marimari schrieb:
ja so manche Träume sollte man nicht so schnell aufgeben..

... das Problem ist, dass ich eigentlich schon jetzt nicht mehr fit genug bin, um einen Anhänger mit 40-50 Litern Trinkwasser auf dem Rad über Wüstenpiste zu ziehen. Und das wird sicherlich Jahr für Jahr nicht besser. Die Sicherheitslage in der Region hält mich derzeit davon ab, so etwas mit dem Rad zu machen. Also bleibt nur abwarten ...
Wie war eigentlich Guinea - Bissau?
... von Anfang bis Ende alles total schräg und abgefahren.
Es war anfangs ja gar nicht klar, ob ich von Gambia in die Casamance im südlichen Senegal fahren könnte, weil die Rebellen der MFDC seinerzeit phasenweise sehr aktiv waren. Das war dann möglich und ich bin nach Ziguinchor geradelt. Dort bin ich relativ spontan in das Konsulat von Guinea-Bissau und habe mir gegen Jahresende das 25. Visum des Jahres dort besorgt. Während des Ramadan und an einem Wochentag, an dem normalerweise sowieso geschlossen gewesen wäre. Da ich nicht drauf geachtet hatte, dass das Visum erst ab dem nächsten Tag galt, bin ich direkt los zur Grenze.
Es gab vier Baracken von Zoll, Militär, Polizei und Geheimdienst. In jeder musste ich einen Einreisestempel einholen, einmal wurde das gesamte Gepäck kontrolliert und immer der gesamt Pass von Anfang bis Ende aufmerksam durchgeblättert. Nur das eigene Visum wurde nie beachtet. Ich habe jetzt vier Einreisestempel im Pass mit einem Datum, das vor Gültigkeit des Visums liegt.

Habe ich auch selbst erst nach meiner Rückkehr gemerkt.
Ich hatte keine Landkarte und keine Infos über Guinea-Bissau, außer den Hinweisen des Auswärtigen Amtes zum Zeitpunkt meiner Abreise. Keine Bedenken ...
Nun ist Militärputsch offenbar schon Pflichtfach in der Grundschule und das passiert dort wohl alle paar Jahre mal. Es passierte auch, als ich noch in Gambia oder in der Casamance war und nichts davon mitbekam. Ich wunderte mich dann nur über die zahlreich bewaffnete Zivilbevölkerung auf dem Land und den ein oder anderen zerschossenen Panzer am Straßenrand. Ich dachte, die stammten noch vom sechs Jahr zuvor beendeten Bürgerkrieg (vielleicht war es auch so). Als ich zurück in Deutschland war, stand auf der Seite des Auswärtigen Amtes, dass man das Land wegen Unruhen meiden solle und ganz besonders Überlandfahrten und wenn nicht vermeidbar, dann nur im Konvoi. Und ich bin ahnungslos fröhlich pfeifend alleine mit dem Rad unterwegs gewesen ...
Ich bin also einfach drauflos geradelt. Die zunächst gute Straße wurde schmaler, die Markierungen verschwanden, sie wurde einspurig, ging in eine Piste über und endete an einem Fluss. Fischer im Einbaum brachten mich auf die andere Seite.
Ich bin da völlig planlos unterwegs gewesen auf Trampelpfaden und kleinen Wegen durch Busch und Wald und wusste die meiste Zeit nicht, wo ich eigentlich bin. Ich habe ausschließlich gezeltet und bei irgendwelchen Dorfchefs oder Leuten gefragt, ob ich mein Zelt neben ihrer Hütte aufstellen darf. Ich habe Wasser von den Leuten bekommen und gefiltert und wurde von den Leuten zum Essen eingeladen. Trockener Reis ohne Beilage, aber auch das ist toll, wenn man Hunger hat. So leb(t)en die Menschen dort ...
Es ist auch durchaus üblich, dass Frauen mit einem Tablett auf dem Kopf mit drei mickrigen halbreifen Tomaten und einer schrumpeligen Paprika sechs Kilometer zum nächsten Markt gelaufen sind in der Hoffnung, das zu verkaufen oder zu tauschen.
Es waren ungewöhnliche Erlebnisse dabei und ich erinnere mich noch an viele Details, aber ich kann Dir rein gar nichts zu irgendwelchen Sehenswürdigkeiten oder Nationalparks sagen. Du wirst aber ein ganz anderes Afrika als im Süden Afrikas erleben. Zumindest ging es mir als Radreisender so ...
Gruß
Wolfgang