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THEMA: Freiwilligendienst
15 Jun 2022 18:23 #645306
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  • konus am 15 Jun 2022 18:23
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Wir haben dieses Frühjahr unseren Sohn in Omaruru besucht, wo er aktuell ein Freiwilligendienst im dortigen Kinderheim Oraruru Childrens Haven ableistet. In meinem Bericht dazu kam die Bitte auf: "Könntest du mir/uns berichten wie dein Sohn zu seinem Einsatz dort gekommen ist und was es gekostet hat?".

Mein Sohn hat seinen Freiwilligendienst über die "Freunde der Erziehungskunst Rudolph-Steiners e.V." aus Karlsruhe organisiert. Dies ist eine anerkannte Entsendeorganisation für das weltwärts Programm, welches vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert wird.

Die Freunde helfen bei der Auswahl einer Einsatzstelle, bei der Organisation der Formalitäten (Visum, Versicherung usw.), bereiten die Jugendlichen auf ihren Einsatz mit Seminaren vor und betreuen sie während des Einsatzes. Durch die Förderung vom BMZ wird ein Teil der Kosten gedeckt, trotzdem sollte mein Sohn Eigenmittel in Höhe von ca. 3.400 Euro über Sponsoren einwerben (das ist ihm auch gelungen, wäre aber kein Ausschlusskriterium gewesen, wenn er es nicht ganz geschafft hätte).

Vor Ort erhält er Unterkunft und Verpflegung, sowie über das weltwärts-Programm ein Taschengeld in Höhe von 100€. Dazu überweisen wir ihm sein Kindergeld. Für das Leben vor Ort ist es aufgrund der Preissteigerungen der letzten Jahr gerade so ausreichend. Für zusätzliche Reisen durchs Land reichte es aber nicht, dafür hat er seine Ersparnisse geplündert.
Letzte Änderung: 20 Jun 2022 11:18 von konus. Begründung: Klarstellung dass Taschengeld von weltwärts und nicht vom Träger kommt.
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15 Jun 2022 19:31 #645309
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  • Catchme78 am 15 Jun 2022 19:31
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Vielen Dank, ich finde das total interessant, mein Großer macht nächstes Jahr Abitur und aktuell sammeln wir Informationen für das "danach"

Fühlt sich dein Sohn wohl? Wird er menschlich gut umsorgt? Oder bereut er die Entscheidung? Wie lang geht sowas, ein ganzes Jahr?
Hätte er denn die Möglichkeit eher abzubrechen, wenn etwas nicht passt?

Dieser Freundeskreis gehört zu Waldorf oder? Ich habe zumindest schon darüber gelesen.

Dankeschön!
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16 Jun 2022 08:02 #645318
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  • Schermski am 16 Jun 2022 08:02
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Guten Morgen Konus, vielen Dank für deine Antwort. Sollte euer Sohn mal was über seine Arbeit berichten, vielleicht möchtest du, wenn er einverstanden ist, diese Infos mit uns teilen. Das wäre echt interessant. Ich finde es gut auch solche Eindrücke aus Namibia zu bekommen.
Wünsche einen schönen Tag, passt gut auf euch auf, es soll sehr heiß werden B)
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18 Jun 2022 14:44 #645436
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  • konus am 15 Jun 2022 18:23
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Oh, viele Fragen :)

Ich denke, aktuell fühlt sich mein Sohn sehr wohl und der Abschied wird ihm bestimmt extrem schwer fallen. Das scheint aber nicht nur ihm so zu gehen, denn gefühlt kommt jeden Monat irgendeine ehemalige Freiwillige im Kinderheim zu Besuch. Die können alle nicht so recht loslassen :-)

Das war nicht immer so. Der Kulturschock am Anfang war heftig. Mein Sohn ist dort alleine als erster Freiwilliger nach Corona angekommen und war sofort eine Woche lang heftigst krank. Alleine, in einem fremden Land, in einem kaltem, kahlen Zimmer krank im Bett zu liegen, ist hart gewesen.

Auch danach gab es immer mal wieder schwierige Zeiten. Dadurch, dass er z.B. direkt im Kinderheim wohnt, fehlte Ihm manchmal der Abstand und Rückzugsort - er hat eigentlich nie Feierabend. Auch die Möglichkeiten, mal unter der Woche raus zu kommen, sind dort begrenzt. Die Erlebnisse im Kinderheim selbst sind nicht immer leicht gewesen: Disziplinprobleme, Trauer, Kinder die aus häuslicher Gewalt gekommen sind und wieder dahin zurück mussten und die Begrenztheit der eigenen Handlungsoptionen, Meinungsverschiedenheiten usw.

Dafür hat er dann die Ferien genutzt, um umherzureisen. - Aktuell ist er für eine Woche in Kapstadt. - es sind nur 20h mit dem Bus von Windhoek aus :-)

Ja, die Entsendeorganisation "Freunde..." kommt aus dem Waldorf Umfeld. Wir selbst hatten mit Waldorf bisher recht wenig direkte Berührungspunkte, aber was mein Sohn berichtet hat, ist menschlich sehr angenehm gewesen. Es gab mehrere Vortreffen und ein intensives Vorbereitungsseminar - durch Corona alles etwas eingeschränkt.

Die Einsatzorte und Aufgaben der Plätze über die Freunde sind sehr breit gefächert. Ein Freund von Ihm war ein Jahr eher in einem Behindertenheim in Kanada als Betreuer. Mein Sohn wollte aber unbedingt etwas mit Kinder machen. Es hat ihm dabei geholfen, dass er schon vorher viel Erfahrung in der Kinderbetreuung hatte, er war schon seit Jahren über die Gemeinde in Kinder- und Jugendfreizeiten als Betreuer unterwegs und hatte auch einige Ausbildungen (z.B. Juleica) gemacht.

Mein Sohn ist im Kinderheim mit zwei anderen Freiwilligen für die Hausaufgabenbetreuung und für die Freizeitgestaltung zuständig.
Eigentlich gibt es im Kinderheim bis zu 5 Freiwilligenplätze. In Omaruru gibt es mit TWT auch noch eine weitere Hilfsorganisation, die eng mit dem Kinderheim zusammenarbeitet. Deren Freiwilligen-Plätze werden ab diesem Jahr auch über die Freunde vergeben. Dort sind die Aufgaben auch überwiegend Hausaufgabenzeit und Mitarbeit im Kindergarten.

Während des Einsatzes gibt es eine Ansprechpartnerin bei den Freunden. Diese war auch zum Zwischenseminar in Namibia und hat ihm Tipps gegeben.
Vermutlich hätte er im äußersten Notfall auch abbrechen können oder vielleicht sogar einen anderen Einsatzort in Namibia finden. Wir sind aber froh, dass er sich durchgebissen hat.

Ich denke, rückwirkend hat er die Entscheidung nicht bereut und ist daran stark gereift: Er ist als Jugendlicher weggefahren und kommt als Erwachsener zurück.
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19 Jun 2022 10:32 #645466
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Dankeschön für die Infos. :) Mal sehen, wie unser Weg sein wird.
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19 Jun 2022 11:18 #645475
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  • Reisemaus am 19 Jun 2022 11:18
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Hallo Konus,

Vielen Dank, für die vielen Informationen, denke das hilft einigen, die darüber nachdenken.
Mein Respekt für Deinen Sohn! Ich finde es beeindruckend und es wird ihn bestimmt fürs Leben prägen.
Zum Glück sind die Freiwilligeneinsätzen mit weltwärts jetzt endlich wieder möglich. Eine tolle Möglichkeit für die Abiturienten. Ich kenne einige, die 2020 wegen Corona wieder zurück nach Deutschland müssten und trotzdem schon viel mitgenommen hatten.
Auch Eure Familienreise fand ich auch toll. Es sind Erlebnisse, an die Ihr Euch immer wieder erinnern werdet!
Viele Grüße
Doro
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