THEMA: Spätnachmittag in Ruacana
06 Nov 2007 23:11 #52315
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  • Gforce am 06 Nov 2007 23:11
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B)

In Ruacana hat sich seit meinem letzten Besuch nicht viel verändert. Neu sind eine Stromversorgungsanlage am Ortseingang, sowie eine Tankstelle direkt daneben. Zu dieser Tankstelle gehört ein moderner Supermarkt, in dem es, für diese weitentfernte Ortschaft, erstaunliche Dinge gibt. Zum Beispiel den weltberühmten, dreieckigen Schokoriegel aus der Schweiz.
:P
Die einzige feste Unterkunft am Ort ist das für jeden offene NamPower-Guesthouse. Es strahlt den soliden Charme eines Stromlieferanten aus. Solide, für die Ewigkeit gebaut, südafrikanische Architektur der sechziger Jahre. Die Zimmer sind einfach, aber sauber. Mit Dusche, zwei Betten, einem kleinen Kühlschrank, Tisch und Stühlen. Das Design der Betten ist dem der Hängematte abgeschaut. Tief ausgelegene Matratzen verhindern unbeabsichtigtes Herausfallen, sind allerdings eine Folter für den Rücken.
:woohoo:
Die anheimelnde Atmosphäre des Gästehauses setzt sich mit dem Hinweisschild am „Restaurant“ fort. Wie in den staatlichen Restcamps sind auch hier die knappen Zeiten genannt, in denen man Mahlzeiten einnehmen kann, denen jeglicher Hauch von kulinarischer Güte fremd ist. Fragen nach dem Speiseplan sind nicht notwendig: es wird gegessen, was auf den Tisch kommt! Abends gibt es UFO´s (Unbekannte Fleisch Objekte). Morgens begrüßt der Kellner den nichtafrikaanssprechenden Gast mit einem knappen „So?“. Übersetzt heißt das ungefähr „Was, sehr geehrter Herr, darf es denn heute sein? Vielleicht Spiegeleier, oder Rühreier, gar ein kleines Omelett?“ Brilliant!
:silly:
An Getränken bietet das Restaurant Tee, oder Kaffee, sowie Fruchtsyrup zum Verdünnen an. Erst zu knapp späterer Zeit kann man in dem auf dem gleichen Gelände gelegenen Ruacana Recreational Club Getränke aller Art konsumieren. :blush:
Die Erleuchtung, um was für eine Art von Gästehaus es sich hier handelt, kommt in Form eines Schlüsselanhängers daher. Auf dem steht in Großbuchstaben: SWAWEK SINGLE QUARTERS RUACANA. Seit dem Bau im Jahre 1974 ist der Hauch des Fortschritts am Gästehaus vorbeigeweht. Schade eigentlich.
Der einzige Platz am Ort, wo es etwas weniger konservativ zugeht, ist der Kamatie-Bottlestore, in dem es auch eine kleine Bar gibt. Hier treffen sich nach Feierabend hauptsächlich die Angestellten von NamPower (dem größten Arbeitgeber am Ort) zum Sundowner. Dann kommt Leben in den Bottle Store. Was diese Menschen alles zu erzählen haben, dabei passiert doch hier eigentlich nichts. Doch das hindert keinen, mit größter Hingabe mitzureden. Aber mit größter Freude wird „neues Blut“ in der Runde begrüßt. Dem Fremden kann man all´ die alten Geschichte erzählen, die die Kumpels vor Ort schon lang e kennen. Aber nur der Schnellste der Ruacaner, der Bürgermeister (in Personalunion auch Angestellter von NamPower), mit der Sprechgeschwindigkeit eines Maschinengewehrs, ergriff seine Chance, mit dem Neuankömmling einen Plausch zu führen. Seit 18 Jahren lebt er nun schon hier (seine Frau betreibt das Stromgasthaus!), aber seine sprühende Lebensfreude hat er sich erhalten. Und Geschichten kann er erzählen! Gäbe es dafür einen Preis, so müsste er die große Auszeichnung des hohen Nordens bekommen.
In diese friedlich-freundlich-freche Männerrunde platzt urplötzlich eine alleinreisende deutsche Feministin hinein. In der unnachahmlichen Art dieser Geschöpfe, reißt sie sofort das Geschehen an sich. Die Manne erstarren ob diese unerhörten Vorfalls. Keiner wagt dem hereinbrechendem Schicksalsschlag entgegenzutreten. Mit ausgefeilt schwerem denglischen Dialekt wird die betretene Runde erheblicher Delikte beschuldigt. Die Höhe der namibischen Mietwagenpreise sei eine Frechheit. Sie, die emanzipierte Alleinreisende, hat ein ungutes Gefühl, an dem geplanten Campingplatz (Hippopools) die Nacht zu verbringen. Da seien „so zwei Typen“, die ihr überhaupt nicht behagen – und ihr Gefühl hat sie noch nie betrogen. Es möge jetzt aber ja keiner auf die Idee kommen, ihr eine Unterkunft im Ort anzubieten. Sie ist nämlich nicht dazu bereit, die völlig überhöhten Preise in Ruacana (?) im Speziellen, sowie in Namibia überhaupt (!) zu akzeptieren. Sie schläft nämlich im Bakkie, hintendrauf! Völlig unakzeptabel sei jeder Vorschlag, ihre Nacht entfernt vom Fluss zu verbringen. Deswegen ist sie ja schließlich hier. Und woanders Campen darf man sowieso nicht (?)! Und überhaupt, diese Männer haben ja von nichts eine Ahnung und keiner sei bereit, ihr zu helfen. Sprach´s und raste aus der kleine Bar zu ihrem (überteuerten!) Bakkie, warf den Motor an und zeterte noch minutenlang aus der geöffneten Tür herüber. Dann stob sie davon. Nachdem sich die Staubwolke gelegt hatte, kehrte die Beschaulichkeit zurück.
Nach einem kleinen Schluck des Besinnens erzählet ich den Männern von dieser Sorte Frauen in Europa, die so lange an ihren Kerlen herumerzogen haben, bis sich diese zu sockenstrickenden, Latzhosentragenden Sitzpinklern mutiert waren (den eigentlich keine Frau mehr haben wollte). Nach einem Augenblick des Nachdenkens setzte brüllendes Gelächter ein.
Es war ein netter kleiner Ort, um in Ruhe seien Drink zu genießen.

;)
ae
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07 Nov 2007 13:05 #52346
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  • Cyberferkel am 07 Nov 2007 13:05
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So sehe ich das auch. Namibia ist völlig überteuert. Mich sehen diese Abzocker in ihren den abgewohnten und z.T. völlig desolaten Lodges nie mehr wieder. Einzig allein einige Gästefarmen sind vom Preis-Leistung Verhältnis halbwegs akzeptabel. Auch die Unsitte knallhart die Kreditkarten zu belasten wenn man umbucht oder storniert gibt es nirgens sonst. Man sollte vor Namibia Reisen abbraten bis sich die Verhältnisse dort wieder einigermaßen normalisiert haben.
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07 Nov 2007 13:14 #52347
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  • Gforce am 06 Nov 2007 23:11
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Hallo Cyberferkel,

warum fährst du dann immer noch nach Namibia? Nach deiner Reaktion ist das eigentlich nicht zu verstehen :blush: .

LG
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07 Nov 2007 13:27 #52350
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  • Armin am 07 Nov 2007 13:27
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Hallo \"Cyberferkel\",

ich mache dir wenig Hoffnung, dass sich die Preise in Namibia \"wieder einigermaßen normalisieren\", wie du es ausdrückst. Es wird langfristig genügend Menschen geben, denen die neuen Preise vollkommen \"normal\" vorkommen, nur werden das nicht unbedingt Mitteleuropäer sein. Das sind Tatsachen, denen man ins Auge sehen muss, ob man will oder nicht.

Gruß
Armin
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07 Nov 2007 13:40 #52356
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  • Pascalinah am 07 Nov 2007 13:40
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Ich glaube, so richtig teuer wird es (erst), wenn die reichen Russen Namibia entdecken (siehe Kitzbühl...)
LG
Pascalinah
Nimm dich vor Leuten in Acht, die damit angeben, wer sie sind.
Ein Löwe wird dir nie sagen müssen, dass er ein Löwe ist.
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07 Nov 2007 14:16 #52358
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  • Cyberferkel am 07 Nov 2007 13:05
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Die reichen Russen lieben Luxus und Unterhaltung. Beides ist in Namibia kaum zu kriegen.....
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