28.09. Tsumkwe – Grashoek (Historic Living Village)
Bevor wir Tsumkwe verlassen stoppen wir an der örtl. Polizeidienststelle. In der AZ haben wir gelesen, dass die namibische Polizei nicht besonders gut ausgerüstet ist. Norbert schenkt der Dienststelle von der Polizei Niedersachsen (wg. Farbwechsel der Uniform) ausrangiertes Equipment, wie eine schusssichere Weste, Handschellen, usw. Für Inspektor Ngoshi ist es wie Weihnachten.
Er freut sich über diese Dinge, sieht zum ersten mal eine schusssichere Weste. Adressen werden ausgetauscht, noch ein paar Fotos gemacht und weiter geht’s.
Gegen Mittag erreichen wir Grashoek, das Historic Village der JU/Hoansi San.
Wir buchen einen Erlebnistag mit den San für 250,-N$ p.Pers. Bevor es los geht, hüpft einer der San auf unsere Ladeklappe, macht es sich bequem, lässt die Beine baumeln und leitet uns zur Campsite. Wir stehen hier ganz allein. Eine Fläche wurde von Büschen befreit, glatt gewalzt und fertig ist die Campsite. Es ist herrlich hier. Beim Besuch der Bushtoilette nehmen wir den Spaten mit, Wasser gibt es logischerweise nicht. Für unsere Feuerstelle wird nahe unserer Fahrzeuge ein Loch in den Sand gegraben, das wir später wieder zuschütten. Die San versorgen uns mit Holz und nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben, werden wir abgeholt. Hintereinander stapfen wir durch den Bush, bis nach wenigen Hundert Metern ein paar Hütten vor uns auftauchen. Wir schauen den Männern beim Fertigen von Pfeil und Bogen zu, sehen interessiert, wie sie auch ohne Streichholz oder Feuerzeug rasch ein loderndes kleines Feuer entfachen. Sie reiben zwei Hölzchen aufeinander, ein paar Krümelchen Sand kommen hinzu, damit die Reibung stärker ist, platzieren die glühende Späne vorsichtig auf einem Grasbüschel und pusten vorsichtig. Mit viel Gefühl und anfeuernden Klicklauten qualmt das kleine Bündel und beginnt zu brennen. Eine alte Frau kommt hinzu und entfacht ein schönes Lagerfeuer, in das sie ein paar Nüsse und Wurzeln wirft. Die anderen Frauen bohren winzige Löcher in Strausseneierschalen, aus denen sie später Schmuckstücke herstellen. Bärbel probiert es auch einmal und schon bald klappt es auch bei ihr. Nachdem die Männer den Bogen fertig gestellt haben, zeigen sie uns, wie man damit schiesst und lassen es uns auch einmal probieren. Das Ergebnis: Hansi, Norbert und ich dürfen mit auf die Jagd... na ja, für einen Bushbock reichen unsere Schiesskünste nicht, für eine Giraffe sollten sie jedoch ausreichend sein...
Die größte Hitze des Tages verbringen wir im Schatten unserer Campermarkise. Es sind wieder einmal an die 40°C, kein Lüftchen weht, kein Vogel singt. Große Ameisen laben sich an unserem tropfenden Brauchwasserhahn. Nach 16.00 Uhr, als es langsam kühler wird, holt uns unser Guide erneut ab und wir machen den Bushwalk. Uns wird gezeigt, wie man Wasser findet und wo sich Wasserreserven der San befinden. Sie sind teilweise in Baumhöhlen verborgen. Einige Wurzeln sind sehr wasserhaltig. Sie werden geschabt und dann wird diese Masse so lange mit den Händen gedrückt, bis Wasser raustropft.
Uns wird gezeigt, welche Wurzeln essbar sind, aus welchen man ein Gegengift bei Schlangenbissen (Schwarze Mamba und Puffotter) herstellt und welche Wurzeln medizinisch genutzt werden. Für uns sehen die Büsche alle gleich aus, wir könnten sie nicht zuordnen. Einen besonders biegsamen Ast nutzt ein San zum Fallenstellen. Hiermit werden mit ausgefeilter Technik Perlhühner gefangen. Ein anderer sammelt bestimmte Holzstücke, die zum Anreiben der Feuerglut verwendet werden. Aha, das geht also nicht mit jedem Holz! Wie werden auf ein kleines Chamäleon aufmerksam gemacht. Wir selber hätten es niemals entdeckt, denn seine Tarnung im dichten Busch ist sehr gut. Ängstlich reißt es das Maul auf und droht uns. Dabei weiß es gar nicht, welche Farbe es nun zuerst zur Tarnung nehmen soll, keine ist besonders hilfreich. Wir schießen ein paar Fotos und lassen das Tierchen wieder allein. Wenn die San uns hier allein lassen würden, würden wir nicht wieder zurück finden. Alles sieht gleich aus. Nur der Sonnensstand würde uns vielleicht die grobe Richtung weisen. Also bleiben wir schön in ihrer Nähe, schon aus Furcht vor Schlangen. Auf Nachfrage wird uns gesagt, dass es um diese Tageszeit selbst den Schlangen zu heiss ist und sie sich eher verkriechen, als grillen zu lassen. Beruhigend, beruhigend! Plötzlich sind wir wieder am Lager. Eine gute Stunde hat unser Ausflug gedauert. Die zuvor gerösteten Nüsse und Wurzeln dürfen wir probieren. Sie schmecken wie Erdnüsse, die Wurzeln wie Kartoffeln. Uns werden noch einige Tänze gezeigt: einer der aufgeführt wird, wenn die Männer erfolgreich von der Jagd nach Hause kommen, dann ein Hochzeitstanz und als letztes ein Tanz zum Vertreiben böser Geister.
Es war ein fantastisches Erlebnis, mal in die Kultur dieser freundlichen kleinen Menschen hineinschauen zu dürfen. Die San sind noch in der Lage im Bush überleben zu können, von dem zu leben, was die Natur ihnen gibt - wir können das heute nicht mehr! Dass auch sie modern leben, hören wir am Abend, als aus der Ferne Discomusik zu unserem Camp herüber schallt. Wir fühlen uns wohl hier und lassen diesen erlebnisreichen Tag am abendlichen Lagerfeuer noch einmal Revue passieren.