Do28.04.

Wir wachen ohne Wecker auf, draußen ist es auch schon hell.Als ich aus der Dusche komme, hat mein Mann schon Kaffee gekocht, was habe ich für einen lieben Mann. Sich selbst hat er mal so einen weißen Cappuccino gemacht , sagt er! Er ist wirklich süß ! Ich muss einfach lachen, der weiße Cappuccino ist Kaffee-Creamer . Uns fällt noch auf, dass man den Tresor auf dem Zimmer einfach unter den Arm nehmen und wegtragen kann. Das, finden wir, ist eine super Sache!
Um 7 Uhr gehen wir zum Frühstück. In der Pension gibt es auch eine Sim-Karte zu kaufen. Prima, das tue ich doch gleich mal.

Wir checken aus und Reimund lenkt unsere Kutsche immer noch etwas ungelenk zur Maerua Mall. Ich bin aber guter Dinge, dass das mit dem Fahren schon noch klappen wird, wir sind ja noch eine ganze Weile im Land. Wir parken in der Tiefgarage. Unsere komplette Fotoausrüstung haben wir in einen Rucksack gesteckt und schleifen sie mit. Die Mall hat noch nicht geöffnet. Überall stehen schwarze Leute herum…ja Alex : Du bist hier in Afrika!!! (Yes Yes Yes!!!)
Wir ziehen Geld am Automaten mit der EC-Karte, ich will nicht übertreiben und versuche es erst mal mit 2000 ND. Funktioniert. Auch können wir völlig alleine den Automaten bedienen, niemand rückt uns auf die Pelle (wir schauen uns aber trotzdem ständig verunsichert um! Das Pfefferspray ist in der Hosentasche! Im Nachhinein muss ich sagen : wie gemein! ). Wir gehen einkaufen, es gibt wirklich alles, was man so braucht. Wir arbeiten unseren Einkaufzettel ab und bekommen bis auf den Insektenschutz alles. Den holen wir uns ein paar Meter weiter in der Apotheke. Im MTC Laden holen wir noch eine Netman, damit wir mit den Kindern in Dschörmenie skypen können. Das Einkaufen verläuft wirklich völlig unbedenklich.

Wir verlassen Windhoek fahren auf der B1 Richtung Rehoboth, Mariental. Wir waren noch nie in Afrika, aber so hügelig und grün hatten wir uns das nicht vorgestellt. Wir finden, wir könnten auch in Südamerika sein, aber da waren wir auch noch nie !!! Auf der B1 sehen wir am Straßenrand wieder Paviane. Beim Tropic of Capricorn halten wir zum Fotostopp an. Plötzlich sagt mein Mann : Vorsicht! Ich schaue auf den Boden und sehe ein Riesenmonster ! IIIIIhhhh! Es halten noch zwei Mädels aus München an (diese beiden werden wir ab sofort noch öfters treffen), die eine meint, das Vieh sehe aus wie aus Star Wars . Und ich muss zugeben : Unrecht hat sie nicht. Wir holen unser schlaues Buch und kommen zu dem Entschluss: Es muss sich bei diesem fremdartigen Wesen um die gemeine Sattelschrecke handeln. Diese Schrecken werden die nächsten Tage unsere ständigen Begleiter werden .

Um 12.50 kommen wir in der Kalahari Anib Lodge an. Die Lodge ist wirklich wunderschön und total toll angelegt, unser Zimmer ist ganz hinten und so merken wir auch nicht, wie groß die Lodge ist, weil bei uns keiner vorbeiläuft. Wir setzen uns vor unser Zimmer, trinken den Welcome-Sherry, rauchen 1 Zigarillo und fühlen uns wie im Paradies. Danach nehmen wir die Lodge genauer in Augenschein, sehen unsere ersten Köcherbäume(staunen wie kleine Kinder, wie noch so oft in diesem Urlaub), trinken einen Cappuccino, schreiben die ersten Postkarten (zum Glück so früh, sie sollten 3 Wochen unterwegs sein ,auf einige die wir später losgeschickt haben, waretn wir heute noch ). Dann gehen wir zum Pool, trinken einen Rotwein , mein Mann testet das Wasser, es ist eisekalt, aber er ist hart zu sich selbst. Er hat sich vorgenommen, in jedem Pool zu schwimmen. Der gute Vorsatz hält noch. Auf leisen Sohlen folgen uns die Sattelschrecken! Sie sehen schon gar nicht mehr so erschreckend aus !

Um 15.30 stehen wir an zum ersten game drive unseres Lebens, und den werden wir mit Sicherheit nie mehr vergessen. Es sind ganz ganz viele Autos da, weil wohl auch ganz ganz viele Busse hier sind. An den Karren hängen hinten Zettel mit Namen dran. Wir finden unseren. Davor steht schon ein älteres Ehepaar. Wir kommen mit ihnen ins Gespräch, ich frage sie, ob sie sowas schon öfter gemacht haben. Sie sagen ja, sie leben in Namibia. Sie sind hier, weil sie die Kalahari einmal sooo grün sehen wollen. Sie haben eine Farm in der Nähe von Windhoek. Ich sage, sie sprechen aber gut deutsch. Ja, sagen sie,wir sind ja auch Deutsche, in der 3.ten Generation in Namibia. Wir unterhalten uns eine Weile, sie erzählen uns von Namibia. Dann erzähle ich, dass aus meinem Heimatdorf vor über 20 Jahren eine junge Frau(1 Jahr älter als ich) einen Deutsch-Namibier geheiratet hat und ausgewandert ist. Sie wurde irgendwann geschieden und blieb trotzdem in Namibia, weil es ihr dort so gut gefiel. Die alte Dame antwortet mir: „Das machen viele.“ Im gleichen Moment nenne ich den Namen der Frau. Die Dame schaut mich an, ich wiederhole den Namen und frage, ob sie die kennt. Sie sagt :“ Ja, das ist unsere Schwiegertochter!“ Mein Gott, so klein ist die Welt. Sie kennt sogar das Dorf aus dem ich komme, weil sie damals zur Hochzeit dort waren. Es gibt schon wahnsinnige Zufälle. Da kommt man aus einem 3ooo Seelendorf im mit 82Mio Menschen völlig überbevölkerten Deutschland, fliegt nach Namibia in die Einsamkeit und trifft dort jemanden, der schon sein ganzes Leben in Namibia verbringt und trotzdem ausgerechnet in dem Kuhkaff in Deutschland war, wo man herkommt und zufällig gerade in der gleichen Lodge Urlaub macht.

Naja auf jeden Fall fahren wir nicht zusammen mit den Bustouristen durch die Gegend, wir fahren nur mit 2 Autos, die anderen wandeln auf anderen Pfaden, sehen werden wir sie erst wieder beim Dinner. Erschreckenderweise erfahren wir, dass in den Webervögelnestern KapKobras wohnen. Ich bin feige und beschließe, ich werde sie mir nun doch nicht genauer anschauen, die Nester. Wir sehen Strauße, Springböcke, Kuhantilopen und Zebras(in der Ferne), Oryx und Riesentrappe. UUUUUUUUUnd : unsere ersten Giraffen. So schön. Unseren ersten Sundowner nehmen wir ganz beschaulich und entspannend auf einem Hügel im tiefroten leuchtenden Sand der Kalahari. Beschreiben kann man das nicht, das muss man erleben.

Zum Abendessen ist der Saal voll, wir ergattern uns hinten in der Ecke einen Tisch. Es gibt wirklich sehr sehr gutes Essen : Pastete mit Salat, Oryxroulade und Reis, zum Nachtisch Apfelkuchen. Sehr lecker.

Und nach dem Abendessen ein Highlight: Das Personal singt. Wunderschön. Das hört sich so richtig nach Afrika an. Ja Alex, Du bist tatsächlich da (Yes Yes Yes!). Sie singen so schön, sie strahlen so viel Lebensfreude und Energie aus, es ist eine Wonne ihnen zuzuschauen. Sie hören gar nicht mehr auf. Sie haben so eine Freude, sie singen mindestens eine halbe Stunde. Das ist soooooooooooooo schön. Ich liebe Afrika schon jetzt. Ich bin so froh, dass wir so einen langen Urlaub vor uns haben.
Irgendwann gehen wir. Wir sehen in den Himmel. Der ist sowas von schwarz und hat so viele Sterne, so anders als bei uns. So viel schöner. Bei welcher Behörde kann man sich beschweren, dass man in Deutschland geboren ist ? Ich werde mal eine Nacht darüber schlafen, vielleicht fällt mir was ein . Gute Nacht!

Einen Tag weiter, und wir leben immer noch !

Hallo Alex

du bringst das Afrika-Feeling so schön rüber, da kommen sogar einem Mittfünfziger wie mir fast die Tränen (Anmerkung: keinen passenden Smiley gefunden).

Augen zu, Erinnerungen und Vorfreude gleichzeitig einschalten:

Aber bei einem musst du mir weiterhelfen: was ist ein Netman?

Danke für's Schreiben und Weiterschreiben und Gruss aus der Schweiz
Thomas

@ eggitom

Komm, ich schenk Dir drei, die passen könnten (den einen gab es leider nur in weiblich...):










Liebe Grüße,
Antje

Hallo eggitom,

also ich überlege noch, wo ich schlafen will, wenn ihr mich mitnehmt. Wir finden bestimmt eine Lösung, ich mach ich auch ganz klein und bin ganz leise

Ein Netman ist ein surfstick für mein Laptop, damit ich immer wenn ich mal Empfang habe, meine Kinder und meine Hundis via Skype sehen kann.

Und das mit den Tränen in den Augen kenne ich aus diesem Urlaub gar zu gut, so schöne Landschaften und soooooooo schöne Tiere, zum Heulen schön.

LG
Alex

@antje: vielen Dank; inzwischen bin ich auch fündig geworden:


und von der gleichen Quelle noch einer für Alex (obwohl - der wäre doch eher für Champagner; ich glaube fast, ich bringe die Tagebücher durcheinander ):


Schönes Wochenende allen!
Thomas

Hallo Alex,

ich genieße Deinen wunderschönen Bericht und ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Jetzt erst mal danke und liebe Grüße
Gerd