THEMA: Namibia zum 15. Mal - Erfahrungen, Nachdenkliches
25 Mai 2016 15:56 #432125
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  • Burschi am 25 Mai 2016 15:56
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So, ich mach dann mal gleich weiter:
Von Vreugde Guestfarm ging es zur
6. Grootberg Lodge
Der Weg zur Lodge ist ja eigentlich schon das Ziel. wer nichtmit Vollgas über die Gravelroad hetzt, kann sich auch an der vielfältigen und interessanten Landschaft erfreuen.
Nur ein Beispiel:


Die Lage der Lodge ist natürlich einmalig.


Von jedem Häuschen hat man einen grandiosen Ausblick auf das Tal, das sich vor einem auftut.
Die Chalets sind nett eingerichtet, man sieht vom Bett aus die Landschaft und in der Nacht den Sternenhimmel. Einziges Manko, man kann keine Geräte im Zimmer aufladen, sondern muss sie an der Reception hinterlegen.
Das Essen war ordentlich, es gibt am Abend einheitliches Menü, keine Wahlmöglichkeiten. das Personal ist sehr freundlich und immer hilfsbereit. Die Lodge ist auch zur Nebensaison immer ausgebucht. Ich hatte das "Special" (2 Tage zahlen, 3 Tage bleiben) gebucht und konnte den Aufenthalt entspannt angehen. Um die Häuschen in den Felsen gibt es viele Tiere zu beobachten: Felsenagamen, Klippschliefer, viele Vögel, z.B. den nicht allzu häufigen Monteirotoko oder den Verreaux Eagle, der jeden Nachmittag seine Kreise dreht.




Aber: Für einen Alleinfahrer wie mich herrscht nicht immer die gewünschte Ruhe: Wie gesagt, die Lodge ist immer ausgebucht und scheint sich zu einem Hotspot in Namibia zu entwickeln. Für 2016 sind nach Auskunft schon keine Plätze mehr frei und 2017 ist auch schon gut gebucht. Das hat natürlich auch zur Folge, dass nicht immer das Klientel anwesen ist, das man sich gerne wünscht. Manche planschen halt lieber lauthals am Pool, belegen die Liegen mit den Handtüchern den ganzen Tag (Ist man ja von Malle so gewohnt!) und sind dementsprechend auch beim Abendessen laut. Manchmal muss man sich auch für seine Mitbürger schämen.
Von der Lodge werden diverse Touren angeboten. Die Abend- und Morgenwanderung zu Fuß fiel leider aus, weil sich in unmittelbarer Nähe der Lodge eine Löwin mit Jungen herumgetrieben hat. Jeden Morgen fanden wir auf dem Hauptweg ins Tag neue Spuren.
Außerdem werden Rhino-Tracking, Elefant-Tracking und eine Himbatour angeboten. Rhinos hatte ich ja in der Etoscha zur Genüge gesehen, also wollte ich gerne mal wieder die Wüstenelefanten sehen.
Das war dann mein "6er Tag": Es war 6. Mai, wir haben 6 Stunden nach den Elefanten gesehen, bis wir 6 Eles entdeckt haben, die wir 6 Minuten lang beobachten konnten und von denen ich 6 Bilder geschossen habe. :) :laugh: ;)
Eines davon hier:


"Ele wink einmal!"
Am nächsten Tag dann die Himba-Tour. Ich muss vielleicht vorausschicken, dass ich schon etliche Himba-Dörfer besucht habe und mit einigen ein wenig befreundet bin. Ich wollte aber mal sehen, wie das hier von einer lokalen Conservancy gemacht wird. Über Stock und viel Stein ging es in ein in einem schönen Tal gelegenes Himba-Dorf.
Was ich allerdings hier erlebte, war Himba-Touri-Show der schlechtesten Art. :( :( :(
Erst stellte man uns zwei Frauen ins Licht, damit wir Fotos von diesen machen können. Ich bemängelte, dass die eine davon ihrem Stand und der Tradition entsprechend nicht mal richtig angezogen war. Sie hat dann den Rest der Dekoration aus der Hütte nachgeholt. Dann wurde noch ein junges Mädchen dazugestellt, die dem Fass den Boden ausgeschlagen hat. Sie war noch nicht verheiratet, trug aber das Ziegenkrönchen. Im Gesicht baumelte billiger Plastik-Modeschmuck und unter dem Ziegenschurz trug sie ein leuchtend blaues Minifaltenröckchen, das jedem Tanzmariechen zur Ehre gereicht hätte. Dann wurde uns noch die rote Paste der Frauen vorgeführt. Gemahlener Ocker vermischt mit Butterfett. Da habe ich wieder reklamiert und behauptet, dass längst kein Butterfett mehr verwendet wird, sondern Vaseline aus der Dose. das gestand man dann auch zu. Bei meinem allerersten Besuch bei den Himba vor etlichen Jahren dufteten die Damen auch wirklich nach Butterfett. Heute ist davon keine Spur mehr zu riechen. Vielleicht angenehmer für die Touristen.
Dann versammelten sich alle Himba in einem großen Kreis und boten Souvenirs an. Ich muss vielleicht noch erwähnen, dass alle Kinder und auch die Männer abgetragene europäische Kleidung trugen. Von dem traditionellen unterschiedlichen Haarschmuck war nichts zu sehen. Die Souvenirs waren billigster schlecht gemachter Touristenschrott, der nichts mit den Himba zu tun hatte, zu weit überhöhten Preisen. (Ein kleiner ca 5cm großer Holzelefant aus leichtem weißen Holz zu 300 N$!) Da brauch ich überhaupt nicht mehr zu handeln. Als sie uns dann fagten, ob sie noch einen Tanz aufführen sollten, für den wir extra löhnen sollten (Der Preis der Himbatour war bereits 1270 N$!!!), lehnten wir dankend ab. Die Himba waren sauer und unser Guide musste weitere "Geschenke" Vaseline (!) und Tabak - hier maulten sie, dass es nicht der richtige sei! - rausrücken.
Ernüchtert holperten wir den Weg wieder zurück. So etwas hatte ich bei den Himba noch nicht erlebt. In dieses Dorf kommen wöchentlich oft 4 Touristenautos und dementsprechend "verdienen" die auch. Welche Auswirkungen solch ein Pauschaltourismus hat, konnte ich hier erleben. Dass alles nur noch eine Show ist, ist mir schon lange bewusst. Aber auch eine Show kann man gut machen. Diese war es leider nicht. Bilder erspare ich euch hier. Leider hat dieses Erlebnis meinen guten Eindruck von der Grootberg Lodge ein wenig geschmälert.
Gruß:
Burschi
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Letzte Änderung: 25 Mai 2016 16:01 von Burschi.
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25 Mai 2016 16:42 #432127
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  • Berg-Eule am 25 Mai 2016 16:42
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Burschi schrieb:
Stattdessen habe ich erstmals in der "Pension Sonneneck" in der Eros Road übernachtet: Sehr netter Empfang und Service, große saubere Zimmer, die vor allem sehr ruhig gelegen sind, sichere Abstellung des Fahrzeuges, ordentliches Frühstück, gutes Preis-Leistungsverhältnis. Ich kann es nur weiter empfehlen und werde das nächste Mal wieder hier wohnen.

Hallo, auch wir waren schon zweimal im Haus Sonneneck und können alles bestätigen mit Einschränkung des Wörtchens "nett" ;) Die Chefin war unserm Fahrer gegenüber unhöflich sowie unflexibel mit der Uhrzeit des Frühstücks. Wir waren die einzigen Gäste, wollten nur ein einfaches Frühstück, weil wir gerne zeitig losgefahren wären - das war nicht möglich. Beim zweiten Mal empfing uns eine andere Dame, die war tatsächlich sehr nett.

Allerdings würde mich die gemachte Erfahrung nicht abhalten, wieder einmal dort zu nächtigen.

Burschi schrieb:
Weniger Erfeuliches gibt es vom "Gourmet" (ehemals Kaiserkrone) zu berichten. Der Besitzer hat mal wieder gewechselt. das Speisenangebot ist deutlich geringer, die Qualität leider auch schlechter geworden. Die afrikanischen Speisen sind von der Karte verschwunden. Leider keine Empfehlung mehr wert.

Sehr, sehr schade - das war für uns immer eine Anlaufstelle in Windhoek. :(
Es scheint also, man sollte die Stadt möglichst meiden, so man sie schon kennt.

Etosha haben wir schon im Juni 2015 sehr trocken erlebt, vor allem den Osten.

Danke für deine Beobachtungen!
Liebe Grüße von Gabriele


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Letzte Änderung: 25 Mai 2016 16:44 von Berg-Eule.
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25 Mai 2016 17:09 #432128
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Hallo Burschi,
mach ruhig weiter so-mir gefällt dein ungeschminkter Bericht, der nichts beschönigt oder verklärt. Dann haben Neulinge auch keine falschen Vorstellungen. Ja, man merkt über die Jahre die oft negativen Veränderungen dieses schönen Landes, was vor allem denen
sehr weh tut, die da Land schon seit zig-Jahren kennengelernt haben.
Und deine Fotos sind sehr schön ausgewählt und prägnant! Grootberg besuchen wir auch (Campingplatz). Wir hatten aber nie vor ein Himbadorf dort aufzusuchen, weil wir genau das erwarteten, was du geschildert hast. Solche Dörfer sollten wr besser meiden - aber wenn zu viele Besucher kommen....!
Und die früher vielgepriesene Unterkunft in Windhuk - ich hätte da gerne mehr erfahren, sind wir doch in 4 Monaten ev. auch dort?
Was die Krimininalität betrifft, so sollten wir alle es den Dieben nicht zu leicht machen und generell alles wegstecken od. wegschließen, so weit es möglich ist. Mit dem Pfefferspray einkaufen - was für eine Vorstellung! Das würde ich lieber auf ein Steak sprühen!
Gruß, Gerd
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25 Mai 2016 17:32 #432134
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  • Cananga am 25 Mai 2016 17:32
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Hallo Burschi,

danke für Deine bisherigen Berichte und schönen Fotos. Deine Ausführungen zur Himba Tour sind ja sehr ernüchternd. Wir haben 2015 die Grootberg Lodge besucht, waren von dieser Lodge begeistert. Für April 2017 haben wir wieder 2 Nächte gebucht und wollten eigentlich dann auch die Himba Tour machen. Die wird auf der homepage zwar nicht mehr angeboten, aber scheint ja doch noch stattzufinden. Aber nach Deinem Bericht werden wir sie von der Lodge aus wohl nicht mehr machen. Ich möchte Deinen Tread nicht mißbrauchen und werde zum Thema Himba Tour nochmal einen neuen Tread aufmachen, vielleicht gibt es ja in der Gegend noch andere Möglichkeiten.

Einen schönen Abend
Gruß aus Ostholstein

Frank
3x Südafrika, 5x Namibia, Australien, 5x USA, Canada und in vielen Ländern Europas unterwegs.
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25 Mai 2016 17:55 #432135
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Dass die Menschen in den Villages nicht mehr alle so leben wie vor Hunderten von Jahren, ist ja klar, aber dann sollte man es gleich als Living Museum ausgeben, da weiß man, dass die Menschen es nur nachstellen und in Wirklichkeit nebenan wohnen wie im Damara Living Museum.

Wir haben mit Marius Steiner vom Camp Aussicht zwei Himba-Dörfer besucht. Da waren alle jüngeren Männer europäisch gekleidet, die älteren teilweise noch traditionell, die Frauen alle entweder traditionell oder in Herero-Tracht. So weit ich mich informiert hatte, waren die Details, die getragen wurden, authentisch, allerdings hatten einige Frauen statt der Lederhaube einen Plastikfetzen auf dem Kopf, eine sogar eine Verpackung eines Schokoriegels o.ä.. :sick:

Allerdings war uns hier nicht vorgetäuscht worden, wir würden absolut traditionelles Leben sehen, sondern wir besuchten mit Marius die Dörfer, um die er sich kümmert, so wie sie eben heute sind; entsprechend waren auch die Erklärungen von Marius dazu. Wir bekamen keine "Vorführung", sondern gingen von Hütte zu Hütte, von Feuerstelle zu Feuerstelle. Marius sprach mit den Leuten, und wir erlebten deren tatsächliches heutiges Leben, das noch weitgehend so war wie früher, aber eben auch moderne Dinge integriert wie Plastikkanister, Blechlöffel, westliche Kleidungsstücke, ...

Bezahlt haben wir Marius als Guide, er brachte davon den Menschen Lebensmittel mit, es gab kein Gemaule. Außerdem war auch in beiden Dörfern Souvenirverkauf; Marius sagte uns jedoch ausdrücklich, dass wir nicht verpflichtet seien, etwas zu nehmen, aber es gab wirklich schöne Stücke, die weder nach Holzmarkt noch nach Chinaware aussahen; so erwarben wir z. B. einen Buben-Gürtel, der uns vorher vorgeführt wurde, wie er getragen wird. Das war meiner Meinung nach nicht so touristisch ausgerichtet. Allerdings kommen dort auch keine Busse hin, die Anzahl der Touris wird sich in Grenzen halten, und Marius hat (noch) die Hand drauf.
Liebe Grüße von Gabriele


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Letzte Änderung: 25 Mai 2016 17:59 von Berg-Eule.
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25 Mai 2016 17:57 #432136
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Hallo Burschi,

auch von mir herzlichen Dank für Deinen infomativen Bericht. Deine Fotos sind "Super".
Da es bei uns nächste Woche los geht, kann ich von Deinen Ausführungen profitieren.
Wir waren zwar erst zweimal in Namibia, haben aber in OTJIWARONGO auch immer beim Superspar angehalten, um uns
auf den Weg zum Etosha mit nötigen zu versorgen.
Ich denke, diesesmal werden wir uns nach einer anderen Möglichkeit umschauen.
LG
Hilde
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