THEMA: Die Eulenmuckels in NAM-BOT-SAM
07 Dez 2011 20:57 #215750
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  • Eulenmuckel am 07 Dez 2011 20:57
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Dienstag, 16. August 2011

Nach dem Frühstück fuhren wir um kurz nach acht los. An der Hauptstraße im Ort gab es viele Stände mit Korbwaren. Schalen, Taschen und Beutel in allen Größen wurden mit den unterschiedlichsten Mustern angeboten.
Die Teerstraße zog sich bergauf und bergab und sehr kurvenreich durch eine hügelige, grüne Landschaft. Wir kamen gut voran. Am frühen Morgen waren noch nicht sehr viele Lastwagen unterwegs.



Ein Highlight dieses Urlaubs erwartete uns am Nordrand des Lower Sambesi Nationalparks. Die Hauptstraße war offiziell mit einer Schranke abgesperrt: der Tse-Tse-Fliegen-Kontrollpunkt. Ein Tse-Tse-Fliegen-Kontrolleur mit gelbem Warnwestchen stellte sicher, dass man weder unwissentlich noch beabsichtigt Fliegen über diese imaginäre Grenze transportierte. Dies tat er, indem er die Insassen mehrfach fragte, ob Fliegen im Auto seien. Wir verneinten und schauten staunend zu, wie er mit seinem Fangnetz bewaffnet wild fuchteln um das Auto herumtänzelte. Zur Sicherheit wurde noch kurz gegen die Sonnenblende geklopft. Wir waren zunächst ein wenig irritiert, dann belustigt und schließlich zutiefst beeindruckt von dieser lückenlosen Überprüfung, bei welcher selbstverständlich jedes noch so kleine Tse-Tse-Fliegchen im Wagen sofort aufgefallen wäre. Wie beruhigend nämlich, dass Tse-Tse-Fliegen außerhalb von geschlossenen Fahrzeugen keine Möglichkeit haben, diesen Posten zu überqueren. Diese sinnvolle Maßnahme sorgte noch lange Zeit für riesige Erheiterung und steht auf unserer Liste der Absurditäten in Afrika ab sofort an erster Stelle. Wir sind uns sicher, dass dieser Mensch den Kreativitätswettbewerb bei der Erfindung eines Berufs, der noch einen halbwegs sinnvollen Anschein erwecken könnte, mit großem Abstand gewonnen hatte. Uns ist auch nach reiflicher Überlegung nichts eingefallen, was diesen Posten hätte toppen können. Bliebe noch darüber nachzudenken, diesen Job zu übernehmen. Ein entsprechender Eintrag im Lebenslauf („habe ein Jahr lang die Tse-Tse-Kontrolle in Sambia durchgeführt“) macht sich bestimmt nicht schlecht. Mal sehen, wenn Ruth demnächst zu sehr von ihren Schülern geärgert wird …





In Chongwe tankten wir noch einmal und stellten fest, dass wir anschließend kaum noch Kwachas hatten. Kurz nach dem Ort bogen wir auf die Schotterstraße nach Mulalika. Bis auf einen kurzen Abschnitt mit tiefen Furchen in der Straße war der Weg gut zu fahren.





Anschließend kamen wir auf die Leopard Hill Road, die durch wunderschöne Landschaft führte. Wir fingen gerade an, uns zu wundern, warum diese Strecke als schwierig bezeichnet wurde, als einige recht steile und steinige Abschnitte folgten. Eine Abfahrt hatte sehr tief ausgefahrene Spuren. Wir versuchten, neben diesen Furchen zu fahren. Leider ertönte schon bald Gabys Stimme über Funk: „Wartet mal kurz, wir hängen!“ Da wir vorgefahren und auf diesem Abschnitt nicht unbedingt rückwärts fahren wollten, liefen wir zu Fuß zurück und sahen, dass Stefan mit den linken Rädern in eine der tiefen Spalten gerutscht war. Der Versuch, vorwärts wieder herauszufahren, war gescheitert, da die Rinne immer tiefer wurde und nun das hintere Differenzial auf der Fahrbahn aufsaß und die Räder fast frei durchdrehten. Der Wagen ließ sich weder vor noch zurück bewegen. Zunächst versuchten wir, Steine unter die Räder zu klemmen, um das Durchdrehen zu verhindern. Beim Gasgeben, wurden die Steine jedoch unter den Reifen hindurchgezogen und an der anderen Seite herausgeschleudert. Während Stefan am Steuer saß, versuchten Gaby und Ruth, vorne anzuschieben. Dabei traf Ruth ein Stein am Schienbein und hinterließ eine kleine, aber schmerzhaft blutende Wunde.





Nach zwei Versuchen mit Steinen, die sich zugegebenermaßen im Nachhinein nicht als sonderlich klug herausstellten, probierten wir etwas anderes. Mit einem Wagenheber hoben wir das Auto links hinten an und legten große, flache Steinplatten unter den nun frei schwebenden Reifen. Außerdem legten wir die Spurrinne mit weiteren Steinen aus. Nachdem wir den Wagenheber wieder heruntergekurbelt hatten, stand der Wagen auf der Steinplatte, und das Differenzial lag nicht mehr auf der Straße auf. Dieser Versuch glückte, und Stefan konnte das Auto aus dem Graben befreien. Wir waren alle staubig und verschwitzt (und teilweise blutig), aber froh, den Wagen ohne Schaden wieder auf den Weg bekommen zu haben.
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07 Dez 2011 20:59 #215751
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  • Eulenmuckel am 07 Dez 2011 20:57
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Auf den kommenden Abschnitten fuhren wir nun umso vorsichtiger. Es kamen noch einige Punkte, bei denen wir ausstiegen und überlegten, wie wir die Autos am besten über eine schwierige Stelle fahren sollten. Oft gaben Ruth und Gaby von vorne Anweisungen, wie die Fahrer die Räder einzuschlagen hatten. Mit Geduld und Teamarbeit schafften wir es ohne Schwierigkeiten und wunderten uns wieder einmal, wo man mit Geländewagen überall fahren kann. An einer steilen Stelle hob sogar ein Vorderrad ab und drehte sich frei schwebend in der Luft. Uwe bemängelte noch, dass Ruth von diesem Moment keine Aufnahme gemacht hatte. Die war mit Anweisungen geben und beten jedoch völlig ausgelastet.







Nachmittags erreichten wir den Sambezi. Zuvor kamen wir an einem riesigen Getreidefeld vorbei. Am Fluss gab es außerdem eine große Bananen-Plantage. Auf den letzten Kilometern zur Mvuu-Lodge waren viele kleine Dörfer, und überall kamen Kinder zur Straße gerannt und riefen nach Süßigkeiten. Teilweise kamen sie uns dabei schon fast wieder aggressiv vor. Ohne anzuhalten fuhren wir zwischen Akazien und Baobabs zur Lodge.



Kurz vorher sahen wir einige Elefanten neben dem Weg. Einer hatte einen verstümmelten Rüssel. Wir vermuteten, dass ein Krokodil ein Stück abgebissen hatte. Das Handicap schien ihn aber nicht sehr zu beeinträchtigen, denn er war ansonsten gesund und gut genährt.



Der Campingplatz der Mvuu-Lodge war sehr schön unter großen Bäumen gelegen, aber leider voll belegt. Wir hatten Glück. Ein Pärchen aus Holland, welches zeitgleich mit uns ankam, war einverstanden, einen Stellplatz zu teilen.
Wir duschten und gingen zum Abendessen ins Restaurant. Außer uns saß dort nur noch eine Gruppe älterer Deutscher. Es gab als Vorspeise kalten Spargel mit Bechamel-Soße, danach ein Büffet mit sehr lecker gebratenem Rindfleisch, Kartoffel-Pürree, Bohnengemüse und Gemsquash. Der Nachtisch war Schokoladenkuchen mit warmer Vanillesoße.
Als wir zu unserem Auto zurückkehrten, warnten uns die Franzosen vom Nachbarcampsite vor einem sehr aggressiven Elefanten, der sich ganz in der Nähe aufhalten würde. Unseren Rat, das Tier doch nicht ständig mit der Taschenlampe anzuleuchten, nahmen sie jedoch nicht an. Während wir unsere Sachen für die Nacht zusammenpackten, hörten wir plötzlich ein lautes Krachen im Gebüsch, gefolgt von einem bedrohlichen Trompeten. Dann rannte jemand verfolgt von einem wütend trampelnden Eli über die Camsite. Mit einem Satz waren Ruth und Stefan im Zelt bzw. im Auto. Ruth rief Uwe noch zu, besser im Waschzelt zu bleiben. Noch einige Male hörten wir das empörte Trompeten des Elefanten, bevor wieder Ruhe einkehrte. Unsere Nachbarn konnten es jedoch nicht lassen und suchten weiter mit ihren Taschenlampen aus dem Auto heraus den Zeltplatz ab. Erst die unmissverständliche Aufforderung in Gabys souveränstem Lehrerinnen-Autoritätston auf Französich sorgte dafür, dass die Scheinwerfer ausgemacht wurden und es endlich ruhiger wurde. Wir waren beeindruckt, krochen aber schon bald in unsere Schlafsäcke, denn wir wollten dem übellaunigen, grauen Burschen nicht unbedingt in der Dunkelheit begegnen.

Tageskilometer: 331
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13 Dez 2011 19:21 #216536
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Mittwoch, 17. August 2011

Um fünf Uhr ging unser Wecker. Wir standen leise auf und packten, denn es sollte schon früh in den Lower Sambesi Nationalpark gehen. Stefan fuhr mit uns im Auto, während Gaby einmal ausschlafen wollte. Eine Tasche und einen Schlafsack, die wir normalerweise auf dem Rücksitz transportieren, ließen wir im anderen Wagen, damit Stefan Platz hatte. Die Fahrt bis zum Eingangstor des Parks dauerte fast eine Stunde inkl. einer harmlosen Wasserdurchfahrt. Dort bezahlten wir zusammen 105 US-Dollar und fragten den Ranger, wo wir die besten Chancen hätten, Tiere zu sehen. Er gab uns den überaus wertvollen Hinweis, entlang der Hauptstraße zu fahren und ab und zu links und rechts einen Abstecher zu machen. Wir versuchten immer, möglichst nah am Sambesi zu fahren.



Lange Zeit entdeckten wir kaum Tiere, bestenfalls ein paar Impalas oder ein vereinzeltes Warzenschwein. Wir waren etwas enttäuscht, obwohl die Landschaft sehr schön war. Linkerhand erhoben sich hohe Berge, rechts lag der breite Fluss. Wir waren schon darauf gefasst, den Park wieder zu verlassen, ohne etwas Besonderes gesehen zu haben. Weder die im Reiseführer beschriebenen Büffel und Wasserböcke noch Giraffen, Gnus oder Kuhantilopen ließen sich blicken. Von Löwen, Leoparden und Wild Dogs fehlte ebenfalls jede Spur, und wir begannen schon zu witzeln, dass uns zur Motivation selbst ein einzelnes Zebra erfreuen würde.



Das erste Auto, das uns kurz darauf an diesem Morgen begegnete, war ein Safari-Wagen mit Gästen. Wir fuhren eine Zeit lang hinter ihnen her, verloren sie aber, als wir endlich eine kleine Elefantenherde mit einem Jungtier entdeckten, die wir sehr nahe an unserer Fahrspur beim Fressen beobachten konnten.





Erst als wir ein paar Kilometer weiter um eine Ecke bogen, sahen wir sie wieder, entdeckten jedoch gleichzeitig eine Löwin. Wir fuhren näher und sahen, dass ein ganzes Löwenrudel zwischen den Büschen lag und schlief oder döste. Wir blieben etwa zwei Stunden bei dem elfköpfigen Rudel. Die Tiere waren wunderschön.





Irgendwann verzogen sie sich weiter ins Gebüsch, und wir fuhren wieder. Inzwischen war es schon später Vormittag, und wir nahmen den kürzesten Weg zurück. Am Tor kamen uns sechs Autos im Konvoi entgegen. Wir waren froh, in entgegengesetzter Richtung unterwegs zu sein.
Diesmal kamen wir an eine andere Furt des Flusses, die deutlich breiter war. Das Flussbett lag voller großer Steine, was die Durchfahrt deutlich unangenehmer machte als am Morgen. Ruth lief durch das Wasser und zeigte den besten Weg an, aber Uwe fuhr, von ihrem eindeutig zu verstehenden Gefuchtel in 20 Metern Entfernung nur wenig beeindruckt, einen eigenen Weg und blieb beinahe zwischen den Steinen stecken. Nach kurzem Zurücksetzen konnte er sich aber glücklicherweise alleine wieder befreien.

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13 Dez 2011 19:23 #216537
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Kurz vor zwölf Uhr kamen wir wieder an der Mvuu-Lodge an. Wir frühstückten, wuschen Wäsche, luden Fotos in den Computer und planten die nächsten Tagesetappen. Wir entschieden, nur noch eine Nacht am Sambezi zu bleiben, damit wir im Caprivi etwas mehr Zeit zur Verfügung haben. So werden wir uns morgen von Gaby und Stefan trennen. Schade.
Nachmittags ließen wir uns mit einem kleinen Motorboot über den breiten Sambezi fahren. An den Ufern sahen wir sowohl auf sambischer Seite als auch in Zimbabwe Elefanten und Nilpferde.









Wir entdeckten verschiedene Reiher und andere Wasservögel. Es war schön, einmal ohne die Unebenheiten einer afrikanischen Straße durch die tolle Landschaft gefahren zu werden. Hinter dem Ufer auf der Sambia-Seite erhoben sich Berge, in Zimbabwe standen viele große Bäume. Wir hielten an einer kleinen Insel und gingen an Land. Dort zeigte uns der Bootsführer einige Tierspuren im Sand. Es war ein sehr schöner Ausflug.



Zum Abendessen kochten wir eine Kürbissuppe, Gaby und Stefan machten Spaghetti mit einer leckeren, scharfen Soße aus Zwiebeln, Lauch, Möhren und Linsen. Es schmeckte sehr gut. Anschließend saßen wir an unserem letzten gemeinsamen Abend noch lange am Feuer zusammen und erzählten.



Tageskilometer: 175
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13 Dez 2011 19:43 #216542
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Ich hoffe, Eure Reise ist noch lange nicht vorbei, so dass wir Euren tollen Bericht noch lange weiterlesen dürfen!
Das klingt nach einer so tollen Reise!
Vielen Dank fürs uns teilhaben lassen.
Südafrika, Botswana, Namibia, Zimbabwe, Mosambik,...
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13 Dez 2011 22:35 #216565
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  • madmaddin am 13 Dez 2011 22:35
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Wahnsinns Bilder! Tolle Reise!
Darf ich nächstes Mal mit Euch mitfahren? :whistle:
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