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Hallo zusammen,
länger war ich nicht mehr im Forum unterwegs, vielleicht kennt mich der eine oder andere noch. Im südlichen Afrika waren wir vor ca. 5 Jahren das letzte Mal unterwegs. Wir haben uns wieder nach Namibia "getraut", nachdem Herr Appendix sich auf der vorherigen Reise dort verabschiedet hatte - vielleicht erinnert sich noch jemand von Euch an den Reisebericht, den ich hierzu geschrieben hatte. Zwischenzeitlich waren wir zumeist wieder in Südamerika unterwegs. Da ich gesehen habe, dass es jetzt eine Rubrik gibt, um Reiseberichte aus aller Welt zu posten, habe ich mir gedacht, vielleicht hat jemand von Euch Lust, einen weiteren Reisebericht zu Ecuador zu lesen, an dem ich gerade schreibe. Bei mir wird es allerdings nicht so abenteuerlich, wie in einigen der dort eingestellten Berichte, die ich vor kurzem gelesen habe, Nachdem wir vor drei Jahrzehnten das erste Mal unseren Fuß auf südamerikanisches Festland gesetzt hatten, hat es danach zwar noch einmal etwas über 10 Jahre gedauert, bis wir das wiederholten, aber seitdem haben wir regelmäßig Reisen dorthin unternommen. Die meisten Reisen haben uns nach Chile und Argentinien geführt, wo wir mittlerweile schon Einiges kennenlernen durften, und vor mehr als 2 Jahren waren wir dann das erste Mal in Ecuador, auf dem Festland Ecuadors und den Galápagos Inseln. Viele Grüße Sabine |
Letzte Änderung: 16 Apr 2021 20:08 von Sabine26.
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Prolog
Ich mag keine Kreuzfahrten, zumindest nicht auf diesen riesigen Schiffen mit Passagierzahlen, die mehrere Hundert oder gar Tausend(e) umfassen. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen denke ich, es gibt umweltfreundlichere Arten des Reisens, zum anderen ist dieses All-in-Konzept in Bezug auf Unterhaltung und Verpflegung nicht die Art von Reise, wie ich sie mir vorstelle. Wir haben einmal in Buenos Aires gesehen, wie Passagiere ein Schiff zum Landgang verließen und in gut mehr als 20 Busse verfrachtet wurden. Während ich diesem Schauspiel zusah, stellte ich aufs Neue fest, dass dies wirklich nichts für mich ist. Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Grund, der, auch wäre er nicht da, mich trotz allem nicht dazu bewegen könnte, meine Urlaubszeit auf so einem großen Dampfer zu verbringen. Es ist eine ausgeprägte Seekrankheit, gegen die auch nicht alle möglichen Mittelchen helfen, geschweige denn, dass ich mich nach mehreren Tagen daran gewöhnen würde, keinen festen Boden unter den Füßen zu haben. Ich mag keine Kreuzfahrten auf diesen riesigen Schiffen – ich glaube, das erwähnte ich bereits – aber bei kleineren, und ich hoffe umweltfreundlicheren, die einem die Schönheit unserer Erde zugänglich machen, sehe ich es etwas anders. Ob dies letztendlich so ist oder nur Wunschdenken, ich weiß es nicht. Es gibt aber nun einmal die eine oder andere Destination, die man mit kleinen Schiffen mit gut ausgebildeten Guides und Wissenschaftlern an Bord nebst zugehörigen bildenden Fachvorträgen einfach am besten bereisen kann. Wer mit offenen Augen, Ohren, einfach mit allen Sinnen reist und die Schönheit (und auch das Hässliche) sieht, der kann dazu beitragen, dass die Natur geschützt wird - im Kleinen wie im Großen. Zu diesen Destinationen gehört für mich unter anderem die Antarktis. Oft nennen sich Schiffe, die diese Region mit Touristen befahren, Expeditionsschiff. So haben wir uns auch vor einigen Jahren einen lang gehegten Traum erfüllt mit einer wundervollen Reise nach Südgeorgien und zur antarktischen Halbinsel. Diese wurde von hervorragenden Wissenschaftlern begleitet, u. a. einem Pinguinforscher. Durch diese Reise weiß ich nun 100 %-ig, dass ich auch selbst nach mehr als zwei Wochen die Seekrankheit nicht besiegen kann, so gerne ich auch möchte. Bei einer dreitägigen Flußkreuzfahrt auf dem Chobe River im südlichen Afrika war es nicht ganz so schlimm mit der Übelkeit, aber trotz Pflaster war Mr. Seasick spürbar da und hing mir quasi immer im Nacken. Nun gab es schon seit sehr vielen Jahren noch eine weitere Destination, die ich einfach zu gerne sehen wollte: die Galápagos Inseln. Im Zuge der Reiseplanung habe ich mich dann ausgiebig damit auseinandergesetzt, ob wir uns auf den Inseln eine feste Unterkunft suchen sollten und von dort dann jeweils Tagesausflüge – meist mit Boot – machen oder doch gleich eine Kreuzfahrt buchen sollten. Wie zumeist, gab es Pros und Cons für beides. Bei der ersten Variante wäre mir zum einen nicht die ganze Zeit übel gewesen, zum anderen wäre es auch eine deutlich günstigere Angelegenheit geworden. Allerdings hätten wir von einer zur anderen Standortinsel fliegen müssen, da eine Überfahrt mit den kleinen Transferbooten über das offene Meer aus gesundheitlichen Gründen nicht in Frage gekommen wäre. Dies wäre zum Beispiel auf der Strecke von San Cristóbal nach Santa Cruz der Fall gewesen. Für eine Kreuzfahrt sprach, dass man auch entferntere Ziele und Inseln ansteuern konnte und nicht den Großteil eines Tages mit Transferzeiten auf Land verbunden mit längeren Transfers in einem kleinen Boot verbringen muss, um dann wiederum nicht viel Zeit auf der zu besuchenden Insel zu verbringen. Außerdem hörte ich immer wieder, dass auf den Kreuzfahrtschiffen zumeist die viel besser ausgebildeten Guides beschäftigt werden. Ins Grübeln brachte mich zudem, als ich immer mal wieder von doch etwas mehr oder weniger enttäuschten Touristen las, die Galápagos verbunden mit Tagestouren besucht hatten, jedoch bei nahezu allen, die dies mit einem Kreuzfahrt- (oder Expeditions-) Schiff taten, hellauf begeistert waren. So fiel dann die doch letztlich leichte Entscheidung, für ein paar Tage den festen Boden unter den Füßen aufzugeben und mich wieder in die schwankende Welt zu begeben. Mutig und fest entschlossen wollte ich ein weiteres Mal den - realistisch gesehen aussichtslosen - Kampf mit Mr. Seasick aufnehmen. Ob dies nun für uns die richtige Entscheidung war, werde ich im Laufe des Reiseberichtes auflösen. Aber bevor wir die Inselwelt betreten, auf der Charles Darwin die Grundlagen für seine Evolutionstheorie legte, wollten wir uns auch einen Teil des ecuadorianischen Festlandes, insbesondere das des Hochlandes, anschauen. Mein Mann und ich reisten gemeinsam, eine Gruppenreise kam nicht in Frage. Wir wollten selbst die Route, die Unterkünfte und nicht zuletzt unsere Zeitplanung selbst bestimmen. So stellte ich eine Reise zusammen, die auch berücksichtigte, dass bestimmte Regionen aus gesundheitlichen Gründen nicht bereist werden konnten. Die Tage durften zudem auch nicht zu vollgepackt sein. Wir buchten dann einen Guide mit Wagen, der uns auf Festland Ecuador begleiten sollte. Insgesamt hatten wir 3 Wochen Zeit für die gesamte Reise. |
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Tag 1 – Anreise
Entspannt nach Südamerika Unser Flug wird bereits um 07:00 Uhr Frankfurt verlassen. Wir fliegen mit der KLM über Amsterdam nach Quito. In Amsterdam ist die Hölle los, und wir kämpfen uns durch Menschenmassen, sogar die Business Class Lounge ist wegen Überfüllung geschlossen. Egal, wir haben ohnehin nicht viel Zeit und die Wege in Schiphol sind lang. Wir fliegen Business Class und sind beide vom Service der KLM absolut begeistert. Nach 11,5 Stunden Flug landen wir dann am späten Nachmittag in Quito. Pünktlich werden wir von unserem Guide Pablo in Empfang genommen und stellen fest, er hat noch einen Fahrer dabei. Das Ganze wird sich im Laufe der Reise für uns als Vorteil entpuppen, da wir nicht immer wieder zum Auto zurücklaufen müssen, sondern wir an einer Stelle aussteigen und später an einer anderen wieder einsteigen können. Außerdem ist der Wagen sehr geräumig und hätte Platz für 4 weitere Personen. Kostenloses Wasser ist ebenfalls für die Reise an Bord. Einige Zeit vor unserer Abreise erhielten wir von unserer Agentur die Anfrage, ob wir ohne Aufpreis in das vor einem Jahr eröffnete Boutiquehotel Illa Experience (10 Zimmer) umbuchen möchten. Da das Illa sehr zentral liegt, wie auch das von uns ursprünglich gebuchte Patio Andaluz, und die Recherche ergab, dass die Umbuchung keinesfalls ein Fehler ist, lautet unsere Antwort: Na klar, wollen wir. So langsam, nachdem man sich schon so mit dem Schiff ins Zeug gelegt hatte, aber dazu später im Bericht mehr, regt sich bei mir ein Verdacht: Im letzten Jahr hatten wir über die gleiche Agentur die Bolivien Reise gebucht und da gab es zwischendurch ein paar Beschwerden von uns, die dann zwar alle zügig behoben wurden, aber scheinbar wollte man es dieses Mal besonders gut machen. Dies ist gelungen. Das Boutiquehotel Illa Experience ist super! Wir fallen müde ins Bett, vielleicht macht das nicht nur der Flug und der Schlafmangel der vorhergehenden Nacht, sondern auch die Höhenluft in Quito, das auf 2.850 Metern liegt. |
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Tag 2 – Quito,
die höchstgelegene Hauptstadt Südamerikas Wir müssen (und wollen) es ruhig angehen lassen. Außerdem wollen wir uns langsam auf der Höhe von 2.850 Metern akklimatisieren, sodass wir für heute auch kein Programm mit Guide gebucht haben. Für heute wollen wir uns einfach ein bisschen durch die Stadt treiben lassen. Einfach wieder fühlen, dass wir in Südamerika sind. Nach einem gemütlichen Frühstück gehen wir los und erobern alleine das Zentrum Quitos. Das Stadtbild wird von vielen Indigenen des Hochlandes sowie kolonialen Prachtbauten geprägt. Oft habe ich schon gehört, dass Quito für viele als eine der schönsten Städte Südamerikas gilt. Auch uns gefällt Quito gut und es wundert uns nicht, dass die UNESCO die Altstadt als Weltkulturerbe ausgezeichnet hat. Da für den Folgetag noch eine Stadttour mit unserem Guide gebucht ist, aber dann am Sonntag die eine oder andere Kirche nicht besichtigt werden kann, habe ich mir im Vorfeld schon einmal rausgesucht, welche wir uns unbedingt heute anschauen müssen. So besichtigen wir zuerst die Iglesia de la Compañía de Jesús. Tatsächlich wird hier sogar Eintritt genommen (USD 5). Innen erschlägt uns fast die Pracht und das Gold. Die Kirche des Jesuitenordens wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut. Als Vorbild diente für diesen Nachbau San Ignacio in Rom. Die Iglesia de la Compañía de Jesús gilt als die prächtigste Kirche Quitos, manchen meinen sogar, es sei die prächtigste in ganz Südamerika. Wir können uns hier nur anschließen. Wir haben schon die eine oder andere Kirche in Südamerika besucht, aber diese hier ist die prächtigste, die wir bisher gesehen haben. Im Inneren wurden Unmengen Blattgold verwendet und über 100 Gemälde und Skulpturen kann man entdecken. Wenn man genau hinschaut, stellt man fest, dass sich nicht nur spanische Elemente in der Kirche befinden, sondern auch eine Darstellung der Sonne eines indigenen Stammes. Wir schlendern noch einige Zeit durch die Straßen des historischen Zentrums, genießen die Eindrücke, verweilen ausgiebig auf dem Plaza de la Independencia, an der auch der Regierungspalast liegt, bewundern die Uniformen der Regierungswachen und schauen uns immer mal wieder eine Kirche von innen an. Selbst wenn eine Kirche von außen einmal unscheinbar wirkt, innen ist beinahe jede dermaßen prächtig ausgestattet, dass wir uns fragen, wieviel Reichtum hier vorhanden sein muss. Auch wenn dies jetzt nichts mit dem überbordend dargestellten Reichtum in Form von Blattgold und sonstigen Gütern der Kirchen zu tun hat, kommt mir wieder in den Sinn, dass wir bereits schon gestern auf der Fahrt vom Flughafen den Eindruck gewonnen hatten, dass dieses Land nicht ganz so arm wirkt wie der Nachbar Peru oder Bolivien, die ich beide von früheren Reisen kannte. Eindrücke aus Quitos Altstadt Vielleicht liegt es daran, dass Samstag ist, vielleicht aber auch nicht … an vielen Stellen sehen wir Straßenkünstler, die oft ein ganz anderes Programm darbieten als das, was wir von zuhause kennen. Immer mal wieder verweilen wir daher an der einen oder anderen Straßenecke und schauen einfach nur zu, was gerade gezeigt wird. So langsam kehren wir dann in unser Hotel zurück und wollen in dem hochgepriesenen Restaurant des Hotels essen. Das Hotel hatte am Morgen Instandhaltungsarbeiten verrichtet, bei denen ganz kurz ein Alarm ausgelöst wurde. Wir hatten das Ganze kaum wahrgenommen und uns in keiner Weise gestört gefühlt, umso erstaunter waren wir, als wir kurz darauf ein Schreiben des Hotels erhielten, in dem man sich dafür entschuldigte und uns als Wiedergutmachung zu einem Essen im Hotelrestaurant einlud. Das war uns bisher auch noch nicht passiert, für so eine Kleinigkeit solch eine Gegenleistung von einem Hotel zu erhalten. |
Letzte Änderung: 10 Apr 2021 15:50 von Sabine26.
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Tag 3 – Quito
… und (eine?) Äquatorlinie Nach einem gemütlichen und leckeren Frühstück werden wir um 8:30 Uhr von unserem Guide Pablo und unserem Fahrer Manolo abgeholt. Unser erstes Ziel führt uns auf den Panecillo. Der Stadthügel wurde auf dem ehemaligen Sonnentempel der Inka errichtet. Aus Sicherheitsgründen wird davon abgeraten, den Weg zum Panecillo zu Fuß zurückzulegen. Es gab wohl schon den einen oder anderen Überfall. Wobei es ohnehin steil hinauf ausschaut und auf dieser Höhe wird aus steil ganz schnell sehr steil. So fahren wir mit dem Auto auf eine Höhe von 3.100 Metern mit umwerfendem Blick auf Quito und die am Horizont liegenden Vulkane. Dort oben auf dem Panecillo befindet sich eine Marienstatue, deren Sockel eine Schlange darstellen soll. Ich kann mich anstrengen, wie ich will, für mich sieht diese Schlange aus wie ein Drache oder ein Krokodil oder eine Mischung aus beidem. Das Tier- oder Fabelwesenmysterium werde ich für mich nicht mehr auflösen. Mein Mann scheint da mehr Fantasie zu haben, er erkennt eine Schlange. Marienstatue auf dem Panecillo Schlange zu Füßen der Marienstatue Die Aussicht vom Mirador el Panecillo ist auf jeden Fall grandios, man sieht von oben auf die Altstadt und kann sehr gut erkennen, wie die Stadt schachbrettartig angelegt wurde. Gekrönt wird das Ganze mit drei Vulkanen im Hintergrund: Cayambe (5.790 Meter), Antisana (5.704 Meter) und Cotopaxi (5.897 Meter). Wir haben Traumwetter erwischt. Pablo sagt uns, dass man ganz selten das Glück hat, diese drei Vulkane gleichzeitig zu sehen. Wir genießen noch ein wenig von diesem traumhaften Panorama und schlendern im Anschluss ein wenig auf dem Panecillo umher, bevor wir dann ins Auto steigen und Richtung Quitos Altstadt fahren. Aussicht vom Panecillo auf Quitos Altstadt/Zentrum Mit Pablo sehen wir heute noch viele Ecken, die wir uns gestern nicht angeschaut haben, unter anderem die für Quito so bekannte Calle Ronda. Außerdem besuchen wir noch zwei Kirchen, die zu dahinterliegenden Klöstern gehören, in denen heute immer noch Nonnen leben, die keinerlei Kontakt zur Außenwelt haben. Für uns ist das kaum vorstellbar, dass es dieses Lebenskonzept heutzutage noch gibt. Blick hoch zum Panecillo Besonders faszinierend finden wir das Stadtmuseum, das sich in einem wunderschönen, kolonialen Gebäude mit Blumen geschmücktem Patio innerhalb der Altstadt befindet. Dieses Gebäude diente mehr als 400 Jahre als Krankenhaus. Die Ausstellung mit Instrumenten, Betten und allerlei anderen Dingen, die an die Jahrhunderte erinnern, in denen Menschen gegen Krankheiten kämpften, ist ausgesprochen interessant und manchmal auch ein wenig gruselig. Innenhof des Stadtmuseums Krankenstation "damals" Wir besuchen noch die Plaza San Francisco und die Plaza Santo Domingo und genießen das quirlige Leben, wo es uns heute die Stände der Straßenverkäufer besonders angetan haben. Dann fährt auch schon Manolo wieder vor, wir steigen ins Auto und setzen unsere Fahrt Richtung Norden durch die Neustadt mit modernen (Hoch-)häusern fort. Die Nord-Süd-Ausdehnung von Quito ist gewaltig. 70 Kilometer muss man zurücklegen, will man von einem Ende zum anderen gelangen. In Quito selbst leben 3 Millionen Menschen, in ganz Ecuador 14 Millionen. Bereits schon auf dieser Fahrt stellen wir fest, dass wir hier nicht selbst hätten Auto fahren wollen. So lassen wir uns kutschieren, sind nicht gestresst und können die Ausblicke genießen und dem Fahrstil entspannt, manchmal ein wenig kopfschüttelnd, zuschauen. Unser Ziel ist die Äquatorlinie, genau genommen, eine davon. Wie wir heute und auch später auf der Reise noch erfahren werden, gibt es in Ecuador mehrere davon. Alles eine Frage der Vermessung … Wir sind auf dem Äquator Das Museo de Sitio Intiñan soll auf der Äquatorlinie liegen. Auf alle Fälle ist es ausgesprochen informativ und man kann tatsächlich die eine oder andere Übung selbst machen, um zu sehen, wie sich hier die Kräfte verhalten. Wasser läuft ziemlich direkt auf der Äquatorlinie ab. Gar nicht weit davon entfernt sehen wir, wie das Wasser auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn und auf der Südhalbkugel im Uhrzeigersinn abläuft. Klar, haben wir das schon auf Reisen gesehen, aber hier nur wenige Meter voneinander entfernt, all dies nahezu gleichzeitig zu beobachten, finden wir schon beeindruckend. Wir versuchen auch, ein Ei auf einen Nagel zu stellen, uns gelingt es jedoch nicht … dabei sah es recht einfach aus, als man es uns vorführte. Da müssen wir wohl noch üben. Schrumpfkopf im Museo de Sitio Intiñan Nicht weit vom Museum, ca. 200 bis 300 Meter, befindet sich das Mitad del Mundo, ein großer Bau, wo man noch bis vor einigen Jahren annahm, dass sich hier die Äquatorlinie befindet. Na ja, man hatte sich nur geringfügig vermessen und so wurde das Museo de Sitio Intiñan ins Leben gerufen - und auf die Äquatorlinie gesetzt. Nach gut einer Stunde Fahrtzeit zurück ins Illa Experience, mache ich noch ein paar Fotos vom Hotel. Besonders angetan haben es mir die Gemälde, die besonders im obersten Stockwerk ausgestellt sind. Sie wirken farbenfroh, zugleich modern und stellen zumeist das ländliche Leben in Ecuador dar. Da der Patio des Hotels lichtdurchflutet ist, was in diesen Höhen für mich noch ein wenig eindrucksvoller ist, kommen die Bilder ganz besonders gut zur Geltung. Wir sind froh, dass wir beim Angebot umzubuchen, zugeschlagen haben. Das Hotel gefällt uns ausgesprochen gut und das Personal ist unglaublich zuvorkommend. Allerdings habe ich vor noch nicht allzu langer Zeit gesehen, wie hoch die Preise sind, die jetzt für das Hotel aufgerufen werden. Ich denke, hätten wir das zahlen müssen, wären wir wohl beim Patio Andaluz geblieben. Wir lassen den Tag gemütlich bei einem Abendessen ausklingen. |
Letzte Änderung: 10 Apr 2021 16:13 von Sabine26.
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Tag 4 – Quito – Otavalo
Ein nach Meerschweinchen benannter Vulkansee und eine mehrere Jahrhunderte alte Hacienda Heute verlassen wir Quito. Unser Tagesziel heißt Otavalo. Bevor wir dort jedoch ankommen, stehen noch ein paar Stopps an. Zuerst halten wir am Bosque Protector Jerusalem. In dieser äußerst trockenen Gegend gibt eine einzigartige Vegetation mit Akazien, an denen außerordentlich viele Flechten hängen. Soweit ich weiß, ist dies ein Zeichen für saubere Luft. Zudem leben in diesem geschützten Bereich sehr viele Vögel und der Riesenkolibri. Wir laufen für ca. 1 Stunde umher, können auch den einen oder anderen Vogel erspähen, sehen viele interessante Pflanzen, der Riesenkolibri bleibt uns jedoch verwehrt. Unser nächstes Ziel ist der Kratersee Cuicocha (Meerschweinchen-See). In diesem Kratersee, unter dem es immer noch brodelt, gibt es kein Leben. Er liegt auf einer Höhe von 3.070 Metern und ist 170 Meter tief. Der See ist herrlich gelegen, mittendrin befinden sich zwei Inseln, die Isla Teodoro Wolf und die Isla Yerovi. Wer Lust und Laune hat, kann den Kratersee auf einem 12 Kilometer langen Pfad umrunden. Wir gehen ein ganzes Stück den See entlang, drehen dann aber wieder um. Die ganze Umrundung ist uns zu weit. Wir konnten auch bereits schon auf diesem Stück viele Perspektiven des Sees fotografisch einfangen und die Umgebung genießen. Uns gefällt hier auch ziemlich gut, dass nicht allzu viele Menschen unterwegs sind, uns begegnen zwar einige wenige Personen auf dem Pfad rund um den See, aber überlaufen ist hier nichts. Sicherlich war gestern am Sonntag wesentlich mehr los. Kratersee Cuicocha Der Ort Cotacachi ist bekannt für seine Lederwarenherstellung. Zahlreiche Geschäfte säumen die Straßen mit ihren Auslagen. Wir finden es hier jetzt nicht so spannend (Shopping zählt auch nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen), sehen zwar keine großen Busladungen mit Touristen, aber irgendwie drängt sich uns der Eindruck auf, das Zentrum des Ortes ist für Hardcore-Lederwarenshopping herausgeputzt. Weitaus interessanter finden wir da das Café, in das uns Pablo führt. Wir suchen uns einen Tisch und essen super leckere Blueberry-Muffins, bevor wir unsere Fahrt zu unserer Unterkunft für die nächsten 3 Nächte antreten. Wir wohnen in der Hacienda Pinsaqui. Diese Hacienda existiert bereits seit 400 Jahren und hat auch schon den einen oder anderen Rückschlag erfahren müssen, wie ein Erdbeben Mitte des 19. Jahrhunderts, das viele Gebäude beschädigte oder gar ganz zerstörte. Daraufhin wurde alles wieder nach altem Vorbild aufgebaut. Einer der berühmten Gäste auf der Hacienda war der Freiheitskämpfer Simón Bolívar, der aus dem heutigen Venezuela stammte. Simón Bolívar begegnet einem nahezu überall auf dem südamerikanischen Kontinent, sei es durch Statuen, Namen wie Bolivien, die Währung Venezuelas, der Bolivar, oder in irgendeiner anderen Form. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich eine interessante Verfilmung seines Lebens gesehen. Wer sich für die Geschichte Südamerikas interessiert und gepaart mit Unterhaltung etwas dazulernen mag, dem sei dieser Film empfohlen. Der Großvater des jetzigen Besitzers der Hacienda Pinsaqui war Botschafter in Mexiko, wo er unter anderem auch Frida Kahlo traf. Von dieser Begegnung hängt eine Fotografie in den Hallen der altehrwürdigen Hacienda. Überhaupt kann man eine ganze Weile durch die Gebäude schlendern und immer wieder sehr interessante Entdeckungen machen. Besonders die vielen Fotografien finde ich spannend. Der Garten ist voll von alten Baumbeständen und im vorderen Bereich befindet sich eine wunderschöne Allee. Zur Hacienda gehört – nicht ungewöhnlich – eine alte Kapelle. Pferdefreunde kommen auch auf ihre Kosten. Im Garten laufen die Pferde der Hacienda frei herum. Hacienda Pinsaqui Wir beziehen unser Zimmer, das Bad scheint recht neu zu sein, alles ist sehr sauber, aber eher einfach. In unserem Zimmer, obwohl recht groß, steht nur ein Schaukelstuhl, aber kein Stuhl. Nachdem ich frage, ob wir noch einen Stuhl bekommen könnten, werden gleich zwei gebracht. Die Frage, ob wir auch noch einen Tisch möchten, beantworte ich mit: „Oh ja, sehr gerne, wenn es nicht zu viele Mühen macht“. Mein Mann verdreht schon die Augen und fragt mich später, ob wir nicht gleich den ganzen Hausstand ins Zimmer holen wollen … Für den Abend, da es doch recht frisch werden kann in dieser Höhe, wird uns angeboten, den Kamin anzuzünden oder uns Wärmflaschen ins Bett zu legen. Da wir befürchten, dass der Rauch des Kamins zusätzlich Sauerstoff nehmen wird, entscheiden wir uns für die Wärmflaschen, und ich erweitere gleich meinen spanischen Wortschatz mit dieser Vokabel. Zusätzlich erhalten wir noch einen elektrischen Heizkörper, soviel zum Thema, den ganzen Hausstand umziehen … Das Essen im Restaurant ist gut, die Portionen groß und der Preis angemessen. Das Personal ist dermaßen freundlich und hilfsbereit in der Hacienda Pinsaqui, wir sind begeistert. Am Abend werden wir noch vom Manager eingeladen. Er hat eine Band organisiert, diese spielt im Weinkeller. Hier gibt es noch ein paar kleine Snacks und wir lassen den Tag bei ecuadorianischer Musik ausklingen. |
Letzte Änderung: 10 Apr 2021 16:46 von Sabine26.
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