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THEMA: Dokumentation "Löwendämmerung"
29 Dez 2009 09:36
#124754
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Wer´s vielleicht zum Wochenende verpasst hat - hier zum Nachsehen ...
Arte.tv Filmbeschreibung: In Afrika wächst die Bevölkerungszahl in einem rasanten Tempo. Um die Ernährung von immer mehr Menschen sicherzustellen, werden Ackerbau und Tierzucht forciert. Doch die Ausdehnung von Anbau- und Weideflächen führt immer häufiger zu Konflikten zwischen Menschen und heimischen Raubtieren. So werden einige der typisch afrikanischen Arten, wie der Löwe, systematisch gejagt. Heute gibt es auf dem gesamten afrikanischen Kontinent vermutlich nur noch 30.000 Löwen. Auch im Land der Massai in Kenia haben die immer zahlreicher werdenden Hirten die Löwen weitgehend ausgerottet. In Mbrikini, am Fuße der Chyulu Hills, wurden die Bestände durch Vergiften und traditionelle Löwenjagd dramatisch dezimiert. Hier hat sich nun eine Gruppe von Massai-Kriegern im Rahmen des wissenschaftlichen Programms "Living with Lions" zu "Lions Guardians", Löwenwächtern, zusammengeschlossen. Die Jäger der Löwen haben sich so zu Beschützern der Tiere gewandelt. Der Dokumentarfilm versucht, die Schwierigkeiten des Zusammenlebens von Mensch und Raubtier objektiv zu veranschaulichen. Dabei zeigt er auch die gesellschaftlichen Hintergründe auf, wie Umweltprobleme, Artenschutz und die Eigenheiten afrikanischer Kultur. Allerdings beschränken sich die aufgezeigten Probleme nicht auf die Region, in der dieser Film entstand, sondern sie gelten nahezu für alle Länder, in denen große Raubtiere leben. lg markus |
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29 Dez 2009 11:03
#124757
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Wer´s nicht gesehen hat, sollte sich den Film noch ansehen. Es ist sehr ernüchternd und enttäuschend und ergänzt den erst kurzlich im Forum vorgestellten Beitrag im Internet.
Wenn wir ehrlich sind, wird die Entwicklung aber kaum aufzuhalten sein, auch nicht mit den Maßnahmen, die im Film gezeigt wurden. Wir Europäer sollten aber den Afrikanern keine zu großen Vorwürfe machen, schließlich haben wir auch sämtliche Raubtiere in Deutschland ausgerottet. Und mal ehrlich: Haben Wolf, Luchs, Bär und Geier wirklich eine Zukunft in unserem dichtest besiedelten Raum? Vor allem der dürftige Genpool wird wohl die kleinen Erfolge wieder zunichte machen. Sehr traurig aber wahr. BUrschi |
20x Namibia, 6x Botswana, 6x Südafrika, 4x Simbabwe, 2x Sambia, 1x Tansania, 2x Kenia, 1x Mauritius
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29 Dez 2009 17:54
#124799
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@Burschi: Ja, der Film über die Löwen war hochinteressant, bedrückend und, wie Du richtig schreibst "ernüchternd". All das gezeigte ehrenrührige und gutgemeinte Engagement in Kenya ändert nichts an dem, was - früher oder eben manchmal später - kommt: Das auch in Afrika Großtiere ausschließlich nur noch in NPs zu sehen sind und sein werden.
Wer "The cry of the Calahari", "The eye of the elefant" aus den 1970igern bis 90igern oder "Serengeti darf nicht sterben" aus den 1950igern gelesen hat, war lange "vorgewarnt". Sicher, unter den gegebenen Umständen kann man den Menschen vor Ort keine Vorwürfe machen. Es sei denn, es handelt sich um Ritualtötungen von Löwen. Das geht m. E. gar nicht mehr. Wobei auch das Töten mittels vergifteter Köder eine schlimme Sache ist, weil es alle Tiere tötet, die davon fressen. Das gibt es aber auch bei uns, wobei durch so eine Sauerei unlängst im Süden des Kreises Düren über 100 Greifvögel getötet wurden (www.komitee.de). In Spanien ist das Auslegen von mehr als 2 Mio. (!) vergifteten Hühnereiern gegen Greifvögel und Kleinraubtiere pro Jahr übrigens landesweit verbreitet. Es geht aber auch anders. Denn, was das Überleben der großen Prädatoren in unseren Breiten angeht, muss ich Dir deutlich widersprechen: Wölfe, Bären und Luchse brauchen zwar sicher keinen dichtbesiedelten Raumk wie hier bei mir in NRW, aber eben auch keine Wildnis (Geier schonmal gar nicht), sondern Toleranz und Langmut seitens Bevölkerung, Jägern, Springer-Presse sowie relativ wenig Autoverkehr. Letzerer überfährt sie schlicht und die vielen Strassen zerschneiden unüberwindbar jahrhundertealte Wanderrouten, v.a. der Wölfe. Aber in vielen Gegenden Deutschlands kämen diese Arten sogar immer noch bestens zurecht, wenn man sie nur ließe. Das sind die größten Probleme, nicht der dichtbesiedelte Raum oder das Fehlen sogenannter "Wildnis" (was bitte soll das in Mitteleuropa sein?). Gas mit dem Genpool stimmt nur z. T., denn Wölfe wandern innerhalb kurzer Zeit bis zu 6000km und mehr nach Osten, wo sie dann auf andere Artgenossen treffen. Andersherum geht's genauso, sonst gäb's ja keine Wölfe in der Lausitz (die sind ja von alleine durch die Oder geschwommen). Übrigens ist die Toleranz der Italiener und Rumänen gegenüber Wölfen und Bären für mich bewundernswert und mustergültig. Vorkommen würden bei uns die Großraubtiere überall da, wo es Beute gibt. Und, Rehe, Wildschweine etc. gibt es in ganz Deutschland mehr als reichlich.(Bären fressen übrigens mindestens 50% vegetarische Kost.) Im Gegensatz zu den Großtieren in Afrika sieht man aber Reh, Hirsch und Wildschwein selten, weil sie durch permanenten Jagdruck zu nachtaktiven Tieren wurden. Selbst in NPs ist das so, weil Deutschland so ziemlich das einzige Land auf diesem Planeten ist, dass die Jagd sogar dort erlaubt. So ein Unfug ist mit Worten gar nicht zu fassen. Das Großräuber hier nicht klarkämen, ist ein haltloses, aber gern gesehenes "Totschlagargument", dass sich eben auch ein Großteil der Jägerschaft zunutze macht, um diese mühsam ausgerottete Konkurrenz weiterhin nicht neben sich dulden zu müssen. So muss man nämlich nicht mehr zugeben, dass ein Großteil der Jägerschaft gegen die Wiederansiedlung dieser Tierarten ist. Wozu hat man diese schließlich ausgerottet ? Die viele "Arbeit" - alles umsonst ! Unsere Politik greift diese Argumente nur allzu gern auf, denn 50% unserer Politiker gelten als Freunde der Jagd. Ferner bedarf es entsprechender Herdenschutmaßnahmen für Ziegen und Schafe, also beinahe wie in Afrika. das funtkioniert auch in Sachsen-Anhalt mit den Wölfen ganz gut. Nur, gibt es hierzulande einen entscheidenden Unterschied: Das Geld für Maßnahmen ist da und wird auch gezahlt. Gut, die im Film gezeigten Gegenden in Kenya mögen eine Ausnahme sein. Diese steht aber nach meinem Eindruck auf "tönernen Füssen", weil durch Spenden und Privatvermögen finanziert. Mittlerweile leben in der Lausitz wieder 6 Wolfrudel und in ganz Deutschland insgesamt an die 100 Wölfe. Deren Überleben hängt jedoch bzgl. der o.g. Faktoren am "seidenen Faden". Den Luchs gibt es flächendeckend wieder in der Schweiz (es gibt tolle, nächtliche Luchsfotos aus der Züricher Innenstadt...) sowie bei uns im Bayrischen Wald und im Harz. Auch in der Eifel wäre das kein Problem, scheitert aber am kompletten Unwillen, althergebrachten "Wissen" und der im wahrsten Sinne des Wortes "schlichten Intoleranz" der sogenannten Jagdelite dort. Vereinzelte Tiere finden jedoch immer wieder mal den Weg über die luxemburgische Grenze. Geier haben in Europa momentan ein ganz anderes Problem: Die neue "Kadaververordung" der EU, d.h. es dürfen keine toten Tiere mehr auf den Weiden liegengelassen werden. So sollen Seuchen verhindert werden. (Das ist für mich fast so eine gestörte Massnahme wie die vet fences in Botswana (Mann-o-Mann...). Daher kommt es seit knapp drei Jahren immer wieder zum verstärkten Einflug v.a. von südeuropäischen Gänsegeiern bis auf die Nordseeinseln und an die polnische Grenze. Die haben schlicht Hunger, weil sie auf den Weiden im Süden nun nichts mehr an Aas finden. Ergo: Auch bei uns hätten viel mehr Tierarten, die zumindest ein Synonym sog. "Wildnis" darstellen, ein Chance. Sie hätten diese auch verdient, weil bewußt fast nur (unhaltbarer) Unsinn über ihr Wesen, ihre Lebensgewohnheiten sowie ihre Ansprüche verbreitet wird. Es liegt nur an uns, endlich mal gegen die selbstsüchtige Lobby einer kleinen Gruppe (0,5% der Bevölkerung...) aufzubegehren. Aber, bis sich neue Erkenntnisse durchsetzen, muss erst eine weitere Generation aussterben (frei nach M. Planck). Grüße Dirk (schon lange ernüchtert, aber nicht resigniert) |
Letzte Änderung: 29 Dez 2009 18:47 von Matou66.
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29 Dez 2009 20:24
#124815
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Hallo Dirk,
schön, dass du dich intensiv und ausführlich mit dem Thema befasst. Ich tue das auch, bin aber nicht ganz so oprimistisch und wenn man deine Argumente liest, dann beschreibst du eigentlich all das, was gegen die Großtiere bei uns spricht. Denk doch nur mal an den Bruno! Da wandert ein Bär ein und schon ist die ganze Nation in Aufruhr. Und rasch war er ein Problembär, weil er ein paar Schafe gerissen hat und einen Bienenstock geplündert. Das mit den Wölfen in der Lausitz weiß ich natürlich auch. Aber die befinden sich in nicht allzu dicht besiedelten Gebieten. Und lass nur ein einziges Mal einen Unfall passieren, der in der entsprechenden Presse bis zum Gehtnichtmehr ausgeschlachtet wird, dann wird ihr letztes Stündlein geschlagen haben. Dann freut sich schon die Jägerschaft auf ein großes Halali. Ich freue mich auch über all die Erfolge, wenn das eine oder andere Tier sich wieder ausbreitet. Aber kaum ist es einem Tier gelungen, sich wieder anzusiedeln, schreien schon irgendwelche Geschädigten und fordern den radikalen Abschuss. Siehe Kormoran, Graureiher, Biber u.a. Leider verschwinden aber auch viele Arten völlig unspektakulär. Seit etwa 30 Jahren beobachte ich intensiv die Vogelwelt. Wir leben ziemlich auf dem Lande, aber der Artenschwund ist immens. Nachtigall, Neuntöter, Dorngrasmücke, Auerhahn, Rebhuhn und viele andere sind in den letzten Jahrzehnetn verschwunden und das nicht nur wegen der Waidmänner. Wenn dann immer wieder mal ein paar einzelne Arten sich erholen, dann ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Dass sich nicht nur einzelne ASrten verabschieden, sondern auch die Zahl der Tiere insgesamt, zeigt z.B. überdeutlich der starke Rückgang des Haussperlings, der zwar noch überall vorhanden ist, aber längst nicht mehr in der Dichte wie einst. Zurück zu Afrika: Afrika ist im Aufbruch in ein völlig neues Zeitalter. Seine Bevölkerungszahl explodiert trotz Aids. Städte breiten sich wie Krebsgeschwüre aus. Ich weiß nicht, ob du Namibia schon länger kennst, aber noch vor 15 Jahren sah es hier ganz anders aus. Wenn diese Entwicklung so andauert und sich fortsetzt wie in diesem Zeitraum, dann Gute Nacht für die Natur. Noch fahre ich jedes Jahr dorthin und freue mich z.B. wenn ich in drei Wochen 170 Vogelarten beobachten konnte, mehr als bei uns im ganzen Jahr, aber auch hier wird immer mehr dem Profit geopfert. Dass die Natur hier das wichtigste Kapital ist, haben noch lange nicht alle erkannt. Wenn ich hier manchmal im Forum lese "Auf welchen Lodgen kann ich die Big Five sehen?", dann zeigt leider auch dies, dass die Entwicklung hin zu Safariparks der Trend ist. Die Lodge ist am tollsten, wo du auch in Namibia die Hälfte der südafrikanischen Großtiere siehst, die hier nie heimisch waren. Das ist für mich ein etwas größerer Zoo. Natur im Ausstellungsformat. Ob sich die Idee der länderübergreifenden Nationalparks etabliert, da bin ich noch skeptisch. Ich glaube nicht an die Idylle eines Garten Eden in Afrika der Moderne. Die Entwicklung des Löwenbestandes (eines wichtigen Gliedes im Ökosystem!) zeigt dies überdeutlich. Und die Zeit, in der dann die Waidmänner hier regulierend zum Wohle der Tiere eingreifen müssen und entsprechende Überzeugungsarbeit leisten, ist schon angebrochen. Wir jagen zum Wohle des Naturschutzes in Afrika! Halali! Wie hat das Jahrhunderte nur ohne die europäischen Jäger funktioniert? Man könnte noch endlos weiter diskutieren, aber dazu fehlt aber leider Zeit und Raum. Freut euch trotz allem im neuen Jahr auf Afrika, ich auch! Burschi |
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30 Dez 2009 13:52
#124882
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Hallo Burschi,
vielen Dank für Deinen gestrigen, sehr fundierten Beitrag, den man (fast ) so stehenlassen kann. Ebenfalls als Orni mit einigen Jahren hinter diversen Okkularen , kann ich Deine Beobachtungen nur bestätigen. Anm. zu Bruno: Er war deshalb tatsächlich eine Art (menschengemachter) Problembär, weil er, seine Mutter Jurka und ein Geschwister von einem Hotel in Italien als Touri-Attraktion regelmäßig angefüttert wurde. Der kannte Menschen als Futterspender. Ohne Kommentar. Persönl. Anm.: Auf jeden Fall hat es mich gefreut, auf diesem Weg erneut zu lesen, dass es hier immer wieder mal Vereinzelte gibt, die sich in Sachen Naturschutz - hier wie anderswo -bedenkenswerte, sachliche und fundierte Gedanken machen. Allzu oft habe ich mich hier früher oder später ernüchtert vielen, m. E. teils unsachlich geführten Diskussionen (z. B. zur Robbenjagd in NAM) entzogen, wobei sicher niemand bei diesen Themen frei von Emotionen ist (ich auch nicht). Und, auch ich habe bis vor wenigen Jahren noch ganz viel von dem Zeugs geglaubt, das Jäger, Politiker und amtlicher Naturschutz hier wie anderswo von sich geben. Aber, wer "A" sagt, muss nicht hinterher noch "B" sagen - er kann erkennen das "A" falsch war... ! Auch ich freue mich RIESIG auf Afrika 2010, wobei ich mir ganz fest meiner erste Braune Hyäne im KTP wünsche ! Alles Gute und guten Rutsch! Dirk |
Letzte Änderung: 30 Dez 2009 13:58 von Matou66.
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30 Dez 2009 17:02
#124900
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Hallo Dirk,
danke für die Antwort. Übrigens meine ersten Braunen Hyänen habe ich in der Namib gesehen und zwar auf dem sogenannten Welwitschia Highway (D2342 zwischen Uis und der Küste). Ich freue mich immer sehr, wenn ich Tiere sehe, die andere überhaupt nicht beachten: Etoscha im letzten Jahr: Afrikanische Wildkatze und Zibetkatze in Okaukuejo Löffelhund und Honigdachs in Halali Ginsterkatze in Namutoni Viele Grüße: Burschi |
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