10.09.2011: Twyfelfontein - Kamanjab (Filmhaus)
Am nächsten Morgen sind wir zu den Felsgravuren nach Twyfelfontein gefahren. Um zu den bekannten Felsgravuren zu kommen, muss man ja mit einem Führer gehen. Ich hatte den Eindruck, manche Führer sind etwas gelangweilt, weil sie das Gleiche jeden Tag mehrmals erzählen müssen, auf jeden Fall hat die Tour deutlich kürzer gedauert als angegeben (ich glaube gerade einmal 45 Minuten, wir haben das durch unsere Fotografiererei eh schon in die Länge gezogen) und da man sich vorher für eine Route entscheiden musste (Dancing Kudu oder Lion Man), hat man nicht einmal alle Gravuren anschauen können. Das fand ich etwas schade, aber na ja. Unser Fazit zu Twyfelfontein ist, dass man es sich schon mal anschauen kann, aber ein zweites Mal würden wir nicht herkommen.
Danach sind wir weiter Richtung Kamanjab gefahren. An der Straße standen immer wieder Schilder mit "Petrified Forest". Es gibt in der Gegend halt fast überall versteinertes Holz, nicht nur im offiziellen Nationalmonument. Wir haben dann einfach mal einen Abzweig ausprobiert, denn der offizielle Wald hat bestimmt genug Besucher, da können wir unser Eintrittsgeld auch an andere verteilen. Nach einem kurzen Feldweg ist man dann auch zu einem Parkplatz gekommen: die einzelnen Parkbuchten waren sauber mit Steinen abgeteilt, wir wurden auch vom Besitzer des Areals eingewiesen, obwohl außer uns niemand da war, und freundlich von ihm und seinem Hund begrüßt.
Nach dem Eintragen in die Besucherliste (vor uns war 3 Wochen lang überhaupt niemand da!) und dem Bezahlen wurden wir von unserem Guide zu verschiedenen versteinerten Holzstämmen und ein paar Welwitschias geführt. Es ist echt verblüffend, wenn man glaubt Holz anzufassen, dann aber Stein fühlt. Während der Besichtigung ist noch die schwangere Schwester unseres Guides aufgetaucht. Wir haben uns nett unterhalten und sie haben uns ihre Probleme mit der Trockenheit und ihrer Landwirtschaft erzählt. Ich gehe mal davon aus, dass sie uns da nicht angeschwindelt haben, aber wie man eine Familie von 5 Ziegen, 1 Esel und den Einnahmen aus dem versteinerten Wald ernährt, ist mir nicht klar geworden. Bekommen die Damara auch staatliche Hilfen in FOrm von Geld oder Nahrungsmittelzuschüssen? Wieder zurück am Parkplatz haben sie uns dann auch gefragt, ob wir nicht ein bisschen was zu essen und vielleicht 1 T-shirt hätten (die Kleider und Schuhe von unserem Guide hingen auch nur noch am prichwörtlich seidenen Faden). Ich kann da sowieso nie nein sagen, also haben wir unsere restlichen Bananen und Äpfel und Milch an die beiden verteilt. Die Schwangere haben wir dann auch noch bis zu ihrem Haus mit zurückgenommen.
Gegen Nachmittag haben wir dann "unser" Filmhaus bei Kamanjab erreicht. Eine sehr uriges Haus. Direkt an die runden Granitfelsen gebaut, liegt es mitten auf dem Farmgelände und ringsrum hat es noch vier Himbadörfer. Ich weiß nicht, ob ich alles richtig verstanden habe, aber anscheinend ist der Farmer mit einer Himba verheiratet und deshalb haben sich Himbas auf seinem Farmgelände angesiedelt und die Farmer unterstützen Himbakinder oder Waisen, die dann in Kamanjab auf die Schule gehen können. Hoffe, ich erzähl grad keinen Blödsinn. Für meine Mutter und mich hatte ich im Vorfeld schon die Besichtigung eines Himbadorfes angemeldet und wir wurden auch gleich von einem Himba abgeholt, der Englisch konnte und als Dolmetscher geholfen hat, aber selber nicht mehr traditionell lebt. Er meinte nur, nach Jahren in der Schule kann man sich ein traditionelles Leben nicht mehr vorstellen. Er meinte auch, dass in den Dörfern auf dem Farmgelände eigentlich nur noch die Frauen und Kinder "traditionell" leben, die Männer meistens neben der Viehzucht Jobs haben und auch nicht mehr "Tracht" tragen. War dann in dem Dorf, das wir besucht haben auch so. Der einzige Mann, der grade da war, hat in Surfershorts und Flip Flops das Stroh auf einem Dach usgebessert. Ich fand den Besuch interessant, unser Guide hat viel erzählt und die Frauen (die meisten waren deutlich jünger als ich) waren sehr interessiert zu erfahren, ob wir verheiratet sind, warum unsere Männer nicht dabei sind, ob ich schon Kinder habe, warum noch nicht, wann ich das denn mal machen will mit 30 usw. Faszinierend fand ich, dass die Frauen einem beim Sprechen immer angeschaut haben und nicht mit dem Dolmetscher gesprochen habe, so als ob man verstehen würde, was sie sagen. Hab dann auch so geantwortet, immer schön mit den Frauen geredet und gestikuliert und gehofft, dass der Dolmetscher das dann nach und nach auch mal übersetzt. Vor dem Besuch hatte ich Bedenken wegen Fotos, aber als sich dann die erste Frau ihre Halskette zurechtgerückt hat und mir gesagt hat, dass ich ein Foto machen soll, damit sie sich anschauen kann, wie sie aussieht, war das gar nicht mehr so schlimm. Eigentlich wollten alle Fotos von sich, damit sie sich wie in einem Spiegel mal anschauen können. Die Fotos sind aber noch bei meinen Eltern, da ich zum Besuch nur die kleine Kamera mitgenommen hatte, muss ich irgendwann mal nachreichen.
Am besten waren noch zwei Mädchen, die sich die ganze Zeit einen Stein ans Ohr gehalten haben und "Hello, hello" gesagt haben. Als sie mir dann den Stein ans Ohr gehalten haben, hab ich geshen, dass sie sich Monitor und Tastatur von einem Handy draufgemalt hatten. Die beiden haben sich kaputtgelacht, als wir dann auch gewählt und telefoniert haben.
Eine der Frauen ist dann auch bis zum Filmhaus mit zurückgegangen, denn sie wollte unbedingt sehen, ob mein Mann da auch wirklich ist, also musste er mal winken, dann war sie zufrieden.
Nach dem Besuch im Himbadorf mussten wir erstmal das Haus inspizieren. Alles ist komplett offen gebaut, es gibt zwei separate Schlafzimmer und ein Zimmer, wo man noch einen Vorhang vorziehen kann, um den Bereich vom Wohnzimmer abzutrennen. Die Küche ist voll ausgestattet und Grillstelle ist natürlich auch vorhanden. Wer nicht gerne im Freien schläft, sollte hier auch nicht übernachten, denn die Räume sind auch nach
oben mehr oder weniger offen, rein- und rausfliegen kann alles. Neben der halbzahmen Wildkatze hatten wir in unserem Schlafzimmer Fledermäuse.
Nachts hat man immer gehört, wie sie losgeflogen sind, über unserem Bett ihre Kreise gedreht haben und dann zum Fressen in einer Ecke des Raumes wieder gelandet sind.
Zum Glück haben sie nicht direkt über dem Bett verdaut. Wir fanden´s super, auch abends die Beleuchtung mit Petroleumlampen, die der "Hausmeister" anzündet (Strom gibt´s nicht) und die ganzen Holzstege, die auf die Felsen und zu angebauten Terrassen führen, aber man darf nicht zu genau hinschauen, was abends alles ins Zimmer kommen könnte. Mücken hatten wir allerdings keine einzige! Vielleicht haben die Fledermäuse alle gefressen!?
Nächstes Mal würden wir hier wahrscheinlich zwei Nächte bleiben, ist einfach mal was ganz anderes.
So, morgen geht´s dann nach Etosha!