Aus dem Park fuhren wir zum Wildlife-Camp, das wir uns als Alternative zum Croc Valley Camp ansehen wollten. Auf der Campsite entdeckten wir eine sehr kleine, schmale, bräunliche Schlange mit einem hellen Band an der Seite. Leider hatten wir den Fotoapparat im Auto gelassen. Das Camp war sehr viel weitläufiger und machten auf uns einen sauberen und sehr freundlichen Eindruck, etwas ursprünglicher und rustikaler, dafür weniger überfüllt, und wir beschlossen, unsere letzte Nacht in Mfuwe dort zu verbringen. Zunächst mussten wir aber mit Gaby und Stefan reden und fuhren wieder zum Croc Valley. Die beiden wollten lieber dort bleiben, und so entschieden wir uns um, obwohl das Wildlife-Camp sicherlich auch nett gewesen wäre.
Den Mittag verbrachten wir damit, zwei Benzinkanister zu tanken, Wäsche zu waschen, zu duschen, Akkus aufzuladen und ein wenig auszuruhen. Zwischendurch mussten wir unsere Stellplätze gegen ein paar Elefanten und später gegen eine Horde Affen verteidigen.
Die Bande hatte es in erster Linie auf den Mülleimer abgesehen, aus dem sie Tüten herausriss und den Inhalt überall verteilte. Nachdem Ruth zweimal die Uferböschung zum Fluss hinuntergeklettert war, um leere Bier-, Cola- und Gemüsedosen wieder einzusammeln, verklebten wir die Tonne mit Panzerband. So, jetzt hatte das Pack keine Freude mehr!
Für den Abend hatten wir uns mit Gaby und Stefan zu einer Fahrt des Camps angemeldet. Um 16 Uhr stiegen wir zusammen mit neun Italienern auf einen offenen Gelände-LKW. Eigentlich hatten wir uns extra erkundigt und man hatte uns versichert, dass nie mehr als neun Personen an einer Fahrt teilnehmen. Aber anstatt aus den schlechten Erfahrungen vom North Luangwa gelernt zu haben und konsequenterweise nicht an der Fahrt teilzunehmen, fügten wir uns in unser Schicksal. Man könnte ja etwas verpassen! Außerdem hatten wir mit der Aussicht auf diese kombinierte Afternoon- und Sundowner-Tour heute den ganzen Tag faul im Camp verbracht und auf eine eigene Pirschfahrt verzichtet.
Unser Fahrer hieß Fred, oder besser gesagt Freeed. Freeed machte alles gaaanz langsaaam. Vor allem Auto fahren, was im Park selbst ja an sich keine schlechte Sache ist. Waren wir uns jedoch auf dem Weg dorthin bald nicht mehr ganz sicher, ob wir jemals dort ankommen würden. Sämtliche Safariunternehmen überholten uns und waren schon bald am Horizont verschwunden, während wir immer noch im Schneckentempo gemütlich gen Eingang tuckerten.
Freeed hatte allerdings unsagbar gute Augen. Er zeigte uns eine einzelne Hyäne, die auf der Ebene lag und die niemand sonst je entdeckt hätte. Er fuhr mit uns zu der Lagune, an welcher wir am Abend zuvor die Elefanten, die Pelikane und die Nimmersatt-Störche gesehen hatten. Auch heute waren sie wieder dort, allerdings kamen wir zum Sundowner eigentlich zu spät, denn die Sonne war schon versunken. Woran das bloß gelegen haben könnte?
Die Gruppe Italiener erwies sich als nicht so schlimm, wie wir befürchtet hatten, obwohl es dieser Nationalität wahrscheinlich nicht zuzumuten ist, sich flüsternd zu unterhalten. Nach einem kurzen Zwischenstopp mit Popkorn und einem quietschgelben, sehr süßen Getränk zuckelten wir mit Suchscheinwerfer weiter durch die Dunkelheit. Das Verkehrsaufkommen im Park kam uns schon am Tag sehr geballt vor, wurde aber im Dunkeln regelrecht getoppt. Überall geisterten die Suchscheinwerfer, welche von den Guides sehr gekonnt über die entgegenkommenden und parallel fahrenden Wagen hinweggehoben wurden, wie tastende Finger über die Landschaft. Äußerst verwunderlich, dass sich bei dieser Disko-Laser-Show und dem ganzen Terror überhaupt irgendein Tier zeigen sollte. Neben vielen Impalas und Pukus sahen wir ein paar Ginsterkatzen und einige grasende Hippos. Ein besonderes Highlight war ein Stachelschwein, welches mit hoch aufgerichteten Stacheln schnell das Weite suchte.
In dem offenen Laster wurden wir auf der letzten Bank ganz schön durchgeschüttelt und fuhren wieder zurück zum Camp.
Doch halt! Hätten wir doch fast unsere sagenhafte dritte Leopardenbegegnung vergessen! Plötzlich sammelten sich sechs der umherirrenden Safarikutschen an einem kleinen Abhang, und der Strahl sämtlicher Suchscheinwerfer wurde gebündelt auf ein Gebüsch in gut 50 Metern Entfernung gerichtet. Wenn man mit dem Fernglas ganz genau hinsah, konnte man sich einbilden, die Augen eines Tieres reflektieren zu sehen. Eifrig wurde uns versichert, dass diese zu einem Leoparden gehörten. Wollen wir das mal glauben, obwohl wir eine Fledermaus, ein Eichhörnchen oder eine Klimmzüge machende Schildkröte genauso wenig erkannt hätten.
Zurück im Camp gingen wir zum Abendessen. Anschließend wollten wir unsere Rechnung bezahlen. Das war ein echtes Abenteuer. Zunächst fragte uns der Barmann, ob wir etwas zu essen gehabt hätten. Angesichts der leeren Teller vor uns (wir waren übrigens mit einem anderen Pärchen die einzigen Gäste an der Bar) war das schon eine sehr interessante Frage. Dann zählten wir ihm auf, was wir heute gegessen und getrunken hatten und halfen ihm dabei, unsere Restaurant-Rechnung von vorgestern zu finden. Als die Summe feststand, wollten wir noch die Campinggebühr hinzufügen. Jetzt wurde es aber wirklich kompliziert. Martin musste dazu in irgendein Büro, um die entsprechende Rechnung zu holen. Die von Stefan brachte er der Einfachheit halber gleich mit. Anschließend kam unsere Nachmittagsfahrt hinzu, die auf einer separaten Rechnung stand. Nun konnten wir die Gesamtsumme per Kreditkarte bezahlen. Dafür verschwand Martin aber wieder für unbestimmte Zeit im Büro. Uwe unterschrieb, und schon konnte Stefan seine Rechnung aufmachen. Er wollte mit seiner Mastercard bezahlen. Bereits nach wenigen Minuten hatte Martin herausgefunden, dass die Lodge keine Mastercard akzeptiert. Um Martin das Aufteilen von Stefans Rechnung auf mehrere Bargeld-Währungen und den damit verbundenen Rechenmarathon zu ersparen, übernahm Uwe die Rechnung, und wieder verschwand Martin im Büro. Nach zusammen gut 30 Minuten hatten wir endlich alles bezahlt.
Morgen werden wir Mfuwe über die Petauke-Route verlassen und sehen, was Sambia als nächstes für uns bereithält. Wir sind gespannt.
Tageskilometer: 62