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THEMA: Japan–Parks, Volljährigkeit, Berge, Fleischklopse
21 Jan 2024 18:43 #680853
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Bunkyo-ku ist der Stadtbezirk, in dem meine Frau aufgewachsen ist. Dort liegt der Nezu Jinja. Zum Neujahr gehen alle Japaner zum Schrein in ihrer Nachbarschaft, um für ein gutes neues Jahr zu bitten. Hier auf dem Bild am 3. Januar ist es erstaunlich leer, an anderen Schreinen ist deutlich mehr los.




Es gibt auch ganz Hartgesottene, die zum ersten Glockenschlag um Mitternacht am Schrein sein wollen. Das kann zu einem riesigen Gedränge führen an den bekanntesten Schreinen des Landes. So gehen in den ersten 3 Tagen im Januar etwa 3 Mio Menschen zum Meiji Jingu, einem Schrein im Stadtteil Yoyogi. Auch ich war mal dort in der Silvesternacht 1998, weil ich in der Nähe wohnte, es hat mich etwa 3 Stunden gekostet, um zum Schrein vordringen zu können. Direkt vor dem Meiji Jingu stehen dann Polizisten, bewaffnet mit Plexi-Schutzschilden. Warum? Zum Beten wird eine kleine Geldgabe, meist etwa 100 Yen, in eine kleine Holzbox geworfen. Da aber der Bereich vor der Holzbox in diesen Tagen abgesperrt ist, werden aus dem Gedränge heraus die Geldstücke nach vorne zum Schrein geworfen, die Polizisten schützen sich so vor den geworfenen Münzen. In regelmässigen Abständen wird das Geld zusammengefegt und abtransportiert.

Auch die Tokyo University („Todai“ – Tokyo Daigaku) liegt im Bezirk Bunkyo. Der Campus war Schauplatz von Studentenunruhen im Jahr 1960 als Protest gegen den Sicherheitsvertrag mit den USA, in deren Folge 500 Studenten verletzt wurden. Solch eine Randale traut man heutzutage den Japanern gar nicht mehr zu. Wenn mal eine Demo stattfindet, dann nur noch in Kleinstgruppen gesittet auf dem Bürgersteig. Die Todai liegt übrigens auf dem Uni-Ranking in Japan ganz vorne. Der Campus ist sehr gross, umzäunt mit mehreren Eingangstoren.


Die Uni hat auch einen eigenen Park, in dem auch Ahorn-Bäume wachsen.





Shinjuku Gyoen ist ein Park im Stadtteil Shinjuku. Er ist völlig überlaufen zur Zeit der Kirschblüte. Jetzt im Januar ist nicht viel los. Blumen blühen aber doch, so dass Hana-mi (das Blütenbetrachten) auch in der kalten Jahreszeit möglich ist.






Der prägendste Vogel Tokyo’s ist meiner Meinung nach der Rabe. Sie sind überall zu sehen, nicht nur in den Parks, sondern auch entweder in den Lüften fliegend oder in einem Baum oder auf einem Strommast sitzend. Das Krächzen ist allgegenwärtig und auf Dauer nervtötend. Als ich vor etwa 25 Jahren in Tokyo gewohnt hatte, war ein Rabe vor meinem Schlafzimmerfenster mitten in der Nacht immer sehr mitteilungsbedürftig, und das über Monate.




Obwohl Shinjuku nicht weit entfernt von meiner Wohnung war, habe ich bisher einige Sehenswürdigkeiten in diesem Stadtteil noch nicht besucht. Dies habe ich nun im Januar ´24 nachgeholt. Omoide Yokocho gehört dazu: dies ist ein kleiner Häuserblock, der für seine kleinen Yakitori-Bars bekannt ist. Yakitori sind kleine Spiesse mit Hünchenfleisch.




Würden nicht so viele Ausländer („Gaijin“) durch die engen Gassen mit Fotoapparaten laufen, könnte man sich fast in alte Zeiten zurückversetzt fühlen, als es noch keine Hochhäuser gab. Dies ist eine der sehr wenigen noch verbliebenen Stellen, an denen das alte Tokyo durchschimmert, genauso wie die zuvor erwähnte Yanaka-Ginza. Das Foto mit den Gästen an der Theke ist eine Vollaufnahme des Restaurants, größer ist das Restaurant nicht. Omoide Yokocho liegt gleich hinter der Shinjuku Station, den meistfrequentierten Bahnhof der Welt (über 3 Mio Menschen täglich). Man findet hier nicht die Haute Cuisine, dafür bodenständig schmackhafte Hühnchenspiesse (Yakitori).

Weiter geht es in Shinjuku durch das Kabuki-cho zum Golden Gai, wo ich bisher ebenfalls noch nicht war. Auf dem Weg dorthin passiere ich Godzilla, der über die Dachkante eines Kinogebäudes äugt.



Golden Gai ist ein altes Vergnügungsviertel und besteht auch nur aus einem Häuserblock mit wenigen Gassen. Hier soll Japans Mafia, die Yakuza, seit Urzeiten wirken. Tagsüber sieht es eher trostlos aus, es sind viele Shot Bars hier wie auch Hostess-Bars. Am Strasseneingang zu diesem Viertel gibt es eine ständige Lautsprecheransage, in der davor gewarnt wird, dass einige Läden ihre Gäste mit Wucherpreisen abzuziehen versuchen. Ich bin in keine Bar gegangen, sondern habe mich auf das (verbotene) Fotografieren beschränkt.






Neben dem Golden Gai liegt der Hanazono Jinja. Hier ist am späten Nachmittag des 6. Januars mehr los als am vorigen Nezu Jinja. Die Leute stehen Schlange, um ihre Neujahrswünsche zu platzieren.
Letzte Änderung: 21 Jan 2024 19:04 von JP K.
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23 Jan 2024 18:14 #681010
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Der Tag des Erwachsenwerdens (Seijin no Hi) wird jährlich am 2. Montag im Januar begangen und ist ein Feiertag, dieses Jahr war es der 8. Januar. Dieser Tag ist den Teenagern gewidmet, die zwischen dem 2. April des vergangenen Jahres und bis zum 1. April diesen Jahres ihr 20. Lebensjahr vollenden. Mit 20 Jahren wurde man bis vor Kurzem volljährig.


Zur Volljährigkeit erhält man von den lokalen Ämtern eine Einladung zu einem Festakt, bei dem den nun Erwachsenen der Ernst des Lebens erklärt wird. Das Alter der Volljährigkeit wurde vor 2 Jahren allerdings auf 18 Jahren abgesenkt, um sich dem international vorherrschenden Altersgrenze anzugleichen. Das hat bei den Behörden allerdings zu Ratlosigkeit geführt, und wie so oft in Japan ist erst einmal nichts passiert. Eine Umfrage unter den lokalen Behörden ergab nämlich, dass bis auf ganz wenige Ausnahmen weiterhin die 20-jährigen eingeladen werden. Als Begründung für ihre völlige Missachtung der neuen Gesetzeslage führen die Behörden an, dass die 18-jährigen ja für die Schul-Examina lernen müssten und die Examensvorbereitung nicht unterbrechen wollen, der Festakt sei ihnen nur lästig, und richtig geniessen können sie diesen Festakt erst mit 20. Keine Ahnung, ob man die 18-jährigen gefragt hat… Allerdings ist die Altersgrenze von 20 nicht ganz verschwunden. Die 18 Jahre gelten nun für die Wahlberechtigung, Heirat, Vertrags- und Kreditfähigkeit. Die 20 Jahre gelten weiterhin für Alkohol, Tabak, Wetten und Glückspiel als Volljährigkeit.

Ohne Smartphone geht auch die volljährige Dame nicht aus dem Haus


Zum Seiji no Hi kleiden sich die jungen Erwachsenen traditionell, die jungen Frauen in Kimono, die jungen Männer – nun ja, heutzutage maximal in schwarzem Anzug, und schauen am Tempel oder Schrein vorbei. Den männlichen Kimono, farblich in schwarz, grau, weiss gehalten, habe ich an dem Tag gar nicht gesehen. Anlass genug für mich, auf Fotojagd zu gehen. Allerdings waren nur die bunten Kimonos für mich interessant, Männer in schwarzen Anzügen habe ich ignoriert, sie waren nicht auffällig. Ansonsten ist der Kimono nämlich fast vollständig aus dem Alltag verschwunden. Vor 25 Jahren habe ich noch vereinzelt Kimono-Trägerinnen auf den Strassen gesehen, jetzt gar nicht mehr.


Dieses Foto habe ich hier eingestellt, weil ein langer Pferdeschwanz eigentlich nicht zum Kimono getragen wird, das gehört sich traditionell nicht, sondern die Haare werden hochgesteckt und Blumenschmuck eingesteckt. Gerade der Stilbruch ist hier interessant.


Es werden viele Fotos gemacht von diesem Ehrentag. Doch zuvor wird nochmal der Kimono zurecht gerückt, die Haare geprüft, hier und da gezupft. Die Mütter können vom volljährigen Kind nicht lassen.


Einige Mütter schmeissen sich auch nochmal in ihren Kimono und posen stolz mit ihren Töchtern, der Vater greift zum Fotoapparat…


…oder die Freundin…


…oder man fotografiert sich gegenseitig…


…oder miteinander.


Der Andrang am Meiji Jingu ist gross, das Haupttor ist nur für ankommende Gäste, über die beiden Seitentore geht’s wieder nach draussen. Die Ordner versuchen, die Menschenströme in geordnete Bahnen zu leiten.




Eine Schrein-Zeremonie wird gleichzeitig abgehalten, ich weiss aber nicht um ihre Bedeutung.


Es ist kalt, die Luft ist klar, zum Kimono wird im Winter häufig ein Fellschal getragen - oder auch nicht.




Gegen 11:30 Uhr breche ich auf, wir haben uns für 13 Uhr zum Mittag in einem Restaurant verabredet, die Wege mit der U-Bahn können durchaus weit sein. Es gibt hervorragendes Tonkatsu (wie Schweineschnitzel, nur besser)


Ich hoffe ich werd jetzt nicht verklagt wegen der Missachtung der Rechte am eigenen Bild oder wegen Eindringen in die Privatsphäre, aber es sind hier ja auch genügend Bilder von Afrikanern eingestellt, von denen nur teilweise die Erlaubnis eingeholt wurde... et hätt noch immer jot jejange.
Letzte Änderung: 23 Jan 2024 18:38 von JP K.
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25 Jan 2024 16:32 #681144
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Hida Takayama
Hida-Takayama ist eine kleine Stadt in den japanischen Alpen. Sie ist bekannt für ihr teilweise rekonstruierten Häuser im alten Stil, die von der näheren und ferneren Umgegend abgebaut und hier wieder aufgebaut wurden. Diese Häuser stehen als gemeinsames Ensemble fussläufig etwas ausserhalb der Stadt in einem Museumsdorf (Hida no Sato). Ferner gibt es eine Altstadt aus Holzhäusern, die ebenfalls touristischen Wert hat und kleinere Shops beherbergt, die auf Touristen ausgelegt sind. Ausserdem sind die Japaner ganz verrückt nach Hida gyu, dem Rindfleisch aus dieser Region. Ich habe da jetzt keinen Unterschied zu anderem Rindsfleisch rausgeschmeckt, aber so sind sie, die Japaner, um regionale Kulinarik wird ein riesen Bohei gemacht.

Wir sind von Tokyo (Shinjuku Bahnstation) mit dem Fernbus gefahren, es gibt eine direkte Verbindung. Die Fahrt dauert etwa 5 Stunden und beinhaltet mehrere Pinkelpausen. Andere Alternativen wie Bahn oder Flug wären teurer gewesen und hätten länger gedauert.

Hier die Altstadt




Hida no Sato mit Ausstellungsräumen in den Häusern








Das Museumsdorf hat auch eine eigene Holzschnitzerei, oder einen freischaffenden Künstler, so genau weiss ich das nicht. Er stellt hauptsächlich Netsuke her. Netzuke sind kleine geschnitzte Figuren, die früher als Gegenstück für Beutelchen am Kimono-Gürtel (Obi) getragen wurden. Dabei wird das Netsuke oberhalb des Obi platziert, die Verbindungsschnur ist hinter dem Obi zu platzieren, und der Beutel hängt dann kurz unterhalb des Obi. Er hat sich bei seinen Schnitzereien auf Eibenholz spezialisiert, das anscheinend sehr langsam wächst und daher eine zeitlang nicht zu beschaffen war, weil alles vorhandene Eibenholz für die Herstellung von Netsuke draufging.


Hida-Takayama hat übrigens eine ähnliche Entsprechung in einem anderen Bergdorf nicht weit entfernt, etwa 70km, in Shirakawa-go. Shirakawa-go ist deutlich berühmter, da Weltkulturstätte. Hier ein Bild von Shirakawa-go, als wir September 2019 dort waren.


Wer sich etwas die Beine vertreten möchte in der Natur: es gibt am Stadtrand einige Wege, die man aufs Geratewohl gehen kann, ohne Angst haben zu müssen, sich in der Wildnis zu verlaufen. Wir haben also nicht die Berge erklommen, sondern sind in Stadtnähe geblieben. Hütten, wie in den europäischen Alpen üblich, gäbe es hier eh nicht auf den Bergen.

Japanischer Zwergspecht


Buntmeise


Japanische Meise (ähnlich einer Kohlmeise)


Japanischer Serau




Der japanische Serau (Kamoshika) ist eine endemische wilde Ziegenart und kommt in weiten Gebieten der japanischen Bergwelt vor. Das Tier hat die Ruhe weg, verhält sich nicht scheu und ist genauso neugierig an uns interessiert wie wir an ihm. Er stapfte im Schnee durch die nicht umzäunten Felder und Kleingärten am Rand einer Strasse, auf der wir spazieren gingen. Es ist bereits das zweite Mal, dass ich einen Serau sah, das erste Mal vor zwei Jahrzehnten ist er auch ganz langsam nach gegenseitiger Musterung davongetrottet. Da sind unsere deutschen Rehe und Hirsche doch erheblich scheuer.

Der eigentliche Grund, warum wir nach Takayama gefahren sind ist folgender. Wir waren schon vor fast 25 Jahren mal in Takayama. Meine damalige Freundin und heutige Frau sagte mir damals, dass im Winter abends die Häuser im Schnee beleuchtet werden und dass dies ganz toll aussieht. Das ging mir all die Jahre nicht aus dem Kopf, und so sind wir hierher für diese Fotos nach einem Vierteljahrhundert zurückgekehrt. Wir waren am 11. Januar dort, der erste Tag, an dem die Abendbeleuchtung angeknipst wurde. Dies wird nun täglich bis Februar so gemacht.






Takayama hat noch ein anderes Museum zu bieten, nämlich die Ausstellung von mehreren Yatai. Yatai sind Zugwagen, die beim Festival von hunderten starken Männern und Frauen durch die Strassen gezogen werden.


Die Yatai unterscheiden sich von den Omikoshi, die von jeweils 40-50 Personen auf den Schultern getragen werden. So ein Mikoshi wiegt über 2 Tonnen, und die Teams wechseln sich alle 5 bis 10 Minuten mit dem Tragen ab, zumal mit dem Schrein auch noch ordentlich geschunkelt wird. Ich habe mich mal bei so einem Umzug beteiligt, ich versichere Euch, man kommt in kürzester Zeit ins Schwitzen und die Schultern werden von den Holzbalken blutig gescheuert.

Um dieses Mal ins Schwitzen zu kommen, habe ich mich lieber in den hoteleigenen Onsen begeben. Das Hotel hatte einen eigenen Busshuttle zum Bahnhof, den wir ausgiebig genutzt haben und liegt ausserhalb der Stadt an einem Berghang mit Aussicht auf Teile der Stadt. Diese Aussicht geniesst man am besten aus dem Onsen heraus. Es gab diverse kleinere Pools und Bottiche, die Wassertemperatur war in allen etwa gleich. Einen Infinity-Pool gab es auch. Alles in allem war der Onsen hier echt gut.






Die Onsen sind auf 2 getrennten Ebenen, eine für Männer und eine für Frauen. Wie in Japan üblich, wechseln die Geschlechter täglich die Ebene. Ansonsten war das 4-Sterne Hotel Associa eher ein unpersönlich liebloser Bunker. Man kann Zimmer mit westlichem Bett, aber auch mit Futon auf Tatami-Matten buchen. Wir haben das westliche Bett genommen, da wir schon bei der Schwiegermutter auf dem Fussboden schlafen. Wichtig war auch, dass es mit Toast, Butter, abgepackter Marmelade (2 Sorten) und etwas Wurst etwas für Westler zum Frühstück gab. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich in Japan, ich war schon aus besseren Hotels in einen nahegelegenen Seven Eleven gegangen, um mir ein Sandwich zu besorgen. So fantastisch ich das japanische Essen finde, zum Frühstück muss es bei mir Brot sein.
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28 Jan 2024 18:12 #681376
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noch zwei Parks in Tokyo. Die Vogelbilder schenke ich mir mal, aber ich versichere, dass es interessante Sichtungen wie White Eye, Bulbul, Schwanzmeise und vieles mehr zu sehen gibt.

Koishikawa Korakuen
Der Park liegt in Nachbarschaft des Baseball-Stations Tokyo Dome und eines Vergnügungs- und Veranstaltungsparks. Das Gute an den verschiedenen Parks ist ja, dass man dem ewigen Strassenlärm entfliehen kann, der Verkehrssound kommt hier nur sehr gedämpft an. Die japanischen Kieferbäume sind winterfertig gemacht worden mit einer komplizierten Seilvorrichtung, um die Äste vor dem Brechen zu schützen, falls wider Erwarten schwerer Schnee auf ihnen lastet.


Die Blüte der Pflaumenbäume hat hier bereits begonnen durch die milden Temperaturen




Yoyogi Koen
Der Yoyogi Park ist in zwei Teile unterteilt. Der eine Teil ist der heilige Teil, in dem der Meiji Jingu steht, ein bedeutender Schrein. Auf dem Hauptweg, der zum Schrein führt, werden Sake-Fässer ausgestellt. Sake am Schrein soll eine Verbindung mit den Göttern aufbauen.


Der andere Teil des Parks ist ein Freizeitpark, in dem auch die Grünflächen betreten werden dürfen, ansonsten ein no-go in anderen Parks der Stadt. Hier wird gejoggt, Frisbee gespielt, auf dem Rasen gelegen, Theatergruppen treffen sich hier etc. Der Park zieht alle möglichen Gestalten an, u.a. auch Rock´n´Roll-Tanzgruppen, die ihr Können im Gruppentanz gerne anderen zeigen. Es wird dann auch gerne in unbekannte Smartphones geposed.
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28 Jan 2024 18:21 #681378
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Ryogoku Kokugikan
Ich liebe es, mir Sumo-Ringen anzuschauen. Tickets können als Tagestickets früh morgens gekauft werden, diese sind aber schnell ausverkauft. Dieses Mal habe ich, da meine japanische Schwiegermutter noch nie einem Sumo-Kampf live zugeschaut hat, im Internet im Vorverkauf erworben. Ich war spät dran, ca. 4 Wochen vor Turnier-Beginn hatte ich die Karten gekauft, daher waren nur hintere Plätze im 2. Rang übrig, nicht viel besser als Tagestickets, aber dreimal so teuer. Vögel fotografieren war nicht der Grund dafür, dass ich meine 600mm Teleobjektiv mitgenommen habe, sondern das Sumo-Turnier.
Die Kampfarena heißt Ryogoku Kokugikan. Draussen künden Fahnen (nobori) davon, welcher Sponsor welchen Kämpfer (rikishi) unterstützt.


Die Fans warten draussen vor dem Eingang, um die Ankunft der Kämpfer mitzuerleben. Die jüngeren Sumo-Kämpfer kommen zu Fuss, die erfahreneren höherrangigen Kämpfer werden mit dem Auto vorgefahren.


So sieht die Kampf-Arena von drinnen aus.


Die Kämpfe beginnen bereits morgens in der niedrigeren Divisionen, und die höchste Division kämpft zum Schluss zwischen 16 bis 18 Uhr. Ich war ab 14 Uhr dort.

Einzug der Gladiatoren




Vorbereitungen für den Kampf: das Stampfen, um die schlechten Geister zu vertreiben




Ebenso das Salzwerfen, bevor der Kämpfer den Ring betritt, wird die bösen Geister aus dem Ring heraus halten


Nochmals das Fussstampfen im Ring. Hier sieht man, dass es bewegliche und weniger bewegliche Kämpfer gibt, die es kaum mehr schaffen, ihre Füsse zu heben.


Das Anstarren ist Teil des Psychokampfes und wird 2 bis 4 mal wiederholt, bevor der physische Kampf beginnt, Zwischendurch gehen die Rikishi wieder in ihre Ecke ausserhalb des Rings, das Salzwerfen wird bei Betreten wiederholt.


Endlich beginnt der Kampf. Die Regeln sind gegenüber den Ritualen um den Kampf herum denkbar einfach: verloren hat, wer mit einem anderen Körperteil als dem Fuss den Boden berührt oder wer den Ring als erster verlässt, d.h. auch wie hier übertritt.


Der nächste Kampf wird angekündigt, wobei die beiden Kämpfernamen vorgelesen werden.


Werbung wird hier noch ganz analog – weder eingeblendet noch geschaltet – sondern um den Ring herum getragen.


Das Klatschen der Backpfeifen ist bis in die hinteren Zuschauerränge zu hören


Jeder Werbebanner (kensho) repräsentiert umgerechnet nach heutigem Kurs ca. 350 Euro und wird dem Sieger als Prämie direkt nach dem Kampf cash in einem Briefumschlag übergeben vom Kampfrichter. Dieser Kämpfer bekommt eine stattliche Summe.
Letzte Änderung: 28 Jan 2024 18:36 von JP K.
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28 Jan 2024 18:32 #681381
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Zu Beginn der höchsten Division des Tages, der Makuuchi-Division, betritt der Yokozuna, der höchste Rang der Aktiven, den Ring und zeigt seine Kampfringeintrittszeremonie. Er wird von zwei Adjutanten begleitet, hier im Bild zu sehen sein Schwertträger.


Hier ein Kämpfer, der einen weiteren Teil der Kampfstartzeremonie zeigt, den chiri-chozu. Das Zeigen der offenen Handflächen soll bedeuten, dass er fair kämpfen wird und keine verbotenen Gegenstände in der Hand hält.


Ein Kämpfer trinkt for dem Kampf als weiteres Ritual chikara mizu, das Powerwasser. Es darf nur überreicht werden von dem Sieger der vorherigen Runde. Da zwei Kämpfer den Kampf beginnen, wird dem anderen Kämpfer das Wasser vom nachfolgenden Kämpfer überreicht – ganz schön kompliziert die Rituale.


Zwischen den Kämpfen wird der Kampfring (dohyo) mit Besen glattgefegt. Dieses Ringpersonal hat daneben diverse andere Aufgaben zu erledigen, wie Auffüllen der Salz- und Wasserbehälter, Ansage des nächsten Kampfes, Die Werbebanner tragen, die Sitzkissen für die Kämpfer tragen, auf dem Turm vor der Kampfarena die Trommel schlagen uvm.


Jeder Griff hat einen eigenen Namen, je nachdem welche Bewegung damit bezweckt wird, zB Heraustragen, Schulterwurf, Hüftwurf, ein Bein stellen etc.


An jeder der vier Seiten sitzt je ein Ringrichter


das Gewicht der Kämpfer beträgt in der obersten Division idR zwischen 140 bis 200kg, in Einzelfällen bringen sie auch erheblich mehr auf die Waage.




Zum Abschluss des Kampftages, normalerweise gegen 18 Uhr, wird ein Kämpfer „den Bogen schwingen“. Der Bogen darf dabei nicht auf den Bodenfallen, sonst gibt es weitere Regeln wie er aufzuheben ist und wie weitergamecht wird.




So, das wars mit meinem kurzen Bericht aus Japan.
Letzte Änderung: 28 Jan 2024 18:39 von JP K.
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