Hallo,
vielen Dank für die beiden Beiträge. Gut gedacht ist nicht immer gut gemacht, da hat Klaus vollkommen Recht!
Ich fange mal mit der Frage von Hanne an. Karasburg wurde als Standort gewählt, da in der Nähe bisher noch keine Werkstatt vorhanden ist. Vor allem im Norden Namibia gibt es schon viele Werkstätten, in Windhuk sogar schon zwei. Die wurden alle von Organisationen aus anderen Ländern aufgebaut. Folgende Karte gibt einen sehr guten Überblick über alle Locations:
Link zur Karte
Insgesamt wird es bis Ende 2010 etwa 25 Bicycle Empowerment Centres (so heißen die Werkstätten) in Namibia geben und eine in Sambia.
Der große Erfolg des Projekts zeigt sich anhand der Anzahl an BECs innerhalb der letzten fünf Jahre. Die Werkstätten tragen sich nach wenigen Monaten selbst und erhalten keine weitere Förderung. In ihnen finden 2-3 Menschen Arbeit. In unserem Fall sind das HIV-Infizierte, die sonst keinerlei Perspektiven haben. Was das für deren Familien bedeuted, brauche ich euch bestimmt nicht zu erzählen, dass wisst ihr sicher alle selber.
Eines der großen Probleme im Südlichen Afrika ist ja Fortbewegung und Transport. Wir alle kennen doch sicher die Bilder, wenn Kinder früh 20 km zur Schule laufen. Wenn sie dann abends irgendwann wieder zu Hause sind, haben sie teilweise gar keine Kraft mehr zum Lernen oder für Hausaufgaben. Wenn man drei Stunden zur Arbeitsstätte braucht, hilft das auch nicht wirklich. Und öffentliche Verkehrsmittel sind für Menschen mit geringem Einkommen verhältnismäßig teuer. Ja, auch ein Fahrrad gibt es nicht geschenkt, aber wenn man erstmal eines hat und dieses pflegt, muss man nie wieder Geld für den Transport aufwenden. Händler, Handwerker usw. können ebenfalls von einem Fahrrad profitieren, da sie ihre Waren und Werkzeuge mindestens doppelt so schnell transportieren können und dabei locker das dreifache an Gewicht transportieren.
400 Fahrräder für Karasburg klingt natürlich relativ viel, aber es soll ja die gesamte Region versorgt werden und die nächste Werkstatt befindet sich Keetmanshoop und das sind immerhin 200 Kilometer!
Vor Ort arbeiten wir wie gesagt mit der Catholic Aids Action (CAA) zusammen und auch die bestätigen den Bedarf!
Es geht uns nicht darum, einzelnen zu helfen, sondern insgesamt eine wirtschaftliche und nachhaltige Entwicklung zu fördern. In Afrika gibt es derzeit keine eigenständige Fahrradindustrie und das Material, dass aus China und Indien auf den Kontinent kommt ist vergleichsweise minderwertig und nicht für einen langjährigen Einsatz geeignet. Bei guter Pflege hält ein gebrauchtes europäisches Rad noch locker 10 oder 15 Jahre. Wir geben sie ja auch nicht kostenlos weg, da wir ja den Anreiz schaffen wollen, dass die Menschen langfristig die Räder schätzen. Bei Geschenken wäre das sicher nicht so der Fall.
Ihr könnte ja beim nächsten Namibia-Besuch mal eine der Werkstätten besuchen und euch selbst von ihrem Nutzen überzeugen. Bei einer Kontaktaufnahme bin ich gern behilflich.
Freue mich auf weitere Kommentare!
Felix