THEMA: Die Eulenmuckels auf Safari: Flüsse, Tiere, Wüsten
06 Dez 2015 19:29 #409963
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Tag 7. Donnerstag, 2. Juli 2015 – Über die Grenze nach Sambia

Mavunje-Camp – Kabula-Lodge, Sambia

Heute Morgen verließen wir das Mavunje Camp und Dan wieder. Hier hat es uns sehr gut gefallen. Wir frühstückten, spülten und packten sämtliche Sachen ins Auto. Das dauerte ein wenig. Ruth pirschte noch einigen Vögeln hinterher, während Uwe unsere Rechnung bezahlte.

Graulärmvogel



Zwergspint



Wir verabschiedeten uns von Dan. Er gab uns noch ein kaputtes Objektiv mit, das wir bei einer Bekannten in Katima Mulilo abgeben sollten. Die Bekannte führt eine kleine Reiseagentur und konnte uns noch ein paar Tipps für unsere Fahrt nach Sambia geben.
Wir brauchten eine gute Stunde bis Katima und tankten. Dies dauerte heute besonders lange. Im Zeitlupentempo lief der Diesel in den Doppeltank. Immer wieder schäumte es fast über, und der Tankwart unterbrach den Vorgang. So verging fast eine halbe Stunde.
Bei Katy gaben wir Dans Objektiv ab und erfuhren, dass es an der Grenze zu Sambia keine Veterinärkontrolle gibt. So konnten wir erleichtert noch ein paar Dinge einkaufen. Bei Pick’n’Pay bekamen wir reichlich Trinkwasser, Obst, Brot und Brötchen. Dann fuhren wir zur Grenzstation. Auf namibischer Seite dauerte die Ausreise wie erwartet fünf Minuten. Auf dem Weg zum sambischen Posten versuchten gleich mehrere Geldwechsler uns anzuhalten, um Kwachas mit uns zu tauschen. Wir feilschten mit einem netten jungen Mann und konnten einen Kurs für unsere Euros von 1:7 erreichen. Damit waren wir einverstanden.
Im Gegensatz zu der Einreise vor vier Jahren bei Kazungula war das Prozedere heute sehr geregelt. Alle zu durchlaufenden Stationen befanden sich hinter Schaltern im selben Gebäude. Zuerst bekamen wir unsere Visa für jeweils 50 US-Dollar. Dann erhielten wir eine Einreise-Genehmigung für das Auto. Die war ausnahmsweise kostenlos. Auf den Hubraum des Wagens wurde jedoch eine sog. Carbon Tax von 150 Kwachas erhoben. Dann schlossen wir eine Third Party Insurance für 304 Kwachas ab, die sogar 30 Tage Gültigkeit besaß. Und zum Schluss wurde noch eine Straßennutzungsgebühr in Höhe von 38 US-Dollar fällig. Unmittelbar hinter uns durchlief ein weiteres deutsches Paar die Stationen und regte sich über jede weitere Gebühr auf. Wir denken, sich an dieser Stelle zu beschweren, nützt nicht viel. Wenn man nach Sambia fahren will, weiß man von vornherein, wie teuer es ist.
Nachdem wir alle Papiere beisammen hatten, konnten wir fahren. Nicht jedoch, ohne bei der Ausfahrt der Grenzstation noch einmal 60 Rand für irgendetwas zu bezahlen. Dass bei der Zahlung der Gebühren in der Grenzstation grundsätzlich kein Wechselgeld vorhanden war, braucht nicht weiter erwähnt zu werden.
In Sambia fuhren wir etwa 60 Kilometer nördlich entlang des Sambezi zur Kabula-Lodge, die unmittelbar am Fluss gelegen ist.



Wir waren die einzigen Gäste und fanden es ein wenig schade, dass diese schön gelegene Anlage so wenige Besucher zu haben scheint. Sicherlich hatte die Lodge schon bessere Zeiten gesehen, denn die Ablutions waren ein wenig in die Jahre gekommen, aber durchaus ok. Erst später merkten wir, dass zu dieser Jahreszeit generell wenige Touristen unterwegs waren. Wir waren ab hier weit und breit die einzigen Camper, die einzigen hellhäutigen Personen und auch wohl die einzigen, die vorhatten, die Liuwa-Plains zu besuchen.
Wir konnten einige Sachen aus unserem Kühlschrank in eine Gefriertruhe legen, da ohne laufenden Motor in unserem Auto ja keine Kühlung mehr möglich ist. Dies ist wirklich sehr unpraktisch, wenn man auf einem Campingplatz ohne Stromanschluss steht. Beim nächsten Mal werden wir gerne wieder auf den großen Kühlschrank mit dem hohen Stromverbrauch verzichten. Von dem Plan, eine Seite als Eisfach zu verwenden, waren wir ohnehin weit entfernt. Evtl. ist das Problem inzwischen auch schon durch den Einsatz von Solarpanels behoben.
Wir bauten unser Lager im Schatten einige großer Bäume auf und machten in der Sonne ein Picknick. Uwe kühlte den Sonnenbrand an seinen Beinen, den er sich am Vortag auf der Bootsfahrt zugezogen hatte, mit Gurkenschalen.







Danach wurde Wäsche gewaschen und ein wenig gefaulenzt. Auf unseren bisherigen Reisen ist es selten vorgekommen, dass wir so viel Ruhe hatten, um etwas zu lesen. Damit war es aber schnell vorbei, nachdem Ruth mehrfach von zwei Mücken ins Bein gestochen worden war. Obwohl es noch nicht dämmerte, waren die Mücken hier unheimlich aggressiv und hatten für Peaceful Sleep und andere Mittelchen nur ein müdes Lächeln übrig. So gingen wir schnell duschen und zogen uns danach lange Kleidung über, auch wenn es noch gar nicht kühl war.
Kurz vor Sonnenuntergang standen wir auf dem Deck der Lodge über dem Sambezi und genossen die Aussicht. Im dichten Gebüsch am Flussufer unter uns raschelte und knackte es, aber so sehr wir uns auch anstrengten, wir konnten zunächst nichts erkennen. Das Rascheln kam immer näher, und wir wagten uns kaum zu rühren.



Da sich die Zweige der niedrigen Büsche nur ganz leicht bewegten, schlossen wir ein Krokodil aus, ein Hippo wäre viel zu groß gewesen. Wir waren sehr gespannt, als endlich ein Fischotter seine Nase aus dem dichten Bewuchs streckte. Da wir schräg über ihm standen, bemerkte er uns nicht und schlenderte an uns vorbei am Ufer entlang.





Ein wenig unzufrieden waren wir mit unserem Satellitentelefon, mit dem wir es heute Abend zum ersten Mal nicht schafften, eine funktionierende Verbindung aufzubauen. Ob das an den vielen hohen Bäumen ringsum lag? Auf jeden Fall werden wir es morgen an anderer Stelle noch einmal probieren.
Unsere Bitte nach Feuerholz wurde mehr als erfüllt. Einige enorme Brocken Holz lud der Angestellte an unserem Stellplatz ab. So konnten wir ein großes Feuer machen. Plötzlich explodierte ein Stück Kohle, und wir erschraken sehr, als uns der Funkenregen um die Ohren spritzte. Gegrillt wurden Oryx-Steaks. Da wir keinen allzu großen Hunger hatten, gab es dazu nur ein paar Grillbrote mit Knoblauchbutter. So feierten wir an unserem ersten Abend in Sambia unseren elften Hochzeitstag. Aus einiger Entfernung gratulierte uns eine Pel’s Fishing Owl. Ein magerer Hund streunte um unser Lager in der Hoffnung, etwas zu essen zu bekommen. Als Hund in Afrika möchte man wohl auch nicht wiedergeboren werden.

Tageskilometer: 190
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08 Dez 2015 21:21 #410179
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Tag 8. Freitag, 3. Juli 2015 – Am Ende die Schranke

Kabula-Lodge – Mutoya Mission, Mongu

In der Nacht bei der Kabula Lodge schlief Ruth unruhig, weil sie mehrfach Leute hörte, die an unserem Lager vorbeiliefen. Am Morgen war zumindest der Mülleimer geleert. Bei frischen fünf Grad standen wir auf, spülten das Geschirr vom Vorabend, frühstückten matschige Brötchen mit Nutella und Marmelade, packten zusammen und verabschiedeten uns vorerst vom Sambesi.



Auf der kurzen Strecke bis zur Hauptstraße sahen wir eine besondere Racke, die wir zunächst für eine Blauracke hielten. Dann fielen uns aber die speziellen Schwanzfedern auf, und wir erkannten, dass es sich um eine Spatelracke handelte. Wir stoppten sofort, doch der Vogel war schon davongeflogen. So erging es uns auf dem Weg zu Hauptstraße etliche Male. Ruth stieg immer wieder aus, denn es waren mehrere dieser leuchtend blauen Vögel in den Bäumen am Straßenrand. Doch es war wie verhext, ihr wollte einfach keine gute Aufnahme gelingen. Trotzdem freuten wir uns über diese für uns neue Art.



Weiter fuhren wir immer Richtung Norden. An einer Stelle mussten wir erneut eine lokale Gebühr bezahlen, und vor Sioma wurden wir von der Polizei kontrolliert, die aber nur unseren Führerschein sehen wollte.



Dann warteten wir auf die Fähre über den Sambezi. Leider war sie gerade unterwegs zur anderen Seite, so dass es fast eine Stunde dauerte, bis wir endlich am anderen Flussufer ankamen. Während wir warteten, sahen wir den Lozi beim Waschen ihrer Kleidung zu. Um ihre Autos zu reinigen, fuhren sie gleich ein ganzes Stück ins Wasser hinein und begannen dann mit der Handwäsche. Ob wir das hier bei uns am Rhein auch einmal so probieren sollten?





Auf der Fähre herrschte ein Höllenlärm. Der alte Dieselmotor röhrte vor sich hin, und es stank fürchterlich nach Treibstoff. Kein Wunder, denn der Diesel wurde aus kleinen Kanistern in einen Trichter geschüttet, der aus einer abgeschnittenen Plastikflasche bestand. Etwa ein Viertel des Kraftstoffes verteilte sich rund um den Motor oder floss gleich in den Sambesi. Das kümmerte jedoch niemanden.





Am anderen Ufer ging es bis zur Hauptstraße und dann auf schnurgerader Strecke über Senanga bis nach Mongu, welches wir gegen halb eins erreichten.

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08 Dez 2015 21:25 #410180
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Nach dem Tanken wollten wir uns über die Barotse Floodplains bis nach Kalabo durchschlagen. Über die ca. 40 Kilometer lange Strecke von Mongu bis zur Teerstraße auf der anderen Seite des Sambesi waren wir ein wenig verunsichert. Gerade dieser Abschnitt war für die Fomis KTM im Jahr 2012 eine echte Herausforderung gewesen, da sie sich einen abenteuerlichen Weg durch die Sümpfe hatten suchen müssen.

Reisebericht KTM

Inzwischen wurde dort eine neue Straße mit vielen einzelnen Brücken gebaut. Es war jedoch im Vorfeld unserer Reise nicht klar herauszubekommen, wie weit die Bauarbeiten fortgeschritten waren. Eine Info hatten wir im März von Piet du Toit von der Kabula-Lodge erhalten:
The road is now tar all the way and bridges have been built through the flood plains to Kalabo you can do it to Kalobo in your BMW.
Leider war Piet bei unserem Besuch der Lodge nicht anwesend. Die zweite Info war von Charity vom Liuwa Tourism in Kalabo. Sie schrieb Anfang Juni:
The road from Mongu to Kalabo is still clossed. We are hoping that the road will open by third week of June.
Ah ja, doch so eindeutig! Wir konnten uns also zwischen fertiger Teerstraße für PKWs und evtl. noch nicht eröffneter Straße etwas aussuchen. Da nehmen wir doch lieber die fertige Straße, die Realität sah afrikatypisch natürlich völlig anders aus. Wie es uns scheint, wird es noch einige Zeit (mindestens ein Jahr) dauern, bis die Straße fertig ist. Es wird dort zwar mit sehr viel Manpower gearbeitet, aber von Eröffnungsreife zu sprechen, wäre stark übertrieben.
Von Mongu aus war es für uns gar nicht so einfach, die richtige Einfahrt zu der Strecke zu finden. Überall fuhren große LKWs mit Brückenteilen, Baumaterial, Chinesen und schwarzen Arbeitern beladen Richtung Kalabo.



Aber sollte diese Sandpiste der offizielle Weg sein? Etwas unschlüssig standen wir im Hafen von Mongu. Der Bootskanal war fast trocken, und einige alte Boote lagen schräg auf der Seite an der Uferböschung. Uns fiel die große Armut der Bevölkerung auf. Viele Kinder trugen stark durchlöcherte Kleidung. Zwischen kleineren Verkaufsständen und anderen Hütten liefen Hühner und Schweine umher und suchten im Müll am Straßenrand nach Futter.



Die Menschen saßen herum, und es war uns nicht ganz wohl, nach dem Weg zu fragen. Aber ein paar Männer – darunter ein besonders vertrauenerweckender Fußballspieler von Borussia Dortmund (er trug zumindest das nicht mehr ganz zeitgemäße gelbe Trikot von Robert Lewandowski) – erklärten uns freundlich den Weg und bestätigten diesen. Ruth trauert noch heute der verpassten Gelegenheit hinterher, sich zusammen mit dem schwarzen Lewandowski in Mongu fotografieren zu lassen.
Also fuhren wir weiter bis zu einem Schild, auf dem stand, dass ab hier nur noch Baustellenfahrzeuge zugelassen waren. Das waren wir ganz offensichtlich nicht. Also hielten wir wieder an und standen erneut etwas ratlos in der Gegend herum. Einer der netten Herren kam hinter uns hergelaufen und machte uns Mut. Wir sollten einfach weiterfahren. Na hoffentlich kannte er sich aus. Wir befolgten seinen Rat und fuhren – ohne es zu registrieren – durch eine geöffnete Schranke.
Ab hier ging es auf einer mehr oder wenig festgefahrenen Sandpiste, die in erster Linie von LKWs befahren wurde, entlang eines hohen Damms, auf welchem die Chinesen die neue Straße bauten. Dieser Damm wurde immer wieder durch einzelne Brückenabschnitte unterbrochen. Einige waren bereits fertiggestellt, von anderen standen nur die Brückenpfeiler, an manchen Stellen noch nicht einmal die.









Die Route war zwar nicht ausgeschildert, aber man konnte ihr doch recht eindeutig folgen. Mal fuhren wir links vom Damm mit Blick in die Barotse-Flutebene, mal wurden wir von hektisch winkenden Mitarbeitern mit orangenen Fähnchen auf den Damm geleitet, und mal ging es auf der anderen Seite wieder hinunter. Überall war Baustelle, und es herrschte ein reges Treiben. Von Einsamkeit keine Spur. Wie bunte Ameisen arbeiteten die Männer mit ihren grellen Bauhelmen auf dem Damm und den Brücken verteilt. Wir sahen Fischer in ihren Mokoros mit Netzen und Stangen, Frauen in bunt bedruckten Stoffen, die schwere Lasten und ihre Babys trugen und viele Radfahrer.



Vereinzelt bemerkten wir kleine Siedlungen aus einfachen Hütten, aber am meisten waren wir von der spektakulären Landschaft der Flutebene mit ihrem dichten Bewuchs, den sumpfigen Tümpeln und den zahlreichen Wasseradern beeindruckt. Ein wahres Paradies für Wasservögel aller Art. Noch nie hatten wir solche Mengen an Reihern, Klaftschnäbeln und Eisvögeln gesehen.



Schwarzkehlchen

Letzte Änderung: 30 Dez 2015 19:58 von Eulenmuckel.
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08 Dez 2015 21:28 #410183
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Wir kamen langsam, aber gut voran und näherten uns schon dem Sambesi, als unsere Freude jäh gebremst wurde. Über den Hauptkanal des Sambesi war bereits eine neue Brücke gebaut worden, diese war jedoch zurzeit wegen Bauarbeiten gesperrt. Eine Schranke mit Stoppschild hinderte uns an der Weiterfahrt.



Der Arbeiter an der Schranke sprach nicht besonders gut Englisch und sagte etwas von Öffnung und 18 Stunden („eighteen hours“). Mehrere Rückfragen ergaben, dass die Brücke erst morgen um sieben Uhr wieder geöffnet würde. Wir waren frustriert. Auch wenn wir vor dem Urlaub keine definitive Aussage über die Fertigstellung der neuen Straße erhalten hatten, waren wir doch davon ausgegangen, mehr oder weniger zügig nach Kalabo fahren zu können. Es gab noch eine Fähre, die jedoch nicht in Betrieb war. Alle Versuche, mehr zu erfahren, führten zu keinem Ergebnis. Der muffelige Mann wiederholte stoisch „eighteen hours“ und blickte danach stur in die entgegengesetzte Richtung, als wären wir gar nicht vorhanden.
Uns wurde klar, dass wir unser angepeiltes Camp in den Liuwa-Plains heute nicht mehr erreichen würden, und es blieb uns nichts anderes übrig, als umzukehren und nach Mongu zurückzufahren, um uns dort eine neue Unterkunft für die Nacht zu suchen.
Wieder ging es die 25 km auf der achterbahnigen Sandpiste zurück, nur kamen wir dieses Mal gar nicht erst bis Mongu. Am Ende der Baustelle war nämlich die Schranke, durch die wir auf dem Hinweg – ohne es zu merken – gefahren waren, geschlossen. Na lustig! Waren wir jetzt hier auf dem Sandweg zwischen den Schranken eingeschlossen? Langsam begann diese Strecke zu nerven. Ruth wird außerdem immer ein wenig unleidlich, wenn sie nicht weiß, wo wir die Nacht verbringen werden.
Nach einiger Zeit kam ein Bauarbeiter, der uns aufklärte. Die Brücke würde nicht in 18 Stunden, sondern um 18 Uhr geöffnet werden. Aha! Das ist ja etwas ganz anderes. Vielleicht hätte man da auch selber drauf kommen können. Aber genutzt hätte uns diese Info auch nicht viel, denn im Dunkeln wären wir ohnehin nicht weitergefahren. Außerdem erklärte er weiter, dass die neue Brücke dreimal täglich für jeweils eine Stunde für den Verkehr freigegeben würde, und zwar um 7, um 12 und um 18 Uhr. Gut, dass wir das noch erfahren hatten. So müssen wir uns morgen sehr beeilen, um zwischen sieben und acht Uhr die Stelle zu passieren. Schrankenwärter Nummer 2 winkte uns nach dieser Erklärung fröhlich zu, öffnete die Barriere, und wir setzten unseren Weg fort.
In Mongu schlug uns unser alter Hupe-Reiseführer das Green View Guesthouse mit einem Campingplatz vor, und die T4A-Karte kannte auch den Wegpunkt. Also auf gings! Navi eingeschaltet, Gehirn abgegeben. Es ging einmal quer durch den Ort, dann bitte links abbiegen!







Die Straße sah klein und verwinkelt aus. Ruth waren die Wellblechhütten nicht ganz geheuer. Also doch lieber weiter. Dann eben die nächste links! Gleiches Bild, gleiche Entscheidung: wieder weiter! Es half nichts. Wollten wir nicht zwischen den Hütten oder auf dem Markt übernachten, mussten wir uns wohl auf das Navi verlassen. Die Fahrspur war sandig, aber zunächst noch breit, sah zu Beginn sogar noch ein wenig befahren aus. An fußballspielenden Kindern und einigen Männern, die ihr Vieh nach Hause trieben, ging es vorbei.







Alle machten uns bereitwillig Platz. Bald wurde die Spur jedoch recht schmal und steil, sah nicht mehr wirklich befahren aus (der Rinderkarren war gut 50m vorher in einen Hof abgebogen) und wurde auf der einen Seite von dornigen Büschen gesäumt, während auf der rechten Seite immer wieder kleinere Stücke aus dem Hang gebrochen waren. Also ging es entlang der Abbruchkante, denn ein Zurück gab es nun auch nicht mehr, höchstens im Rückwärtsgang. Wir fuhren immer weiter, und das auch, als ein Sandhügel den Weg versperrte. Unser Auto meisterte das Hindernis mit Bravour, und plötzlich standen wir im Garten einer Familie, die gerade im Kreis um ein großes Feuer saß. OK. Hier endete der Weg wohl. Da sollten wir nun vielleicht doch einmal aussteigen. Wir wurden etwas überrascht, aber keinesfalls unfreundlich angeschaut. Eine Frau sprach ein wenig Englisch, und wir erklärten, dass wir eigentlich zum Green View Guesthouse wollten. Das wäre tatsächlich direkt hinter der Dornenhecke, wir sollten nur weiterfahren. Wie das? Wir kamen mit unserem Auto weder unter den tiefhängenden Ästen der Bäume hindurch, noch konnten wir einfach wie mit einem Panzer durch das Dornendickicht rollen. Wir bedankten uns für die Auskunft, entschuldigten uns noch einmal für die Störung und entschwanden lieber wieder über den Sandhügel, denselben Weg, den wir gekommen waren.
Zurück in der Stadt hatten wir irgendwie gar keine Lust mehr auf Camping im Green View.





Eine Alternative war der Campingplatz der Mutoya Mission, die auch wirklich zu finden war. Dort gab es einen schönen Stellplatz in einem großen Garten mit Strom und warmem Wasser.



Die letzten 50 Meter zum Stellplatz führten über einen tiefsandigen Pfad sehr steil nach unten. Dort angekommen, fragte uns der Camp-Attendant, ob wir ein Allradfahrzeug hätten. Na, diese Frage kam auch reichlich früh! Hätten wir nicht, würde er vielleicht schon jetzt die umfangreiche Bergungsaktion in die Wege leiten. Wir sind schon gespannt, wie viele Anläufe wir morgen früh benötigen werden, um den Abhang wieder zu erklimmen.



Wir erkundeten ein wenig den hübsch angelegten Garten mit seinen blühenden Pflanzen und Bäumen und freuten uns über einige Nektarvögel, die jedoch reichlich unkooperativ beim Fotoshooting waren.





Nach einer sehr erholsamen warmen Dusche wollten wir heute nicht mehr kochen. Daher gab es zum Abendessen lediglich einen Avocado-Salat mit Thunfisch und Mais.
Wieder mal ist es sehr spannend, in Afrika unterwegs zu sein. Nicht immer läuft alles nach Plan.

Tageskilometer: 312
Letzte Änderung: 08 Dez 2015 21:30 von Eulenmuckel.
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12 Dez 2015 11:08 #410716
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Tag 9. Samstag, 4. Juli 2015 – Endlich in Liuwa

Mutoya Mission, Mongu – Katoyana Camp, Liuwa Plains

Dieser Tag begann besonders früh. Bereits um halb sechs ging der Wecker. Es war noch stockdunkel, als wir aus dem Auto stiegen. Zum Glück war es nicht kalt. Wir erledigten eine kurze Morgentoilette und packten die letzten Sachen ins Auto. Dann starteten wir den Motor, damit dieser ein wenig warmlaufen konnte, bevor wir ihm hohe Drehzahlen abverlangen mussten. Diese Leute haben wir ja immer besonders gerne, die zu nachtschlafender Zeit ewig Motorenlärm verursachen, bevor sie endlich davonfahren. Aber außer uns war ja niemand auf der Campsite. Dann ließen wir noch Luft aus den Reifen, wendeten den Wagen und versuchten, die sandige Steigung zu erlimmen. Es klappte beim ersten Anlauf. Froh, die erste Hürde des Tages gemeistert zu haben, pumpten wir oben angekommen wieder Druck in die Räder.



Dann gaben wir das ausgefüllte Feedback-Formular, welches durchaus positiv ausfiel, am Tor ab und verließen die Mission.
Durch das morgendliche Mongu fuhren wir den inzwischen bekannten Weg Richtung Kalabo. Doch weit kamen wir nicht. Bereits an der Einfahrt zur Baustelle versperrte uns heute schon die erste Schranke wieder den Weg. Die Strecke werde heute erst um 7.30 Uhr geöffnet, teilte uns Schrankenwächter Nr. 3 mit einem strahlenden Lächeln mit. Praktisch auch, dass immer andere Menschen an den Schranken vorzufinden waren, so dass man sich nicht auf eine Aussage vom Vortag berufen konnte. Ruths Miene wurde trotz der netten Begrüßung einige Grade frostiger. Wir erwiderten, dass die Schranke vor der Brücke nur von sieben bis acht Uhr geöffnet werde. Das sei unmöglich zu schaffen, weil wir ja noch 25 Kilometer Baustellenstraße zu fahren hatten. Nein, die Brücke werde dann auch von 7.30 bis 8.30 Uhr offen sein. Aha! Wie praktisch! Neuer Mensch, neue Regeln, neue Zeiten. War diesem Spielchen zu trauen, oder hatten wir bereits wieder verloren? Auf jeden Fall räumten wir dieses Mal nicht das Feld und blieben einfach stur vor der Schranke stehen. Und da standen wir schlecht. Zumindest für alle anderen. Und wir verstanden auch nicht, warum wir zur Seite fahren sollten. So nach und nach sammelten sich die Baustellenfahrzeuge hinter uns. Das war schon doof! Nach kurzer Beratung mit zwei Kollegen erklärte uns der Schrankenwärter, dass wir nun doch schon früher fahren könnten und ließ uns passieren. Er bat uns jedoch, sehr langsam zu fahren, damit wir nicht zu früh an der Brücke ankämen. Er wollte keinen Ärger bekommen.
Wir ließen uns tatsächlich Zeit und blieben bei vielen Wasservögeln stehen und beobachteten sie in der frühen Morgensonne.

Seidenreiher im Brutkleid (Danke, lieber Matthias!)



Kapstelze



Graufischer



Schwarzkehlchen



Kupferschwanz-Kuckuck?



Kurz vor acht standen wir pünktlich, zu welcher Zeit auch immer die Brücke geöffnet sein sollte – von 7 bis 8 Uhr (2. Wächter) oder von 7.30 bis 8.30 Uhr (3. Wächter) – an der Schranke, die natürlich geschlossen war. Nach Kalabo wollten wir also, soso! Schrankenwächter Nr. 4 war nicht überrascht, teilte uns in gutem Englisch aber bedauernd mit, dass die Brücke bereits wieder gesperrt sei. Schließlich wäre sie heute ja schon von 7 bis 7.30 Uhr geöffnet gewesen. Ruth schnappte hörbar nach Luft, fauchte etwas von Sambia habe sie das letzte Mal gesehen, wenn das nun das Ende des Liedes sei, während Uwe versuchte, ruhig zu bleiben. Außer uns hatten hier auch nur wenige etwas zu verlieren, denn außer uns war es allen völlig egal, ob wir gestern, heute, morgen oder überhaupt jemals in die Liuwa-Plains kämen oder nicht. Hier war also Diplomatie, weniger Herumpamperei angesagt. Nun war also Uwe gefragt. Er erklärte, dass wir bereits zum zweiten Male hier wären und dass wir uns genau an alle Vorgaben und Regeln gehalten hatten. Uns fällt immer wieder auf, wie schön deutsch wir uns doch verhalten. Diese Argumentation beeindruckte daher auch nur wenig. Durch die widersprüchlichen Aussagen sei es uns offensichtlich unmöglich, ein Zeitfenster abzupassen, in dem wir die Brücke passieren könnten. Zum Glück verstand der heutige Schrankenwärter etwas besser Englisch, und Uwe erklärte ihm noch einmal, dass bei diesen Öffnungszeiten – erste Schranke öffnet um 7.30 Uhr, zweite Schranke schließt zur selben Zeit – niemals irgendjemand in der Lage sein werde, von Mongu nach Kalabo zu gelangen. Die Antwort kam nach kurzem Überlegen und lautete: Stimmt! Da habe er Recht! Und dann? Passierte nichts. Uwe versuchte es erneut mit: Wir hätten uns an die Vorgabe gehalten, es sei nun kurz vor 8 Uhr, und wenn wir noch länger quatschen würden, wäre es wirklich schon wieder zu spät, und daher sollte man uns am besten gleich weiterfahren lassen.
Also wurden auch hier zwei Kollegen zur Beratung herbeigerufen. Erstaunlicherweise stießen wir völlig unerwartet doch noch auf Verständnis, die Schranke wurde geöffnet, und wir durften ausnahmsweise fahren. Tatatataaaaa! So gelangten wir tatsächlich ans andere Ufer des Sambesi. Nur am Rande sei erwähnt, dass keine Baustellenfahrzeuge auf der Brücke standen, dort nicht gearbeitet wurde, beide Fahrbahnseiten komplett fertig gestellt waren, sich keine Menschen auf der Brücke befanden und sich auch sonst kein vernünftiger Grund erkennen ließ, warum die Brücke überhaupt gesperrt war, außer dem, dass man es ganz einfach tun konnte.



Kleine Streifenschwalbe

Letzte Änderung: 13 Dez 2015 22:13 von Eulenmuckel.
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Nur wenige Kilometer weiter stießen wir auf die Teerstraße nach Kalabo, das wir nach einer guten halben Stunde erreichten. Am Ende der Hauptstraße vor dem Luanginga River befand sich das Wildlife-Office. Miss Charity wurde herbeitelefoniert und erschien auch schon vierzig Minuten später auf ihrem Quadbike. Wir buchten drei Nächte im Park und bezahlten dafür 375 US-Dollar. Als wir den Papierkram beendet hatten, wartete am Fluss auch schon die Ponton-Fähre auf uns. Für 40 Kwacha zog der Fährmann uns und das Auto per Muskelkraft an einem Seil auf die andere Seite.



Wir ließen noch Luft aus den Reifen und begaben uns auf die letzte Etappe zu den Liuwa Plains. Die Strecke war sehr tiefsandig und oft nicht ausgeschildert. Auch wenn die Entfernungen nicht sehr groß sind, war es für uns schwierig, die richtige Route zu finden. Dank GPS und einer kleinen Karte des Parks fanden wir uns einigermaßen zurecht, zumal die Spur zunächst noch gut zu erkennen war.



Wir passierten das Kwale-Camp und fuhren weiter Richtung Norden. Zunächst sahen wir keine Tiere, dann kamen wir an eine kleine Wasserstelle, an der ein Paar Klunkerkraniche standen. Wir hielten an einem einzelnen Sausage-Tree und machten Pause und Picknick. Während der Fahrt hatten wir nur ein paar Kekse gegessen. Nun gab es den Rest Avocado-Salat und Brote.



Die Weiterfahrt war anstrengend. Nun war zwar der Weg ausgeschildert, aber kaum noch befahren und daher teilweise nur schwer zu finden.



Wir mussten nicht nur auf den Fahrbahn-Untergrund achten, sondern in Wäldern auch auf die tiefhängenden Äste aufpassen. Durch die große Kiste auf dem Dach war der Wagen dieses Jahr deutlich höher. Manchmal war es ziemlich knapp.
Auf der Suche nach einem Abzweig gelangten wir in die Nähe eines Dorfes. Kinder kamen auf unser Auto zugerannt und schrieen nach Sweeties. Das schreckte uns ein wenig ab, allerdings waren wir nach langer Zeit wohl auch die erste Abwechslung in der Gegend. Uns begegnete kein einziges anderes Auto.
Auf den Ebenen der Liuwa Plains sahen wir Zebras, einzelne Gnus und ein für uns gänzlich neues Oribi.



An einer weiteren Wasserstelle standen weit entfernt ca. 100 Kronenkraniche.





Gabelracke



In der T4A-Karte breit als Maintrack eingezeichnete Wege endeten plötzlich in hohem Grasmeer, vor einem Dornengebüsch, waren einfach gar nicht mehr vorhanden oder höchstens noch als einspuriger Trampelpfad erkennbar. Und da wir keine Lust mehr hatten, uns weiter durch den Tiefsand zu quälen, steuerten wir schon früh am Nachmittag das Katoyana-Camp an. Dort wurden wir von den beiden Camp-Attendants, die direkt herbeigeeilt kamen, sehr freundlich begrüßt. Agrey und Nyambe waren wahnsinnig sympathisch und lustig und verbreiteten mit ihrer guten Laune eine tolle Stimmung. Wir fühlten uns sofort willkommen. Nyambe erklärte uns, sein Name bedeutete „Gott“. Wir seien hier also mit Gott, uns könne nichts passieren. Das glaubten wir den beiden aufs Wort. Woher wir kämen? Deutschland. Aha! Es seien fast nur Deutsche hier, und wir sollten uns einmal umhören, ob unsere Nachbarn zu Hause nicht auch schon bei ihnen gewesen waren. Denn sie hätten schon so viele deutsche Hände geschüttelt. Als wir uns in das Gästebuch eintrugen, konnten wir davon allerdings nur wenig erkennen. Wir stellten fest, dass wir die ersten Besucher im Camp seit ca. einem Jahr waren. In 2014 waren nur 10 Gruppen hier gewesen.



Sehr bemerkenswert war, mit welch Herzlichkeit und Interesse wir empfangen wurden. Wir bauten unser Lager auf und bekamen ein riesiges Bündel Feuerholz gebracht, das Agrey auch noch perfekt aufschichtete.





Die beiden machen ihren Job bereits seit 10 Jahren gemeinsam. Wir unterhielten uns sehr nett. Agrey hat 10 Kinder und unzählige Enkel und kommt aus einem sechs Kilometer entfernten Dorf. Er fragte uns nach verschiedenen deutschen Vokabeln und erzählte, dass es in Sambia über siebzig verschiedene Stämme und unterschiedlichen Sprachen gebe. In der Schule lernt jedes Kind seine Stammessprache und Englisch.
Um eine Frau zu heiraten, muss ein Mann etwa vier Kühe bezahlen. Wenn die Frau schon verheiratet war, nur eine oder zwei Kühe.
Der Abend war sehr friedlich. Wir grillten Boerewors, machten Folienkartoffeln und Salat. Ruth leuchtete über die Campsite und entdeckte im Dunkeln unzählige Spinnen, deren Augen das Taschenlampenlicht reflektierten.





Eine einzelne Fledermaus drehte ihre Runden über unsere Köpfe. Von Ferne hörten wir ein paar Hyänen rufen. Ein anstrengender und langer Tag ging mit Boerewors, Kartoffeln und Salat zu Ende.



Tageskilometer: 132
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