Falls es noch irgendwen interessiert, habe ich mir die Studie jetzt doch mal etwas angeguckt. Die These ist ja, dass rund 700.000 km² in Afrika fälschlicherweise aufgeforstet werden - mit angeblich verheerenden Folgen.
Vorneweg: Man darf bei "Wald" nicht nur an deutschen Wald mit 15-30 Meter hohen Bäumen und einem weitgehend geschlossenem Dach aus Baumkronen denken. Es gibt von verschiedenen internationalen Organisationen verschiedene Definition für Wald. Sie haben meist gemein, dass dort wachsende Pflanzen mindestens 5m hoch werden können müssen, mit ihren Kronen je nach Definition mindestens 10-40% des Bodens abdecken müssen und es um eine zusammenhängende Fläche von mindestens 0,1-1 ha geht.
Wie kommen die 700.000 km² angeblich falscher Aufforstungsfläche in der Studie zustande? 259.264 km² "falscher" Aufforstungsfläche entfallen auf 8 Länder (Burkina Faso, Chad, Lesotho, Mali, Namibia, Niger, Senegal, The Gambia), in denen es laut Studie absolut null Wald gibt und deshalb per se gar nichts aufgeforstet werden darf. Laut allen anderen Erhebungen gibt es in diesen Ländern aber sehr wohl Wald.
In Namibia geht es in bezug auf die Studie nur um winzige Flächen, aber weil das Land vielen hier am besten bekannt ist, eignet es sich vielleicht auch am besten als Beispiel: Laut Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen gibt es in Namibia 6.639 km² Wald. Das bedeutet nur 0,8 Prozent der Fläche Namibia zählen laut FAO heute als Wald. Namibia hat 764 km² zur Aufforstung im Rahmen des AFR100-Projektes angemeldet. Das betrifft dann 0,09% der Fläche Namibias. Laut der Studie ist die FAO-Definition aber unbrauchbar und Namibia hat null Wald. Entsprechend sei es verheerend, wenn da irgendwas aufgeforstet ist.
Das ist hier ist Namibia (Foto FSC):
Das auch (Foto WWF):
Nein, ihr habt jetzt keinen Wald gesehen (Definition siehe oben). Wald gibt es laut der Studie in Namibia nicht. Ihr habt gerade 2 Bilder mit offener Savannenlandschaft gesehen.
Und wo es keinen Wald mehr gibt, darf man laut Studie nicht aufforsten.
Bezogen auf ein einzelnes Land macht der Sudan den größten Brocken aus, wo angeblich allein 143.245 km² fälschlicherweise aufgeforstet werden sollen. Laut Studie hat der Sudan zwar eine winzige Fläche Wald, weist aber fast das 50fache zur Aufforstung aus. Die UN sagt, dass 65% der Fläche vom Sudan von Desertifikation betroffen ist. Die nun zur Aufforstung vorgesehene Fläche macht 7,6% der Fläche des Sudan aus.
Und weitere 191.680 km² angeblich falscher Aufforstungsfläche entfallen laut Studie auf Wälder, die Top in Schuss sind und keinerlei Aufforstung bedürfen.
Ich bin immer noch kein Experte für das Thema und mit Sicherheit werden bei so großen Projekten, die sich aus unzähligen Teilprojekten zusammen setzen, auch Fehler gemacht, die dann zurecht kritisiert und adressiert werden. Aber die Zahlen aus der Studie und den alarmistischen Ton halte ich jetzt für völligen Schrott. Anscheinend möchte die Frau sich vor allem wichtig machen.
Grüße