Tag 15 – Freitag, 22. Juli 2016 – Der erste Löwe
Mata Mata, KTP – Rooiputs, KTP
Die Nacht war zwar die bislang kälteste, aber unsere Schlafsäcke sind tatsächlich so gut, dass uns dennoch zwischendurch zu warm wurde. Erfrieren werden wir also wohl nicht mehr. Durch die verschiedenen Zeitverschiebungen zwischen Deutschland, Namibia und Südafrika sind wir wieder mal ein wenig durcheinander gekommen und hatten uns den Wecker eine Stunde zu früh gestellt. Uwe stand auf, und als wir unseren Irrtum bemerkt hatten, ließen wir uns eben sehr viel Zeit. So ging es in aller Ruhe zum Waschen, dann kochten wir eine Thermoskanne Kaffee, tranken schon den ersten Tee und packten ganz gemütlich zusammen.
Als wir dann schon zeitig um 7.30 Uhr zur Rezeption fuhren, um unser Park-Permit abzuholen, trauten wir unseren Augen kaum, denn wir waren bei Weitem nicht die ersten. Dort stand bereits eine Schlange an Leuten, und wir mussten uns ziemlich weit hinten im Pulk einordnen. Das hatten wir so noch nie erlebt.
Sobald das Tor geöffnet wurde, setzte sich der Autokorso in Bewegung, und in einer langen Staubfahne ließen wir Mata Mata hinter uns. Wir fuhren recht langsam und ließen alle anderen Autos an uns vorüberfahren, da wir kein Wettrennen machen wollten.
Also hielten wir wie immer an jedem Vögelchen und beobachteten an der ersten Wasserstelle lange eine Herde Giraffen beim Trinken. Immer wieder erschienen neue Köpfe mit langen Hälsen über dem Dünenkamm, und eine Giraffe nach der anderen marschierte zum Wasser, wo sie sich gründlich nach allen Seiten umsah, sich umständlich auf ihren langen Beinen zurecht rückte und das Wasser in einem großen Bogen von sich schleuderte.
Als wir endlich aufbrachen, war unser Timing perfekt. Wir waren nur etwa fünf Kilometer gefahren, als wir nach einer Kurve einen großen Mähnenlöwen entdeckten, der mitten auf der Ebene links von uns parallel zur Straße schritt. Viele Möglichkeiten, unsere Fahrtrichtung im Auobtal zu beeinflussen, gibt es ja nun eigentlich nicht, aber wir hatten Glück, denn ausgerechnet an dieser Stelle zweigte kurz danach ein Weg ab, so dass wir voller Vorfreude auf den Löwen warten konnten. Dieser tat uns den Gefallen und änderte seine Laufrichtung nicht. So kam er genau auf uns zu und passierte unmittelbar vor uns das Auto.
Er war wirklich ein sehr beeindruckender Bursche, und wir freuten uns mächtig, ihm so nah sein zu können. Lange konnten wir ihn dabei beobachten, wie er stolz die Straße entlang ging, immer wieder die Böschung hinaufstieg, um zu schnuppern und jeden Busch und Strauch zu markieren. So hatten wir die Möglichkeit, vorsichtig an ihm vorbeizufahren und ein Stückchen weiter wieder auf ihn zu warten.
Unser Umeinanderschleichen wiederholte sich ein paar Mal, bis sich der Löwe in den Schatten auf den Weg legte und gähnte. Dann rollte er sich hin und her, leckte seine Pranken und schaute in alle Richtungen. Es war wahnsinnig aufregend, dieses schöne, völlig entspannte Tier zu beobachten.
Wie oft hatten wir schon die riesigen Prankenabdrücke im Sand gesehen, waren ihnen kilometerweit gefolgt in der Hoffnung, irgendwann die oder den Verursacher zu erblicken und hatten enttäuscht aufgegeben, wenn die Spur die Pad verließ und sich im Nirgendwo verlor. Heute hatten wir den Löwen eine ganze Zeit unmittelbar um uns herum und waren schwer begeistert. So waren wir auch nicht enttäuscht, als irgendwann ein weiteres Fahrzeug auftauchte und der Kater aufstand, um ein letztes Mal an uns vorbeizulaufen.
Es sammelten sich immer mehr Autos hinter uns, und so verließ er die Straße und legte sich ein paar Meter neben der Fahrbahn ins Gebüsch. Wir gaben unseren Platz frei und fuhren bestens gelaunt langsam weiter.