THEMA: Die Märchen-Tour
05 Mär 2015 11:44 #376099
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18.Januar :

Wir haben herrlich geschlafen, denn hier zwischen den Bergen hat es nachts deutlich abgekühlt.
Jetzt bei Tageslicht können wir endlich etwas vom Camp und der Umgebung erkennen.
In südwestlicher Richtung steht ein markanter Berg, der mich reizen könnte, da mal hochzusteigen. Es ist der Teufelsberg, wie mir Bruno später sagt. Beim nächsten Mal dann.
Ich nutze die schönen Ablutions, und da wir nicht so lange warten wollen, bis das Wasser im Donkey warm wäre, stelle ich mich unter die kühle Dusche. Recht erfrischend.
Da heute Sonntag ist, und wir nicht vor 8.00 Uhr am Haupthaus auftauchen wollen, reicht die Zeit für ein Müsli-Frühstück und einen heissen Tee, dann brechen wir die Zelte ab und rumpeln langsam zurück.
Bruno pumpt uns die Reifen wieder auf, wir schnacken noch kurz. Das war ein perfekter Stop-Over für uns hier, und ich werde sicher wieder hier her zurück kommen. Ab 8.20 Uhr sind wir zurück auf der B 1, und es hat heute erstaunlich wenige LKW´s. Ach ja, ist ja Sonntag.
Die Fahrt über Okahandja und Otjiwarongo ist ereignislos, sieht man mal von zahlreichen Mäusebussarden, welche gerne auf den Masten neben der Strasse ansitzen, und hunderten von Schmarotzermilanen ab, die sich in der aufkommenden Thermik in grossen Pulks ohne Flügelschlag nach oben schrauben.
Hinter Otji versucht vor uns ein solcher Milan eine überfahrene Schlange von der Pad zu klauben, und ich drehe extra um, um zu sehen, wen es da erwischt hat. Es war eine etwa zweieinhalb Meter lange Black Mamba. Der Kopf ist total platt, das dürfte nicht so einfach werden für den Vogel, die Schlange hier weg zu bekommen.
In Grootfontein tanken wir, und weiter geht es durch langweiliges Farmland entlang nicht endenwollender Zäune.
Endlich ändert sich das Landschaftsbild, die ersten Palmen tauchen auf. Sie sehen ziemlich schlecht aus, ziemlich vertrocknet. Vielleicht hatten sie auch Frost abbekommen.
Mit dem Durchfahren des Vet-Zauns am Mururani-Gate ändert sich das Bild komplett. Hier gibt es keine kommerziellen Farmen mehr, Subsistenz-Landwirtschaft prägt das Bild. Die Dörfer stehen direkt an der Strasse, oftmals gibt es Verkaufsstände mit Feuerholz, Bauholz, gebündeltem Gras oder Schnitzereien und getöpferten Tonkrügen. Willkommen in Schwarz-Afrika.










Überall gibt es kleine Shops und Shebeens, und die Menschen sitzen im Sonntagsstaat im Freien in geselliger Runde.









"Paint Namibia"



Töpferei-Stand



Herden von Nguni-Rindern werden nach Hause getrieben.



Die B 1 ist die Pulsader für zahlreiche Menschen im Caprivi, aber auch in Sambia, Botswana, Malawi und Zimbabwe.
Viele Güter werden hier nach oder von Walvis Bay transportiert.

Am Nachmittag erreichen wir Rundu, und zuerst fahren wir an den Look-out-Point am westlichen Ende der Stadt, um einen ersten Blick auf den Okavango River zu werfen. Endlich, nach zwei Jahren, wieder hier.




Wir steuern die Tamboti-Lodge an, die ich ja von meinem letzten Aufenthalt kenne. Aber das neue Management will keine Camper mehr, und so fahren wir weiter bis zur Sarasungu River Lodge. Mit 75.-Nam$ pro Nase ist der Platz angemessen preiswert. Es gibt zwar einen schönen grünen Rasenplatz für die Zelte unter schattenspendenden Bäumen, aber die Ablutions könnten etwas mehr Aufmerksamkeit vertragen. Die Gebäude versprühen den späten "Charme" von FDGB-Ferienheimen. Die Chalets jedoch sehen ganz nett aus.
Aber für uns ist es OK. In den Bäumen sind zahllose Vögel unterwegs wie Paradiesschnäpper, Pirole, Grautokos.
Wir stellen die Zelte auf, und bereiten das Abendessen vor, dann müssen wir aber schnell ein paar Schritte zum Fluss machen, denn ein wahres Spektakel zeichnet sich am Abendhimmel ab. Unser erster Sundowner am Okavango.









Nach diesem flammenden Inferno bereiten wir unser Nachtmahl zu. Die Security--immerhin drei Mann-- kommt vorbei und stellt sich vor. Scheint nötig zu sein, so in Steinwurf-Entfernung zu Angola. Dann kriechen wir in die Zelte. Die rund 700 KM lange Fahrt hat doch angestrengt.

Der nächste Tag führt uns weiter östlich wiederum an den Okavango.

viele Grüsse,
Matthias
Letzte Änderung: 05 Mär 2015 18:23 von fotomatte.
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05 Mär 2015 14:25 #376146
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  • Freak9965 am 05 Mär 2015 14:25
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Hi Matthias,

wow - was für Wahnsinns-Bilder (alle, aber die letzten ganz besonders :cheer: )! Augenblicklich denkt man an Grizmek, Sielmann und Co. - "...vor uns liegt der mächtige Okavango..." Ich hoffe, wir können im Juni auch solche Bilder machen, zumindest im Kopf - bei den fotografischen Fähigkeiten hab ich da noch meine Zweifel. :lol:

LG
Melanie

Und P.S: Immer wieder Danke für eine solche Reiseerzählung!
Die Strasse gleitet fort und fort, weg von der Tür, wo sie beginnt, weit überland, von Ort zu Ort. Ich folge ihr, so gut ich kann.
Ihr lauf ich raschen Fusses nach, bis sie sich gross und weit verflicht mit Weg und Wagnis tausendfach.
Und wohin dann? Ich weiss es nicht.
J.R.R. Tolkien, Der Herr der Ringe
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05 Mär 2015 18:37 #376214
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  • fotomatte am 05 Mär 2015 11:44
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Hoi Melanie,

sehr nett, dass du einen "Mann für´s Grobe" in einem Atemzug mit den Grossen der Zunft nennst. :silly: :S

Nein, im Ernst, es freut mich sehr, wenn die Bilder gefallen.
Und auch ich zweifle nur zu gern an meinen fotografischen Fähigkeiten, wenn ich so wie jetzt während des Berichtschreibens merke, welche Fotos ich nicht gemacht habe. Oder die, die ich versemmelt habe. Oder die, die einfach nicht so wirken, wie ich es mir vorgestellt habe.

LG, Matthias
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05 Mär 2015 18:57 #376217
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  • Steffi82 am 05 Mär 2015 18:57
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Hallo Matthias,

einfach nur schööööön :cheer: ... irgendwann werde ich wohl den (nicht-mehr-)Caprivi auch noch "heimsuchen" müssen ;) .
Und auch ich zweifle nur zu gern an meinen fotografischen Fähigkeiten, wenn ich so wie jetzt während des Berichtschreibens merke, welche Fotos ich nicht gemacht habe. Oder die, die ich versemmelt habe. Oder die, die einfach nicht so wirken, wie ich es mir vorgestellt habe.
Ich glaube, das geht jedem so :pinch: ... außerdem fände ich es unfair, wenn das bei dir nicht so wäre B) - weil du schon ständig Tiere und Gewusel findest, was ich völlig übersehe, selbst wenn ich danach suche :laugh: ... wenn du jetzt auch noch alle die Fotos machen würdest, die normalerweise auf der Strecke bleiben, dass wäre dann echt zu viel des Guten :laugh: B) .

Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung(en) :)

Liebe Grüße
Steffi
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07 Mär 2015 10:03 #376399
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  • fotomatte am 05 Mär 2015 11:44
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Hallo Steffi,

unfair--nee, nee, das wollen wir natürlich nicht. :dry:

Welches Gewusel hast du denn gesucht und nicht gefunden? Vielleicht liegt es gar nicht an deiner Falsch-Suche, sondern schlicht an der unpassenden Jahreszeit? :pinch:

Danke auch dir fürs Lob. :kiss:

Heute Abend gibt es das nächste Kapitelchen, so long.

Matthias
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07 Mär 2015 22:57 #376474
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19. Januar :

Wir verlassen die Sarasungu Lodge-- oder heisst sie doch Sarusungu Lodge, denn so steht´s hier angeschrieben-- und fahren zurück nach Rundu, um zu tanken.






Dann fahren wir vor die Tore der Stadt an die Sewage Ponds, wo ich vor zwei Jahren war und eine mannigfaltige Vogelwelt angetroffen hatte. Mittlerweile sind die Ponds eingezäunt, und die wilden Müllkippen sind noch grösser geworden. Schade.

Über eine Querverbindung fahren wir zurück auf die B 8, um von nun an zweihundert Kilometer geradewegs nach Osten zu steuern. Steuern ist nicht ganz richtig, eigentlich könnte man das Lenkrad festketten, denn auf die gesamte Länge hat´s keine zehn Kurven.

Einmal muss ich bremsen und wenden, denn ein Flap-neck Chameleon tapst auf der Pad rum. Hier müssen wir helfen, Bastian trägt den kleinen Drachen über die Strasse, dafür muss er nun bikkie modeln. Und er macht seine Sache gut, er zeigt uns sogar, wie man eine Heuschrecke fängt. Und obwohl man genau ahnen konnte, was passieren wird, war ich doch zu langsam, um die Zunge im Einsatz zu knipsen.








auf dem Hochstand


auf der Pirsch



Waidmannsheil



Waidmannsdank


Noch einmal halten wir, weil über der B 8 ein Weissstorch kreist--ist mein Erster in Afrika.

In Divundu halten wir bei der Tanke, um im Shop ein paar Sachen zu kaufen, aber der Laden ist praktisch leergefegt. Es gibt kein Fleisch, keine Milch, Joghurt sowieso nicht. Nur einen Beutel Eis für die Coolbox können wir erstehen.

Dann nehmen wir die C 48 an Bagani vorbei Richtung Botswana. Wir steuern das Ngepi Camp an, denn ich will mir mal die Campsites hier ansehen. Aber das Camp ist wohl mehr für Overlander ausgelegt. Jedenfalls sagen mir die Stellplätze nicht zu, ziemlich klein inmitten dichter Vegetation. Vom Fluss sieht man nicht viel.

Wir drehen um und fahren zur Mahangu Safari Lodge, hier kenne ich mich aus, hier ist alles fest in deutscher Hand.



Nachdem wir unsere Zelte aufgestellt haben, erkunden wir ein bisschen das Gelände. Dabei muss die Kamera mit, denn es hat viele verschiedenste Vögel hier. Doch zuerst erwische ich einen Charaxes jasius saturnus--wenn das nicht ein toller Name für einen tollen Falter ist.


Foxy Emperor, der offensichtlich schon mal "Kontakt" mit einem Insektenfänger hatte.



ein Flussuferläufer sucht hier im trockenen Laub nach Insekten, nicht gerade typisch.



ein Blue-eared Glossy Starling



der Heuglin´s Robin-Weissbrauenrötel ist eine wahre Augenweide.



Marula-Früchte

Vor dem Abendessen schlendern Basti und ich noch etwas über die vor der Lodge befindlichen Floodplains. Hier grasen Herden von Nguni-Rindern, teilweise mit mächtigen Hörnern.






prächtiger Harley-Lenker

Ein Gewitter ist im Anmarsch, und schleunigst sprinten wir zurück ins Camp. Gerade noch rechtzeitig, um das Überdach übers Zelt zu ziehen, dann fängt es zu pladdern an. Wir suchen die Bar auf und bestellen uns eine Runde Gin-Tonic, die wir genüsslich unter der Lapa über dem Fluss süffeln.
Dann kochen wir noch eine Thermoskanne voll Tee, denn morgen wollen wir in aller Frühe aufstehen, damit wir pünktlich um 6.00 Uhr am Gate des Mahango Parks sind. Es dauert ewig, bis das Wasser kocht, denn mit dem Regen hat ein ziemlicher Wind eingesetzt, der uns fast den Kocher auspustet.

Mein Besuch der Dusche wird noch mit drei Reed-frogs gekrönt, denen es wohl hier im Trockenen mehr zusagt als draussen im Regen.



Endlich kriege ich mal die so herrlich melodisch klickenden "Xylophon-Frösche" zu sehen.

Der nächste Tag sieht uns wie gesagt im Mahango Park, vorausgesetzt es hört auf zu regnen.

Schaun mer mal.

Matthias
Letzte Änderung: 11 Mär 2015 23:23 von fotomatte.
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