Ein paar Eindrücke, von jemandem, der
- zu Hause Smart fährt
- 2x in NAM mit 4x4 und 1x in ZA mit PKW unterwegs war
1. Die Hinreise: am besten mit Air France, das einzig Üble ist der Marathonlauf quer durch den CDG. Wenn man das überstanden hat, nimmt man in einer supermodernen Boeing 777 Platz, die sogar in der Economy gute Beinfreiheit hat, mit modernstem Inflight-Entertainment und einem ziemlich guten Essen. Fliegen wie Gott in Frankreich... das Beste daran: in ehemalige Kolonialgebiete darf man mit Air France das doppelte Gepäck mitnehmen, also nicht 23, sondern 46 (sechsundvierzig!) KG pro Nase. Das ist vor allem auf der Rückreise wichtig, wenn man die Unmengen Pfeffer, Recycling-Art und andere Souvenirs mitbringt. Auf der Hinreise kann man dafür seinem Tourguide ein paar nützliche Sachen mitbringen
2. Ankommen am Flughafen: Tana hat 10x so viele Einwohner wie WDH, der Airport ist fast noch provinzieller. Das Gefühl bei der Ankunft ist aber ähnlich, auch die Lage im zentralen Hochland (1800m) ist vergleichbar. Kaum ist man vom Flughafen weggefahren, fühlt man sich aber schon fast wie im Mittelalter.
3. Tana und andere Städte auf Madagaskar: wie man sich da als Tourist ohne Hilfe zurecht finden soll bzw. wenn man selbst fahren würde, ist mir völlig schleierhaft. Speziell Tana wäre da für mich ein Albtraum, die Stadt ist ein willkürlich hingewürfelter Haufen an Siedlungen, keine Chance, da ein System drin zu finden, Wegweiser und Straßennamen... da lachen die Hühner, sofern man sie nicht überfährt (kommt aber öfter vor).
(Zum Thema GPS: die 5000km Straße im T4A für Madagaskar sind ein Witz, das ist ein einstelliger Prozentbereich von dem, was man dort abfahren könnte. Ähnlich dünn sieht es mit open street map aus. Sonst kenne ich nur noch die russischen Militärkarten "topomapper", vom Lesen des kyrillischen Geschreibsels kriege ich aber Kopfweh.)
4. Was beim Vergleich mit Auto fahren in NAM/ZA manchmal übersehen wird, ist:
- Verkehrsregeln gibt es nicht bzw. werden nicht kontrolliert, der Stärkere hat Vorfahrt. In ZA bin ich hingegen schon geblitzt worden!
- Keine Ampeln. Zum Vergleich: in Gobabis musste ich 300NAD abdrücken, weil ich über eine rote gefahren war.
- Bevölkerungsdichte: alleine Tana hat doppelt so viele Einwohner wie ganz NAM, entsprechend also steigt die Wahrscheinlichkeit einer Kollision. Was das für Konsequenzen für den Touristen hat, ist hier schon hinreichend erklärt worden.
5. Nachdem wir Madagaskar erlebt haben, nennen wir Namibia das Domestos-Land, weil es im Vergleich dazu genauso steril erscheint wie der gleichnamige WC-Reiniger. Ist es deshalb so beliebt bei uns Deutschen?

Madagaskar war für uns sowohl von der Natur her als auch was den Kulturschock anbetrifft sehr interessant, aber eben auch antrengend. Die Begegnungen, die wir dort erleben konnten, möchte ich um keinen Preis der Welt gegen unbeschwerte Sauberkeit eintauschen.
6. Essen: das Frühstück kann man fast überall vergessen, es sind immer eingeäscherte Reste von Baguette-Nachbauten mit einem winzigen Stück Margarine und einem winzigen Klecks undefinierbarer grauer Konfitüre oder Honig. Dazu Kaffe (absichtlich nur ein "e" am Ende) in "bester" Mitropa-Qualität. Leider gab es kaum Obst, es war Winter.
Ansonsten gibt es Essen auf der Skala von

bis

. Die Zutaten sind meistens hervorragend und Bio, aber es kommt drauf an, was man draus macht. Wer schon mal einen Vorgeschmack auf ein typisches madagassisches Straßenrestaurant haben will, der packe sich eine Dose Chappi und dazu Matschreis auf den Teller. Ohne Salz und Pfeffer natürlich. Wenn aber jemand kochen gelernt hat, ist das Essen vom Feinsten. Ich habe trotzdem so manches Mal Biltong, Boerewors und Chakalaka vermisst. Immerhin gab es keine gesundheitlichen Probleme mit dem Essen (flotter Otto oder so).
7. Hotels: wir haben eine Nacht in einem richtigen Zelt auf dem Berg verbracht (siehe Knäckebrot-Thread), dazu zwei Nächte in scheußlichen zeltähnlichen Erstickungskammern

im Basis-Camp und der Rest waren richtige Hotels. Die meisten davon waren sehr schön, aber keines war ohne irgendwelche meist harmlosen Makel und fast alle haben sie so einen leicht modrigen, verfallenden Charme. Wenn mal was kaputt ist, fühlt man sich selten motiviert, es zu reparieren oder zu ersetzen.
8. Nationalparks: man fährt da nicht durch, sondern läuft meistens. Und das nicht alleine, sondern immer mit Guide. Manchmal macht man damit nette Erfahrungen, weil der Mensch sich prima auskennt und echt Mühe gibt, manchmal kommt man sich aber auch ganz schön verar***t vor (Isalo z.B.).
9. Naturschutz: gibt es praktisch nicht, auch Nationalparks werden ausgebeutet und zerstört, wenn man noch Natur sehen will, sollte man schnellstmöglich hin fahren, die Geschwindigkeit, mit der dort alles kurz und klein gehauen und verbrannt wird, ist beängstigend. Andere Länder im südlichen Afrika sind da um Lichtjahre voraus, auch wenn da nicht alles perfekt ist.
Das war's mal fürs Erste, sicherlich fallen mir im Laufe der Zeit noch ein paar mehr Sachen ein, die auffallen, wenn man vorher in NAM oder ZA war.