Die Tageszeit ist nicht perfekt. Die Sonne steht noch sehr hoch. Doch unsere Ungeduld drängte uns hinaus.
Gemütlich rollt der Landy entlang des Flusslaufs. Auf der gegenüberliegenden Seite sind, sehr weit entfernt, Unmengen von Wasserbüffel zu erkennen. Aber auch auf unserer Seite sehen wir wunderschöne Antilopen. Weit vorne steht eine größere Gruppe Elefanten am Ufer und im Wasser. Wir fahren langsam darauf zu. Wegen der heutigen Hitze parke ich den Wagen im Schatten der Bäume am Steilhang des Ufers.
Jeder greift zu seinem Fernglas und beobachtet in Ruhe das Familientreffen am Rand des Flusses. Wir zählen 34 Dickhäuter jeden Alters. Es ist so schön, den entfernten Geräuschen zu lauschen, den Anblick dieses sozialen Verbunds zu unserer Linken zu genießen. Nach einer Weile raunt meine Frau: „Die haben jetzt genug und ziehen langsam ab!“ Ich hatte den weiteren Verlauf des Flusses beobachtet, war aber sofort mit meiner Aufmerksamkeit wieder bei „unserer“ Gruppe. Tatsächlich zogen die Tiere nun langsam los – direkt in unsere Richtung! Da sie aber noch einigermaßen weit entfernt waren, machte ich mir keine größeren Gedanken. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie meine Frau die Kamera anlegte.
Es war einfach ein toller Anblick. Die Halbstarken vorne weg. Dann die Gruppe der Mütter mit den Babys und die Schwestern. Ich bin voll auf diese Gruppe konzentriert. Doch erschreckt bemerke ich, wie etwas Großes den Steilhang neben mir herunter kommt. Da sehe ich, wie von oben rechts eine andere Elefantenherde zum Wasser will. Unser Fahrzeug steht denen direkt im Weg und die sind nach meinem Geschmack recht nahe an uns dran. Instinktiv will ich den Zündschlüssel drehen. Die Hand meiner Frau verhindert das. Ich drehe mich ihr zu und entdecke, dass sich die Familie zur Linken nun direkt der ankommenden Gruppe nähern will. Wir stehen nun ganz dumm mittendrin!
Langsam schließen wir die Fensterscheiben und atmen sehr flach. Die Elefanten nähern sich nun von allen Seiten. Ein großes Hallo überall. Ohrenwedeln, Rüsselschwingen und –riechen, eine Gruppe begrüßt die andere. Auf der Seite meiner Beifahrerin zieht langsam eine Mutter mit ihrem kleinen Kind in Streichelnähe (wenn das Fenster offen wäre!) vorbei. Die Mutter blickt misstrauisch von oben in den Wagen, wo meine Frau ganz starr vor...Ehrfurcht verharrt. Noch nie waren wir den Dicken so nah! Ich blickte überall zu gleich hin. Was passiert uns, wenn einer der grauen Kumpels unseren Auspuff mit seinem Rüssel berührt? Nervös zucke ich immer wieder zum Zündschlüssel, verwerfe aber sofort jeglichen Gedanken daran.
Nach einer uns endlos erscheinenden Zeitspanne lichtet sich das Gewühle um uns. Als sich die beiden Gruppen auf eine erträgliche Entfernung bewegt hatten, öffneten wir die Fenster gleichzeitig. Wir schwitzten wie verrückt, nicht nur wegen der Hitze. Was für ein Erlebnis! Jetzt hatten wir wieder die Muße, den abziehenden und den zum Wasser wandernden Elefanten zuzuschauen. Etwas später fuhren wir zurück zum Camp und tranken erst mal einen guten Schluck.
ae