Ich weiß nicht, wie viele Gefolgsleute die einzelnen Herero-Gruppierungen jeweils haben. Aber wenn einige das Abkommen akzeptieren und andere es kategorisch ablehnen und sich beleidigt fühlen, dann soll die Regierung es doch so regeln, dass nur die Herero-Gruppierungen an dem Geld partizipieren, die das Abkommen akzeptieren. Die anderen können ja irgendwie für ein anderes Abkommen mit viel mehr Geld weiter kämpfen. Möglicherweise gäbe das bei einigen auch ein Umdenken? Für jeden heute lebenden Herero sind in dem Abkommen rechnerisch 90.000 N$ drin (inkl. Babys etc.). Natürlich verteilt über 30 Jahre und nicht als cash ausgezahlt. Aber trotzdem ist das angesichts der Lebensverhältnisse vor Ort ein substanzieller Betrag, der bei der Mehrheit der Familien dem Gegenwert von vielen Jahreseinkommen entsprechen dürfte.
Das Abkommen sehe ich nach wie vor kritisch und befürchte weiter, dass man damit die Büchse der Pandora öffnet. Im damaligen Deutsch-Ostafrika gab es beispielsweise zeitgleich zum Herero-Aufstand in Südwestafrika den Maji-Maji-Aufstand. Dabei kamen je nach Quelle 100.000-300.000 Menschen ums Leben - also mehr als in Südwestafrika. Zumindest von einigen Historikern wird das auch als Vernichtungskrieg eingeordnet. Man kann nicht erklären, das nach Namibia nun mehr als 1 Milliarde fließen soll und nach Tansania nichts, zumal es auch für Namibia ausdrücklich keine Reparationen für einen Genozid sind. Dann kann man auch etwaige Forderungen aus Tansania nicht damit abwehren, dass das kein Genozid war. Es wird einer nach dem anderen kommen und Forderungen stellen und Deutschland wird sich sehr schwer tun, dass mit haltbaren Begründungen abzuwehren. Unsere europäischen Nachbarn werden sich auch noch "bedanken".
Grüße, Torsten