Nach dem gemütlichen late night Braai in der "Geisterschlucht" reduzierte sich die tourende Forumsgemeinde weiter, da sich fuer einige schon die Abreise anbahnte.
Das Häuflein der Vulkan-Opfer hing so ein Bisschen in der Luft, da ja eigentlich die Forumstour jetzt in die "zurueck nach Windhuk-Phase" ging.
Fuer Carsten waren auch schon neue Gäste avisiert, was seinen Spielraum fuer eine Mitgestaltung unseres "Plan B" naturgemaess ziemlich einengte.
Wir koennen es Mirella und Chrigu wirklich nicht hoch genug anrechnen, dass sie sich nach kurzer, intensiver Beratung bereit erklärten mit uns einen Tourbaustein "Kgalagadi II" zu improvisieren und natürlich zu realisieren, incl. Polentswa 4x4 Trail und Grabsuche Hauptmann Erckert.
Während Karstens Team die administrative Infrastruktur, Buchungen etc. regelte, haben die beiden mit dem Buessli Vorräte in Keetmanshoop gebunkert.
Fuer Meik, Rainer und mich bot sich hierdurch die Gelegenheit zu einem kurzen Abstecher in den Süden an den Oranje.
Nach problemfreier Anreise ueber Rosh Pina erreichten wir die Norotshama River Lodge in Aussenkehr just in time zum inzwischen obligatorisch
Savanne Dry assoziierten Sundowner.
Das Szenario mit raschelnden Schilfroehricht, Bootsstegen und lauschigen Riethuetten erschien uns fast überirdisch nach all dem Sand und Staub der letzten Tage. Nach Einbruch der Dunkelheit genossen wir dann das free wLan ausgiebig, da wir inzwischen ja fast eine Woche "unavailable" waren. Hej, ich war mit 2 Informatikern unterwegs, eine Tatsache, die bei mir jeden Anflug von ueblicherweise aufkommenden Schuldempfinden bei solch zivilisationskrankem Tun im Keim erstickte
Nach einer kurzen Stippvisite im Ai-Ais Hot Springs Spa hatten wir eine länger Transferfahrt zum Grenzübergang Rietfontein um Mirella und Chrigu zum Abendessen in Südafrika zu treffen, wo Frau Prof. Anne Rasa ein Stück Kalahari besitzt. Dort gibt es einfache und saubere Camp sites und Gästezimmer. Berühmt ist die ältere Dame Ufer ihre "educational" Duenen-Trips und ihr wissenschaftliches Renommee als anerkannte Verhaltens-Biologin fuer Klein-Saeugetiere, speziell Zwergmangusten.
So war unser Plan !
Und jetzt aufgepasst falls Ihr irgendwann in diese Gegend kommt !!!
Wohlwissentlich, dass Mirella auf pünktliches Erscheinen grossen Wert legt, haben wir einen perfekten Routenplan ausgearbeitet.
Grenzübertritt noch bei Tageslicht 4:30 nachmittags. Der Grenzübergang Rietfontein hat bis 21:00 auf - laut Landkarte !
Leider wussten die Zöllner das aber nicht. Die Grenze war zu. Von Ferne duftete uns Chrigus LEGENDÄRE Busch-Lasagne zu.
OMG !
Wie ? Was ? Zu ?
Ja, man wisse auch nicht woher das Gerücht mit der Öffnungszeit bis abends 9 komme. Abgeschlossen wird um 4:30.
Schließlich habe man hier anstrengende Arbeitstage und müsse immerhin 20-30 Autos täglich abfertigen (sic!)
Aber es sei ja gerade erst halb Fünf wanden wir hoffnungsschoepfend ein.
Ja schon, aber nicht in Südafrika. Dort gegenueber habe man keine Winterzeit, schliesse folglich die Grenze schon eine Stunde frueher und es mache deshalb fuer die namibischen Konstabler auch keinen Sinn die Grenzschranke eine Stunde länger oben zu lassen.
Leider musste wir uns dieser zwingend Logik beugen.
Krisenrat ! Wie weit gehen wir ?
Kurz und gut: es hat 690 Rand gekostet, genauer 290 Namdollar und 400 Rand (3 Erwachsene und ein Riesentoyoyta)
um die beiden Grenzen extra fuer uns nochmals zu öffnen. Da das südafrikanische Team auch von weiter her kam dauerte die ganze Prozedur halt auch.
War ja auch schon spaet…
Natürlich haben wir uns jede süffisante Bemerkung peinlichst verkniffen.
Einerseits waren wir froh und uns einig, dass in Deutschland wohl kaum ein Beamter solche Flexibilität gezeigt hätte.
Andererseits blieben Restzweifel....
Egal, inzwischen war es stockdunkel und wir fuhren aus Sicherheitsgruenden langsamer, um dann endlich nach einer Stunde ueber Chrigus Lasagne herzufallen wie ein Rudel crocuta crocutas ( Tuepfelhyaenen ).
Gegen dieses "Abenteuer" waren dann unsere behördlichen Schwierigkeiten bei der Einreise in den Kgalagadi-Transfrontier-Nationalpark ueber Tweerivieren eher PillePalle
Der Park wirkte auf uns nicht ganz so touristisch entwickelt, wie z.B. der Krüger oder die Etosha. Das Besondere sind die urigen 4x4 Trails. Hier bestehen die Campingplätze oft nur aus einem Schild "Camping Site". Gute Ausrüstung ist also von Vorteil. Teilweise hatten wir noch geflutete Durchfahrten zu bestehen. Nichts wildes.
Das Gefühl nachts im (Boden!)Zelt wach zwischen 2 Loewenrudeln zu liegen, die sich einen engagierten Poetry Slam liefern laesst sich wieder nicht in Worte fassen - insbesondere wenn es keine Umzaeung gibt
Was Tiersichtungen anging hatten wir Glück. Insbesondere die von Chrigu extra so gelegten morning-game-drives (zwischen einem kleinen und einem grossen Fruehstueck) waren sehr ergiebig.
Rangfolge-Kaempfe und Paarungsrituale allerorten. Wir hatten das Gefühl uns wird echt was geboten, so dass wir nicht enttäuscht darüber waren, dass man "die Big 5" im Kgalagadi prinzipiell nicht zusammenkriegt.
Das Gefechtsfeld mit der letzten Ruhestaette von
Hauptmann Friedrich von Erckert haben wir nicht gefunden.
Es gibt im mutmasslichen Planquadrat zwar Hoehenruecken und Senken/Pfannen dazwischen. Ein richtiges deja-vu hatten wir jedoch nicht. Und letztlich kamen doch ziemlich Zweifel auf, dass die vor uns liegende "Pfanne" dem geschichtstraechtigen Platz wirklich entspricht. Ein Ultraleichtflieger waere wohl ideal um die Landschaftsprofile zu scannen. Zu Fuss mehr als muehsam; und dann die vielen Loewenspuren...
Im Weiteren problemloser re-entry nach Namibia via Mata-Mata. Die vielgelobte Red-Dune Campsite wollten wir uns auf dem Rueckeg nach Windhuk auch mal gönnen.
Wirklich ein traumhaftes Setting (Fotoekstase im Abendlicht !) und einstimmig eine uneingeschränkte Empfehlung.
So das wars dann tourmaessig.
Persönlich habe ich die Gelegenheit genutzt privat noch ein paar Tage am Waterberg bei Freunden zu chillen und die enorme Erlebnisvielfalt zu verdauen. Letztlich hatte ich dann in Swakopmund
meinen traditionellen fare-well sundowner mit der üblichen Traene im Knopfloch.
Einen kleinen Rueckflugschock gab es noch. Mein AirNamibia-Flug war angeblich ueberbucht (Spätfolge des vulkanbedingten Staus ?).
Die Ansage hatte mich schon ziemlich nervoes gemacht (ich dachte nur die Lufthansa ueberbucht).
War aber zum Glück unbegründet…