Hallo Christian,
nur wenige Sätze zur Politik.
travelNAMIBIA schrieb:
Die Grundsteine für das Gute oder Schlechte wurden in den 4-6 Jahren davor gelegt.
Du hast recht, dass diese Regierung einen Berg an Schulden und struktureller Probleme von der Vorgängerregierung geerbt und schlechte Startbedingungen hatte. Sie hat aber auch in 3 Jahren nicht eines der strukturellen Probleme ernsthaft adressiert. Einen halbherzigen Sparkurs fährt die Regierung gezwungenermaßen, weil sie sonst schon morgen einen Zahlungsausfall bei internationalen Kreditgebern anmelden müßte. Nur spart sie an den falschen Stellen. Da wo es heute nicht weh tut, sich in der Zukunft aber umso bitterer rächt - wie im Bildungsbereich.
travelNAMIBIA schrieb:
Andere Aspekte sind eine deutliche Steigerung des Devisenvermögens des Staates etc.
Das stimmt nicht. Der Staat hat sich auf Kredit Fremdwährung besorgt. Dadurch sind temporär die Fremdwährungsreserven gestiegen. Dem stehen entsprechende Schulden plus erhebliche Zinslasten in Fremdwährung gegenüber. Netto steht ein Verlust. Diese Fremdwährungsreserven schmelzen auch bereits wieder ab. In einiger Zeit ist die nächste Fremdwährungsinfusion auf Kredit nötig, weil das strukturelle Problem dahinter (Außenhandelsdefizit in Verbindung mit weicher Eigenwährung) noch nicht gelöst ist.
Zurück zum eigentlichen Thema: Aus dem Umstand, daß diese Regierung sich nur durchwurschteln und keine strukturellen Probleme lösen will, können Ticketbesitzer vielleicht noch etwas Hoffnung für Air Namibia ziehen. Aktuell lehnt die Regierung es kategorisch ab, sich mit dem nötigen Bailout von Air Namibia überhaupt zu befassen. Es sollen dazu mindestens die Bilanzen vorliegen, was frühestens im Juni der Fall sein soll. Bis dahin wird Air Namibia ohne Geldspritze nicht überleben. Wenn der Staat jetzt die Lichter bei Air Namibia ausgehen läßt, dann muß er aber 3-4 Milliarden N$ zahlen, denn er bürgt u.a. für die Leasing-Kontrakte. Will der Staat auch alle Touristen auszahlen, die noch ein bezahltes Air-Namibia-Ticket für zukünftige Flüge haben, dann kommt eine weitere Milliarde hinzu. Am Ende wird es immer teurer für den Staat bzw. seine Steuerzahler, wenn er die Beerdigung von Air Namibia nun wieder nach hinten verschiebt, denn in der Zwischenzeit verbrennt Air Namibia immer noch mehr Steuergeld. Aber kurzfristig wäre es für den Staat billiger, Air Namibia mit einer Finanzspritze von 500 Mio. N$ am Leben zu halten. Ein noch mögliches Szenario wäre deshalb, daß der Staat abwartet, ob Air Namibia seine A319 verpfändet bekommt. Wenn das nicht erfolgreich ist, knickt er entgegen aller Aussagen vielleicht doch ein und überweist ein paar hundert Millionen, um Air Namibia vorerst noch in der Luft zu halten.
Ich bleibe aber dabei, daß alle selbst schuld sind, die jetzt noch weiter neue Air-Namibia-Tickets buchen. Von denen sollte später niemand herumjammern, daß der Staat sie entschädigen soll. Sie buchen die Tickets jetzt im Wissen um die akute Insolvenzgefahr bei Air Namibia. Mir ist bewußt, daß das hier niemand hören will und gern darauf verwiesen wird, daß Air Namibia schon vielfach praktisch insolvent war und der Staat noch jedes Mal eingesprungen ist. Der Unterschied zu früher: In den letzten 25 Jahren war der Staat liquide. Nun steckt er selbst in einer tiefen Finanz- und Liquiditätskrise.
Viele Grüße
Ulf