THEMA: Mit Bus, Matatu und Liemba durch Ostafrika
27 Aug 2014 20:11 #351591
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Nach Uganda

Am nächsten Morgen sitzen wir in einem Matatu Richtung Cyanika, der Grenzstadt zu Uganda. Die Fahrt dauert etwa eineinhalb Stunden. Unterwegs haben wir immer wieder schöne Ausblicke auf die Vulkane, die sich noch teilweise in Wolken und Nebel eingehüllt, im frühen Morgenlicht zeigen.


Plastiktüten sind in Ruanda unerwünscht

Cyanika ist ein kleines Kaff mit ein paar Geschäften und Wechselstuben. Auf den ungeteerten Seitenstraßen haben sich große, schlammige Pfützen gebildet, in denen, eher ungewöhnlich für Ruanda, Plastikflaschen und allerlei Müll schwimmt. Bei einem Moneychanger tausche ich unsere überzähligen Ruanda Francs in Uganda Schillinge, während meine Freundin in einem der Shops ein paar Süßigkeiten ersteht, um, wie sie sagt, den Tag besser überstehen zu können.


Cyanika


Cyanika-Kids


Ruanda-Uganda Border

Und wieder mal gehen wir zu Fuß über die Grenze. Auf ugandischer Seite müssen wir uns zuerst bei einem Polizeiposten präsentieren. Drei Uniformträger sitzen hinter einem wackeligen Schreibtisch. Der erste checkt unsere Pässe, der zweite fragt uns, wo wir herkommen, wo wir hinwollen, warum wir durch diese Gegend reisen, welche Berufe wir haben, in welcher Beziehung wir zueinander stehen und noch andere für ugandische Bürokraten wissenswerte Dinge.

Wir beantworten geduldig alle Fragen und nachdem der dritte die gewonnenen Informationen handschriftlich in eine Liste eingetragen hat, bekommen wir Zettelchen mit Nummern drauf, die wir zusammen mit unseren Pässen bei der Immigration in einem anderen Gebäude abgeben sollen. Dort wird mein Visum gegen eine Gebühr von 50 USD in den Pass geklebt, während meiner Freundin der Einreisestempel gratis eingestempelt wird. Die gesamten Grenzformalitäten sind in einer halben Stunde erledigt, alle sind sehr freundlich und relaxed und so heißt es schon bald: „Welcome to Uganda“.



Und dann stehen wir wieder an der Straße. Kein Bus oder Minibus ist zu sehen. Überhaupt scheint es, abgesehen von ein paar LKWs die einsam am Straßenrand stehen, keinen motorisierten Verkehr zu geben. Zu allem Überfluss fängt es wieder zu regnen an. Ein paar Motorradfahrer, die uns schon seit dem ruandischen Grenzposten beharrlich gefolgt sind, wollen uns nach Kisoro, der nächstgelegenen Stadt, fahren. Direkt von der Grenze gibt es keinen Bus, meinen sie.

Da es immer stärker regnet habe ich überhaupt keine Lust auf ein Motorrad zu steigen. Wir laufen ein Stück die Straße lang, während uns die Motorradfahrer beharrlich in der Hoffnung folgen, doch noch ein Business zu machen. Als ich genauso beharrlich ablehne, meint einer der Männer schließlich, er könne uns ein Taxi besorgen, das würde uns für 20000 UGX nach Kisoro fahren. Er eilt davon und kommt kurz darauf mit einem PKW wieder. Wir steigen ein, froh endlich von der Grenze weg zu kommen und froh im Trockenen zu sitzen.

In Kisoro vermittelt uns der Fahrer an ein Sammeltaxi weiter, das nach Kabale fährt (15000 UGX/Person). Dazu ruft er per Handy irgendwo an und kurze Zeit später kommt uns das Sammeltaxi entgegen. Als wir einsteigen sitzt lediglich eine Uganderin vorne auf dem Beifahrersitz. Wir machen es uns auf den Rücksitzen gemütlich und ich freue mich auf eine bequeme Fahrt.

Doch der Fahrer kreuzt noch eine Weile in Kisoro herum um weitere Fahrgäste aufzulesen. Schließlich sind wir acht Personen in dem PKW, fünf auf der Rückbank, drei auf den Vordersitzen. Trotzdem hält der Fahrer immer wieder und versucht weitere Passagiere zu gewinnen. Glücklicherweise sind auch die Ugander der Ansicht, dass das Fahrzeug voll ist und als keiner mehr zusteigen will, geht’s endlich los Richtung Kabale. Unterwegs gibt es noch eine kleine Zwangspause, als einer der Reifen platzt. Der Schaden ist schnell behoben und wir erreichen leicht gequetscht, aber ansonsten wohlbehalten gegen 15 Uhr 30 Kabale.

Lake Bunyonyi
„Der Bunyonyi-See liegt sieben Kilometer von der Stadt Kabale entfernt, im Distrikt Kabale im Südwesten Ugandas. Er ist 25 Kilometer lang, sieben Kilometer breit und bedeckt eine Fläche von 6100 Hektar. Der See liegt 1950 Meter über dem Meeresspiegel und ist von Hügeln umgeben, welche von 2200 bis 2478 Meter reichen und stark kultiviert sind.“ (aus Wikipedia)

Der Bunyonyi-See ist landschaftlich sehr schön gelegen. Das Wasser hat Badequalität und ist frei von Bilharziose und Krokodilen. Viele Reisende bezeichnen den See als ein „Must-See“ in Uganda. Im mittleren Teil befinden sich 29 Inseln und auf einer davon wollen wir zwei oder drei Tage kampieren.


Lake Bunyoni in Uganda

Das Byoona Amagara Project ist nach eigenen Angaben eine „Not-for-Profit Organization“ deren Einnahmen zu 100% in lokale Projekte der Bildung und Alphabetisierung, der ökologischen Landwirtschaft, der einheimischen Forstwirtschaft und der Förderung des Kulturaustausches fließen. Das Zentrum der Anlage bildet ein Restaurant auf einem Hügel mit schönem Blick auf den See. Über die Insel verteilt befinden sich Unterkünfte unterschiedlicher Preisklassen. Man kann Geodoms, Cabins oder Cottages mieten. Für Backpacker und Low Budget Traveller gibt es Dormitories und Gelände zum kampieren.

Byoona Amagara Project

Bevor wir uns Richtung See aufmachen, brauchen wir ugandisches Geld und etwas zu essen. Seit wir heute Morgen Ruanda verlassen haben, gab es lediglich ein paar süße Kekse zu knabbern. Meine Freundin kommt damit ganz gut klar, ich als verwöhnter Mitteleuropäer brauche mindestens einmal am Tag etwas anständiges zu beißen. Ein Geldautomat an der Hauptstraße spuckt brav ugandische Schillinge aus und ein paar Meter weiter finden wir ein Restaurant in dem wir uns erst mal zum lunchen niederlassen.

Ich frage einen der Restaurantangestellten wie wir am besten zum Lake Bunyonyi kommen. Das ist kein Problem, der Mann besorgt uns ein Taxi, welches uns die sieben Kilometer zum Seeufer fährt. Dort finden wir ein kleines Büro des Byoona Amagara Projects. Man muss sich in dem Büro anmelden und kann dann mit einem Boot zur Insel übersetzen. Wahlweise mit einem Kanu (kostenlos), oder, wenn es schneller gehen soll, mit einem Motorboot (7 USD/Person).

Mit einem Einbaum den Lake Bunyonyi befahren, das hört sich romantisch an und macht sicher auch mehr Spaß. Wir bekommen Paddel in die Hände gedrückt und schon bald gleitet das Kanu fast geräuschlos über die glatte Wasseroberfläche.

Hinten im Kanu sitzt der Bootsmann, der die Richtung angibt und die meiste Paddelarbeit verrichtet, in der Mitte meine Freundin und vorne ich. Für uns, das merken wir bald, ist die ungewohnte Paddelei ganz schön anstrengend. Ich muss immer wieder kurze Päuschen einlegen, während der Bootsmann das Kanu gleichmäßig und ohne sichtbare Anstrengung in Bewegung hält.


Lake Bunyoni in Uganda

Der Lake Bunyonyi ist von steilen, terrassierten Berghängen umgeben. Auf den zahlreichen kleineren und größeren Inseln wachsen Bananenstauden und Eukalyptusbäume, vereinzelt sehe ich landwirtschaftlich genutzte Flächen. Insgesamt scheinen aber nicht viele Menschen auf den Inseln zu wohnen.

Die Fahrt dauert gut eine Stunde. Wir steuern durch ein Gewirr von Inselchen, Buchten und Halbinseln. Manchmal kreuzten Seebewohner in ihren Einbäumen unseren Weg und winken oder rufen uns etwas zu. Endlich kommt unsere Insel in Sicht und als wir näher kommen erkenne ich einen kleinen Anlegesteg und das Schild des Byoona Amagara Projects.


Lake Bunyoni in Uganda


Lake Bunyoni in Uganda


Anlegestelle des Byoona Amagara Island Retreat


Vom Restaurant aus hat man einen schönen Blick über den See


Zelten am Lake Bunyonyi

Es wird schon dunkel und ein kalter Nieselregen hat eingesetzt, als wir unser Zelt aufbauen. Wir müssen uns beeilen, wollen wir noch trocken in den Schlafsack kommen. Jetzt erst sehe ich, dass das Überzelt im Bereich des Einganges während der Reise gelitten hat. Einige Verklebungen der Nähte und das Fenster haben sich gelöst. Es sieht aus, als wäre der Schaden durch Hitzeeinwirkung entstanden. Auf einer der Busfahrten in Tansania hat mein Packsack mit dem Zelt neben dem Fahrer auf der Abdeckung des Motors gelegen und ich vermute, dass die Hitze den Schaden verursacht hat.

Ein Gewitter zieht auf. In der Nacht schüttet es aus allen Kübeln. Ich wache mehrmals auf weil ich fürchte, dass das Zelt nicht mehr dichthält. Die Temperaturen in unseren dünnen Schlafsäcken sind sowieso schon an der Fröstelgrenze und eindringende Nässe ist so ziemlich das Letzte was wir jetzt brauchen. Tatsächlich spritzt etwas Wasser durch das kaputte Fenster, aber das lässt sich notdürftig mit einer Plastiktüte abdichten. Gottseidank bleibt der Zeltboden trocken und während das ugandische Unwetter über uns tobt verbringen wir eine halbwegs angenehme Nacht.

Die Speisekarte im Byoona Amagara ist eine echte Überraschung. Alleine die Chapati-Variationen lassen mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. Wenn ich recht erinnere gab es sogar welche mit Schokofüllung. B)

Den folgenden Tag verbringen wir mit essen, spazieren gehen, baden, lesen, die zahlreichen Vögel beobachten. Meine Freundin schreibt Reisetagebuch, während ich vor allem nichts tue. Ein schöner Ort um Ruhe, Natur und Abgeschiedenheit zu genießen.

Gerne wären wir noch einen oder zwei Tage geblieben, aber gegen Abend beginnt es wieder zu regnen und zusätzlich fegt ein kalter Wind über den Lake Bunyonyi. Bevor wir uns in die Schlafsäcke verkriechen ziehen wir alles an, was wir an wärmender Kleidung dabei haben. Trotzdem wird es nicht richtig warm in den dünnen Schlafsäcken.

Am nächsten Morgen erwartet uns ein bleigrauer Himmel und leichter Nieselregen. Nach dem Frühstück sieht es nicht viel besser aus und so beschließen wir weiter zu ziehen. An der Rezeption bestellen wir ein Kanu für die Rückfahrt. Das soll in etwa einer Stunde kommen.

Wieder dauert die Fahrt über den See etwa eine Stunde. Es regnet nicht mehr und da wir zu dritt paddeln kommen wir ganz gut voran. Der Bootsmann erzählt ein bisschen von dem Leben der Seebewohner. Die meisten sind Bauern und leben in einfachen Häusern rund um den See. Das Kanu ist für alle normales Fortbewegungsmittel, schon die Kinder benutzen es um in die Schule zu kommen. Natürlich erzählt er auch die Geschichte von Punishment Island, einer kleinen unbewohnten Insel, auf der früher ‚in Schande geratene‘ unverheiratete, schwangere Frauen ausgesetzt und ihrem Schicksaal überlassen wurden. Manche starben, oder ertranken beim Versuch an Land zu schwimmen, wenn sie Glück hatten, holte sie ein Mann, der zu arm war um einen regulären Brautpreis zu bezahlen und heiratete sie. Sozusagen gratis... ;)

Als wir uns der Anlegestelle nähern, sehen wir dutzende Kanus am Ufer liegen. Es ist Markttag und viel Bewohner des Sees sind gekommen um sich mit Waren einzudecken.


Markt Lake Bunyonyi


Lake Bunyonyi

Die Leute vom Byoona Amagara helfen uns noch ein Fahrzeug Richtung Kabale zu finden. Ein Matatu oder Sammeltaxi lässt sich nicht auftreiben, dafür zwei Boda Boda (Motorradtaxis).

Die Fahrt bis Kabale ist der Hammer. Die Erdstraße ist durch den Regen aufgeweicht. Rötliche Schlammpfützen wechseln sich mit knietiefen Schlaglöchern und Spurrillen ab. Die beiden Motorradfahrer wollen offenbar einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen und rasen wie die Irren die schlüpfrige, steile Straße entlang. Zeitweise fliegt das Motorrad mehr durch die Luft, als dass es Bodenkontakt hätte. Ich habe alle Mühe mich mit dem Packsack hinten auf dem Moto zu halten und befürchte jeden Moment, dass das Motorrad den Gesetzen der Schwerkraft folgend auf der rutschigen Oberfläche wegrutschen könnte. Ich klopfe dem Fahrer immer wieder auf die Schulter und sage: „Slow please“ „Dont hurry, we have enough time“ woraufhin er einen Moment die Geschwindigkeit reduziert, mich verständnislos anschaut und dann gleich wieder mit Vollgas durchstartet.

So beschreibt meine Freundin die Fahrt:

The ride with those two motorcycles was the worst motor ride ever!!! Even the one we had when going to Lake Ruhondo was much better. The rough road made the speeding motorcycles even worse and scary. By the time we reached Kabale, my face and my white Pullover were all covered with mud and splashing dirty road water. GU Ko had to keep reminding the guy riding him to reduce the speeding. The one riding me was literally flying. I was scared I could fall off the Motorcycle. It reached a point where he realized that he had gone so far and had to wait for his friend riding Gu Ko. When he saw his friend’s motorcycle coming, he drove off once again with full speed. Overtaking other Motorcycles on the slippery rough road made me feel like I was going to die. He never wanted other motorcyclists to pass him. It was like he was competing with them all. These guys were riding like crazy not considering the bad condition of the road and the pedestrians. In addition the ride was very uncomfortable we were being thrown up and down as we rode because of full speed. I was very glad when we finally reached Kabale

In Kabale erwischen wir einen Bus Richtung Masaka. Unser nächstes Ziel sind die Ssese Islands im Viktoria See. Nicht weit von Masaka gibt es eine Fähre nach Bugala-Island, der größten und Hauptinsel der Ssese-Inseln. Ein bisschen habe ich die Hoffnung, dass wir das heute noch schaffen könnten, allerdings fährt die letzte Fähre um 18 Uhr und das wird auf jeden Fall knapp.

Ich kopiere mal wieder aus dem Tagebuch meiner Freundin, man muss ja nicht alles doppelt schreiben ;)

The ride to Masaka was not a smooth one. The Gateway bus that we boarded was old, loud, dirty, very slow and made many stops along the way. The road was rough halfway through the journey. Every time the bus made a stop, hawkers selling insects, onions and other foodstuff rushed into the bus. They pushed their way in, all trying to sell before the bus started. We bought some chapattis which were fresh and tasted so good. At one stop many hawkers selling onions jam-packed the bus, the whole bus smelled of onions. I almost fell sick from the onion smell. We later came to learn that those insects that were being sold in the bus were grasshoppers. I wondered where all those insects came from, since they were being sold in large amounts at every stop. Each seller fried the insects and sold them in transparent plastic bags

Der Bus, dessen Fernziel Kampala ist, hält nicht direkt in Masaka. Wir müssen an einer Umgehungsstraße in einem heruntergekommen und schmutzig wirkenden Ort unweit Masakas aussteigen. Sofort werden wir von Boda Bodas umringt und belabert. Nach einigen Verhandlungen über Fahrtziel und Fahrpreis besteigen wir mitsamt unserem Gepäck ein Motorrad und lassen uns Richtung Zentrum bringen. Drei Personen und zwei Gepäckstücke auf einem Motorrad, in Uganda ist das nicht ungewöhnlich. Manchmal sieht man sogar vier oder fünf Personen auf einem Boda Boda.

Für die Fähre ist es allerdings zu spät und so lassen wir uns zu einem kleinen Hotel im Zentrum Masakas bringen. Für 30000 Uganda Schillinge bekommt man im Buudu Hotel ein einfaches Zimmer mit Dusche und TV.

Masaka ist ein quirliger, geschäftiger Ort, aber ohne jeden Charme. Wir spazieren abends noch ein bisschen durch die Straßen, schauen in die kleinen Shops, die den üblichen Ramsch anbieten, Kleider, Elektronik und gelegentlich Lebensmittel. Wir besorgen uns ein paar Samosas zum Abendessen und gehen bald schlafen.
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Ssese Islands

„Um zur Bukakata-Ferry auf die Ssese Islands zu kommen, müsst ihr zuerst mit dem Taxi zu einem Ort namens Nyendo fahren, von dort gibt es Minibusse oder Sammeltaxis zur Fähre.“ Diese Info bekommen wir am nächsten Morgen von einer Hotelangestellten, als wir uns auf den Weg machen.

Nyendo ist derselbe Ort, in dem wir gestern mit dem Bus vom Lake Bunyonyi ankamen. Auch heute wirkt er heruntergekommen und chaotisch. Zunächst stehen wir in dem Chaos aus Menschen und Fahrzeugen ein bisschen verloren herum, es gibt zwar jede Menge Busse und Matatus, aber die fahren alle entweder Richtung Kampala oder in die Richtung aus der wir gestern gekommen sind.

Wir fragen Leute auf der Straße und in den umliegenden Shops nach der Bukakata Ferry, aber sie starren uns nur verständnislos an. Schließlich scheint eine Lady zu verstehen was wir wollen und deutet eine Straße hinunter. Wir laufen los, froh aus dem Gedränge und Gehupe herauszukommen. Obwohl die Straßen in der Mitte geteert sind, liegen an den unbefestigten Rändern jede Menge Schutt und Abfall herum.

Plötzlich riecht es verlockend gut, mir läuft sofort das Wasser im Munde zusammen. An einem Stand werden frische Chapati zubereitet. Mal ehrlich, gibt es ein köstlicheres Frühstück als frisch gebackene, knusprige Chapati?


Chapati in Nyendo - Uganda

Ein paar Meter weiter an einer kleinen Tankstelle steht ein alter PKW. Der Fahrer winkt uns schon von weitem zu und als wir näher kommen, fragt er, ob wir nach Kalangala auf Ssese Island wollen. Natürlich wollen wir. Es ist ein Sammeltaxi und ein paar Leute sitzen schon drin. Der Preis bis Kalangala Town ist 10 000 UGX pro Person.

Heute lernen wir, dass ein ugandisches Taxi erst mit neun Personen voll ist. Auf der Rückbank sitzen wir zu fünft, die zwei vorderen Sitze teilen sich vier Personen. Zusätzlich ist der Kofferraum mit zahlreichen Gepäckstücken vollgestopft. Immer wieder erstaunlich, was in so einen ‚normalen‘ PKW alles reinpasst.

Vor der Fähre steht schon eine Autoschlange. Ein Pickup ist mit weißen Säcken beladen. Während wir auf die Fähre warten sehe ich, wie ein Vogel ein Loch in den obersten Sack pickt, etwas grünes herauszieht und verspeist. In den Säcken befinden sich Grashüpfer.

Auf der Busfahrt nach Masaka habe ich fliegende Händler gesehen, die frittierte Grashüpfer verkaufen. Sie werden oft in kleinen Tüten aus Zeitungspapier oder in Plastikbeutel verpackt, als Snack angeboten. Auch wenn die Tierchen ernährungsphysiologisch wertvoll sein sollen, konnte ich mich noch nicht zu einem Testessen überwinden.


Fähre zu den Ssese Islands - Uganda


Fähre zu den Ssese Islands - Uganda

Auf der Fähre unterhalten wir uns ein bisschen mit einem Inder und seiner ugandischen Freundin. Sie kommen aus Kampala und wollen das Wochenende auf den Ssese inseln verbringen. Sie sind in einem geräumigen SUV unterwegs und haben dasselbe Ziel wie wir, Kalangala Beach.

Ihr Angebot mit ihnen zu fahren nehmen wir gerne an. Im Vergleich zu dem Sammeltaxi ist die Fahrt von nun an der reinste Luxus. Perfekt gefedert schaukelt der SUV über die Unebenheiten der Schotterpiste während wir in bequemen Sitzpolstern entspannt den Klängen aus dem mp3 Player lauschen.


Ssese Islands - Uganda


Ssese Islands - Uganda

Fast bedauere ich es, als die Fahrt nach etwa eineinhalb Stunden im Pearl Garden Beach Hotel in der Lutoboka Bay endet. Die schöne Anlage liegt direkt am Seeufer und bietet Unterkünfte in verschiedenen Preiskategorien.

Die Rezeptionistin drückt mir eine Preisliste in die Hand. Man kann Suites, Cottages, Guesthouses oder Furnished Tents mieten. Auf der Liste steht aber nirgends, wieviel es kostet das eigene Zelt aufzuschlagen. Ich erkläre der jungen Frau, dass wir ein eigenes Zelt dabei haben und frage sie wieviel das kampieren kostet. Statt einen Preis zu nennen fragt sie mich, was ich denn bereit wäre zu bezahlen. Ich überlege kurz und antworte: 10000 UGX pro Person? Sie sagt sie müsse erst den Manager fragen. Der Manager findet den Preis ok und somit ist das geklärt. Sie wollen sogar jemand schicken, der das Zelt für uns aufbaut, aber ich winke ab, das machen wir lieber selber.


Zelten auf den Ssese Islands - Uganda

Kurze Zeit später haben wir uns unter einem schattigen Baum nur wenige Meter vom Ufer des Victoriasees entfernt eingerichtet. Das Gelände endet in einem schönen Sandstrand und auch das Wasser sieht recht verlockend aus. Wasser, Strand, Sonne - jetzt wäre ein erfrischendes Bad angesagt, wenn, tja wenn der Victoriasee bilharziosefrei wäre. Manche Ugander scheint die Infektionsgefahr nicht zu stören, ich sehe sogar Eltern mit ihren kleinen Kindern in den Wellen plantschen. Oder bin ich, der Europäer, übervorsichtig?

Aber auch ohne Badespaß ist der Ort wunderschön. Wir bleiben zwei Tage, gehen spazieren, beobachten die zahlreichen Vögel, wandern durch Palmenwäldchen, entdecken einsame Buchten und Strände und lassen uns mit frischem Fisch aus dem See kulinarisch verwöhnen.


Ssese Islands - Uganda


Boda Boda - Ssese Islands - Uganda


Ssese Islands - Uganda


Ssese Islands - Uganda


Boda Boda - Ssese Islands - Uganda


Boda Boda - Ssese Islands - Uganda


Boda Boda - Ssese Islands - Uganda


Boda Boda - Ssese Islands - Uganda


Ssese Islands - Uganda

Bei einem Grashüpferhändler erstehe ich ein Tütchen goldgelber Hüpfer. Etwas befremdlich sehen sie schon aus mit ihren schwarzen Glotzaugen und den langen Fühlern und Antennen. Aber irgendwie erinnern sie auch an Shrimps und diese Vorstellung erleichtert es mir meine Abscheu zu überwinden, als ich meinen ersten Grasshopper verspeise. Ich kann nicht behaupten, dass er wirklich gut geschmeckt hätte aber er ist auch nicht übel.


Grasshopper Snack - Uganda

Abends sitzen wir am Strand, und wenn die untergehende Sonne den Victoria See in goldenes Licht taucht, kommt ein bisschen Karibikfeeling auf. Lediglich die Stechfliegen nerven, aber das gehört wohl auch zum Karibikfeeling.


Ssese Islands - Uganda

Man kann von der Lutoboka Bay mit einer direkten Fähre nach Entebbe übersetzen. Das ist doppelt praktisch, einerseits weil wir nicht dieselbe Strecke nach Masaka zurück müssen und dabei mindestens einen Tag verlieren und andererseits weil die Fähre nur ein paar Meter von unserem Zeltplatz entfernt ablegt. Jeden Nachmittag kommt sie von Entebbe, spuckt eine Ladung Menschen und Fahrzeuge aus, ankert über Nacht in der Lutoboka Bay und fährt am nächsten Morgen zurück Richtung Entebbe/Kampala.


M.V. Kalangala - Fähre nach Entebbe

Am frühen Morgen des zweiten Tages packen wir unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg zur Fähre. In der Nähe des Anlegeplatzes gibt es ein paar Hütten, Minishops, winzige Restaurants und Verkaufsstände. In einem werden frische Chapati Rolex zubereitet. Rolex ist wohl die Kurzform für „Rolled Eggs“. Rühreier werden auf einer heißen Platte gebraten und anschließend in ein Chapati eingerollt. Sehr lecker.

Nach drei Chapati Rolex fühle ich mich gestärkt und wir gehen Richtung Fähre. Tickets gibt es in einem kleinen Häuschen vor einer Absperrung. Dann wieder Gepäckkontrolle und wir dürfen auf die MV Kalangala. Das Schiff füllt sich rasch mit Menschen und Fahrzeugen. Die PKWs werden so eng aneinander gestellt, dass sie sich beinahe berühren. Kaum zu glauben, dass das ohne Kratzer abgeht.


Fähre nach Entebbe

Die Ssese Islands verblassen allmählich im Morgendunst. Während die MV Kalangala Richtung Entebbe tuckert, drängen sich die Passagiere im Aufenthaltsraum. Aber irgendwie bekommt jeder einen Sitzplatz und schon bald verfolgen alle gebannt die Videoclips auf dem großen Flachbildmonitor.
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Kampala

Etwa dreieinhalb Stunden benötigt die MV Kalangala für ihre Fahrt über den Viktoriasee nach Entebbe. Unweit des Piers warten dort Matatus um die Ankömmlinge in die umliegenden Orte und nach Kampala zu fahren.


MV Kalangala - Viktoria See

Je näher wir der Innenstadt Kampalas kommen, umso zähflüssiger wird das Fortkommen. Unweit des Zentrums kollabiert der Verkehrsfluss schließlich gänzlich. Der Fahrer gibt mit einer resignierten Handbewegung zu verstehen, dass die Fahrt beendet ist. Alle steigen aus. Es geht nur noch zu Fuß oder per Motorrad weiter.


Kampala Zentrum

Zwei Boda-Boda bringen uns zu dem etwas außerhalb liegenden Kampala Backpackers Hostel & Campsite. Auf den Straßen haben sich Matatus, Busse und PKWs zu einer lärmenden und stinkenden Masse verkeilt, durch die sich die Boda-Bodas in gewagten Schlangenlinien hindurch manövrieren. Ich muss ständig aufpassen, nicht mit meinen Knien oder Armen irgendwo hängenzubleiben. Verkehrsregeln haben hier längst aufgehört zu existieren.

Das vom Reise-Know-How Reiseführer hochgelobte Kampala Backpackers Hostel & Campsite ist eine ziemliche Enttäuschung. Die Zimmer sind schäbig, das Gelände wirkt ungepflegt, lieblos. Der Campground macht wenig Lust das Zelt aufzustellen. Investiert wurde offensichtlich nur in die Bar im Eingangsbereich, die, was Größe und Ausstattung anbelangt, locker in einen teuren Nachtklub passen würde.

Wir buchen eines der schäbigen Doppelzimmer für 55000 UGX. Die Einrichtung ist minimal, Bett mit Moskitonetz, ein hässlicher Plastiktisch mit Coca Cola Aufschrift, zwei Stühle und statt eines Papierkorbes steht ein siffiger Karton in der Ecke. Duschen und Toiletten sind in einem Extragebäude und werden gemeinsam genutzt. Als ich in der Rezeption nach einem Handtuch frage, sagt man mir: „Towels we only provide in the self contained rooms.“

Später fahren wir mit einem Matatu zurück ins Zentrum Kampalas, um in der GPO Fahrkarten für den Postbus nach Mbale zu kaufen. Unser nächstes Ziel sind die Sipi-Falls in Ost-Uganda am Rande des Mt. Elgon National Parks. In einem kleinen, mit Papieren und Aktenmappen vollgestopften Büro auf der Rückseite der GPO, treffen wir auf einen ugandischen Postbeamten. Während er sich leise schmatzend ein fettiges Reisgericht einverleibt, warten wir auf zwei Holzstühlchen sitzend, bis er fertig ist. Dann bekommen wir zwei Tickets für den morgigen Bus.


Kampala - Sipi

Es ist noch dunkel, als uns früh am nächsten Morgen ein Matatu ins Zentrum Kampalas bringt, mitten ins Chaos des zentralen Matatustandes (Old Taxi Stand). Schon um diese Zeit ist hier die Hölle los. Menschenströme bahnen sich ihren Weg zwischen rangierenden Fahrzeugen, schimpfenden Fahrern und heulenden Motoren hindurch. Zweifelhaft aussehende Gestalten labern mich im Vorbeigehen an. Die von gelblichen Scheinwerfern beleuchtete Szenerie hat etwas Apokalyptisches und ich bin froh, als wir ein Boda Boda finden, das uns zur GPO bringt. Ich verspüre kein Verlangen mich mit dem Gepäck durch dieses morgendliche Gewimmel von Menschen und Fahrzeugen zu kämpfen.


Uganda Post Bus

Die roten Postbusse stehen abfahrbereit auf einem Parkplatz hinter dem GPO Gebäude. Es dauert aber noch eine Weile, bis Menschen und Postsäcke verstaut sind. Ziemlich pünktlich gegen 7 Uhr fahren wir Richtung Mbale ab. Die Fahrt ist ganz angenehm, wenn auch nicht besonders schnell, da der Bus in jedem kleinen Kaff am Postoffice hält um Postsäcke zu verladen. Das dauert jedes Mal seine Zeit und so dehnt sich die die 230 km lange Stecke auf fast 6 Stunden Fahrtzeit.

In Mbale finden wir zwar schnell ein Matatu nach Sipi, bis alle Plätze besetzt sind, vergehen allerdings noch ein oder zwei Stunden. Manchmal dauert es ewig, bis der letzte Sitz im Matatu verkauft ist und dann heißt es warten.


Mbale – Sipi Express ;)

In Sipi-Dorf (ca.1800 m), einer ärmlich aussehenden Ansammlung von Häusern und kleinen Geschäften, sind wir die einzigen die aussteigen. Es regnet leicht und ein kalter Wind zwingt mich eine Regenjacke anzuziehen. Trotzdem muss ich erst mal das atemberaubende Panorama in mich aufnehmen. Ist schon die Fahrt hinauf in die Mount-Elgon-Berge beeindruckend, so ist das Panorama hier oben geradezu spektakulär. Steile Abhänge und fast senkrechte Felswände stürzen etwa 800 m hinunter in eine von Wolken, Dunst- und Nebelschwaden eingehüllte Ebene.

Im 'The Crow's Nest Rest Camp' kann man einfache Bungalows mieten, oder auf einem terrassierten Berghang zelten. Da es zu nass und kalt zum campen ist, mieten wir uns eine Cottage. Vom Camp hat man einen schönen Blick auf die Sipi-Falls. Ein Lob an die Küche, das Abendessen war eine der besten Mahlzeiten, die ich in Uganda bekam, alle Speisen frisch zubereitet und liebevoll gekocht. Als in der Nacht Regenschauer und Windböen durch die Berge ziehen, sind wir froh ein festes Dach über unseren Köpfen zu haben.

www.easytravel.co.tz/the-crows-nest.html


The Crow's Nest Rest Camp


Der Sipihauptwasserfall

Zum Glück ist die Regenzeit am nächsten Morgen erst mal vorbei. Eine warme Morgensonne lacht uns freundlich ins Gesicht und lässt gutes Wasserfall-Sightseeing-Wetter erwarten.

Bevor wir zu den Sipi-Falls aufbrechen ziehen wir zur Moses Campsite um. Die liegt etwa 500 m vom Crow's Nest Rest Camp entfernt, direkt an einem Felsabbruch. Man hat von dort den absolut hammermäßigsten Blick in die Ebene und auch zu dem Hauptwasserfall. An diesem Ort muss ich einfach unser Zelt aufstellen.

mosescampsitesipi.wix.com/home


Moses Campsite liegt direkt an einem steilen Felsabbruch


Als wir unser Zelt unter einem Bäumchen aufbauen werden wir von einer Affenschar neugierig beobachtet.


Alles Sipi in Sipi ;)
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26 Okt 2014 20:32 #359066
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Etwas später starten wir zu den Wasserfällen. Die Wanderung dauert etwa 3-4 Stunden, je nachdem wie viele Pausen man einlegt. Es ist kein Fehler, einen lokalen Guide dabei zu haben, man würde sich sonst bestimmt ein paar Mal verlaufen.

Wir beginnen bei dem obersten Wasserfall und steigen dann über einen weiteren Fall zum Hauptwasserfall hinab. Die teils schmalen und steinigen Pfade sind vom Regen schlüpfrig, aber bis auf den letzten Abstieg ganz gut begehbar.

Die Landschaft ist wunderschön, die Natur üppig und exotisch. Dschungelartige Vegetation wechselt mit Bananen und Kaffeeplantagen. Kinder begleiten uns ein Stück, verkaufen Passionsfrüchte und zeigen uns kleine Chamäleons.


Hier wird Kaffee gewaschen


Begegnungen unterwegs


Rüchwärtsblickendes ugandisches Chamäleon

Um zum Hauptwasserfall zu kommen müssen wir einen ziemlich steilen Hang absteigen. Genaugenommen geht es fast senkrecht nach unten. Auf diesem Abschnitt sollte man halbwegs schwindelfrei sein und vor allen nach Regentagen sind feste Schuhe mit griffiger Sohle nicht falsch. Unser Guide und die Kids die uns begleiten hüpfen die steilen Wege zwar in Sandalen und Badeslipper hinab, aber die sind hier aufgewachsen, machen das jeden Tag, sind mindestens so trittsicher wie Bergziegen.

Der schlüpfrige Pfad windet sich serpentinenartig nach unten und endet an einer grob gezimmerten Holzleiter. Hier heißt es gut festhalten und senkrecht absteigen. Unten angekommen ist es trotz Wanderstock kaum möglich weiterzulaufen, der schmale Pfad ist so rutschig, dass wir uns wie auf Glatteis bewegen.

Doch irgendwann haben wir es geschafft. Nicht zuletzt mit Hilfe der einheimischen Kids, die uns an den schwierigsten Stellen tatkräftig unterstützt und wahrscheinlich vor dem einen oder anderen Schlammbad gerettet haben. Glücklich und tropfnass stehen wir im Wasserdunst des Hauptwasserfalls, der mit lautem Getöse nur wenige Meter entfernt in ein Felsenbecken stürzt.


Sipi Falls


Sipi Falls


Sipi Falls


Sipi Falls

Die Tour hat es in sich, ist aber jeden Schweißtropfen wert. Nicht nur die in die üppige Vegetation eingebetteten Wasserfälle sind reizvoll, auch die abwechslungsreiche Landschaft mit den tollen Ausblicken begeistert. Nach der Hektik des chaotischen und lauten Kampalas wirkt die Ruhe und Gelassenheit der Mount Elgon Bergregion fast paradiesisch.


Moses Campsite

Abends im Moses Camp sitzen wir zusammen mit zwei Volontärinnen, den einzigen anderen Camp-Gästen, an einem Lagerfeuer direkt am Rande des Felsabbruchs. Ein bleicher Vollmond beleuchtet die Ebene tief unter uns. Die Frauen erzählen von ihrer Arbeit in Uganda, wir von unserer Reise quer durch Ostafrika. Wir sind uns alle darüber einig, dass Uganda zu den schönsten Ländern Ostafrikas gehört und dass Ugander gastfreundliche und hilfsbereite Menschen sind. Man spürt, dass der Massentourismus hier noch nicht seine negativen Spuren hinterlassen hat. Ugander nehmen ihre Touristen (noch) als Menschen wahr und nicht nur als schnellabzufertigende Massenware.

Sipi – Webuye

Nach einem letzten Frühstück mit grandioser Aussicht packen wir am nächsten Morgen wieder mal unsere Sachen und machen uns auf den Weg Richtung Kenia. Wenn möglich wollen wir heute bis Webuye kommen. Die netten Angestellten der Moses Campsite begleiten uns zur Hauptstraße und helfen uns ein Fahrzeug nach Mbale zu finden. Von Mbale fahren wir mit einem Minibus weiter bis zum Grenzort Malaba und von dort gehen wir zu Fuß über die Grenze nach Kenia. Dabei wird mir plötzlich bewusst, dass wir jede Grenze in Afrika zu Fuß überqueren mussten.

An der ugandisch/kenianischen Grenzstation geht es lebhaft zu, Menschen, PKW’s und LKW’s bilden lange Schlangen und warten auf Abfertigung. Wir stellen uns erst in die Schlange für den Ausreisestempel, und danach, ein paar hundert Meter weiter, in die Schlange für den Einreisestempel. Da wir in Sambia die EAC (East African Comunity) verlassen haben, ist mein kenianisches Visum nicht mehr gültig. Die schwache Hoffnung, dass der kenianische Zöllner das sambische Visum in meinem vollgeklebten und vollgestempelten Pass übersieht, verfliegt sofort, als ich sehe, dass dieser sich seelenruhig durch meinen Pass blättert, alle Visa und Stempel ausgiebig betrachtet, bis er endlich fündig wird. Auf mein sambisches Visum deutend meint er fast bedauernd, ich müsse leider ein neues kenianisches Visum kaufen.

Hinter der Grenzstation steigen wir in ein Matatu nach Bungoma und dort in ein weiteres nach Webuye. Diese Art des Reisens, ich nenne es mal ‚Matatu-Hopping‘, funktioniert erstaunlich gut. Immer wenn wir irgendwo ankommen, steht schon ein abfahrbereites Matatu zum nächsten Zielort bereit.

Webuye, unser heutiges Ziel, liegt am Nairobi-Eldoret-Malaba Highway und ist Durchgangsort für den Verkehr von und nach Uganda. Früher hieß Webuye einmal Broderick Falls, benannt nach dem ersten Mzungu, der die nahegelegenen Nabuyole Falls besuchte. Zwischen 1970 und 2009 erlebte Webuye durch die die Pan African Paper Mills einen bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung, gleichzeitig sorgte die Papierfabrik auch für massive Umweltschäden. In jener Zeit muss die Luft von stinkenden Abgasen gesättigt gewesen sein. Seitdem die Paper Mills vor fünf Jahren geschlossen wurden, leidet die Stadt unter einem gewissen Bevölkerungsschwund und wohl auch steigender Kriminalität, dafür ist die Luftqualität besser geworden.


‚Gartenzaun‘ in Webuye

In erster Linie besuchen wir Webuye weil es der Heimatort meiner Freundin ist. Wir werden ein oder zwei Tage zum Familienbesuch bleiben, bevor wir nach Mombasa zurückfahren.

Eine lokale Attraktion sind die schon erwähnten Nabuyole Falls, auch Webuye Falls genannt. Nicht weit von der Stadt entfernt brodeln und schäumen die Gewässer des River Nzoia eindrucksvoll über mehrere Stufen durch ein felsiges Flussbett hinab. Beeindruckend ist nicht die Höhe der Fälle, sondern vielmehr die Wucht, mit der sich das braune, schäumende Wasser seinen Weg bahnt. Touristisch sind die Wasserfälle kaum erschlossen, in Reiseführern werden sie, wenn überhaupt, allenfalls in einem kurzen Nebensatz erwähnt.


Webuye-Falls



Webuye – Mombasa – Tiwi Beach

Weihnachten ist nicht mehr fern und die letzten Tage des Jahres wollen wir unter Palmen an einem der südlichen Strände von Mombasa verbringen. Es gibt zwei oder drei Unternehmen, die Direktbusse von Webuye nach Mombasa unterhalten. Die beste Gesellschaft ist Modern Coast, aber die sind für die nächsten Tage bereits ausgebucht. Weihnachtszeit ist Reisezeit. Im Büro der Tahmeed Buslinie bekommen wir die zwei letzten Tickets. Abfahrt ist 16 Uhr.

Nach einer langen und ziemlich unbequemen Nacht erreichen wir gegen 8 Uhr morgens Mombasa. Wir fahren erstmal nach Mishomoroni um ein paar Stunden in der Wohnung meiner Freundin zu schlafen.

Schlafen ist nicht ganz einfach, Mishomoroni vibriert um diese Tageszeit. Radios, Fernseher, Busse, Matatus und Tuk Tuks, Generatoren und das Geschrei der Straßenhändler vereinigen sich zu dieser unvergleichlichen Geräuschkulisse einer afrikanischen Großstadt.

Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen.

Tiwi Beach

23.12.2013. Ein Tag vor Heiligabend. Heute beginnt der letzte Abschnitt unserer Reise. Tiwi Beach liegt ca. 25 km südlich von Mombasa, nicht weit entfernt vom bekannten Diani Beach. Im Gegensatz zu dem Rummel in Diani geht es in Tiwi ziemlich ruhig zu.


Die Likoni Fähre…


…verbindet


…Mombasa mit der Southcoast

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann man Tiwi von Mombasas Zentrum in etwa 1,5 Stunden erreichen. Mit dem Matatu (oder Tuk Tuk) lässt man sich zur Autofähre bringen, die permanent zwischen Mombasa und Likoni pendelt. In Likoni nimmt man ein Matatu Richtung Ukunda (Diani). Nach knapp einer halben Stunde Fahrt (ca 18 km) lässt man sich an der Abzweigung zu Tiwi-Beach absetzen. Von dort führt eine sehr holperige Straße in zwei bis drei km zur Twiga Lodge. Dieses Stück legt man am besten mit einem der Motorrad-Taxis zurück, die (meistens) an der Kreuzung auf Kundschaft lauern. Eine gewisse Vorsicht ist geboten, die Gegend gilt als unsicher, man hört immer wieder Geschichten von Überfällen.

Tiwi ist vor allem geiler Strand, Palmen und relaxen. Zwischen den Palmen stehen ein paar dezente Hotels und Privathäuser. Es gibt keinen Supermarkt, keine Bars, keine Shoppingmeile und genau deshalb gefällt mir der Ort.

Twiga Lodge and Campsite

Die Twiga Lodge vermietet Zimmer und Bungalows und betreibt eine Campsite direkt am Beach. Es gibt auch ein Restaurant mit einer Bar. Viel Luxus darf man nicht erwarten, dafür ist der Platz traumhaft gelegen und man kann sein Zelt (oder Truck) unter Palmen direkt am Strand stellen.


Campen in Tiwi


Campen in Tiwi


24.12.2013 Weihnachten - Da wir alle brav waren bringt uns der Tiwi-Weihnachtsmann eine Kokosnuss ;)

Wir sind nicht die einzigen, die das Ende des Jahres 2013 in Tiwi verbringen möchten. Der Campingplatz ist mit Zelten und Wohnmobilen gut bestückt. Für unser kleines Zeltchen ist es aber kein Problem einen schönen Platz zu finden. Wir bauen es in vorderster Reihe unter einer Kokospalme auf. Die Wellen des indischen Ozeans rollen nur wenige Meter vom Zelteingang entfernt gegen den feinkörnigen, weißen Sand, über unseren Köpfen streicht eine leichte Brise durch die Palmwedel….

...was braucht man mehr für einen perfekten Jahresausklang?

ENDE :)
Letzte Änderung: 04 Feb 2018 18:16 von Gu-ko.
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  • Gu-ko am 27 Aug 2014 20:11
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Noch eine gute Nachricht zur Liemba: :)
Die Liemba fährt wieder
Veröffentlicht am 1. Oktober 2014 von LIEMBA

Die Nachricht, die wir eben von Daniel Rumenyela erhalten haben, ist sehr kurz, hat es aber in sich. Wir wollen sie daher auch sofort mit euch teilen:

MV LIEMBA on its routine today.
liemba.wordpress.com...liemba-fahrt-wieder/

Die Liemba lag zwischen Juni und Oktober 2014 zur Reparatur im Hafen von Kigoma. Zunächst war es ungewiss, ob sie überhaupt noch einmal ihre Fahrt über den Tanganjikasee aufnehmen wird.
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