Rabbitkettle
Über Nacht hatten wir wieder einen Wetterumschwung. Diesmal zum Besseren. Der Tag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel.
Bis zu unserem heutigen Ziel sind wir nur eine Stunde auf dem Fluss unterwegs.
Am unweit des South Nahanni gelegenen Rabbitkettle Lake liegt eine Rangerstation. Hier müssen sich alle Personen melden, die über den Fluss den hier beginnenden South Nahanni National Park betreten.
Da sich der South Nahanni kurz vorher in mehrere Arme aufteilt, ist es wichtig, den richtigen zu erwischen. Ansonsten müsste man 2km gegen die Strömung zurück paddeln. Wir erwischen den richtigen Arm und dort ist der Ausstieg nicht zu verfehlen. Es gibt sogar ein großes Empfangskomitee für uns. Ein paar hundert Meter vor der Anlegestelle sehen wir kurz einen Grizzly, der aber verschwunden ist, bevor ich die Kamera einsatzbereit habe. Direkt am Ausstieg begrüßt uns eine Elchkuh mit Kalb.
Bis zur Rangerstation sind es nur ein paar hundert Meter. Wir sind die ersten Menschen, die der Ranger seit Beginn seiner Schicht vor über einen Monat sieht. Er liebt die Einsamkeit, aber man merkt auch, dass er froh ist, sich mal wieder unterhalten zu können. Die Formalitäten für die Einreise in den National Park sind schnell erledigt. Eintritt wird nicht erhoben.
Der Rabittkettle Lake ist ein See wie auch der kanadischen Tourismuswerbung. In der Ferne kann man den Cirque of Unclimbables sehen.
Was uns in der Gegend aber am meisten interessiert, sind die Rabbitkettle Hotsprings. Warme Tuffquellen. Da die Quellen sehr empfindlich sind, dürfen sie nur in Begleitung des Rangers besucht werden. Das ist aber kein Problem, wir können sofort aufbrechen.
Die einfache Strecke vom See zu den Hotsprings sind ca. 2km. Diesmal gibt es sogar einen richtigen ausgetretenen Wanderweg. Den Rabbitkettle River überqueren wir mit einer Seilfähre.
Die Rabittkettle Hotsprings haben sich im Laufe der Zeit ca. 40m hoch aufgebaut und überragen die umgebenden Bäume deutlich. Es ist in Begleitung des Rangers erlaubt, bis auf die Spitze zu klettern. Um die empfindlichen Sinterstrukturen nicht zu zerstören, müssen die Schuhe allerdings unten bleiben. Das Betreten der Quelle ist nur barfuß erlaubt. Ich laufe sowieso viel barfuß umher, so dass das für mich überhaupt kein Problem ist. Kathrin hat dagegen sehr empfindliche Fußsohlen und leidet ordentlich. Trotzdem lässt sie es sich nicht nehmen, auch mit nach oben zu gehen.
Die Aussicht von oben ist überwältigend.
Wir unterhalten uns wie gesagt sehr viel mit dem Ranger. Auf dem Rückweg berichten wir von den Problemen mit den nicht zusammenpassenden Hälften unserer Persenning. Dazu meint der Ranger, dass er uns wahrscheinlich helfen kann. Er will sich per Funk bei unserem Bootsverleiher melden. Sollte in den nächsten 4 Tagen ein Flugzeug zu den Virginia Falls fliegen, soll er dem eine passende Persenning mitgeben. Wenn das klappen sollte, wäre es eine große Erleichterung. Bis zu den Virginia Falls ist der Fluss ruhig und wir brauchen die Persenning nicht. Danach geht es allerdings wieder ordentlich zur Sache.
Auf der hier im South Nahanni liegenden Insel gibt es nicht nur eine sehr schöne Campmöglichkeit, sondern sogar den Luxus eines Plumpsklos und eines festen Foodcaches in Form eines hohen Podestes, welches nur mittels Leiter betreten werden kann.
Hier auf der Insel fanden wir auch den einzigen Pilz der gesammten Tour, welchen wir gerecht zwischen uns aufteilten. Insgeheim hatten wir gehofft, wie in Schweden, unseren Speiseplan mit Beeren und Pilzen aufpeppen zu können. Beeren haben wir nur hin und wieder gefunden, bei den Pilzen sah es wie gesagt noch dürftiger aus.
Was auch zum Campleben dazu gehörte, war das tägliche Wasser filtern. Eigentlich sollte man annehmen, dass man das Wasser hier in der Wildnis unbedenklich direkt aus dem Fluss trinken kann. Chemisch gesehen, spricht auch nichts dagegen, aber leider ist die Giardia Amöbe in der Region weit verbreitet. Aus diesem Grund hatten wir einen Keramikfilter dabei, welcher die Amöben zuverlässig herausfiltert. Blöd ist lediglich, dass der Filter sich aufgrund der starken Schwebstoffbelastung alle paar Liter zusetzt und gereinigt werden muss. Das ist auch der Grund, weshalb wir unser Camp möglichst an der Mündung kleinerer Nebenflüsse aufschlagen. Die haben meist wesentlich weniger Schwebstoffe. Der Filterdienst wechselt gerecht von Tag zu Tag.
Den Rest des Tages waren wir wie immer mit kochen und backen beschäftigt und genossen das gute Wetter.