Okt 2016 11:07 von freshy.
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09.September: Thema Trinkwasser und Matopi zum Zweiten

Würde mein Vater noch leben, hätte er heute seinen 100. Geburtstag. Der Tag beginnt mit einer roten Sonne, die im Nu den Himmel erobert. Leider sorgt der Wüstenwind dafür, dass es eisigkalt ist. Vor allem Herbert bibbert und wird auch durch den Kaffee nicht warm, dessen Wasser sich Zeit lässt, bis es endlich sprudelt. Unsere Campingnachbarn verabschieden sich von uns, weil sie einen Ausflug machen wollen. Da wir Zeit, viel Zeit haben, beobachten wir eine Mangustenfamilie beim Spielen.

Eingänge zu den Wohnungen der Familie Fuchsmanguste











Ein letzter Blick über die Pan

Wir brauchen Wasser, denn unser eigener Tank faucht nur noch asthmatisch, wenn wir den Hahn aufdrehen. Herbert vermutet, dass der Campingplatz am botswanischen Gate Wasser hat. Doch leider informiert uns eine Nachricht an der Klotür, dass es kein Wasser gibt.

Hin und wieder ist der Pfad steinig

Auch auf dieser Campsite gibt es kein Wasser

Wir fahren ans Gate, wo uns freundlich der Weg zu einem Wassertank in einer Wohnanlage außerhalb des NP gezeigt wird. Dort füllen wir den Wassersack und legen ihn vorsichtshalber in unsere Waschschüssel, weil er „ein wenig“ leckt.

Verfahren kann man sich nicht, die Beschilderung ist eindeutig

Als wir in Matopi ankommen, schwimmt der Sack in der Schüssel und alles, was auf dem Kabinenboden liegt oder steht, ist nass oder feucht. Glücklicherweise wird in der trockenen Luft alles sehr schnell trocken.

Heute Abend gibt es kalte Küche, denn die Gegebenheiten auf dem Übernachtungsplatz laden nicht dazu ein zu kochen. Morgen wollen wir früh aufbrechen, um die Annehmlichkeiten in Nossob ausgiebig zu nutzen.

10.September: Nossob

Wow, ist es kalt heute morgen. Ab 05:00 Uhr scheint die Zudecke neuerdings Kältezonen zu entwickeln. Jetzt pusten wir auf dem Übernachtungsplatz Matopi mitten im Irgendwo in unseren Instant-Cappuccino und versuchen, uns warm zu zittern. Die Staubpatina, die uns die Windhose gestern verpasst hat, wärmt leider nicht, sondern gibt uns das Gefühl, unwahrscheinlich schmutzig zu sein. Ehrlich gesagt müffeln wir.

Welches Drama mag sich hier abgespielt haben?

Die Landschaft ändert sich nur wenig

Düne abwärts

Hoffentlich nähert sich niemand von der anderen Seite

Noch hundert Kilometer bis zur ersehnten Dusche im Nossob Camp! Die Hälfte davon nehmen wir routiniert, Dünenreiten ist uns zur Spezialität geworden, unterlegt mit Wellblechpiste wird der Sport allerdings zum Horror. Hinauf auf den Dünenkamm im 1. Gang (hoffentlich nimmt ihn niemand gleichzeitig von der anderen Seite in Angriff) hinunter und hinein in die nächste Wellblechstrecke, so dass wir Angst um unsere rohen Eier im Kühlschrank haben. Die letzten fünfzig Kilometer vor Nossob sind die schwierigsten, wir schaffen kaum 25 km/h.

Der Sand wird wieder fluffig und fließt mit

Hohlweg kurz vor der Abzweigung nach Nossob

Endlich zeigt sich das trockene Bett des Nossob und einige Kilometer später sind wir im Camp. Wir hocken uns auf die Stühle, um unseren Gliedern und dem Gehirn Zeit zu lassen, das Schütteltrauma abzubauen. Duschen und eine Runde im Pool, ein selbst zubereitetes Dinner mit vorgewürztem Hähnchen aus der Vakuumpackung – der Tag ist heute für uns zu Ende. Der Himmel legt Gewitterstimmung auf, es ist windstill und klebrig warm. Heute Nacht werden wir mit Sicherheit nicht frieren.
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11. und 12. September: Von Mata Mata zum Buschcamp Mesosaurus Fossils

Wir gönnen uns ein gemächliches Aufstehen. Herbert sieht in der Campküche eine Campingwaschmaschine namens Sputnik. Ich soll sie mir unbedingt angucken. Im Handbetrieb ist das kugelige Ding zehnmal links und zehnmal rechts herum zu drehen und fertig ist die Wäsche. Ich merke mir das Wunderwerk als Weihnachtsgeschenk für meinen Mann vor.

Für uns Spätaufsteher sind auf der Fahrt nach Mata Mata keine Tiersichtungen zu erwarten, aber das Auobtal ist eine schöne Flusslandschaft, auch wenn kein Wasser fließt.

Kaptäubchen am Wasserloch

Raben

Eine Herde Kuhantilopen

Gackeltrappe

Wüstenrose

Der Campingplatz in Mata Mata ist gut besetzt. Nachdem wir uns für einen Platz entschieden haben, werden wir freundlich darauf hingewiesen, das sei der Zugang für die hinteren Camper zu den Ablutions. Wir rücken einen Baum weiter. Kurz bevor unser Fleisch auf dem Grill schön knusprig ist, kommt ein Bus voller Overlander angedonnert und will seinen menschlichen Inhalt direkt neben uns auf den Zugang zur Toilette kippen. Wir protestieren, bis sich die Reiseleitung entscheidet, die Zelte weiter entfernt aufbauen zu lassen. Aus dem gemütlichen Braai wird nichts bei der Unruhe, die die Gruppe verbreitet.

Dramatischer Sonnenaufgang

Der nächste Morgen beginnt früh, weil die Busladung schon um 5:00 Uhr zum Becher Warmgetränk antritt. Noch ist es relativ warm, doch als wir um 7:00 Uhr aufstehen, weht ein eisiger Kalahariwind. Trotz Socken und Fleecejacken frieren wir und können es nicht abwarten, ins Auto zu steigen und loszufahren. Um 9:00 Uhr sind wir so weit. Wir tanken und begeben uns zu den Grenzkontrollen. Die südafrikanischen Beamten lümmeln uniformiert in der Rezeption auf einer bequemen Couch und nehmen gnädig unsere Papiere entgegen. Es fehlt an diesem Bild lediglich der Kaffee auf dem Couchtisch. Zum Schluss begleitet uns der Officer zum Auto und lässt sich die Kabine zeigen. Und was sieht er dort? Wir werden gerügt, weil wir die Nr. 4 der KTP-Gesetze nicht beachtet haben! Den Rest des Feuerholzes müssen wir abgeben, da es verboten ist, Holz aus dem KTP nach Namibia auszuführen.

Gravelroad nach Keetmanshoop

Die Fahrt durch Namibia auf einer einsamen Gravelroad ist öde. Kaum haben wir eine Düne erklommen, folgen die nächsten. Vor allem in den grauen Bereichen schleppen wir eine dichte Staubfahne hinter uns her. Wir kaufen in Keetmanshoop ein. Die Bettler am Supermarkt sind so lästig und aufdringlich wie wir es von vor fünf Jahren in Erinnerung haben. Nix wie weg hier!

Unser Ziel für 2 Tage

Im Camp Mesosaurus Fossils werden wir herzlich empfangen und nach einem freundlichen Schnack ins Buschcamp weitergeschickt. Es liegt malerisch in einem Tal mit rundherum unzähligen Köcherbäumen und schwarzen Doleriten, einem subvulkanischen Gestein, das chemisch und mineralogisch dem vulkanischen Basalt entspricht. Es ist bis auf Strom alles da, was ein Camper braucht.

Ablutions

Man beachte den Klopapierhalter :)

Der Donkey

Und so wird er fachgerecht gefüttert ;)

Die Sanitäreinrichtungen sind echte Buschcampqualität, denn für die Dusche muss der Donkey angeheizt werden. Wir haben den Platz heute Abend für uns allein und genießen nach dem unruhigen Mata Mata die Ruhe und Stille.

Praktisches Utensilo

Köcherbäume am Stellplatz

Köcherbaumfrüchte

Landschaft im Abendlicht

Kurz nach Sonnenuntergang
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