THEMA: Unterwegs in den 1970er Jahren
07 Sep 2011 16:29 #204218
  • Gernot Eicker
  • Gernot Eickers Avatar
  • Beiträge: 68
  • Dank erhalten: 12
  • Gernot Eicker am 07 Sep 2011 16:29
  • Gernot Eickers Avatar
moin Werner,

Anfang der 70-er Jahre war ich auch das 1.Mal in Botswana. Damals war es schwierig, Autos zu mieten. schliesslich gelang es mir ein altes "Buschtaxi" und einen noch älteren Landrover in Jo'burg zu mieten. Camping-Equipment mussten wir zusammensuchen. Landkarten hatte ich nicht. Aber es war klar die Hauptrichtung war Norden. Nach 2 bis 3 eiskalten Nächten, die meistens mit Reparaturen verbracht wurden, standen wir eines Morgens am Ufer des Thamalakanes. An der Grenze hatten wir einen Flyer bekommen, in dem Stand was von einem traditionellen Rasthaus am Ufer: das Crocodile Camp. Zu der Zeit wurde gerade das Delta gegen Tsetse nachts besprüht. Nach getanere Arbeit kamen die Piloten immer noch ins Camp, und dann gings zur Sache!! Mit dem Chef der Truppe stehe ich immer noch in Kontakt (Skype macht's für lau ;-) In der Folgezeit habe ich eigene Fahrzeuge (alte Unimogs et alt.) und Camping-Utensilien nach Maun gebracht, sodass für die jedes jahr folgenden reisen in Botswana etc. alles vorhanden war (inzwischen reduziert auf 1 "Buschtaxi")
Ngami See: den kenne ich voll bis oben hin und auch völlig trocken (bin quer durchgefahren ohne 1 Pfütze! durchqueren zu müssen). Na ja, die Zeiten haben sich verändert, Spiro ist nicht mehr da, dafür "Spar" et alt.
Und Maun hat sich zur Safari-Haupstadt von Afrika entwickelt. Den Menschen dort sei es gegönnt, aber alle Afrika-Liebhaber werden vieles vermissen.
Gruss Gernot
Gruss Gernot
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Volker, carl, Elsa
08 Sep 2011 10:29 #204272
  • wernerbauer
  • wernerbauers Avatar
  • wernerbauer am 08 Sep 2011 10:29
  • wernerbauers Avatar
Hallo Gernot, sehr gut, noch ein 70er. Lebst du noch in der Region?
1976 waren wir am Lake Ngami. Die damalige Straße von Maun dürfte anders verlaufen sein als die jetzige. An den Punkt wo man an den See kam, war Wasser in beide Richtungen. Für eine Weiterfahrt nach Ghanzi hätte man den See umfahren müssen. Das dürfte ein Höchststand gewesen sein. So eine Ansammlung von Wasservögeln habe ich nie wieder irgendwo gesehen, das war phantastisch. 1977 bzw. ein Jahr später, hatte sich der See schon etwas zurückgezogen und wir haben am Weg nach Namibia bereits eine Abkürzung über den Seeboden nehmen können. 2002 haben wir, recht uninformiert, nach dem See gefragt und einige haben nicht gewusst, wovon ich rede.
Dass damals bereits gegen Tsetse gespritzt wurde, wusste ich nicht. In Moremi kamen sie jedenfalls noch in dicken Wolken.
Grüße Werner
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
08 Sep 2011 12:37 #204283
  • Gernot Eicker
  • Gernot Eickers Avatar
  • Beiträge: 68
  • Dank erhalten: 12
  • Gernot Eicker am 07 Sep 2011 16:29
  • Gernot Eickers Avatar
wernerbauer schrieb:
Hallo Gernot, sehr gut, noch ein 70er. Lebst du noch in der Region?
1976 waren wir am Lake Ngami. Die damalige Straße von Maun dürfte anders verlaufen sein als die jetzige. An den Punkt wo man an den See kam, war Wasser in beide Richtungen. Für eine Weiterfahrt nach Ghanzi hätte man den See umfahren müssen. Das dürfte ein Höchststand gewesen sein. So eine Ansammlung von Wasservögeln habe ich nie wieder irgendwo gesehen, das war phantastisch. 1977 bzw. ein Jahr später, hatte sich der See schon etwas zurückgezogen und wir haben am Weg nach Namibia bereits eine Abkürzung über den Seeboden nehmen können. 2002 haben wir, recht uninformiert, nach dem See gefragt und einige haben nicht gewusst, wovon ich rede.
Dass damals bereits gegen Tsetse gespritzt wurde, wusste ich nicht. In Moremi kamen sie jedenfalls noch in dicken Wolken.
Grüße Werner
Gruss Gernot
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
08 Sep 2011 21:33 #204338
  • lilytrotter
  • lilytrotters Avatar
  • Beiträge: 4062
  • Dank erhalten: 4521
  • lilytrotter am 08 Sep 2011 21:33
  • lilytrotters Avatar
Es ist nicht einfach, die uralten Reisezeiten wieder im Kopf lebendig werden zu lassen. Allerdings reden wir anlässlich dieser Geschichten plötzlich ziemlich viel miteinander über die alten Reisen. Aber alles, was nicht aufgeschrieben ist, ist sehr lückenhaft...


Malawis Kleider-Etiquette

Schon an der Grenze wurde jedem Reisenden klar, dass in Malawi ein strenges Regiment herrscht. Das wusste man im Prinzip schon vorher, es aber zu erleben, war schon sehr speziell.
Für den Grenzübertritt gab es eine Kleider-Etiquette: Männer hatten Hemd und lange Hosen zu tragen, Frauen adrett mit Knie-bedeckendem Rock zu erscheinen. Langhaarige freakig angelotterte Bartträger fanden bei den Grenzern keine Gnade. Die hatten ernste Probleme und mussten mitunter vor Ort „Körperpflege“ betreiben...

(Sich auf Reisen an wie auch immer geartete Kleider- oder Benimmregeln anzupassen, macht uns nie Probleme, im Gegenteil: Man schlüpft in eine interessante Rolle, um der jeweiligen Kultur Respekt zu zollen. Resonanz: Man erweist auch uns Respekt und Gastfreundschaft. So würde z.B. kein Araber, der etwas auf sich hält, eine „halbnackte“ weiße Frau und einen jungen Mann in kurzen „Unterhosen“ einladen, das ganze Dorf würde hernach über ihn herziehen...)

Also hielten wir rechtzeitig vor der Malawi-Grenze an: Rasieren, Haare kämmen (tags zuvor meinem Mann die zu langen Haare geschnitten, sie durften "nicht lose über den Kragen fallen"!) und die „Botschaftskleidung“ (unsere einzig gute Kleidung) angezogen. Zur Einreise waren wir wie aus dem Ei gepellt.
Nachdem wir aus dem Grenzgebiet heraus waren, zogen wir bei der ersten Pause wieder unsere üblichen Reiseklamotten an.

Dann, beim ersten Einkaufsgang über einen kleinen Markt zupften Frauen an meiner Hose, zischelten und zeigten mit dem Finger deutlich ihren Unwillen. (Ob es nur ihr Unwille war oder ob sie uns mehr warnen wollten, konnten wir nicht ausmachen.) Frauen war es eben nicht gestattet, in der Öffentlichkeit Hosen zu tragen - und wir hörten später, dass die Polizei tatsächlich Reisende verwarnt.
Ihre Aufforderung war jedenfalls so deutlich, dass es uns sehr unangenehm war und wir sofort zum Auto zurück gingen, um uns erneut umzuziehen. Dieses Mal musste der Khanga und die lange Jeans reichen.
In dieser Kleidung waren wir dann willkommene Kunden auf dem kleinen Markt. Alle Frauen, die uns zuvor gesehen hatten lachten zufrieden, dass wir Muzungus nun wussten, wie man sich zu benehmen hat...

Gruß lilytrotter




Nachtrag:
Hab noch Preise gefunden: Wechselkurs 1988 (Bank of Malawi): 1DM=1,36Kwacha
Schwarzmarktkurs ca. das 2fache
Mzuzu Supermarket: 2 Rollen Toilettpapier 3,60Kw – 1Pfund Butter 7,60!Kw– 1l Diesel 1,61Kw – Carsberg Bier 0,95Kw – Sprite 0,55Kw – 1/2l wässrige Milch 2Kw - 1kg erstklassiges Rumpsteak 11,50Kw
Früchten und Gemüse der Saison gabs am Straßenrand oder auf den lokalen Märkten, es kostete nur sehr wenig (1 Mango im Dez. (Mangozeit) 2 Pfg)
Camping Livingstonia Beach Hotel 4,00Kw
Luxustage sahen dann so aus:
Camping Golf Course Lilongwe 10Kw - 1h Tennisspielen (incl.Schläger) 2Kw - Swimmingpoolbenutzung: 20 Tambala :)
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 14 Sep 2011 21:07 von lilytrotter.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: carl, wernerbauer, Elsa, CuF
11 Sep 2011 11:19 #204521
  • lilytrotter
  • lilytrotters Avatar
  • Beiträge: 4062
  • Dank erhalten: 4521
  • lilytrotter am 08 Sep 2011 21:33
  • lilytrotters Avatar
Zum Folgenden gabst du neulich das Stichwort, Werner:
...Davor gab es eine Verbindung per Wasserflugzeug ab Kairo, in Tagesetappen über den Nil und die Seen bis Malawi...

In Salima gab es neben dem schönen Livingstonia Beach Hotel eine sehr beliebte Campsite am Strand unter Schattenbäumen. Ein schöner Flecken Erde. Man konnte morgens, mittags, abends wählen zwischen selber kochen, local food oder sehr guter Hotelküche. Entsprechend unserem Budget waren wir mehr nebenan, in den Buden der Locals als im Hotelrestaurant anzutreffen. Außerdem war das Fischerdorf sehr lebendig, täglich brachten die Fischer ihren Fang in den kleinen Booten nach Haus, der dann gleich an den Mann gebracht wurde oder auf die Trockengestelle.
Der Tagesablauf war gleichförmig mit Freizeit ausgefüllt. Am Strand liefen allabendlich pünktlich die Pfeifenten an der Wasserlinie entlang und versüssten uns mit ihrem fipsigen „Wiwiwi“ unseren Sundowner. Welch ein Leben!
Eines Nachmittags wurde die süße Langeweile von einem Brummen durchbrochen und ein Flugzeug schwebte heran. Es war nicht schwer zu erkennen, seine Form und die Schwimmer wiesen es als Wasserflugzeug aus. Es landete direkt vor dem Hotel und fuhr seine Gäste bis an den Strand. Gut gelaunte und gestylte Herrschaften entstiegen dem kleinen Wasserflugzeug. Man war auf Safari: Africa in 10 Days... - auf historischer Route - uns Campern klappten die Kinnladen runter. Das musste unser kleines Traveller-Hirn sich erstmal vorstellen, - wir waren auf dieser Strecke schon gut ein Jahr unterwegs: Kairo, Assuan, Wadi Halfa, Khartoum, Lake Turkana, Lake Victoria, Lake Malawi, - der nächste Stopp ihrer Route war der Lake Kariba (keine Ahnung welche Seen noch dabei waren).
Am nächsten Morgen sollte es weitergehen, doch hatte der Flieger ein kleines Problem: Der eine Riefen war platt und man bekam ihn nicht ab, weil... man keinen vernünftigen Wagenheber hatte. So kam es, dass plötzlich jemand dastand und uns fragte, ob wir vielleicht... Hatten wir. Unser hydraulischer 10t-Wagenheber brachte die nötige Hilfe. Derweil saßen die Gäste auf der kolonialen Terrasse und nippten an ihrem Drink. Nach gelungener Reparatur musste noch ein wenig gebuddelt werden, bis der Flieger wieder im Wasser war und schon konnte es losgehen.
Es war ein toller Anblick die 40 Jahre alte Maschine abfliegen zu sehen.

Gruß lilytrotter

Hab mal versucht ein Dia abzufotografieren...

Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 11 Sep 2011 11:25 von lilytrotter.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: carl, wernerbauer, Elsa, CuF
11 Sep 2011 12:31 #204530
  • wernerbauer
  • wernerbauers Avatar
  • wernerbauer am 08 Sep 2011 10:29
  • wernerbauers Avatar
Danke Lilytrotter, mit den Erzählungen kommen wieder viele Erinnerungen ins Bewusstsein. Dir und Erika Hochachtung für euer Gedächtnis, Lebensmittelpreise in Malawi 19?? und so, Respekt; so genau kann ich mich nicht mehr erinnern.
Ich bin auch der Meinung, dass man als Reisender die Etiquette fremder Länder respektieren soll, auch was einem nicht passt ist eine Reiseerfahrung, schließlich fährt man ja freiwillig hin. Die von dir erzählten Bekleidungsvorschriften in Malawi hatte Hastings Kamuzu Banda verordnet, der immer und ganz besonders im hohen Alter ein großer Spinner war. Die Bekleidungsgebräuche in SA Ende der 60er waren eine Mischung von kolonial/bürgerlicher Etiquette und bigottem Afrikaanertum, z.B: In den Innenstadtkinos in Pretoria musste Mann Sakko und Krawatte tragen, zum Wochenende kamen viele Frauen im „Langen“ ins Kino. An der Pretoria-Uni durften Frauen keine Jeans oder Hosen tragen, Jhbg war liberaler. Nach langen Debatten haben sie dann in Pretoria schließlich Hosen nur als Hosenanzüge mit Jacke erlaubt, so entstand der Merkel-Look. Im öffentlichen Schwimmbad sind wir einige Male gerüffelt worden, als wir unsere Buben nackig im Rasen krabbeln ließen.

Betr. Malongana (siehe weiter oben) habe ich nochmals back to the roots betrieben und habe eine Frage an Kenner dieser Gegend in alten Zeiten: Der Zugang zu Malongane ist heute offensichtlich genau umgekehrt zu damals. Jetzt wird über SA/Kosi Bay gefahren und die nördliche Zufahrt über Mozambique (heutige N4, Boane, Ponta do Ouro) wird als „Allradstrecke“ beschrieben, siehe www.parquedemalongan...e/en-US/Default.aspx . Diese Strecke sind wir in den 70er Jahren von Pretoria aus mit Pkw immer leicht in einem Tag gefahren. Das war eine normale „dirt road“ und außer bei/nach sehr starken Regenfällen mit PKW problemlos befahrbar. Dagegen war die Zufahrt nach Kosi Bay mit Pkw nicht zu machen und ein Grenzübertritt nach Ponta do Ouro war nicht möglich. 1974 bin ich aber auch ein Mal von Ndumo in SA kommend nach Mozambique eingereist. Die Piste führte von Ndumo ein Stück nach Osten in Richtung Kosi Bay und dann nach Norden bis zur Hauptstraße Boane nach Ponta do Ouro/Malongane. Auch diese Route war nicht Pkw-tauglich.

Laut meinem Reisepass habe ich SA in Muzi verlassen, der MOZ Einreisestempel ist unleserlich. Obwohl das damals schon eine deutliche Piste mit Grenzposten war, kann ich diese Route auf google maps nicht orten. Kennt das jemand oder gibt es das nicht mehr?
Grüße Werner
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.