Am nächsten Morgen brechen wir wie stets zum Morning Drive sehr früh auf. Zuvor gibt’s am Lagerfeuer bei aufgehender Sonne wunderbaren Five Roses Tea und leckere Muffins. Leider müssen wir verspätet aufbrechen, eines der französischen Paare bestand auf heißem Wasser für eine morgendliche Dusche. Das Wasser musste natürlich erst gebracht werden (Eimer Duschen), das dauert halt. Die zwei haben sich zig Mal entschuldigt, das Prozedere hatte man ihnen wohl eingangs nicht erläutert.
Die Wege im Moremi sind weitestgehend geflutet. Dort, wo das Wasser nicht in riesigen Pfützen steht, gibt es nur Matsch. Nachts hatte es ergiebig geregnet. Mir kommt das erste Mal der Gedanke, dass wir morgen ja zurück nach Maun fahren und die Frage stellt sich, ob die Fahrt durch den Moremi ähnlich katastrophal wie unser Game Drive wird. Unsere Guides fahren sich nämlich fest. In der beginnenden sengenden Hitze suchen sich nach kleinen Ästen und Baumstämmen, um damit das Fahrzeug zu stabilisieren, so dass ein Aufbocken gelingen kann. Das Zugucken war sehr lehrreich. Ich hatte mich auf stundenlanges Festsitzen eingestellt, doch die Übung der Guides ließ es zu, dass wir bereits nach 30 Minuten wieder frei waren. Micha und ich beschließen, bei einer ähnlichen Situation vorher auszuknobeln, wer nach Ästen suchen muss und wer das Fahrzeug bewachen würde. Micha versucht mich zu beruhigen, dass das morgen schon gut gehen wird, schließlich fährt er schon EWIG Auto, LKW und Motorrad. So alt ist er gar nicht, denke ich im ersten Moment – ewig ist was Anderes. Dann stimme ich ihm doch zu, denn wie in all unseren Ehejahren ziehe ich ihn zu gern damit auf, dass er schließlich noch ABBA live gesehen hätte, ich kenne die ja nur im Rahmen von Oldie-Shows.
Micha zieht sein Angebot, die Funktionen „Holz suchen und Auto bewachen“ auszuknobeln, wieder zurück! Aber für den Moment denke ich nicht an unsere Fahrt morgen. Was auch daran liegt, dass wir tatsächlich mehr durch Zufall einen Leoparden sehen, der sich durchs Unterholz schleicht und duckt – offenbar auf der Jagd, die dazugehörenden Antilopen sehen wir kurze Zeit später auch. Was für eine Ausbeute! Ach, Katzen gucken ist doch das schönste!
Unsere Guides verlieren kurz die Fassung, als eine der Französinnen mit „Miez Miez“ versucht, den Leoparden anzulocken. Das unterbinden sie dann doch sehr rasch. Um die Jagd nicht weiter zu stören, fahren wir weiter. Es ist eh Zeit, ins Camp zurück zu kehren. Dort genießen wir einen leckeren Brunch und faulenzen die nächsten Stunden.
Unser Nachmittags-Drive ist vergleichsweise unspektakulär. Da die Guides die Gegend zu wenig kennen, fahren sie die gleichen Wege wie in den Game Drives zuvor. Das ist natürlich etwas schade, aber den beiden kann man ja kaum einen Vorwurf machen. Unsere 10er Gruppe geht sich zunehmend auf den Geist. Wir mussten wieder 30 Minuten warten, bis der Game Drive starten konnte, da irgendjemand wieder eine Dusche wollte und zu spät das heiße Wasser bestellt hat.
Mein Mann ist genervt und fasst das auch in Worte – die Reaktion besteht aus eisigem Schweigen seitens der Franzosen. Ich kann das ganze eigentlich gar nicht verstehen, so schwer ist das mit den Eimerduschen ja nun auch wieder nicht. Ähnliche Spannungen auf einem Fahrzeug hatten wir bislang auch nicht, wir hoffen, das wiederholt sich nicht. Irgendwie leidet der Spaßfaktor ja doch erheblich. Der Sundowner fiel dann entsprechend kurz aus, auch die Guides gaben es auf, die Franzosen in ein Gespräch zu verwickeln, die Damen waren einfach zu unkommunikativ. Ein paar Tiere und schöne Landschaft gab es dennoch zu sehen. Und wir waren riesig begeistert, einen Serval zu sehen. Leider gehört dieses Tier zu denen, die sich uns immer nur in flüchtigen Momenten zeigen.
Aber wie heißt es so schön: Wir brauchen viele Jahre bis wir verstehen, wie kostbar Augenblicke sein können. (Ernst Ferstl).