Geparden aus Namibia in Indien eingetroffen

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Vorbereitung für die Reise nach Indien: Die Direktorin des Cheetah Conservation Fund (CCF), Dr. Laurie Marker, und ihr Team mit einem der Geparden für das Wiederansiedlungsprogramm. Foto: Carolina Torres, Cheetah Conservation Fund

In Indien gibt es wieder Geparden. Sieben Jahrzehnte, nachdem diese Katzenart dort für ausgestorben erklärt wurde. Vor zwei Tagen trafen acht Geparden aus Namibia im Kuno-Nationalpark im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh ein. Berichten zufolge sind die drei männlichen und fünf weiblichen Tiere wohlauf.

Es ist das erste Mal, dass ein großes Raubtier von einem Kontinent auf einen anderen gebracht und dort wieder in die freie Wildbahn ausgesetzt wird. Experten hatten die Wiederansiedlung 2010 auf einer Konferenz empfohlen. Indien hat sie seitdem sorgfältig vorbereitet. Dennoch gibt es Bedenken und Kritik.

Die indische Regierung jedoch feierte die Aktion als Meilenstein der Anstrengungen Indiens für den Naturschutz. Und als Teil der 75-jährigen Unabhängigkeit des Landes. Indische Medien berichteten ausführlich. Auch weltweit sorgte die Wiederansiedlung für Schlagzeilen.

Premierminister Modi lässt Geparde persönlich frei

Die Ankunft der Geparden war auf Samstag, den 17. September gelegt worden, den Geburtstag von Premierminister Narendra Modi. Als Teil der feierlichen Zeremonie ließ Modi die ersten beiden Tiere persönlich aus ihren Transportkäfigen und machte sich den historischen Moment damit quasi selbst zum Geschenk.

Die Boeing 747 wurde für den Transport umgebaut (siehe Bericht von DD India). So gab es genügend Platz für die Käfige der Tiere und ungehinderten Zugang für das Team der Betreuer. Denn Tierärzte, Wildtierexperten und drei Biologen begleiteten die Geparden auf ihrer transkontinentalen Reise.

Dass die Maschine eigens für den Transport einen Raubkatzen-Anstrich erhalten hätte, stimmt jedoch nicht. Zumal das Design nicht einen Gepard, sondern einen Sibirischen Tiger zeigt (siehe Bericht von OP India).

Von Otjiwarongo zum Kuno-Nationalpark

Die acht Geparden im Alter von zwei bis sechs Jahren wurden vom Cheetah Conservation Fund (CCF) nordöstlich von Otjiwarongo auf ihre Reise vorbereitet. Am Freitag brachte sie ein Spezial-Konvoi zum Internationalen Flughafen Hosea Kutako bei Windhoek. Von dort ging es im Direktflug mit der Boeing 747 nach Gwalior 200 km südöstlich von Jaipur und dann per Hubschrauber weiter zum Kuno-Nationalpark.

Dort verbringen die Geparden nun einen Monat lang in einem Gehege. Einerseits im Zuge der üblichen Quarantäne, andererseits zum Akklimatisieren. Das Klima ist feuchter als in ihrem Herkunftsland Namibia. Jeder Gepard ist mit Satellitensender versehen und wird von einem Team an Freiwilligen überwacht.

Südafrika beteiligt sich ebenfalls am Wiederansiedlungsprogramm. Die Gründungs-Population soll aus mindestens 20 Geparden bestehen.

Der Kuno-Nationalpark ist knapp 750 Quadratkilometer groß und bietet Flächen mit Gras- und Baum-Savanne (siehe Wikipedia), also ideales Geparden-Habitat. An möglichen Beutetieren gibt es Wildschweine, Hasen und verschiedene Antilopenarten. Die Konkurrenz besteht in Leopard, Lippenbär, Streifen-Hyäne und Wolf.

Sorge um das Überleben der Geparden in ungewohnter Umgebung

Kritiker wenden ein, dass es sich nicht wirklich um eine Wiederansiedlung handele. Schließlich sei in Indien der Asiatische Gepard (Acinonyx jubatus venaticus) heimisch gewesen. Allerdings gilt er nicht als eigene Art, sondern nur als Unterart (mehr siehe Wikipedia). Außerdem gibt es davon nur noch rund 100 Tiere, die im Iran leben.

Experten der International Union for Conservation of Nature (IUCN) hatten daher 2010 auf einer Konferenz zu dem indischen Projekt den Süd(ost)afrikanischen Gepard (Acinonyx jubatus jubatus) empfohlen. Denn von ihm gibt es noch die größten Bestände.

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Südafrikanische Geparden (Acinonyx jubatus jubatus). Foto nur zu Illustrierungszwecken. Aufgenommen 2006 im Sabi Sand Game Reserve, Südafrika: James Temple (Wikipedia)

Einige Kritiker befürchten, dass die Geparden in ihrem neuen Umfeld nicht überleben. CCF-Direktorin Dr. Laurie Marker hält dem entgegen, dass diese Katzenart sich als äußerst anpassungsfähig erwiesen habe. Das Gebiet sei sorgfältig auf seine Eignung untersucht worden. Marker ist Mitglied der Cat Specialist Group innerhalb der IUCN und hat die indische Regierung bei der Vorbereitung der Wiederansiedlung beraten.

Der Gepard ist mit Spitzengeschwindigkeiten von über 110 km/h das schnellste Landtier der Welt. Laut IUCN gilt er als gefährdete Art. Weltweit gab es 2017 Schätzungen zufolge rund 7.500 Tiere. Die größte Geparden-Population ist laut Marker mit etwa 1.500 Tieren in Namibia zu finden.

In seinem gesamten Verbreitungsgebiet ist der Gepard durch den Verlust von Lebensraum, Mensch-Tier-Konflikte und den illegalen Handel mit seinem Fell bedroht. Der CCF arbeitet landesübergreifend mit betroffenen Parteien zusammen, um das Tier zu schützen.

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Verbreitungsgebiete der vier Unterarten des Geparden (Acinonyx jubatus), laut roter Liste der IUCN von 2015. Grafik (Juni 2020): Mariomassone (Wikipedia)

Weltweite Berichterstattung über Geparden-Transport

Indische Medien wie der nationale Sender India Today (hier auf YouTube) haben ausführlich über die Ankunft der Geparden aus Namibia in Indien berichtet. Die Online-Ausgabe der Zeitung Indian Express stellte die acht Raubkatzen sogar einzeln vor.

Aber auch Medien weltweit griffen das Thema auf. Darunter der deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehsender ARD (Tagesschau), die britische Rundfunkgesellschaft BBC (auf ihrer Website und auf ihrem YouTube-Kanal) und der US-Nachrichtensender CNN.

Den Gepard erleben in Namibia

Namibia-Urlauber können dem schnellsten Landtier der Welt sozusagen in allen Ecken des Landes begegnen. Natürlich im Etosha Nationalpark im Norden. Aber auch in der Kalahari im Osten und am Fischfluss Canyon im Süden des Landes. Ja sogar am Rande der Namibwüste im Westen.

Ein regelrechtes Muss für Geparden-Fans ist ein Besuch im Forschungs- und Schulungszentrum des CCF nordöstlich von Otjiwarongo.

Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter .

Original Link:

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