So, ich mach dann mal gleich weiter:
Von Vreugde Guestfarm ging es zur
6. Grootberg Lodge
Der Weg zur Lodge ist ja eigentlich schon das Ziel. wer nichtmit Vollgas über die Gravelroad hetzt, kann sich auch an der vielfältigen und interessanten Landschaft erfreuen.
Nur ein Beispiel:
Die Lage der Lodge ist natürlich einmalig.
Von jedem Häuschen hat man einen grandiosen Ausblick auf das Tal, das sich vor einem auftut.
Die Chalets sind nett eingerichtet, man sieht vom Bett aus die Landschaft und in der Nacht den Sternenhimmel. Einziges Manko, man kann keine Geräte im Zimmer aufladen, sondern muss sie an der Reception hinterlegen.
Das Essen war ordentlich, es gibt am Abend einheitliches Menü, keine Wahlmöglichkeiten. das Personal ist sehr freundlich und immer hilfsbereit. Die Lodge ist auch zur Nebensaison immer ausgebucht. Ich hatte das "Special" (2 Tage zahlen, 3 Tage bleiben) gebucht und konnte den Aufenthalt entspannt angehen. Um die Häuschen in den Felsen gibt es viele Tiere zu beobachten: Felsenagamen, Klippschliefer, viele Vögel, z.B. den nicht allzu häufigen Monteirotoko oder den Verreaux Eagle, der jeden Nachmittag seine Kreise dreht.
Aber: Für einen Alleinfahrer wie mich herrscht nicht immer die gewünschte Ruhe: Wie gesagt, die Lodge ist immer ausgebucht und scheint sich zu einem Hotspot in Namibia zu entwickeln. Für 2016 sind nach Auskunft schon keine Plätze mehr frei und 2017 ist auch schon gut gebucht. Das hat natürlich auch zur Folge, dass nicht immer das Klientel anwesen ist, das man sich gerne wünscht. Manche planschen halt lieber lauthals am Pool, belegen die Liegen mit den Handtüchern den ganzen Tag (Ist man ja von Malle so gewohnt!) und sind dementsprechend auch beim Abendessen laut. Manchmal muss man sich auch für seine Mitbürger schämen.
Von der Lodge werden diverse Touren angeboten. Die Abend- und Morgenwanderung zu Fuß fiel leider aus, weil sich in unmittelbarer Nähe der Lodge eine Löwin mit Jungen herumgetrieben hat. Jeden Morgen fanden wir auf dem Hauptweg ins Tag neue Spuren.
Außerdem werden Rhino-Tracking, Elefant-Tracking und eine Himbatour angeboten. Rhinos hatte ich ja in der Etoscha zur Genüge gesehen, also wollte ich gerne mal wieder die Wüstenelefanten sehen.
Das war dann mein "6er Tag": Es war 6. Mai, wir haben 6 Stunden nach den Elefanten gesehen, bis wir 6 Eles entdeckt haben, die wir 6 Minuten lang beobachten konnten und von denen ich 6 Bilder geschossen habe.
Eines davon hier:
"Ele wink einmal!"
Am nächsten Tag dann die Himba-Tour. Ich muss vielleicht vorausschicken, dass ich schon etliche Himba-Dörfer besucht habe und mit einigen ein wenig befreundet bin. Ich wollte aber mal sehen, wie das hier von einer lokalen Conservancy gemacht wird. Über Stock und viel Stein ging es in ein in einem schönen Tal gelegenes Himba-Dorf.
Was ich allerdings hier erlebte, war Himba-Touri-Show der schlechtesten Art.
Erst stellte man uns zwei Frauen ins Licht, damit wir Fotos von diesen machen können. Ich bemängelte, dass die eine davon ihrem Stand und der Tradition entsprechend nicht mal richtig angezogen war. Sie hat dann den Rest der Dekoration aus der Hütte nachgeholt. Dann wurde noch ein junges Mädchen dazugestellt, die dem Fass den Boden ausgeschlagen hat. Sie war noch nicht verheiratet, trug aber das Ziegenkrönchen. Im Gesicht baumelte billiger Plastik-Modeschmuck und unter dem Ziegenschurz trug sie ein leuchtend blaues Minifaltenröckchen, das jedem Tanzmariechen zur Ehre gereicht hätte. Dann wurde uns noch die rote Paste der Frauen vorgeführt. Gemahlener Ocker vermischt mit Butterfett. Da habe ich wieder reklamiert und behauptet, dass längst kein Butterfett mehr verwendet wird, sondern Vaseline aus der Dose. das gestand man dann auch zu. Bei meinem allerersten Besuch bei den Himba vor etlichen Jahren dufteten die Damen auch wirklich nach Butterfett. Heute ist davon keine Spur mehr zu riechen. Vielleicht angenehmer für die Touristen.
Dann versammelten sich alle Himba in einem großen Kreis und boten Souvenirs an. Ich muss vielleicht noch erwähnen, dass alle Kinder und auch die Männer abgetragene europäische Kleidung trugen. Von dem traditionellen unterschiedlichen Haarschmuck war nichts zu sehen. Die Souvenirs waren billigster schlecht gemachter Touristenschrott, der nichts mit den Himba zu tun hatte, zu weit überhöhten Preisen. (Ein kleiner ca 5cm großer Holzelefant aus leichtem weißen Holz zu 300 N$!) Da brauch ich überhaupt nicht mehr zu handeln. Als sie uns dann fagten, ob sie noch einen Tanz aufführen sollten, für den wir extra löhnen sollten (Der Preis der Himbatour war bereits 1270 N$!!!), lehnten wir dankend ab. Die Himba waren sauer und unser Guide musste weitere "Geschenke" Vaseline (!) und Tabak - hier maulten sie, dass es nicht der richtige sei! - rausrücken.
Ernüchtert holperten wir den Weg wieder zurück. So etwas hatte ich bei den Himba noch nicht erlebt. In dieses Dorf kommen wöchentlich oft 4 Touristenautos und dementsprechend "verdienen" die auch. Welche Auswirkungen solch ein Pauschaltourismus hat, konnte ich hier erleben. Dass alles nur noch eine Show ist, ist mir schon lange bewusst. Aber auch eine Show kann man gut machen. Diese war es leider nicht. Bilder erspare ich euch hier. Leider hat dieses Erlebnis meinen guten Eindruck von der Grootberg Lodge ein wenig geschmälert.
Gruß:
Burschi