THEMA: Fast alles was ihr über Madagaskar wissen wollt
09 Jul 2012 16:02 #242867
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Hallo Mafy Be,

Das kann ich nur bestätigen. Ein anderes Problem das meiner Meinung nach auch erwähnt werden sollte sind die häufigen Polizeikontrollen.
Man braucht sehr viele Fahrzeugpapiere, viel mehr als in Europa, und man wird täglich von der Polizei angehalten. Wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist, oder wenn die Polizisten einfach nur "Durst" haben und wenn der Fahrer nicht Madagassisch oder wenigstens Französisch spricht kommt es bestenfalls zu langen & unnötigen Aufenthalten.
Es gibt auch fast keine Schilder die den Weg anzeigen und natürlich auch keinen GPS. Hauptsächlich in Antananarivo ist es sehr schwer um sich zurecht zu finden, idem auf den Pisten die häufig in alle Richtungen abgehen.
Wie schon vorher gesagt, diejenigen die vom Smart in Deutschland auf einen 4X4 der fast 3 Tonnen wiegt umsteigen und noch nie in ähnlichen Bedingungen wie hier gefahren sind sollten lieber Namibia oder Süd Afrika auswählen.
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09 Jul 2012 16:37 #242871
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Kleiner Einspruch: Ich finde die Orientierung (zumindest wenn man raus will aus der Stadt) eigentlich ganz okay, auch ohne Schilder. Aber wo gibts die schon in Afrika, außer RSA und Namibia.
Und GPS gibts natürlich auch in Madagascar....;)
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09 Jul 2012 19:23 #242903
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Hallo,

Gibt es GPS die Straßen und Pisten genau anzeigen? Ich habe auf dem Galaxy Pad einen GPS aber man kann nicht damit fahren.
In Tana ist es nicht sehr schwierig wenn man um die Stadt herumfährt, durch die Stadt durch nicht so einfach. Manchmal miete ich selber ein Auto mit Fahrer in Tana um mir den Stress zu ersparen.
L.G.
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09 Jul 2012 21:58 #242928
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  • erdferkel am 09 Jul 2012 21:58
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Ein paar Eindrücke, von jemandem, der

- zu Hause Smart fährt
- 2x in NAM mit 4x4 und 1x in ZA mit PKW unterwegs war

1. Die Hinreise: am besten mit Air France, das einzig Üble ist der Marathonlauf quer durch den CDG. Wenn man das überstanden hat, nimmt man in einer supermodernen Boeing 777 Platz, die sogar in der Economy gute Beinfreiheit hat, mit modernstem Inflight-Entertainment und einem ziemlich guten Essen. Fliegen wie Gott in Frankreich... das Beste daran: in ehemalige Kolonialgebiete darf man mit Air France das doppelte Gepäck mitnehmen, also nicht 23, sondern 46 (sechsundvierzig!) KG pro Nase. Das ist vor allem auf der Rückreise wichtig, wenn man die Unmengen Pfeffer, Recycling-Art und andere Souvenirs mitbringt. Auf der Hinreise kann man dafür seinem Tourguide ein paar nützliche Sachen mitbringen :whistle:

2. Ankommen am Flughafen: Tana hat 10x so viele Einwohner wie WDH, der Airport ist fast noch provinzieller. Das Gefühl bei der Ankunft ist aber ähnlich, auch die Lage im zentralen Hochland (1800m) ist vergleichbar. Kaum ist man vom Flughafen weggefahren, fühlt man sich aber schon fast wie im Mittelalter.

3. Tana und andere Städte auf Madagaskar: wie man sich da als Tourist ohne Hilfe zurecht finden soll bzw. wenn man selbst fahren würde, ist mir völlig schleierhaft. Speziell Tana wäre da für mich ein Albtraum, die Stadt ist ein willkürlich hingewürfelter Haufen an Siedlungen, keine Chance, da ein System drin zu finden, Wegweiser und Straßennamen... da lachen die Hühner, sofern man sie nicht überfährt (kommt aber öfter vor).

(Zum Thema GPS: die 5000km Straße im T4A für Madagaskar sind ein Witz, das ist ein einstelliger Prozentbereich von dem, was man dort abfahren könnte. Ähnlich dünn sieht es mit open street map aus. Sonst kenne ich nur noch die russischen Militärkarten "topomapper", vom Lesen des kyrillischen Geschreibsels kriege ich aber Kopfweh.)

4. Was beim Vergleich mit Auto fahren in NAM/ZA manchmal übersehen wird, ist:

- Verkehrsregeln gibt es nicht bzw. werden nicht kontrolliert, der Stärkere hat Vorfahrt. In ZA bin ich hingegen schon geblitzt worden!
- Keine Ampeln. Zum Vergleich: in Gobabis musste ich 300NAD abdrücken, weil ich über eine rote gefahren war.
- Bevölkerungsdichte: alleine Tana hat doppelt so viele Einwohner wie ganz NAM, entsprechend also steigt die Wahrscheinlichkeit einer Kollision. Was das für Konsequenzen für den Touristen hat, ist hier schon hinreichend erklärt worden.

5. Nachdem wir Madagaskar erlebt haben, nennen wir Namibia das Domestos-Land, weil es im Vergleich dazu genauso steril erscheint wie der gleichnamige WC-Reiniger. Ist es deshalb so beliebt bei uns Deutschen? :evil: Madagaskar war für uns sowohl von der Natur her als auch was den Kulturschock anbetrifft sehr interessant, aber eben auch antrengend. Die Begegnungen, die wir dort erleben konnten, möchte ich um keinen Preis der Welt gegen unbeschwerte Sauberkeit eintauschen.

6. Essen: das Frühstück kann man fast überall vergessen, es sind immer eingeäscherte Reste von Baguette-Nachbauten mit einem winzigen Stück Margarine und einem winzigen Klecks undefinierbarer grauer Konfitüre oder Honig. Dazu Kaffe (absichtlich nur ein "e" am Ende) in "bester" Mitropa-Qualität. Leider gab es kaum Obst, es war Winter.

Ansonsten gibt es Essen auf der Skala von :sick: bis :woohoo:. Die Zutaten sind meistens hervorragend und Bio, aber es kommt drauf an, was man draus macht. Wer schon mal einen Vorgeschmack auf ein typisches madagassisches Straßenrestaurant haben will, der packe sich eine Dose Chappi und dazu Matschreis auf den Teller. Ohne Salz und Pfeffer natürlich. Wenn aber jemand kochen gelernt hat, ist das Essen vom Feinsten. Ich habe trotzdem so manches Mal Biltong, Boerewors und Chakalaka vermisst. Immerhin gab es keine gesundheitlichen Probleme mit dem Essen (flotter Otto oder so).

7. Hotels: wir haben eine Nacht in einem richtigen Zelt auf dem Berg verbracht (siehe Knäckebrot-Thread), dazu zwei Nächte in scheußlichen zeltähnlichen Erstickungskammern :S im Basis-Camp und der Rest waren richtige Hotels. Die meisten davon waren sehr schön, aber keines war ohne irgendwelche meist harmlosen Makel und fast alle haben sie so einen leicht modrigen, verfallenden Charme. Wenn mal was kaputt ist, fühlt man sich selten motiviert, es zu reparieren oder zu ersetzen.

8. Nationalparks: man fährt da nicht durch, sondern läuft meistens. Und das nicht alleine, sondern immer mit Guide. Manchmal macht man damit nette Erfahrungen, weil der Mensch sich prima auskennt und echt Mühe gibt, manchmal kommt man sich aber auch ganz schön verar***t vor (Isalo z.B.).

9. Naturschutz: gibt es praktisch nicht, auch Nationalparks werden ausgebeutet und zerstört, wenn man noch Natur sehen will, sollte man schnellstmöglich hin fahren, die Geschwindigkeit, mit der dort alles kurz und klein gehauen und verbrannt wird, ist beängstigend. Andere Länder im südlichen Afrika sind da um Lichtjahre voraus, auch wenn da nicht alles perfekt ist.

Das war's mal fürs Erste, sicherlich fallen mir im Laufe der Zeit noch ein paar mehr Sachen ein, die auffallen, wenn man vorher in NAM oder ZA war.
Letzte Änderung: 09 Jul 2012 22:00 von erdferkel.
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10 Jul 2012 05:29 #242940
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erdferkel schrieb:
5. Nachdem wir Madagaskar erlebt haben, nennen wir Namibia das Domestos-Land, weil es im Vergleich dazu genauso steril erscheint wie der gleichnamige WC-Reiniger. Ist es deshalb so beliebt bei uns Deutschen? :evil: Madagaskar war für uns sowohl von der Natur her als auch was den Kulturschock anbetrifft sehr interessant, aber eben auch antrengend. Die Begegnungen, die wir dort erleben konnten, möchte ich um keinen Preis der Welt gegen unbeschwerte Sauberkeit eintauschen.

8. Nationalparks: man fährt da nicht durch, sondern läuft meistens. Und das nicht alleine, sondern immer mit Guide. Manchmal macht man damit nette Erfahrungen, weil der Mensch sich prima auskennt und echt Mühe gibt, manchmal kommt man sich aber auch ganz schön verar***t vor (Isalo z.B.).

Ja, mein erdferkel wurde auf unserer gemeinsamen Madagaskarreise nicht müde, diesen Spruch zu bringen: "Also Namibia und Südafrika sind ja gegenüber Madagaskar steril wie eine Flasche Domestos." Ich möchte dazu einschränkend sagen, dass wir Namibia nur ab Etosha gen Süden kennen und von Südafrika auch nur den Kgalagadi Transfrontier Park und die Kapregion, das "Bayern" ganz Afrikas wahrscheinlich. Ich meine, wir waren das erste Mal wirklich in Schwarzafrika und deshalb kamen uns plötzlich Namibia und Südafrika so steril vor. Ich denke da an Leitungswasser, was man in Namibia fast überall trinken kann. In Madagaskar haben wir zum Zähneputzen IMMER Flaschenwasser benutzt, sogar zum abspülen der Zahnbürste... Und ganz verschont blieben wir auf Madagaskar von Montezumas Rache auch nicht, es war nur nicht so dramatisch und hat uns nicht im Reisen eingeschränkt.

Zum Thema Nationalparks möchte ich auch bemerken, dass es einen Namibia-Reisenden ganz schön nerven kann, wenn er sich nicht allein bewegen kann. Gefährliche Tiere gibt es auf Madagaskar quasi nicht, mit einer guten Karte könnte man gut alles allein ablaufen. Aber an einer guten Karte scheitert es ja meist auch schon. Hingegen: Wanderwege könnten ja auch ausgeschildert werden. Aber man sieht schnell ein, dass die lokale Bevölkerung einen Job haben soll. Wenn die Guides ihren Job gut machen, kommen viele Infos bei rum. Prima. Auch wenn es darum geht, Lemuren oder kleinste Geckos aufzuspüren, hervorragend.
Im Isalo NP war es einfach nur teuer für wenig Qualität und viel Lustlosigkeit. Wenn man sich überlegt, dass ein Guide dort für 6h herumlaufen ungefähr das Monatsgehalt einer madagassischen Kellnerin bekommt, fällt man vom Glauben ab. Die zusätzlichen Eintrittsgelder für den Park scheinen da auch in dubiosen Kanälen zu verschwinden, wenn man den Zustand der Zufahrtsstraßen anschaut. In ganz Namibia sind wir keine so schlimmen Pisten gefahren. Gemacht wird nix. Warum auch, die Touristen kommen ja trotzdem, weil es ja wohl DER Park zu sein scheint.

Viele Grüße,

Moose.
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10 Jul 2012 05:30 #242941
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Vielen Dank Erdferkel und Moose on the Loose für euren sehr interessanten Bericht, wenn ich etwas schreibe kann es durch meinen Beruf immer interessiert angesehen werden. Wenn die Eindrücke von einem Gast kommen freut es mich und ist sicher sehr hilfreich für diejenigen die eine "echte Aventuur" mit oder ohne Selbstfahren in Madagaskar erleben möchten.
Jedenfalls ist viel mehr im Madagaskar Teil dieses Forums los seit ihr hier wart. Vielen Dank!:
Zu den von dir erwähnten Punkten:
1. Die Hinreise. Air France sind tatsächlich am großzügigsten was das Gepäck anbelangt= 2X23kg pro Person als Aufgabegepäck + 12 kg Handgepäck. Was aber dabei wichtig ist: unbedingt nur 2 Gepäckstücke pro Person mitnehmen, egal ob sie viel leichter als 2X23kg sind. Das Höchstgewicht pro Gepäckstück darf nicht 23kg überschreiten. Der Reiseleiter freut sich natürlich immer über Mitbringsel aus Europa...
2. Die Einreise ist problemlos, das Visum bekommt man kostenlos bei der Ankunft wenn der Aufenthalt kürzer als 30 Tage ist, ansonsten ist es kostenpflichtig und auf höchstens 90 Tage beschränkt und wird auch bei der Ankunft ausgestellt. Man kann sich wenigstens nicht verirren, es gibt nur einen Eingang.
Air France kommt spät in der Nacht an, wenn man keinen Guide hat sollte man die Erste Nacht in einem Hotel in der Flughafennähe buchen und sich abholen lassen. Man sollte vermeiden mit dem Taxi in die Innenstadt zu fahren.
3. Fast alles was den Verkehr in Tana und im ganzen Land anbetrifft ist schon gesagt worden. ES gibt fast keine Selbstfahrer (außer Motorrad und Fahrrad), ich kann mich in über 10 Jahren nur an ein Italienisches Ehepaar erinnern.
Zum Thema GPS, falls jemand Erfahrung hat wie man Karten drauf laden und benützen kann wäre es sehr hilfreich.
4. Es gibt das schwarze & leere Gehäuse der einzigen Ampel von Madagaskar in Tana :evil:
5. Nach so vielen Jahren in Madagassischen Bedingungen kommt mir Europa total Außerirdisch vor und ein Besuch bei Freunden/Gästen alle paar Jahre reicht völlig aus. Gegen sterile Sauberkeit wollte ich auch nicht tauschen.
6.und 7. Erstaunlicherweise kann man auch Luxus Hotels, Lodges und Gastronomische Restaurants finden. Die Zutaten sind da und manche Madagassen und Europäer können etwas daraus machen.
Es gibt schier unbegrenzte Möglichkeiten um etwas zu unternehmen weil fast alles noch zu machen ist. Mit einer Europäischen Logik kommt man allerdings hier schlecht zurecht und wenn man wirklich etwas unternehmen möchte wäre anzuraten nicht mehr zu investieren als man sich leisten kann zu verlieren aber das ist wieder ein anderes Thema.
8. N.P.werden alle mit mehr oder weniger Schwierigkeiten zu Fuß besichtigt, du beschreibst einen der schönsten in Eurem Knäckebrot Thread. Je schwieriger der Zugang und/oder der Besuch ist umso schöner sind sie meistens. Die meistbesuchten Parks (Ranomafana, Andasibe und Isalo) haben oft alles was der Tourismus an schlechter Entwicklung mit sich schleppt in und um sich konzentriert. Landschaftlich oder von der eigenartigen fauna & Flora her gesehen sind auch diese sehr interessant.
9.Zum Glück gibt es etwa 60 N.P. die trotz vieler Mängel den Rest (keine 10% mehr) der ursprünglichen Vegetation beschützen.
Viele L.G. nach Berlin für Erdferkel & Moose on the Loose
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