THEMA: Keine Löwen in Etosha - Wiederholungstäter
18 Mai 2013 12:00 #288825
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Hallo liebe Forengemeinde
Danke für die vielfältige Unterstützung hier im Forum, besonders bei der Vorbereitung der letzten Reise!

Im August 2012 waren wir zu dritt mit Mietwagen und Dachzelt in Namibia und im KTP unterwegs. Das ist zwar schon eine Weile her, wer aber grad noch ein wenig in den Vorbereitungen für dieses Jahr steckt sucht vielleicht noch etwas Zerstreuung ;-)

Die Bilder aus diesem Urlaub sind unter www.eissner-dresden.de bereits seit längerem online. Dort gibt es natürlich auch Bilder der ersten Namibia-Reise, deren Reisebericht gab es als Ein Ersttäterbericht... ;-) auch schon hier.

Unsere Strecke führte unter anderem
ins Red Dune Camp, die Wildernes Camps des KTP, über die D707 nach Koiimasis, auf den Isabis 4x4 Trail, an Orte wo man sich beim Duschen vor Flugzeugen in Acht nehmen muß und ... (letztlich auch wieder zurück :laugh: )

Dabei lernten wir viele wichtige Dinge, z.B. über die Bedeutung von Seife über die Handhygiene hinaus :woohoo: oder das Löwen scheinbar doch wählerisch sind wen sie fressen, das Trockenzeit nicht bedeutet es würde nicht regnen und vor allem, das es hundekalt wird im sonnigen Süden ;)


Teil I - Prolog

Die Geschichte dieser Reise beginnt natürlich bereits viel früher. Vielleicht auf jenen letzten Kilometern vom Waterberg zurück nach Windhoek 2010? Vielleicht aber auch schon auf den Kilometern der ersten niedrigen Kalahari-Dünen auf unserer ersten Namibiareise am zweiten Tag. Es gibt Landschaften, die behält man im Herzen, und davon gibt es einige, die lassen einen auch nie wieder los.

Aber konkret wurde es natürlich doch erst deutlich später.
Dieser Reisebericht besteht zumeist aus den Aufzeichnungen meines Reisetagebuches.

Vorbereitungen – Der Prolog

Diesmal wollte ich mich um Alles selbst kümmern. Besonders als Fotograf kommt man mit Lösungen von der Stange ja leider nicht weit. (Und eine fertige „Fotoreise“ käme für mich, noch dazu mit Familie, auch eher nicht in Frage!) Viele meiner Vorstellungen und Pläne waren durch das Namibia-Forum (www.namibia-forum.ch/) geprägt und natürlich von den Erfahrungen unserer ersten Afrikareise.

Das wir wiederkommen würden stand schon fest, noch bevor wir 2010 wieder zurück aus Namibia waren. Die konkreten Vorbereitungen starteten natürlich erst etwas später – wenn auch immer noch viel früher als je zuvor. Verrückt gemacht vom Internet, in dem es immer wieder geheißen hatte, die tollen Plätze und die preiswerten Autos wären über ein Jahr im Voraus ausgebucht, begannen Planung und Reservierung … nach der Rückkehr aus einem leicht desaströsen, verregneten Dolomitenurlaub, ein Jahr vorher. Die erste Anfragemail datiert vom 2.7.2011, die letzte Bestätigungsmail vom 2.7.2012.

Dabei gab es einige denkwürdige Anekdoten:

Spannend wie ein Online-Game – Buchung im KTP
Nicht die ersten, aber die auf jeden Fall spannendsten Reservierungen betrafen die Wildernescamps im KTP (Kgalagadi Transfrontier Park – Können sie nicht aussprechen? Macht nichts, nicht mal die Einheimischen waren sich einig, wie es denn nun wirklich gesprochen werden soll.).
Genau elf Monate im Voraus öffnet die Buchung für die Chalets und beängstigend schnell sind dann einige Termine ausgebucht. Zwei Monate vorab verfolge ich diese Entwicklung. Dabei fällt mir immerhin auf, dass man eine Anmeldung braucht, um buchen zu können. Diese Anmeldung kann ich wenigstens schon vorab erledigen. Natürlich lauern auch da schon die ersten Tücken – wenn man etwa die Passnummer als Identifikation angeben soll – der Pass dann aber gar nicht mehr gültig sein wird, man den neuen aber erst in Ruhe über den Winter beantragen möchte. (Ich habe die Nummer meines Ausweises angegeben, den hätte ich ja mitnehmen können und habe die Nummer später per Mail ändern lassen. Und, um es vorweg zu nehmen, gefragt hat nach dieser Nummer nie wieder Irgendwer.) Mein ursprüngliches Traumziel Biterpan gebe ich in dieser Zeit dann doch wegen des Gruppengrillplatzes auf. Zu hoch ist mir das Risiko einer lärmenden Horde Buren. Damit fällt aber auch die lange 4×4 Strecke weg, um die es mir ja eigentlich ging. Da die Übernachtungstermine im August liegen, würde die Buchung am 1. September möglich werden. Schon in der Nacht bin ich das erste Mal auf der Seite, da sind die Buchungen aber noch nicht freigegeben. Kurz nach 6 Uhr dann ein neuer Versuch – jetzt geht es! Ich buche die beiden Wildernescamps mit je zwei Hütten. (Die Hütten dürfen jeweils nur mit maximal 2 Personen belegt werden.) Das klappt soweit wunderbar. Gegen Mittag kann ich mir nicht verkneifen, noch mal nachzusehen. Zu diesem Zeitpunkt, also nach sechs Stunden, sind die ersten Termine im August schon ausgebucht.

Heiß begehrt und schnell ausgebucht – die 4 Chalets im Urikarus Camp

Reibungsloses Business mit Südafrika mit echt gutem Webservice. Man darf nur nicht vergessen, die Anzahlung und rechtzeitig die vollständige Zahlung zu veranlassen, da diese Zahlungen nicht automatisch gebucht werden.

Air Namibia – Das Abenteuer beginnt schon am Boden
Auch die Buchung des Fluges hielt spannende Momente bereit.
In der Ansicht, dass die Flugpreise kurz nach Buchungseröffnung am billigsten sind und sich dann, wenn das preiswerteste Kontingent ausgeschöpft ist, verteuern würden, will ich auch hier so schnell wie möglich buchen. In der Meinung, auch das wäre direkt bei der Fluggesellschaft am preiswertesten (solange man keine ganze Reise bucht zumindest), will ich das auch direkt bei Air Namibia tun. Dann wieder die Frage: billigste Kategorie oder doch 30€ mehr und dann stornierbar? Beim Buchen plötzlich die nächste Überraschung: wieder die Passnummern! Also doch nun gleich einen neuen Pass für mich. Dann kann ich endlich, mit neuem Pass, beginnen, Tickets zu buchen. Irgendwann landet man aber von der .de Seite der Air Namibia bei einem anderen Dienstleister und die Texte werden englisch. Okay, wenigstens die Preise sind noch in Euro – bis zur letzten Bestätigung, dann sind‘s plötzlich Namdollar und damit fallen auch noch 58 € Auslandseinsatz bei der Kreditkarte an.

Noch was zum Thema Flug?

Gern: Beim Zusammenstellen der Reiseunterlagen Anfang Juni plötzlich das kalte Entsetzen. Rot prangt der englische Hinweis auf der Buchungsbestätigung, man müsse unbedingt die Kreditkarte, die bei der Buchung angegeben und belastet wurde, beim Abflug vorlegen, sonst bekäme man keine Tickets.
Passengers are required to bring the credit card used to purchase the ticket(s) with their travel documents to the airport on the date of departure, as it is required for verification.
Nur, die Karte ist wegen eines Mißbrauchsverdachts längst gesperrt und umgetauscht worden. Panisch suche ich zunächst, ob die ungültige Karte noch irgendwo auffindbar ist. Fehlanzeige, treu und brav zerschnitten, als die neue kam. Kaltes Grausen! Gut – Fluggesellschaft anrufen, das sollte sich doch noch regeln lassen. Dort piepst mir aber nur noch das Fax ins Ohr. Also doch eine E-Mail mit dem bangen Warten auf Antwort. Nach dem Absenden fällt mir auf, dass es noch eine andere, eine 180er Nummer gibt. Also damit ein Versuch. Es meldet sich auch gleich Jemand, eine nette Ansage mit dem Hinweis auf die Geschäftszeit bis 18:00 Uhr. Dafür ist es inzwischen eine gute halbe Stunde zu spät. Das hat ja schon Hummeldumm-Züge! Am nächsten Mittag die Antwortmail im Posteingang: „Sie müssen die Kreditkarte nicht vorlegen.“ So weit so gut.

Alles gut? Keine Sorge, soweit sind wir noch lange nicht! Die Tickets gebucht mit Rail&Fly inklusive, aber da war doch was mit irgendwelchen Nummern für die DB? Richtig, die „Pick-Up-Nummern“, für jede Richtung und Person eine. Diesmal folgt ein netter Mailverkehr mit Windhoek und, für afrikanische Verhältnisse fast augenblicklich, bekomme ich meine Nummern. Da fragt man sich nur, wie kommt der an seine bezahlten Nummern, der nichts davon weiß und nach Windhoek mailt?

Da wir zu dritt auch gern beieinander sitzen würden, will ich auch Plätze reservieren. Das Netz und das Namibia-Forum sind auch da voll von verschiedenen Tipps und Erfahrungen. Also wieder Mail nach Windhoek. Da tut sich nichts, okay das ist Afrika, noch eine Mail gesandt und es klappt auch mit den Plätzen, auch ohne weitere Gebühren.

Kleiner Kreditkartenexkurs: Wenn man von Deutschland in den Skiurlaub nach Südtirol fährt, tankt man in Deutschland und Österreich und abends bezahlt man die Liftpässe in Italien. Alles natürlich in Euro – trotzdem reichte es zu einem automatischen Betrugsalarm bei der Bank, weil die Karte innerhalb kürzester Zeit in mehreren Ländern eingesetzt worden war! Schwups sitzt man mit gesperrter Kreditkarte da. Und weil das schon mehrfach passierte – man bestellt ja bisweilen im Netz auch für Pfund, hat regelmäßige Buchungen in Dollar und kauft in Deutschland ein, tauscht die Bank auch flugs mal die Karte. Kein Problem, wenn nicht… dann aus Südafrika die böse Mitteilung käme, meine Buchungen würden innerhalb von 24h storniert, wenn ich nicht meine Bonität mit einer funktionierenden Kreditkarte wiederherstellen würde. Weil just zu diesem Zeitpunkt eine weitere Stufe der Anzahlung fällig geworden wäre.

NWR – Update in progress but never up to date
Was Namibia zu einem wunderbaren Reiseziel macht, ist auch, wie herrlich unkompliziert dort die Unterkünfte per Mail zu buchen sind. – Alle? Na fast alle. Nur mit den von namibia wildlife resorts betreuten (staatlichen) Nationalparkcamps ist es da etwas anders. Die Webseite, über die man buchen kann, gibt nur Datumswerte bis Ende 2011 her, 2012 ist nicht vorgesehen. Also einfach mal mutig meine Wünsche gemailt (Anfang August). Einen Tag später:
„Your booking has been confirmed as requested, however we are unable tosend you the booking number/confirmation due to the system upgrade.…Should you have further queries, please do not hesitate to contact me. Many thanks and best regardsIsabell“ (Name geändert)
Na bitte geht doch! Nach einer kurzen afrikanischen Weile frage ich im November dann doch noch einmal nach.
„Thank you for the e-mail. Isabell is no longer working for NWR. The bookings are done. We are not done with the system upgrade yet, once it is done we will forward your booking confirmation.“
Inzwischen habe ich aber ohnehin schon kalte Füße bekommen und die drei Übernachtungen auf den NWR-Campsites (Sesrim und Okaukuejo) noch einmal über eine Agentur (namibiareservations.com) in Auftrag gegeben. Witzigerweise bekomme ich von dort prompt den Hinweis, das jemand mit meinem Namen bei der NWR bereits direkt gebucht hat. Über Namibia Reservations klappt die Abwicklung problemlos – oder zumindest fast, denn hier klemmte es dann auf deutscher Seite. Als sich nämlich bei der vollständigen Bezahlung herausstellt, dass die hinterlegten Kreditkartendaten nicht mehr valid sind (siehe Kreditkartenexkurs), und ich eilig eine alternative Karte hinterherfaxen muss. Die Doppelbuchung per Storno aufzulösen, war mir letztlich übrigens zu riskant, weil ich nicht riskieren wollte, dass die Buchung mit gleichem Namen beide irrtümlich storniert werden. Letztlich war auch nur Sesrim betroffen, Okaukuejo blieb im endlosen Update der Buchungssoftware verschollen.

Bei allen kleineren Schwierigkeiten, die für einige aufregende Momente sorgten, möchte ich hier aber eine Lanze brechen für individuelles Buchen in Namibia. Bis auf die geschilderten Ausnahmen ging es wunderbar reibungslos und unkompliziert per Mail und Fax!

Teil II folgt

Bilder unter www.eissner-dresden.de
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Fotos und mehr: eissner-dresden.de / gipfelbuch.de
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18 Mai 2013 14:52 #288841
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Teil II

4. August, Dresden, Vorabend

Nun stehen die Taschen im Wohnzimmer, nur das Handgepäck muss noch verteilt werden. Gerade das ist wegen der umfangreichen (und schweren) Fotoausrüstung aber immer ein besonderes Problem! Wie die Jahre vorher ist das Projekt „Packliste“ natürlich nicht rechtzeitig fertig geworden. So wandert letztlich alles wieder nach bestem Gefühl in die drei großen Taschen.

5. August, Dresden, Anreise

Morgens bin ich noch etwas aufgeregt, kurz nach 7 Uhr gibt es ein Balkonfrühstück. Letztes Sachenpacken, immer wieder im Zweifel ob diese oder jene Kleinigkeit noch mit soll oder schon eingepackt ist oder, oder, oder… Neun Uhr fünfzehn geht es endlich mit dem Taxi zum Bahnhof. Die Fahrt mit dem ICE ist wieder eine Tortur. Irgendwie ist es wie in einer grottigen RTL-Sendung. Eine leicht unterbelichtete Familie reicht, um den ganzen Wagon zu unterhalten! Endlich in Frankfurt beginnt der Check In bei Air Namibia früher als ursprünglich ausgewiesen, so wird die Wartezeit weniger anstrengend als gedacht. Die sorgsam dokumentierten e-Ticket-Nummern brauchen wir nicht, wie versprochen auch die Kreditkartendaten nicht. Pässe auf den Tresen und das war´s.

6. August, Windhoek, Ankunft

Die Landung und die Einreise sind gewohnt unspektakulär. Im Ankunftsbereich hat sich eine große Traube gebildet. Jetzt wird’s spannend. Vor über einem Jahr hatte ich das Auto bestellt, inklusive Abholung. Später noch mal übermittelt, mit welchem Flug wir kommen würden, mehr nicht. Keine großartigen Bestätigungsformulare, Buchungsnummern oder Anzahlungen. Ich suche in der Masse der Pappschilder-haltenden Abholer zunehmend verzweifelt nach unserem Namen. Erst nach meiner fünften Ehrenrunde taucht das Schild etwas im Hintergrund auf. Ich melde mich kurz bei dem älteren Schwarzen, dann gehe ich erst mal zum einzigen Geldautomaten. Mit der Botschaft, sie würden auch dann kein Geld bekommen, wenn sie es noch mehrmals versuchen mit ihren EC-Karten, der Automat akzeptiere nur Visa, komplementiere ich das Pärchen vor mir vom Automaten weg. Erwartungsgemäß spuckt das Terminal Rand aus. Gut so, sonst hätten wir uns auch noch darum in Windhoek kümmern müssen. Das Taxi, das uns nach Windhoek zum Fahrzeugverleih bringt, ist ein reichlich klappriges Teil mit gesprungener Windschutzscheibe. Der Hof des Verleihs ist winzig und mit drei Hiluxen voll ausgelastet. Das hatte ich mir größer vorgestellt. Zwischen einem uralten und einem halbwegs aktuellen Modell steht „unser“ Auto. Außen voller Spuren treuer Dienste in hartem Gelände und innen so abgewohnt, dass mir heftige Zweifel kommen, ob ich nicht unseren Urlaub schon hier in den Sand gesetzt habe. Auf dem Kilometerzähler leuchtet eine pralle 0 des Tageskilometerzählers. Die Schonbezüge über den Sitzen sind nicht schmutzig aber auch schon so verwohnt, dass sie die völlig durchgesessenen Sitze nur noch notdürftig tarnen. Wir bekommen eine Einweisung mit Tipps zu verstopften Dieselfiltern und ausfallenden Batterien. Bei der Art, wie die zusätzlichen elektrischen Einbauten verdrahtet sind, bin ich mir sicher, nicht mehr in Europa zu sein. Zwischendurch stelle ich mal die Cockpitanzeige auf den Kilometerzähler und mir bleibt der Atem weg. 365 000 Kilometer. Der Motorraum macht aber einen guten Eindruck und die aufgezogenen Reifen sind auch in gutem Zustand. Im Laderaum finden sich Tisch, Stühle und die übrige Campingausstattung. Nichts davon erweckt den Verdacht, nicht schon ausgiebig erprobt zu sein.

Keine Sorge vor (neuen) Steinschlägen im Lack – Schweller

Nicht ganz taufrisch – Mantel einer Bremsleitung

Im Büro bekomme ich neben einem Kaffee noch einmal einen ausführlichen Vortrag zum schlechten Diesel in Botswana und eigentlich überall, verbunden mit der Forderung, wir sollen auf alle Tankbelege das Kennzeichen schreiben und uns das vom Tankwart gegenzeichnen lassen. Der Mietvertrag ist englisch und weil wir ja eh keine Wahl haben, unterschreibe ich ihn ohne längeres Studium des Kleingedruckten. Der Kilometerstand bei Übernahme ist übrigens nicht darin vermerkt. Wir bekommen noch Unterstützung bei der Planung unseres Einkaufs in Windhoek und Tipps, wo wir die Permits für Sesrim und die Blutkuppe in Windhoek bekämen, die wären nämlich umgezogen. Tanken können wir gleich um die Ecke, der Tank wäre leer und so sollten wir das Fahrzeug auch zurückbringen. Das ist mir zwar nicht recht, lieber ist mir ‚voll bekommen, voll zurückgeben‘, aber das funktioniert mit einem Zusatztank ohne eigene Anzeige natürlich schlecht. Die Tankanzeige ist schließlich immer voll, egal ob ein oder 60 Liter im Zusatztank sind. Insgesamt fand ich die Einweisung ins Fahrzeug aber gar nicht schlecht, vor allem die Hinweise zu möglichen Defekten und was dagegen zu tun sein könnte. (Auch wenn wir später natürlich genau mit solchen Dingen zu kämpfen haben, die wir nicht besprochen hatten. ;-) ) Ebenso war die Bemühung um die Anschrift der neuen Residenz der Naturschutzbehörde für die Permits nett, auch wenn sie uns auf die falsche Fährte locken sollte. Aus den Resten früherer Reisender bekamen wir noch zwei Gaskartuschen für unsere Gaslampe. Ein paar zusätzliche Decken waren dann aber nicht mehr drin.

Schon beim Rausrollen entpuppt sich das Fahrzeug als lahmer Esel. (Vor allem im Gegensatz zum jüngeren Modell, das wir zwei Jahre vorher von Europcar hatten.) Der Tankstopp zwei Blocks weiter verläuft unspektakulär, auch wenn ich irgendwie mehr bezahlt habe, als beim besten Willen in die beiden Tanks hätte passen können :-/

Reichlich Stress machen wir uns anschließend beim Einkaufen. Immer in der Sorge, ja alles richtig zu machen, da wir ja die nächsten 10 Tage an keinem größeren Supermarkt vorbei kommen würden. Die (wenn auch etwas halbherzig) vorbereiteten Einkaufslisten haben wir natürlich irgendwo im Gepäck vergessen. Letztlich glaube ich, haben wir die Hälfte vergessen von dem, was wir hätten einkaufen wollen.

Der Tipp, das Ministerium sei umgezogen, stimmte und führte uns in eine bekannte Gegend, die Uhlandstraße. Das Ministerium war nun tatsächlich dort – nur Permits gibt’s nach wie vor am altbekannten Ort, Post Street Mall. Was mir aber erst nach einer Odyssee durch etliche Büros jemand erklären konnte. Also Umsetzen ins Parkhaus der Mall. (Dort kurzes Zweifeln an der tatsächlichen lichten Höhe mit Dachzelt – passte aber ohne Anschlag.) So kamen wir doch noch zu einem kurzen Stadtbummel. Eigentlich hätte man sich noch länger in Windhoek herumtreiben können, aber irgendwie sind wir alle ziemlich k.o. vom Flug und leicht entnervt. So machen wir uns recht zeitig bereits nach Ondekaremba auf den Weg. Die Fahrt zieht sich dann ganz schön in die Länge und ich bin heilfroh, kein entfernteres Ziel für den ersten Tag gewählt zu haben. Gegen Mittag sind wir auf der Farm und beziehen einen netten Doppelbungalow. Etwas antriebslahm organisieren wir uns. Technik aus den verschiedenen Taschen zusammensammeln, Lebensmittel und Ausrüstung möglichst sinnvoll verstauen und natürlich probeweise die Zelte aufbauen. Noch könnten wir schließlich (mit vertretbarem Aufwand) zum Verleiher zurück. Nach anfänglicher Skepsis nimmt das Puzzle dann doch die gewünschte Gestalt an und es bleiben auch nicht allzu viele Gestängeteile übrig. (Im Grunde ist das Aufbauen idiotensicher, das Zelt wird nach entfernen der Abdeckung einfach nur aufgeklappt. Etwas irritierend waren nur die unterschiedlichen seitlichen Abspannungsgestänge, da wir zwei verschiedene Typen von Dachzelten auf dem Auto haben.)

Aufbauprobe

Bei der Erforschung der Unterkunft stoßen meine Frau und mein Sohn auf Druckluft-Hupen und amüsieren sich köstlich darüber. Dass die angeschafft wurde, weil kurz vorher ein Überfall auf einen Bungalow stattgefunden hatte, der vom Haupthaus unbemerkt geblieben war, behalte ich aber bis zur Abreise lieber für mich ;-) .

Den Nachmittag verbringen wir mit nettem Smalltalk mit den Gastgebern und lesen. Die e-bookreader erregen nicht nur das Interesse der Gastgeber, sondern machen endlich auch ausschweifende Literaturauswahl ohne Gewichtsprobleme möglich.

Landschaftlich hat die Farm, zumindest in der unmittelbaren Umgebung, nichts zu bieten – aber das hatte ja auch niemand erwartet.


7. August, südwärts

Das Frühstück ist nett, ohne Höhen und Tiefen, bis auf den Milipap vielleicht, der es meinem Sohn echt angetan hat. Gegen 9:30 Uhr und damit etwas später als geplant, kommen wir weg, was aber weniger an unserer Trägheit als am Gespräch mit dem Gastgeber lag.

Ich finde es auch immer wieder nett, mit den Gastgebern ins Gespräch zu kommen und neben Neuigkeiten zum Land erfährt man auch immer wieder etwas über andere Farmen und Veränderungen. Diesmal zum Beispiel über die Milchpreisentwicklung der letzten 10 Jahre ;-) und natürlich den Umgang der Menschen miteinander. Dabei blieb auch der Begriff „Apostel“ für seine farbigen Farmmitarbeiter hängen, wegen der biblischen Vornamen.

Vor uns liegt die längste Etappe des Urlaubs, das ist in der Planung dann doch nicht optimal gelungen. Aber zwischen Windhoek und dem Red Dune Camp habe ich einfach nichts passendes gefunden. Gleich auf den ersten Kilometern, bei ungünstigem Seitenwind, fällt uns das starke Windgeräusch auf der Fahrerseite sehr unangenehm auf. Die Türen sind nach einem Unfall mal gerichtet worden. Ganz die ursprüngliche japanische Präzision hat man dabei, deutlich hörbar, nicht mehr erreicht.

In, genaugenommen um Dorbabis herum, verfahren wir uns. Die Abzweigung erschien irgendwie komisch. Die angegebene Tankstelle ist nicht zu finden, daher folgen wir irrtümlich noch ein Stück der Teerstraße. Was letztlich ein tüchtiger Umweg wurde. Dafür ist das Stück D-Straße mit endlos vielen Gattern eine schöne Abwechslung! Die Strecke hat ansonsten wenig zu bieten und von den Orten, durch die wir kommen, lädt keiner zum Verweilen ein. Stampriet hat einen Supermarkt, eine Tankstelle und eine ATM. Dort hätten wir noch einmal tanken sollen und Geld holen, aber es lungerten ein Haufen Leute herum und so dringend sah ich den Bedarf dann doch nicht.

Im Flusstal wird die Landschaft netter. Die Strecke bis zum Red Dune Camp zieht sich doch noch lange hin. Zunächst fahren wir am Haupthaus der Farm vorbei, alles sieht irgendwie sehr verlassen und gar nicht wie erwartet aus. Ein farbiger Hausangestellter findet sich dann aber doch, um uns zu begrüßen. „Die Betreiber sind in dringlicher Angelegenheit in Windhoek“, bekommen wir auf einem vorbereiteten Brief mitgeteilt. Wir bekommen den Weg zum Camp erklärt und kaufen noch Feuerholz. Der Weg zur Düne ist hübsch, allerdings erwischen wir die falsche Auffahrt und landen (zugegeben mit Müh und Not, nicht doch stecken zu bleiben) auf der Campsite 2. Auf der Skizze gezeigt hatte man uns aber die Campsite 1 und die ist bestimmt auch viel schöner, beschließt meine Frau. Also die Düne wieder herunter, nächste Auffahrt suchen und neuen Anlauf genommen. Das Auto quält sich ganz schön durch den tiefen Sand, aber wir schaffen es letztlich doch. Ich war einfach zu faul, den Luftdruck zu senken für die eine Düne. Dabei ist es in der „Bedienungsanleitung“ fürs Camp extra und nicht ganz grundlos, empfohlen worden. Letztlich halfen wohl auch die extrem grobstolligen Reifen. Mit viel Schwung allein war wegen der Kurve in der Auffahrt jedenfalls nichts zu machen.

Red Dune Camp

Die Campsite 1 ist eine tolle Anlage, auch wenn der Charme schon etwas bröckelt und einiges inzwischen der sanften Überholung bedürfte. Die Sundowner-Terrasse ist sehr schön, die Sperrholzplatten wellen sich aber schon so, dass man mit dem Stuhl etwas rücken muss, bis es passt. Aber was soll‘s!

Sonnenterrasse


Bad


und WC

Fotografisch ist allerdings wenig zu holen. Mein Sohn soll noch Englisch- Ferienübungen machen und es gibt die übliche Missstimmung dabei.

Das Feuer brennt sehr gut, da wir aber (Anfängerfehler) erst mit der Dunkelheit angezündet haben, braucht es bis zur Glut (und damit bis zum Essen) seine Zeit. Es gibt Knüppelkuchen, Fleisch und Bratwürstchen. Allerdings ist es inzwischen bitter kalt! Am Ende gibt es kaum etwas, was wir nicht anhaben.

Brai in der Feuerstelle – in dicken Wintersachen

Phänomenal ist natürlich der Sternenhimmel! (Dank der inzwischen omnipräsenten Telefonsendemasten ist es allerdings auch nicht mehr ganz frei von künstlichen Lichtern.) Gegen 21 Uhr flüchten wird dann vor der Kälte ins Zelt.

Der große Gaskocher taugt kaum zum Zahnputzwasser anwärmen, zum Kochen hat das Ding (bei der Umgebungstemperatur) nämlich reichlich wenig Leistung. Das sieht schlecht für den Morgentee aus :-/.


Raureif auf den Fahrzeugspuren und Holzflächen

8. August, Kalahari Feinfrost

Die Nacht ist kalt. Als ich in der Nacht mal ums Auto will, blakt der Vollmond vom Himmel und es ist fast hell genug zum Zeitunglesen.

Die halbe Nacht kämpfe ich mit mir, mich noch einmal aus dem Schlafsack zu schälen um Socken überzuziehen oder lieber im (halbwegs) Warmem zu bleiben. Faulheit siegt.

Morgens kann aber keiner von uns auf eine erholsame Nacht zurückblicken, es war deutlich unter 0°C kalt und die Matten des Dachzeltes isolieren genau so schlecht wie sie unbequem sind! Auf den Kämmen der Reifenspuren strahlt Reif im Morgenlicht und auch die Bretter der Gepäckablage sind mit einer Reifschicht überzogen. Mit klammen Fingern versuche ich, Teewasser heiß zu bekommen – ein schier aussichtsloses Unterfangen bei der schlechten Heizleistung des Gasgemischs. Es reicht gerade so für lauwarmes Granulatgetränk. Wir haben Frühstück unten in der Farm gebucht. Daher packen wir gleich zusammen und sind gegen 8:30 Uhr am Rollen. Hinab ist die Düne natürlich kein Problem.

Der Hausangestellte erwartet uns schon mit laufendem Kompressor, um wie angekündigt den Reifendruck wieder auf Schotterpistenniveau zu bringen. Da wir zum Ablassen zu faul waren, brauchen wir aber natürlich keinen Pumpservice und so schaltet er seinen Kompressor etwas irritiert wieder aus.

Der Frühstücksraum ist nett vorbereitet, aber wieder viel kälter als es inzwischen draußen ist. (Blöderweise habe ich meine dicke Jacke in der wärmenden Morgensonne oben im Camp schon weg gepackt.) Wir frühstücken lang und ausgiebig. So ist es schon 9:45 Uhr, als wir endlich loskommen.

Die Strecke bis Mata-Mata ist doch ganz schön weit, hier stimmt irgendwie meine Reiseplanung auch nicht ganz. Immerhin ist das letzte Stück landschaftlich wieder recht nett. An der Grenzstation ist nichts los und im Grunde sind auch alle sehr freundlich. Die Dame im Office neigt jedoch zur Bärbeißigkeit, als ich (Dummer Fehler!) scherzhaft den vielen Papierkram resümiere. Mit ein paar lobenden Worten über Land und Leute lässt sie sich aber besänftigen. Da war ich wohl so naiv gewesen anzunehmen, dass hier auf dem Landweg nicht genau der gleiche Papierkram erledigt werden müsste wie bei der Einreise am Flughafen.

Draußen werden wir am Auto noch nach Feuerholz gefragt, mit Blick auf den bis zur Decke chaotisch rappelvollen Laderaum verzichtet der Beamte aber auf eine Kontrolle.

Auf südafrikanischer Seite sind die Damen im Büro noch freundlicher. Der Papierkram ist zwar auch irgendwie nicht weniger, aber es ist unterhaltsamer. (Und ich trete mit ein paar scherzhaften Kommentaren auch nicht gleich in ein Fettnäpfchen.) Mit meinen Buchungen ist alles Okay und natürlich fragt wieder Niemand nach den bei der Buchung angegebenen Passnummer – der Name reicht. Gut, dass ich alles schon online bezahlt habe, auch die Parkgebühren, unsere Vorräte an Rand sind leider nicht so üppig.

„Namibia is one houre behind us.“ steht groß auf einer Hinweistafel – nein keine tiefer versteckter Sinn, zwischen den beiden Ländern herrscht einfach nur eine Stunde Zeitverschiebung wegen der Sommerzeit.

Kurz vor Mata-Mata hatte sich die Tankanzeige begonnen zu bewegen, der Zusatztank ist also leer. Da ich in Sachen Treibstoff kein Risiko eingehen will und wir den Tankstop in Stampriet verpasst haben, tanken wir hier. Diesel ist hier in RSA leider teurer (für die 70 Liter werde ich 900 Rand los) als in Namibia und das dezimiert auch unseren ohnehin schon begrenzten Bargeldvorrat weiter. Bei Tanken riecht es stark nach Diesel aber das beunruhigt mich hier noch nicht, ist an einer kleinen afrikanischen Tankstelle auch nicht wirklich ungewöhnlich.
Wir müssen anschließend noch etwas warten, bis der kleine Laden neben der Tankstelle nach der Mittagspause wieder öffnet und decken uns dort mit einigen Vorräten, besonders Fleisch und Holz für die nächsten Tage ein.

Begrüßungssträuße im KTP

Der KTP ist landschaftlich schön, mit seinem Revier, dem die Straße folgt. Löwen gibt’s natürlich nicht! Strauße, Gnus, Springböcke, Streifenhörnchen, Schakale, Löffelhunde und eine Eule sind die „Ausbeute“ der ersten Strecke im Park. Unser erstes Ziel im Park ist das Wildernescamp Urikaruus. Statt eines Zaunes rings herum stehen die Hütten auf Stelzen und sind alle Zugänge mit Drahttüren und Maschendraht gesichert. Das Auto findet seinen Stellplatz unter der Schlafhütte. Beim Ausladen fällt mir auf, das es immer noch deutlich nach Diesel riecht.



Urikaruus Wildernes Camp

Den Nachmittag verbringen wir entspannt auf der Sonnenterasse, viele Tiere gibt es aber leider nicht zu sehen. Auf dem Balkon der Küche gibt es einen Grill und man schaut auf das kleine, nachts beleuchtete, Wasserloch des Camps. Zur Blauen Stunde nach Sonnenuntergang kommt eine Giraffe und stellt sich recht fotogen zum Mond auf. Irgendwie bekomme ich es aber nicht rechtzeitig hin, mit dem Fotografieren und so zieht sie beleidigt davon und lässt mich ohne Giraffe-mit-Vollmond-Bild zurück.

Abendstimmung – Blick vom Balkon in Urikaruus

Im Schlafraum ist abends ein seltsames Fauchen zu hören – wie von Fledermäusen, wenn sie sich in ihren Felsrissen gestört fühlen. Zu entdecken ist jedoch, trotz intensiver Suche, kein Tier. Was soll‘s, für Schlangen wäre es ohnehin viel zu kalt! Die Nacht schlafen wir in den Betten besser als im Zelt, aber es wird wieder bitter kalt. So kalt, dass auch Bewegung draußen am Wasserloch Niemanden ernsthaft aus dem angewärmten Bett auf den hundekalten Balkon zu locken vermag. -6 °C kalt ist es in dieser Nacht!

Teil III ist in Arbeit.

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Fotos und mehr: eissner-dresden.de / gipfelbuch.de
Letzte Änderung: 20 Mai 2013 11:35 von Iven.
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18 Mai 2013 15:26 #288843
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Hallo Iven,

bei dem Mistwetter heute sorgte dein Bericht für gute Unterhaltung. Ich freu mich auf die Fortsetzung. Die Fotos sind ein Genuss.

LG Ina
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18 Mai 2013 21:12 #288858
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Sehr schöner Bericht - herzlichen Dank & ich freue michauf die Fortsetzung

LG DoNo
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20 Mai 2013 09:19 #288956
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Teil III

8. August, KTP

Das Frühstück wäre nett gewesen – wenn es nicht so kalt gewesen wäre! Die Nachbarn sind lange weg, während wir uns noch mühen, alles wieder ins Auto zu laden. Kurz nach 9 Uhr kann ich auschecken gehen. Alles ist verstaut und es kann losgehen. Hinten am Auto riecht es allerdings immer noch nach Diesel. Bei der abschließenden Kontrollrunde ums Auto finde ich zwar nicht den Grund für den Dieselgeruch, aber dafür hat der Reifen hinten links deutlich zu wenig Luft!

Fast platt, der Reifen hinten links
Ein kaputter Reifen ist ja an sich kein Problem, wir haben zwei Ersatzräder mit. Gibt’s dann noch einen Platten, ist es aber vorbei mit den Reserven. Man ist also gut beraten, sich umgehend nach einer Reparatur für jeden Reifendefekt umzusehen. Dazu sind wir derzeit aber an einer echt ungünstigen Stelle. Allein die nächsten Tankstellen und Kompressoren sind recht weit weg. Reifenwechsel im Nationalpark ist dagegen ein ganz spannendes Kapitel! Eigentlich darf man ja das Auto nicht verlassen und wenn man so zusammengekauert am Rad fummelt, passt man auch wunderbar ins Beuteschema der nichtmotorisierten Parkbewohner. Besonders prickelnd ist das, wenn hohes Gras oder Buschwerk bis direkt an den Straßenrand reicht. Dann kann der Löwe einem praktisch auf dem Schoß sitzen und man bemerkt es nicht rechtzeitig. Alles in allem ist so ein Reifenproblem also schon mal ein Ding zum leicht unruhig werden. Das war mir inzwischen auch ganz gut (und natürlich viel mehr als eigentlich angebracht) gelungen!

Mein erster Gedanke: Kompressor raus, messen und aufpumpen. Der Kompressor befindet sich in einer zerschlissenen Tasche überm Mitteltunnel zwischen Vorder- und Rücksitzen. Soweit habe ich mir das aus der Fahrzeugeinweisung gemerkt. Die Tasche ist in einem erbarmungswürdigen Zustand, aber das muss ja nicht für die Technik darin gelten. Zuerst fällt mir der Schlauch in die Hände. Das Manometer ist ganz offensichtlich kaputt. Damit entfällt schon mal der Teil ‚messen‘. Inzwischen hatte ich den Kompressor selbst auch aus der Tasche heraus. Der knall gelbe Schlauch sah zwar noch gut aus, der Anschluss wollte aber nach meinem Verständnis keinesfalls zum Anschluss am Kompressor passen. Jetzt war es mit der Ruhe endgültig vorbei! Die Rettung des leicht entnervten Europäers wurde der Parkmitarbeiter. Eigentlich auf dem Weg zur Reinigung der Unterkünfte, stöpselte er kompromisslos und beherzt Schlauch und Kompressor zusammen. Mit einem satten Klick rastete die Kupplung ein – ob ich mir das vorher nun so vorgestellt hatte oder nicht! Mein Sohn amüsierte sich köstlich darüber, wenn auch sicherheitshalber leise und mit etwas Sicherheitsabstand ;-) . Derart debütiert überließ ich unsere Rettung lieber weiter dem großen schwarzen Jäger. Am Ende hatten wir nicht nur ein aufgepumptes Rad, sondern auch noch sicherheitshalber dieses gegen das Reserverad unterm Heck gewechselt und mir war nichts zu tun geblieben, als zuzusehen und ein paar Radbolzen zu halten. Letztlich wollte er noch nicht mal ein Trinkgeld dafür sondern verabschiedete sich schnell und entschlossen zu seinem, durch uns deutlich in Verzug geratenen, Reinigungsjob. Über diesen freundlichen Service war ich schon sehr angetan!

Kurz vor 10 Uhr sind wir abfahrtbereit und machen uns auf den Weg durch den Park nach Nossob. In Nossob, da war sich das Internet sicher, gibt’s Löwen, mit Garantie! Die Strecke selbst ist aber eine Enttäuschung.

Die Kalahari, durch die wir fahren, um vom einen Revier ins andere zu kommen, ist öde, langweilig, unfotogen und absolut nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe, sondern nur eine hüglige Steppe. Selbst die paar Oryxe, die müde am Straßenrand entlang ziehen, können da nichts mehr retten. Das letzte Stück, wenn man wieder dem Revier folgt, ist wieder schöner. Insgeheim zweifle ich daran, ob dieser Urlaub ein Erfolg wird. Waren die Erwartungen einfach zu hoch? Sollte alles einfach viel zu perfekt sein? Hatte ich viel zu viel begeisterten Beschreibungen aus dem Internet geglaubt? Um noch eins drauf zu setzen, ist die Einfahrt nach Nossob durch die Elektrozäune und das Camp selbst eher deprimierend.

Staubig, unattraktiv und so ganz anders als die Camps in Etosha, nicht mal ein Wasserloch entdecken wir auf Anhieb. Was ich dafür entdecke, nach dem wir an der Tankstelle noch einmal die Luft in allen Reifen geprüft haben, ist eine feuchte Stelle am Zusatztank! Die Kante des Tanks ist ölig! Diesel! Sch…! Panik? Das ist nun nicht die Art von Nachricht, die ich gebraucht habe, um von meinen Zweifeln weg zu kommen!

Undichter Zusatztank
Der Zusatztank, unter dem das Reserverad hängt, ist undicht. Daher stammte also auch der Dieselgeruch. Beim Wechseln des Rades und jetzt noch einmal beim Luftprüfen habe ich das Reserverad bewegt und damit auch den Tank. Zieht man das Reserverad richtig fest, läuft der Diesel so, dass sich schnell Tropfen bilden. Die undichte Stelle ist irgendwo hinter der Aufhängung und der Diesel rinnt am Gestänge und am Tank entlang und tropft knapp am Auspuff vorbei. Das Rad zu locker lassen geht aber auch nicht, dann schwingt es und reißt beim Bremsen oder Beschleunigen noch mehr am Tank. Und das muss natürlich hier draußen am hinterletzten Ende passieren. Nach einem kurzen Verzweiflungsschub (so etwas passiert bei Problemen in der ersten Tagen des Urlaubs schon mal, man hat dann noch zu europäische Verhältnisse) resümieren wir die Lage mal nüchtern. Sobald der Zusatztank leer ist, kann da auch nichts mehr auslaufen und mit dem normalen Tank kommen wir auch hin. Der Reifen (jetzt Reserve) hatte in Nossob noch Luft, ist also eher ein schleichender Plattfuß, darum können wir uns also später in Keetmanshoop oder Aus kümmern. Bei näherer Betrachtung ist mir als Schaden ein klaffender Schnitt in der Reifenwand aufgefallen, noch nicht bedrohlich, aber so tief, dass der Reifen beim Walken dort möglicherweise Luft verliert. Das wäre natürlich blöd, weil es de facto ein Totalschaden wäre. Ich gehe davon aus, dass nur die Laufflächen geflickt werden, nicht aber die Seiten eines Reifens.

Mal abgesehen vom etwas trostlosen ersten Eindruck ist die Unterkunft einfach, aber sauber und nett. Am Nachmittag fahren wir noch einmal raus zum nächsten Wasserloch.




Dort gibt es ein paar Oryxe, in der Ferne einige Gnus und später noch Impalas, die aber nicht bis ans Wasserloch kommen wollen. Für mehr Unterhaltung sorgt der Vogelschwarm, der ständig zwischen Wasserloch und nächstem Baum hin und her schwärmt und dabei immer neue Anflugmanöver auf die Einfassung des Wasserlochs zeigt.
Zurück im Camp besuchen wir den Beobachtungsunterstand des Camps (den haben wir bei unserer Ankunft glatt übersehen). Dort sind allerdings mehr Menschen als Tiere davor.
Beim Kochen fliegt erst mal die Sicherung raus und wir hocken im Dunkeln. Der Sicherungskasten ist schnell gefunden, aber alle Schalter stehen auf ON. So weiß ich mir auch nicht anders zu helfen, als zur Rezeption zu gehen. Der Mann von der Rezeption löst das dann völlig unspektakulär, alles auf Aus und nun so lange alles hin und her, bis der Strom wieder da ist. Das scheint heute wirklich nicht mein Tag zu sein! Ein kurzer Abendspaziergang führt mich zu dem immer noch tierlosen Wasserloch. Da ich keine Lust habe, ersatzweise nur die Rotweintrinker neben mir zu beobachten, stapfe ich wieder zurück.
Den zurück eroberten und nur noch bis 21:45 Uhr vorhandenen Strom nutze ich ausgiebig, um alles Elektrische aufzuladen. Für die Nacht packen wir uns wieder dick ein, es scheint aber, als sei die Kältefront durchgezogen. Schon am Abend deutet sich an, dass es nicht mehr so kalt wird.


9. August

Um 5:45 Uhr weckt uns der wiederkehrende Strom im Haus mit dem laut anspringenden Kühlschrank und dem Zimmerlicht. Als später der Wecker fiept und ich ins Bad gehe, geht gerade die Sonne auf. So schultere ich die Fotoausrüstung und gehe noch einmal zum Unterstand. Das gute Licht ist allerdings schon fast vorbei und die wenigen Springböcke, die zum Wasserloch kommen, können auch nichts mehr retten.
Schakale am Wasserloch
Wir frühstücken spartanisch. Mit der Grillzange wedelnd über der Gasflamme des Kochers toaste ich ein paar Scheiben Weißbrot.
Das Verladen klappt inzwischen schon recht routiniert und so stehen wir schon kurz vor 9 Uhr an der Rezeption, um uns abzumelden. Im Laden kaufen wir noch etwas Fleisch, Bratwürste und Feuerholz.
Die Fahrt nach Süden Richtung Twee Revieren ist landschaftlich nicht gesegnet an Höhepunkten, allerdings natürlich auch keineswegs hässlich. Es zieht sich jedoch alles in die Länge. Ein paarmal umkurven wir die Grenzsteine zwischen Botswana und der RSA – wir kommen also ganz schön rum im Süden Afrikas :-D . Außer Oryxen und Springböcken gibt es kaum Wild an der Strecke. Am Abzweig nach Kieliekrankie sind schon von weitem etliche Autos zu sehen, davon eines mit geöffneter Motorhaube. Die Hauptattraktion aber liegt im Gras – 6 LÖWEN. :woohoo:

Netterweise liegen drei davon auch noch dicht am Straßenrand und für uns gibt es noch einen freien, fotofreundlichen Stellplatz. Die Weibchen liegen auf der gegenüberliegenden Seite weiter ab von der Straße gelangweilt unter einem Baum. Die Männchen rechts von uns geben sich doch ein wenig fotogener. An einem frisch gerissenen Schakal entwickeln sie keinen richtigen Appetit.

Mit dem Essen spielt man nicht?!

Löwenposten :unsure:
An dem Auto mit der offenen Motorhaube wird jetzt versucht, etwas zu reparieren. Dazu fummeln die Herren, in den Motorraum gebeugt, am Fahrzeug. Die Dame steht als Löwenposten in der Beifahrertür. Ich bin mir nicht sicher, wer schneller wäre, sie mit ihrer Warnung oder die Löwen mit ihrem Sprint. Höchstens 40 Meter trennen die Jäger vom potenziellen Futter. Und zumindest die beiden Herren geben schon eine fette, pardon, lohnende Beute ab.

Aufmerksame Beobachter – keine 40 m weiter
Ich denke, ich hätte mit meinem Reparaturversuch unter diesen Umständen ein wenig gewartet. Als einer der Löwen dicht an unserem Auto vorbei läuft, schließe ich dann auch lieber das Fenster. Ich bin mir nicht sicher, wie einladend wir hier im Futterregal sitzen, aus seiner Sicht ;-)


Es ist faszinierend, die Löwen so aus der Nähe beobachten zu können! Wir scheinen sie jedoch nicht ganz so zu faszinieren, nach einiger Zeit marschieren sie gemeinsam den Hang hinauf zurück in die Kalahari. Auch wir setzen jetzt unseren Weg fort, aus dem Flusstal hinaus in Richtung Kieliekranki. Die Landschaft ändert sich dramatisch, sobald wir das Tal verlassen. Statt der Kalahari, so wie man sie sich vorstellt, mit ihren parallelen niedrigen Dünen, breitet sich ein endloses unregelmäßiges Hügelmeer vor uns aus. Kaum vorstellbar, wie man sich hier als Fußgänger orientieren sollte. Abwechslungsreich kurvt die Straße durch die Hügel bis zum Abzweig zum Camp. Von der Zugangsseite sehen die 4 Chalets schon nett aus. Außer uns ist nur noch ein PKW hier. Den Host finde ich in seiner Hütte. Wir plaudern ein wenig, wobei er mir versichert, hier wäre es immer ein wenig wärmer als in Urikaruus. Das lässt uns mal auf einen milden Abend hoffen. Die Unterkünfte sind phänomenal gelegen, vom Balkon mit Feuerstelle öffnet sich ein atemberaubender Blick auf das endlose Hügelmeer der Kalahari. Ich denke, das hier gehört sicher zu den 10 schönsten Übernachtungsplätzen der Welt ;-) Allerdings ist es recht stürmisch, wobei wir uns fragen, ob der Sturm wärmere Luft oder die nächste Kaltfront mitbringen wird.
Der Tank ist immer noch feucht vom Diesel. Damit finde ich noch keine rechte Ruhe. Ich drehe den Hilux so, dass er nicht noch mit dem Tank bergab steht. Wir unterhalten uns noch einmal kurz darüber, dann entscheide ich mich, alle Sorgen mal beiseite zu schieben.
Am Nachmittag genießen wir die Ruhe auf der Terrasse, trinken Tee und essen Bisquit. Dabei krümelt es natürlich mehr oder weniger unvermeidlich. Dadurch angelockt, sammeln sich einige Vögel, die bisweilen auch recht dreist auf sich aufmerksam machen. Besonders einer mit nur noch einem intakten Bein – gewissermaßen der Long-John-Silver unter den Vögeln ;-)

Nach einer kurzen Diskussion, auf wessen Balkon wir nun grillen wollen, beim Sohn oder bei den Eltern, entscheiden wir uns für die elterliche Terrasse.
Die Sonne geht unspektakulär unter an diesem Abend, aber der Blick in die Weite ist großartig! Wir grillen das Fleisch aus Nossob und eines der Stücke ist richtig gut. Dazu gibt es Folienkartoffeln.

Der Abend ist sehr schön, zumal nach Sonnenuntergang auch der Wind einschläft und es recht mild bleibt.

weitere Bilder gibt es auf www.eissner-dresden.de
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Teil IV

11. August

Wie üblich müssen wir das Zimmer bis 9 Uhr geräumt haben. Ruhe am Morgen ist also nicht drin. Wir frühstücken, dann ist auch schnell das Auto eingeräumt und wir starten kurz nach 9 Uhr in Richtung Mata Mata.
Sobald wir wieder im Tal sind, gibt es auch wieder Tiere zu sehen. Neben den üblichen Oryxen, Straußen, Gnus und Springböcken fahren wir an einer Kolonie Erdmännchen vorbei. Toll! Die fehlten noch in unsere Sammlung ;-)






Etwas später ziehen drei Hyänen durch das Tal und kurz danach liegen doch wahrhaftig zwei Geparden faul mitten auf der Straße!
Der Park gibt sich auf den letzten Metern alle Mühe, sich gut von uns zu verabschieden!

In Mata Mata lassen wir den Reifendruck wieder auf Pistenniveau anheben, das Reserverad lass ich aber lieber unterm Tank hängen, ohne daran zu rütteln. Im Shop gibt es noch einige Kleinigkeiten, dann machen wir uns an den Grenzübertritt, zurück nach Namibia. Der check-out ist unspektakulär und schnell, die Damen sind wieder sehr freundlich. Ob wir Feuerholz dabei hätten, werden wir noch gefragt, die Namibier würden danach fragen. Nein, haben wir nicht mehr – glaube ich jedenfalls.

Auf Namibischer Seite ist wieder viel Papier zu beschreiben, nach Holz fragt (fast schon zu unserer Enttäuschung) jedoch niemand.

Zurück in Namibia drischt uns ein Südafrikaner mit Trailer eine gewaltige Ladung Splitt auf die Frontscheibe. Erstaunlich, dass er überhaupt Bodenberührung hatte bei dem Tempo. :-/ Es klirrt kräftig und ich bin erleichtert, dass ein prüfender Blick nur zwei kleinere Einschläge, aber keine größeren Schäden offenbart!

Richtig interessant ist die anschließende D-Straße quer (!) durch die Kalahari, die hier wieder so typisch ist mit ihren langen parallelen Dünen. So ist die Straße eine nicht enden wollende Wellenschaukel von Düne zu Düne. Mit dem Erreichen der nächsten größeren C-Straße ändert sich das Bild wieder. Wir folgen jetzt längs den Dünenkämmen, verlassen auch bald die Kalahari endgültig und kommen in die öde, staubige und stürmische Ebene.

Koes ist wenig einladend – allerdings ist wegen des im Sturm wirbelnden Staubes auch wenig zu sehen. Der Wind treibt zerfetzte Plastetüten vor sich her durch die Straßen und an machen Stellen bilden sich Staubwirbel. Die weite Ödnis zieht sich lang hin und erst auf den letzten 10 km vor dem Mesosaurus Fossil Camp, unserem nächsten Ziel, bekommt die Landschaft endlich wieder Strukturen.

Mesosaurus Fossil Camp
Es ist sehr stürmisch. Die Rezeption steht offen, der Schlüssel steckt, aber es ist niemand hier. Eine Weile warten wir, ohne dass sich etwas tut. Dann fahren wir hinter zu den Hütten, dort haben wir wenigstens ein anderes Auto gesehen. Wir treffen ein deutsches Pärchen mit Kind und kommen ins Gespräch. Sie hätten auch ins Bush Camp gewollt, es sei ihnen aber zu kalt und zu stürmisch gewesen. So hätten sie sich eine Hütte genommen.

Eine weitere Ewigkeit später kommt doch noch der Hausherr. Wir sollen einfach hinter fahren… gut, das hätten wir natürlich auch schon allein längst tun können.

Das Bush Camp liegt eigentlich nett. Die Sanitäranlagen sind etwas heruntergekommen, es gibt zwei Toiletten und eine Waschgelegenheit. Wahllos liegen einige Feuerringe im Sand umher und überall flächendeckend Tiermist (Schafe?) Der Sturm treibt den Sand umher und es ist leider nicht sehr anheimelnd. Meine Frau ist sehr enttäuscht. Das Camp zwischen den Köcherbäumen hatte sie sich doch anders vorgestellt und um ehrlich zu sein, mir geht’s auch so.

Wir fahren ein Stück des 4×4 Trails zwischen den Köcherbäumen und fotografieren. Die richtige Hochstimmung will aber nicht mehr aufkommen. Der Wind wird inzwischen eher heftiger und wir entscheiden uns, unten doch lieber nach einer Hütte zu fragen. Unten wiederholt sich jedoch das Spiel vom Mittag, es ist natürlich niemand mehr da. Wir fahren mal bis vors Farmhaus und wieder zurück. Das lockt dann endlich den Sohn des Farmers an (der wohl primär ohnehin für die Unterkunftsbewirtschaftung zuständig ist). Er stimmt mit uns überein, dass es sehr stürmisch für das Dachzelt ist, aber von den Hütten wäre keine frei. Wir bieten an, nur die Hütte zu brauchen, bei eigenen Schlafsäcken und ohne, dass diese noch mal aufgewartet werden müssten. Nein, daran läge es nicht, es werden noch Gäste erwartet. Soso.?! Letztlich bleiben wir auf einem der Stellplätze hinter der Rezeption. Wir haben unsere liebe Not, mit vielen zusätzlichen Abspannungen die Zelte so zu sichern, dass nicht ständig Teile des Überzeltes gegen das Zelt schlagen und es uns das ganze Zelt vom Dach zu wehen droht. Unter diesen Umständen wird die Stimmung auch nicht besser. Da das Auto nun blockiert ist, müssen wir zum Fotografieren zu Fuß zum Hügel mit den Köcherbäumen marschieren. Der Weg ist zwar markiert, aber doch recht lang und wir sind erst recht spät los gekommen. So verpasse ich leider das phänomenal klare, letzte Abendlicht. Der Hang steigt nach Westen an, das ist schon an sich keine günstige Voraussetzung zum Fotografieren. Aber bei dem Sturm bekommt man auch keinen guten (unbewegten) Vordergrund bei längeren Belichtungszeiten hin. Das enttäuscht mich doch sehr. Die Köcherbäume geben sonst eigentlich ein sehr dankbares Fotomotiv ab.


Die Nacht wird wie erwartet sehr ungemütlich, kalt und der Wind heult und rüttelt am Zelt. Zu allem Überfluss überlege ich mir noch, dass wir ungesichert und gut zu sehen, fast unmittelbar an der Straße campen. Auch das gefällt mit nicht so gut.
12. August, Sonntag

Es ist ein Morgen ohne Sonne. Der Himmel ist bedeckt. Die Zelte haben gehalten, immerhin. Das Frühstück ist eher schmal und immer noch ein wenig freudlos. Wenigstens als wir auschecken wollen, ist mal auf Anhieb jemand da. Gäste für die Hütten waren übrigens über Nacht keine mehr gekommen.

Wir kommen auf der Weiterfahrt am „echten“ Köcherbaumwald vorbei. Das Camp dort ist mäßig gefüllt und sieht auf einmal gar nicht mehr so wenig einladend aus, wie wir es in Erinnerung hatten. Wäre es vielleicht doch die bessere Wahl gewesen?

Weiter geht es nach Keetmanshoop. Zuerst suchen wir eine ATM, um unsere Bargeldreserven wieder aufzubessern. Beim ersten Anlauf nimmt das Ding nur Visa. Also suchen wir noch einen weiteren Automaten, um auch mit der ec-Karte Geld zu holen. (Das in Namibia das Limit scheinbar meist nur für die einzelne Abhebung und nicht wie sonst für den Tag gilt, haben wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht herausbekommen!) 6000 Namibiadollar füllen am Ende wieder die Reisekasse. Die Familie von gestern vom Camp empfiehlt uns noch einen Laden, in dem es billige Decken gibt. 170 $ das Stück und eine zusätzliche dicke Jacke für unseren Sohn (69$) sind eine geringe Investition gegen die unangenehme Kälte nachts.

Nächstes Ziel ist der Spar, wo wir uns mit Lebensmitteln eindecken. Allerdings ist das Angebot nicht so toll. Kartuschen für unsere Gaslampe (die vom Verleiher ist leer und die zweite passt nicht) gibt es nicht. Auch in einem anderen Supermarkt nicht.

An einer Tankstelle tanke ich 40 Liter und lasse den Reifendruck kontrollieren. Einen Reifendruckmesser gibt es natürlich nicht zu kaufen. Deshalb will ich noch an einer weiteren, größeren Tankstelle anhalten. Statt aber nur nach dem Manometer zu fragen, lasse ich noch einmal ein paar Liter nachlegen, denn die Tankanzeige stand noch deutlich vor voll. Ich hätt´s wissen müssen. Nun ist, auch wenn die Tankuhr in ihrer Trägheit noch anderes verheißen hatte, der Zusatztank wieder befüllt und prompt ist auch der vertraute Geruch wieder da!

Die Strecke nach Aus gefällt mir landschaftlich sehr gut! In Klein-Aus-Vista fällt uns sofort die neue Zufahrt auf. In der Rezeption liegen Fotos vom Abgang des Reviers vom März (2012) und von der davon völlig zerstörten alten Zufahrt. Ich habe dann noch ein nettes Gespräch mit der Rezeptionistin über die leere Tiefkühltruhe (die darüber auch wieder neu gefüllt wird) und für die neuerdings 30$ pro Person für ein Wanderpermit. Letztlich meint sie dann augenzwinkernd, wir können natürlich frei herumlaufen und wenn wir zum Abend auf den Berg steigen wollen, sei das okay – aber für den ganzen Trail bräuchten wir auf jeden Fall das Permit. Statt des Permits bekommen wir aber Fleisch und Camp Site Nummer 4. Das Camp ist gepflegt und die Abstände zum Nachbarn angenehm.

An der Rezeption hatte unser Auto vorn etwas höher gestanden und prompt ist der Dieselgeruch wieder sehr stark. Ich lege mich unters Auto und was ich dann sehe, lässt mir die Haare zu berge stehen! Deutlich war zu erkennen, das Diesel nicht nur am Tank entlang gelaufen, sondern auch am Querträger und von dort heruntergetropft war – direkt auf den Auspuff. Die Zündtemperatur von Diesel und die Oberflächentemperatur des Auspuffs hinterm Nachschalldämpfer sind sicher keine explosive Zusammenstellung – aber wohl fühle ich mich mit dieser Vorstellung wahrlich nicht!

Nun entschließe ich mich doch, den Vermieter anzurufen, auch wenn‘s Sonntag ist. Wegen des schlechten Empfangs am Boden setze ich mich in die Öffnung des Dachzeltes. Es geht auch schnell jemand ans Telefon und die Verbindung bricht auch nur einmal ab zwischendurch. „Der Zusatztank leckt? Ja, das kommt vor. Diesel oder Benziner? Diesel, ach na dann…“ Ich erkläre, dass ich durchaus die Zündtemperatur von Diesel vor Augen habe, aber weder aus Brandschutz- noch aus ökologischen Gründen mit einem tropfenden Tank umherfahren möchte. Wir würden als nächstes zwei Tage in Koiimasis sein… Nein, da ginge nichts, eventuell dann in Sesrim, das könne aber den Tag über dauern. Nein, den Tag über in Sesrim habe ich dann doch etwas anderes vor. Na dann in Swakopmund, einigen wir uns letztlich. Ach, und bis dahin sollen wir mal das Leck mit Seife abdichten. Bei der Gelegenheit kommen wir auch auf den Reifen zu sprechen. Wenn der so langsam Luft verliert, sollen wir einfach immer wieder mal aufpumpen und kontrollieren. Kontrollieren? Ach so. Das Manometer am Kompressor wäre kaputt? Ach, das sind sie alle, das braucht man doch auch nicht. Wir schon!? Na gut, wir könnten uns ja einen Reifendruckmesser kaufen, das Geld bekämen wir dann zurück.
Auf meinem Hochsitz und in der nicht durchgängig entspannten Unterhaltung mit dem Vermieter habe ich nicht bemerkt, dass ich inzwischen das ganze Camp mit meinem Telefonat unterhalten habe.
Aha der Tank ist kaputt und ein Reifen auch, aha, oh wie bedauerlich. Nette Nachbarn ;-)


Aber zurück zur Seife. Eigentlich habe ich für undichte Kühler und Ölwannen Zwei-Komponenten-Epoxidharzkleber dabei, aber Seife ist natürlich auch eine Option. Nur woher Seife nehmen. Mein Sohn hat in seiner Leidenschaft für das Sammeln von Hotelseifen und Shampoos aber ein hübsches Stück parat. So liege ich bald wieder unterm Auto und knete die halbe Seife in den Zwischenraum zwischen Aufhängung und Tank.

Nach diesem unerfreulichen und aufregenden Teil freue ich mich um so mehr auf den fotografischen Abendspaziergang! Das Licht am Abend, der Ausblick und der Sonnenuntergang sind grandios und so ist die Stimmung am Abend am Feuer wieder richtig gut.



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Letzte Änderung: 20 Mai 2013 16:19 von Iven.
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