So, meine Aufzeichungen sind in den Weiten des A380 verschwunden geblieben. Aber da ich ja immer sehr auschweifend erzähle, fehlen mir nur die letzten 4 Tage (die hab ich bereits aus dem Gedächtnis nachgetragen). Ein Notizbuch reichte nämlich nicht für meine Aufzeichnungen. Und die vollen Notizbücher waren in meiner Handtasche.
Also berichte ich nun mal und entschuldige mich jetzt schon mal bei allen, über die ich mich manchmal amüsiere ,allen voran bei meinem Mann
Di26.04.+Mi27.04.
Heute ist es soweit, heute Abend geht unser Flieger nach Johannesburg. Die Koffer sind auf 20 Kg gepackt. Das allein war schon ein Drama. Immer mehr meiner Klamotten mussten diversen Utensilien wie Wechselrichter, Ferngläsern, diversen Ladegeräten, Flora und Fauna Bestimmungsbuch, etc.etc.etc weichen. Na prima. Das kann ja heiter werden, ich sehe mich schon mit Waschbrett in irgendwelchen Pfützen sitzen und tagaus und tagein die 3 Klamotten, die noch im Koffer sind, waschen
.
Einigen Leuten in unserem Umfeld war bis 14 Tage vor unserem Reiseantritt nicht bewusst, dass wir keine geführte Tour machen, sondern auf eigene Faust zu zweit unterwegs sind. Da hieß es dann: Das ist gefährlich, nehmt zumindest Pfefferspray mit! Passt ja auf, dass ihr immer genug Wasser dabei habt(als ob wir so einfach unvorbereitet in den Busch fahren würden). Wie ist es denn da mit sanitären Anlagen, gibt es da Duschen? Und was essen die denn da? Einer sagte mir, sein Freund wäre in Namibia aufgewachsen, den hätte ich vorher mal fragen sollen. Ich gab zur Antwort: „Überfallen werden kann ich überall auf der Welt.“ Da kam die Antwort : „In Afrika wird man nicht überfallen, da wird man umgebracht.“ Ich sagte: „Aber doch nicht in Namibia.““ Doch“, hieß es ,“auch da!“ Der das sagte, war mein Bruder
.
Wir sind nun doch etwas verunsichert, als es nach Frankfurt zum Flughafen geht. Wir fragen uns, ob wir uns mit dieser Reise nicht doch etwas zu viel zugemutet haben
. Um 23.05 heben wir ab im A380 nach Johannesburg. Unser Flugkapitän heißt Helmut Schmidt
, hoffentlich ist er nicht so alt, wie sich das anhört. Ich habe zuerst das ungute Gefühl, dass dieser Riesenflieger nicht von der Stelle kommt, beziehungsweise nicht so richtig an Höhe gewinnt. Doch das legt sich ganz schnell. Das Flugzeug ist so leer, das sich viele Leute hinlegen können. Zum Leidwesen meines Mannes, er nicht. Ich fliege doch so ungern. Er muss bei mir bleiben! So ganz für den Notfall. Ich will schließlich nicht alleine sterben
. Es gibt Abendessen und was passiert? Ich schütte mir gleich mal eine Ladung Rotwein auf eine von meinen 3 mitgenommenen Hosen….und schon wieder sehe ich mich in einer Pfütze mit Waschbrett…
Es ist sehr angenehm im A 380 zu fliegen, er ist sehr ruhig und es schaukelt kaum(Rotwein verschütten kann man auch ohne Schaukeln). Nach dem Abendessen wird das Licht ausgeschaltet. Wir sollen schlafen. So richtig schlafen kann ich nicht, bin viel zu aufgeregt. So dösen wir ein wenig. Als ich irgendwann auf die Uhr schaue, ist es fast 6.00 Uhr
. Wohl doch etwas geschlafen? Ich mache ganz vorsichtig das Fenster auf, ich will ja schließlich Afrika sehen.Aber mit dem was ich sehe, kann ich nicht so richtig was anfangen. Das nice-view funktioniert nicht, und so wissen wir nicht, wo wir sind. Um 9.05 setzen wir zur Landung an, wieder hab ich voll die Panik, wie denn dieses Flugzeug landen will, so schwer wie das ist. Doch butterweich setzt Helmut Schmidt den Flieger auf der Landebahn auf. Auf ihn ist doch Verlass, ganz egal, wie alt er ist. Ich schaue aus dem Fenster, und: Juhu
, Yes Yes Yes – Wir sind in Afrika! Man sieht es
!!!
Wir haben jetzt gute 4 Stunden Aufenthalt. Erst mal schauen wir uns diverse Geschäfte an. Herrje : Es gibt Überraschungseier im Duty free zu kaufen
. Out of Africa-ein super toller Laden mit ganz vielen afrikanischen Dekosachen, Schmuck, Straußeneier und alles, was das(mein) Herz begehrt. Der frustriert mich aber irgendwie jetzt schon! Wie soll ich denn hier gescheit einkaufen, wenn ich nicht meine 3 Hosen und das Waschbrett in Namibia lassen will??? Ich schmiede einen Plan, ich werde nur ganz ganz leichte Sachen kaufen. Ich wiege jetzt schon mal in der Hand ab, was ich so alles mitnehmen kann. Schon bin ich wieder froh, vieles fühlt sich sehr leicht an. Dann gehen wir beruhigt einen Cappuccino trinken. Die 4 Stunden sind ratzfatz vorbei und um 12.35 sind wir beim Boarding der SAA nach Windhoek. Wieder ein ruhiger Flug, aber das Essen an Bord ist irgendwie viel viel besser, als bei den deutschen Kollegen.
Na sowas! Wir fliegen über Namibia- nach Wüste sieht das eigentlich nicht aus, es ist alles sehr sehr grün. Aber gegenüber Südafrika, sieht es sehr unbewohnt aus(ist es ja auch). Um 14.13 landen wir in Windhoek. Wir steigen über eine Treppe aus und laufen über das Rollfeld zum Flughafengebäude.
Bei der Einreise sind wir die ersten (alle andern stehen neben und füllen ihre Einreisepapiere aus), wir haben uns Originalpapiere zuschicken lassen und die schon daheim ausgefüllt. Unser Stempel im Pass geht auch in Ordnung, sie gestehen uns sogar ein paar Tage mehr zu, als wir wollen. Jetzt die spannende Frage: Wo sind meine 3 Hosen und mein Waschbrett? Noch in Johannesburg, oder doch mitgekommen? Wir schauen skeptisch das Gepäckband an…. Yes Yes Yes
: Das sind sie unsere 2 Koffer!
Dann gehen wir zum Avis Schalter, hoffentlich klappt das mit unserem Auto. Der Mann am Schalter sagt, wir sollen noch ein wenig Platz nehmen, es würde etwas dauern. Mein Mann geht schonmal zur Bank Geld tauschen. So richtig wohl fühlen wir uns im Moment noch nicht in unserer Haut. Als er mit dem Geld zurückkommt, steckt er mir klammheimlich etwas zu. Er versucht es zumindest, aber wir denken jeder Schwarze hätte gesehen, dass wir Geld hin- und herschieben. Ich gehe zum MTC Laden, will eine SimKarte und einen Netman kaufen.“ Ja klar!“, sagt der Verkäufer. Es dauert so gute 15 min, bis er mir erklärt, dass er momentan weder das eine noch das andere hat
. Auch gut
!
Nach ca. 30 min haben wir unser Auto, es sieht gut aus und hat erst 11.000km auf dem Tacho. Und dann geht es los, im Linksverkehr Richtung Windhoek. Reimund verwechselt immer wieder den Blinker mit dem Scheibenwischer. Zum Glück ist nicht viel Verkehr. Am Bismarck sehen wir Paviane, die im Wasser spielen oder die Straße überqueren. Wir wenden und fahren zwecks Fotos noch einmal zurück. In Windhoek hat Reimund seine Last mit dem Linksverkehr, doch wir erreichen unfallfrei unsere Pension(Pension Uhland). Wir duschen erst mal(ja es gibt tatsächlich eine Dusche!) und gehen in der Pension etwas essen und vor allen Dingen unser erstes Windhoek Lager trinken. Das Essen ist lecker, aber das Bier noch viel viel leckerer! Um 20.02 bin ich auf dem Zimmer, Reimund kommt später. Was er nicht berücksichtigt hat ist, dass ich die Glastür zwecks Fernhaltens diversen Ungeziefers geschlossen habe. So brummt er volle Lotte gegen die Tür! Ich bekomme einen Lachanfall. Das sieht sehr lustig aus, wenn jemand gegen eine Glastür läuft, vor allen Dingen, wenn man selbst auf der anderen Seite der Scheibe ist. Ja sehr sehr lustig! Nachdem ich mich beruhigt habe
(mein Mann auch
, er fand es nicht so lustig, dass ich so lachen musste) schlafen wir erst mal, wir haben unser Daheim vor ca. 27 Stunden verlassen und sind schlagkaputt.
Es fängt alles sehr vielversprechend an: Unseren ersten Tag in Afrika haben wir überlebt! Das macht Hoffnung!