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THEMA: April 2014: Kaokoveld + Caprivi mit dem 4 x 4
12 Mai 2014 13:54 #336682
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  • wehr-reinhold.com am 12 Mai 2014 13:54
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Dies ist der Reisebericht unserer Foto-Reise Website Wehr-Reinhold.com. Im April 2014 sind wir vier Wochen mit dem Allradfahrzeug (ein Toyota Hilux Bushcamper) und Dachzelt durch Nord-Namibia, Schwerpunkt Kaokoveld und Caprivi-Streifen, gefahren. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen und freuen uns auf eure Kommentare und Fragen.


"Alles was ich wollte, war, nach Afrika zurückzukommen. Wir hatten es noch nicht verlassen, aber wenn ich nachts aufwachte, lag ich lauschend da, bereits voller Heimweh danach." Ernest Hemingway, Die grünen Hügel Afrikas

Als Einstimmung möchten wir euch unsere Filme "Adventure Kaokoveld" und "Amazing Animals of Namibia" präsentieren.


Einleitung
Nach unseren Reisen nach Südafrika (2012) und Botwana (2013) fahren wir nun bereits zum dritten Mal nach Afrika. Längst hat uns der Afrika-Virus infiziert und wir kommen nicht mehr los von diesem faszinierenden Kontinent. Dieses Mal haben wir uns die unberührten Landschaften Namibias vorgenommen. Namibia ist etwa 2,5 mal so groß wie Deutschland bei lediglich insgesamt 2,1 Millionen Einwohnern. Somit ist Nambia eines der am dünnsten besiedelten Länder der Welt mit scheinbar unendlicher Weite und einem sehr hohen Wüstenanteil. Die Namib-Wüste verläuft als "schmaler" Streifen über weit mehr als 1.000 Kilometer entlang des Atlantischen Ozeans.

In Botswana waren wir erstmals mit einem Allradfahrzeug und Dachzelt unterwegs. Für uns gibt es zu dieser Reiseform in Afrika keine echte Alternative: Es ist unvergesslich den afrikanischen Busch so hautnah zu spüren - nachts im Zelt dem Heulen der Schakale und Hyänen zu lauschen, das Vibrieren eines Baumes zu spüren, an dessen rauher Borke sich ein Elefant in der Nähe des Zeltes genüsslich schabt, nach dem Aufstehen frische Spuren von Löwen unittelbar am Auto zu entdecken oder einfach nur auf der Campsite vorüberziehende Wildtiere und Vögel zu beobachten.


Vorbereitung

Flugbuchung
Der internationale Flughafen Windhoeks kann zum einen ab Frankfurt direkt mit Air Namibia angeflogen werden. Wir sind bei der Suche nach einem preisverträglichen Flug entsetzt über die horrenden Preise. Unter 1.200,-- € ist kaum etwas zu machen. Auf Buchungsplattformen wie zum Beispiel LTUR werden zwar scheinbar günstige Flüge um 750,-- € angeboten, wenn man sich jedoch durch die Buchungsseiten geschlagen hat und alle Eingaben erledigt hat, kommt der ernüchternde Hinweis: "Dieser Flug ist leider ausgebucht, wählen Sie eine andere Flugmöglichkeit". Na bravo - dafür hat man nun eine halbe Stunde mit der Eingabe von Daten verbracht!

Also suchen wir weiter und finden akzeptable und täglich verkehrende Flugverbindungen mit South African Airways, sogar ab Hannover, allerdings mit zweimaligem Umsteigen über München und Johannesburg. Das Problem ist bei dem scheinbar zeitlich günstigsten Flug die kurze Umstiegszeit in Johannesburg von 1:05 Stunden in Johannesburg (8:25 - 9:30 Uhr), auch noch verbunden mit einem Terminalwechsel von A nach B, bei dem zudem das Pasieren einer Sicherheitskontrolle notwendig ist. Für die Passagiere ist dies zwar in der Regel zu schaffen, für das Gepäck könnte die Zeit jedoch sehr eng werden - und wenn man direkt zu Beginn des Urlaubs am Flughafen ohne Gepäck dasteht, ist dies mit einem Mega-Stress verbunden. Daher entscheiden wir uns, eine Maschine später in Johannesburg zu wählen, haben dann allerdings 4:50 Stunden Wartezeit (Abflug 13:15 Uhr). Kostenpunkt 890,-- € pro Ticket, auch nicht gerade ein Schnäppchen! Zwei Monate vor Reisebeginn werden dann alle Flugzeiten von SAA verändert, so dass wir schließlich doch den 9:30 Uhr Flug bekommen und somit in Windhoek ausreichend Zeit haben weden, den Toyota Hilux zu übernehmen und auch den ersten Großeinkauf (vgl. unsere Einkaufsliste) zu erledigen.

Das 4 x 4 Auto
In Windhoek gibt es unzählige Autovermieter für 4x4 Fahrzeuge. Aus den Erfahrungsberichten im Namibia-Forum gehen Savannah und Asco als "Testsieger" hervor. Da wir in Botswana äußerst gute Erfahrungen mit Bushlore gemacht haben, fragen wir natürlich auch bei diesem Vermieter an. Asco streichen wir sehr schnell von der Liste, da diverse Regionen in Namibia mit Asco Fahrzeugen nicht bereist werden dürfen, zum Beispiel das Kaokoveld. Savannah verfügt wie Bushlore über einen sehr gut gewarteten Fahrzeugpark und bietet den Vorteil, den Hilux als Offroad Edition mit höher gelegtem Fahrgestell, Schnorchel, breiteren Reifen sowie Winde anzubieten.

Das Angebot von Bushlore ist jedoch erneut unschlagbar günstig, so dass wir uns erneut für diesen Autovermieter entscheiden. Allerdings wählen wir dieses Mal einen Toyota Hilux Double Cab in der Bushcamper-Version, eine Eigenentwicklung von Bushlore, die ganz neu in der Vermietung ist (vgl. Bushlore-Website). Kostenpunkt mit einer Ermäßigung "als Stammkunden": 1.212 Rand pro Tag, das entspricht bei dem für uns derzeit günstigen Kurs (Stand Januar 2014) ca. 80 €. Das Dachzelt mit großem 1,40 m Bett wird bei dieser Version einfach am Heck nach oben hin aufgeklappt. Ansonsten verfügt das Fahrzeug über eine Camping-Vollausstattung wie es kaum ein andere Anbieter zur Verfügung atellt. Auch buchen wir erneut die relativ teure Versicherung mit Ausschluss der Selbstbeteiligung (260 ZAR pro Tag) - das gibt uns einfach ein besseres Gefühl. Dieses Mal entscheiden wir uns auch für das Leihen eines Sat-Phones (80 Rd. p.d.) für etwaige Probleme mit dem Fahrzeug in den einsamen Regionen des Kaokovelds, damit wir im Notfall Hilfe holen können.





Reise-Versicherungen
Da alleine die Anmietung des 4x4 Fahrzeuges rund 3.000,-- € kostet, reicht in der Regel die Versicherungssumme einer herkömmlichen Reise-Rücktrittsversicherung nicht aus. Wir haben daher unsere Versicherungspolice einmalig um 3.000,-- € erhöht. Daher unser Tipp: Unbedingt die Police überprüfen, damit man im Ernstfall nicht unterversichert ist und viel Geld einbüßt!

Unbedingt abschließen sollte man eine Auslands-Krankenversicherung, relativ günstig über den ADAC erhältlich.


Packliste
Unsere Packliste für Touren in Afrika basiert auf unseren Erfahrungen unserer bisherigen Afrika-Reisen mit dem Allradfahrzeug. Wir ergänzen nach jeder Afrika-Reise unsere Packliste oder streichen "Items", wenn sie überflüssig erscheinen. Unsere Packliste soll anderen Afrika-Reisenden als Planungshilfe dienen, insbesondere wenn man mit dem 4x4 Fahrzeug unterwegs ist.


Reiseroute Namibia 2014

Reiseplanung
Wie immer steht bei uns eine intensive Recherche auf dem Programm, bei der die Eckpfeiler der geplanten Reise festgelegt werden. Wir wollen dieses Mal darauf achten, Regionen einzubeziehen, die zumindet ein bisschen mehr Bewegung durch die afrikanische Natur versprechen, als das bei unserer Botswana Reise 2013 der Fall war. Die Planung einer solch individuellen Reise mit einem Allradfahrzeug und Dachzelt durch Namibia ist nicht ganz einfach, da es derzeit keinen brauchbaren deutschsprachigen Reiseführer für 4 x 4 Reisende auf dem Markt gibt (wie zum Beispiel für Botswana und andere afrikanische Länder von Ilona Hupe). Alle Informationen müssen daher aus anderen Reiseberichten im Internet oder dem Namibia-Forum bezogen werden. Bei unserer Recherche haben wir hervorragende englisch sprachige Literatur von Johan Snyman gefunden, einem südafrikanischen Spezialisten für das Kaokoveld, der in Windhoek lebt und dessen Bücher nur direkt aus Afrika zu beziehen sind. Der noch beste Reiseführer auf dem Deutschen Markt von Iwanovski kann allenfalls Basisinformationen für Individualreisende vermitteln, hilft in den abgelegeneren Regionen aber kaum weiter. Mehr Informationen auf unserer Literaturseite.

Bei intensiverer Beschäftigung mit der Reiseroute stellen wir schnell fest, dass wir das ursprünglich ins Auge gefasste Programm in keiner Weise stressfrei bewältigen können. Das Land ist riesig und die Pisten sind zumindest im Kaokoveld, einem unserer Reiseschwerpunkte, teilweise schwer befahrbar, zumal wir zum Ende der Regenzeit in Nambia sind und der Zustand der Pads stark von den Regenfällen der Saison abhängt. 2011 zum Beispiel war ein extrem regenreiches Jahr und viele Riviere waren bis weit in den Juni hinein nahezu unpassierbar.

Der Entschluss ist schnell gefasst, sich ausschließlich auf den Norden Namibias oberhalb von Windhoek zu konzentrieren und den Süden zu einem späteren Zeitpunkt zu erkunden. Das Namib-Naukluft Gebiet und auch die Region um Swakopmund streichen wir komplett aus unserem Plan zugunsten der von uns auserkorenen Schwerpunkte im Norden Namibias.

Die Etoshapfanne, Reiseziel nahezu eines jeden Namibia-Reisenden, werden wir zu Beginn unserer Reise nur mit einer Zwischenübernachtung durchfahren bzw. peripher im Onugama Private Game Reserve streifen! Nach unserer Botswana-Reise im Oktober/November 2013 könnte die Fahrt in ein eingezäuntes Reservat für uns etwas enttäuschend enden, daher ist die Etosha für uns kein Schwerpunkt unserer Reise. Wir haben davon gehört, dass in der Hochsaison Safarifahrzeuge an den Wasserlöchern wie auf einer Perlschnur aufgereiht anzutreffen sind und diesem Rummel möchten wir unbedingt entgehen.

Ein feststehender Eckpfeiler des ersten Teils hingegen ist der Aufenthalt in der Mashi River Lodge, wo wir eine 3-Tages-Overnight Safari per Boot machen wollen. Dabei werden wir uns auch im wildreichen Caprivistreifen umsehen. Im Zuge der intensiven "Entkolonisanisierungsbemühungen" der namibischen Regierung, in der alle Begriffe, die auf die unrühmliche deutsche Kolonialzeit hinweisen, aus dem Wortschatz eliminiert werden, heißt das Gebiet mittlerweile Zambezi-Region.

Im zweiten Teil haben wir uns das Kaokoveld vorgenommen, in dem uns Einsamkeit in einer einzigartigen Wüstenlandschaften erwartet. Hier werden wir voraussichtlich nur wenigen Menschen begegnen und wir wollen uns höchst mögliche Flexibilität bewahren, frei nach dem Motto: Wo es uns gefällt, bleiben wir einfach stehen. Dem Gefühl grenzenloser Freiheit kommt man mit dieser Reiseform sicherlich näher als bei einer minutiös durchgeplanten Reise, wenn Buchungen und Vorreservierungen einen permanenten Zeitdruck verursachen. Dennoch haben wir natürlich unsere Reiseroute akribisch geplant.

Ein Fragezeichen steht dabei über der Durchquerung der Hoarusib- und Hoanib River Trails, da nicht sicher ist, ob diese passierbar sein werden. Wir werden uns vor Ort bei Einheimischen über den Zustand der Pads erkundigen und die Route entsprechend anpassen. Aktuelle und hilfreiche Informationen über Niederschläge im Kaokoland und Beschaffenheit der Routen sind zu finden auf der Website von Desertlion, betrieben vom Desert Lion Conservation Project, das 1998 von dem Tierarzt und Löwenexperten Dr. Phillip Stander ins Leben gerufen wurde. Auch auf der Website von Antenne Namibia, einem deutschsprachigen Radiosender, kann man die aktuellen Niederschlagsmengen abrufen.

Unsere Reiseroute:
2./3. April 2014: Flug Hannover - München - Johannesburg - Windhoek (Pension Steiner)
4. April 2014: Windhoek - Bushberg Guestfarm
5. April 2014: Bushberg Guestfarm - Etosha NP (Halali-Camp)
6. April 2014: Etosha NP - Onugama Game Reserve
7. April 2014: Onugama Game Reserve - Caprivi, Nunda Safari Lodge
8. April 2014: Caprivi, Nunda Safari Lodge
9. April 2014: Caprivi Nunda Safari Lodge - Mashi River Safaris
10. April 2014: Mashi River Safaris
11. April 2014: Mashi River Safaris - Over Night Safari
12. April 2014: Mashi River Safaris - Over Night Safari
13. April 2014: Mashi River Safaris
14. April 2014:Mashi River Safaris - Shamvura Lodge
15. April 2014: Shamvura Lodge - Ondangwa (Nakambale Community Camp)
16. April 2014: Ondangwa - Epupa (Epupa FallsLodge & Campsites)
17. April 2014: Epupa (Epupa FallsLodge & Campsites)
18. April 2014: Epupa (Epupa FallsLodge & Campsites)
19. April 2014: Epupa - Okandjambo (Wildes Camp)
20. April 2014: Okandjambo - Marienfluss Tal (Okarohombo Community Camp)
21. April 2014: Marienfluss Tal - Khumib River (Wildes Camp)
22. April 2014: Khumib River - Puros (Puros Community Camp)
23. April 2014: Puros - Khowarib (Khowarib Lodge & Campsites
24. April 2014: Khowarib - Khowarib Schlucht - Palmwag (PalmwagLodge)
25. April 2014: Palmwag - Granietkop Community Camp
26. April 2014: Granietkop - Mount Etjo (Mount Etjo Safari Lodge)
27. April 2014: Mount Etjo
28. April 2014: Mount Etjo
29. April 2014: Mount Etjo - Okonjima (Okonjima Lodge & Campsites)
30. April 2014: Okonjima
1./2. Mai 2014: Okonjima - Windhoek - Rückflug
2./3. April 2014 – Hannover - Windhoek



2./3. April 2014 – Hannover - Windhoek

Anreise mit Hindernissen
Der umfangreichste Streik aller Zeiten in der deutschen Luftfahrt beginnt ausgerechnet am Abreisetag unseres Namibia-Urlaubs! Bereits vor einigen Tagen kündigte die Pilotenvereinigung an, die Arbeit vom 2. – 4. April niederzulegen. „Nichts geht mehr“ auf den deutschen Flughäfen, titelten die deutschen Gazetten. Gestern habe ich mich in aller Herrgottsfrühe in die Schlange betroffener Fluggäste am Lufthansa-Schalter im Flughafen Hannover angestellt und sage und schreibe zwei Stunden gewartet, bevor ich das umgebuchte „Good for Train“ Ticket nach München glücklich in den Händen halten durfte. Eine Online Umbuchung war nicht möglich und auch die Hotline der Airline war rund um die Uhr besetzt (sogar mitten in der Nacht!) - Lufthansa hat gestern Morgen ganze zwei Schalter geöffnet und die bedauernswerten Mitarbeiterinnen haben sich den gesammelten Unmut der Fluggäste gefallen lassen müssen – professionelles Krisenmanagement sieht anders aus!

Ohne nennenswerte Verspätung startet der ICE nach München – wir sind etwas überrascht, dass der Zug fast leer ist! Erwartet hatten wir eher das totale Chaos auf den ICE-Linien nach Frankfurt und München, zumal der Streik über 400.000 Fluggäste zur Umbuchung, größtenteils sicherlich auf die DB, gezwungen hat. Wir haben uns allerdings zu früh über die seltene Pünktlichkeit der Bahn gefreut! In München angekommen, machen wir uns auf den Weg zur S-Bahn, die uns zum Münchener Flughafen bringen soll. Eine Durchsage am Bahnsteig unterrichtet uns, dass alle S-Bahnen aufgrund eines technischen Defektes erst ab dem Ost-Bahnhof fahren und die Fahrgäste auf U-Bahnen ausweichen müssen. Also wuchten wir unser Gepäck wieder eine Treppe hinauf und begeben uns zur U-Bahn. Gleich mehrere Münchener sind auffallend hilfsbereit und weisen uns den Weg durch den „Bahnsteig-Dschungel“.

Am Ostbahnhof, einem der wichtigsten Verkehrsdrehkreuze Münchens, herrscht Chaos. Wir müssen erneut den Bahnsteig wechseln, da die S-Bahn zum Flughafen aufgrund der Störung heute von einem anderen Bahnsteig verkehrt. Schließlich erreichen wir doch noch nahezu fahrplanmäßig Terminal 2, wo wir uns direkt am Schalter von South-African Airways einchecken. Aufgrund des Streiks ist der Flughafen gähnend leer, da maximal ein Viertel des sonstigen Flugbetriebes abgewickelt werden muss. Wir genehmigen uns noch im Biergarten vor Terminal 2 ein zünftiges Weißbier und begeben uns dann alsbald zum Gate.
Der Flug nach Johannesburg mit SAA ist angenehm – erstmals nehmen wir auf einem Flug ein Schlafmittel, das uns einen recht ruhigen Schlaf ermöglicht. Zuvor sehen wir uns noch den Nelson Mandela Film (in englischer Sprache) an. Erfreut vom ersten African Sky dieses Urlaubs werden wir noch über den Wolken, als ungefähr auf Höhe des Okavango Deltas der Sonnenball über der Horizontlinie auftaucht und den Himmel rot einfärbt.



Der Wechsel des Terminals in Johannesburg, um den Anschlussflug nach Windhoek zu erreichen, ist entgegen anders lautender Berichte im Namibia-Forum stressfrei und locker in einer halben Stunde machbar, auch wenn eine Passkontrolle und ein erneuter Sicherheitscheck dazwischen liegt. Auch den zweistündigen Flug nach Windhoek überstehen wir ohne Probleme und nehmen unser Gepäck in Empfang – zum Glück ereilt uns nicht das Schicksal einiger Reisender, die im Namibia-Forum gepostet haben, dass sie in Windhoek zunächst ohne Gepäck dagestanden haben – und werden in der Halle bereits erwartet von einem Bushlore Mitarbeiter, unserem Autovermieter.
Der Flughafen liegt vierzig Kilometer außerhalb Windhoeks und wir werden zum kleinen Office von Bushlore in die Stadt kutschiert. Wie immer wird zunächst der ganze „Papierkram“ erledigt und dann erfolgt die Einweisung in unser Gefährt, das uns in den nächsten vier Wochen begleiten wird.

Wir erhalten einen nagelneuen Toyota Hilux Bushcamper – tatsächlich sind wir die ersten Mieter und stehen gerne für die „Jungfernfahrt“ bereit! Die Ausstattung ist bei diesem von Bushlore entwickelten Bushcamper extrem gut durchdacht und wird den Bedürfnissen der Camper im Busch mehr als gerecht. Viele neue Features erkennen wir sofort als klare Verbesserung gegenüber dem „08-15-Hilux“, mit dem wir im vergangenen Jahr unterwegs waren. Schmuckstück ist natürlich das Dachzelt, das sich ausgestattet mit einem Alu-Dach vom Heck her ganz einfach entfalten lässt und sofort fix und fertig ist! Die Einweisung durch Gavin, dem jungen Chef-Manager der Windhoek Dependence von Bushlore, ist gewohnt kompetent. Wir fragen gezielt nach dem Hi-Lift-Jacker, den Gavin uns eigentlich vorenthalten wollte. Bei falschem Einsatz ist dieses Gerät eine echte Waffe und „kann Mensch und Material Schaden zufügen“! Wir bestehen jedoch aus den Erfahrungen des Vorjahres auf den Hi-Lift-Jacker und werden im Verlauf unserer Reise froh sein, in diesem Punkt hartnäckig geblieben zu sein. Die Funktionsweise des Hi-Lift-Jacker Wagenhebers wird von Gavin nochmals akribisch erklärt, ebenso wie der Gebrauch des Sat-Phones, das wir erstmals gemietet haben.



Bevor wir unsere vorgebuchte Pension aufsuchen, wollen wir noch einem Möbelladen in Windhoek einen Besuch abstatten, in dem es eine Solarleuchte in Form eines Einmachglases (Solar-Jar von der Firma Con-Sol, 240 NAM $/Stück) geben soll. Wir haben diese dekorativen Lampen im vergangenen Jahr in der Haina Kalahari Lodge bewundert und in Botswana aber nicht kaufen können. Der Hersteller der Leuchten hat uns an die Firma Vika in Windhoek verwiesen, wo wir vier Exemplare erwerben. Eine der Solarleuchten wird uns in den kommenden vier Wochen romantisches Licht beim Dinner auf den Campsites bescheren!

Die Pension Steiner liegt sehr zentral in unmittelbarer Nähe zur Independence Road (ehemals Kaiserstraße!), der pulsierenden Verkehrsader Windhoeks. Wir checken erst einmal ein und deponieren unser Gepäck im Zimmer, welches funktionell eingerichtet ist und – ganz wichtig - über ein großes, bequemes Bett verfügt. In dem wundervollen Garten erfrischen wir uns mit einer Coke Light. Leider haben wir keine Zeit, ein Bad im einladenden Pool zu nehmen, da wir noch unseren Großeinkauf erledigen wollen.



Beste Adresse dafür ist der Super-Spar, der sich in der Maerua Einkaufsmall, der größten Mall des Landes, befindet. Wir haben in Afrika noch nie einen so gut sortierten Supermarkt gesehen. Es ist offensichtlich, dass man sich hier auf das deutschstämmige Klientel eingestellt hat – es gibt sogar ein großes Regal mit deutschen Artikeln! Corinna raunzt scherzhaft, „das ist ja wie bei uns zu Hause - fast ein bisschen langweilig“, aber letztlich können wir froh sein, uns hier umfassend für unsere Tour eindecken zu können. Eine gute Stunde arbeiten wir unsere vorbereitete Einkaufsliste ab und erwerben dann noch im benachbarten Liquor Store südafrikanischen Rot- und Weißwein sowie zwei Sixpacks Windhoek Bier.

In unmittelbarer Nähe der Pension Steiner finden wir ein sehr empfehlenswertes Restaurant, das „Corner Sixty 2nd“. Hier schlemmen wir am Abend nach allen Regeln der Kunst. Es gibt einen Starter mit dem verheißungsvollen Namen „Land vs Sea“, eine Kombination aus Oryx Carpaccio und Thunfisch Sashimi, gefolgt von einem leckeren Braai (afrikanisches Barbecue) sowie Wildroulade mit Gemüsebeilagen. Mit einem Sauvignon Blanc stoßen wir auf den vor uns liegenden spannenden Urlaub an.


4. April 2014 – Von Windhoek zur Bushberg Guest Farm (410 Km, 3,5 Stunden)

Unterwegs zum Etosha Nationalpark – unsere erste Nacht im Bushcamper
Bereits um 9 Uhr sind wir gestern Abend todmüde ins Bett gefallen. Die Nacht ist nach dem anstrengenden Flug erholsam. Nach dem Frühstück sortieren wir unseren Einkauf und stellen fest, dass der Bushcamper auch in Bezug auf Stauraum genial durchdacht ist. Es gibt ein riesiges hochklappbares Fach unterhalb des unteren Bettes, in dem neben dem Reserverad und dem Werkzeug jede Menge Platz für Wasserkanister, Holz und andere sperrige Gegenstände ist.

Einen kleinen Eindruck von Namibias Hauptstadt wollen wir dann doch noch gewinnen, auch wenn Windhoek selbst nicht im Mittelpunkt unseres Interesses steht. Also begeben uns wir uns zu Fuß zur Independence Avenue. Die architektonische Mixtur ist hier besonders auffällig: Kolonialarchitektur trifft auf hyper-moderne Wolkenkratzerbauweise.



Der deutsche Kolonialeinfluss spiegelt sich in Straßen- oder Gebäudenamen wieder, auch wenn die Regierung bemüht ist, diese unrühmliche Zeit Namibias aus dem Stadtbild nach und nach zu verbannen. Einige neue Straßennamen wie die Fidel-Castro Street oder die Robert-Mubabe-Avenue sind allerdings politisch kaum korrekter als die alten! Oberhalb der Independence Avenue befindet sich auf einem Hügel das Wahrzeichen Windhoeks, die Christuskirche.



Nach diesem kleinen Rundgang wollen wir noch Fleisch bei einem deutschen Metzger einkaufen, der in Windhoek seit Jahrzehnten ansässig ist. Die „Klein-Windhoek Schlachterei“ befindet sich im Gewerbegebiet Nord in der Albert Wessels Straße. Hier kann man jegliches Game-Fleisch bekommen. Ich bin der einzige weiße Kunde in dem kleinen Lädchen, in dem im hinteren Teil emsig Wurst- und Fleischwaren aller Art produziert werden. Ich stelle mich brav in der Schlange an, während die Verkäuferin die ausschließlich farbige Kundschaft immer wieder ruppig anfährt, sie mögen aufrücken, schließlich wollten noch mehr Leute Fleisch kaufen! Als ich an der Reihe bin, werde ich sogleich ins Büro gebeten, in dem die Chefin des Hauses vor großen Geldstapeln sitzt und die Tageseinnahmen zählt. Der Sohn des Hauses, von den Angestellten „Wolfi“ oder „Wolferl“ genannt, nimmt meine Bestellung auf. Ich ordere Oryx-, Kudu- und Springbockfilet sowie Burenwurst, jeweils in 500 Gramm Einheiten vakuumverpackt. So hält das Fleisch in unserem Kühlschrank gut und gerne zehn Tage.


Wir wollen heute 400 Kilometer in Richtung Norden zur Bushberg Guest Farm fahren, die noch rund 60 Kilometer vor dem Anderson Gate des Etosha National Parks liegt. Die an uns vorüberziehende Landschaft ist deutlich abwechslungsreicher als in Botswana, insbesondere aufgrund der begrünten Hügelketten, die vor dem blauen Himmel mit Schäfchenwolken unsere Augen verwöhnen. Wir kommen sehr schnell voran, da sich die Straßen in einem guten Zustand befinden, wenn auch hier und da die Schäden der gerade zu Ende gehenden Regenzeit auf der Asphaltdecke unverkennbar sind. Über Otjiwarongo und Outjo gelangen wir zur Farm – wir sind wieder einmal die einzigen Gäste. In dieser etwas abgelegenen Farm erhoffen wir uns, dem vermeintlichen Trubel der Camps rund um Etosha zu entgehen.



Anita und Hannes, die Besitzer der Farm, sind Rinderzüchter, die Vermietung von Zimmern und Campsites sind für sie lediglich ein kleines Zubrot. Wir richten uns ein und sind bereits nach dem ersten Aufbau des Dachzeltes, der ganze fünf Sekunden dauert, „ganz verliebt“ in unseren Bushcamper.

Da wir beide extrem bewegungshungrig sind, unternehmen wir erst einmal einen Spaziergang in die nähere Umgebung. Löwen gibt es hier nicht, sehr wohl aber Leoparden, Geparden und jede Menge Hyänen, die für die Farmer ein permanentes Ärgernis darstellen. Hannes hat im vergangenen Jahr 80 Rinder durch Hyänen verloren. Auf unserem Weg entdecken wir jede Menge "Dickbens Grillen", die sich in manchen Jahren geradezu explosionsartig vermehren sollen. Mit diesen kleinen Biestern werden wir im Verlauf unserer Reise noch nähere Bekanntschaft machen! Begleitet werden wir auf unserem Spaziergang von den beiden Hunden des Hauses, die vermutlich darüber wachen, dass wir nicht verloren gehen!



Zurück an unserer Campsite erfrischen wir uns in dem kleinen Pool. Das Warmwasser unserer Dusche wird betrieben durch einen „Donkey“, einem mit Holz betrieben Ofen, der von den Angestellten des Hauses vor jeder Dusche befeuert werden muss. Derweil zieht am Horizont ein Gewitter mit furchterregenden Blitzen auf. Es gewittert zwar die halbe Nacht rings um uns herum, ein Regenguss bleibt uns jedoch in unserer ersten Nacht im Dachzelt erspart.

Am Abend entzünden wir ein Campfire und grillen leckeres Oryx-Filet – dazu gibt es einen griechischen Salat. Das Game-Fleisch ist grandios! Dazu gibt es einen leckeren Pinotage (Dimersfontein), den wir vor zwei Jahren in Südafrika entdeckt haben. Der kleinere der beiden Haushunde wartet geduldig unter unserem Tisch auf seinen Anteil am Festschmaus, den er am Ende des Abends schließlich auch erhält. Ich glaube kaum, dass er in seinem Leben zuvor schon einmal Oryx-Filet genießen durfte!


5. April 2014 – Von der Bushberg Guest Farm zum Halali Camp im Etosha Nationalpark (145 km)

Verwaiste Wasserlöcher und ein ungepflegtes Camp
Wir lassen es heute Morgen ruhig angehen, frühstücken in aller Seelenruhe, packen unsere Sachen zusammen und verabschieden uns dann von Anita und Hannes. In einer guten halben Stunde ist das Anderson Gate erreicht, wo wir uns zunächst in der üblichen Liste des Nationalparks registrieren. In Okaukuejo, einige Kilometer weiter, entrichten wir die Eintrittsgebühr (170 NAM $ für 2 Personen und Auto).

Etosha, was in der Sprache des Ovambo Stammes soviel heißt wie „Großer weißer Ort“, ist einer der am besten zugänglichen Reservate im südlichen Afrika. Ein großer Teil der Gravelroads, die durch den Park führen, sind mit einem herkömmlichen 2x4 Fahrzeug – zumindest in der Trockenzeit - leicht zu bewältigen. Die Etosha-Pfanne, eine Salzpfanne, die sich vor 100 Millionen Jahren gebildet hat, ist mit einer Ausdehnung von 130 x 50 Kilometern und einer Gesamtfläche von ca. 4.800 Quadratkilometern, was ungefähr einem Viertel der Gesamtfläche des Parks entspricht, das markanteste Merkmal des Nationalparks.



Wir fahren zunächst einen Loop westlich von Okaukuejo nach Adomax. Am Ende der Regenzeit finden die Tiere im gesamten Park Wasser, insofern konzentrieren sie sich nicht wie in der Trockenzeit ausschließlich auf die Wasserlöcher, sondern verteilen sich im gesamten Park. Wir sehen riesige Springbockherden, Zebras, Gnus und Oryx-Antilopen, darunter auch sehr viele Jungtiere. Später sichten wir auch noch Kuhantilopen und Schwarznasenimpalas.





Wir haben im vergangenen Jahr in Botswana so viele Raubtiere und Elefanten, so dass wir nicht einmal enttäuscht sind, heute keinerlei „Big 5“ Tiere gesehen zu haben! Die Landschaft steht für uns bei unserem Etosha-Tripp im Vordergrund. Und diese genießen wir in vollen Zügen! Gerade die unendliche Weite, garniert mit einer dezenten, eher unauffälligen Blütenpracht am Ende der Regenzeit, empfinden wir als äußerst attraktiv.



Auch die Wasserlöcher im Verlauf des Loops bei Olifantsbad und Aus sind wie leer gefegt – kein Tier zeigt bei dem derzeitigen reichhaltigen Wasserangebot Interesse an den Wasserlöchern! Dafür kommen wir in den Genuss eines ersten kleineren Offroad-Abenteuers. Bis vor wenigen Tagen war die Piste um Aus, zumindest für 2x4 Fahrzeuge, durch Überflutungen noch unpassierbar. Wir müssen mehrere matschige Wasserlöcher durchqueren – für ein Allradfahrzeug stellen diese Passagen jedoch keine Herausforderung dar.

Wir haben eine Campsite im Halali Camp vorgebucht – um diese Jahreszeit im Prinzip völlig überflüssig, da maximal ein Viertel der Stellplätze belegt sind - mit 400 NAM $ ist Halali einer der teuersten Campsites unserer Reise, wohl auch einer der ungepflegtesten. Die Sanitäranlagen haben ihre besten Tage bereits hinter sich, kaum eine Dusch- oder Toilettenkabine lässt sich von innen verschließen. Für eine Nacht wird es schon gehen.

Am Abend kochen wir uns im Potjie gemischtes Gemüse und grillen dazu Burenwurst. Halali verfügt über ein beleuchtetes Wasserloch, zu dem wir nach Einbruch der Dunkelheit laufen. Das Camp ist umzäunt, so dass man sich auch nachts hier bedenkenlos bewegen kann. Außer uns hat sich keine Menschenseele beim Wasserloch eingefunden – wir freuen uns allerdings zu früh. Nach und nach treffen immer mehr Campgäste am Wasserloch ein - aus unserem romantischen Event wird also nichts! Die vielen Menschen verscheuchen auch die letzte Attraktion des heutigen Abends, eine kleine Eule, die sich direkt über uns nieder gelassen hat. Ansonsten warten alle Gäste vergeblich auf eine spektakuläre Tierbegegnung.




6. April 2014 – Vom Halali Camp zum Onguma Reserve (90 km)

Luxus am Rande der Etosha-Pfanne
Unser morgendlicher Game-Drive entlang des Rhino-Drives verläuft erneut ohne nennenswerte Tiersichtung. Einige Giraffen sowie ein Schildkröte, die bei unserem Eintreffen gemächlich das Weite sucht, sind die magere Ausbeute. Um diese Jahreszeit muss man schon viel Glück haben, Löwen, Leoparden oder Geparden zu sichten. Die Tiere sind im gesamten Park weit verstreut und im hohen Gras von den Wegen aus kaum auszumachen. Etosha ist aber auch ein Vorgelparadies. Die sehr verbreitete bunte Gabelracke, grundsätzlich auf erhabenen Ästen am Wegesrand sitzend, oder die Gackeltrappe, die ohrenbetäubend protestiert, wenn man ihr zu nahe kommt, sind immer wieder wunderbare Tierbegegnungen.





Nach dem Frühstück packen wir zusammen und fahren weiter in Richtung Onguma Lodge, nicht ohne beim Etosha Lookout zu halten. Hier kann man mit dem Auto in die Salzpfanne ein kurzes Stück hineinfahren. Es ist allerdings nicht annähernd ein solches Erlebnis wie in den Salzpfannen von Kubu Island oder bei den Baines Baobabs in Botswana, die man ja über weite Strecken durchfahren kann. Dennoch ist der Lookout ein idyllisches Plätzchen, der einen Eindruck von der unendlichen Weite der riesigen Salzpfanne vermittelt.



Der nun folgende Abschnitt ist eher eintönig und führt durch endlose Mopane- und Dornbusch-Savanne. Immer wieder sichten wir große Zebra-, Impala und Springbockherden, auch vereinzelte Kuhantilopen und Strauße können wir immer wieder ausmachen, wenn wir uns der Salzpfanne nähern.



Kurz vor Namutoni haben wir dann doch noch eine spektakuläre Tiersichtung: Ein Spitzmaulnashorn döst im Gras vor sich hin und lässt sich auch von unserer Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen. Das lauschende und sich permanent drehende große Ohr lässt darauf schließen, dass das Tier auch im Schlaf durchaus wachsam ist. Spitzmaulnashörner sind mehr noch als Breitmaulnashörner vom Aussterben bedroht. Immer wieder werden gewilderte Tiere aus den Nationalparks gemeldet. In Asien werden für die Hörner horrende Preise gezahlt, da man die pulverisierten Hörner irrtümlich für ein potenzsteigerndes Mittel hält! Wenn der Wilderei nicht Einhalt geboten wird, so werden diese Tiere bald in freier Wildbahn nicht mehr zu beobachten sein.



Wir verlassen den Etosha Nationalpark durch das Von Lindquist Gate, um direkt dahinter zum Onguma Reserve abzubiegen. Das 34.000 Hektar große Reserve grenzt direkt an den Etosha-Park. Die Anlage ist liebevoll angelegt und bietet verschiedene Unterbringungsmöglichkeiten für unterschiedliche Geldbeutel. Wir haben uns natürlich auf den idyllisch gelegenen Campsites des Bush Camps eingebucht. Jeder Platz verfügt über ein eigenes Badhäuschen. Die Campinggäste können alle Annehmlichkeiten der Lodge nutzen, inklusive des schönen Pools und des Restaurants.

Wir verbringen den Nachmittag auf der idyllisch gelegenen Aussichtsterrasse des Restaurants und beheben zunächst einmal ein paar technische Probleme mit unserem Garmin-GPS sowie der W-Lan Steuerung unserer Gopro Kamera. Wir haben uns angemeldet zum Abendessen im „Fort“, einem im marokkanischen Stil eingerichtetem geschmackvollen Luxus-Ressort. Wir müssen dazu den umzäunten Bereich verlassen und kommen auf diese Weise zu einem kurzen Night-Game-Drive.



Das Fort ist ein wirklicher Traum. Wir werden zunächst auf die überdachte Terrasse mit Blick auf eine Ebene samt kleinem Wasserloch geführt. Dort nehmen wir einen Aperitiv ein, ein Glas Sauvignon Blanc. In dem stilvollen offenen Restaurantbereich können wir ebenfalls auf die beleuchtete Ebene schauen. Wir hören zwar Löwen in der Nähe brüllen, leider tuen sie uns nicht den Gefallen, am Wasserloch vorbei zu schauen. Lediglich ein Schakal, der vom Duft gebratenen Fleisches angelockt wird sowie einige Springböcke unterhalten uns während unseres delikaten Viergangmenüs. Es gibt zunächst eine Tomatensuppe, gefolgt von Miesmuscheln in Weißweinsoße, Rind in Rotwein-Rosmarin Sauce sowie einer Karamellcreme. Auch die teilweise einfältigen Gespräche der wenigen Lodgegäste können uns diesen stimmungsvollen Abend kaum vermiesen. Auch Luxus können wir hier und da genießen! Wir zahlen unsere Rechnung, zusammen mit dem Aperitiv, einer Flasche Rotwein, Wasser und Espresso zahlen wir knapp 1.000 NAM $ - völlig angemessen für die Qualität in einem absolut einzigartigem Ambiente. Anschließend fahren wir zurück zu unserer idyllischen Campsite und in unser gemütliches Dachzelt.






7. April 2014 – Vom Onguma Reserve nach Divundu (580 Km, ca. 8 Stunden reine Fahrzeit)

Eine erste fast abenteuerliche Wasserdurchfahrt
Der heutige Tag steht im Zeichen des Autofahrens – wir haben eine Strecke von fast 600 Kilometern abzureißen. Wir verlassen Onguma um 7.30 Uhr, begleichen unsere Rechnung in der Rezeption. Sogleich wird uns ein „Eskort-Service“ bestellt, der uns den Weg durch den Fluss weisen soll. Nach kurzer Zeit kommt ein Safarifahrzeug der Lodge. Die Furt ist allerdings ziemlich harmlos – da wären wir wohl auch locker ohne ortskundige Fremdhilfe durchgekommen! Da Corinna Wasserdurchfahrten nicht gerade schätzt, ist sie aber dankbar für die kompetente Unterstützung.

Wir entscheiden uns gegen die asphaltierte Variante über Tsumeb und Grootfontein und fahren dafür auf dem kürzeren Weg über die D 3001 und D 3016, zweihundert Kilometer Gravelroads, die sich jedoch bis auf einige Pottholes in passablem Zustand befindet. In einem Reisebericht haben wir gelesen, dass die D 3001 am Ende bei Tsintsebis gerade noch vor zwei Wochen überflutet und schwer passierbar war. Schauen wir mal, ob wir da durchkommen! Die Strecke ist ziemlich unspektakulär und eintönig und führt schnurgerade nach Osten. Wir brauchen gut und gerne zwei Stunden, dann stehen wir bei Tsintsebis vor einer riesigen Wasserfläche inklusive der überfluteten Gravelroad.



Corinna möchte am liebsten sofort umdrehen, ich erkläre jedoch, dass dies sicher schlimmer aussieht als es am Ende ist - sicher bin ich mir jedoch nicht. Also durchwate ich die nahezu zweihundert Meter lang überflutete Gravelroad und stelle fest, dass – ganz wichtig – der Untergrund hart ist und das Wasser an kaum einer Stelle das Knie erreicht. Das sollte kein Problem für unseren Hilux sein!

Der 4x4 Gang wird eingelegt und schon geht es ab in die Fluten. Corinna verkrampft auf dem Beifahrersitz für einen kurzen Augenblick, aber dann stellt auch sie fest, dass wir bei dieser Wasserdurchfahrt keine Probleme bekommen werden. Wahrscheinlich hat sich unser Erlebnis in Botswana bei Dead Tree Island aus dem vergangenen Jahr, als wir uns in einem Wasserloch in absoluter Wildnis festgefahren haben, nachhaltig bei ihr im Kopf festgesetzt, so dass sie Wasserpassagen nicht mehr entspannt angehen kann.

Im weiteren Verlauf haben wir unterwegs noch tolle Tiererlebnisse: Zunächst flüchtet ein grüner Flussfrosch vor unserem herannahenden Fahrzeug, kurze Zeit später passiert ein wunderschönes grünes Chamäleon die Fahrbahn. Nach insgesamt 3,5 Stunden Gravelroad erreichen wir endlich die asphaltierte Hauptstraße.







Wir sind darauf vorbereitet, dass nun eine Kontrolle an einem Veterinärzaun folgt. Vorsichtshalber nehmen wir das komplette Fleisch aus dem Kühlschrank und verstecken es in einem „Geheimfach“ unseres Wagens. Im Normalfall kontrolliert der Checkpoint ausschließlich die Fahrzeuge, die von Nord nach Süd fahren. Wir haben aber auch schon über Fälle gelesen, bei denen sich die Kontrolleure einfach willkürlich an den Vorräten der Reisenden bedient haben. Uns bleibt eine Kontrolle des Kühlschranks erspart und wir verstauen einige Hundertmeter nach dem Checkpoint unsere Fleischvorräte wieder im Kühlschrank.

Auch die nun folgende Strecke von 140 Kilometern ist eintönig – die einzige Abwechslung bieten die am Straßenrand winkenden Kinder sowie die Heerscharen von Rindern und Ziegen, denen man permanent ausweichen muss. Schließlich erreichen wir Rundu, wo wir zunächst einmal volltanken. Erneut können wir nicht mit Kreditkarte bezahlen, was bedeutet, dass wir schon wieder zu einem ATM fahren müssen. Bislang hat nur der ATM von der FNB Bank in Windhoek unsere EC-Karte akzeptiert, dort erhält man allerdings lediglich maximal 2.000 NAM $ pro Vorgang. Beim Spar in Rundu wollen wir unsere Vorräte auffüllen, die Gemüseabteilung lässt jedoch schwer zu wünschen übrig, so dass wir einen zweiten Durchgang beim besser sortierten Shoprite in Kauf nehmen müssen. Außerdem kaufen wir noch bei Pep Sonnenschutzmittel sowie zwei dicke Kissen (die mitgelieferten Kissen von Bushlore sind uns einfach zu unbequem!).

Noch einmal liegen 200 Kilometer bis zur Nunda River Lodge bei Divundu vor uns. Einen Teil der Strecke fahren wir auf der alten Strecke entlang des Okavangos. Hier reiht sich Graal an Graal am Flussufer, die zumeist mit trockenem Schilf eingezäunt sind. Es herrscht buntes Treiben am Wegesrand, Kinder wie Erwachsene beäugen uns interessiert und winken uns zu. Gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die Nunda River Lodge in der Nähe der Pupa Falls und sind auf Anhieb begeistert. Der weiße Manager, Cameron, begrüßt uns und wir richten uns erst einmal auf dem vorgebuchten Campsite No. 7 kurz ein (die Campsites 2,3 und 8 liegen direkt am Okavango und sind ebenso schön). Das Dinner, zu dem wir uns angemeldet haben, beginnt in wenigen Augenblicken. In Caprivi gibt es nicht wie im restlichen Namibia eine Winterzeit, die gerade vor zwei Tagen begonnen hat. Um die Verwirrung komplett zu machen: Die Regelung gilt wiederum nicht für offizielle Stellen und Grenzübergänge – hier ist die Zeit des restlichen Namibias gültig! Manchmal glauben wir, dass die Einheimischen selber nicht durch dieses Wirrwarr durchsteigen!



Der Abend auf der Terrasse am Okavango ist stilvoll. Es wird eine Kartoffelsuppe, Kingklip Fisch mit Beilagen sowie eine Apfeltarte serviert. Wir lassen den Abend am Fluss sitzend ausklingen und begeben uns alsbald zur Ruhe.


8. April 2014 – Nunda River Lodge

Erste Elefantensichtung im Mahango Game Park
Der Morgen beginnt mit einem lauten Vogelkonzert. Von der anderen Uferseite des Okavangos schallt das inbrünstige Grunzen der Hippos herüber. Unsere Campsite ist die Idylle pur. Wir nehmen erst einmal eine heiße Dusche in dem wunderschönen Sanitärhäuschen, in dessen Mitte sich ein üppiges buntes Beet befindet.

Während des Frühstücks werden wir umschwirrt von zahlreichen Bülbüls und Braundrosslingen. Plötzlich gesellt sich laut schreiend ein junger Jacobin Kuckuck dazu und fordert die anderen Vögel auf, ihn zu füttern – ein interessantes Schauspiel, zumal der Kuckuck deutlich größer ist als die Drosslinge und die Bülbüls. Der Jacobin Kuckuck parasitiert vorrangig bei kleineren Vögeln wie Bülbüls.



Den gesamten Vormittag verbringen wir in der Lodge und schauen uns zunächst in der liebevoll gestalteten Anlage um. Dadurch, dass der Okavango ganzjährig Wasser führt, ist das gesamte Gelände wie ein buntblühender tropischer Garten. Wir genießen ein erfrischendes Bad im Pool und relaxen mit Blick auf den Fluss. Im Garten rund um den Pool schwirren Hunderte von Schmetterlingen von Blüte zu Blüte. Wir fühlen uns ein kleines bisschen wie im Paradies!



Am Mittag fahren wir zum 15 Kilometer entfernten Mahango Game Park, Bestandteil des Bwabwata Nationalparks. Wenn man den Park durchfährt, gelangt man zur Grenze nach Botswana. Von hier aus könnte man die bekannten Tsodillo Hills besuchen. Wir haben bei der Anfahrt eine nette Begegnung mit zwei Kindern auf einem Fahrrad. Wir fragen, ob wir sie fotografieren dürfen und belohnen sie mit ein paar Trockenfrüchten. Auf die Verteilung von Süßigkeiten sollte man besser verzichten aufgrund der mangelnden zahnärztlichen Versorgung.



Im Mahango Nationalpark leben Löwen, Leoparden, Tausende von Elefanten sowie diverse Antilopenarten. Wir zahlen den Eintritt am Gate (45 NAM $ p.P.). Der interessanteste Teil des Parks ist eine 19 Kilometer lange Fahrt auf einer gut befestigten Gravelroad entlang des Okavangos. Auf uns wirkt der Park unglaublich friedlich, auch wenn hier das gleiche unbarmherzige Leben von „Fressen und Gefressen werden“ herrscht wie anderer Orts in der Wildnis. Im Schritttempo durchfahren wir den Park. Zu Beginn bestimmt eine ausgedehnte Wasserfläche die Szenerie - zahlreiche Antilopen tummeln sich in der Nähe des Wassers, hauptsächlich Letschwe, Kudus und Impalas.



Auch die ersten Elefanten unseres diesjährigen Urlaubs sichten wir. Ein Bulle beäugt uns kritisch, bleibt aber auf Distanz und verschwindet schließlich im dichten Unterholz. Auf eine Raubtierbegegnung hoffen wir am heutigen Tag vergeblich. Dennoch gefällt uns der überschaubare und Ruhe ausstrahlende Park fast besser als Etosha. Mehrere mächtige Baobab Bäume sind ebenfalls zu bewundern.



Den Abend verbringen wir auf unserer Campsite und bewundern das Farbenspiel des Sonnenuntergangs über dem Okavango. Das Campfire wird entzündet und wir kochen uns einen Potjie mit Kudu-Filet und Gemüse.




9. April 2014 – Divundu - Mavunje Camp (230 Km, 2,5 Stunden)

Vorbereitung auf unsere Fluss-Safari
Unsere heutige Etappe ist nicht ganz so lang. Nach dem Frühstück machen wir noch einen kurzen Abstecher zu den Popa Falls, den man sich allerdings sparen kann, wenn der Okavango gut gefüllt ist! Das Wort leitet sich von Mpupo ab, was soviel heißt wie stürzendes Wasser. Vielmehr als ein paar Stromschnellen sind nicht zu sehen. Der Okavango „stürzt“ an dieser Stelle ganze drei Meter tief. Der Zutritt erfolgt über die Popa Falls Lodge, an der Rezeption entrichtet man 10 NAM $ Entrance Fee.



Über den Trans-Caprivi-Highway fahren wir mitten durch den Bwabwata Nationalpark. Am Straßenrand warnen Schilder vor querenden Elefanten – tatsächlich sehen wir unmittelbar hinter der Kontrollstation Elefanten am Straßenrand friedlich grasen. Der Rest der Strecke ist erneutziemlich eintönig, die gut befahrbare Straße führt immer schnurgeradeaus!

Der Caprivistreifen ist ca. 450 Kilometer lang und 50 Kilometer breit. Benannt ist er nach dem deutschen Reichskanzler Graf von Caprivi. In der britisch-deutsch bestimmten Kolonialzeit Ende des 19. Jahrhunderts erhielt Deutschland von England im Tausch neben Helgoland auch den Caprivi-Streifen, der den Zugang von Deutsch-Südwestafrika zum Zambezi garantierte. Die heutige namibische Regierung hat die Bezeichnung Caprivi aus dem Sprachgebrauch gestrichen und umbenannt in Zambezi-Region.

In Kongola biegen wir ab auf die C 49. Nach zwölf Kilometern führt ein kleiner sandiger Pfad zu den Mavunje Campsites, dem Base-Camp für die „Mashi River Safaris“. Unterwegs werden wir angehalten von Clement, einem nahezu zahnlosen Angestellten. Er erklärt uns, dass er uns schon erwartet habe. Dan, der Besitzer des Mavunje Camps befinde sich bis morgen Mittag auf einer Fluss-Safari, aber er würde uns alles zeigen. Er steigt bei uns ein und wir fahren gemeinsam zum Camp.



Das Konzept des Mavunje Camps garantiert Individualität und Dan hat bei der Errichtung großen Wert auf eine minimale Störung der Umwelt gelegt – ein Camp wie gemacht für uns! Natürlich sind wir wieder einmal die einzigen Gäste. Jede der beiden Campsites (135 NAM $ p.P.) ist mit Strohhütten ausgestattet, die auf einer Landzunge namens Mavunje platziert worden sind. Sie passen sich perfekt in die natürliche Umgebung ein. Zu unserer Campsite gehören eine Dusch- und Toilettenhütte, eine Küchenhütte sowie ein „Dining-Room“ mit toller Aussicht auf die Mavunje Auen und einer Lagune des Kwandos. Clement erklärt, dass noch heute Morgen direkt vor der Hütte mehrere Elefanten den Fluss durchquert haben. Zum Mavunje Camp gehört auch noch ein Tented Camp mit drei Safari Tents.

Wir relaxen an diesem einzigartigen Plätzchen bis die Sonne untergeht. Mittlerweile ist William, ein anderer Angestellter von Dan, eingetroffen und erklärt, dass er heute Nacht auf uns aufpassen wolle – wie beruhigend! Wieder einmal berauschen uns die Farben der untergehenden afrikanischen Sonne, begleitet von dem uns mittlerweile vertrauten Klicken der Frösche in afrikanischen Feuchtgebieten. Heute Abend wird auf offenem Feuer im Potjie eine Sauce Bolognese gekocht – einfach lecker. Corinna meint, während wir am Campfire sitzen, dass sie dieser spezielle Ort an die Memela Bush Lodge in Südafrika erinnert, wo wir einige Tage 2012 verbracht haben. Ich stimme ihr zu und wir stellen fest, dass zwei Menschen in Südafrika ganz besonders dazu beigetragen haben, dass in uns die Liebe für Afrika geweckt worden ist: Zum einen ist dies Willis, der Inhaber der Memela Bush Lodge, der mit uns im iSimangaliso Wetland Park ausgedehnte Wanderungen gemacht hat, zum anderen Sicelo, unser Führer unserer mehrtägigen Walking-Safari im Hluhluwe Park in Kwazulu Natal, einem der wohl charismatischsten und mitreißendsten Guides, die wir je erlebt haben. Ihre Leidenschaft für den afrikanischen Busch hat uns infiziert. Und wenn wir die berauschenden Farben der untergehenden Sonne, die sich in der Lagune des Kwando spiegelt, betrachten, dann versteht man sehr schnell die große "Infektionsgefahr" Afrikas!




10. April 2014 – Mavunje Camp

Game-Drive im unberührten Mudumu Nationalpark
Heute wollen wir zum nur wenige Kilometer entfernten Mudumu Nationalpark fahren. Die C 49 von Kongola wird gerade asphaltiert – in den Tracks4Africa GPS-Karten ist die Straße noch als Gravelroad ausgewiesen. An der Susuwe Ranger Station werden wir von einem schläfrigen Angestellten in Empfang genommen – wir sind die ersten Besucher und viele werden heute wohl auch nicht mehr kommen. Der Ranger meint, „I´m tired, yesterday it was very busy“. Das Registrierbuch weist fünf Gäste für den gestrigen Tag aus, was im Mudumu Park soviel wie „busy“ bedeutet! Wir werden im Park nicht ein einziges Fahrzeug zu Gesicht bekommen! Nachdem der übliche Papierkram erledigt ist, entrichten wir unsere 45 NAM $ p.P. für die Permits. Der Mudumu Park ist nicht eingezäunt und in die Migration der Wildtiere aus dem Okavanko Delta integriert.



Im Iwanowski Reiseführer wird vor der Befahrung in den Mudumu geradezu gewarnt, man solle mit mindestens zwei Fahrzeugen in den Park fahren und detailliertes Kartenmaterial dabei haben – dies wird nicht die einzige Ausführung im Iwanowski bleiben, die wir gar nicht teilen können. Aus unserer Sicht kann man Mudumu um diese Jahreszeit recht gut befahren, wenn auch immer wieder Schlammlöcher passiert werden müssen. Ein GPS-Gerät ist allerdings obligatorisch – manche Pads sind derartig überwachsen, dass die beiden Fahrspuren kaum noch zu erkennen sind. Erstmals spannen wir auch unseren Grasfänger vor dem Kühler auf, der verhindern soll, dass sich Grassamen ablagern und diese durch den heißen Kühler in Brand geraten. Auf diese Weise ist schon so manches 4x4 Auto unerfahrener Safaritouristen in Afrika abgebrannt! Auch reduzieren wir den Reifendruck von 2,5 auf 1,8 Atü, da der Untergrund weich und sandig ist.



Durch das hohe Gras sind natürlich auch die Wildtiere schwer auszumachen. Selbst Elefanten sind nicht auf Anhieb zu entdecken. Wir stoßen auf eine riesige Herde, die trotz unseres großen Abstandes ziemlich nervös wirkt. Das Leittier trompetet zur Warnung in unsere Richtung und läuft ein paar Schritte auf uns zu. Die erfahrenen Tiere haben sicher noch gut in Erinnerung, dass vor noch nicht allzu langer Zeit Wilderer hier ihr Unwesen trieben. Bei den Bauern sind die Dickhäuter zudem bis zum heutigen Tag nicht gerne gesehene Besucher, da sie Felder und Anpflanzungen zertrampeln. Sie vertreiben die Tiere mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln – nachvollziehbar, dass der Naturschutz bei den Einheimischen eine untergeordnete Bedeutung einnimmt, wenn die eigenen Existenz auf dem Spiel steht. Das Erstaunliche bei Elefanten ist, dass sich die Leittiere genau ihre Umgebungen einprägen können und ihr Verhalten entsprechend anpassen. Nur wenige Kilometer entfernt jenseits des Flusses im nahen Chobe Nationalpark in Botswana können die gleichen Tiere in ähnlicher Situation völlig gelassen und relaxed reagieren. Hier haben sie gelernt, dass ihnen von Menschen in Autos keinerlei Gefahr droht.



Auf einer Ebene schwirren zahlreiche Bee-Eater umher und jagen Schmetterlinge und andere Insekten. Diese farbenfrohen Vögel sind sehr erfolgreiche Jäger. Sie erspähen auf einen erhabenen Ast sitzend ihre Beute, stürzen sich im Sturzflug darauf und schnappen im Flug zu. Kaum ein Insekt entkommt den flinken Vögeln. Aber auch viele andere Vögel sind im Park zu entdecken, natürlich auch die lautstark krächzenden und allgegenwärtigen Rotschnabel-Tokos.



Kurz darauf stoßen wir auf eine große Impala-Herde. Der Bock röhrt ohrenbetäubend, um zum einen männliche Rivalen abzuschrecken und seine Dominanz auszudrücken. Gleichzeitig signalisiert er damit, paarungsbereit zu sein. Wenig später wird die Herde aufgrund unserer Anwesenheit nervös und flieht in den Busch.



Wir stoßen auf den Kwando River – am anderen Ufer ist Botswana. Nicht weit davon entfernt haben wir noch vor einem halben Jahr am Linyanti River gecampt. Der Weg ist teilweise nun kaum noch zu erkennen und wir benötigen ein ums andere Mal das GPS-Gerät, um wieder zurück auf den überwucherten Pad zu finden.



Schließlich verlassen wir den Park, da wir noch das Lizauli Traditional Village besuchen wollen. Hier zeigt ein geschäftstüchtiger Familienclan das traditionelle Leben in einem herkömmlichen Caprivi-Dorf (Eintritt 50 NAM $ p.P.). Unser Guide zeigt uns, wie Hirsemehl aus Korn hergestellt wird, wie Fallen für Mäuse, die es auf den Kornbestand abgesehen haben, hergestellt werden oder wie die Frauen kunstvolle Körbe flechten. Höhepunkt ist natürlich das Wirken des Medizinmannes, der mit seiner Heilkunst, aber auch durch Tanz und Gesang Erkrankten helfen soll. Natürlich ist der Rundgang etwas touristisch ausgerichtet, aber wir halten die Unterstützung des Projektes in jedem Fall für wichtig, da die Einheimischen dadurch lernen, vom Tourismus profitieren zu können. Wie schon erwähnt verirren sich in diese Gegend ohnehin nur wenige Touristen.



Zurück im Mavunje Camp lernen wir Besitzer Dan kennen, ein Engländer, der seit vier Jahren hier lebt. Wir plaudern eine ganze Weile mit ihm und er erzählt uns unter anderem, dass „Molly´s Kitchen“ deswegen so heißt, da sich in der vergangenen Woche eine Schwarze Mamba im Dachgeflecht verirrt hat und Dan den ungebetenen Gast so benannt hat. Er hat das hochgiftige Tier eingefangen und 25 Kilometer von Mavunje entfernt ausgesetzt. Mambas sind durchaus territorial und er hatte die Befürchtung, dass sich die Schlange an den leckeren Mais in der Küchenhütte erinnern würde und sich hier dauerhaft einnisten könnte. Dann würde sie natürlich zur Gefahr für die Gäste werden - der Biss einer Mamba in dieser Umgebung würde unweigerlich zum Tod führen, da das nächste Krankenhaus mit Gegengift Hunderte von Kilometern entfernt ist. Ab heute werden wir wohl noch ein bisschen mehr hinschauen, wo wir hintreten und vor allem, wenn wir eine der Strohhütten betreten!



Es hat schon wieder angefangen zu regnen. Den ganzen Tag hat es heute immer wieder den einen oder anderen kleineren Schauer gegeben. Die Regenzeit ist halt noch nicht ganz zu Ende. Natürlich hoffen wir, dass es in den kommenden drei Tagen besser wird, da wir mit Dan eine Overnight-Safari machen wollen und in der Wildnis auf dem Kwando unterwegs sind. Unser Campfire kommt aufgrund der Feuchtigkeit nur schwer in Fahrt, so dass wir uns in Geduld üben müssen. Es gibt gegrillten Springbock, dazu in Alufolie gebackenen Gem Squash Kürbis und Kartoffeln. Es regnet mehr oder weniger die ganze Nacht durch – erst gegen Morgen verziehen sich die Wolken und geben die Sicht frei auf den afrikanischen Sternenhimmel.


11. April 2014 – Safari auf dem Kwando

Corinnas verpasste Chance, ihre Lieblingsszene aus „Out of Africa“ nachzuspielen
Heute startet die dreitägige Tour auf dem Kwando mit Dan. Wir packen unsere sieben Sachen zusammen. Außer unsere persönlichen Sachen brauchen wir an nichts zu denken. Dan sorgt für Vollverpflegung und all die Dinge, die für die Errichtung des Camps benötigt werden. Die Tour kostet 3.050 NM $ p.P. und wird grundsätzlich mit nur einer Gruppe durchgeführt - eine Vermischung von Gästen lässt er nicht zu. Auf diese Weise kann er auf individuelle Wünsche und Vorlieben der Teilnehmer optimal eingehen. Die Campsite ist für Dan eigentlich nur ein Nebengeschäft, sein Hauptinteresse liegt hauptsächlich auf den Aktivitäten auf den Kwando Channels.



Diverse Cooler-Boxes, Lebensmittel und Campingutensilien werden auf dem Boot verstaut – eine Ausrüstung, gefühlt wie für eine einwöchige Expedition. Schließlich sind wir gegen 10.30 Uhr startklar. Begleitet werden wir von William, einem Angestellten von Dan, der in einem der benachbarten Villages lebt. Es dauert nicht lange, da stoßen wir auch schon auf die erste Hippofamilie. Ungefähr zehn große und kleine Augenpaare ragen aus dem Wasser heraus und beäugen uns neugierig. Leider sorgt das trübe Wetter nicht gerade für optimale Fotobedingungen!



Wir legen auf einer idyllischen Insel an. Es erwartet uns eine wahre grüne Hölle! Dan zeigt uns unterschiedliche uralte Bäume, einige davon sind bereits Elefanten zum Opfer gefallen. Die Insel liegt genau auf einem Elefantenpfad, die hier regelmäßig durchziehen. Es ist kaum zu verstehen, dass hier demnächst eine Lodge entstehen soll. Das zuständige Conservancy-Management hat bereits seine Zustimmung erklärt. Dan kann die Entscheidung kaum verstehen, da die Lebensgewohnheiten der heimischen Elefanten dadurch stark beeinträchtigt werden. Unter einem Marula-Baum finden wir reife Früchte und kosten sie erstmals in unserem Leben. Eine überreife Frucht ist bereits fermentiert, und man kann den alkoholischen Geschmack wahrnehmen. Es ist allerdings eine Mär, dass Elefanten von fermentierten Marula-Früchten betrunken werden können – dafür ist die Körpermasse von Elefanten natürlich viel zu groß! Zurück am Boot gibt es Lunch mit Brot, Käse, Wurst, Oliven und vielem mehr.



Im weiteren Verlauf sehen wir weitere Hippofamilien in einigen Nebenkanälen. In einem Seitenarm des Kwando stoßen wir auf zahlreiche Elefanten, die im Schilf grasen. Wir lassen uns mit unserem Boot geräuschlos und gegen den Wind vorsichtig an einen jungen Elefantenbullen heran treiben. Auge in Auge stehen wir dem Dickhäuter gegenüber, keine vier Meter entfernt – kaum zu glauben, dass er uns nicht wahrnehmen kann, solange wir uns nicht schnell bewegen oder Geräusche von uns geben. Elefanten sehen extrem schlecht – ihr Geruchssinn ist dagegen fantastisch.





Wir setzen unsere Fahrt fort und legen nochmals bei einer weitläufigen Ebene an. Von einem mächtigen Termitenhügel aus kann man das komplette Feld übersehen. Zur Trockenzeit sei die Ebene übervölkert von Tieren – riesige Elefanten- und Büffelherden ziehen hier durch, erklärt Dan. Leoparden und sogar Wilddogs können hier ebenfalls beobachtet werden. Rund um die Kwando-Channels fühlen sich sogar einige Wilddogs-Rudel, die stark vom Aussterben bedroht sind, wohl.

William steuert anschließend unser Boot auf eine winzige, mit Schilf bewachsene Insel. Davor dümpelt ein weiterer Hippo-Clan mit einem mächtigen Bullen. Die Bullen müssen sich ihre Frauen übrigens nicht suchen – je besser das Territorium eines Bullen ist und je stärker er wirkt, desto anziehender wirkt er auf Weibchen, die sich ihm dann anschließen. Geduckt und lautlos schleichen wir uns näher an die Kolosse heran und sitzen eine ganze Weile wenige Meter von der Gruppe entfernt auf dem kleinen Eiland – alle Tiere beäugen uns zwar durchgängig, sind jedoch komplett relaxed. Erst als ein mächtiges Weibchen näher an uns herankommt, ordnet Dan den vorsichtigen Rückzug an.



Häufig wird in Berichten versucht, Hippos als die „Killer Afrikas“ darzustellen. Es ist zwar richtig, dass die meisten tödlichen Wildtier-Unfälle mit Hippos passieren, jedoch haben immer die Opfer die Angriffe durch ihr falsches Verhalten selbst ausgelöst. Die meisten Unfälle passieren, wenn sich in der Dämmerung Menschen zwischen Hippo und Wasser stellen und die Tiere keine Rückzugsmöglichkeit sehen. In diesen Fällen greifen Hippos sofort an, rennen ihre Opfer über den Haufen oder rammen ihre messerscharfen Zähne in den Körper. Auch ereignen sich regelmäßig fatale Zwischenfälle in Mokoros (Einbäume), die sich vor allem im Okavango-Delta großer Beliebtheit erfreuen. Wir kennen keinen Menschen, der sich mit Hippos besser auskennt als Dan, und er selbst würde sich niemals in ein Mokoro setzen, wenn sich Hippos im Gewässer aufhalten. Mokoro-Trips sind jedoch ein zu großes Geschäft in Botswana, um dieses Business einzustellen.

Die Dämmerung hat mittlerweile eingesetzt. Auf dem Weg zu unserem ersten Camp entdecken wir eine African Owlet – eine sehr kleine ohrlose Eule. Dan hat auf seinem Handy eine App (Roberts – African Birds), in der alle afrikanischen Vögel verzeichnet sind, und mit der auch der Ruf der Tiere abgespielt werden kann. Damit lockt er den kleinen Nachtvogel an, damit wir Fotos schießen können.



Wieder einmal kommen wir mit Dan auf Corinnas Lieblingsfilm „Jenseits von Afrika“ zu sprechen und ich erzähle von der berühmten Filmszene und ihrem noch immer „unerfülltem Traum“: Zu Mozartmusik sich im afrikanischen Busch von einem Traummann die Haare waschen zu lassen! „Robert Redford und ein Grammophon sind zwar nicht verfügbar, der Rest lässt sich aber schon arrangieren“, scherzt Dan (die Mozartmusik befindet sich sogar auf meinem Handy und könnte eingespielt werden!). Corinna verzichtet am Ende dann jedoch dankend auf das freundliche Angebot! Dan und ich sind enttäuscht!

Wir erreichen unseren Schlafplatz. Die Zelte stehen noch von der vorherigen Gruppe an dieser Stelle, so dass wir das Camp nicht aufbauen müssen. Während William und Dan das Abendessen vorbereiten, dürfen wir bei einem kühlen Bier relaxen und die ruhige Abendstimmung genießen. Ein stilvoller Tisch wird gedeckt und dann gibt es scharfes Hühnchen und Gemüse aus dem Potjie – eine Mavunje Camp Spezialität. Für romantisches Licht sorgen zwei Petroleumleuchten. Unser „Bett“ im Zelt, bestehend aus einer guten Campingmatratze und einem darauf liegenden Schlafsack ist bequem – so viel Luxus hatten wir auf dieser Tour gar nicht erwartet. Die Krönung allen Komforts aber ist eine Bush-Toilette inklusive Toilettenstuhl!






12. April 2014 – Boots-Safari auf dem Kwando

Ein verregneter Tag auf dem Fluss
Es regnet die ganze Nacht durch. Aus diesem Grund verschieben wir den geplanten frühen Aufbruch. Als der Regen dann doch noch etwas nachlässt, machen wir uns ein erstes schnelles Frühstück, eine Tasse Kaffee und Rusks, in der Hoffnung, am Morgen viele Vögel und auch andere Tiere zu sehen. Daraus wird nichts - die meisten Tiere verstecken sich vor dem Regen im dichten Busch. Dann zeigt uns Dan doch noch etwas Interessantes: Auf einer Ebene entdecken wir eine Herde Letschwe-Antilopen mit einem einzelnen Wasserbock. Die meisten Wasserböcke sind vor einigen Jahren aus der Gegend verschwunden, kein Mensch weiß warum. Nur dieser eine Wasserbock ist geblieben und fühlt sich merkwürdiger Weise bei der Letschwe-Herde pudelwohl. Dan ist sich sogar sicher, dass sich der Bock bereits mit einer Letschwe-Kuh gepaart hat – er „habe bereits merkwürdig aussehende Antilopen in der Gegend gesehen“! Mittlerweile hat die Conservancy Hundert Wasserböcke aus anderen Gegenden am Kwando wieder angesiedelt – der „kuriose Bock“ ist dennoch bei seiner Letschwe-Herde geblieben und zeigt nach wie vor an seinen eigenen Artgenossen kein Interesse.





Zurück am Lager gibt es ein ausgedehntes Frühstück mit French Toast, geschmorten Tomaten und Speck. Danach bauen wir das Lager ab und verstauen alles im Boot. Auf der Weiterfahrt in Richtung Horseshoe, einer 180 °Grad Biegung eines Flussarmes, im Bwabwata Nationalpark gelegen, beobachten wir noch zahlreiche Hippos. Es regnet immer noch ununterbrochen. Mitte April ist die Chance auf Regen in der Caprivi-Region nicht so hoch – so ein Pech!!! Für unser zweites Nachtlager werden wir vor die Wahl gestellt: Komfortcamp versus Bushcamp. „Bushcamp“ posaunt Corinna spontan aus – schließlich sind wir keine Weicheier! Wenn wir uns für das Komfortcamp entschieden hätten, wären wir in den Genuss heißer Duschen im Nambwa Community Camp gekommen. Nun werden wir uns wieder eine Campsite irgendwo in der Wildnis suchen.



Bei unserem abendlichen Gamedrive führt uns Dan zu einer Lichtung, wo sich häufig Wilddogs aufhalten. Der Zeitpunkt ist eigentlich optimal, da der Regen gerade aufgehört hat und die Beutetiere aus dem Busch herauskommen, um sich in der Sonne zu trocknen. Leider haben wir heute Abend kein Glück. Immerhin sehen wir einige Schreiseeadler aus aller nächster Nähe.



Wir errichten unser Camp in einer Flussschleife, von der Dan berichtet, „hier lebe das größte Krokodil (über 5 Meter groß), das er je in den Kwando Channels gesehen habe“. William hat offenbar großen Respekt vor dem Krokodil, denn er zieht es vor, sein Zelt ein kleines Stückchen vom Fluss entfernt zu errichten. Unser Zelt ist ebenfalls gute zehn Meter entfernt – so weit wagt sich normaler Weise kein Krokodil aus dem Wasser – hoffen wir jedenfalls!

Pünktlich zum Abendessen hat der Regen aufgehört. Nachdem das Campfire entfacht ist, gibt es ein Braai mit Burenwurst und Rib-Eye Steak, dazu Braai-Brot (gegrillt mit Käse, Zwiebeln und Tomaten). Zahlreiche große Glühwürmchen umschwirren uns. Wir haben sehr interessante Gespräche mit Dan am Lagerfeuer. Unter anderem erklärt er uns die Bedeutung des Huntings in Conservancies. Natürlich ist Dan ebenso wie wir ein scharfer Gegner jeglicher Jagdgenehmigungen, dennoch wäre die Arbeit in vielen Conservancies ohne das horrende Geld armeseliger Trophäenjäger sehr viel schwerer nur möglich. Es ist für uns kaum nachvollziehbar, das irgendwelche Irren 30.000 NAM $ für die Abschussgenehmigung eines Hippo-Bullen, zuzüglich der Kosten für Unterkunft, Bootstransfer etc. bezahlen, um sich dessen Kopf an die Wand zu nageln. Sogar Ungeübte wie wir, die noch niemals in ihrem Leben ein Gewehr in der Hand gehalten haben (und auch niemals halten werden ...), könnten ohne jegliches Problem ein Hippo abschießen! Wo um alles in der Welt liegt nun die Herausforderung eine solche Jagdtrophäe zu erbeuten? Wir werden die Gedankengänge dieser kopfkranken Menschen nie ergründen können! Jedoch würden wir uns sehr wünschen, dass die Erhaltung dieser einzigartigen Natur auch ohne ("touristische") Jagdaktivitäten funktionieren würde. Ein gutes Stück voran käme man sicherlich, wenn ausgebildete Manager den Conservancies voranstehen würden, die das wenige zur Verfügung stehende Geld sinnvoll verwalten und es sich nicht in die eigene Tasche stecken. Doch davon ist man in Namibia unglücklicherweise allerorts ein ganzes Stück entfernt!


[b]13. April 2014 – Boots-Safari auf dem Kwando

Abschied vom Kwando
Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Es regnet beim Aufstehen nicht! Während unseres ersten Frühstücks kommt sogar für einen kurzen Moment die Sonne heraus. Wir bauen unser Camp ab und schon hat uns der Fluss wieder. Wir treffen auf eine große Gruppe Hippos, die sich bei dem kalten Wetter in der Nähe des Ufers im Schilf dicht gedrängt ihren Schlafplatz gesucht haben. Der Motor unseres Bootes hat die Tiere geweckt, nachdem Dan den Motor ausgeschaltet hat, fallen den meisten alsbald wieder die Augen zu. Schlafende Hippos im Wasser haben wir zuvor noch nie gesehen!



Wir fahren zum Nambwa Community Camp, da Dan sich nach dem Fortgang eines Lodge-Bauprojektes vor Ort erkundigen möchte. Das Camp liegt wieder einmal an einem einzigartigen Plätzchen (Unsere Campsite-Empfehlung: No. 2!!!). In absehbarer Zeit werden hier aber neun Chalets entstehen. Ob die Idylle dann hier erhalten bleibt, bleibt fraglich. Wir trinken am Ufer noch einen Tee, beobachtet von einer Meerkatzen-Bande, die sich auf allen Campsites Afrikas wohl fühlen und alles klauen, was nicht niet- und nagelfest ist.

Auf einem letzten Boots Game-Drive halten wir noch einmal erfolglos Ausschau nach Elefanten – in dem gleichen Kanal, in dem wir vorgestern auf die große Herde gestoßen sind. Dafür beobachten wir zahlreiche Bee-Eater die sich auf die über dem Kanal schwirrenden Schmetterlinge stürzen.



Auf der Fahrt zurück ins Camp trefen wir noch auf einige Graueisvögel und eine "Hagedasch-Truppe", die uns von einer Baumkrone herab ineressiert beäugt. Diese Vögel können einen Heidenspektakel machen, wenn sie in Höchstform sind. Um 1 Uhr mittags ist unser Flussabenteuer dann leider zu Ende und wir entladen das Boot am Mavunje Camp. Den Rest des Tages verbringen wir im Camp und relaxen.




14. April 2014 – Vom Mavunje Camp nach Shamvura - 300 Km, 3,5 Stunden

Ein ausgefallenes Dinner mit ungewöhnlichen Haustieren
Heute verlassen wir das Mavunje Camp und das Wetter wird gut – normalerweise sind wir eher als Glückskinder bekannt! Wir erfreuen uns dennoch an den rot angestrahlten Schäfchenwolken beim Sonnenaufgang.



Nach dem Sonnenaufgang begleichen wir bei Dan unsere Rechnung und bedanken uns für die erlebnisreichen letzten drei Tage. Er empfiehlt uns auf dem Weg zum Cunene Camp Zwischenstation bei Freunden von ihm zu machen. Charlie und Mark, die Besitzer des Shamvura Camps, kennen Namibia wie ihre Westentasche und wir versprechen uns von dem Aufenthalt, wertvolle Informationen zum Zustand der Wege im Kaokoveld zu erhalten. Er ruft sogleich an und reserviert uns eine Campsite.

An der Kreuzung zur C 49 befindet sich neben der Tankstelle ein Supermarkt, der gar nicht einmal so schlecht sortiert ist, und in dem sogar ein funktionierender ATM zu finden ist. Leider liegt der Höchstbetrag bei lediglich 1.500 NAM $ - damit kommen wir nicht allzu weit. Nach einem Kilometer in Richtung Divundu ist ein kleiner Outdoor-Markt zu finden, wo die bunten Wickeltücher verkauft werden, die nahezu jede farbige Frau auf der Straße trägt. Die Tücher kosten gerade einmal ein Drittel des Preises wie im Craft Shop von Kongola verlangt wird.



Die lange Fahrt durch den Bwabwate Nationalpark ist erneut relativ ereignislos. Immerhin schlendert einmal eine Gruppe von Elefanten über die Straße und ein Junge in einem Mokoro stakst sich durch eine überflutete Floodplain. Corinna schaut sich die namibischen Geldscheine an und stellt fest, dass auf dem 200 $ Schein eine Antilope abgebildet ist die wir bislang noch nicht gesehen haben, die Roan-Antilope. Keine fünf Minuten später stehen zwei Roan-Antilopen am Straßenrand! Wir sind derartig verblüfft, dass wir es nicht schaffen, unsere Kamera zu aktivieren, bevor die hübschen Tiere im Busch verschwinden. Manchmal gibt es Zufälle, die glaubt man kaum!



Der Bwabwata Nationalpark ist in verschieden Conservancies (Cores) unterteilt. Es gibt sogar sogenannte „Multiple Use Areas“, in denen Besiedlung erlaubt ist. Am Straßenrand herrscht dann buntes Treiben: Nicht die uniformierten Schulkinder bestimmen wie sonst üblich das Bild – es sind gerade Schulferien in Namibia – sondern Frauen und Kinder, die Holz gesammelt oder Wasser vom Bohrloch geholt haben und es auf dem Kopf in ihre Behausung tragen. Überall sitzen die Familienclans unter dem Baum vor ihrem Village und vertreiben sich die Langeweile. Die Arbeitslosigkeit im Caprivistreifen ist immens – ungefähr 70 %!

Wir erreichen die Shamvura Lodge, die sich in erhabener Lage oberhalb des Okavango-Rivers befindet. Mark ist leider mit einer Fluss-Safari für ein paar Tage unterwegs, aber wir werden von Charlie herzlich in Empfang genommen. Wir beziehen eine riesige Campsite (135 NAM $ p.P.) mit eigenen Sanitäranlagen und Küche. Die Lodge ist schon etwas in die Jahre gekommen, aber dennoch liebevoll eingerichtet. Prunkstück ist eine Aussichtsplattform, von der man auf den Okavango und die davor liegenden „Floodplains“ (Flussauen bzw. Schwemmgebiete) auf angolanischem Gebiet schauen kann.



Hier machen wir es uns den ganzen Nachmittag gemütlich, relaxen und nehmen auch ein Bad im kühlen Pool. Im Garten bewundern wir den wohl riesigsten Zitronenbaum, den wir je in unserem Leben gesehen haben.

Zum „Sundowner“ kommen wir erneut zur Plattform und schauen hinab auf den sich rot färbenden Okavango. Charlie hat inzwischen Neuigkeiten über die Straßenverhältnisse am Kunene beim Manager der Kunene Lodge eingeholt. Die D 3700 zwischen Ruacana und der Kunene Lodge ist überflutet und es wird nicht empfohlen, sie zu befahren. Die Passage zwischen der Kunene Lodge und Epupa ist sogar gänzlich gesperrt und unpassierbar. Nach kurzer Diskussion entscheiden wir uns, die Kunene Lodge gänzlich aus unserem Programm zu streichen und direkt durch das ganze Ovamboland nach Epupa zu fahren. Die Besichtigung der Ruacana Falls lohnt aus unserer Sicht den riesigen Umweg nicht.

Das Dinner wird gemeinsam mit allen Gästen und Charlie in deren Wohnzimmer eingenommen. Es wird wohl zu einem der „kuriosesten Abendessen ever“ werden. Im Wohnzimmer wartet auf uns bereits ein ganzer Zoo, die zahme Hausziege, der ein großer Sessel vorbehalten ist, von dem sie – das ist wirklich kein Scherz - fernsehen kann!!! „Das ist ihre Lieblingsbeschäftigung“ erläutert Charlie ohne den Eindruck zu vermitteln, dass dies eventuell ungewöhnlich sein könnte. Die Ziege kommt an unseren Tisch und verlangt sogleich Streicheleinheiten, als sei sie ein Schoßhündchen. Später erklärt Charlie noch, dass die Ziege auch in ihrem Schlafzimmer nächtigt! Was es nicht alles gibt! Beim Essen sitzt hinter uns außerdem ein zahmes Huhn in ihrem Körbchen. Es gibt Hühnchen mit Reis – vielleicht schaut das Huhn während des Essens deswegen so vorwurfsvoll in Richtung Charlie!?





Die einzigen Gäste neben uns sind ein Bekannter von Charlie, der gerade ein bisschen Renovierungsarbeiten auf dem Grundstück vornimmt sowie eine Krankenschwester aus Zimbabwe mit ihrem Sohn, die in Windhoek lebt und sich schwerpunktmäßig mit der Bekämpfung von HIV beschäftigt. Die medizinische Ausbildung ist in Zimbabwe im Vergleich zu Namibia auf einem sehr hohen Standard. In Namibia ist die HIV-Infektionsrate derweil auf einen Höchststand angestiegen. Jeder Fünfte zwischen 15 und 49 ist HIV-infiziert – die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei lediglich 52 Jahren!



15. April 2014 – Von Shamvura nach Ondangwa (610 Kilometer, 7 Stunden)

Übernachtung in einer Missionsstation
Frühstück haben wir bei Charlie für 6.30 Uhr bestellt. Es gibt Spiegeleier mit Speck und Tomaten sowie Joghurt mit Früchten. Charlie hat sich intensiv bemüht, uns bei unserer weiteren Reiseplanung behilflich zu sein. Wir bekommen unseren gereinigten Wäschesack zurück, für den sie ganze 50 NAM $ berechnet. Danach verabschieden wir uns von Charlie und machen uns auf nach Rundu, wo wir an der Total-Tankstelle volltanken. Diese Tankstelle ist uns deutlich sympathischer als die Tankstelle direkt an der Durchgangsstraße – hier herrscht unglaubliche Hektik und sie ist sehr unübersichtlich. In den größeren Städten Afrikas muss man schon ein bisschen auf seine sieben Sachen Acht geben. Gleich drei Angestellte bemühen sich um die Reinigung unserer Scheiben und es kommt von den drei Boys die obligatorische Frage nach „Bayern Munich und Michael Ballack“. „Ballack has retired“, antworte ich fast monoton. Ich frage mich, warum ausgerechnet dieser ausgediente Fußballspieler in Afrika eine solche Bekanntheit genießt.



Auf den nächsten 100 Kilometern auf der B 8, die immer entlang des Okavangos und der angolanischen Grenze führt, ändert sich die Landschaft komplett – sie wirkt fruchtbar, überall sind Hirsefelder und sogar Bewässerungsanlagen anzutreffen. Markant sind auch die unzähligen Makalani Palmen und die hohen Termitenhügel. Im Ovamboland leben 45 % der namibischen Bevölkerung, insgesamt rund 800.000 Menschen. Wir kommen auf der sehr gut ausgebauten Straße schnell voran.



In der Grenzstadt Namuntuntu wenden wir uns ab vom Okavango-River und fahren nunmehr landeinwärts immer geradeaus. Die einzige Abwechslung bieten die Rinder und Ziegen, die permanent unvermittelt auf die Fahrbahn laufen. Schließlich erreichen wir Ondangwa, ein quirliges Städtchen im Ovamboland. Wir wollen unseren Großeinkauf für die nächsten Tage im Kaokoland erledigen und wählen dafür den Shoprite am Ortseingang. Sogleich stürzt einer der obligatorischen Parkplatzwächter namibischer Supermärkte auf uns zu und bietet an, unser Auto zu bewachen. Wie immer willigen wir ein, wenn wir auch unsere kompletten Wertsachen mit in den Supermarkte nehmen. Geschlagene 1,5 Stunden verbringen wir im Shoprite, werden aber bezüglich des vakuumverpackten Fleisches hier nicht fündig. Einige Kilometer in Richtung Oshakati befindet sich ein brandneuer und bestens sortierter Spar und wir ärgern uns, dass wir unseren Einkauf nicht hier erledigt haben. Natürlich gibt es hier auch vakuumverpacktes Rindfleisch in hervorragender Qualität.

Fünf Kilometer außerhalb von Ondangwa befindet sich das Nakambale Community Camp. Hier steht die älteste Kirche Namibias, 1871 von finnischen Missionaren aufgebaut. Es ist zugleich eine Art Museumsdorf – ein traditionell errichtetes Dorf sowie ein Museum, das die Kultur der Ovambo und der finnischen Missionare thematisiert.





Wir werden herzlich begrüßt von der Leiterin der Community und erhalten ein schönes Plätzchen unter einem wundervoll gelb blühenden Baum. Da wir nach der langen Fahrt bewegungshungrig sind, fragen wir, ob wir uns ein bisschen in der Umgebung umschauen können. Wir bekommen den fünfjährigen Sohn Junior als „Guide“ an die Seite gestellt. Eifrig führt er uns zunächst zur Missionskirche und dann zum Craftshop, wo wir einen kunstvoll geflochtenen Korb mit Deckel erwerben, in dem die einheimischen Frauen normalerweise Waren auf dem Kopf balancierend nach Hause tragen - Corinna probiert es aus, scheitert jedoch kläglich. Kaum zu glauben, aber wahr, das Flechten dieses Korbes hat rund drei Wochen Arbeitszeit in Anspruch genommen. Wir zahlen dafür 250 NAM $, die ausschließlich der Herstellerin zu Gute kommen. Außerdem erwerben wir zwei Puppen, deren Köpfe aus den Nüssen eines Palmtrees bestehen (25 NAM $ pro Stück). Junior hat sich mittlerweile im Dorf Verstärkung gesucht und so begleiten uns mittlerweile drei Kinder durch das kleine Village. Es ist offensichtlich, dass die Menschen im Ovamboland durchschnittlich einen deutlich höheren Lebensstandard haben als in der Caprivi-Region.





Zurück im Camp belohnen wir Junior für seine Dienste mit einem Mangosaft und kochen uns ein Nudelgericht mit Spinat und Speck. Der Vollmond geht währenddessen direkt vor unserer Campsite auf.



16. April 2014 – Ondangwa – Epupa Falls, 420 Kilometer, 7 Stunden

Aufbruch ins Kaokoland
Wir lassen es heute Morgen langsam angehen, frühstücken in aller Ruhe – es gibt French Toast mit Tomaten – und schauen uns dann das traditionelle Homestead an. Es ist liebevoll hergerichtet mit allen Hütten, die ein Ovambo-Village ausmachen. Wir zahlen unsere Campsite (50 NAM $ p.P.) und machen uns auf zu einer weiteren langen Autofahrt. Ondangwa geht fast nahtlos in Oshakati über, eine typische und trubelige afrikanische Stadt. Am Straßenrand bieten Fleischhändler ihre Ware feil, wir sehen letztlich doch von einem Kauf ab, als wir die Heerscharen von Fliegen rund um die Rinderhälften sehen. Auf der Fahrt hören wir im Radio die Deutsche Welle – schon kurios, wenn mitten in Afrika von Karnevalsveranstaltungen in Windhoek berichtet und deutschsprachige Songs von Udo Lindenberg & Co gespielt werden!



Wir durchfahren ein überflutetes Schwemmgebiet, das erneut durch Makalani Palmen und Termitenhügel gekennzeichnet ist. Überall wuchern in den Tümpeln üppige Seerosen.



Kurz vor Opuwo passieren wir eine Polizeikontrolle – in Namibia fast Standard am Ortseingang zu Städten. Opuwo ist ein kleines Multikulti-Städtchen und es ist unschwer zu erkennen, dass wir im Kaokoland angekommen sind. Auf den Straßen flanieren Himbas, deren Körper mit einer roten Butterpaste eingeschmiert und lediglich bekleidet sind mit einem Lendenschurz aus Ziegenfell. Auffallend sind die kunstvoll gestalteten Haartrachten und die vielfältigen Dekorationsgegenständen an den Körpern der Frauen. Wir werden auf unserer Reise noch eine ganze Menge interessanter Informationen über die Bedeutung von Haartrachten und Himba-Schmuck erfahren.



Auch zahlreiche Herero-Frauen mit ihren knallbunten langen Kleidern (aus der wilhelminischen Zeit stammend!) und einer Haube mit querstehendem Stoffriegel, zumeist Ton in Ton mit dem Kleid, prägen auf den quirligen Straßen Opuwos das Bild des Städtchens. Hereros und Himbas haben historisch gesehen ähnliche Ursprünge und gelten als „Brüder“. Verschiedenste Ethnien, seien sie auch rein äußerlich noch so unterschiedlich, scheinen in Opuwo in Einklang nebeneinander zu leben.

Wir tanken noch einmal voll. An der Tankstelle werden wir geradezu überfallen von Bettlern, Verkäufern und selbst ernannten Tour-Guides, die uns einen Trip ins „gefährliche Kaokoland“ anbieten wollen – Sichtung von Wüsten-Elefanten und -Löwen inbegriffen. Corinna verriegelt erst einmal zur Sicherheit alle Türen von Innen, da die Belagerung von allen Seiten erfolgt. Wenigstens erfahre ich, dass sowohl der Hoarusib als auch der Hoanib River Trail weitestgehend trocken und befahrbar sein soll.

Direkt hinter Opuwo beginnt die Gravelroad nach Epupa – durchgängig gut befahrbar, da sich auf der Straße kein Wasser mehr befindet. Dies sah vor wenigen Wochen noch ganz anders aus, wie wir in Reiseberichten lesen konnten. Immer wieder durchqueren wir Furten, die uns zum Abbremsen zwingen. Für die 180 Kilometer muss man daher rund drei Stunden einplanen. Unterwegs erhält man einen ersten Eindruck von den großartigen Landschaften des Kaokovelds.



Am Wegesrand lauern überall bettelnde Himbas. An einem noch nicht ganz ausgetrockneten Rivier versuchen wir mit badenden Himba-Jungs ins Gespräch zu kommen. Sie fragen sofort nach „Sweeties“. Die Landschaft ist malerisch, immer wieder tauchen Bergzüge am Horizont auf, während blühende Baobab-Bäume am Wegesrand immer wieder für Farbtupfer sorgen. Wenig später treffen wir auf drei halbwüchsige Mädchen und versuchen auch mit ihnen zu plaudern. Wir geben ihnen einige Trockenfrüchte und ein kleines Päckchen Kekse und winken ihnen zum Abschied zu.



Endlich erreichen wir Epupa. Das Epupa Camp ist vollständig überflutet, so dass wir auf die Epupa Falls Lodge & Campsite ausweichen müssen. Dieses Camp ist bereits 1989 errichtet worden, als hier noch kein Village gestanden hat. Wir erhalten einen der fünf Campsites direkt am Kunene River. Das Camp ist traumhaft gelegen unmittelbar an den Epupa Falls, unter hohen, Schatten spendenden Makalani Palmen. Einige Campsites werden von der Gischt des zur Zeit reißenden Kunene dauerberieselt! Wieder einmal begeistern uns die Farben des afrikanischen Sonnenuntergangs. Neben uns campiert eine Gruppe von fünf Frauen und einem Mann aus Aschaffenburg sowie ihrem Guide Toni (ein Kriminalkommissar!!!), mit der wir ins Gespräch kommen. Sie planen für morgen eine Tour in ein Himbadorf, eine Krokodilstour sowie eine Wanderung zu den Falls und bieten uns an, sich ihnen anzuschließen. Toni blickt auf 25 Jahre Afrikaerfahrung zurück, so dass wir bereitwillig dem freundlichen Angebot zustimmen. Er hat mit dem Guide einen „Special Price“ ausgehandelt, für beide Touren 120 NAM $ p.P.



Da die Fahrt von Ondangwa doch ganz schön lang war, beschließen wir, das Dinner im Restaurant der Lodge einzunehmen. Wir bekommen ein auf den Punkt gegrilltes Oryx-Steak, zuvor eine Gemüsesuppe sowie als Dessert eine eingelegte Birne serviert (200 NAM $ p.P.). Eine so gute Qualität hatten wir an diesem abgelegenen Ort nicht erwartet.


17. April 2014 – Epupa

Eindrucksvoller Besuch in einem Himba-Village
Am Morgen versuche ich zunächst ein Problem mit unseren Gaskochern zu beheben. Aus beiden Kochern kommen kläglich kleine Flammen, die vernünftiges Kochen nicht ermöglichen. Schnell stelle ich fest, dass das kleine Ventil verstopft sein muss. Ich schraube es aus dem Kocher heraus und blase es mit dem Mund frei. Danach arbeitet der Kocher wieder einwandfrei. In Deutschland hätte man wahrscheinlich direkt einen neuen Aufsatz gekauft, hier draußen, weit weg von jeglicher Zivilisation, ist man gezwungen, sich irgendwie selbst zu behelfen. Auf jeden Fall fühle ich mich ein bisschen wie Mac Gyver! Später erhalten wir übrigens eine Erklärung für das technische Problem: Da die Gasflaschen sich außerhalb unseres Fahrzeuges befinden, sammelt sich feiner Staub auf den Anschlüssen. Vor Inbetriebnahme muss man also zunächst einmal das Gas aufdrehen, um die Partikel zu entfernen und dann erst den Kochaufsatz aufdrehen. Anderenfalls werden die Staubpartikel in das Ventil gedrückt und verstopfen dieses! Wieder einmal etwas dazu gelernt!

Unsere Tour ins Himbadorf startet um 8.30 Uhr direkt nach einem kurzen Frühstück. Das Dorf liegt ca. 15 Kilometer von Epupa in südliche Richtung. Wir haben uns mit Gastgeschenken eingedeckt, die wir in der Mitte des Dorfes bei den Männern deponieren. Besonders beliebt sind Maismehl, Kekse, Salz, Zucker aber auch Wasser. Im Dorf herrscht Trauer – der Chief der Himbas ist vor zwei Wochen an Krebs gestorben. Toni erklärt, dass der Chief sich bei seinem letzten Besuch mit Kräutern eingerieben hat, um den Krebs zu bekämpfen – es hat ihm am Ende nicht geholfen.



Vor der Hütte des Chiefs betrauern einige Frauen seinen Tod. Die drei Frauen des Chiefs - bei den Himbas herrscht Polygamie vor - dürfen zwei Wochen nicht die Hütte verlassen. Wir dürfen sogar einen Blick in die Hütte werfen – hier herrschen Temperaturen zum Umfallen und ein für unsere Nasen schwer auszuhaltender Gestank nach ranzigem Butterfett. Aus Pietätsgründen verzichte ich auf Fotos der trauernden Frauen. Einige Männer, die mit dem Chief verwandt waren, sitzen in einem Kreis zusammen rund um die Besitztümer des Chiefs, die nunmehr unter ihnen aufgeteilt werden. Neuer Chief wird der älteste Bruder des Verstorbenen, der auch die drei Frauen „übernehmen“ wird. Es wurde für den Verstorbenen ein heiliges Feuer entfacht und ein enger Verwandter dazu bestimmt, die Flamme am Brennen zu erhalten, da es die Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten aufrechterhält.



Durch die permanente Wasserknappheit und den hygienischen Mangel reiben sich die Himba-Frauen mit einer Paste aus Butterfett und Ockerfarbe ein, Okra genannt, was ihnen die typisch rote Hautfarbe verleiht. Dies schützt sie vor starken Sonnenstrahlung, Kälte, Stechmücken und Flüssigkeitsverlust, es entspricht aber zugleich ihrem Schönheitsideal.



Männer wie Frauen sind bekleidet mit einem Lendenschurz aus Kalbsleder. Große Bedeutung haben die Haartracht und der Schmuck. An ihrer Beintracht kann man an Hand von Streifen erkennen, wie viele Kinder eine Himba-Frau hat. Die Haartracht gibt Aufschluss darüber, welchen aktuellen Status die jeweilige Person einnimmt. Vor der Pubertät tragen die Mädchen ihr Haar in langen, mit Perlenschnüren verzierten und ins Gesicht fallenden Fransen. Wenn sie hingegen ins heiratsfähige Alter kommen (spätestens mit 15 Jahren), werden zwei zur Stirn gerichtete Zöpfe geflochten. Verheiratete Frauen schließlich tragen eine kunstvoll geschmückte Fellhaube und lange mit Okra eingeriebene Zöpfe, die künstlich mit Kunsthaar (aus China!!!) verlängert werden. Die jungen Männer haben einen mittigen, nach hinten gerichteten Zopf, während die Seiten, wie bei einem Irokesenschnitt, abrasiert werden.



Interessant zu beobachten ist auch hier die Gemeinschaft zwischen Hereros und Himbas. Viele Hereros sind mit Mitgliedern des Himbadorfes verwandt und sind gekommen, um ebenfalls den Chief zu betrauern. Wir werden umlagert von Kindern des Dorfes – besonders ein kleines Mädchen ist unglaublich anhänglich und süß und will kaum von uns ablassen. Sie stellt sich als Enkelin einer Herero-Frau heraus.



Ich hole noch eine Packung Rusks aus dem Auto und werde sogleich umringt von zahlreichen jungen Kindern – die älteren sind hingegen eher scheu und zurückhaltend. Auch hier herrscht ebenso „wie in unserer Welt“ großer Futterneid – einige Kinder geraten gar untereinander in Streit, während die kleineren, die bislang nicht zum Zuge gekommen sind, zu weinen anfangen. Ich versuche die Rusks möglichst gerecht auch an die Kleinen zu verteilen, gar nicht so einfach bei dem großen Andrang. In weniger als einer Minute sind alle Kekse ausgeteilt und einige Kinder reißen sich noch um die paar Krümel, die in der Packung verblieben sind.



Corinna verarztet fachmännisch eine Himba-Frau, die eine kleinere, aber nicht entzündete Schnittwunde am Finger hat. Interessiert schauen einige Jungen der ganzen Prozedur zu. An einer Hütte kommen wir ins Gespräch mit einem jugendlichen Himba, 17 Jahre alt. Er ist einer der Söhne des verstorbenen Chiefs und erklärt, dass er zur weiterführenden Schule in Okangwati geht, gerne in Windhoek studieren will und dann als Lehrer in seine Community zurückkehren möchte. Es ist für uns sehr überraschend, welch gebildeten Eindruck dieser junge Himba macht.



Nach 1,5 Stunden verabschieden wir uns – wir haben in dieser Zeit einen unglaublich authentischen Eindruck in das Leben der Himbas vermittelt bekommen. Diese Himba-Tour hat herzlich wenig mit den an der Straße ausgeschilderten „Traditional Himba Villages“ zu tun, wo den Touristen lediglich das traditionelle Leben „vorgespielt“ wird, mit dem einzigen Ziel, ein paar Dollars zu verdienen. Hier noch ein paar tolle Impressionen aus dem Village:











Wir geben einem ca. 35 bis 40 Jahre alten Himba einen „Lift“ zurück nach Epupa. Er erzählt uns, er habe acht Kinder mit zwei Frauen, vier von ihnen gehen zur Schule, vier helfen zu Hause beim Ziegenhüten, Wasserholen etc. Die Konstellation, nur die Hälfte der Kinder zur Schule zu schicken, ist bei Himbas allgemein üblich.

Wir fahren mit unserem Guide Staygon zurück zum Kunene und ein Stück die D 3700 ostwärts. Diese Strecke wären wir normalerweise gefahren, wenn wir unseren ursprünglichen Plan realisiert hätten und von der Kunene River Lodge gekommen wären. Ich bezweifele sehr, dass wir bei dieser starken Strömung Krokodile zu sehen bekommen und werde Recht behalten. Die meisten Sandbänke, auf denen sich Krokodile bevorzugt sonnen, sind komplett überflutet und an der gegenüber liegenden Flussseite sind ebenfalls keine Tiere auszumachen. Toni zeigt uns Fotos von gestern Abend, als er unmittelbar an unserer Campsite ein 30 Zentimeter großes Baby-Krokodil am River gefunden hat und in den Händen hält. Auch diese kleinen „Biester“ können bereits unangenehme Verletzungen verursachen, wenn man sie nicht an der richtigen Stelle packt! Aber Toni hat selbst Schlangen gezüchtet und kennt sich auch mit Echsen gut aus.


Dank an Horst Tobias/Aschaffenburg für die Bereitstellung dieses Fotos

Auf dem Rückweg machen wir noch Fotos von der fantastischen Kaokoland-Landschaft und dem Epupa-Tal, relaxen dann während der Mittagshitze im Camp. Einige farbenfrohe Agamen huschen dabei auf der Suche nach Insekten über unsere Campsite.





Gegen Nachmittag machen wir eine kleine Wanderung entlang der Wasserfälle – bei Temperaturen von über 35 ° Grad wird selbst eine solch harmlose Wanderung zu einem Schweißbad. Für den Weg entlang der Falls braucht man ebenso wie für die „Crocodile-Tour“ keinen Guide, auch wenn dieser im Camp immer wieder angeboten wird. Es gibt sogar einige Zeichen, die den Weg weisen. Schnell schließt sich unserer kleinen Gruppe ein kleiner Himba-Junge an, der sich mit „Snake“ vorstellt. Er trägt stolz ein ziemlich verdrecktes FC Barcelona Trikot und erzählt uns, was er alles über den Fußball in Europa weiß.



Die Epupa Falls sind sozusagen die Victoria-Falls in Miniaturausgabe. "Epupa" ist aus der Herero Sprache abgeleitet und bedeutet so viel wie "fallendes Wasser". 
Das Wasser des Kunene stürzt in eine etwa 40 m tiefe und enge Schlucht hinein, ein spektakulärer Anblick. Dadurch, dass der Kunene viel Wasser führt, bilden sich oberhalb der Falls kleine Pools, die von den männlichen Himbas zum Baden und Waschen genutzt werden. Ein Baobab Baum und kleine Kaskaden, über deren Gischt sich ein feiner Regenbogen bildet, geben an dieser Stelle ein tolles Fotomotiv ab. Es ist übrigens in der Gegend die einzige Möglichkeit, gefahrlos eine kühle Erfrischung zu nehmen – entlang des gesamten Kunene lauern große Krokodile auf einfache Beute und warten nur auf die Arglosigkeit dummer Touristen. Auch sollen regelmäßig Frauen und Kinder den Krokodilen beim Wasserholen zum Opfer fallen. Staygon plant, eine Art Charity-Fonds zu gründen, damit eine Pumpe gekauft werden kann, die fünf umliegende Villages versorgen könnte. Kostenaufwand wäre gerade einmal 600 €!



Am Abend wandern wir bewaffnet mit einem Sundowner zum Omutima Viewpoint, einem Hügel, von dem man auf die kompletten Falls überblicken kann. Beim Viewpoint wird eine „Entrance-Fee“ erhoben (20 NAM $). Leider machen uns Wolken, die vor die Sonne ziehen, das Licht für unsere Fotosession kaputt – das kühle Bier genießen wir trotzdem. Wir haben ja noch einen weiteren Abend, an dem wir unser Glück nochmals versuchen können.



Als es dunkel wird, entzünde ich ein Campfire und grille uns leckere Sirloin-Steaks. Dazu gibt es Salat und geröstetes Knoblauchbrot. Wie aus dem Nichts steht plötzlich Snake, der kleine Himba-Junge, neben uns. Wir fragen ihn, ob er heute Abend schon etwas gegessen hat, was er verneint. Schnell ist unser Braai wieder aktiviert und Snake isst sein Dinner, drei Würstchen mit Toast und Soße, mit strahlenden Augen und großem Appetit.

Wir gehen hinüber zu der Truppe aus Aschaffenburg, um uns bei Toni mit einer guten Flasche Rotwein zu bedanken. Am Ende bleibt es nicht bei der einen Flasche und wir haben jede Menge Spaß. Wir tauschen Geschichten aus Afrika aus – Toni hat ein scheinbar grenzenloses Repertoire an interessanten, wie lustigen Anekdoten aus seiner langjährigen Erfahrung beizutragen. Wir tauschen unsere Adressen aus – sicher kann uns Toni für unsere künftigen „Expeditionen“ nach Afrika noch wertvolle Tipps geben!


18. April 2014 – Epupa

Relaxen an den Falls
Am Morgen beginnen unsere Reisebekanntschaften aus Aschaffenburg in aller Herrgottsfrühe ihr Camp abzubrechen. Wir verabschieden uns herzlich und hoffen auf ein Wiedersehen in Deutschland. Jeden Morgen kommt ein geschäftstüchtiges junges Mädchen vorbei und bietet Dienstleistungen aller Art an, zum Beispiel Wäschewaschen, Autowäsche (welch unsinnige Arbeit, wenn man Offroad fährt!!!), Firewood. Wir kratzen den Rest unserer Wäsche zusammen, um ihr Arbeit zu verschaffen. Auch kaufen wir ihr zwei weitere Bundle Firewood ab. Auf der Campsite gibt es eine dicke, herzliche Mama und es sieht fast so aus, als sei sie die Stammmutter aller Menschen, die auf der Campsite beschäftigt sind. Am Morgen begegne ich auf dem Weg zum Waschhaus der dicken Maria mit einer ihrer süßen Enkelinnen auf dem Arm – ein wunderbarer Anblick!



Noch einmal wollen wir zum Omutima Viewpoint um einige Fotos von den Falls mit besserem Licht zu schießen. Hier oben liefern die Epupa Falls schon ein berauschendes Bild ab. Auch wollen wir versuchen, die D 3.700 noch einmal so weit wie möglich in Richtung Osten zu fahren. Wir kommen nicht allzu weit. Bereits nach ca. 6 Kilometern ist der Weg komplett vom Kunene überflutet und wir wollen keinesfalls ausprobieren, ob wir da durchkommen würden. Also kehren wir zurück zur Campsite, wo wir uns auf die Terrasse des Restaurants setzen und bei einer Cola Light und dem einzig verfügbarem Lunch-Snack, „Russian & Chips“ (gebratene Wurst mit Pommes), die bevorstehende Route durch das Kaokoveld beratschlagen. Wir entscheiden, von Opuwo die D 3705 über Otjiu den Hoarusib Riverbed 4 wd-Trail in Richtung Puros zu versuchen. Allem Anschein nach, sind die Riviere trocken, so dass die Befahrung möglich sein sollte. Alternativ würden wir ansonsten der D 3707 bis Orupembe folgen, um von dort aus nach Puros zu gelangen (rund 100 Kilometer Umweg).

Eine weitere Fotosession bei den Falls folgt am späten Nachmittag. Leider verderben uns die aufziehenden Wolken erneut den Fotoerfolg in Vollendung! Das grandiose Natur-Schauspiel der Epupa-Falls bleibt jedoch bei jeder Wetterlage erhalten. Die Aufnahmen mit meinem Graufilter gelingen an dieser Stelle ebenso, wie Timelapse-Aufnahmen mit der GoPro Kamera, installiert auf einer sich drehenden Eieruhr - diese Technik ist preisgünstig und sehr effektvoll. Hinweise zum verwendeten Foto-Equipment sind hier zu finden.





Auf dem kleinen Craft-Markt vor dem Camp kaufen wir eine aus Holz geschnitzte Puppe einer Himba-Frau (100 NAM $) und stellen fest, dass sie die gleichen Ausdünstungen verströmt, wie die Himbas selbst. Mal sehen, wo dieses Mitbringsel seinen Platz in unserem Haus findet.

Mit einem Rinderfilet-Braai und einem guten Pinotage lassen wir am Campfire den Abend ausklingen. Morgen ziehen wir weiter, die Einsamkeit des Kaokovelds wartet auf uns.


19. April 2014 – Epupa Falls – Okandjambo (Wildes Camp)

Romantische Übernachtung in einem trockenen Flussbett
Früh morgens kommen wir ins Gespräch mit der Gruppe aus Südafrika, die unseren Nachbarplatz eingenommen hat. Sie wollen den berüchtigten Van Zyl´s Pass im Norden des Kaokovelds befahren. An diesen Pass sollte man sich definitiv mit mindestens zwei, besser drei 4x4 Fahrzeugen mit hoher Bodenfreiheit heran wagen. Er ist zudem ausschließlich von Ost nach West befahrbar. Unsere diesbezüglichen Ambitionen sind eher gering, da es uns nicht in erster Linie um ein „Offroad-Abenteuer“ geht. Das 4x4 Fahrzeug bleibt für uns Mittel zum Zweck, unberührte Landschaften zu erkunden und hautnahe Tierbegegnungen zu haben.

Um 7.30 Uhr sind wir startklar. Die Bedienung aus dem Restaurant unserer Campsite fragt uns, ob wir ihren Freund mit nach Opuwo nehmen können. Steven kommt aus der Nähe von Oshakati und hat dort eine Art Taxiunternehmen mit drei Fahrzeugen. Er ist Ovambo, Katholik und nicht polygam wie die Himbas, wie er berichtet. Er möchte seine Freundin im nächsten Jahr heiraten – eine Feier mit über Tausend Gästen – acht Ochsen werden geschachtet! Das nenne ich mal eine Hochzeitsparty!!!



Wir benötigen nur 2,5 Stunden bis nach Opuwo. Steven bedankt sich für den „Lift“, und wir tanken erst einmal unser Auto bei der winzigen Shell-Tankstelle voll – eine deutliche sympathischere Gas-Station als die große Total Tankstelle auf dem Hinweg. Anschließend kaufen wir in einer winzigen Bäckerei ganz frisches Brot und erledigen unseren Einkauf im OK-Supermarkt, der einigermaßen gut sortiert ist. Selbst Frischfleisch kann man hier bekommen. Es ist schon ein sehr ungewöhnlicher Anblick für Europäer, wenn im Supermarkt halbnackte Himba-Frauen zwischen den Einkaufsregalen herumlaufen und sich Cola-Flaschen in ihre Einkaufswagen laden! Vor dem Supermarkt lauern wieder zahlreiche Verkäufer und bettelnde Kinder und belagern Corinna, die unser Auto während des Einkaufs bewacht. Das Kontrastbild hierzu bilden dann wiederum adrett gekleidete junge Mädels mit hochhackigen Schuhen, die vor dem Laden flanieren. Opuwo ist wirklich ein zwar schmuckloses, aber aufgrund der hier aufeinander prallenden unterschiedlichsten Kulturen, ein höchst interessantes kleines Städtchen. Wir bedauern sehr, dass wir keine Zeit haben, uns einfach einmal ein oder zwei Stunden in eine Bar zu setzen und dem Treiben zuzuschauen. Beim ATM der FNB Bank direkt nebenan besorgen wir dann noch etwas Bargeld.

Auf der D 3707 fahren wir tiefer hinein ins Kaokoveld. Die Gravelroad ist in einem verhältnismäßig guten Zustand und lässt sich problemlos befahren. Hier und da sind steil abfallende Flussbetten zu durchqueren. Wir passieren immer wieder kleine Siedlungen, in denen überwiegend Herero-Frauen, aber auch ein paar Himbas im Schatten eines großen Baumes sitzen. Die unendliche Weite mit sanften Berghängen gibt uns einen weiteren Vorgeschmack auf die grandiosen Landschaften des Kaokovelds. In Otjiu treffen wir auf den mehr oder weniger ausgetrockneten Hoarusib River, bereits von weitem an den ihn säumenden Makalani Palmen zu erkennen. Eine Zeitlang folgen wir dem Flusslauf auf einer weiterhin gut zu befahrenen Pad. Die Landschaft mit den in der Sonne weiß schimmernden Gräsern und den sanften Berghängen am Horizont ist berauschend.



Rund 40 Kilometer hinter Otjiu muss die Entscheidung fallen, ob wir dem Riverbed 4wd-Trail folgen können, oder aber weiterhin auf der D 3707 verbleiben. Tatsächlich führt eine Spur in das Flussbett hinein, der wir folgen. Schon auf den ersten Metern werden wir heftig durchgeschüttelt. Unvermittelt führt die Two-Spoor Pad aus dem Flussbett hinaus und wieder zurück zur 3707. Weiterführende Spuren sind nicht zu finden. Da wir nicht die ersten sein wollen, die im Flussbett eine Spur legen, entscheiden wir uns, einen anderen Einstieg in den Riverbed-4wd-Trail zu suchen. Aber auch ein paar Hundert Meter weiter sind wir nicht erfolgreich. Ich laufe einmal quer durch das Flussbett, um eine Fahrspur zu entdecken – vergeblich! Somit ist die Entscheidung für die D 3707 gefallen – wir werden sie am Ende nicht bereuen! Die nun folgenden Kilometer durch eine Schlucht sind spektakulär und landschaftlich wunderschön.



Wir machen uns langsam auf die Suche nach einem Nachtlager. Einige Kilometer vor Okandjambo treffen wir auf ein breites ausgetrocknetes Flussbett, in das wir hineinfahren und unter einem weit verzweigten Anna-Tree ein idyllisch gelegenes Camp finden. Corinna bastelt noch eine Dusche unter dem Baum und schon ist unser Camp perfekt!



Wir lieben einfach diese einsamen Orte, an denen außer den natürlichen Geräuschen der Natur rein gar nichts zu vernehmen ist. Leider verdirbt uns eine fette dunkle Wolke den großartigen African Sky! Eine Time-Lapse Aufnahme unter dem Anna-Tree mit der Milchstraße fällt somit leider aus. Wir haben bereits gestern aus dem übrigen Stück Rinderfilet ein leckere Bolognese Soße gekocht, so dass die Kochprozedur heute Abend mit wenig Aufwand verbunden ist. Wie gewohnt leuchten wir die Umgebung rings um uns ab – wir haben ein Gebiet in der Nähe des Hoarusib Rivers erreicht, in dem Löwen vorkommen können. Außer zwei eng aneinander liegenden leuchtenden Augen im nahen Gestrüpp, die schnell verschwinden als sie in den Lichtkegel geraten, kann ich am heutigen Abend jedoch nichts ausmachen. „Wahrscheinlich ein Schakal“, versuche ich zu deuten, ohne mir meiner Sache sicher zu sein. Einige Nachtfalter umschwirren uns, angezogen vom Licht unserer Kerzen und der Solarleuchte. Am Campfire besprechen wir unsere morgige Route – wir werden den Plan spontan über den Haufen werfen – soviel vorweg!


20. April 2014 – Wildes Camp im Riverbed bei Okandjombo – Marienfluss Tal (Otjinhungwa)– 5 Stunden, 170 Kilometer

„Das große Krabbeln“ im Marienfluss Tal
Wir erwachen wie immer in aller Herrgottsfrühe und genießen schweigend den Sonnenaufgang. „Ich habe in der Nacht ein entferntes Brüllen gehört, möglicherweise von Löwen?“, gebe ich zum Besten. Corinna hat aufgrund ihrer Ohrstöpsel wie immer nichts gehört. Zum Frühstück gibt es erneut French Toast. Ich bastele eine „Luxus-Bush-Toilette“ mit Hilfe eines liegenden Stammes – es gibt sogar einen Toilettenpapierhalter, ein abstehender Ast am Stamm!



Den Fahrspuren folgend fahren wir noch ein gutes Stück ins Riverbed hinein. Vier Straußenmänner nehmen schnell Reißaus, als wir uns nähern. Nach und nach verliert sich die Spur, so dass wir uns entscheiden, umzudrehen und zurück zur D 3707 zu fahren. Unterwegs kommt uns ein Jeep entgegen. Wir stoppen und der Fahrer erklärt, er sei der Inhaber des Syncro-Camps am Marienfluss-Tal. Ich erkundige mich nach den Straßenbedingungen und er erwidert lapidar: „Very easy“, dann fahren beide Fahrzeuge ihres Weges. Wir haben schon viele begeisternde Berichte über den Marienfluss gelesen und großartige Bilder gesehen. Ich schlage vor, „warum sollen wir nicht einfach unseren Plan ändern und zum Marienfluss fahren“? Corinna ist zunächst zögerlich, willigt kurze Zeit später jedoch ein. Über die Routen zum Marienfluss werden ebenfalls reinste Horrormärchen erzählt. Wir werden feststellen, dass die Strecke - ausgenommen einer kleinen Passage - wieder einmal halb so wild ist!

Wir fahren an einigen malerischen Tafelbergen vorbei – die Szenerie erinnert uns stark an das Monument Valley. Zahlreiche kleine Himba-Kraals liegen auf der Strecke, Kinder kommen an die Straße, winken oder fordern uns auf, anzuhalten, um „Sweeties“ abzustauben. Es folgt eine etwas schwierig zu fahrende Passage über den Rooidrom-Pass. „Das ist ja der Van-Zyl´s Pass in Miniaturausgabe“, versuche ich zu scherzen. Corinna krallt sich am Amaturenbrett fest und findet die Passage alles andere als witzig! Extrem steile und steinige Auf- und Abfahrten wechseln sich ab – einmal muss ich gar die Differenzialsperre dazu schalten. Wenn man den Pass langsam und vorsichtig fährt, ist auch dieser kein Problem, auch wenn in dem Kaokoland-Führer von Johan Snyman die Route mit dem Schwierigkeitsgrad 3 (von 4) eingestuft ist. Hinter dem Pass öffnet sich eine weite Ebene, auf der zahlreiche Springböcke friedlich grasen.



Schließlich erreichen wir das Jan Joubert Memorial. Der im Jahre 2006 ermordete Jan Joubert hat die Pionierarbeit für die Erschließung des Kaokolands geleistet und großen Anteil daran, dass wir uns heute an dieser überwältigenden Landschaft erfreuen können. Der Blick zurück zur Bergkette raubt uns schier den Atem. Ein Meer von weißen Gräsern, die sich im heißen Wüstenwind sanft wiegen, vor einer kesselförmigen Berglandschaft, garniert mit einem strahlend blauen Schäfchenwölkchen-Himmel. „Davon kann man definitiv süchtig werden“, gerate ich ins Schwärmen! Unter einem Baum beim Memorial rasten wir für eine Weile und Corinna bereitet uns ein leckeres Sandwich zu, während ich das Naturschauspiel mit einer Timelapse festhalte.



Nach wenigen Kilometern hinter dem Memorial öffnet sich der Blick in das zehn bis fünfzehn Kilometer breite Marienfluss-Tal. Es ist eingerahmt von den Otjihipa Mountains im Osten und den Hartmann Mountains im Westen. Die rote Sand-Pad im Tal ist problemlos zu befahren und führt zu dieser Jahreszeit durch einen grünen Grasteppich, so weit das Auge reicht. Besonders die Pastellfarben von Gras, Himmel und Bergkette begeistern uns. Es ist Mittagszeit, so dass wir nicht allzu viele Tiere zu sehen bekommen – sie verstecken sich lieber im kühleren Schatten der Bäume.



Im Marienflusstal (aber auch in anderen Teilen des Kaokovelds) kann man Feenkreise bewundern. Lange Zeit war unklar, wie diese merkwürdigen kreisrunden Gebilde entstehen. Erst im Jahr 2013 ist ein deutscher Naturwissenschaftler dem Phänomen auf die Spur gekommen: Termitenvölker, die ihre Bauten in acht Metern Tiefe haben, sind die Verursacher. Sie fressen die Wurzeln der einjährigen Gräser an, so dass diese absterben. An der Oberfläche bilden sich kreisrunde vegetationslose Bereiche. Gewünschter Effekt für die Termiten: Das wenige Wasser versickert direkt in Richtung Termitenbau ohne zuvor von den Gräsern aufgenommen zu werden. So entsteht in den Gängen des Baus trotz der kargen und trockenen Umgebung eine Luftfeuchtigkeit von über 85 Prozent.



Nach fünfstündiger Fahrt erreichen wir endlich den Kunene River. Im Syncro-Camp ist soeben die südafrikanische Truppe eingefallen, die über den Van Zyl´s Pass gefahren ist und bereits bei den Epupa Falls unsere Nachbarn waren. Das ist uns definitiv zu viel Rummel an diesem abgeschiedenen Ort, so dass wir drei Kilometer weiter zum Okarohombo Community Camp, welches von Himbas geführt wird, fahren. Wir sind die einzigen Gäste und wählen eine schöne Campsite (80 NAM $ p.P.) unter einem riesigen, ausladenden Anna-Tree aus.



Ein abgemagerter Hund, bei dem man jede Rippe zählen kann, setzt sich direkt zu uns an den Platz. Er hat in seinem Leben sicher schon allerlei Prügel einstecken müssen, bei jeder kleinsten Bewegung schreckt er auf. Wir haben noch altes Gemüse, das wir eigentlich entsorgen wollten. Wir kochen ihm einen ganzen Topf voll, jedoch rührt er zu unserer Überraschung unser Festmahl nicht an! Trotz allergrößten Hungers werden einige Hunde halt dann doch nicht zu Vegetariern!

Der Abend steht unter dem Motto „Das große Krabbeln“. Überall kriechen rot-schwarz gestreifte Dickbens-Grillen aus ihren Löchern - Corinna nennt sie „Killer-Heuschrecken“ - und überfallen uns bei unserem Braai. Diese unangenehmen Zeitgenossen sind schon in dem dokumentarischen Roman von Henno Martin, „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste“, der in der Namib-Naukluft Wüste zu Zeiten des 2. Weltkrieges spielt, sehr treffend beschrieben:

„Kleine grüne Hornschrecken, zuerst kaum sichtbar, entwickelten sich zu schwarzen, fünf Zentimeter großen Ungeheuern, die alles fraßen, was ihnen vor die Kiefer kam, selbst ihren eigenen Leib, wenn er verletzt war. Wenn man sie störte, richteten sie ihren langen Fühler auf und zirpten böse. Berührte man sie, gaben sie einen ekligen gelben Saft von sich. Sie krochen in Scharen überall umher; mit Vorliebe besuchten sie uns nachts in den Betten und krabbelten uns mit ihren harten, langen Beinen über Ohren und Nasen.“

Wir fühlen uns nicht allzu weit entfernt von dieser Schilderung!



Die Nacht ist extrem heiß, über 30 °Grad. Wir schwitzen uns in unserem Dachzelt halb tot, obwohl wir alle Fenster geöffnet haben. Erst der Morgen bringt ein wenig Abkühlung und ermöglicht uns doch noch einige Stündchen Schlaf.


21. April 2014 – Marienfluss Tal – Verbindungs-Pad zwischen Khumib und Hoarusib River, 225 Km, 6 Stunden

Geburtstag in der Einsamkeit des Kaokovelds
Mein Geburtstagsfrühstück findet also im Marienfluss-Tal statt – nicht der schlechteste Ort für einen Ehrentag! Es gibt wieder einmal French Toast, dafür opfern wir unseren letzten Schinken und unsere letzten Eier (Speck ist uns bereits vorher ausgegangen). Im Anna-Baum über uns trällert ein African Paradise-Flycatcher sein Liedchen. Leider gelingt uns kein befriedigendes Foto von diesem spektakulären Vogel. Die „Killer-Heuschrecken“ belagern uns noch immer, so dass wir relativ eilig unser Frühstück beenden, nicht ohne dass der abgemagerte Hund noch ein kleines Leckerli erhält. Corinnas Geburtstagsüberraschung ist neben dem obligatorischen Geburtstagsbrief die Lightroom-Software, inklusive Lightroom-Timelapse, die von dem „Zeitraffer-Guru“ Gunter Wegner kreiert wurde. Damit werden sich unsere Urlaubsfotos und –filme noch besser in Szene setzen lassen können.

Auf dem Weg aus dem Tal heraus suchen wir nach weiteren Feenkreisen. Dazu besteigen wir einen kleinen Hügel, von dem aus die kuriosen Kreise besser zu erkennen sind.





Die Fahrt durch das Marienflusstal in der Morgensonne begeistert uns erneut. Wunderbare Pastelltöne mit weichen Übergängen lassen das Herz eines jeden Fotografen höher schlagen. Unterwegs haben wir auch ein Auge für die zahlreichen endemischen Bäume und Pflanzen, die es im Kaokoland gibt. Wir passieren erneut das Jan Joubert Memorial. Dieses Mal nehmen wir nicht die Route über den „schrecklichen Rooidrom-Pass“ (O-Ton Corinna), sondern machen den ausladenden Umweg über White Hill. Der Umweg hat den Vorteil, dass wir lediglich Strecken fahren müssen, die auf der Kaoko-Scale mit 1 oder 2 eingestuft sind. Wir passieren eine nicht funktionierende Wasserpumpe und die „blaue Tonne“ mit einem „öffentlichen Fernsprecher inklusive Satellitenschüssel“, der selbstverständlich nicht funktionstüchtig ist.



Die nun folgende Wegstrecke führt uns durch eine karge, aber traumhaft schöne Wüstenlandschaft, die Otjiha Plain. Erstmals sichten wir bei unserer Fahrt durch das Kaokoland Oryx-Antilopen, später in größerer Entfernung auch einige Hartmann Zebras, von denen es nur noch 10 – 15.000 Exemplare gibt. Wichtigste Unterscheidungsmerkmale zum herkömmlichen Steppenzebra sind der weiße, nicht gestreifte Bauch und die dichter aneinander stehenden schwarzen Steifen.



Kurz vor Orubembe werden auf Schildern „Cool Drinks“ in einem Kilometer angekündigt. Wir betreten das Häuschen, vor der eine ältere Herero-Frau sitzt, und fragen, welche „Cool Drinks“ denn so angeboten werden können! „No cool Drinks“, lautet die ernüchternde Antwort. Der Andrang sei heute zu groß gewesen, ergänzt die Verkäuferin. Wir fragen uns, wo diese Menschen alle hergekommen sein sollen – wir haben jedenfalls auf dem Weg hierher keine Menschenseele getroffen!



Kurz hinter Orupembe fahren wir hinein ins Khumib Flussbett (Kaoko-Scale 3). Es gibt zwar tiefsandige Passagen, jedoch lässt sich die Pad problemlos mit 4x4 befahren. Am Rand des ausgetrockneten Flussbettes beäugt uns eine Giraffenkuh mit ihren beiden Kälbern. Mehrere scheinbar verlassene Himba-Dörfer liegen am Rand der Pad.



Der Abend rückt näher und wir fragen uns, ob wir uns dem Stress unterziehen und noch bis Puros fahren sollen. Wir halten Ausschau nach einem geeigneten Camp und werden fündig auf der Verbindungsstraße zwischen dem Khumib- und dem Hoarusib-River. Mit Ausblick auf ein kesselförmiges Tal und einer dramatischen Bergkette, errichten wir unser Camp. Ich finde, dass dies ein mehr als geeigneter Ort ist für einen romantischen Geburtstagsabend zu Zweit!!!



Corinna hat sich ein besonderes Dinner ausgedacht. Es gibt geschichtetes Gemüse mit Käse-Shane Soße überbacken, natürlich gegart im Potjie auf dem Campfire, dazu ein wunderbares Sirloin Steak. Leider bekommen wir erneut nicht den erhofften Sternenhimmel zu sehen, da zahlreiche Schleierwolken die Sicht trüben. Die Temperaturen sind im Vergleich zu gestern Nacht wunderbar, rund 10 ° Grad kühler. Drei oder vier Killer-Heuschrecken haben unser Auto als „Lift“ benutzt und schleichen um uns "scheinheilig" herum, beäugen uns, als wollten sie sagen: "Da sind wir wieder, so schnell werdet ihr uns nicht los"! Wir können es kaum fassen! Ansonsten wird unser Dinner heute aber nicht von krabbelndem Viehzeug gestört.




22. April 2014 – Khumib Rivier - Puros

Festgefahren im Hoarusib
Wir lassen uns zum Frühstück noch einmal berauschen von der Bergkulisse rund um den Mount Himba Sphinx. Wie gewohnt versuchen wir unser Camp so zu hinterlassen, dass niemand unser Nachtquartier erkennen kann. Auch unsere Feuerstelle wird auseinandergezogen und die Asche in alle Winde verstreut.



Ein paar letzte Fotos und Filme werden von dieser Traumumgebung produziert und dann brechen wir auf. Bis nach Puros sind es gerade einmal 35 Kilometer, für die man aber in der Regel mindestens 1,5 Stunden benötigt. Wir werden heute sehr viel länger brauchen, wovon wir bei unserem Aufbruch aber noch nichts ahnen können. Bis zum Hoarusib ist die Strecke sehr gut befahrbar. Wir erreichen das Hoarusib Riverbed. Es ist nicht vollständig ausgetrocknet, überall fließen kleinere Rinnsale durch das Flussbett. Corinna nimmt vorsichtshalber schon einmal die „Habachtstellung“ ein und dann geht es auch schon hinein. Die ersten Meter lassen sich wunderbar fahren – Tiefsandpassagen wechseln mit kleinen aber harmlosen Wasserdurchquerungen. Es folgt eine etwas längere Passage, bei der die Oberfläche zwar trocken erscheint, aber noch "verdächtig dunkel" ist. Es kommt wie es kommen muss: Ehe wir uns versehen, fahren wir uns im Matsch fest!





„Das kann doch wohl nicht wahr sein, so eine Sch.... – nicht schon wieder“, fluche ich. Letztes Jahr haben wir uns in Botswana bei einer Bachquerung im Black Soil festgefahren. Ausgerechnet an dieser schlecht einsehbaren Stelle im Flussbett müssen wir uns festfahren. Rings um uns herum zeugen zahlreiche Elefantenhaufen von der regelmäßigen Anwesenheit der Dickhäuter in diesem Teil des Hoarusibs und jeden Moment könnte einer von ihnen um die Ecke kommen und bei unserem im Schlamm steckenden Toyota „vorbeischauen“. Unsere Tracks4Africa GPS-Karte warnt zudem an dieser Stelle vor „Aggressive Elephants“ - das kann ja heiter werden! Ich versuche uns mit dem Einschalten der Differenzialsperre aus der Misere zu befreien, mache die Sache jedoch allenfalls nur noch schlimmer. Die Vorderräder graben sich noch tiefer ein in die „Pampe“, so dass der Matsch mittlerweile nahezu das Bodenblech erreicht.

Beim nächsten Befreiungsversuch schleppen wir tonnenweise flache Steine heran, buddeln die Räder vom Schlamm frei und legen die Steine so gut es geht vor die Reifen. Der Wagen bewegt sich trotz 1,5 stündiger schweißtreibender Buddelei nicht einen Zentimeter! Die Erkenntnis, die wir aus unserem zweiten Selbstversuch gewinnen: Es ist völlig sinnlos, zu versuchen, ein im Schlamm festgefahrenes Fahrzeug freizuschaufeln, da der Schlamm immer wieder nachfließt.

Mit dem kleinen Wagenheber versuchen wir nun die Vorderräder anzuheben, um darunter unsere langen Gummimatten zu schieben, die wir extra für diesen Zweck mit uns führen. Die ganze Prozedur dauert weitere 1,5 Stunden und ich gelange zu der Überzeugung, dass wir uns mit diesem „Spielzeug-Wagenheber“ auch nicht befreien werden.

Unsere letzte Hoffnung ist also der berüchtigte Hi-Lift-Jacker, vor dem uns Gavin von Bushlore so gewarnt hat und eigentlich gar nicht mitgeben wollte. Bei falscher Anwendung kann man sich üble Verletzungen mit diesem Mercedes unter den Wagenhebern zuziehen! Ich habe jedoch bei der Demonstration auf dem Hof von Bushlore gut aufgepasst und wir befestigen im Teamwork die Haken des Lifters in den Felgen. Als sichere Standfläche für den Hi-Jacker dient ein großer flacher Stein. Langsam hebe ich das rechte Vorderrad, das am schlimmsten im Schlamm steckt an. Als das Rad 30 bis 40 Zentimeter angehoben ist, schieben wir Steine unter den Reifen und lassen den Wagen vorsichtig auf die Steine gleiten. „Das sieht erfolgversprechend aus“, sage ich zu Corinna. Der rechte Vorderreifen hat jetzt wieder festen Boden unter sich. Die gleiche Prozedur machen wir mit den anderen drei Reifen und präparieren die geplante Fahrstrecke heraus aus dem Schlamm mit flachen Steinen.



Ich lege den 4x4 Gang ein und mit Vollgas rollen wir ohne Probleme ans rettende Ufer. Vier Stunden harte Arbeit liegen hinter uns, aber wir sind heilfroh, dass wir uns dieses Mal selbst befreien konnten. Wir beschließen, Riverbed-Trails, wenn irgendwie möglich, von nun an zu meiden. Es gibt neben dem Trail im Flussbett auch noch einen parallel verlaufenden Pad, den wir jetzt befahren. Endlich sehen wir Giraffen und auch unseren ersten Wüstenelefanten, der sich an einem Busch gütlich tut. Einige Male kreuzen wir noch den Hoarusib und befahren in einigen Passagen auch das Flussbett, jedoch kommen wir in keine weitere brenzlige Situation. Der Trail neben dem Hoarusib ist teilweise extrem steil und für uns „eine klare 3“ auf der Kaoko-Scale.



Vier Stunden später als geplant erreichen wir das Community Camp von Puros und erhalten – wie sollte es anders sein – eine Campsite (Nummer 5) unter einem uralten Anna-Tree (100 NAM $ p.P.). Jede Campsite verfügt über einen „Private Bathroom“, die Bush-Shower ist in einen weit verzweigten Baum hineingearbeitet. Der Camp-Manager „Dax“ fragt uns, ob er mit uns ins fünf Kilometer entfernte Village mitfahren kann. Vor dem winzigen Store hängen einige Hereros und Himbas ab, während wir im Shop einige Getränke einkaufen. Allzu viel darf von dem kleinen Laden nicht erwarten. Es gibt einige Dosen, Öl, jede Menge Alkoholika (sogar eine Flasche Champagner!!!), aber immerhin frisches Brot.



Puros selbst besteht aus ein paar verstreuten, recht armseligen kleinen Hütten, die mehr oder weniger notdürftig zusammen genagelt worden sind. Eine dieser Hütten gehört dem Bruder von Dax und er bittet uns, kurz bei ihm vorbei zu fahren, da er etwas abhlen möchte. Der Bruder ist allerdings nicht da, was ein verschlossenes Vorhängeschloss an der klapprigen Tür bereits andeutet.



Den Rest des Nachmittags erholen wir uns von den Strapazen im Schatten des Baumes auf unserer Campsite und stärken uns erst einmal mit einem frischen Salat, den Corinna aus unseren Restbeständen zaubert. Nach dem heutigen Debakel müssen wir unsere Fahrroute noch einmal überdenken, da wir für diesen Urlaub genug haben vom Festfahren im Schlamm. Ursprünglich wollten wir den ganzen Hoarusib hinunter fahren und dann zum Amspoort Gorge fahren. Erschwerend kommt hinzu, dass uns der Sprit langsam aber sicher ausgeht. In Puros gibt es keine Tankstelle, nur einen Privatmann, der ab und zu seine Vorräte aus Fässern verkauft. Er hat jedoch in der vergangenen Woche seinen kompletten Bestand an eine Gruppe Südafrikaner verkauft. Die nächste Tankstelle ist in Sesfontein, 110 Kilometer von Puros entfernt. Der neue Plan lautet also, morgen früh ein Stück in den Hoarusib Canyon hineinzufahren und anschließend bis nach Khowarib über Sesfontein. Corinna gelüstet nach einem „kleinen bisschen Luxus“ – in der Khowarib Lodge & Campsites gibt es einen Pool und ein Restaurant, in dem man abends Essen kann.

Am Abend kochen wir wieder einmal auf offenem Feuer einen leckeren Eintopf im Potjie mit Rindfleisch, Linsen und Gemüse. In der Nacht höre ich eine Hyäne in unmittelbarer Nähe zu unserer Campsite. Das gackernde Lachen dieser faszinierenden Tiere klingt immer interessant.


23. April 2014 – Puros – Khowarib

Ein Hauch von Luxus in der Khowarib-Lodge
Das pastellige Licht des Sonnenaufgangs scheint uns durch das Fenster unseres Dachzeltes direkt ins Gesicht. Plötzlich huscht ein schwarzer Schatten in 30 Metern Entfernung durch das Gebüsch. „Eine Hyäne“, flüstere ich zu Corinna hinüber. Tatsächlich schnüffelt dort ein Prachtexemplar einer Tüpfelhyäne am Boden herum. Ich schleiche mich aus dem Zelt heraus und versuche mich mit einer Kamera und Tele bewaffnet näher an die Hyäne heranzuschleichen. Wie erwartet hat die Hyäne mich längst entdeckt und ist viel zu schlau, um mich nahe an sie herankommen zu lassen. Aus dem Foto wird also nichts.

Wir klappen unser Dachzelt zusammen und fahren hinein in den Hoarusib. Um Puros herum ist der Riverbed-Trail tiefsandig aber trocken – das wird sich schnell ändern! Keine zwei Kilometer hinter Puros ist reichlich Wasser im Flussbett und der Pad führt permanent von links nach rechts und wieder zurück durch das seichte Wasser. Als „gebrannte Kinder“ steige ich vor jeder Wasserquerung aus und prüfe die Bodenbeschaffenheit – ein ganz schön mühsames Geschäft.



Die Canyonwände rücken enger zusammen und die Wasserpassagen werden deutlich länger. Nach kurzer Beratung beschließen wir, nicht weiter zu fahren, da wir kein Risiko eingehen wollen. Eigentlich schade, da der Hoarusib für seine Vielzahl an Wüstenelefanten bekannt ist. Wenn man Glück hat, kann man gar Löwen beobachten, auch wenn das sogenannte Hoarusib-Rudel vor einigen Jahren von Farmern abgeschossen bzw. vergiftet worden ist. Schade, wir haben nicht einen einzigen Wüstenelefanten heute Morgen gesehen.

Zurück im Camp gibt es noch ein schnelles Frühstück und dann sind wir auch schon wieder auf der Piste. Die D 3707 nach Sesfontein (Kaoko-Scale 1) ist sehr einfach. Wir sind erstaunt, dass die Landschaft um uns herum immer wieder mit neuen Farbtupfern aufwartet, permanent wechselt ihr Charakter. Erneut entdecken wir Feenkreise und ich besteige zunächst das Autodach, um einen besseren Fotowinkel zu erhalten. Wenig später besteigen wir einen kleinen Hügel, von dem man die Kreise wunderbar erkennen kann.





Kurze Zeit später sichten wir noch eine Giraffenkuh mit ihren beiden kleinen Kälbern. Dann fahren wir auch schon nach Sesfontein ein. Das Dörfchen bietet ebenso wie Puros keine Einkaufs-Facilities – nur ein paar Basic-Shops sind zu finden, in denen wir nicht einmal unsere Wasservorräte auffüllen können. Aber es gibt eine Tankstelle, oder sollte ich sagen, eine Tanksäule unter einem Wellblechdach? Aber der Diesel fließt, das ist die Hauptsache. Unser zweiter Tank – unser Hilux hat einen Doppeltank von 2 x 80 Litern - war noch immer halb voll, aber ich hasse es, in der Wildnis ohne Sprit-Sicherheitspuffer unterwegs zu sein! Corinna wird sogleich umlagert von den vier süßen Kindern des Tankwarts, die alle Fotos von sich geschossen haben wollen. Am Ende schenken wir ihnen ein paar Packungen Kekse und dem ältesten Mädchen einen kleinen Notizblock mit Rosenmotiv auf dem Deckel. Sie freut sich wie eine Schneekönigin über das unverhoffte Geschenk. Zeitgleich werde ich wieder einmal angesprochen von einem Einheimischen, der sich danach erkundigt, woher wir kommen, wie ich heiße, wie meine Frau heißt, ob ich Kinder habe und wie mein Sohn heißt. Ehe man sich versieht, haben diese freundlichen Menschen eine Makalani-Palmen Nuss zu einem „Kunstwerk“ mit allerlei afrikanischen Tieren und den Namen von allen Familienmitgliedern geschnitzt. Dieses Mal hat der Verkäufer allerdings Pech, da ich ihm mitteile, dass ich bereits drei Nüsse mit unseren Namen darauf gekauft habe und er sich gar nicht erst bemühen müsse! Der findige Verkäufer vor einem Supermarkt in der Nähe von Divundu wollte mich übrigens komplett über das Ohr hauen und für seine drei Kunstwerke stolze 300 NAM $ haben – ich habe ihm am Ende 60 NAM $ gegeben nach dem Motto „Friss oder stirb“!!! Der übliche Preis ist 25 NAM $ pro geschnitzter Nuss.



Gleich nebenan befindet sich das Fort Sesfontein, ein nachgebautes deutsches Fort aus dem 19. Jahrhundert. Auch findet sich hier ein Soldatenfriedhof mit drei Gräbern, der betreut wird von der Deutschen Kriegsgräberfürsorge! Im Fort wird eine Lodge betrieben und wir plaudern eine Weile mit dem Barkeeper, der uns kühle Getränke serviert. Ein weiterer schwarzer Angestellter der Lodge kommt hinzu und sagt, er heiße Reinhard – inzwischen wundert uns bezüglich der namibischen Namen schon nichts mehr. Die Krönung aber ist, dass einer seiner Söhne Hänsel heißt – das ist nun wirklich extrem „strange“!



Wir halten noch in einem weiteren Mini-Shop, um unsere Trinkwasservorräte aufzufrischen – leider erfolglos, sowie bei einer winzigen Bäckerei, um ein Brot zu kaufen. Das Dumme an der ganzen Angelegenheit ist, dass unser Wassertank bzw. der unter dem Auto befindliche Wasserhahn bereits seit einigen Tagen leckt, und wir auch nur noch drei Fünfliter-Kanister Wasser haben. Auch ein Reparaturversuch des Wassertanks war sinnlos, da sich das Loch im Schlauch an einer Stelle befindet, an das ich nicht herankomme.
Nahezu bei jedem Stopp werden wir rund um Sesfontein angebaggert von Halbbetrunkenen, die eine Mitfahrgelegenheit suchen, was wir natürlich jedes Mal konsequent ablehnen. Die C 43 gleicht hinter Sesfontein einer Autobahn, verglichen mit den Pads, die wir in den letzten Tagen befahren haben. Eine breite Gravelroad nahezu ohne jegliches Pothole ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 80 Km/h. Die Khowarib Lodge ist schnell erreicht und wir erhalten Campsite Nummer 4, die deutlich aussichtsreicheren Plätze 5 bis 8, die an der Abbruchkante zum Khowarib-River liegen, sind leider alle am heutigen Tag ausgebucht. Den ganzen Nachmittag verbringen wir im kleinen Pool der gepflegten Anlage, Teil 1 des versprochenen „Luxusprogramms“ für Corinna!



Teil 2 folgt am Abend - wir haben uns nämlich angemeldet zum Dinner in der Lodge. Zunächst versuchen wir aber erneut Kontakt zu den Lieben in Deutschland per Mail aufzunehmen. Theoretisch bietet die Khowarib-Lodge Free Wi-Fi an, jedoch können wir erneut keine Verbindung aufbauen.

Die Tische während des Dinners sind stilvoll mit Petroleumlampen ausgeleuchtet, das Personal ist extrem gut geschult und aufmerksam. Nebenan prasselt ein kleines Feuerchen, an dem man es sich auf dicken Kissen gemütlich machen kann. Es wird zunächst eine „Gurkenroulade“, gefüllt mit einer Thunfischpaste, serviert, gefolgt von Springbock mit Reis und Gemüse sowie einer Apfel-Zimt-Creme. Es ist auch mal wieder schön, einfach nur dazusitzen, sich bedienen zu lassen und den lauen Abend zu genießen!

Wir plaudern eine ganze Weile mit einer netten Managerin der Lodge, Selda, die aus Swakopmund kommt. Sie verspricht uns am Abend noch einen erfahrenen Guide der Lodge vorbei zu schicken, der kompetent Auskunft über den aktuellen Zustand der Riviere geben kann. Er rät uns schließlich davon ab, den Hoanib zu befahren, da der Zustand des Pads tückisch sei. Überall könne man sich im Schlamm festfahren, auch wenn die Pads oberflächlich halbwegs trocken aussähen. Aufgrund unseres Wassertankproblems, haben wir die Befahrung des Hoanib 4wd-Riverbed-Trails ohnehin schon fast zu den Akten gelegt. Die Auskunft des Guides bestätigt uns lediglich noch in unserer Meinung. Er erzählt noch eine Weile vom Khowarib Riverbed, in das er morgen mit einer Gruppe hineinfahren werde. Dort hätten einige Elefanten gerade Junge bekommen haben, allerdings vermutlich sehr weit flussabwärts bei den Floodplains (Überschwemmungsgebiete) und die Pad sei ebenfalls alles andere als einfach zu befahren. Wir werden mal schauen, was wir morgen machen werden.


24. April 2014 – Khowarib Schlucht - Palmwag

Schwierige Passage durch die Khowarib Schlucht
Corinna hat das „Luxusleben“ scheinbar nach einem Tag schon wieder satt und überrascht mich morgens mit dem Vorschlag, in die Khowarib Schlucht hinein zu fahren – und das, nach den Horrorbeschreibungen des Guides gestern Abend! Ok, ich lasse mich nicht lange bitten und stimme ihrem Vorschlag sofort zu. Wir zahlen unsere Campsite (100 NAM $ p.P.) und das Abenddinner (220 NAM $ p.P.), nicht ohne zu erwähnen, dass die Khowarib Lodge & Campsite die bislang beste Location unseres Namibia-Tripps gewesen ist.

Die Pad in die Schlucht hinein verläuft zunächst oberhalb des Riverbeds, aber schon schnell wird uns klar, was der Guide meinte! Es sind zum Teil extrem steile steinige Passagen zu überwinden auch mit größeren Stufen, so dass ich höllisch aufpassen muss, dass unser Wagen nicht aufsetzt. „Viel schlimmer kann der Van Zyl´s Pass auch nicht sein“, stöhne ich.



Kaum habe ich das gesagt, gerät unser Toyota nach einer extrem tiefsandigen Riverbed-Durchquerung an der anderen Uferseite in eine bedrohliche Schräglage. Corinnas Nerven liegen blank! Ich versuche Ruhe zu bewahren und schaue mir die Situation erst einmal an. Im Schritttempo versuche ich in eine etwas ebenere Position zu gelangen, was mir schließlich auch gelingt. Ich atme erst einmal tief durch. Doch die nächste kniffelige Situation lässt nicht lange auf sich warten. Ein erneut extrem steiles und steiniges Stück führt unmittelbar in den Tiefsand des Riverbeds. Ich muss sehr vorsichtig die steinige und unebene Böschung herunter kommen, unten aber genug Tempo haben, um im Tiefsand nicht stecken zu bleiben. Als ich im Riverbed angekommen bin – Corinna ist ausgestiegen, um die Aktion filmisch zu dokumentieren -, versuche ich Fahrt aufzunehmen, aber unser Wagen gräbt sich sofort in den Sand ein. Ich lege die Differenzialsperre ein und mit voller Kraft manövriere ich unser Auto aus dem puderigen Sand heraus. „Uff, das ist ja gerade noch einmal gut gegangen“! Wir atmen erst einmal beide tief durch.



Schließlich erreichen wir die Floodplains – von Elefanten ist allerdings weit und breit nichts zu sehen. Wir fahren noch eine ganze Weile durch das Flussbett, fast ausschließlich im pudrigen Tiefsand. Immer wieder muss ich den ersten Gang im 4x4 Modus bemühen und mit Vollgas durch die Two-Spoor-Piste preschen.



Die Floodplains neben dem Flussbett sind überwiegend mit Mopane-Büschen bewachsen und unspektakulär. Die Pad ist hart und gut befahrbar. Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir nach anstrengender Fahrt das Ende der Floodplain und später den Veterinär Checkpoint. Unmittelbar davor leeren wir unseren Kühlschrank und verstecken das Frischfleisch in unseren Taschen. Tatsächlich kontrolliert der Beamte am Checkpoint unseren Kühlschrank, in dem sich außer Getränken jetzt aber nichts mehr befindet. Die Pad führt durch Farmland parallel zum Vet-Fence bis zur C 35. Erstmals bekommen wir seit Tagen wieder Asphalt unter die Räder.

Positive Begleiterscheinung dieses etwas ereignislosen Tages: In Kamajnab gibt es einen passablen Supermarkt, in dem wir unsere Vorräte für die verbleibenden Tage auffüllen können. Als wir unseren Einkauf beendet haben, lauert schon wieder einer jener „Parkplatzwächter“ an unserem Auto und behauptet, „gut auf unser Auto aufgepasst zu haben“. Wir haben keine Lust, ihn mit Geld zu entschädigen, da er heruntergekommen aussieht und jeden Dollar vermutlich in Alkohol umsetzen würde. Daher schenken wir ihm ersatzweise einen Sack Maismehl, für den er sich überschwänglich bedankt.

Über die C 40, eine gut ausgebaute Gravelroad, die über den Grootber-Pass führt, fahren wir weitere 110 Kilometer bis zur Palmwag-Lodge.



Um es vorweg zu nehmen: Der Tag in der Palmwag Lodge wird nicht besser, im Gegenteil! Nachdem wir in der Khowarib Lodge so herzlich empfangen wurden und uns auf Anhieb wohlgefühlt haben, sind das Ambiente hier und die Angestellten eher kühl und geschäftsmäßig. Wir erhalten Campsite 1 und stellen zunächst einmal fest, dass die Abolution Blocks ihre besten Tage längst hinter sich haben. Derzeit ist die Palmwag Lodge eine Baustelle – unter anderem werden neue Duschhäuser gebaut. Wir haben allerdings absolut kein Verständnis dafür, dass der Baulärm bis in die Nacht anhält (bis kurz vor 22 Uhr) und tuen unseren Unmut in der Rezeption auch kund. Unter diesen Umständen ist es eine Zumutung für die Gäste, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Im Vergleich zu den meisten anderen Campsites unserer Reise wirkt die Palmwag Lodge unpersönlich, geradezu trubelig. Die Campsites sind parzelliert – fast wie in Europa - und passen so gar nicht in unser Bild eines Camps in Afrika. Auch der Pool ist nicht gerade ein Ort, an dem man gerne eine Weile relaxen würde. Unsere Empfehlung an alle Reisenden im Damaraland: Entweder auf einen der beiden einfachen Campsites im Palmwag Concession Gebiet ausweichen oder direkt weiterfahren zur Khowarib-Lodge (ungefähr eine gute Stunde Fahrzeit von Palmwag).

Zum Abendessen gibt es wieder einmal einen Braai, ein Sirloin Steak, Würstchen und Nudelsalat. Wir hoffen, dass der Baulärm irgendwann aufhören wird. Eines steht jedoch fest: Verlängern werden wir in der Palmwag Lodge definitiv nicht!


25. April 2014 – Palmwag - Granietkop Community Camp

Ein verlassenes wildromatisches Camp in Sandsteinfelsen
Nach einem kurzen Frühstück verlassen wir diesen ungastlichen Ort bereits um 7 Uhr und kaufen noch schnell ein Permit für die Concession Area (200 NAM $ für 2 Personen + Auto). Permits gibt es aber auch an den beiden Gates zur Concession Area, an denen man sich registrieren muss. Wir fahren die klassische „Day Visitors“ Route über Awaxas und sehen unterwegs jede Menge Oryx-Antilopen, Springböcke, Bergzebras, Steinböckchen und Strauße. Einige Oryx-Böcke sind mit einem Peilsender ausgestattet. Überall kann man kleine Abstecher zur Abbruchkante der Canyons machen, in denen zum Teil noch Wasser steht. Tiersichtungen haben wir an diesen Stellen heute allerdings nicht. Hinter Awaxas fahren wir nach gut zwei Stunden wieder aus dem nördlichen Tor der Concession Area heraus und auf der C 43 zurück nach Palmwag. Dort verstecken wir wieder einmal unser Frischfleisch, da am Veterinärzaun erneut eine Kontrolle unseres Kühlschrankes droht. Dieses Mal schaut der Beamte jedoch nicht nach und lässt und passieren, nachdem er wie üblich unsere Daten aufgenommen hat.



Unser nächstes Ziel ist Twyfelfontein, der reichste Fundort von Felsgravuren in Namibia, und seit 2007 als erstes Unesco Weltkulturerbe des Landes anerkannt. Leider blüht der Tourismus inzwischen rund um Twyfelfontein stark auf, so dass man bei den Sehenswürdigkeiten häufig auf Reisegruppen trifft. Neben den Felsgravuren gibt es in Twyfelfontein noch einen „Petrified Forest“ (versteinerter Wald) sowie „Orgelpfeifen“ aus Stein zu bewundern.
Wir wollen uns die Felsgravuren anschauen. Am Parkplatz stehen erwartungsgemäß bereits einige andere Autos von Besuchern. Die Gravuren dürfen inzwischen nur noch mit Guide durchgeführt werden, der Eintrittspreis beträgt 60 NAM $ p.P. Der Guide ist eine Damara und heißt Reinhold! Er kann es kaum fassen, dass dies auch unser Nachname ist! Es ist bereits der zweite Reinhold unserer Reise – den ersten haben wir in der Onguma Lodge getroffen. Reinhold führt uns von Platte zu Platte, auf denen überwiegend Tiere aus dem Busch wiedergegeben sind. Aber auch Meerestiere sind zu finden. Sie zeugen davon, dass die Buschmänner, die diese Gravuren angefertigt haben, sich auch am 100 Kilometer weit entfernten Atlantik aufgehalten haben. Unterwegs treffen wir auf niedliche Erdmännchen, die sich an kleinen grünen Nüsschen verlustieren.





Unser Plan, den Abend im Aabadi Mountain Camp zu verbringen, scheitert: Der holländische Inhaber bedauert, uns abweisen zu müssen, aber er sei komplett ausgebucht! Nach dem Reinfall in der Palmwag Lodge, beginne ich langsam, genervt zu sein und wünsche mir langsam aber sicher mein einsames Kaokoveld zurück! Man merkt einfach, dass Orte wie Twyfelfontein und Palmwag an eine gut ausgebaute Gravelroad angeschlossen sind und sich hier deutlich mehr Touristen verirren als im Innern des Kaokovelds. Da die benachbarte „Mowani-Lodge & Campsites“ für uns nicht in Frage kommt (alle Facilities wie Restaurant und Pool dürfen ausschließlich von den Lodge-Bewohnern benutzt werden und die Camper werden zu Gästen zweiter Klasse degradiert), beschließen wir, einfach weiter zu fahren und treffen wenige Kilometer weiter auf das Granietkop Community Camp, ein ebenfalls in den roten Sandstein eingefügtes Camp.

In der Rezeption ist keine Menschenseele zu finden und keiner der fünf idyllischen Campsites, die rund um einen kleinen Hügel angeordnet sind, ist belegt. Also suchen wir uns zunächst einmal den schönsten Platz aus, der etwas erhöht in dem roten Sandsteinfelsen angelegt ist (Campsite No. 5). Alle Campsites verfügen über eine eigene Dusche, Toilette, Feuerstelle und Spülbecken – einziges Manko: Das Wasser ist abgestellt! Wir haben noch zehn Liter Brauchwasser an Bord, damit kommen wir für eine Nacht ganz sicher über die Runden. Später entdeckt Corinna auf Campsite No.2 sogar einen funktionierenden Wasserhahn und somit können wir uns mit Brauchwasser bestens versorgen.



Am Abend besteigen wir bewaffnet mit einem kalten Bier den Granietkop und lassen den schönen Sonnenuntergang auf uns wirken. Endlich färbt sich der Himmel einmal so, wie wir ihn im vergangenen Jahr in Botswana so häufig bewundert haben – ein „African Sky“, wie er im Buche steht. Da das letzte Stück Rindfleisch aus unserem Kühlschrank verbraucht werden muss, gibt es nochmals ein Braai mit einem frischen griechischen Salat.




26. April 2014 - Vom Granietkop Community Camp zur Mount Etjo Safari Lodge

Ein abendliches Löwenspektakel

Auch am Morgen taucht der Besitzer des Camps nicht auf. Wir lassen uns viel Zeit mit einem aussichtsreichen und ausgiebigen Frühstück (French-Toast – der absolute Hit dieses Urlaubs). Die Morgen-Toilette wird aus unseren 5-Liter Wasser Kanistern bestritten, und schon sind wir startklar für unsere nächste Etappe, die uns zunächst nach Khorixas führt, einem schmucklose Städtchen, in dem wir volltanken und noch einmal einkaufen wollen.

Der ursprüngliche Plan, eine Nacht in der Ugab Terrace Lodge zu verbringen, scheitert erneut daran, dass keine Campsites verfügbar sind. Wir sind nicht traurig, da das Camp nicht annähernd die tolle Lage aufweist, wie die Chalets der Lodge, die hoch erhaben an einer Felskante angeordnet sind. Das Camp liegt im Tal und auch hier dürfen die Lodge-Facilities nicht genutzt werden. Eine kurze Beratung folgt und dann beschließen wir, dass wir in den verbleibenden Tagen in privaten Game-Reserves auf dem Weg nach Windhoek Station machen wollen, um ein bisschen zu entspannen und noch ein paar Tiere zu Gesicht zu bekommen. Wir telefonieren mit der Mount Etjo Safari Lodge und reservieren eine Campsite für zwei Nächte.

Auf dem Weg dorthin liegt der markante Vingerklip-Felsen, ein 35 Meter hoher Sandsteinfelsen, der wie aus dem Nichts aus dem Boden herausragt. In der näheren Umgebung stehen weitere Felsformationen, die ihre eigenartigen Formen durch die Erosionskräfte in Millionen von Jahren angenommen haben. Die Landschaft erinnert und erneut an den Südwesten der USA. Zugang zum Vingerklip erhält man nur über die Vingerklip-Lodge (10 NAM $ p.P.). Ein kleiner Fußweg führt an den Fuß des Felsens. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick auf die umliegenden Felsen.





In der Lodge wollen wir einen kleinen Mittagssnack einnehmen. Da ein Restaurant auf einem der Felsen ausgeschildert ist, machen wir uns an den Aufstieg – in der Mittagshitze eine durchaus schweißtreibende Angelegenheit. Am Fuß des Felsens führt ein Treppenturm auf den Tafelberg. Oben angekommen hat das Restaurant mit dem vielversprechenden Namen „Eagle´s Nest“ leider geschlossen. Der Weg war dennoch nicht umsonst, da der Ausblick von hier oben wirklich fantastisch ist.

Also weichen wir auf das Restaurant unten in der Lodge aus. Auch von hier kann man auf den Vingerklip Felsen schauen. Die Lodge macht einen sehr guten Eindruck und ist unseres Wissens auch nicht übertrieben teuer. Zwei African Red-Eyed Bulbuls wagen sich ganz nah heran an unseren Tisch und hoffen auf einen Leckerbissen. Auf den Blüten vor der Terrasse beobachten wir zudem bunte Kolibris. Wir ordern Thunfischsalat und ein „Game-Schnitzel“ mit Reis.



Es folgen weitere 160 unspektakuläre Kilometer durch das Damaraland. Durch die Parzellierung ist das Land durchzogen von Zäunen. Landwirtschaft ist aufgrund der Wasserknappheit nirgendwo möglich, das Land leidet dadurch wie so oft im südlichen Afrika unter Überweidung, da jeder Farmer sich seinen Lebensunterhalt mit Rinderzucht verdient.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Mount Etjo und werden von einer deutschsprachigen Angestellten in Empfang genommen. Wir verständigen uns spontan über die Aktivitäten der nächsten beiden Tage. Zunächst einmal buchen wir das Dinner am Abend (250 NAM $ p.P.), anschließend soll eine Löwenfütterung stattfinden. Es handelt sich dabei um in einem abgeschlossenen Teil des Reserves frei lebende Löwen, die auch selbst jagen – wir sind gespannt. Das „Dinosaur Camp“ befindet sich etwas außerhalb des Game-Reserve Geländes an einem Wasserloch, an dem unter anderem Antilopen beobachtet werden können. Die sechs Campsites (400 NAM $ p.U) sind alle ausgestattet mit privatem Badezimmer und Feuerstelle.

Mount Etjo und das umliegende Reserve ist gegründet worden von dem bekannten schwedischen Naturschützer Jan Oelofse und seiner Frau Annette. Jan Oelofse trainierte in den 70ern unter anderem Raubkatzen für den Paramount Film „Hatari“ mit John Wayne und Hardy Krüger. Das Reserve ist mittlerweile 45.000 Hektar groß, hinzu kommt das „Löwen-Reserve“ von 4.000 Hektar. Zahlreiche Antilopenarten, Elefanten, Giraffen, Spitz,- und Breitmaulnashörner leben hier in ihrem natürlichen Habitat. Die sympathische Philosophie von Mount Etjo ist die umgekehrte eines Zoos: Wir Menschen sind zu Gast und eingezäunt im natürlichen Lebensraum der wilden Tiere.

Gegen Abend fahren wir zur Lodge und haben erstmals seit Wochen eine akzeptable Internetverbindung, so dass wir einen Gruß samt Foto in die Heimat schicken können. Das Dinner wird in einer Art Boma eingenommen, in dessen Mitte ein Feuer lodert. Der Raum strahlt so viel afrikanische Gemütlichkeit aus, so dass man sich auf Anhieb wohl fühlt. Wir werden begrüßt mit einem Sherry und nehmen Platz am Feuer. Es wird zunächst ein Starter, eine Art Fischsalat, serviert. Anschließend kann man aus einer Vielzahl an Fleischspeisen, wie Kudu-Kebab, Oryx-Filet, Springbock-Steaks, verschiedenen Würstchen sowie den unterschiedlichsten Gemüse Beilagen – sogar Rotkohl ist dabei -, Maisbrei, Brot und diversen Salaten auswählen. Ein regelrechtes afrikanisches Schlaraffenland, das hier vor uns ausgebreitet wird. Die Speisen sehen nicht nur gut aus, sie schmecken auch fantastisch. Noch am Tisch entscheiden wir, dass wir das Dinner am morgigen Abend ebenfalls wieder buchen! Abschließend wird noch eine Creme unter einer Bizethaube serviert und wir sind papp-satt!



Ein Game-Drive Fahrzeug wartet bereits auf uns, um uns zur „Löwenfütterung“ ins gegenüber liegende Reserve zu bringen (150 NAM $ p.P.). Wir nehmen in einer Höhle mit vergitterten Seeschlitzen Platz. Vor uns liegt angekettet ein großes Stück Frischfleisch. Dann wird das Licht eingeschaltet und eine Horde Löwen stürzt sich laut brüllend wie die Berserker auf das Fleisch. Alsbald ist nur noch eine Ansammlung ineinander verschlungener, muskulöser, brauner Leiber auszumachen, die sich um den besten Platz an der Futterquelle raufen.



Wir sitzen keine drei Meter von dem ganzen Spektakel entfernt und sind fasziniert von dem Schauspiel. Das dominante Löwenmännchen des Rudels hat scheinbar keinen großen Appetit am heutigen Abend sondern vergnügt sich lieber mit der bevorzugten Löwendame. Immer wieder leckt er sie von oben bis unten liebevoll ab und besteigt sie anschließend. Die Löwendame nimmt kaum Notiz von ihrem Verehrer sondern befasst sich anstatt dessen ausgiebig mit ihrem Abendessen.



Immer wieder unterstreicht der Löwenmann seine dominante Stellung mit langanhaltendem Röhren, das von einem anderen Löwenmann in einiger Entfernung beantwortet wird. Ein Guide erklärt, dass die Löwenfütterungen nur dann stattfinden, wenn Touristen da sind. Die Löwen brauchen nur das Geräusch des nahenden Autos am Abend zu hören, dann wissen sie, dass sie sich heute Nacht nicht selbst um Beute bemühen müssen.

Wir werden zur Lodge zurück gefahren und begeben uns direkt zurück zum Dinosaur Camp. Auf dem Felsen über uns hat der Pavian-Clan bereits sein Nachtquartier bezogen. Immer wieder ist das sonore Brüllen des dominanten Männchens zu hören, das die jüngeren Mitglieder der Sippe zur Ordnung ruft. Ein ereignisreicher Tag liegt hinter uns und wir sind beeindruckt von der großen Gastfreundschaft, die den Gästen (auch den „Billig-Camping-Gästen“) im Mount Etjo entgegenströmt. Wir sind uns schnell einig, dass wir noch einen weiteren Tag an diesem einzigartigen Ort verweilen wollen, um unseren Urlaub erholsam ausklingen zu lassen.


27. April 2014 – Mount Etjo Safari Lodge

Begegnung mit einer Puffotter
Um 7 Uhr holt uns Guide Eddy an unserer Campsite zum Morning-Game-Drive ab. Kurz vor dem Gate zum Camp entdecke ich eine tote Puffotter, die wahrscheinlich von einem Schakal oder einer Hyäne bereits angenagt worden ist. Puffottern gehören zu den giftigsten Schlangen im südlichen Afrika und haben zudem die Eigenart, nicht auf Vibrationen des Bodens zu reagieren und zu fliehen. Man tut also gut daran, immer gut hinzuschauen, wohin man tritt!



Während des Game-Drives sehen wir eine Vielzahl an Antilopen, wie Impalas, Springböcke, Wasserböcke und Blessböcke, die wir zuvor noch nicht gesehen haben. Im Reservat leben auch einige weiße Blessböcke, die aufgrund ihrer weißen Farbe im Busch weithin erkennbar sind und daher zur bevorzugten Beute von Raubtieren werden. Blessböcke leben normalerweise nicht mehr im südlichen Afrika und sind hier im Reserve lediglich eingeführt worden – vermehren sich aber offensichtlich prächtig! Ebenfalls haben wir noch nie zuvor Klippschläfer gesehen. Eine kleine Familie hat sich mit ihren Jungen in einem Felsen häuslich eingerichtet.





Kurze Zeit später stoßen wir auf einen jungen Elefantenbullen, der uns den Gefallen tut, genau hinter uns aus dem Busch herauszutreten. Der Rückweg ist somit abgeschnitten - an sich nicht so schlimm, wenn man freie Bahn nach vorne hat. Plötzlich entdecken wir keine zehn Meter vor uns auf dem Weg seinen Kumpel, einen zweiten Elefantenbullen. Wir sind eingeschlossen und keiner der Kolosse macht auch nur im Entferntesten Anstalten, sich von der Fahrbahn zu bewegen. Als beide Dickhäuter sich auf uns zubewegen, wird Eddy die Lage zu heikel und er fährt auf den vorderen Bullen mit aufheulendem Motor zu. Der ist von dem Vorstoß überhaupt nicht begeistert, trompetet wütend in unsere Richtung, weicht aber zum Glück dann aus, so dass die Bahn ist. Wir beobachten anschließend noch eine Weile die beiden Elefanten, die ein kleines Machtkämpfchen miteinander ausfechten.



Eddy bemüht sich zum Ende des Game-Drives, uns noch ein Rhino zu präsentieren, jedoch haben wir am heutigen Tag leider kein Glück. Wir werden zurück zur Campsite gebracht und bedanken uns bei Eddy für den tollen Game-Drive. Es folgt ein ausgedehntes Frühstück mit Rühreiern, Zwiebeln und Speck und Corinna versucht ein paar Schnappschüsse von den vielen bunten Schmetterlingen zu schießen, die uns umschwirren.

Den Nachmittag verbringen wir in der Lodge, zunächst fotografieren wir Flamingos, Gelbschnabel-Störche und Pelikane, die sich in den angrenzenden Teichen wohl fühlen.



In der Lodge gibt es nachmittags kostenlos Kaffee und Kuchen – wo gibt es denn so etwas heutzutage noch? Dabei kommen wir mit drei amerikanischen Ärzten ins Gespräch, die hier ein Freiwilligenprojekt in den ländlichen afrikanischen Gegenden betreiben und in den nächsten zwei Wochen Patienten kostenlos behandeln. Morgen sollen weitere Ärzte folgen. Zu uns stößt nach einer Weile Annette, die Witwe des vor knapp zwei Jahren verstorbenen Gründers von Mount Etjo, Jan Oelofse. Sie hört uns interessiert zu, als wir von unserer Reise berichten und legt uns als kommende Reiseziele Zambia und Malawi ans Herz. Sie hat im vergangenen Jahr eine sechswöchige Runde durch zahlreiche Länder Afrikas gemacht, unter anderem durch Tansania, Kenia, Burundi und Zambia und dabei eine Strecke von über 12.000 Kilometern zurück gelegt.

Den Rest des Nachmittags verbringen wir am Pool und relaxen – nach über drei Wochen Action mit sehr viel Autofahrerei ist dies eine willkommene Abwechslung, die wir in vollen Zügen genießen. Der Abend und das Dinner verlaufen ebenso stimmungsvoll wie Tags zuvor. Das laute Brüllen der Löwen im Reserve erinnert daran, dass heute Abend wieder eine „Fütterungssafari“ stattfindet.


28. April 2014 - Mount Etjo Safari Lodge

Genussvoller Game-Drive mit typischer Afrikastimmung
Auch heute Morgen hören wir wieder die nur wenige Kilometer weit entfernten Löwen zum Frühstück. Das laute Krächzen der Frankolins (Sandhühner) und das chaotische Gebrüll des Baboon-Clans, der geschlossen von seinem Schlaffelsen hinunter in die Ebene klettert, konkurriert in punkto Lautstärke miteinander, als ginge es um eine Meisterschaft – das sind die Geräusche Afrikas, die wir so ins Herz geschlossen haben!



Eine kleine Wanderung führt uns zu den „Dinosaur-Tracks“. Der Weg vom Camp ist ungefähr sieben Kilometer lang. Es weht ein kühles Lüftchen, so dass der Weg keine schweißtreibende Angelegenheit wird. Kurz vor dem Ziel verkündet ein Wegweiser treffend: „You are 1.000 steps away from 200 Million Years“! Die Dinosaurier-Spuren sind auf dem flachen Felsplateau deutlich zu erkennen. Wir haben es schon des Öfteren erlebt, dass man sehr viel Phantasie benötigt, um Dinosaurier-Spuren zu identifizieren (z.B. an der Algarve in Portugal) – nicht so hier: Die Abdrücke der drei Saurier-Zehen sind klar und deutlich zu erkennen.



Die Mittagszeit verbringen wir erneut unter den Palmen am Pool und werden verwöhnt mit kostenlosem, eiskaltem Zitronenwasser und später mit einem großartigen Zitronen-Käsekuchen und Kaffee. Wir sind erneut begeistert, mit welcher Zuvorkommenheit die Gäste in der Lodge von allen Angestellten behandelt werden, obgleich wir „nur Camper“ sind! Wir haben uns noch einmal für einen Abend Game-Drive angemeldet. Nachdem wir uns kurz im Camp geduscht haben, erwartet uns bereits Rudi, der Ranger des Reserves, an der Lodge. Wir haben großes Glück, da Rudi sehr erfahren ist, sich bestens auskennt und eine der treibenden Kräfte des Rhino-Conservation Projektes im Park ist. Er berichtet uns, dass sich noch vor zwanzig Jahren die Löwen im Reserve aufgehalten haben. Anfang der Neunziger entschlossen sich die Betreiber von Mount Etjo, etwas zum Erhalt der Rhinos beizutragen und sowohl Black- als auch White Rhinos in das Reserve zu holen. Auflage war allerdings, keine Löwen im Areal zu haben. So entschloss man sich, für die Löwen und einem Teil des Wildbestandes ein eigenes kleineres Reserve zu bauen.



Wir befahren zunächst einen ähnlichen Weg wie gestern Morgen. Überall rennen die Gnus, sowohl Streifen- als auch Weißschwanz-Gnus, außer Rand und Band über die Ebene. Gnus sind von früh bis spät am Rennen, teils jagen die Männchen hinter den Weibchen hinterher, teils rennen sie scheinbar nur aus reiner Lebensfreude. Überall sichten wir Springböcke, deren seltsamen Sprünge, die den Tieren ihren Namen verliehen haben, uns jedes Mal aufs Neue erfreuen!

Giraffen sind in Mount Etjo allgegenwärtig. Rudi erläutert, „our Reserve is also called Giraffic Parc“! Tatsächlich leben rund 1.000 Giraffen im Reserve - demnächst sollen 200 Exemplare an andere Reservate verkauft werden, da der Bestand inzwischen zu groß geworden ist. Ausgewachsene Giraffen haben hier keine natürlichen Feinde, da sich die Leoparden, Geparden und nicht einmal die Hyänen an die riesigen Tiere heran trauen. Rudi ist auch versierter Fotograf und hat ein Auge für tolle Fotomotive. So weist er uns auf die scheinbar halslose Giraffe hin, oder aber das Postkartenmotiv einer Giraffe vor dem Okonjati, einem spitzen Berg, der dem Kilimandscharo gleicht.





Wir fahren in den Sonnenuntergang hinein auf eine riesige Ebene. Noch immer haben wir kein Rhino gesichtet. Plötzlich sagt Rudi, „Can you smell it? This is a Rhino!“ Natürlich hat er nur Spaß gemacht – längst hat er in größerer Entfernung endlich ein White Rhino gesichtet. Trotz des geringen Lichtes und der relativ großen Entfernung gelingen mir auf den letzten Drücker doch noch ein paar akzeptable Aufnahmen eines Rhinos. Was man auch nicht alle Tage zu sehen bekommt: Eine liegende Giraffe, die sich an einem der aufgestellten Salzblöcke gütlich tut.



Die Ebene im Abendlicht strahlt eine solche Friedlichkeit aus. Rudi stellt den Motor ab und wir lauschen eine ganze Weile den Geräuschen des Buschs. Nur wer um diese Tageszeit einmal inmitten von Tieren in Afrika gewesen ist und den Geräuschen des Buschs gelauscht hat, wird wissen, was ich meine. Wie gerne würden wir jetzt unser Zelt aufstellen und die Nacht hier verbringen! Da sind männliche Weißschwanzgnus zu hören, die ihr Territorium mit einem hellen Quieken abstecken, was sich so gar nicht „männlich“ anhört. Gleich daneben markiert ein Streifengnu mit seiner Drüse am Kopf sein Revier in einer Sandkuhle – übrigens die Ursache für alle kleineren Wasserlöcher im Busch! Auch der Galopp der Zebras ist fortlaufend zu vernehmen. Beide Arten, Hartmann-Bergzebra als auch Steppenzebra sind im Reserve heimisch.

Auf dem Rückweg zur Lodge sichten wir noch zweimal Porcupines (Stachelschweine), die wir zuvor noch nie in freier Wildbahn gesehen haben. Leider habe ich bereits meine Kamera im Fotorucksack eingepackt und bin für einen Schnappschuss zu langsam. Für einen kurzen Moment verweilen die Porcupines im Scheinwerferlicht unseres Fahrzeugs, dann suchen sie das Weite im dichten Dickicht.

Noch einmal genießen wir unseren letzten Abend in der Mount Etjo Lodge bei einem stimmungsvollen Dinner. Inzwischen ist die komplette Gruppe des amerikanischen Hilfsprojektes eingetroffen, so dass es heute deutlich lebhafter zugeht als die Tage zuvor.


29. April 2014 – Mount Etjo – Okonjima, 70 Kilometer, 1:15 Stunden

Leoparden und Geparden "zum Anfassen"
Wir werden wie jeden Morgen vom ohrenbetäubenden Gebrüll der Pavian-Bande, die oben auf dem Felsen erwacht, geweckt. Die Nächte werden nun immer kälter, heute Morgen zeigt unser Thermometer gerade einmal noch 6 ° Grad. Längst haben wir unsere dicken Schlafsäcke ausgepackt, ohne die wir in der Nacht nicht mehr auskommen.

Die Morgensonne führt schnell zu einer deutlichen Erwärmung, so dass wir beim Frühstück bereits angenehme Temperaturen haben. Nachdem wir unser Camp abgebrochen haben, fahren wir hinüber zur Lodge, um unsere Rechnung zu bezahlen. Wir haben einen kleinen Dankesbrief an Annette sowie die beiden guten Seelen der Lodge, Renate und Malinda, verfasst, in den wir eine Lindt-Schokolade und ein Trinkgeld einfügen. Soviel Gastfreundschaft wie an diesem Ort erlebt man nicht alle Tage! In dem gut sortierten Curio-Shop, der gleichzeitig ein Museum ist, und Momentaufnahmen aus dem Leben Jan Oelofses zeigt, erwerben wir noch ein Geburtstagsgeschenk für mein Patenkind Sophie - ein „echtes Afrikakleid“ - und brechen dann auf zu unserer letzten Station, der Africat-Stiftung in Okonjima.

Es ist nur eine kurze Fahrt von einer guten Stunde. Von Okonjima aus können wir übermorgen in aller Ruhe nach Windhoek fahren. Die 1993 gegründete Africat-Stiftung beschäftigt sich mit dem Schutz von Raubkatzen, insbesondere Geparden und Leoparden, die von den Rinder-Farmern Namibias gnadenlos gejagt werden. Aber auch Tüpfelhyänen, braune Hyänen und sogar Wildhunde halten sich in dem Reservat auf. Wir werden von Simon, einem der Supervisor der vier Campsites, in Empfang genommen. Er gibt uns einige Informationen zu den möglichen Aktivitäten in Okonjima. Wir wollen am Nachmittag zunächst einmal eine Führung durch die Africat-Einrichtungen machen, in der man einiges über die Arbeit des Projektes erfahren kann.



Wir richten uns kurz auf der „Kendi-Campsite“ ein – Kendi heißt auf Meru (einer traditionellen Sprache in Kenia) „die Geliebte“. Die Campsite ist mehr als großzügig, mit eigenen Toiletten, Duschen und Abwaschbecken. Wir fühlen uns auf Anhieb heimisch. Die Campsites verfügen sogar über einen von einem Kraal umgebenen Pool, den wir ausgiebig nutzen, auch wenn das Wasser eisig ist!



Um 14.30 Uhr werden wir zur „Africat“-Tour von unserem Guide Charles abgeholt. Außer uns nehmen noch ein junges deutsches Pärchen sowie eine italienische Overlander-Gruppe von sieben Personen teil. Im ersten Teil werden wir zu einer Beobachtungsstation gefahren, in der ein Leopard namens Wahu lebt. Dieser Leopard hat eine ganz besondere Historie: Er wurde von der Inhaberfamilie Hansen als Baby „adoptiert“, nachdem seine Mutter von Farmern getötet worden ist. Mit der Flasche (alle zwei Stunden!!!) ist Wahu aufgepeppelt worden und durfte sogar im Bett der Hansens schlafen! Als der Leopard erwachsen wurde, kam jedoch schnell die Zeit, in der er seine Zieheltern nicht mehr als seine Eltern erkannte und ein Zusammenleben mit ihm gefährlich wurde. So wurde für Wahu ein eigenes kleines Areal geschaffen wurde, in dem er nun seinen Lebensabend verbringen kann. Er kann auch nicht im Reservat ausgesetzt werden, da er aufgrund seiner Geschichte keinerlei natürliche Scheu vor Menschen hat und somit leicht zur Gefahr werden könnte. Leoparden werden in freier Wildbahn ca. 12 Jahre alt, während sie in Gefangenschaft bis zu 20 Jahre alt werden können - Wahu ist jetzt 16 Jahre alt. Ok, es ist sicher nicht das Gleiche, einen Leoparden in Gefangenschaft zu erleben, wie wir es im vergangenen Jahr in Botswana mehrfach erlebt haben. Dennoch ist es für uns ein großes Erlebnis, dieses prachtvolle Tier aus allernächster Nähe beobachten zu können und tolle Schnappschüsse schießen zu können.





Zweite Station ist das Informationszentrum der Africat-Foundation. Unser Guide erzählt uns zunächst einiges aus der Historie von Okonjima. Die Familie Hansen waren selbst Farmer und verloren pro Jahr zwischen 20 und 30 Rinder und Ziegen durch Raubkatzen. Es folgte eine unrühmliche Zeit, in der Okonjima in eine Hunting-Farm umgewandelt wurde und intensiv Trophy-Hunting betrieben wurde, jedoch erkannten die Hansens schnell, dass das Problem mit dem Abschießen von Leoparden nicht gelöst werden konnte. Im Gegenteil: In das „frei gewordene Revier“ abgeschossener Leoparden rückten zum Teil drei bis vier Leoparden nach und rissen noch mehr Nutztiere. Die Hansens erkannten, dass die Raubkatzen auch für „Öko-Touristen“ äußerst attraktiv sind und so begann der Aufbau des Reservats und gleichzeitig auch der Africat-Foundation.

Charles berichtet eindrucksvoll von den heutigen Konflikten zwischen Mensch und Raubkatze in Namibia. Ein großes Ziel des Projektes ist, die Lebensweise der Raubkatzen der Bevölkerung, insbesondere der jungen Generation, verständlich zu machen, um sie dadurch nachhaltig zu schützen. „Ein Farmer, der jedes Jahr zahlreiche Tiere durch Leoparden oder Geparden verliert, wird nicht dazu zu bewegen sein, den Naturschutz-Gedanken für Raubkatzen zu verinnerlichen, aber vielleicht können es deren Kinder!?“

Charles erklärt, „Africat“ bedeute nicht nur, „Katzen in Afrika“ sondern sei zudem ein Wortspiel, das die Philosophie des Projektes deutlich macht: „A-free-Cat“ soll signalisieren, dass sich alle in Okonjima lebenden Katzen mehr oder weniger in Freiheit bewegen können. Wir erfahren eine Menge über die Lebensweise von Geparden und Leoparden, aber auch über die brutalen Methoden der Farmer, die Tiere zu fangen und/oder zu töten. Angeschlossen ist eine von der Stiftung finanzierte moderne Klinik, in der Raubkatzen behandelt werden können. Jedes Tier des Reservats wird einmal pro Jahr eingefangen und in der Klinik untersucht. Alle Besucher können das Projekt unterstützen, in dem sie zum Beispiel Paten eines Tieres in Okonjima für ein Jahr werden.

Die meisten Teilnehmer der italienischen Gruppe sind wieder einmal der englischen Sprache nicht mächtig, so dass sie schnell das Interesse an der interessanten und mitreißenden Darstellung unseres Guides verlieren. Es ist immer wieder erstaunlich, dass junge Menschen, die aus dem südlichen Europa kommen, kaum englisch sprechen oder wenigstens verstehen können!

Da die Sonne langsam untergeht, möchte Charles uns unbedingt noch Geparden in einem vier Hektar großen Areal zeigen. Die vier Geparden haben ihre Mutter im Alter von unter einem Jahr verloren. Dennoch hofft man, dass sie bereits zu Jagen gelernt haben – eine Grundvoraussetzung dafür, sie irgendwann auswildern zu können. Insbesondere müssen sie aber ein Gefühl für die Hierarchie im Tierreich verinnerlicht haben: Wenn sie in freier Wildbahn ihre Beute gegenüber Löwen oder Hyänen verteidigen und nicht das Feld räumen, hat in der Regel ihr letztes Stündchen geschlagen. Obwohl das Areal nicht besonders groß ist, brauchen wir eine gewisse Zeit, die vier Geparden aufzuspüren. Schließlich gelingt es uns aber doch noch und wir kommen in den Genuss, die prachtvollen Tiere eine ganze Weile aus nächster Nähe beobachten zu dürfen. Bei dem Anblick dieser Tiere, ist es uns immer wieder ein Rätsel, wie Menschen in der Lage sein können, diese fantastischen Kreaturen aus welchem Grund auch immer zu jagen.





Am Abend wird zunächst Bushbread im Potjie auf Holzkohle gebacken und anschließend Buschpizza! Corinna meint, „wenn das die Italiener nebenan wüssten, dann würden sie bei uns Schlange stehen“! Einen Teil unserer restlichen Lebensmittel können wir bei der Zubereitung verarbeiten - wie immer schmeckt sie einfach umwerfend!


30. April 2014 - Okonjima

Hyena-Tracking im Bush
Um 6 Uhr in der Frühe werden wir zum „Hyena- und Wilddog Tracking“ abgeholt (480 NAM $ p.P.). Die Raubtiere in Okonjima sind alle mit einem Peilsender ausgestattet. So kann man exakt ihren Bewegungsradius aufzeichnen und feststellen, wie sich die Tiere verhalten, ob sie jagen und ob sie dabei erfolgreich sind - eine wesentliche Voraussetzung für die spätere Auswilderung. Auf Okonjima ist dies die „Rehabilitationsphase“, die ausschließlich in dem 22.000 Hektar großen Reservat stattfindet. Wenn festgestellt wird, dass die Tiere nicht jagen und abmagern, werden sie zurück in die kleineren Areale geholt und von Africat versorgt. 85 % der Tiere schaffen aber den dauerhaften Sprung in das große Reservat oder gar zurück in die Wildnis. Letzteres ist allerding nie ganz problemlos möglich, da immer ein geeignetes Areal für das Tier gefunden werden muss. Ein Farmer wird kaum freiwillig zustimmen, dass ein Leopard oder Gepard auf seinem Grundstück ausgesetzt wird!

Die Bemühungen, ein Signal zu empfangen, sind zunächst nicht von Erfolg gekrönt. Immer wieder steigt einer der beiden Guides auf die Motorhaube, um eine erhöhte Position zu erhalten. Die Peilsender können auf einer Entfernung von fünf bis sieben Kilometern Signale empfangen, je nachdem wie hoch das Gras steht und wie eben das Gelände ist. Im Reservat gibt es einen hohen stählernen Turm, den unsere Guides ansteuern. Sie besteigen den Turm und empfangen tatsächlich von dort aus ein schwaches Signal einer Hyäne.



Wir folgen dem Signal durch unebenes Gelände. Das „Klicken“ des Peilsenders wird allmählich deutlicher. In der Nähe der Parkgrenze müssen wir unseren Weg zu Fuß fortsetzen. Unser Guide gibt uns einige Sicherheitshinweise zu etwaigen Begegnungen mit Leoparden und Schlangen. Im „Gänsemarsch“ bewegen wir uns nun hinein in den dichten Busch. Auch hier gibt es die sogenannten „Wait a bit“ Büsche, Akazien, die mit fiesen Widerhaken-Dornen versehen sind und den Wanderer zum anhalten zwingen, wenn man sich darin verfängt – eine schmerzhafte Angelegenheit, wenn sich die Dornen in die nackte Haut bohren! Die Signalstärke nimmt jetzt hörbar zu. Unter einem Busch finden wir frischen Hyänen-Dung – irgendwo in der Nähe muss sich die Hyäne aufhalten. Kaum sichtbar nimmt unser Guide in einem dichten Gebüsch eine Bewegung wahr. Da ist sie, ein Prachtexemplar einer Tüpfelhyäne. Unser Guide erklärt, das sei „Pooh“, ein 15 jähriges Männchen. Nur für einen Wimpernschlag ist Pooh zu sehen, nicht einmal lange genug für einen schnellen Schnappschuss! Wir nehmen die Suche erneut auf. Zehn Minuten später spüren wir Pooh dann doch noch auf. Er ist extrem scheu und von der nächtlichen Jagd sicher erschöpft. Dieses Mal gelingen uns einige schöne Schnappschüsse – unsere „Jagd“ war heute erfolgreich!



Schließlich lassen wir Pooh zu seinem wohl verdienten Schläfchen kommen und machen uns auf den Rückweg zum Auto. Wieder einmal stellen wir fest, dass eine Pirschtour zu Fuß durch den Busch ein unwiderstehliches Erlebnis ist und eine ganz andere Dimension eröffnet, als wenn man sich in einem Safari-Fahrzeug auf Game-Drive befindet.

Zurück im Camp frühstücken wir zunächst und treffen dann einige Vorkehrungen für den morgigen Rückflug, wie zum Beispiel Taschen packen, Reifendruck anpassen für die Fahrt auf Asphalt (2,5 Atü) etc. Direkt oberhalb des Pools befindet sich das Day-Visitor-Center, wo wir unsere Rechnung begleichen, Frühstück für Morgen früh im Main-Camp ordern und zudem uns nach der Möglichkeit erkundigen, die Bordkarten auszudrucken. Die hilfsbereite Angestellte organisiert für uns alles Notwendige – wir können die Bordkarten zum Main-Camp mailen lassen, wo wir sie dann morgen früh in Empfang nehmen können.

Unseren letzten Nachmittag in Namibia verbringen wir am schönen Pool. Paviane oben auf dem Felsen machen ein Heidenspektakel und kommen dem Pool-Kraal langsam aber sicher immer näher. Wahrscheinlich nehmen sie hier um diese Zeit immer ein kleines Bad, da sich alle Gäste in der Regel auf Game-Drive befinden. Daraus wird heute nichts – heute besetzen wir den Pool!



Was wäre ein letzter Abend in Afrika ohne einen Sonnenuntergang? Zunächst erledigen wir unser Online-Check-In am Day-Visitor-Center – unterwegs begegnet uns eine winzige Baby-Schlange, die sogar Corinna süß findet - und besteigen dann den „kleinen“ Aussichtsberg. Der Pfad ist ziemlich steil und unwegsam. Kurz vor dem Gipfel müssen wir uns gar unseren Weg durch dorniges Gestrüpp bahnen. Oben warten bereits zwei Game-Drive Fahrzeuge, deren Kunden die bequeme Variante gewählt haben. Der afrikanische Abendhimmel präsentiert sich in einem würdigen Licht und insgeheim schwelgen unsere Gedanken in diesem Moment bereits der nächsten Destination in Afrika entgegen – derzeit stehen bei uns Zambia oder Zimbabwe hoch im Kurs!



Den Abend beschließen wir mit einem Braai an unserem Campfire und stoßen mit einem Gläschen südafrikanischen Chardonnay auf unsere tolle Namibia-Reise an!


1./2. Mai 2014 - Von Okonjima nach Windhoek und zurück nach Deutschland

Abschied aus Afrika
Wir haben unser letztes Frühstück im Main-Camp von Okonjima gebucht (150 NAM $). Es gibt Eierspeisen nach Wahl, Joghurt mit Früchten, sowie eine Käse- und Wurstauswahl. Das Main-Camp ist geschmackvoll eingerichtet und auch die Chalets liegen sehr idyllisch – sie haben allerdings auch einen stolzen Preis. Vereinbarungsgemäß bekommen wir vom Camp-Manager unsere Bordkarten ausgehändigt. Dann geht es auch schon auf unsere letzte Etappe. Zwei sehr relaxte junge Schakale am Wegesrand schauen zu uns hoch, als wollten sie sagen: „See you soon in Africa“!



Überpünktlich treffen wir am Flughafen nach knapp dreistündiger Fahrt ein und übergeben unser Fahrzeug Gavin von Bushlore. Unsere kleine Delle an der Stoßstange, die wir uns bei einer Durchquerung eines Trockenriviers eingehandelt haben, ist durch unsere Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung abgedeckt und somit ist die Abwicklung erneut völlig stressfrei. Wir können immer wieder nur betonen, dass für uns keine andere Autovermietung als Bushlore in Afrika in Frage kommt! Alle Flüge verlaufen planmäßig, so dass wir am nächsten Morgen um 7 Uhr in Hannover landen.

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Anhang:
Meine weiteren Reiseberichte und Videos im Namibia-Forum:
Video für Afrika-Infizierte - Western Cape, 10. Juni 2016
Der Fynbos Trail - ein Natur-Trekking Erlebnis - 05. März 2016
Video Namaqualand, Richtersveld & Sossusvlei u.a. - 18. Oktober 2015
Blühende Wüste - Namaqualand - 17. Oktober 2015
Video: Baines Baobabs "Night & Day" - 14. Juli 2014
April 2014: Kaokoveld + Caprivi mit dem 4 x 4 - 12. Mai 2014
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27 Mai 2014 10:01 #338657
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  • freshy am 27 Mai 2014 10:01
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Hallo Reinhold,
danke für die wunderschönen Fotos und den informativen Bericht. Uns interessiert insbesondere die Strecke ab Opuwo bis in den Caprivi-Zipfel. Ich werde diesen Teil nochmals sorgfältig lesen und würde bei Fragen auf dich zukommen, wenn ich darf.
Ich frage mich inzwischen, ob man Opuwo umgehen könnte (höchstwahrscheinlich nicht), denn auch Clamat beschrieben die lästige Anmacherei. Wir hatten das in Keetmanshoop und fanden es scheußlich.

LG freshy
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03 Jun 2014 08:34 #339698
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Hallo freshi,
Opuwo ist unvermeidlich, wenn man nach Epupa möchte. Im Prinzip kann man der "Anmacherei" ein bisschen aus dem Weg gehen, wenn man die große Tankstelle an der Kreuzung nicht anfährt, sondern die Einsäulen Tankstelle auf dem Weg nach Epupa, fast am Ortsausgang. Hier gibt es keinerlei "Wegelagerei". Ansonsten ist das Multi-Kulti treiben in Opuwo auch ganz interessant. Uns Europäern kommt es sehr schräg vor, wenn eine nackte Himbafrau im Supermarkt mit einer Cola-Flasche in der Hand steht und ihren Einkauf tätigt, als sei es das normalste der Welt. Wenn man Opuwo auf sich wirken lässt, kann es sehr interessant sein!

Falls du noch Fragen hast, jederzeit gern!

LG, Wolfram
Meine weiteren Reiseberichte und Videos im Namibia-Forum:
Video für Afrika-Infizierte - Western Cape, 10. Juni 2016
Der Fynbos Trail - ein Natur-Trekking Erlebnis - 05. März 2016
Video Namaqualand, Richtersveld & Sossusvlei u.a. - 18. Oktober 2015
Blühende Wüste - Namaqualand - 17. Oktober 2015
Video: Baines Baobabs "Night & Day" - 14. Juli 2014
April 2014: Kaokoveld + Caprivi mit dem 4 x 4 - 12. Mai 2014
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03 Jun 2014 14:30 #339756
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  • Sonnenklar am 03 Jun 2014 14:30
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Hallo Reinhold

Ein super spitzenmäßiger Reisebericht , sehr interessant.
Wunderschöne Bilder und ein sehr schönes Video.
Wir werden auch noch in diesem Jahr 4 Wochen nach Nord Namibia und Botswana Reisen..
Ich werde deinen Reisebericht nochmals durchlesen , wenn sich bei mit Fragen auftun , falls Du es zulässt , eine kurze PN schicken.

Einfach SUPI

Vielen Dank das Du mich auf Deiner Reise mitgenommen hast.

LG CHIRS
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04 Jun 2014 14:19 #339891
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Hallo Chris,
freut mich, dass dir unser Reisebericht gefallen hat. Falls du weitere Fragen hast, jederzeit gerne!!! Schon einmal von uns der Tipp: Nehmt euch nicht zu viel vor, Namibia ist riesig! Wir hätten mit unserem individuellen Reisetempo beide Länder nicht in einer vierwöchigen Reise machen können!
LG
Wolfram
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04 Jun 2014 15:52 #339912
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  • lisolu am 04 Jun 2014 15:52
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Hallo Reinhold,

Ein wirklich interessanter und extrem informativer Reisebericht. Habe alles im Schnelldurchgang gelesen, weil unter Zeitdruck.
Aber ich werde noch einmal in Ruhe alles nachlesen, es sind doch so einige unserer Wunschdestinationen dabei, besonders Deine Schilderung über Mount Etjo hat mich neugierig gemacht, das hört sich sehr einladend an.

LG
Lisolu
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