THEMA: Namibia zum 15. Mal - Erfahrungen, Nachdenkliches
25 Mai 2016 15:14 #432119
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Hallo, da bin ich wieder,
danke für die Rückmeldungen.
Die vielen Tiersichtungen aber haben ihren Grund. ich denke noch an meinen ersten Etoscha-Besuch, wo ich nur einen einzigen Löwen aus der Ferne gesehen habe und auch nur wenige Elefanten. Dieses Mal waren allein bei Olifantsbad zur Mittagszeit 80 Eles und an jedem zweiten Wasserloch ein Löwenrudel.
Aber jetzt kommt ja die schlechte Nachricht aus Etoscha. Was den Touristen freut - viele Tiere zu ungewohnter Zeit an den Wasserlöchern - ist ein großes Problem für die Tiere. Wohlgemerkt, es war Ende April, also am Ende der großen Regenzeit, aber es hat zum wiederholten Male viel zu wenig geregnet. Es gab kein einziges natürliches Wasserloch mehr, sodass die Tiere sich auf die angebotenen Wasserlöcher konzentrierten. Ähnlich schlecht steht es mit der Weide. Zwischen Andersen gate und Okaukuejo und zwischen Okaukuejo und Charlse marai Dam (1 Std. Fahrzeit!) steht kaum mehr ein Grashalm! Und jetzt kommen noch mindestens 5 Monate ohne Niederschlag! Die Tiere konzentrieren sich daher schon jetzt um die Wasserstellen. Dort liegen die Löwen faul herum, warten darauf, dass ihnen ein Zebra ins maul springt. Was für die einen schlecht, ist hat für die anderen gut.


Die beiden Löwinnen waren viel zu vollgefressen, um noch Interesse an den anderen Zebras zu haben.




Beim letzten Bild muss ich mich für die Qualität entschuldigen, aber die Löwenjungen waren im Schatten in etwa 300m Entfernung. Aber es ging ihnen sichtlich gut.
Nicht gut ging es mir in Okaukuejo. das angebotene Frühstück - was anderes esse ich sowieso hier nicht mehr - war unterirdisch! Die gute Bourewurst wurde in heißem Fett gebadet, der Frischwurstaufschnitt schwamm im Wasser, es war eingfach eklig. Das schlechteste Essen mit Abstand, was ich in Namibia serviert bekam. Dazu bereits um 5.30 Uhr zwei Busladungen Pauschaltouristen, die sich um eine (!) Kanne Kaffee gestritten haben. Der Service - mit Ausnahmen! - von einer Herzlichkeit, dass man glauben konnte, dass das Camp ein Straflager ist. Gut, das Zimmer war sauber und es hat ausnahmsweise mal alles funktioniert, aber sonst! Ich hatte natürlich auch das Pech in der Woche dort zu sein, als in Namibia 3 Feiertage in einer Woche waren. Dementsprechend laut und übervölkert war es im Camp. Aber eben das Essen!!! Wer das drei Tage ohne Probleme und Nebenwirkungen übersteht wird wohl demnächst den namibischen Tapferkeitsorden erhalten.
Dann aber doch noch mein persönliches Highlight: Ein neues schwarzes Zebra-Fohlen. (siehe dazu den eigenen Thread!)


Und, fast hätte ich es vergessen, seit langem mal wieder ein Bergzebra in der Etoscha bei Ombika!
Im Bild Bergzebra rechts, Steppenzebra links.



Reich an Beobachtungen aber etwas hungrig verließ ich nach 4 Tagen die Etoscha wieder.
5. Vreugde Guestfarm
Mit Recht verweist Christian hier im Forum immer wieder auf die Guestfarm. Welch ein Kontrast zu Okaukuejo: Herzlicher netter Empfang, schöner großer schattiger Garten, in dem sich viele Schmetterlinge und Vögel tummeln, sauberer Pool, sehr großes zweckmäßig eingerichtetes Zimmer, Kaffee und Kuchen am Nachmittag frei, sehr gutes Essen am Abend mit vielen netten Gesprächen mit den Gastgebern Rachel und Danie! Vielen Dank an die beiden!
Ihr seht, ich kann nicht nur meckern, sondern auch loben! :) :)
Burschi
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25 Mai 2016 15:56 #432125
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So, ich mach dann mal gleich weiter:
Von Vreugde Guestfarm ging es zur
6. Grootberg Lodge
Der Weg zur Lodge ist ja eigentlich schon das Ziel. wer nichtmit Vollgas über die Gravelroad hetzt, kann sich auch an der vielfältigen und interessanten Landschaft erfreuen.
Nur ein Beispiel:


Die Lage der Lodge ist natürlich einmalig.


Von jedem Häuschen hat man einen grandiosen Ausblick auf das Tal, das sich vor einem auftut.
Die Chalets sind nett eingerichtet, man sieht vom Bett aus die Landschaft und in der Nacht den Sternenhimmel. Einziges Manko, man kann keine Geräte im Zimmer aufladen, sondern muss sie an der Reception hinterlegen.
Das Essen war ordentlich, es gibt am Abend einheitliches Menü, keine Wahlmöglichkeiten. das Personal ist sehr freundlich und immer hilfsbereit. Die Lodge ist auch zur Nebensaison immer ausgebucht. Ich hatte das "Special" (2 Tage zahlen, 3 Tage bleiben) gebucht und konnte den Aufenthalt entspannt angehen. Um die Häuschen in den Felsen gibt es viele Tiere zu beobachten: Felsenagamen, Klippschliefer, viele Vögel, z.B. den nicht allzu häufigen Monteirotoko oder den Verreaux Eagle, der jeden Nachmittag seine Kreise dreht.




Aber: Für einen Alleinfahrer wie mich herrscht nicht immer die gewünschte Ruhe: Wie gesagt, die Lodge ist immer ausgebucht und scheint sich zu einem Hotspot in Namibia zu entwickeln. Für 2016 sind nach Auskunft schon keine Plätze mehr frei und 2017 ist auch schon gut gebucht. Das hat natürlich auch zur Folge, dass nicht immer das Klientel anwesen ist, das man sich gerne wünscht. Manche planschen halt lieber lauthals am Pool, belegen die Liegen mit den Handtüchern den ganzen Tag (Ist man ja von Malle so gewohnt!) und sind dementsprechend auch beim Abendessen laut. Manchmal muss man sich auch für seine Mitbürger schämen.
Von der Lodge werden diverse Touren angeboten. Die Abend- und Morgenwanderung zu Fuß fiel leider aus, weil sich in unmittelbarer Nähe der Lodge eine Löwin mit Jungen herumgetrieben hat. Jeden Morgen fanden wir auf dem Hauptweg ins Tag neue Spuren.
Außerdem werden Rhino-Tracking, Elefant-Tracking und eine Himbatour angeboten. Rhinos hatte ich ja in der Etoscha zur Genüge gesehen, also wollte ich gerne mal wieder die Wüstenelefanten sehen.
Das war dann mein "6er Tag": Es war 6. Mai, wir haben 6 Stunden nach den Elefanten gesehen, bis wir 6 Eles entdeckt haben, die wir 6 Minuten lang beobachten konnten und von denen ich 6 Bilder geschossen habe. :) :laugh: ;)
Eines davon hier:


"Ele wink einmal!"
Am nächsten Tag dann die Himba-Tour. Ich muss vielleicht vorausschicken, dass ich schon etliche Himba-Dörfer besucht habe und mit einigen ein wenig befreundet bin. Ich wollte aber mal sehen, wie das hier von einer lokalen Conservancy gemacht wird. Über Stock und viel Stein ging es in ein in einem schönen Tal gelegenes Himba-Dorf.
Was ich allerdings hier erlebte, war Himba-Touri-Show der schlechtesten Art. :( :( :(
Erst stellte man uns zwei Frauen ins Licht, damit wir Fotos von diesen machen können. Ich bemängelte, dass die eine davon ihrem Stand und der Tradition entsprechend nicht mal richtig angezogen war. Sie hat dann den Rest der Dekoration aus der Hütte nachgeholt. Dann wurde noch ein junges Mädchen dazugestellt, die dem Fass den Boden ausgeschlagen hat. Sie war noch nicht verheiratet, trug aber das Ziegenkrönchen. Im Gesicht baumelte billiger Plastik-Modeschmuck und unter dem Ziegenschurz trug sie ein leuchtend blaues Minifaltenröckchen, das jedem Tanzmariechen zur Ehre gereicht hätte. Dann wurde uns noch die rote Paste der Frauen vorgeführt. Gemahlener Ocker vermischt mit Butterfett. Da habe ich wieder reklamiert und behauptet, dass längst kein Butterfett mehr verwendet wird, sondern Vaseline aus der Dose. das gestand man dann auch zu. Bei meinem allerersten Besuch bei den Himba vor etlichen Jahren dufteten die Damen auch wirklich nach Butterfett. Heute ist davon keine Spur mehr zu riechen. Vielleicht angenehmer für die Touristen.
Dann versammelten sich alle Himba in einem großen Kreis und boten Souvenirs an. Ich muss vielleicht noch erwähnen, dass alle Kinder und auch die Männer abgetragene europäische Kleidung trugen. Von dem traditionellen unterschiedlichen Haarschmuck war nichts zu sehen. Die Souvenirs waren billigster schlecht gemachter Touristenschrott, der nichts mit den Himba zu tun hatte, zu weit überhöhten Preisen. (Ein kleiner ca 5cm großer Holzelefant aus leichtem weißen Holz zu 300 N$!) Da brauch ich überhaupt nicht mehr zu handeln. Als sie uns dann fagten, ob sie noch einen Tanz aufführen sollten, für den wir extra löhnen sollten (Der Preis der Himbatour war bereits 1270 N$!!!), lehnten wir dankend ab. Die Himba waren sauer und unser Guide musste weitere "Geschenke" Vaseline (!) und Tabak - hier maulten sie, dass es nicht der richtige sei! - rausrücken.
Ernüchtert holperten wir den Weg wieder zurück. So etwas hatte ich bei den Himba noch nicht erlebt. In dieses Dorf kommen wöchentlich oft 4 Touristenautos und dementsprechend "verdienen" die auch. Welche Auswirkungen solch ein Pauschaltourismus hat, konnte ich hier erleben. Dass alles nur noch eine Show ist, ist mir schon lange bewusst. Aber auch eine Show kann man gut machen. Diese war es leider nicht. Bilder erspare ich euch hier. Leider hat dieses Erlebnis meinen guten Eindruck von der Grootberg Lodge ein wenig geschmälert.
Gruß:
Burschi
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25 Mai 2016 20:23 #432159
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So, nun die letzte Station, in
9. Swakopmund
Hier habe ich im Prinzessin Rupprecht Hotel übernachtet. Es ist zwar kein First Class Hotel, aber ich finde es sehr gut, dass aus dem ehemaligen Rotkreuzheim ein Hotel gemacht wurde, das mit dem Erlös ein Altenheim finanziert. Dies möchte ich unterstützen. Die Zimmer sind recht groß und mit allem ausgestattet, was man braucht (Kühlschrank, Kaffeekocher, Ladevorrichtungen usw.) Das Zimmer hatte sogar Heizung, was in Swakopmund gar nicht so schlecht ist. Das Frühstück ist ordentlich, der Service nett und freundlich. Der Aufenthalt war weitgehend privat, ich hatte eine Lesung im Museum, die sehr gut besucht war und war bei einem Sozialprojekt in Mondesa DRC. Auch hier gibt es wieder afrikanischen Fortschritt zu bewundern. DRC liegt ja mitten in der Wüste und besteht nahezu ausschließlich aus Pappe-Holz-Blechhütten. Katutura ist da ein Villenviertel dagegen. Der Staat hat nun in einem Bereich Häuschen gebaut, eine regelrechte Siedlung. Aber: Die stehen alle leer, weil die Bewohner von DRC zu 80% arbeitslos sind und sich den Erwerb oder die Miete eines solchen Häuschens nicht leisten können. Afrika pur!! :woohoo: Ca 5000 Menschen leben hier unter Verhältnissen, die man sich in Namibia eigentlich nicht vorstellen kann. Touristen würde ich allerdings nicht raten hier allein hinzufahren. In Mondesa selbst gibt es "Townshiptouren", die aber nicht in die Außenviertel von DRC gehen.
Interessant sind ja für Forums-leser auch die Erfahrungen mit der Gastronomie. Das TUG - man muss immer vorreservieren, auch einen Einzelpatz! - war gut wie immer. Im Europahof habe ich auch sehr guten Fisch gegessen und die Auswahl an Fischgerichten ist noch größer als im TUG.
Dann habe ich die kleinen Lokale an der Mole beim Strandhotel ausprobiert: "Butcher und Brewer" hat ein modernes Ambiente, die Speisekarte ist aber recht eingeschränkt, kein Fisch (logisch!), viele Steaks in allen Größen, selbstgebrautes Bier gar nicht so schlecht (Ist von einem Franken ein Lob!), ich hatte eine "Carnivoren-Pizza", die mich kalorienmäßig überfordert hat. :) ;) :P
"Delis Farmhouse" ist nicht schlecht, aber auch nicht unbedingt ein Hit. Lamb Stew habe ich woanders schon besserc gegessen.
"Museum Cafe", mit altem Brauerei-Ambiente war das schlechteste in der Lage, der Fisch war Iglu-Auftaukost, nicht mal ordentlich gebacken. Im neuen Gondwana-Hotel gibt es kein Essen, leider nur B&B.
So, zum Schluss noch mal gemeckert. :P Da ich schon mehr als 10x in Swakopmund war gibt es für mich nicht mehr viel Neues, die Touren zu den Delfinen und in die Wüste habe ich alle schon 4x gemacht. Der Ort selbst explodiert in die Wüste hinein, auch hier wird gebaut wie die Weltmeister.
Ich hoffe, ich habe euch nicht vergrault mit meiner Kritik, das Land hat ja auch so viel Schönes, man muss nur ein wenig mehr suchen als früher. "Das Land der großen Weite", "Das Land der roten Stille" wird aber bald nach anderen Schlagwörtern suchen müssen.
Viele liebe Grüße und schöne Feiertage oder Restferien wünscht:
Burschi
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26 Mai 2016 05:16 #432184
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Da habe ich doch glatt den wichtigsten Tipp vergessen! :woohoo:
Für alle Sundowner-Freunde - und die Gemende wird ja groß sein! - es gibt ein neues Savanna!!! :) :)
Nach Savanna dry und Savanna light gibt es Savanna dark!
Einfach mal ausprobieren! :) :) :laugh:


Na denn Prost!
Dann kann es ja mit Freude zur nächsten Safari losgehen.
Aber nicht schon bei Sonnenaufgang! Und auch nicht während der Fahrt! :laugh:


Vielleicht sehen wir uns ja am Afrika-Festival an diesem Wochenende in Würzburg!
Viele grüße und schöne Wochenende:
Burschi
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29 Mai 2016 16:05 #432502
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Hallo Gabi und Christian,
danke, dass ihr euch aus eurer Sicht zu meinen Gerdanken geäußert habt. Ich gebe euch beiden Recht. Christian sieht das natürlich aus der Perspektive des in Namibia Lebenden und auch als - das darf ich annehmen - Jüngerer. Gabi weist auf etwas hin, was auch mir so geht. Hatte noch vor Jahren der Farmer zu mir gesagt: "Das Auto kannst du da stehen lassen, auch wenn die den Schlüssel nicht abziehst, da kommt nichts weg!" Er sagt heute: "Hast du das Auto auch gut abgeschlossen?" Zum Glück hat sich auch die Autoindustrie auf die Veränderung eingestellt. Während früher mit nur einem Switch alle Türen aufgegangen sind, öffnet sich heute bewusst nur die Fahrertür. Klasse! Ich finde das gut, denn dann muss ich als Alleinfahrer nicht ständig alle Türen im Auge behalten. Außerdem schließen alle Türen nach ein paar Metern Fahrt wieder automatisch.
Aber lasst mich zum Abschluss noch ein paar Worte dazu schreiben, wie ich die Situarion sehe:
Zunächst bei uns:
Früher - ich wohne an der A9 - war die Autobahn vierspurig und nach Norden fast leer.
Heute ist sie sechsspurig, die rechte Spur von LKW-Kolonnen befahren, von 20 Fahrzeugen sind 18 aus Polen, die Abgase, die in unsere Stadt strömen, haben sich verzigfacht - es gibt keinen mehr in unserer Familie, der keine Allergie hat - die Lärmbelästigung bei Westwind ist nun Tag und Nacht. Aber alles wird nun viel schneller transportiert.
Früher habe ich um mein Grundstück einen Zaun gezogen, weil mir in der Nacht die Hasen und Rehe den Salat weggefressen haben.
Heute muss ich die Fenster des Hauses mit Panzerglas einbruchsicher machen, weil Räuberbanden aus dem Osten regelmäßig in die Wohnsiedlung eindringen. Aber den Salat fressen nicht einmal mehr Schmetterlingsraupen.
Früher habe ich im Winter über 1 Zentner Vogelfutter verfüttert, weil Aberhunderte von Vögeln sich bei hohem Schnee in unserem Garten tummelten.
Heute verfüttere ich 1 Kilo im ganzen Winter. Es gibt keinen Neuntöter, keine Rebhühner, viele andere Arten nicht mehr und auch der Haussperling, einst verhasst, weil er den jungen Salat vertilgte, gehört nun zu den bedrohten Arten. Aber ich spare enorm am Vogelfutter.
Früher bin ich 50 Meter weiter mit dem Einkaufskorb in den Laden um die Ecke gegangen und habe gekauft, was ich gebraucht habe und was in den Korb gepasst hat.
Heute laufe oder fahre ich mit dem Fahrrad 500 Meter in den Supermarkt, kaufe ein, was in den Korb passt und was ich brauche, auch wenn das Angebot 1000 mal größer ist. Manchmal kaufe ich auch weniger, wenn mich die Massen an Fleisch oder auch Schokolade (ich esse beides gerne!) anekeln, weil ich solche Berge als unappetitlich empfinde.
Früher habe ich mit den Nachbarn ein Gartenfest gefeiert und wir haben uns gegenseitig geholfen. Heute kann ich mit meinen Nachbarn nicht mal mehr reden, weil ich Depp kein Russisch verstehe und wenn sie ihre Parties feiern, bin ich nicht dabei.
O.K. ich bin eben ein Fossil! Vielleicht gehöre ich gar nicht mehr in diese moderne, viel bessere Welt? Wirklich besser?
Na. ich fahre ja nach Namibia, weil ich die "heile Welt" glaube da noch finden zu können. Irrtum! Da ist ja auch alles besser geworden!
Früher konnte man ohne Western Bypass und ohne großzügigen Straßenausbau in Seelenruhe durch Windhoek fahren.
Heute kann man durchrasen! Auch nicht schlecht!
Früher musste man sich auf Gravelroads durch den Caprivi - zum Teil noch im Militärkonvoi - plagen.
Heute düst man auf dem Highway zügig durch.
Früher war die Fahrt nach Epupa ein mehrtägiges Abenteuer, heute kann man in einem Rutsch durchs Kaokoveld.
Früher hatte ich weder Handy noch Cellphone oder Samrtphone oder Navi. Ich bin überall angekommen, habe aber öfter mal angehalten und mit leuten geredet. Das ist heute nicht mehr nötig, der Satellit steuert mich schon.
Naja, wenn ihr das Fortschritt nennt, dann muss ich euch aus eurer Perspektive natürlich Recht geben.
Aber:
Wenn einst in Windhoek nur noch aus dem Wasserhahn des Präsidenten ein paar Tropfen raus kommen,
wenn es auf der vierspurigen Autobahn in die Etoscha Staus gibt,
wenn dort dann das letzte Gürteltier sein Leben ausgehaucht hat,
wenn das letzte Nashorn von einem Wilderer erschossen wurde, weil der Geld für sein Samrtphone brauchte,
wenn nach vier Jahren Dürre auch der Baobab in der Regenzeit keine Blätter mehr bekommt,
wenn man an den Pads in der Etoscha mehr verdurstete und verhungerte Tiere als lebende sieht,
...
dann werdet auch ihr in Namibia feststellen, dass man Geld nicht essen und schon gar nicht trinken kann! :(
Nachdem ich ja "Nachdenkliches" in den Titel des Threads gestellt habe, erlaubt mir einfach dies als Schlusswort.
Viele liebe Grüße:
Burschi
Und trotzdem habe ich die Reise für 2017 schon gebucht. :)
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