Tag 28 – Freitag, 30. Juli – Rückflug
In aller Herrgottsfrühe klingte der Wecker, um genau zu sein um viertel nach drei. Wir duschten und packten alle restlichen Sachen in die zweite Reisetasche, deren Reißverschluss sich gerade noch so schließen ließ. Pünktlich um zwanzig nach Vier holte uns der Fahrer von Savanna ab. Im Wagen saßen noch zwei weitere Gäste, junge Leute aus einer anderen Pension.
In völliger Dunkelheit verließen wir Windhoek und erreichten bei sehr wenig Verkehr den Hosea Kutako International Airport. Nicht nur der Ankunftsbereich, auch der Check-In für den Abflug waren seit zwei Jahren umgebaut worden. Die erste Kontrolle bestand aus einer Temperaturmessung und einer Überprüfung des Namens und des negativen Covid-Tests an einem Tisch. Uwe zeigte seinen Pass sowie das Ergebnis. Anschließend kam die Frage: „Ist das Ruth?“ – „Ja“. „Gut, dann können wir weiter“. Bei Ruth reichte es demnach aus, dass sie einfach nur sie selbst war.
Wir waren recht weit vorne in der Warteschlange, aber bei einem Mann am Check-In schien es ewig zu dauern. Nein, es schien nicht nur so, es ging nichts voran, bis die Schlange bis nach draußen angewachsen war. Schließlich erbarmten sich die Damen von den Nachbarschaltern für Business-Kunden und fertigen ebenfalls Fluggäste aus unserer Schlange ab.
Als wir an die Reihe kamen, legten wir unsere Pässe und erneut die negativen Testergebnisse vor. Der Mann am Schalter wollte nun unsere Lufthansa-Bestätigungsnummer wissen. Die hatten wir nicht parat. Uwe schaute im Handy nach und fand unseren Buchungscode. Der war aber nun nicht gefragt. Als wir auf die Schnelle nichts finden konnten, gab der Mann einem Kollegen unsere Pässe und bat uns, diesem zu folgen. Man würde mit Frankfurt telefonieren, um unsere Bestätigungsnummern (beginnend mit 22) zu erfragen. Anschließend sollten wir dann unmittelbar wieder zu ihm kommen, ohne uns noch einmal anzustellen. Bis wir mit unserem ganzen Gepäck die anderen Reihen gekreuzt hatten, war der Mann mit unseren Pässen verschwunden. Da kam plötzlich ein bisschen Panik bei uns auf, denn auch die negativen Testergebnisse waren nicht mehr bei uns. Das Ganze war einfach zu schnell gegangen. Ein paar hektische Blicke in alle Richtungen und einige unschlüssige Drehungen um sich selbst später entdeckten wir den Mann wieder, und er erklärte uns, dass er unsere Pässe an einen Kollegen weitergereicht habe, der sich nun um unser Problem kümmern würde. Unser Sorge war jedoch in erster Linie, dass wir keine Ahnung hatten, wo unsere Pässe nun waren. Uwe bestand darauf, dass er uns zu diesem Kollegen brachte. Der saß hinter Glas beim Passenger Service und fertigte andere Problemfälle ab, unter anderem den Mann, der zuvor schon den ganzen Betrieb aufgehalten hatte. Das konnte ja dauern. Uwe durchforstete weiter sein Handy nach E-Mails von Lufthansa und fand schließlich die gesuchten Bestätigungsnummern. Als er versuchte, dies dem Mann hinter dem Schalter zu erklären, wurde er zurechtgewiesen, dass dieser bereits telefoniere und die Nummern erfrage. Na gut, dann warten wir das eben ab. Nach ein paar Minuten erhielt Uwe unsere Pässe zurück und begab sich wieder zum Check-In. Wir machten uns einige Freunde und ernteten ein paar verständnislose Blicke, als wir uns seitwärts nach vorne in die Reihe an den Schalter schoben. Dort waren die fehlenden Nummern nun entweder bereits bekannt, denn sie wurden nicht mehr abgefragt, oder inzwischen nicht mehr vonnöten. Wir konnten unser Gepäck abgeben und erhielten auch die verschollenen Testergebnisse und die Ausreiseformulare zurück, die zuvor in unseren Pässen gelegen hatten. Nun war alles wieder gut.
Bei der Handgepäckkontrolle musste Uwe erklären, was sich in dem länglichen Karton befand. Zum Glück genügte die Erklärung, dass es sich um eine Pflanze zur Dekoration handelte. Ein Auspacken hätte die fragile Konstruktion wohl nicht überlebt.
Nachdem auch noch die Ausreiseformalitäten erledigt waren, setzten wir uns in den Wartebereich, und Uwe aß ein wenig aus den Frühstückspaketen, die wir aus der Pension mitgebracht hatten. Während dessen bauten die Flughafen-Mitarbeiter ein paar Tische auf, sperrten einen Bereich mit Trennband ab, und eine Ansage forderte alle Fluggäste zu einem weiteren Sicherheitscheck auf. Dabei mussten sich Frauen und Männer getrennt anstellen, die Taschen leeren, und es wurden Teile des Handgepäcks kontrolliert sowie alle Personen per Metalldetektor überprüft. Ruth beobachtete, wie bei einem Mann ein großes Klappmesser aus dem Rucksack gezogen wurde. Wie war das denn durch die Durchleuchtung bis hierher gelangt?
So wurde es heute Morgen keine Sekunde langweilig, denn schon begann das Boarding. Anstatt wie üblich die hundert Meter bis zum Flugzeug zu laufen, wurden die Passagiere nun mit Bussen gefahren. Das Einsteigen, Warten, bis sich der Bus gefüllt hatte und das Aussteigen dauerten zusammen sicherlich länger als die Variante ohne Bus.
Der A340 war nach unserer Schätzung nicht einmal zur Hälfte besetzt. So hatten wir vier Sitze in der Mittelreihe für uns alleine, und Ruth konnte sich nach dem Start und einem Frühstück etwas hinlegen. Uwe bearbeitete derweil ein paar Fotos.
Der Rest ist schnell erzählt: Nach dem ruhigen Tagflug landeten wir pünktlich in Frankfurt und erfuhren, dass just seit heute Namibia (und die benachbarten Länder) aus deutscher Sicht keine Virusvarianten-Gebiete mehr sind. Am liebsten wären wir gleich sitzen geblieben und hätten für eine weitere Runde noch einen Fahrchip abgegeben. Aber traurig oder enttäuscht waren wir nicht, sondern glücklich darüber, diese tollen vier Wochen in Namibia verbringen zu dürfen. Der zuvor komplett leere Erlebnistank war nun wieder gut gefüllt (so zirka zur Hälfte).
Mit dem ICE ging es vom Fernbahnhof zurück nach Siegburg, wo uns Uwes Eltern abholten und nach Hause brachten. Dort erwartete uns nun keine Quarantäne, sondern noch zwei Wochen Sommerferien.
Fazit
Diese Reise war insofern besonders für uns, weil wir sie gefühlt unendlich lange herbeisehnen mussten. Und auch zum Abreisezeitpunkt standen die Zeichen noch nicht einwandfrei auf Start. Wir hatten uns schon Gedanken gemacht, ob es klug war, zu diesem Zeitpunkt nach Namibia zu fliegen. Sobald wir unterwegs waren, haben wir diese Entscheidung jedoch keine Sekunde lang bereut. So konnten wir wieder unsere geliebten Landschaften in uns aufsaugen, Tiere und Vögel entdecken und unter dem einmaligen Sternenhimmel am Lagerfeuer sitzen. In jedem Augenblick wissen wir dies zu schätzen. Kein Sonnenuntergang wurde missachtet.
Alles hat geklappt, insbesondere auch ohne engmaschige Vorbuchungen, wie wir sie sonst zu dieser Hauptreisezeit bevorzugen. Durch die noch wenigen Touristen im Land konnten wir einige Attraktionen wie das Sossousvlei oder den Etosha relativ leer erleben wie schon seit 15 Jahren nicht mehr. Dafür sind wir sehr dankbar.