THEMA: Die Eulenmuckels sind endlich wieder in Namibia
02 Aug 2021 20:25 #622290
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Liebe Fomis,

seit Freitag sind wir zurück von einer wunderschönen Namibia-Tour. Wie ihr euch denken könnt, war es eine besondere Reise – aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation und auch, weil wir letztes Jahr nicht fliegen konnten. Während dieser Zeit merkten wir schon, dass uns etwas fehlte, aber vor Ort wurde uns noch deutlicher bewusst, wie sehr wir Namibia und alles, was mit so einer Reise zusammenhängt, vermisst hatten. Ein kleines Fazit vorab: Wir haben keine Sekunde bereut, diese Reise gemacht zu haben. Für uns war es traumhaft schön und für den Seelenhaushalt dringend nötig.
Nun möchten wir ausnahmsweise mal ganz zeitnah von unseren Erlebnissen berichten und wie immer auch ein paar Fotos einstreuen. Denn neben der ganzen Sentimentalität und Wiedersehensfreude gab es auch wieder den geliebten Safari-Alltag, den wir mit mal weniger, mal mehr Erfolg der Suche nach Säugetieren und Vögeln gewidmet haben.
Wir freuen uns auf eure Begleitung.

Ruth & Uwe



Hier ist unsere Route, aus der sich die Reihenfolge der Destinationen nicht erschließt. Die müsst ihr dem folgenden Bericht entnehmen.



Wer den Reisebericht ohne Kommentare lesen möchte, klickt auf die Sonne oben rechts.


Prolog

Dieses Mal ist alles irgendwie anders. Die Planung der Reise zielt nicht darauf ab, wie wir für die Route am besten unsere Wunschziele miteinander verbinden oder wie wir unsere Ausrüstung weiter optimieren können. Wir tauschen kein Teil unserer Fotoausrüstung, im Gegenteil – wir lassen Dinge zu Hause. Wir überlegen nicht, wo wir was in welcher Reihenfolge einkaufen, damit der Start in die Tour perfekt ist. Und wir beginnen diesen Reisebericht nicht am ersten Abend in Namibia, sondern bereits ein paar Tage vor Abflug zu Hause. Wir sind nicht heiß auf die optimale Route, geschweige denn auf bestimmte Destinationen. Es ist ganz simpel: Wir wollen einfach nur wieder in Namibia sein, wenn es sein muss, auch nur ein paar Wochen irgendwo im Staub sitzen. Bis zuletzt waren unsere Gefühle im Vorfeld dieser Reise sehr gemischt: Nach und nach hatten viele Mitglieder unserer Afrika-Familie ihre Reisen storniert. Mehrfach hatten uns Freunde mit steigenden Inzidenzzahlen, mit schlechten Nachrichten aus dem Forum, die wir schließlich gar nicht mehr lasen und schlussendlich mit der Hochstufung als Virusvariantengebiet gefragt, ob wir diese Reise tatsächlich ausgerechnet jetzt durchziehen wollen. Ja, wir wollten. Es war der einfache, egoistische Grund, dass wir Namibia ganz schrecklich vermissten.
Seit knapp zwei Jahren waren wir nicht dort. Das hört sich vielleicht nach einer nicht allzu langen Wartezeit an, aber für uns, die wir seit 2004 jedes Jahr in Namibia waren, konnten wir dieser Zwangspause wirklich nichts abgewinnen. Für 2020 hatten wir sogar zwei Reisen ins südliche Afrika geplant, eine größere Runde im Sommer durch Sambia und eine kleinere im Herbst nach Botswana. Uwe hatte jeweils bis zuletzt geglaubt – naja, zumindest gehofft –, dass es noch irgendwie klappen könnte. Aber aller Optimismus half nichts, und mit jeder Absage wurde die Laune schlechter.
Natürlich beklagen wir uns nicht. Uns geht es verglichen mit vielen unglaublich gut. Uwe kann seit dem Frühjahr 2020 von zu Hause arbeiten. Ruth hatte mit Distanz- und Wechselunterricht für ihre erste Klasse schon einige Hürden bei der Digitalisierung zu nehmen, was am Ende besser funktioniert hat als erwartet. Trotzdem taten wir uns selbst ein wenig Leid, als wir unsere Reisepläne wiederholt in die Tonne werfen mussten. Aber andere hatten selbstverständlich ganz andere Sorgen, und daher blieben wir brav zu Hause, trafen keine Freunde, konnten nicht mehr zum Fußball und kauften nur noch einmal pro Woche ein – unser wöchentliches Highlight. Ansonsten gab es alle paar Wochen einen Video-Chat mit Freunden.
Nun wollen wir euch aber nicht weiter mit Wie-haben-wir-den-Lockdown-und-die-Pandemie-überhaupt-verbracht langweilen, denn das kennt ihr sicherlich schon zur Genüge von Freunden, Kollegen oder von euch selbst. Auf geht’s!
Letzte Änderung: 02 Aug 2021 20:26 von Eulenmuckel.
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02 Aug 2021 21:29 #622299
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Tag 0 – Freitag, 2. Juli – Abflug

Uwes erster Urlaubstag, Ruth musste nochmal in die Schule. Während sie ihre Erstklässler in deren erste Sommerferien entließ, packte Uwe die Taschen und schaute nach, ob es nicht in letzter Minute noch neue Bestimmungen oder Regelungen zur Einreise nach Namibia gab. Das allerletzte Amtsblatt, das gegen Mittag erschien, erlaubte es Touristen, sich frei im Land zu bewegen, wenn sie denn im Auto eine Maske tragen. Wir werden sehen.
Knapp zwei Wochen vor unserem Abflug war Namibia vom RKI zum Virusvariantengebiet erklärt worden. Da das für uns zwei Wochen Quarantäne nach Rückkehr bedeutete, mussten wir die Reise, die ursprünglich für die gesamten Sommerferien geplant war, auf knapp vier Wochen kürzen, damit Ruth nach Ende der Absonderungszeit pünktlich zum Unterrichtsbeginn erscheinen kann.
Um auf gar keinen Fall zu spät am Flughafen zu sein, machten wir uns besonders früh auf den Weg. Mit negativem PCR-Testergebnis, doppelt geimpft und mit sämtlichen ausgefüllten Gesundheitsformularen für die Einreise nach Namibia im Gepäck starteten wir schon um kurz nach 14 Uhr. Ruths Eltern hatten sich bereit erklärt, uns bis nach Frankfurt zum Flughafen zu bringen. Die Autobahn war gut gefüllt, aber einen richtigen Stau gab es nicht. Durch den Online-Checkin am Vorabend mussten wir am Flughafen nur noch unsere zwei Gepäckstücke abgeben und hatten dann noch etwa viereinhalb Stunden bis zum Abflug. Zunächst setzten wir uns zu McDonalds und stärkten uns nach Angabe unserer Namen und mehrfachem Händedesinfizieren. Dann wollten wir eigentlich auf unsere Freunde Cora und Gert warten, die am selben Abend nach Johannesburg flogen. Wir waren uns sicher, dass ihr Flug an einem der benachbarten Gates abhob, und so marschierten wir bereits durch die Handgepäckkontrolle. Uwe musste sich dabei etwas genauer abtasten lassen. Dann stellten wir jedoch fest, dass sich unsere Gates doch in unterschiedlichen Bereichen befanden, und so konnten wir uns leider doch nicht mehr treffen.



Wir verbrachten die Stunden mit Telefonieren und Dösen. Als sich die Boarding-Zeit näherte, merkten wir bereits, dass nur wenige Plätze im Flieger belegt sein würden, wir schätzten höchstens ein Drittel. Glücklicherweise hatten wir Sitze am Notausgang mit mehr Beinfreiheit reservieren können. Diese hätten wir gar nicht benötigt, denn jeder konnte sich seinen Sitzplatz ohnehin frei wählen. So saßen wir zwar einigermaßen bequem, dennoch war der Nachtflug wie immer lang und alles andere als gemütlich.

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03 Aug 2021 19:23 #622387
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Tag 1 – Samstag, 3. Juli – Ankommen

Meikes Gästehaus, Swakopmund

Durch die lange Wartezeit schon in Frankfurt fühlte sich der Flug dieses Mal noch länger an als sonst. So lange wie heute hatten wir noch nie eine Maske getragen, und uns schmerzten bald die Bänder hinter den Ohren. Eine Wohltat, als wir sie für kurze Zeit während des Abendessens und Frühstücks abnehmen durften.



Vor der Landung betrachteten wir die Landschaft unter uns und fanden viele kleine Seen und Wasserstellen – offensichtliche Überreste der guten Regenzeit. Bereits während des Landeanflugs kullerten bei Ruth die ersten Tränen. Die Vorfreude war riesig.





Am Flughafen Windhoek war im letzten Jahr offensichtlich die Ankunftshalle vergrößert worden. Bei allen Passagieren wurde die Temperatur kontrolliert, dann ging es zur üblichen Einreise mit Pass und Formular. Danach drehten bereits unsere Taschen ihre Runden auf dem Gepäckband.



Bei einem weiteren Schalter kontrollierte man unsere negativen PCR-Tests und sammelte das Gesundheitsformular ein. Nach einer unmotivierten Durchleuchtung des Gepäcks waren wir fertig. Der Fahrer von Savanna wartete noch auf weitere Gäste, und so nutzten wir die Zeit, um uns am Geldautomaten die Taschen zu füllen.
Als das junge schweizer Pärchen, welches mit uns zur Autovermietung fuhr, ebenfalls alle Kontrollen durchlaufen hatte, ging es los. Die Sonne schien, und es war schon angenehm warm. Auf dem Weg in die Stadt entdeckte Ruth die erste Giraffe.
Bei der Autovermietung huschte kurz vor uns ein amerikanisches Pärchen ins Büro und war daher zuerst an der Reihe. Da sie zum ersten Mal in Namibia waren, dauerte ihre Einweisung entsprechend lange. Wie schaltet man den Allrad zu, ist eine Versicherung gewünscht, was ist auf Namibias Straßen alles zu beachten, … Typisch deutsch fingen wir bereits an, auf unsere Uhren zu schauen.



Nachdem wir anschließend die Formalitäten erledigt hatten, gingen wir in die Fahrzeughalle und konnten uns schon unser Auto anschauen, während die Amerikaner noch ihren Wagen übernahmen. Wir stellten fest, dass der Kühlschrank noch nicht fest montiert war und dass im Canopy auch nicht wirklich gut sauber gemacht worden war. Außerdem fehlte unsere Ausrüstungskiste. Wir wurden ein wenig unentspannt. Das waren nicht die besten Voraussetzungen für eine schnelle Abfahrt nach Swakopmund, denn wir wollten Windhoek diesmal schnell hinter uns lassen. Als der Mitarbeiter von Savanna dann Zeit für uns hatte, mussten wir ihn leider ganz schön herumscheuchen. Wir brauchten noch Kissen und Decken, eine zusätzliche Kiste und noch ein paar Kleinigkeiten. Schließlich trug er mit Uwe unsere schwere Kiste aus dem Büro zum Auto, und wir begannen parallel zur Wagenübernahme mit dem Aus- und Einräumen unserer Taschen und Ausrüstung. Wofür wir uns sonst (wenn wir die erste Nacht in Windhoek verbringen) einen ganzen Nachmittag Zeit nehmen, musste nun in kurzer Zeit erledigt werden. Entsprechend gestresst fühlten wir uns. Bis alles provisorisch einen Platz gefunden hatte, verging mehr Zeit als geplant, und wir verließen erst gegen 12 Uhr die Autovermietung.
Nun mussten wir noch tanken, und der Einfachheit halber kaufte Uwe unmittelbar im Tankstellenshop ein paar Snacks und Getränke für die Fahrt. Eigentlich war es nun bereits so spät, dass wir anstelle der landschaftlich schönen C28 vernünftigerweise die Teerstraße nach Swakopmund nehmen sollten. Doch als wir die Stadt nach Westen verließen, entschieden wir uns spontan doch für die südlichere Strecke durch das Khomas Hochland und später durch den Namib-Naukluft-Park. Wir konnten zwar keine längeren Pausen mehr machen, aber dafür war die Fahrt wunderschön einsam. Wir begegneten auf dem gesamten Weg bis Swakopmund weniger als fünf anderen Autos. Touristen waren keine darunter. An der Stadtgrenze gab es zwar einen Polizeiposten, dieser war jedoch nicht besetzt.
Und wir hatten schon unsere ersten Tierbegegnungen: Mehrere Steinböckchen sprangen vor uns über die Straße, ein paar Giraffen fraßen an einem Busch, und eine Familie Kudus kreuzte den Weg. Leider sahen wir noch keine Springböcke, Strauße oder Oryx, mit denen wir eigentlich im Namib-Naukluft-Park gerechnet hatten.











Bei Abfahrt in Windhoek hatten wir unsere Fahrtzeit überschlagen und damit gerechnet, in die Dunkelheit zu kommen. Zum Glück hatte es in Namibia vor ein paar Jahren einen Verzicht auf die Sommerzeit gegeben. So ging um 17:30 Uhr noch lange nicht die Sonne unter, wie wir befürchtet hatten. Daher freuten wir uns, noch mit dem letzten Tageslicht in Swakopmund anzukommen.
Dreißig Kilometer vor der Stadt hielten wir an und machten einen Schnelltest, damit wir Meike und Klaus guten Gewissens in den Arm nehmen konnten.









Und so erreichten wir kurz nach Sonnenuntergang die Pension und begrüßten uns herzlich. Nach zwei Jahren, die wir uns nicht gesehen hatten und so vielen Unsicherheiten in der Zwischenzeit freuten wir uns so, dass schon wieder ein paar Tränchen flossen. Natürlich gab es unendlich viel zu erzählen. Den gemeinsamen Abend unterbrachen wir lediglich, um unsere Sachen ins Zimmer zu räumen und um zu duschen. Meike hatte leckeres Lamm gekocht, und wir saßen so lange beisammen, bis uns vor Erschöpfung fast die Augen zufielen. Nach zwei sehr anstrengenden Tagen sanken wir todmüde ins weiche Bett und waren nach wenigen Augenblicken eingeschlafen.

Kilometer: 329
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04 Aug 2021 17:59 #622453
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Tag 2 – Sonntag, 4. Juli – Relaxen

Meikes Gästehaus, Swakopmund

Wir schliefen bis kurz vor neun wie Steine. Dann duschten wir nochmal und gingen zum Frühstück. Leider sind wir aufgrund der aktuellen Situation die einzigen Gäste in der Pension. Für Meike und Klaus tut uns das schrecklich leid. Das einzig Gute daran ist, dass wir viel Zeit miteinander verbringen können. So frühstückten wir ausgiebig und unterhielten uns lange. Danach werkelten wir ein wenig am Auto. Ruth machte den Innenraum und den Aufbau noch sauberer, bezog das Bett und spülte das Geschirr. Uwe half dabei und verstaute Dinge am richtigen Platz.



Schon gestern hatten wir bei einem kurzen Stopp am Bosua Pass bemerkt, dass aus dem Seitenfach, in dem sich die zweite Batterie befindet und in dem ein paar elektrische Regelungen montiert sind, ein permanentes und nervtötendes Piepsen kam. Da alle Anzeigen hohe Spannung meldeten, konnte es sich eigentlich nicht um ein Warnsignal handeln. Für einen Zustand bester Ordnung war dieses Geräusch jedoch nicht akzeptabel. Kurz überlegten wir noch, ob wir wohl die einzigen Mieter waren, die die Frequenz des Pieptons unerträglich fanden, aber es soll ja auch Leute geben, die Selbstmordgedanken wegen eine Tinnitus hegen. So weit wollten wir es nicht kommen lassen, setzten eine entsprechende Anfrage bei Savanna ab und hofften auf eine baldige Lösung.
Am Nachmittag lichtete sich der Himmel, und wir versuchten, ein paar Vögel im Garten zu fotografieren.

Wellenastrild





Ein paar kleinere Geflügelte, die gar nicht mal so sehr klein waren, summten auch noch um uns herum, aber hiermit kennen wir uns leider nicht so gut aus.





In der Sonne sitzend aßen wir Salamibrote und genossen es einfach, hier zu sein.



Die kleinen Cafés in der Stadt waren ja leider noch geschlossen. Bisher kam es in unseren Urlauben nicht oft vor, dass wir keinen Plan hatten. Aber für Ruth war es nach der ganzen Hektik der letzten Wochen in der Schule genau richtig, um ein wenig runterzukommen. Auf Kuchen mussten wir trotzdem nicht verzichten, denn später gab es bei unserer lieben Freundin Meike noch leckeren Zitronenkuchen mit Kaffee.
Dabei überreichte Meike uns auch die gebastelten Drahteulen, die wir einige Wochen zuvor bei ihr in Auftrag gegeben hatten. Ruth hat im Moment in der Schule die Eulenklasse und sah diese Geburtstagsgeschenke für ihre Kinder als gute Möglichkeit, einen Perlentier-Bastler auch in einer Zeit mit nur wenigen Touristen etwas zu unterstützen.



Vor Sonnenuntergang fuhren wir zur geschlossenen Tiger Reef Bar ans Meer und spazierten an der Wasserkante entlang zur Swakopmündung. Die Flut war recht hoch, und wir mussten aufpassen, keine nassen Füße zu bekommen. Dort fanden wir ein paar kleine Wasservögel: Enten, einen Reiher und eine Kiebitzmutter mit ihren schon recht großen Küken, die sich immer wieder unter ihre Flügel kuschelten. Auf den ersten Blick sah sie dann unnatürlich aufgeplustert aus und hatte irgendwie zu viele Beine.

Fahlregenpfeifer





Waffenkiebitz



Die Sonne versank im Dunst hinter dem Meer, und wir gingen langsam zurück, da es nun auch schon bald kühler wurde.







Auf dem Rückweg fuhren wir durch eine fast ausgestorbene Stadt. Zum Abendessen saßen wir wieder bei Meike. Da zurzeit alle Restaurants in Namibia aufgrund des Lockdowns geschlossen waren, konnten wir nicht essen gehen. Umso mehr freuten wir uns, im Wohnzimmer am Ofen zu sitzen.
So langsam entwickelten wir Ideen für die weitere Route. Mal schauen, wohin sie uns führte.

Kilometer: 2
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05 Aug 2021 22:15 #622543
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Tag 3 – Montag, 5. Juli – Erster Einkauf

Meikes Gästehaus, Swakopmund

Unser zweiter richtiger Urlaubstag. Wir schliefen aus, frühstückten gut und fuhren dann zum Superspar. Mit zwei Einkaufswagen nahmen wir jeden Gang und kauften alle Sachen, die wir für die nächsten Wochen unterwegs brauchten und diejenigen Lebensmittel, die sich etwas länger halten. Es dauerte erwartungsgemäß lange, machte uns aber auch wieder viel Spaß. Anschließend schauten wir noch im Bottlestore und gegenüber beim Metzger vorbei. Dort bekamen wir gefrorenes Oryx, auf das wir uns schon sehr freuten.





Zurück in der Pension verstauten wir alles im Auto.



Inzwischen hatten wir auch eine Rückmeldung zum Dauerpiepsen im Aufbau erhalten. Zum einen könnte man einen grünen Knopf drücken, der das piepsende Relais schaltet und die beiden Batterien miteinander koppelt. Und tatsächlich, oh große Freude: Das Relais gab für genau 20 Sekunden Ruhe, bevor der Piepston wieder einsetzte. Großartig! Die andere Möglichkeit, diesen auszuschalten, war, eine Klemme am Relais zu lösen. Dies hätte dann jedoch zur Folge, dass die Zweitbatterie nicht mehr geladen würde. Der Vorschlag war also, abends und nachts – wenn es uns stört – die Klemme zu lösen und morgens vor der Weiterfahrt wieder zu verbinden, damit die Batterie laden kann. Aha. Das ist natürlich ein Workaround, aber auch nicht sehr praktisch. Wir fragten uns, ob es bei der elektrischen Verkabelung des Autos keine andere Möglichkeit gebe, die eine Batterie laden kann und ohne dieses Geräusch auskommt. Fragen über Fragen.



Am Nachmittag belegte Uwe Meikes Küche und backte einen Apfelkuchen. Wir wollten uns für ihre unendliche Gastfreundschaft ein ganz klein wenig revanchieren. Während er rührte, schälte Ruth Äpfel wie ein Weltmeister. Wir hatten im Supermarkt nur sehr kleine Exemplare bekommen, und so entstand genauso viel Abfall wie Apfelschnitten. Entweder lag es an der Apfelsorte oder an zuviel Zitronensaft oder einfach an Uwes Backkünsten – nach dem Abkühlen und Schneiden entstand eher ein Applecrumble denn ein ansehnlicher Kuchen. Glücklicherweise tat dies dem Geschmack keinen Abbruch. Die warmen Haufen auf den Tellern schmeckten sehr gut mit geschlagener Sahne.
Während der Kuchen noch im Ofen war, versuchte Ruth zum wiederholten Male, die hübschen Astrilde, Brillen- und Nektarvögel im Innenhof mit der Kamera zu erwischen. Leider war unser Beleuchter auf Urlaub.

















Gegen Abend begleiteten wir Meike und ihre Hündin Meta zum Spaziergang in die Dünen. Wir finden es immer sehr schön, ein wenig mit ihr zwischen den Tamarisken, den Kamelkötteln und Dolllarbüschen auf den Trampelpfaden herumzutapsen. Es war sehr diesig, aber zum Glück nicht windig oder kalt. Wir entdeckten ein paar Bülbüls und einen Namib-Schmätzer. Der erhoffte Sonnenuntergang blieb uns diesmal verwehrt. Von Sonne war weit und breit nichts zu sehen.
Zum Abendessen bestellten wir Pizzen zum Abholen. Die waren lecker, und wir verbrachten einen weiteren gemütlichen Abend.

Kilometer: ganz wenige
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06 Aug 2021 17:21 #622620
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Tag 4 – Dienstag, 6. Juli – Ausflug in den Swakop

Meikes Gästehaus, Swakopmund

Heute Morgen erfuhren wir aus der Presse, dass u. a. England und Indien aus Sicht des RKI bald keine Virusvarianten-Gebiete mehr sind. Nun hofften wir, dass auch die Staaten im südlichen Afrika bald so eingestuft würden.
Wir standen etwas früher auf und frühstückten auch nicht ganz so lange, weil wir uns heute bei Namib Campers ein paar Fahrzeugausbauten ansehen und uns außerdem mal ernsthaft um unser Gepiepse im Auto kümmern wollten. Dort war der Besitzer Stefan Bauer so nett, einen Blick auf unser Piepsemodul zu werfen. Sein Elektriker telefonierte mit dem Hersteller in Windhoek und versprach uns für morgen eine Lösung.
Dann fuhren wir zu Foodlovers und kauften Obst, Gemüse und Dinge, mit denen wir die Staufächer und den Kühlschrank im Auto weiter füllten. Viel fehlte nun wirklich nicht mehr. Wir sind übrigens absolute Fans von Knoblauch in Flaschen. Als wir die Knoblauchpaste vor Jahren das erste Mal im Kühlregal erblickten, fanden wir sie eigentlich ein bisschen fies. Wer aber je bei Temperaturen unter 10 Grad mit eiskalten Fingern Knoblauchhäutchen von den Zehen gepult und diese später mit stumpfem Messer mühevoll kleingehackt hat, weiß die gebrauchsfertige Pampe im Topf zu schätzen. Nachteil der kleinen Töpfchen ist aber, dass diese eigentlich allesamt undicht sind und sich der ölige Knoblauch, zumindest aber sein Geruch, im Kühlschrank verteilen. Um uns bei allen folgenden Mietern unseres Autos nicht unbeliebt zu machen, kauften wir in jedem Urlaub ein zusätzliches, möglichst luftdicht verschließbares Plastikgefäß. Alles nicht mehr nötig. Tadaaa, der Knoblauch in der Flasche ist da! Und wir können uns auch in diesem Jahr sicher sein, dass uns kein Vampir anfallen wird.





Zurück bei Meike konnte Ruth wieder mal nicht einfach an den Rußnektarvögeln vorbeilaufen.







In unserem Zimmer planten wir die weitere Route. Wollten wir auf Grund von Corona eigentlich nur einen Großeinkauf machen, danach Hotspots meiden und nur noch sehr einsame Campingplätze ansteuern, erkannten wir nun die Chance für uns. Was eine Katastrophe für das Land war, bedeutete Exklusivität und Einsamkeit für uns, wie wir sie in den letzten Jahren nicht mehr erlebt hatten und wohl auch nicht mehr so schnell erleben werden. Schnell wurde in eine völlig neue Richtung überlegt. Unsere Lieblingsorte, an welchen wir auch zu einer anderen Zeit für uns alleine sein konnten, wurden gestrichen. Stattdessen waren Soussousvlei und Etosha wieder interessant, bei denen wir uns bereits mehrfach geschworen hatten: nie wieder, weil zu viele Touristen. So ganz konnten wir unsere Gewohnheit aber doch nicht ablegen und machten per E-Mail eine Reservierung für den Namib Rand Family Hideout in ein paar Tagen. Hier wollten wir ganz sicher gehen. Um es vorwegzunehmen: Diese – wie auch unsere einzige von Deutschland aus getätigte Reservierung bei Nambwa – wären nicht nötig gewesen.
Gegen 14 Uhr starteten wir mit Meike, Klaus (und natürlich Meta) zu einer Fahrt durch den Swakop. Klaus fuhr, und wir durften schauen. Es blieb dem armen auch nichts anderes übrig, denn statt einer Rückbank hatten wir ja einen Kühlschrank im Auto. Einen ersten kleinen Stopp machten wir bei den klingenden Steinen. Wir liefen auf den Hügel und schlugen mal auf den einen, mal auf den anderen Felsklotz, um die verschiedenen Töne zu erhalten. Von einer erkennbaren Melodie, wie sie Giel im Mesosaurus Camp zustande bringt, waren wir allerdings sehr, sehr weit entfernt. Spaß beim Klopfen hatten wir aber auch so.





Ein Stück weiter hielt Klaus an einer Stelle, an der einige Tsamma-Melonen herumlagen. So viele wie in diesem Jahr hatten wir noch nie gesehen. Außerdem waren die kleinen Flüssigkeitsspeicher noch schön glatt und rund und lagen inmitten ihrer dicken, krüsseligen Blätter. Sonst finden wir sie meist von Kleintieren angenagt, gelb, schrumpelig oder nur noch ihre trockene Schale. Wenn das grüne Kraut um sie herum mit der Zeit verschwand, hatten wir uns schon oft gefragt, wer die Melonen wohl an dieser Stelle abgelegt hatte.





Wir sahen uns Aloen, Flechten und Lithops aus der Nähe an.









Besonders über die lebenden Steine freuten wir uns sehr. Jemand hatte einen Steinkranz als Markierung um sie herum gelegt. Das war auch gut so, denn wir mussten ganz genau hinsehen, obwohl uns Meike die ungefähre Stelle gezeigt hatte, an der sie wuchsen.



In Farbe und Form ähnelten sie doch sehr ihrer Umgebung. Als wir von dem Hügelchen hinunterkletterten, wagten wir kaum noch, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Wer weiß, ob sich nicht ein vorwitziges Lithops-Kindlein außerhalb des Steinkreises verirrt hatte. Wir wollten es auf keinen Fall zertreten.
Weiter ging es durch die karge Landschaft. Wir genossen den Anblick der staubigen Flächen und schroffen Berghänge. Es fällt uns immer schwer, diese Faszination Freunden zu erklären, die verständnislos den Kopf schütteln: „Aber da ist ja gar nichts, ihr fotografiert ja nur Steine?!“ Ja, so ist es. Man ist ganz bei sich, hört nichts, und das Auge wird nicht ständig von etwas anderem abgelenkt. Man darf einfach nur sein. Sich nur ein paar Stunden in einer solchen Landschaft zu bewegen, lässt uns ganz enorm zur Ruhe kommen. Ruth spricht nicht umsonst von ihrer jährlichen Psychotherapie in Afrika.



In einem Seitenarm des Swakop hielten wir neben einer Felswand und machten Pause. Klaus stellte Tisch und Stühle auf, und Meike zauberte mit einer fröhlichen Tischdecke, heißem Kaffee und leckerem Kuchen Gemütlichkeit auf unseren Picknickplatz. So konnte man es aushalten, und wir ließen es uns gutgehen. Es war wunderschön, in dieser herrlichen Landschaft zu sitzen und Stille, Sonne und Freundschaft zu genießen.





Als die Sonne tiefer sank, wanderte auch der Schatten der Felswände langsam weiter ins Flussbett hinein. Wir verlegten einige Male unseren Sitzplatz und folgten mit den Stühlen der Sonne weiter in die Mitte des Reviers. Ruth konnte nicht still sitzen und kletterte auf die Felsen.









Als wir alles wieder im Auto verstaut hatten, chauffierte uns Klaus sicher zurück ins Guesthouse. Vielen Dank, Meike und Klaus, für diesen tollen Ausflug!
Zum Abendessen gab es Lauchsuppe und gute Gespräche.

Kilometer: kaum selbstgefahrene
Letzte Änderung: 06 Aug 2021 17:23 von Eulenmuckel.
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