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THEMA: Sossusvleilodge auf Englisch
31 Dez 2006 17:28 #28058
  • Riedfrosch
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  • Riedfrosch am 31 Dez 2006 17:28
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Besuch des Sossusvlei und Deadvlei war auf unserer Namibiatour 2006 geplant, im Forum erhielt ich den Tipp, in der nah gelegenen Sossusvleilodge zu übernachten, da diese direkt am Eingangstor zum Sossusvlei liege.
Ich erkundigte mich nach Lage und Preis (huch), verguckte mich dabei dann in ein Häuschen der Lodge, das als Honeymoonsuite, ganz außen und hinten auf dem Gelände lag. Das wollte ich haben. Irgendwie aber hatte ich das Gefühl, dem Umstand einer Honeymoonsuite gerecht werden zu müssen, also mailte ich der Lodge, dass ich eben diese Suite haben möchte, da ich gerade mit meinem Mann die Silberhochzeit feiere, was auch wirklich wahr war, allerdings haben wir im Januar geheiratet und sind erst im Juli in Nam gewesen, aber das konnte ich denen ja nicht schreiben! Ich blieb also etwas diffus in der Datenangabe, was mir durchaus gelungen ist. Dann aber kam ein Meilenstein, der die ganze Sache ins Rollen brachte:
1. Ist mein Englischunterricht lange her und
2. kamen Worte wie Silberhochzeit nie im Unterricht vor! (Da soll sich mein Englischlehrer mal schämen! Ich plädiere für Englisch, das man auch wirklich braucht!)
Da mein Lexikon soo weit von mir entfernt verstaubt im Regal stand und ich selbstbewusst dachte, das kannste ohne Hilfe, habe ich einfach wörtlich übersetzt: silver wedding.
Ich weiß, alle Menschen, die Englisch beherrschen, bekommen nun nicht nur akute Bauchkrämpfe, sondern auch noch Zahnschmerzen und Durchfall – ES TUT MIR LEID!
Aufgrund meiner „tollen“ englischsprachigen Mail, bekam ich auch direkt die Zusage zur Honeymoonsuite *freu*.
Am 15. Juli trudelten wir dann dort ein, ziemlich genau waren wir da 25 Jahre und 6 Monate verheiratet. Man begrüßte uns überschwänglich als Honeymooner und ich bekam zu ersten Mal Zweifel an meiner tollen Englischmail. Man hatte wohl nur das Signalwort wedding gelesen!! Hilfe!!! Naja, nichts sagen, dachte ich mir, sonst kriegst Du die Suite nicht! Mein Mann freute sich einen Ast ab, ich müsse ihn jetzt mal öfter küssen, forderte er.
Wir wurden dann in die Suite (=ein Zelt mit Steinhauselementen) geführt. Das erste, was ich dachte, als ich das Zelt betrat war: Wo ist der Hund? Es stank fürchterlich nach altem nassen Hund! Trotz der vielen Gebläse, die die Lodge dort aufgestellt hat. Ich muss dabei sagen, dass wegen der Temperaturen die Gebläsedinger nicht nötig waren, da es ja Winter war. Wir lüfteten zusätzlich, was das Zeug hielt, aber der Geruch wurde eher stärker als besser. Nach einiger Diskussion mit meinem „frisch“ Angetrauten sind wir zur Rezeption und fragten, ob dort zuvor jemand mit Hund gelebt habe, möglicherweise sei der dort verschollen gegangen oder so. Man versicherte uns, dass das Zelt nie einen Hund beherbergt habe und dass man uns helfen wolle. Es kam dann ein junger Mann, der als deutscher Praktikant der Rezeption vorstand, er bestätigte, dass es im Zelt unangenehm roch. Mit Geruchssprays wollte man dem zunächst entgegentreten. Wir waren irgendwie Objekte, uns wurde geholfen. Eine Stunde später, nachdem ich meinen Mann schon Chappi nannte, klopfte es. Der junge Mann von der Rezeption war da und wollte ich uns das Nachbarzelt anbieten. Wir besichtigten das Nachbarzelt, das nach gar nix roch. Der Rezeptionist sagte uns, dass wenn wir tauschen wollten, das Honeymoonzelt nicht neu belegt würde, für unsere Zwecke wäre das ja nicht geeignet. (Zitat!!) Daraufhin wurde ich rot! Ich werde nie rot! Für unsere Zwecke! Was dachten die denn?? Dass ich jodelnd die halbe Nacht mit meinem Mann Spaß habe?? Ausgehungert nach fast einem halben Jahrhundert ohne Mann, heute Nacht alles nachholend?? Das fand ich doch sehr peinlich und sah mich jetzt gezwungen die Sache mit der Hochzeit zu korrigieren. Ähhm, stotternd sagte ich, dass wir Silberhochzeit hätten und das mit den Bedürfnissen…. glücklicherweise konnte ich das in Deutsch sagen! Aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass der junge Mann das nicht gehört hat oder hören wollte! Immer wenn wir an der Rezeption vorbeikamen hatte ich den Eindruck, dass man meinem Mann ein Äuglein kniff…
Aber die Sache ging noch weiter. Nach unserem Umzug sagte uns der nette Praktikant, wir sollten uns morgen Mittag, nach unserem Ausflug ins Sossusvlei an der Rezeption melden. Mensch, dachte ich, machen die einen Aufstand, wir gehen da schon nicht verloren.
Mittags wieder zurück von einem herrlichen Ausflug ins Dead- und Sossusvlei, holten wir den Schlüssel von der Rezeption ab, wollten schnell unter die Dusche und anschließend auf unserer „Terrasse“ ein gepflegtes gekühltes Savanna aus unserem Autokühlschrank zu uns nehmen. Ganz allein in heimeliger Atmosphäre. Ich lief nackig im Zelt rum, mein Mann stand unter der Dusche, als es klopfte. Ich rief (in perfektem Englisch!):“OHH, don´t come in! Please don´t disturb.“ (Was der jetzt wohl wieder dachte?)
Es war der junge Deutsche, der uns bat, so schnell wie möglich zur Rezeption zu kommen. Warum?, fragte ich – ich wollte meinen Savanna schön gemütlich trinken und Ruhe haben … Das würden wir schon sehen, sprach er geheimnistuerisch, was mir im Moment total auf die Nerven ging. „Die wollen uns bestimmt ein Gläschen Sekt anbieten, als Wiedergutmachung für den toten Hund, oder so“, sagte ich meinem Mann. Misslaunig gingen wir zur Rezeption. Dort kam ein schwarzer Guide auf uns zu, ob wir fertig wären? Wie fertig? (Mit dem Sex vielleicht, woran hier wohl alle denken, außer mir! Ich sag nur, dass es 6 Grad C im Zelt war!) Ob er auch wirklich uns meine und nicht andere Gäste? Nein, wir seien doch die Honeymooner oder? Ich hörte mich ja sagen. Mein Mann lächelte mich freudig (erwartungsvoll?) an. Ob wir eine Kamera dabei hätten? Wenn nicht, sollten wir schnell eine holen! Meine Laune erholte sich gar nicht. Wozu jetzt noch eine Kamera? Was denn überhaupt sei? Wir machen eine Rundfahrt über das Gelände, Tiere und Pflanzen zeigen, antwortete der Guide lächelnd. Das war gemein. Mit dem Satz wissen die die Touristen zu fangen. Wie lange das denn dauere, frage ich (ich will meinen Savanna trinken!!). Och, nur 10 min. Es ginge ganz schnell, wäre nicht so weit. Naja. 10 min, kann das Savanna noch warten und als Wiedergutmachung für den Trubel am Anfang ist das doch eine nette Geste sagte ich mir. Meine Laune hob sich. Mein Mann holte die Kamera, wir wurden in das Ausflugsmobil gesetzt und rumgekurvt. (Muss ich noch erwähnen, dass die Unterhaltung in Englisch stattgefunden hat?)
Die ersten Vögel zeigten sich, der Guide reagierte nicht. Komisch dachte ich, er scheint sich mehr für Pflanzen zu interessieren. Es ging weiter, aber auch Pflanzen schienen nicht sein Interesse zu wecken. Plötzlich blieben wir kilometerweit von der Lodge mitten in der Wüste stehen. Er drehte sich um, lächelte uns an, wir glotzten unsicher zurück. „Look!“ , stieß er aus und zeigte auf einen Kameldornbaum vor dem Auto. Darunter stand ein Tisch, wie bei Tischleindeckdich, mit Tischdecke und allem möglichen drauf. Davor standen zwei Stühle.
[bild: 57563]
Wir fuhren näher ran. „It´s for you!“ Ich blieb im Auto sitzen, weil ich es nicht glauben konnte. Das sollte für uns sein? Warum denn? Ein weitere Guide, der wohl alles aufgebaut hatte, meinte, dass sei für unser „Anniversary“. Es scheint wohl doch die Wahrheit durchgesickert zu sein. Erleichtert nahm ich wenigstens das zur Kenntnis. Wir sollten dann aussteigen und alles begutachten.
[bild: 57566]
Es gab einen Vorspeisenteller *lecker*,
[bild: 57557]
Brot und Butter, Fleisch und Gemüse auf einem Rechaud *Wahnsinn*
[bild: 57590]
und einen Nachspeisenteller *schmatz*. [bild: 57587] Dann gab es Kannen mit heißem Wasser und Kaffee, eine Teeauswahl im Holzkasten, eine Kühltasche mit gekühlten Getränken und einen Sektkübel neben dem Tisch mitsamt der passenden Gläser, auch ein Waschbecken mit Seife und Handtüchern fehlte nicht.
[bild: 57584]
Wir sollten uns hinsetzen auf die Stühle (mit Hussen!) und bekamen dann den Sekt serviert.
[bild: 57569]
Ein Geschenk des Hauses, versicherte man uns! Wir sollten hier feiern, weit weg von den anderen. Ganz allein. (Haben die was beabsichtigt? Schließlich war es saukalt nachts, da gabs für mich nur: alles anziehen, was geht! Und nichts ausziehen!) Man ließ uns das Walkie talkie da, damit sollten wir „wenn wir fertig seien“ Bescheid geben, man würde uns abholen.
[bild: 57575]
Ich bin eigentlich nie sprachlos. Aber da war ich es. Und sogar sehr lange.
Anhand der Bilder könnt Ihr sehen, dass ich die erste Zeit total skeptisch war.
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Gleich würde doch bestimmt der Frank Elstner aus dem Busch auftauchen und was von Verstehen Sie Spaß? faseln. Oder ein anderer. Es gibt ja viele Sender, die so was machen. Da war ich min. eine halbe Stunde sicher, dass das passiert.
[bild: 57551]
Als aber die Vorspeise gegessen, der Sekt seine Wirkung tat, entspannte ich mich.
[bild: 57572]
Nach dem Hauptgericht, der Sekt wurde langsam abgebaut, bekam ich dann ein schlechtes Gewissen, dass mein schlechtes Englisch dieses Erlebnis verursacht habe und wenn die die Wahrheit wirklich gewusst hätten, dann wäre es nie soweit gekommen. Da fühlte ich mich, als habe ich mir was erheuchelt, als habe ich gelogen! Also, da fühlt man sich auch nicht gut. Und das bei so einer Überraschung!!!!!!
Cora, Du musst Dich jetzt freuen, befahl ich mir.
Wir genossen unseren Lunch in der Wüste sehr.
[bild: 57581]
Und in der Kühltasche befand sich auch ein Savanna! So kamen wir in noch vieeeehhhl schönerer Umgebung zu unserem entspannten Drink. Nach einigen Stunden ließen wir uns abholen.
An der Rezeption angekommen musste ich jetzt beichten, ich hielt es nicht länger aus. Aber die bestätigten, dass sie schon längst begriffen hätten, dass wir keine Honeymooner seien und dass sie so etwas bei allen Anniversaries machen würden. Ob das mal wahr ist? Mir plumpste ein Stein vom Herzen. Hatte ich es mir doch nicht erlogen, das schöne einmalige Erlebnis.
Die Lodge müsse nur Bescheid wissen, dann bekäme man den Sekt aufs Haus und das Essen in der Wüste. Wow.
Ach ja, die Honeymoonsuite kann man jetzt auch wieder belegen, es war nach den starken Regenfällen zu Überschwemmungen gekommen, da war wohl die Kanalisation der Suite in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein Hund war nicht daran beteiligt! Die zwei Tage, die wir dort verbracht haben, haben die das Zelt ausgebuddelt und alles repariert. Am Tag versteht sich, nachts brauchten wir das Areal ja für uns.
:whistle:<br><br>Post geändert von: Parnassia, am: 31/12/2006 17:29
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31 Dez 2006 17:45 #28061
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  • AfricanDreams am 31 Dez 2006 17:45
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Hallo Parnassia,

köstlich, einfach köstlich Dein Erlebnis.:laugh: Das könntet Ihr direkt mal als Sketch aufführen, tausendmal besser ald \"Dinner for One\"


LG und einen guten Rutsch
AfricanDreams
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31 Dez 2006 18:03 #28066
  • Georg
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  • Georg am 31 Dez 2006 18:03
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Hallo ihr \" Honeymooner \"

Köstlich der Bericht

Und ich dachte immer es ist gut Englisch zu beherschen

in eurem Falle ein grosses Glück, es hat sich gelohnt und wird lange in eurer Erinnerung bleiben.

Den toten Hund haben die längst verbuddelt :evil: :dry: :cheer:


Grüsse Georg
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31 Dez 2006 18:06 #28067
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  • impala am 31 Dez 2006 18:06
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Hallo Parnassia,

um dein\"schlechtes Gewissen\" zu beruhigen:
Silberhochzeit heißt auf Englisch nichts anderes als silver wedding, ich habe eben extra noch einmal in meinem Wörterbuch nachgeschaut.

Aber dein Bericht ist einfach herrlich geschrieben!!!

Impala:laugh:
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31 Dez 2006 18:42 #28068
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  • joli am 31 Dez 2006 18:42
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Danke Cora,
so lass ich mir einen Jahresausklang gefallen. Wir haben uns riesig amüsiert über Eure silberne Hochzeit.
Guten Rutsch und viele Grüße
Joli
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01 Jan 2007 09:58 #28076
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  • African Traveller am 01 Jan 2007 09:58
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Frohes und gesundes neues Jahr ersteinmal ! Eine GRANDIOSE Geschichte, so etwas kann einem -glaube ich- mit diesem Charme nur in Afrika passieren ! Super ! :)
Gruss A/T

AUCH DIE LAENGSTE REISE BEGINNT MIT DEM ERSTEN SCHRITT...(chinesisches Sprichwort)

Namibia-die Perle Afrikas
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