THEMA: Schlamm und Sand satt - Selbstfahren in Botswana
11 Jul 2011 20:03 #194971
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  • Sanne am 11 Jul 2011 20:03
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Der Kurztrip nach Budapest war superschön! Die Stadt empfehlen wir gern weiter! Da ich aber bis Ende der Woche mit meinem Bericht fertig werden will, gehts jetzt mit Botswana weiter! ;)

Um die Mittagszeit reist eine Gruppe Franzosen an. Die drei Paare sind ein Erlebnis für sich, die Damen sind durchweg elegant mit hochhakigen Pumps und Kleidchen bekleidet, die Herren bilden einen schmucken Kontrast, da sie vollständig in Safari-Klamotten anreisen. Leider trägt niemand einen Tropenhelm, das Bild wäre perfekt gewesen. :P Die sechs werden sich als erstaunlich laut entpuppen, die Männer sprechen gut Englisch und sind sehr kommunikativ, die Damen weniger. Aufgrund der Erkrankung unseres Guides werden wir uns die nächste Zeit bei den Game Drives regelmäßig sehen und zunehmend weniger mögen.
Nachmittags kommen dann auch die Ersatzguides an. Die beiden sind freundlich und offenbar als Guides sehr erfahren, aber mit der Gegend nicht vertraut. Von einem werden wir lange annehmen, er sei stumm, der andere ist erfreulich gesprächig. Unsere Überraschung ist groß, als wir feststellen, dass wir tatsächlich mit acht Personen auf einem Fahrzeug sitzen werden. Das hatten wir in all unseren Urlauben noch nie, liegt aber wahrscheinlich daran, dass unser Guide ja ausfiel.

Unsere Franzosen sind während des Game Drives permanent am quasseln. Ich rede ja nun selbst gern und viel, aber selbst ich möchte Afrika eigentlich gern in der Stille genießen und während einer solchen Fahrt meinen Gedanken nach hängen oder in die Gegend starren. Die Damen haben sich aber unendlich viel über den beruflichen Werdegang ihrer Kinder zu erzählen und ich verfluche, dass mein Französisch zu gut ist, um es zu überhören. Von einem der Männer lernen wir, dass er seit Jahren ein Weingut in Südafrika be-treibt und ansonsten seine freie Zeit mit der Trophäenjagd verbringt – das ist ja genau das, was wir als Klischee eingewanderter Europäer im südlichen Afrika so lieben… :whistle: Nachdem ich beim Sundowner meinen Mut und meine französischen Brocken zusammennehme und bei den Franzosen um Verständnis bitte, etwas leiser während der Game Drives zu sein, da ich doch filme….:evil: sinkt die Stimmung auf den Tiefpunkt, zukünftig geht die Konversation über Guten Morgen und Auf Wiedersehen nicht hinaus. Dafür sind sie erstaunlich ruhig während der Fahrt.

Die Tiere halten sich während der Fahrt vornehm zurück, entschädigt werden wir aber mit unglaublich schöner Landschaft, Sonne im Gesicht und die wunderbaren Gerüche Afrikas. Die Wolkenbildung fanden wir an diesem Tag besonders schön.















Beim Abendessen waren wir die einzigen, die sich mit den Guides unterhielten. Die Franzosen sind mehr mit sich beschäftigt, allerdings haben wir sie wohl auch vor den Kopf gestoßen. Relativ zeitig sind wir zu unserem Zelt aufgebrochen zum Sterne gucken. Wein hatten wir uns von der Bar mitgenommen, sehr lange haben wir dann aber doch nicht draußen gesessen – mir ist es einfach zu dunkel, um entspannt dort zu sitzen, da wir all die Nächte in unmittelbarer Umgebung (so erschien es uns zumindest) Geräusche von Elefanten zu hören waren – so tapfer sind wir dann wohl doch nicht. :blush:
"Der letzte Beweis von Größe liegt darin, Kritik ohne Groll zu ertragen." Victor Hugo
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11 Jul 2011 20:24 #194972
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  • Sanne am 11 Jul 2011 20:03
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Am nächsten Morgen brechen wir wie stets zum Morning Drive sehr früh auf. Zuvor gibt’s am Lagerfeuer bei aufgehender Sonne wunderbaren Five Roses Tea und leckere Muffins. Leider müssen wir verspätet aufbrechen, eines der französischen Paare bestand auf heißem Wasser für eine morgendliche Dusche. Das Wasser musste natürlich erst gebracht werden (Eimer Duschen), das dauert halt. Die zwei haben sich zig Mal entschuldigt, das Prozedere hatte man ihnen wohl eingangs nicht erläutert.

Die Wege im Moremi sind weitestgehend geflutet. Dort, wo das Wasser nicht in riesigen Pfützen steht, gibt es nur Matsch. Nachts hatte es ergiebig geregnet. Mir kommt das erste Mal der Gedanke, dass wir morgen ja zurück nach Maun fahren und die Frage stellt sich, ob die Fahrt durch den Moremi ähnlich katastrophal wie unser Game Drive wird. Unsere Guides fahren sich nämlich fest. In der beginnenden sengenden Hitze suchen sich nach kleinen Ästen und Baumstämmen, um damit das Fahrzeug zu stabilisieren, so dass ein Aufbocken gelingen kann. Das Zugucken war sehr lehrreich. Ich hatte mich auf stundenlanges Festsitzen eingestellt, doch die Übung der Guides ließ es zu, dass wir bereits nach 30 Minuten wieder frei waren. Micha und ich beschließen, bei einer ähnlichen Situation vorher auszuknobeln, wer nach Ästen suchen muss und wer das Fahrzeug bewachen würde. Micha versucht mich zu beruhigen, dass das morgen schon gut gehen wird, schließlich fährt er schon EWIG Auto, LKW und Motorrad. So alt ist er gar nicht, denke ich im ersten Moment – ewig ist was Anderes. Dann stimme ich ihm doch zu, denn wie in all unseren Ehejahren ziehe ich ihn zu gern damit auf, dass er schließlich noch ABBA live gesehen hätte, ich kenne die ja nur im Rahmen von Oldie-Shows. :P Micha zieht sein Angebot, die Funktionen „Holz suchen und Auto bewachen“ auszuknobeln, wieder zurück! Aber für den Moment denke ich nicht an unsere Fahrt morgen. Was auch daran liegt, dass wir tatsächlich mehr durch Zufall einen Leoparden sehen, der sich durchs Unterholz schleicht und duckt – offenbar auf der Jagd, die dazugehörenden Antilopen sehen wir kurze Zeit später auch. Was für eine Ausbeute! Ach, Katzen gucken ist doch das schönste!




















Unsere Guides verlieren kurz die Fassung, als eine der Französinnen mit „Miez Miez“ versucht, den Leoparden anzulocken. Das unterbinden sie dann doch sehr rasch. Um die Jagd nicht weiter zu stören, fahren wir weiter. Es ist eh Zeit, ins Camp zurück zu kehren. Dort genießen wir einen leckeren Brunch und faulenzen die nächsten Stunden.

Unser Nachmittags-Drive ist vergleichsweise unspektakulär. Da die Guides die Gegend zu wenig kennen, fahren sie die gleichen Wege wie in den Game Drives zuvor. Das ist natürlich etwas schade, aber den beiden kann man ja kaum einen Vorwurf machen. Unsere 10er Gruppe geht sich zunehmend auf den Geist. Wir mussten wieder 30 Minuten warten, bis der Game Drive starten konnte, da irgendjemand wieder eine Dusche wollte und zu spät das heiße Wasser bestellt hat.:angry: Mein Mann ist genervt und fasst das auch in Worte – die Reaktion besteht aus eisigem Schweigen seitens der Franzosen. Ich kann das ganze eigentlich gar nicht verstehen, so schwer ist das mit den Eimerduschen ja nun auch wieder nicht. Ähnliche Spannungen auf einem Fahrzeug hatten wir bislang auch nicht, wir hoffen, das wiederholt sich nicht. Irgendwie leidet der Spaßfaktor ja doch erheblich. Der Sundowner fiel dann entsprechend kurz aus, auch die Guides gaben es auf, die Franzosen in ein Gespräch zu verwickeln, die Damen waren einfach zu unkommunikativ. Ein paar Tiere und schöne Landschaft gab es dennoch zu sehen. Und wir waren riesig begeistert, einen Serval zu sehen. Leider gehört dieses Tier zu denen, die sich uns immer nur in flüchtigen Momenten zeigen.
Aber wie heißt es so schön: Wir brauchen viele Jahre bis wir verstehen, wie kostbar Augenblicke sein können. (Ernst Ferstl).





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Letzte Änderung: 11 Jul 2011 20:52 von Sanne.
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11 Jul 2011 21:02 #194980
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Fazit Sango Camp:
Die Unterkunft hat uns gut gefallen, die Lage ist sehr schön. Der Service war nett, unkompliziert und sehr freundlich, das Essen gut. Die Eimerduschen mochten wir nicht so gern, uns erschloss sich nicht, wieso immer jemand Eimer durch die Gegend schleppen musste, wenn warmes Wasser auch über Solarkollektoren hätte erreicht werden können. Da es aber durchgängig kaltes Wasser gab, waren wir sehr zufrieden.
Bei uns war während des Aufenthalts im Sango Camp dennoch irgendwie der Wurm drin. Vielleicht lag es daran, dass unser Guide erkrankte und die Ersatzguides sich natürlich nicht so gut auskennen konnten, eventuell lag es auch daran, dass die französische Gruppe schwieriger war als uns lieb war.
Eigentlich konnten wir über nichts meckern und dennoch war es nicht der Traum-Aufenthalt, den wir uns ausgemalt hatten. Wir hatten wohl einfach Pech, was wir sehr bedauern. Es war nichts richtig schlecht, aber auch nichts richtig begeisternd. Daher passte für uns das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht so ganz, auch wenn wir das eher auf die äußeren Umstände als auf das Camp selbst bezogen.
Würden wir das Sango Camp weiterempfehlen? Ja, würden wir, denn wir haben davor und danach nur begeisterte Stimmen gehört und nehmen daher an, dass unser Aufenthalt eher die Ausnahme von der Regel war.

Da morgen meine Mutter ihren 70. feiert, gehts erst Mittwoch weiter! Liebe Grüße Sanne
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12 Jul 2011 06:02 #194991
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  • leofant am 12 Jul 2011 06:02
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Hi Sanne,

schade, schade. Ich hatte ja schon erwähnt dass wir das Sango Camp und seine Guides
Judge und Face nur in bester Erinnerung haben. Allerdings waren wir am ersten Tag
ganz allein auf den Gamedrives und die nächsten Tage mit 2 Begleiter(inne)n, die
genauso wie wir die Natur und die Tiere genießen wollten.
Aber wir wissen sehr gut wie es ist mit den falschen Leuten im Wagen zu sitzen.
Ich kann mich noch an zwei deutsche Ehepaare erinnern, die während eines Gamedrives
hauptsächlich über ihre aktuellen Krankheiten und Krankenhausaufenthalte diskutierten.
Natürlich hatte jeder der vier die schlimmste Krankheit.
Und das alles während wir die Spur eines Leoparden aufgenommen hatten !!!
mitfühlende Grüße
von
Walter
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12 Jul 2011 12:50 #195059
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Warum habt Ihr Eure Gamedrives nicht auf eigene Faust gemacht, anstatt Euch mit den Franzosen rumzuärgern? Das passende Auto hattet Ihr diesmal doch dabei.
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13 Jul 2011 21:47 #195314
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@ Walter: Wir haben in all den Jahren eigentlich eher gute Erfahrungen mit anderen auf den Game Drives gemacht, vielleicht war es Zeit, etwas Anderes zu erleben ;) Die Franzosen hatten insgesamt wohl einfach eine andere Erwartungshaltung oder eine andere Vorstellung von den Game Drives als wir. Dennoch war es insgesamt ein schöner Aufenthalt im Sango Camp

@topobär: Das ist ein wirklich wunder Punkt, den Du da ansprichst. Mein Mann war sehr schnell der Meinung, wir sollten selbst rumfahren. Nach unserer Anreise und den durchgeführten Game Drives hatte ich aber schon etwas Sorge, wenn ich an die Schlamm-/Wassermassen dachte, die uns in Moremi umgaben. Nachdem sich unsere eigenen Guides im Schlamm festgefahren hatten, war über "Selbst fahren" mit mir so richtig nicht mehr zu reden - im Nachhinein war das aber vielleicht doch ein Fehler...

Morgen gehts weiter mit "wir verlieren beide Nummernschilder bei der Querung des Moremi" und "wir entscheiden nun doch, die Reifen zu tauschen!"Viele Grüße Sanne
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