THEMA: SCHLANGENBISS - NOTFALL - was tun?
13 Jul 2010 23:11 #146529
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  • Matt am 13 Jul 2010 23:11
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Jeztt müssen wir doch ehrlich sein. Wenn hier ein Foto einer Schlange gepostet wird, dann gibt es ca. 5 verschiedene Meinungen, welche Schlange es sein könnte. Und genau dies würde einen Patienten/In ins Verderben führen, nämlich dann, wenn ein falsches Serum gspritzt wird.

Ach Mensch, bin ja selbst kein Arzt. Aber ich hasse solche Diskussionen, welche darauf hinaus führen, dass Afrika extrem gefährlich ist. NEIN, wenn man sich an die Regeln hält, dann reist man doch relativ sicher durch die Gegend. Und, wie schon 2, 3 mal erwähnt... bevor ich Schlangenserum oder igendwelche Pumpstationen nach Afrika mitnehmen würde, kämen mir selber noch ganz andere Dinge in den Sinn....:) Ein 9mm Kaliber etc..:)

Also, bitte, HÖREN WIR DOCH AUF MIT DIESEM SCHWACHSINN. Solche Leute sollten dann wohl nicht nach Afrika gehen... nicht nur nicht nach Afrika- sondern einfach nicht weit weg vom heimischen Europa...
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14 Jul 2010 00:32 #146546
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  • lilytrotter am 14 Jul 2010 00:32
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Liebe Fomis!

Der Sinn dieses Threads ist es nicht, falsche Ängste zu schüren!
Aber wir sollten es auch nicht damit bewenden lassen, dass ein Schlangenbiss „nun einmal“ zum Restrisiko des Lebens gehört. Das ist keine gute Antwort für die, die vielleicht erst beginnen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und ehrlich gesagt, reicht mir das auch nicht. Und den Kopf in den Sand stecken nützt ja nun auch nix.
Die großen Meinungsunterschiede zeigen deutlich, dass es durchaus einen Informations- und Diskussionsbedarf gibt.
Einer der Gedanken zu diesem Thread war der, eben mit falschen Vorstellungen, falschen Ängsten, falschen Selbsteinschätzungen und dem fatalen Konglomerat aus Halbwissen und Selbstüberschätzung ein wenig aufzuräumen. Und - sein eigenes Wissen zu erweitern, anstatt falsche Ängste und falsche Hoffnungen zu verfestigen und Fatalismus zu fördern.
Angst, an und für sich, ist ja nicht schädlich, sie warnt, erhöht den Adrenalinspiegel und die Aufmerksamkeit.
Entscheidend jedoch ist der Umgang mit Angst. Macht sie einen nervös oder konzentrierter, wird das eigene Handeln kopflos oder sinnvoll strukturiert und besonders verantwortungsvoll. Lässt man sich von seinen Ängsten bestimmen oder von seiner Ratio.
Ein Indikator in diesem Zusammenhang ist neben einer ethischen Grundhaltung ein gewisses Wissenspotential, auf das man zurückgreifen kann, damit man in Krisensituationen verantwortungsvoll handeln kann.

Jeder, der schon mal längere Zeit in weit abgelegenen Gebieten gereist ist, weiß wovon ich spreche. Man neigt dazu, unter Zuhilfenahme von möglichst viel Information aus möglichst vielen Quellen, sich sein persönliches Notfall-Rettungs-Szenario zurechtzubasteln, ein Jeder nach seinen Möglichkeiten - und darüber hinaus… Denn alleine der Gedanke schon ist belastend, dass es Situationen gibt, in denen man wohl versagen muss. – Traumatisierend ist es, wenn es Realität wird.
Es ist aber auch erstrebenswert, dass man sich so gut es geht, so gut man kann, fähig macht, solchen Situationen zu trotzen, ohne sich selbst zu überschätzen und fahrlässig zu handeln. Das ist der schwierige Grad für verantwortungsvolles Handeln.
Niemand kann es ertragen, vollkommen hilflos einer lebensbedrohlichen Situation gegenüber zu stehen oder erleben zu müssen, wie jemand Schaden nimmt oder gar stirbt, weil man selber einen grob fahrlässigen Fehler begangen hat oder einfach nur verpasst hat, sich zu informieren.
Und genau deshalb ist eine dringende Empfehlung, als Reisender ein Schlangenserum mit sich zu führen und im Notfall auch als Laie einem Mitreisenden zu spritzen eine sehr ernste Angelegenheit.

Wir selbst kennen uns mit Schlangen wenig aus. Wir finden Schlangen interessant, haben allerdings extrem selten Schlangen zu Gesicht bekommen und noch seltener giftige Schlangen. Unser Interesse an Schlangen wächst allerdings gerade enorm.
Und - wir haben auch Angst vor solchen Giftschlangen, deren Biss lebensgefährlich bis tödlich ist.
Hat eigentlich jemand einen Tipp für ein gutes Bestimmungsbuch?

Hier noch weitere interessante umfangreiche Info zur Wirkung von Schlangengiften gefunden. Für uns Laien ist Vieles nicht verständlich, aber zwischendrin gibt es leicht verständlichen Passagen. Zitat: “Die körperliche Verfassung eines Menschen ist sehr wichtig und kann über Leben oder Tod entscheiden. Grundsätzlich gilt, je besser die körperliche Konstitution um so grössere Überlebenschancen. Wichtig sind jedoch auch Faktoren wie Alkohol, Medikamente, Allergien und sonstige physischen Veränderungen.
Alkohol im Blut gibt dem Gift die Möglichkeit, sich schneller im Blutkreislauf zu bewegen.
Medikamente, die man regelmässig aus irgendwelchen Gründen einnehmen muss, sollten unbedingt dem Arzt mitgeteilt werden. Sie können die Anfälligkeit gewisser Organe begünstigen oder den Verlauf etwas verfälschen.“ …
www.snakeparadise.ch...ngift.html?showall=1


Wenden wir uns also der Sammlung weiterer Informationen und Tipps zu, in der Hoffnung, dass niemand von uns all dieses Wissen jemals anwenden muss.

Die gute kompakte Info zum Umgang mit einem Schlangenbiss (vom Apotheker) könnte man sich kopieren und mit weiteren persönlichen Schwerpunkten garnieren.

Gruß lilytrotter
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 14 Jul 2010 00:37 von lilytrotter.
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14 Jul 2010 00:52 #146547
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  • Volker am 14 Jul 2010 00:52
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lilytrotter schrieb:
Liebe Fomis!

Der Sinn dieses Threads ist es nicht, falsche Ängste zu schüren!...

Wenden wir uns also der Sammlung weiterer Informationen und Tipps zu, in der Hoffnung, dass niemand von uns all dieses Wissen jemals anwenden muss.

Die gute kompakte Info zum Umgang mit einem Schlangenbiss (vom Apotheker) könnte man sich kopieren und mit weiteren persönlichen Schwerpunkten garnieren.

Gruß lilytrotter

Hallo lilytrotter,

Dein Wunsch in Ehren, aber wer soll/kann/darf hier ihr/sein Wissen zum Besten geben - ähnlich wie beim leidlichen Malariathema?

Ich würde mich in dem Punkt nie auf den Inhalt dieses Threads verlassen - wenn schon Internet, dann Medizinerforum.

Aber das ist nur meine persönliche Meinung, der nicht jede(r) folgen braucht.

Viele Grüße,

Volker
Bye bye Forum
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14 Jul 2010 07:55 #146550
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  • holger am 14 Jul 2010 07:55
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Ich frage mich, wo ihr alle in Afrika unterwegs seid, dass ein Krankenhaus nicht innerhalb von max 4h erreichbar ist. Keine Frage, es gibt viele "weiße Flecken" auf der Krankenhaus-Infrastruktur-Landkarte, nur denkt mal an das Areal, das ihr normalerweise in Afrika bereist.

Selbst wenn der unwahrscheinliche Fall eintritt, dass ihr von einer Schlange gebissen werdet, gibt es noch eine 50% Chance, dass es sich um einen Leerbiss handelt, d.h. kein Gift ausgeschüttet wird. An der Stelle hat Kurt schlicht Recht: das Restrisiko einer Afrikareise ist an anderer Stelle mit Abstand höher.

Das ist mal wieder typisch Mensch: an (tödliche) Verkehrsunfälle hat er sich gewöhnt, das liest er täglich in der Zeitung. Es ist ja nicht so, als würde Mensch eine Lehre daraus ziehen und defensiver fahren. Bei Schlangen ist es etwas anderes. Hier werden Urängste wach, diese Gefahr ist nicht greifbar und das macht ihm Angst, das ist quasi eine latente Phobie. :)

Ich für meinen Teil würde einen Druckverband anlegen und mich ohne Rücksicht aufs Material in das nächste Krankenhaus fahren lassen. Das sollte für Namibia, Moremi, Savuti und Chobe als Notfallplan reichen.
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Letzte Änderung: 14 Jul 2010 07:56 von holger.
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14 Jul 2010 09:49 #146560
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  • Tobias am 14 Jul 2010 09:49
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Hallo zusammen,

sorry für den verspäteten Post.
Gleich vorne weg. Es gibt eine Studie von der University of Kelaniya, Sri Lanka, die über Jahre weltweit Daten über Schlangenbisse gesammelt und ausgewertet hat. Hier wurde gezeigt, dass nur 5% der Schlangenbisse mit einem Toxin tödlich sind. Flächendeckend existieren in Afrika um die 400 Schlangenarten, davon tragen knapp 90 ein Toxin. Von diesen 90 Arten sind nur 30 beschrieben, deren Toxin tödlich ist. Hochgerechnet heisst das, dass gegen 80% der Afrikanischen Schlangen harmlos sind. Die gesammelten Daten beziehen sich alle auf Farmer und Waldarbeiter, die einem sehr hohen Risiko ausgesetzt sind, Kontakt mit Schlangen zu haben.
In Bezug auf Touristen sind also Schlangenbisse mit Todesfolge vernachlässigbar gering. Wird allerdings ein Touri gebissen, geistert das sofort durch die Medien und erregt viel Aufmerksamkeit...
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen, man kann sich in Namibia und SA nur selten soweit von der Zivilisation entfernen, dass man nicht in nützlicher Frist professionelle Hilfe bekommt. Und wenn man so abseits sein will, muss man besonders gut aufpassen!
Mein persönlicher Notfallplan:
1. Schlange wegschlagen, also Giftapplikation unterbrechen
2. habe kein Antivenom dabei, da ich wohl meistens die Schlange nicht identifizieren könnte, und wenn, hätte ich sicher das Falsche dabei, ich kann die Kühlkette nicht sicherstellen und wie gesagt, ohne geeigneten Support kann man mit einem Antivenom alles nur noch schlimmer machen.
2. keine Manipulationen an der Bisswunde (nicht saugen, aufstechen, abbinden)
3. Bisswunde kühlen, und wenn nur mit einem feuchten Taschentuch
4. Patient ruhigstellen, trinken lassen, Hilfe holen bzw. fahren wie der Teufel
Gruss
Tobias
PS.: Noch zur Frage der schwazen Mamba. Ihr Toxin ist das zweitgiftigste der Welt. Ein Biss (bis 240mg) ist für den Menschen tödlich (letale Dosis LD50: 0.05mg pro Kg Körpergewicht). Durch Wirkungen auf die Muskulatur (Lähmung), das zentrale Nervensystem (Halluzinationen) und das Herz (Rhythmusstörungen, Kammerflimmern) sind die Symptome komplex und führen unbehandelt im Schnitt nach 30-60min zum Tod. Es exisitiert ein Antivenom, welches die Mortalität massiv gesenkt hat.
Letzte Änderung: 14 Jul 2010 09:59 von Tobias. Begründung: Schreibfehler
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14 Jul 2010 10:08 #146567
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  • Crazy Zebra am 14 Jul 2010 10:08
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Hallo,

darf ich noch einen Tip los werden!

Es kann sehr nützlich sein den Biss zu markieren zB mit Kugelschreiber (einkringeln) oder in auf einem Fetzen Papier eingermassen massstäblich aufzeichen.

Experten und das müssen dann keine Aertzte sein können anhand eines Bissbildes, das wie ein Fingerabdruck ist, sehr genau anschätzen welche Schlange in Frage kommt, zumal sie die in ihren Regionen lebenden Spezies kennen.

Man glaubt gar nicht wie unterschiedlich diese Bissbilder sind,
sehr oft sind diese auch recht gut skiziert in der Fachliteratur.

Gruss Kurt
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