THEMA: Namib-Wüstenritt, April 2005
12 Apr 2008 15:58 #64884
  • African Queen
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  • African Queen am 12 Apr 2008 15:58
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Es ist zwar schon eine Weile her, aber ich werde trotzdem einmal von diesem tollen Ritt berichten. Über meine Tour von 2006 habe ich das ja bereits getan und werde es im Mai diesen Jahres hoffentlich packen sofort einen zu verfassen.

Viel Spaß beim lesen und schönes Fernweh. Die Bilder zu diesem Ritt sind natürlich auch hier im Forum eingestellt.

Viele Grüße,

African Queen
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Namib-Wüstenritt, Namibia 03.04.-15.04.2005

Eine Herausforderung sollte es sein, rasant sollte es sein, eine Reitsafari sollte es sein!

Also machte ich mich am 01.04.2005, zum ersten Mal alleine, auf den Weg nach Namibia. Durch meine Eltern kam ich 1997 zum ersten Mal dort hin. Und was soll ich sagen, genau wie den Rest meiner Familie, hatte auch mich der Virus Africanum gepackt und so kehrten wir brav spätestens alle zwei Jahre wieder ,,nach Hause’’ zurück. Als ambitionierte Reiterin habe ich im laufe der letzten Jahre meine Freude an Distanz bzw. Wanderritten gefunden. Was lag also näher als diese beiden Hobbies zu verbinden. Durch Zufall stieß ich dann auf eine Anzeige von Reitsafari Horse Trails und so fing alles an…

Der Namib-Wüstenritt zählt im internationalen Vergleich zu einem der härtesten Ritte. Nicht nur konditionell, sondern auch organisatorisch eine Herausforderung für Mensch und Tier. Alle Lebensmittel, Gepäck, Futter und Wasser für meist 15 Pferde und was noch so mit muss wird auf einen LKW, Lorry genannt verstaut. Dann kann es losgehen, 400 km quer durch die älteste Wüste der Welt. Das Ziel ist Swakopmund am Atlantik. Wer diesen teil Namibias kennt, weiß wie unwirklich er ist. So mancher Tourist bekommt auf der Strecke am Kuiseb Canyon einen heiden Schrecken wenn auf einmal 15 verstaubte und vermummte Reiter ankommen.

Am Abend des 01.04.2005 machte ich mich auf den Weg nach Windhoek. Nach dem 9 stündigen Flug kam ich dann endlich an. Am Flughafen wurde ich bereits von einem Freund erwartet, der mich nach Windhoek bringen wollte und mich an unserem Treffpunkt abliefern sollte. Nach der kurzen Fahrt kamen wir dann auch pünktlich am Kalahari Sands an. Dort erwartete mich auch schon bereits der Rest der Truppe. Insgesamt waren wir zehn Gäste aus Deutschland, England, Finnland, Amerika, Südafrika und Namibia. Hinzu kamen noch unsere Rittführerin und gleichzeitig Chefin des ganzen, Waldi, und ein Mädel aus Deutschland, Saskia, die bei einem Praktikum für ein paar Monate dort ausgeholfen hat. Alles in allem also zwölf Reiter, davon ein Mann! Er hat es aber mit britischem Humor ganz gut überstanden.
Nachdem das Gepäck verladen war, machten wir uns auf den Weg zu unserem Ausgangspunkt, der Farm Hilton. Von Windhoek aus brauchten wir gute 45 Minuten dorthin. Angekommen wurden wir schon vom Rest des Teams begrüßt. Auch ein paar der Gäste waren schon da. So saßen wir dann etwas zusammen und lernten uns erst mal kennen. Müde von der teilweise recht langen Anreise, gingen alle zeitig zu Bett. Am nächsten Morgen sollte schließlich der Proberitt stattfinden.

Beim Frühstück am nächsten Morgen standen die ausgewählten Pferde bereits schon im Hof. Waldis fleißige Helfer hatten diese schon ganz früh am Morgen aus dem Busch zusammengetrieben. Die Pferde leben alle draußen im Busch, einen Stall gibt es nicht, somit sind sie auch äußerst robust, trittsicher und ausdauernd. Da jedes Pferd seinen eigenen Charakter hat und Waldi jedes ihrer ca. 80 Pferde genau kennt, bekam auch jeder das perfekt passende Pferd zugeteilt. Bereits jetzt war ich schon von Waldis Talent, Mensch und Pferd einzuschätzen begeistert. Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es dann also los.

Es sollte ein etwa einstündiger Ritt über die Farm werden, damit sich jeder an sein Pferd gewöhnen und dieses ggf. noch wechseln konnte. Ich bekam einen kleinen, aber feurigen, Arabo-Haflinger namens Askari zugeteilt mit dem ich mich sofort perfekt verstand. Somit klappte auch alles perfekt. Wie bei den anderen auch. Halt! Bis auf eine… Eine Frau aus Südafrika die sich als Bereiterin ausgegeben hatte. Sie hatte uns allen darüber berichtet wie sie zu Hause Problempferde reiten würde. Mir kam sie gleich etwas großspurig vor. Sie bekam also, ihren Angaben entsprechend, ein etwas schwierigeres, da junges, Pferd zugeteilt. Nugget ging anfangs gut am Ende der Gruppe mit, plötzlich scheute er jedoch und seine Reiterin konnte damit nicht umgehen. Wir alle schrieen ihr die Anweisung hinterher. Waldi hatte uns von Anfang an gesagt, dass dies der erste Ritt des Jahres sei und die Pferde daher vollgefressen und an den ersten Tagen etwas feuriger sind. Ihr Tipp war daher, wer sein Pferd nicht halten kann, was eigentlich bei Reitern die so eine Tour buchen nicht vorkommen sollte, es ins Flussbett zu lenken und es dort im Sand rennen zu lassen. Dort werden sie meist schnell müde, da es sehr anstrengend ist. Sie hielt sich aber nicht daran, oder konnte es nicht und raste durch den Busch. An einem Gatter bremste ihr Pferd uns sie flog runter. Als wir bei ihr ankamen war sie bewusstlos. Die sofort gerufene Rettung war nach 30 Minuten da und brachte sie nach Windhoek. Es stellte sich heraus, dass ihre Schulter gebrochen war und sie abbrechen musste. Wir alle waren ziemlich wütend, da sie uns so belogen hatte und damit auch andere in Gefahr hätte bringen können. Auch für Waldi war die gesamte Situation sehr unangenehm. Aber wir versicherten ihr, dass sie nicht anders hätte handeln können, aufgrund der Aussage der Südafrikanerin.

Am Abend wurde auf einer großen Farmkarte die Route besprochen. Die Vorfreude wuchs sekündlich. Wir bekamen außerdem unsere Segeltuchsäcke und auch gleich einen Crash-Kurs im Bettrolle wickeln. Zeitig gingen alle schlafen. Am nächsten morgen sollte gegen 8:00 Uhr der Abritt erfolgen. Doch es kam anders …

In der Nacht gingen so heftige Regengüsse runter, dass am morgen alles unter Wasser stand! Der Donner grollte die ganze Nacht. Für mich war es das erste Gewitter in Afrika und ich muss sagen es war faszinierend. Leider hatte es aber den Nachteil, dass wir nicht los konnten. Alles war bereit, das Team hatte sich mit dem LKW und dem Jeep samt Küchentrailer, bereits auf den, für sie, kurzen aber beschwerlichen Weg zur Nachbarfarm Poortsmuth gemacht. Nach zwei Stunden warten, hatte der Regen etwas nachgelassen. Wir beschlossen also endlich zu starten! Los ging es! Erst wurde aber noch ein Gruppenfoto gemacht, zum Beweis fall seiner verloren gehen sollte.

Der heutige Ritt ging eigentlich nur über Farmland von Hilton. Kurz vor unserem Ziel wechselten wir erst die Farm. Der Ritt verlief relativ ruhig. Die Pferde waren wie gesagt ziemlich flott, aber gut zu händeln. Als es um uns herum immer dunkler wurde, mussten wir unser Tempo noch mal beschleunigen. Eine Stunde vor unserem ersten Nachtcamp ging es dann richtig los. Ein richtiges Unwetter! Wir waren alle klatschnass und ich suchte, im geheimen, mich und mein Pferd nach möglichen Blitzableitern ab. Leider ist an so einem blöden Sattel ziemlich viel Metall. Aber ich habe es ungeröstet überstanden. Nass bis auf die Haut entdeckten wir dann endlich unser Ziel. Dort wartete bereits eine heiße Dusche und ein schönes Lagerfeuer auf uns. Was für ein Luxus. Auch die Zelte waren bereits aufgebaut. Leider ist Kanvas aber nur bedingt regentauglich und so wurde die erste Nacht eine ziemlich nasse.

Am nächsten morgen war ich ziemlich früh wach. Bereits in der Nacht hatte der heftige Regen aufgehört. Draußen schien bereits die Sonne. Es würde aber Stunden dauern, bis alles wieder trocken sein würde. Die Pferde standen an ihrer Picket-Line und genossen ihr Frühstück. Durch den Regen hang überall ein feiner Nebel. Unglaublich das einem so etwas in Afrika passiert. Wo, wie viele die noch nie dort waren denken, es doch so gut wie nie regnet. Pustekuchen, wir sollten eines besseren belehrt werden! Gegen 10 Uhr machten wir uns dann auf den Weg. Für heute lag der wohl anstrengendste Teil vor uns. Wir mussten ja irgendwie über die Hakos Berge kommen. Tatsächlich gibt es eine Art Pfad der direkt zwischen zwei Farmen verläuft. Dieser Pfad ist aber eigentlich nur ein recht steiler Wildwechsel. Die Farmer entdeckten diesen damals nur, weil auf wundersame weise immer wieder Vieh verschwand und beim Nachbarn auftauchte. Waldi meinte, dass in diesen Teil der Farm wohl in den letzten 20 Jahren, außer den Reitern, kein Mensch mehr hingekommen wäre. Das glaubten wir ihr auch alle! Nachdem wir die steilsten Stellen zu Fuß passiert hatten, kamen wir langsam wieder bergab. An einem Windrad machten wir Rast. Als es dann weiter ging, hielten wir uns an einen trockenen Flusslauf. Plötzlich wurde mein Pferd sehr aufmerksam. Da er dafür bekannt war alles zu sehen, wurden wir alle aufmerksamer. Hinter der nächsten Biegung sahen wir auch den Grund! Ein frischer Zebrariss. Dieser konnte erst ein paar Minuten alt sein, da das Blut noch lief und die Totenstarre noch nicht eingetreten war. Wir alle sahen uns die Schleifspur an. Scheinbar hatte der Leopard versucht seine Beute kurz vor unserem eintreffen noch beiseite zu schaffen. In anbetracht dessen, dass er noch ganz in der Nähe sein musste, wurde uns allen etwas mulmig. Beim weiter reiten hatten alle die Berge rund um uns gut im Auge.

Am abendlichen Lagerfeuer hatten wir dann schon einige Eindrücke zu bequatschen. Da unsere Zelte noch nass waren, beschlossen wir alle die Nacht im freien zu verbringen. Der Regen hatte aufgehört und gegen die Kälte hatten wir alle einen Schlafsack samt Decke und darüber noch einen Segeltuchsack. Unter dem Kreuz des Südens schlief ich dann ein und beschloss für mich, während des Rittes ganz auf ein Zelt zu verzichten. Ich sollte nicht die einzige sein, denn im Laufe der nächsten Tage kamen Nachts immer mehr dazu, bis dann alle von uns Gästen auf ihrer Pritsche unter den Sternen schliefen. Wegen wilder Tiere machte ich mir keine Gedanken. Bis in einer Nacht … Dazu aber später.

Der nächste Tag versprach, im Gegensatz zum Vortag, eine Erholung zu werden. Die Reitstrecke war nur kurz, ca. 2-3 Stunden. Somit blieb Zeit um uns die alte Goldgräbermiene auf der Farm anzuschauen. Nach einiger Überwindung stieg ich dann auch tapfer mit in die Mine ein. Als erstes kamen uns ein paar Fledermäuse entgegen. Ein paar ganz tapfere versuchten sogar eine zu ,,pflücken’’. Bei dem Gedanken, dass vor nicht allzu vielen Jahren hier unten Menschen ihren Lebensunterhalt verdient haben, sehe ich doch die Vorteile meines Bürojobs. Auf jeden Fall war es sehr interessant. Vor allem da Waldi ein wirklich großes geologisches Wissen besitzt und wir ihr deshalb ständig Löcher in den Bauch fragten. Am frühen Vormittag machten wir uns dann wieder auf den Weg. Es lag wie gesagt nur eine kurze, aber leider sehr eintönige Strecke vor uns. Die meiste Zeit sind wir entlang der Straße die zum Gamsbergpaß führt entlang geritten. Einzig ein Liebestoller Eselhengst hat für kurzzeitige Ablenkung gesorgt. Nachdem er dann aber merkte, dass uns Pferde nur Wallache sind, wurde die Sache dann doch etwas brenzlig, da sein Gehabe sofort in Aggression umgeschlagen ist. Aber das war noch nicht das Highlight! Das sollte erst ganz am Schluss kommen.

Nach etlichen Kilometern bogen wir auf die Farm Rooisand ab. Dort gibt es, wie der Name schon sagt, viele rote Sanddünen. Über diese sind wir zum Abschluss in einem wahnsinnig schnellen Galopp gefegt, sodass der Hintermann eine Sandschliffpolitur erhalten hat! Wahnsinn, genau dafür wollte ich mit dem Pferd durch die Wüste. Am nächsten Tag sollten wir dann am Wüstenrand angelangen und es lagen noch weitere rasante Jagdgalopps vor uns …

Der nächste Tag würde sehr heiß werden. Wir näherten uns immer mehr dem Namib-Rand. Ab diesem Tag verbrachten wir die Mittagsstunden irgendwo im Schatten. Da die Versorgungsfahrzeuge für Schatten sorgten wenn keiner da war, konnte man nach dem reichlichen Mittagessen eine kleine Siesta halten. Erst am späten Vormittag machten wir uns wieder auf den Weg. Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir dann in unserem Camp an.

Unser Nachtcamp auf der letzten Farm vor der Wüste verließen wir am nächsten Morgen sehr zeitig. Unser erstes Ziel war der Kuiseb-Canyon. Leider war es in dieser Gegend nicht möglich querfeldein zu reiten, daher mussten wir etliche Kilometer neben der Straße reiten. Ich kann gar nicht mehr zählen auf wie vielen Bildern wir nun sind. Die Touris waren wohl alle nicht auf den Anblick von Reitern in so einer Gegend vorbereitet und knipsten drauf los wie die wilden. Als uns dann auch noch ein Reisebus erspähte und Anstalten machte zu halten um die Menge raus zu lassen, gaben wir Gas! Mit leichter Verspätung kamen wir an unserem Mittagscamp mitten im Canyon an. Das Lager war bereits aufgebaut und die Steaks brutzelten schon auf dem Grill. Wir nutzen die Zeit noch für ein kurzes Bad im Kuiseb. Auch die Pferde freuten sich über die willkommene Abkühlung. Von einem früheren Aufenthalt in diesem Canyon wusste ich schon, dass sich dort rund um die Picknickplätze immer viele Hyänen und Paviane rumtreiben. Genau aus diesem Grund wurde unser Lager, natürlich mit Sondergenehmigung, in einer kleinen Seitenschlucht aufgebaut. Darüber war ich wirklich froh, denn ich hatte vom letzten Mal noch schlechte Erinnerungen an diese lästigen Biester! Zum Glück fing Waldi erst abends an uns ihre Hyänen-Gruselgeschichten zu erzählen. So konnte ich den Rest des Tages noch genießen.

Unser Nachtcamp wurde mitten in Aruvlei aufgebaut. Ich war schon auf die Gesichter von Besuchern gespannt, wenn sie unseren wilden Haufen entdecken würden. Aber es kam keiner, mag wohl daran liegen, dass kein Wasser im Vlei war. Am abendlichen Lagerfeuer bekamen wir dann die erwarteten Stories zu hören. Beim letzten Ritt folgte den Reitern eine einzelne Hyäne den ganzen Weg vom Kuiseb bis nach Aruvlei (immerhin 3 Stunden Ritt). Sie versuchten ständig sie zu verscheuchen, was nicht gelangt. Abends mussten sich die armen Crew-Mitglieder mit Taschenlampen und Spaten auf Hyänenabwehr begeben. Die Nacht verlief wohl mehr oder weniger ruhig, die Gäste dachten, dass das Vieh weg sei, wohl daher! Als jedoch der erste am Morgen aufwachte und beim aufsetzen mit dem Kopf an einen Stuhl knallte, sich umsah und bemerkte das alle anderen auch mit einen Stuhl über ihrem Feldbett geschlafen hatten, wurden wohl alle etwas stutzig. Die Erklärung war ganz einfach, Hyänen beißen als erstes ins Gesicht, daher der Stuhl über dem Kopf der schlafenden! Na toll, jetzt freute ich mich schon auf das schlafen im freien (ironisch gemeint). Wir hörten eine einzelne Hyäne den ganzen Abend lachen. Ich hatte zwar schon den Verdacht, dass es sich um jemanden aus der Crew, wenn nicht sogar Waldi selbst, handelte der uns erschrecken wollte, doch am nächsten Morgen hatte ich das gleiche Stuhlproblem!

Fortsetzung folgt …
Mehr über meine Reittouren in Namibia unter:

www.trailreiten.beepworld.de
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12 Apr 2008 17:48 #64887
  • Bazi
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  • Bazi am 12 Apr 2008 17:48
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Spannend und schön. Freu mich schon auf die Fortsetzung.
Gisela
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20 Mai 2008 11:46 #68092
  • yakira
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  • yakira am 20 Mai 2008 11:46
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Deine Erzählung ist spitze, bin gespannt wie es weitergeht

:)
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