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Tag 14
Ein neuer Tag. Die Möwen kreischten noch genau so laut wie gestern Abend. Der Himmel war locker bewölkt. Die Sonne schien. Also ganz schnell raus aus den Federn, fertigmachen und mit der Kamera runter zum Hafen. Dieser Morgen bot ein ganz phantastisches Fotolicht. Zur Linken hingen dicke dunkle Wolken über den Bergen. Zur Seeseite riss der Himmel auf und die Sonne kam hervor. Kleine Schäfchenwölkchen untermalten dieses stimmungsvolle Morgenlicht. Bis zum Frühstück blieb noch eine eineinhalb Stunde, die ich voll ausschöpfte. Wahrscheinlich bin ich der einzige Rundreiseteilnehmer aus unserer Gruppe, der Fotos von Svolvær im Morgenlicht hat. Von den übrigen Teilnehmern war in diesen frühen Stunden kein Mensch zu sehen. Diese traf ich zum Frühstück wieder dort, wo es auch gestern das Frühstück gegeben hat. Ich hatte noch nicht den ersten Bissen von meinem Toast im Mund, da krampfte mein Magen und die Spuckerei fing von vorne an. Die Koffer hatten wir bereits vor dem Frühstück verladen. Jetzt hieß es nur noch einsteigen und los ging es Richtung Haukelandssanden, einem der schönsten Sandstrände Norwegens. Hier hielten wir aber nicht an, sondern konnten diesen Strand nur durch die Busfenster bewundern. Badesachen hatte sowieso niemand dabei. Zu kalt war es auch! Unterwegs bekam ich immer wieder Magenkrämpfe und musste auch im Bus mehrmals die Tüte in Anspruch nehmen. Die Situation war mir peinlich. Irgendwann kam ich bei der Fischsuppe von gestern an. Danach ging es mir langsam besser. Inzwischen wusste jeder der Reisenden, dass ich so meine Probleme hatte. Auf einmal erwiesen sich fast alle Mitreisenden als Ärzte. Jeder hatte eine Diagnose parat und jeder besaß irgendein Mittelchen. „Nimm mal, hilft mir immer.“ Die größte Auswahl an Medikamenten hatte Hille. „Hab‘ ich auch schon mal gehabt. Hier, versuch mal!“ „Probier‘ mal diese Tabletten. Die helfen sofort.“ Wenn ich alles genommen hätte was mir angeboten wurde, wäre ich entweder auf der Stelle tot umgefallen oder resistent gegen alles bis ans Ende meiner Tage geworden. Trotzdem war es richtig nett, dass die Teilnahme der anderen so groß war. Hier kam ich dann erstmals am heutigen Tag mit Claudia und Peter ins Gespräch. Die beiden waren gestern Abend noch mit Steffi und Harald einen Pub neben unserem Hotel gegangen. Sie hatten mich vermisst. Sich letztendlich doch gedacht, dass es mir schlecht ging und ich auf dem Zimmer bleiben würde. Es war wohl ein netter Abend, bis sie bezahlen mussten. Harald hatte sich 0,5 Liter Hefeweizen bestellt. Beim Bezahlen entgleisten ihm wohl die Gesichtszüge. 16,40 Euro. Geht’s noch? Wohnen hier nur Millionäre? Um 10.45 kamen wir in Nusfjord an. Nusfjord ist ein Vorzeigedorf und gehört zu den am besten erhaltenen Fischerdörfern in Norwegen. Der Ort besteht aus 40 bis 50 Häuschen. Die meisten davon stehen auf Holzstelzen, direkt über dem Wasser gebaut. Nusfjord ist ein Freilichtmuseum und der ganze Ort ist denkmalgeschützt. Einige der Häuser stammen noch aus dem 19. Jahrhundert. Angeblich wohnen hier während der Sommermonate nur sieben bis zehn Personen, die ständig den Ort erweitern oder instandhalten. Dafür werden hier ganze Busladungen Touristen durchgeschleust. Es gibt hier Übernachtungsmöglichkeiten in den traditionellen Fischerhütten, die Rorbuer heißen. Gefühlt war die Zeit für Nusfjord viel zu kurz. Wie eigentlich alles auf dieser Tour. In diese Tour war wirklich alles eingearbeitet, was hineinpasste. Das bekannteste Fotomotiv schlechthin, ein Bild vom Fischerort ‚Reine‘, wurde uns heute auch geboten. Dieses Motiv hat wahrscheinlich jeder schon einmal gesehen. Dieser Stopp war schon etwas hektisch. Sören ahnte nämlich, was jetzt kommen würde. Auf dem Weg dorthin teilte er uns mit, dass vermutlich keine Parkmöglichkeit vorhanden wäre. Daher würde Francesco den Bus ganz kurz anhalten, wir sollten zügig aussteigen und hätten Gelegenheit, in den nächsten acht Minuten unsere Fotos zu machen. Francesco würde kurz weiterfahren, wenden, um sofort zurück zu kommen. Dann sollten alle genauso schnell wie wir ausgestiegen sind auch wieder einsteigen. Wie prophezeit, war der Parkplatz rappelvoll. Acht Minuten? Dass erforderte doch einiges an Disziplin. Vor etlichen Jahren hatte ich in New York bei den Skulpturen ‚Bulle und Bär‘ ein Erlebnis. Quietschende Reifen. Ein Van hält neben mir. Die Türen werden aufgerissen. Heraus springen fünf Japaner. Das Ganze ähnelte einem Raubüberfall. Das war es aber nicht. Die Japaner waren anscheinend auf der Tour ‚New York in vier Stunden‘. Sie nahmen ihre Kameras in den Anschlag. Hauten ihre Fotos durch und waren blitzartig samt Van wieder verschwunden. Das Ganze hat keine 30 Sekunden gedauert. So ähnlich kam ich mir jetzt auch vor! Nur, dass Francesco das mit den quietschenden Reifen nicht so ganz hinbekam. Also Bus- Stopp, aussteigen und einige wunderschöne Fotos machen. Die Sonne kam sekundenweise auch hinter den Wolken hervor. Selbst mit der dunklen Wolkenformation gab der Ausblick schon einiges her. Die acht Minuten waren völlig ausreichend. Jemand rief: „Der Bus kommt!“ Elegant wie die Gazellen (oder wie heißen die Tiere mit dem langen Rüssel?) hüpften wir in den Bus. Sören war von unserer Disziplin vollauf begeistert und dankte uns dafür. Das nächste Highlight. Es stand der Besuch des Fischerortes auf dem Plan, dessen Name aus nur einem einzigen Buchstaben besteht: Å. Lofoten pur! Dieses Fischerdörfchen ist ebenfalls ein Vorzeigedorf. Auch hier reihte sich Fotomotiv an Fotomotiv. Man konnte sich gar nicht sattsehen und entscheiden, was man fotografieren wollte. Demnach war auch hier die Verweildauer viel zu kurz. Das nächste Etappenziel war Moskenes. Hier gingen wir an Bord einer Fähre. Die nun mit uns drei Stunden bis nach Bodø schippern würde. Unsere Unterkunft für die kommende Nacht war ein neu erbautes Hotel, welches in unmittelbarer Nähe zum Wasser lag. Das war schon ein imposantes Hotel. Das Buffet für das Abendessen bot alles was es gab. Es sah phantastisch aus. Ich hielt mich zurück und versuchte ein paar Kleinigkeiten, um meinen Magen zu testen. Ein bisschen Salat, ein wenig Brot und ein Bier. „Dieter ist wieder o.k.! Der trinkt wieder Bier!“ Heute war für alle Nichtstun angesagt. Die Sonne schien noch wärmend und von der Dachterrasse hatte man einen phantastischen Rundumblick auf Bodø und den Hafen. Nach ein paar Smalltalks mit einigen anderen Mitreisenden saß ich bei einem Absacker dann noch mit Heidi bis kurz vor Mitternacht zusammen. |
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Tag 15
Von der Dachterrasse hatte ich gestern Abend gesehen, dass die nähere Umgebung wohl nicht allzu viel Sehenswertes bot. Daher ließ ich meinen morgendlichen Rundgang aus-fallen. Frühstück gab es ab 6.30 Uhr. Koffer verladen war für 7.30 Uhr angesetzt. Ein langer, aber toller Tag lag vor uns. Meinem Empfinden nach war das der schönste Tag der gesamten Reise. Im Laufe des Tages würden wir heute noch mit drei Fähren fahren. Saltstraumen, der größte Gezeitenstrom der Welt, stand als erster Punkt auf der Sehenswürdigkeitenliste. Aus einem langen Fjord werden unvorstellbare 370 Millionen Kubikmeter Wasser bei Flut und Ebbe in einen Sund gedrückt oder gesaugt. Dabei entstehen Strudel, die 4 bis 5 Meter Tiefe und 10 Meter im Durchmesser erreichen können. Es erwartete uns zwei Stunden später ein weiteres Highlight. So gegen halb 11 hielt unser Bus an einem Parkplatz an der Küstenstraße Fv17. Hier stiegen wir aus und genossen den traumhaften Blick auf den Holandsfjord und das Hinterland. Teilweise waren die Berge noch schneebedeckt. Nach gut 10 Minuten Aufenthalt hier am Fjord näherte sich ein Boot, welches eigens für unsere Reisegruppe gechartert war. Mit diesem Boot schipperten wir über den Fjord ans andere Ufer. Rund 10 Minuten dauerte die Fahrt. Es war einfach nur traumhaft. Die Sonne, die Wärme, die Aussicht – der helle Wahnsinn. Wir legten am anderen Ufer an und verließen das Schiff. Hier stand ein kleiner Reisebus für uns bereit, der mit uns wenige Minuten bis zum Endziel weiterfuhr. Bis Brestua - einem Café mit einer netten Aussichtsterrasse und Blick auf die Gletscherzunge Engabreen. Ein Ausläufer des Svartisen, Norwegens zweitgrößtem Gletscher. Wer wollte, konnte auf einem Rundweg bis ziemlich nah an den Gletscher heran wandern. Im Café nahmen wir die Gelegenheit wahr, uns mit Waffeln und Kaffee zu stärken und dabei noch die phantastische Aussicht zu genießen. Sonne, Gletscher, See - das war die totale Postkartenidylle. Dazu noch wolkenloser Himmel und 25 Grad C. Der perfekte Tag! Ich stand am Rande der Terrasse und hatte meine Kamera auf ‚Panorama-Aufnahme‘ eingestellt. Und dann knallte ich meine Fotos durch und machte noch diverse Verrenkungen, um so viel Panorama wie möglich auf den Chip zu bekommen. Das waren gefühlte 20 Aufnahmen. Meine Kamera machte nur noch ‚Klck, Klck, Klck, Klck ‘. „Was macht der da?“ Die Stimme kannte ich. Ich tat so als hätte ich nichts gehört. „Der macht Panoramaaufnahmen“. „Mach‘ du doch auch.“ „Kann ich nicht.“ „Warum nicht?“ „Ich habe eine Spiegelreflex.“ „Aber dem seine Kamera ist doch kleiner.“ „ES GEHT NICHT!!!“ „Dann kauf‘ Dir doch auch so eine!“ Wie bekloppt ist diese Welt? Sören hatte uns bereits im Bus darauf aufmerksam gemacht, dass hier die Möglichkeit besteht einen Elch zu streicheln. „Kiss a Moose“ heißt das Angebot. Die Familie, die dieses Restaurant betreibt, hält in einem Gehege zwei oder drei Elche, die man gegen 10 Euro Gebühr streicheln darf. Eben als zusätzliche Einnahmequelle. Das Gehege war so abgeschirmt, dass man keine Möglichkeit hatte, Fotos von den Tieren zu machen, wenn man nicht bezahlt hatte. Diejenigen, die dieses Angebot in Anspruch nahmen, waren enttäuscht. „Die haben nicht mal hochgeguckt. Die liegen im Schatten und pennen. Einer hat mal ganz kurz ein Auge aufgemacht.“ Leider mussten wir uns kurz nach Mittag verabschieden und fuhren mit dem Bus zurück zum kleinen Anlegesteg, wo das Schiff bereits auf uns wartete. Es ging zurück auf die gegenüberliegende Seite des Fjords. Dort stand unser Bus. Gegen halb zwei erreichten wir die erste Fähre, die von Foroy nach Agskardet. Die Überfahrt dauerte nur 10 Minuten. Hermann hatte während der letzten Tage seine Reisekamera immer mal wieder herumgereicht, um Fotos von sich machen zu lassen. Auch er fotografierte ziemlich viel. Heute jedoch sah man seine Kamera nicht. „Hermann, was ist los? Machst du heute keine Fotos? Speicherkarte voll? Es gibt es doch jede Menge Motive!“ „Der Akku ist leer.“ „Das ist übel! Hast du kein Aufladegerät dabei?“ „Nee. Das liegt zu Hause.“ „Schade. Falls du Interesse hast, kann ich dir das ein oder andere Foto schicken.“ „Danke. Ich komme vielleicht darauf zurück.“ Die nächste Fährverbindung um 14.30 Uhr bedeutete immerhin wieder eine Stunde Überfahrt. Während dieser Fahrt überquerten wir den Polarkreis. Dieses Mal in südlicher Richtung. Sekt gab es dieses Mal nicht. Schade! Nach einem erneuten Halt hatten wir noch 90 km zu fahren, um dann in Nesna die letzte Fähre dieses Tages zu nehmen. Das waren zwar lange Strecken am heutigen Tage. Dadurch, dass wir drei Fähren benutzten, bestand immer die Möglichkeit, sich die Beine zu vertreten. Das traumhafte Wetter mit Temperaturen um 20 Grad machte diese Tagesetappe erträglich und interessant. Um 19.30 kamen wir in Sandnessjoen an. Bevor die Koffer ausgeladen wurden, verabschiedeten wir Francesco. Jürgen hatte nun genug Ruhe gehabt und ab morgen würde er wieder fahren. Francesco verließ uns am heutigen Abend. Er würde nun nach Bergen fahren, um von dort nach Deutschland zu fliegen. Es folgte das täglich Ritual. Zimmerschlüssel von Sören in Empfang nehmen, Aufzug stürmen und Zimmer beziehen. Mein Zimmer war gut. Das Bad war eine Katastrophe. Es war winzig. Keine Ablage, keine Steckdose, kein Fön, der Boden der Duschkabine versifft. Heute hatte ich die berühmte Karte. Aber reklamieren? Für die eine Nacht? Nee! Abendessen gab es in einem separaten Raum, wo für zwei Reisegruppen eingedeckt war. Die zweite Gruppe kam erst an als wir bereits fertig waren. Das Essen in Buffetform war soweit in Ordnung, aber überschaubar. Wie fast üblich, saßen die Harten noch auf eine Runde zusammen. An die Alkoholpreise hatten wir uns mittlerweile gewöhnt! |
Letzte Änderung: 01 Jul 2020 09:24 von Papa Kenia. Begründung: Bilder eingeschoben
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Tag 16
Vor dem Frühstück machte ich meine morgendliche Runde. Ich war noch nicht ganz vor dem Hotel, als jemand rief: „Hallo Dieter, guten Morgen. Schon wieder auf Achse?“ Alter Schwede! Schlafen Spanner denn überhaupt nicht? Verfolgen die mich selbst morgen um 6 Uhr? Susanne hing hoch oben halb aus dem Fenster und winkte mir zu. „Pass auf, dass du nicht rausfällst!“ Dem Ort konnte man bei allem Wohlwollen nichts Positives abgewinnen. Irgendwie spiegelte sich der Zustand meines Bades im Ort wider. Insgesamt machte alles einen recht trostlosen Eindruck. Nach 20 Minuten war ich daher schon zurück und traf auf Bernhardine, die mir entgegenkam. „Das kann man hier knicken. Hier ist ja gar nichts.“ Das traf den Nagel auf den Kopf. Zunächst gab es jedoch ab 6.30 Uhr Frühstück, welches wiederum ausgezeichnet war. Bereits um 7.30 Uhr fuhr der Bus los. Tschüss Sandnessjoen. Du bist nicht unbedingt eine Schönheit. Als erstes sahen wir jedoch die Gebirgskette „Sieben Schwestern“. Die Geschichte hierzu hatten wir ja bereits gestern von Sören erzählt bekommen. Den ersten Halt am heutigen Tag verbanden wir bereits um kurz nach 8 Uhr mit einem Besuch der Kirche von Alstahaug ein. Es bestand die Möglichkeit die Kirche auch von innen zu besichtigen. Gegen 8.45 Uhr waren wir am ersten Fähranleger in Tjotta. Eine Viertelstunde später legte die Fähre ab. Die Überfahrt bis Forvik dauerte 20 Minuten. Bei dieser Überfahrt sahen wir nochmals die „Sieben Schwestern“ – eben aus einer anderen Perspektive. Hinten links an der Reling stand Hermann und - fotografierte wieder. Was geht denn hier ab? „Ich denke, du hast kein Ladegerät mit?“ „Doch, na klar, das habe ich immer mit.“ Also gut, lassen wir das. Nun ging es noch gute 20 Minuten weiter bis zum nächsten Anleger in Anddalsväg. Um von hier die nächste Fähre nach Horn zu nehmen. Die nächste Station auf unserer Route war ‚Torghatten‘. ‚Torghatten‘ ist ein riesiges Loch in einem Felsen. Man kann zu Fuß auf den Berg kraxeln und auch bis in dieses Loch hineinwandern. Sören kannte eine Alternative für die Leute, die keine Ausbildung als Bergziege haben. Es gibt einen ebenerdigen Weg, der um den Berg herumführt. Man kommt von hier zwar nicht an das Loch heran, aber man kann es, wenn auch weit weg, gut erkennen. Ungefähr 20 Leute bevorzugten den steilen Aufstieg. Allen voran – Hermann. Sören bestimmte wieder das Tempo für die restlichen Mitreisenden. Und das war nicht von schlechten Eltern. Es gab trotzdem keine Ausfälle. Alle erreichten den Bus pünktlich zur Abfahrt um kurz vor halb eins. Mit meinem Objektiv war da nicht mehr herauszuholen. Das war Luftlinie geschätzt 1 km dazwischen. Die letzte Fähre des heutigen Tages befuhren bzw. beliefen wir um 13.30 Uhr. Nach einer halben Stunde Überfahrt ging es noch gute zwei Stunden per Bus weiter. Jürgen achtete penibel auf die Lenkzeiten. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo er ein Päuschen brauchte. Gegen 16 Uhr steuerten wir noch das kleine Restaurant Snåsakroa an. Leider kamen wir wohl einige Minuten zu spät. Kurz vorher ist scheinbar ein Bus mit 50 Holländern eingetroffen. Die Meisjes blockierten die einzige Toilettentür und unsere Frauen mussten sich brav hinten anstellen. Die Männer standen Schlange vor der Kasse. Geschätzte 20 Holländer hatten jeweils zwei Eis in der Hand und jeder zahlte mit Kreditkarte. Ich konnte mir ausrechnen, wann ich wohl an die Reihe kommen würde. Da kam aus dem Küchenbereich eine weitere Ange-stellte und hantierte hinter der zweiten Kasse unter der Theke herum. Mutig marschierte ich an der Schlange vorbei und fragte sie, ob sie mir etwas zu essen bringen könnte oder ob ich mich auch einreihen muss. Kein Problem. Sie machte mir einen Hot Dog und zapfte mir ein Bier. Damit bewaffnet, verzog ich mich nach draußen auf die Terrasse unter einen Sonnenschirm. Das sieht man bei mir selten. Die Sonne knallte vom wolkenlosen Himmel. Es herrschten Temperaturen wie im Süden. Umso köstlicher empfand ich das kühle Bier. Nach diesem Aufenthalt ging es schnurstracks Richtung Trondheim. Bevor wir zum Hotel fuhren, fuhren Jürgen und Sören mit uns zum Abendessen. Es stand uns noch ein ‚Highlight‘ bevor. Heute kamen wir in den Genuss, in dem Lokal auf dem Fernsehturm von Trondheim zu speisen. Um 19 Uhr fuhren wir mit dem Fahrstuhl nach oben. Hier waren einige Tische für uns reserviert. Das Essen war spitze und die gigantische Aussicht tat ihr Übriges, um diesen schönen, aber anstrengenden Tag zu beenden. |
Letzte Änderung: 02 Jul 2020 17:52 von Papa Kenia.
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Tag 17
Das Zimmer war zwar klein, für eine einzelne Person jedoch völlig ausreichend. Nach dem ersten Halbschlaf wurde ich gegen 1.00 Uhr von dem Ständchen eines Dudelsackspielers geweckt. So schallisoliert waren die Fenster nun doch nicht. Der Spieler beherrschte sein Instrument und es klang gar nicht schlecht. Aber nachts um eins? Es war doch eine ziemliche Geräuschkulisse, die von unten hoch drang. Irgendwo musste ganz in der Nähe noch ein Pub sein. So schlief ich doch relativ schlecht und stand um 5.15 Uhr schon wieder auf. Das Hotel war irre eingerichtet. Plüsch und Plösch. Selbst auf den Etagen. Gelbe Decken, hellblaue Wände, lila- oder pinkfarbene Sessel und bunte, 10farbige Teppiche. In der Lobby das gleiche: Pink mit gelb und rot; lila und türkis im krassen Disput mit ocker-farbenen Glanztapeten aus den 70ern. Das war eine Farbexplosion. Es hatte trotzdem das gewisse Etwas. Auch wenn es ein wenig gewöhnungsbedürftig war. Um viertel vor sechs trat ich vor die Tür. Trondheim, ich komme. Es war mild. Sonne und Wolken wechselten sich ab und mein Weg führte mich zum Hafen. Sören hatte uns gestern erzählt, dass Bergen und Trondheim im ewigen Streit darüber lägen, welches denn wohl die schönere Stadt sei. Dass sich Trondheim in die vorderste Reihe drängte, konnte ich gut nachvollziehen. Die Gegend am Hafen bot eine Bilderbuchkulisse. Es reihte sich wieder ein Fotomotiv ans andere. Hier wäre ich gerne noch eine Stunde länger geblieben. Aber mich fragt ja keiner. Das Frühstück rief. Und ein nicht enden wollenden Tag. Nur, das wusste noch keiner. 420 km lagen heute vor uns. Packen wir es an! Auf zu neuen Taten. Zunächst gab es eine Stadtrundfahrt durch Trondheim. Während der Tour stiegen wir bei der Kristiansten Festung aus, um diese Anlage zu besichtigen. Die Festung, die im Jahre 1685 fertiggestellt wurde, liegt auf einem Hügel im Osten der Stadt. Die Besichtigung der Anlage ist in gut 45 Minuten machbar. Spektakulär ist diese Festung allerdings nicht. Der Blick auf die Stadt entschädigt dafür. Nach der Besichtigung steuerte Jürgen den Bus von der Anhöhe wieder runter in die City. Dort stiegen wir aus und Sören unternahm mit uns einen Fußmarsch durch die historische Altstadt. Zum Schluss kamen wir über die alte Stadtbrücke Gamle Bybrua, die über den Fluss Nidelva führt. Die dunkelrote Torkonstruktion der Holzbrücke erinnerte mich ein wenig an China. Von der Brücke aus hat man einen schönen Blick auf die auf Stelzen gebauten Speicherhäuser. Den Versuch, diese Brücke ‚Touristenfrei‘ abzulichten, habe ich allerdings sehr schnell aufgegeben. Unser Rundgang endete am Nidaros-Dom. Unser Busunternehmer hatte für die Dombesichtigung eine Domführerin engagiert. Die Besichtigung war hochinteressant. Bei der Kirchenführerin handelte es sich um eine deutsche Studentin. Sie hatte sich allerhand Wissen angeeignet. Es war sehr informativ und kurzweilig. Leider war absolutes Fotografierverbot. Der Dom an sich ist innen sehr prunkvoll. Es ist die bekannteste Kirche Norwegens. Nun stand uns noch eine Stunde zur freien Verfügung. Die Meisten schlenderten Richtung Zentrum zum Torg Shopping Center, welches nicht weit vom Dom entfernt ist. Hier bestand die Möglichkeit in den vielen Geschäften ein wenig Geld zu lassen oder einen Happen zu essen. Sobald wir im Bus saßen und Trondheim verließen fing es an zu regnen. Es folgten noch zwei weitere Stopps und gegen 16.30 Uhr erreichten wir den Ort Lom. Dieser Abstecher stand eigentlich gar nicht auf dem Programm. In Lom steht eine wundervolle Säulenstabkirche. Die Kirche wurde um 1200 gebaut. Frei nach Hille: „Was meinst du, wieviel Kirchen ich schon gesehen habe“, verzichtete ich darauf, die Kirche von innen zu besichtigen. Ich blieb also draußen und bemühte mich, die Kirche ohne Menschen abzulichten. Der Ort an sich ist sehr touristisch angehaucht. Hier leben rund 2400 Einwohner. Neben der Stabkirche soll das Freilichtmuseum sehenswert sein, welches aus einigen Bauernhäusern besteht. Am Ortsausgang schießen ziemliche Wassermassen des Flusses Bøvra unter der Straßenbrücke her. In diesem Verlauf gibt es auch einen der kleineren Wasserfälle, den Prestfossen. Angeblich hat Lom aufs Jahr gesehen eine sehr geringe Niederschlagsmenge. Da waren wir wohl zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Himmel verdunkelte sich zusehends. Jürgen und ich saßen bereits im Bus als es begann wie aus Eimern zu schütten. Die anderen hatten von der Kirche doch gut 200 Meter zurück zu legen, sodass sie doch ziemlich nass wurden. Um 20 Uhr landeten wir endlich am Hotel. Die Lage des Hotels ist richtig idyllisch. Es liegt in einem Talkessel und wird durch hohe Berge eingerahmt. Vor dem Hotel verläuft die Hauptstraße und dort befinden sich die auch die Parkplätze. Hinter dem Hotel liegen der Nordfjord und der Loen-Fluss. Hier gibt es einen Wanderweg direkt am Wasser entlang. Dieses Hotel sollte nun für zwei Nächte unser Zuhause sein. Zunächst hieß es, Koffer auf die Zimmer bringen. Das war eine ganz schöne Wuchterei. Denn dieses Hotel hat keinen Aufzug. Mein Zimmer lag nach hinten raus. Also mit Blick auf den Fjord. Viel Zeit, um das Zimmer oder die Aussicht zu bewundern blieb jedoch nicht, wir mussten sofort zum Abendessen durchstarten. Heute war nichts mehr mit ‚Aufhübschen‘. Das Restaurant liegt im ersten Stock. Für jede Reisegruppe waren hier Tische reserviert. Trotz der Geräuschkulisse war es sehr gemütlich. Die Bedienung war superfreundlich. Die Essensauswahl war reichhaltig. Es schmeckte allen sehr gut. Die wenigsten machten noch auf einen Rundgang durch die nähere Umgebung. Die Strapazen des Tages forderten ihren Tribut. Viele gingen sofort aufs Zimmer. Die ganz Harten, nämlich Steffi und Claudia, sowie Peter, Harald, Hille und ich blieben noch in den Gesellschaftsräumen auf einen Absacker sitzen. Gegen 21.30 Uhr begann eine Band zu spielen. Allerdings in einer Lautstärke, dass einem die Ohren wegflogen und wir bis ans andere Ende des Saals flüchten mussten. Hier schmeckte uns das Bier genauso gut. Und die gespielten Oldies, nun in erträglicher Lautstärke, brachten noch mal Schwung in den Abend. Irgendwann reichte es. Die Bettschwere holte uns ein. |
Letzte Änderung: 03 Jul 2020 21:16 von Papa Kenia.
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Tag 18
Am nächsten Morgen ließ ich es langsam angehen. So viel Sehenswertes gab es in dieser Umgebung nicht. Und der Himmel war wieder einmal grau in grau. Die Wolken hingen fast bis ins Schlafzimmer. Nach einem erstklassigen Frühstück führte uns unsere Fahrt zunächst zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Geirangerfjord. Wir hielten in einer Parkbucht, von wo aus man einen schönen Blick auf den Fjord hat. Es war sehr nebelig. Innerhalb von Sekunden wurde es heller und der Nebel vorzog sich ein wenig. Man konnte den Fjord nun doch besser erkennen. In weiter Ferne fuhr ein Kreuzfahrt-schiff. Petrus meinte es heute leider nicht gut mit uns. Dieser Blick auf den nebeligen Fjord blieb nicht die einzige Enttäuschung für heute. Um 10.20 Uhr erreichten wir den ersten kleinen Fähranleger in Stranda, von wo aus die Fähre nach Liabygda übersetzte. Die Fahrt dauerte aber nur 10 Minuten. Mit dem Bus ging es weiter am Storfjord vorbei bis nach Sjoeholt. Nachher kamen wir am Romsdalsjfjord vorbei und nahmen danach Kurs auf Åndalsnes. Von dort fuhren wir über die 63 Richtung Trollstigen, was übersetzt ‚Troll-Leiter‘ heißt. Bevor es die Bergstraße hinauf ging, hielten wir kurz an und konnten einige Landschaftsfotos schießen und Aufnahmen vom Stigfossen machen. Nun ging es den Trollstigen hoch. Diese Strecke ist eine echte Herausforderung für jeden PKW Fahrer. Und erst recht eine Herausforderung für jeden Busfahrer oder Personen, die mit PKW und einem Wohnanhänger hinten dran hier hochfahren wollen. Das war nichts für schwache Nerven. Elf Haarnadelkurven warteten auf uns. Jürgen meisterte die Kurven vorbildlich. Auf halber Strecke gibt es eine Natursteinbrücke. Unter der Brücke hindurch sprudeln die Wassermassen des Wasserfalls Stigfossen. Den hatten wir von einigen Minuten bei unserem letzten Halt fotografieren können. Zwei Sitzreihen vor mir im Bus zog sich Manuela ein Handtuch über den Kopf. Zunächst dachte ich, dass ihr schlecht wäre. Im Nachhinein erfuhr ich jedoch, dass sie wegen ihrer Höhenangst das Elend da draußen nicht mit ansehen konnte. Man muss sich nur zu helfen wissen. Oben angekommen, bekam Jürgen Beifall. Die Tour endete auf dem riesigen Parkplatz des Trollstigen Cafés. Hier konnte man viel „Nichts“ sehen. Dunkle Wolken und dicke Nebelschwaden vermiesten uns die Laune. Es gibt hier zwar zwei oder drei Aussichts-plattformen. Die Gischt des Wasserfalls sorgte aber dafür, dass man blitzartig feucht war und nur Nebelschleier sah. Gift für die Elektronik der Kameras war es alle Male. Also konzentrierten sich viele auf die Toiletten, den Souvenirshop und das Café. Nach einer einstündigen Rast ging es bereits wieder langsam zurück zum Hotel. Gott sei Dank mussten wir nicht die gleiche Strecke zurückfahren wie wir gekommen waren. Unser nächstes Ziel war Gudbrandsjuvet, einer der bekanntesten Wasserfälle Norwegens. Eine eigenartige Geländerkonstruktion sichert den Weg, der in Schlangenlinien zu diversen Plattformen führt, von denen man gut in die 25 Meter tiefe Schlucht sehen kann. Nach diesem Aufenthalt machten wir uns auf den Heimweg und fuhren nach Linge. Unterwegs gab es noch einen Stopp am Flydalsjuvet Aussichtspunkt mit Blick auf Geiranger und den Geirangerfjord. Von Linge aus benutzen wir letztmalig eine Fähre nach Eidsdal, um von dort aus schnurstracks nach Loen durchzustarten, wo unser Bus um 18 Uhr am Hotel eintraf. Insgesamt sieben Reisebusse parkten auf den Parkplätzen beim Hotel. Wobei es aber durchaus sein kann, dass nicht alle Fahrgäste hier im Loenfjord wohnten, sondern vielleicht auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo das Schwesterhotel liegt. Das Hotelpersonal hat wohl keine Probleme, mit solchen Touristenmassen fertig zu wer-den. Für jede Reisegruppe waren per Tischkarten Plätze reserviert, sodass es kein Gedränge um die Plätze gab. Nach dem Essen machten wir noch einen Verdauungsspaziergang entlang des Fjordes um anschließend ganz in Ruhe den Tag ausklingen zu lassen. Na ja, so ruhig nun auch wieder nicht. Denn schließlich ging der Urlaub nun mit Riesenschritten seinem Ende entgegen. Und so saßen Steffi und Harald, Manuela und Hans, Claudia und Peter sowie Hille, Hermann und ich noch eine ganze Weile zusammen. Hille gab ein paar Stories ihrer Mehrfachehen zum Besten. Mit welchem ihrer Männer sie wo gewesen ist und was sie dort erlebt hat. Geografisch kam sie ins Schleudern. Der Tafelberg lag plötzlich in Brasilien und der Kilimanjaro in Indien. War es das Alter? Oder der Alkohol? Hille langte an diesem Abend ganz schön zu. Wenn ihre Geschichten wirklich wahr waren, dann hat sie bei jedem Verlust ihrer Ehemänner einen ganz schönen Schnitt gemacht. „Kohle habe ich genug. Aber ich brauche mal wieder einen Mann. Nicht für’s Bett. Der soll mir den Garten umgraben.“ Siehst du, Hille, da hatte ich doch den richtigen Riecher! Von wegen ‚du sollst es gut bei mir haben‘. |
Letzte Änderung: 06 Jul 2020 17:14 von Papa Kenia.
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Tag 19
Langsam ging der Urlaub zu Ende. Nach einer absolut ruhigen Nacht wachte ich gegen 5.30 Uhr auf und machte mich in aller Ruhe fertig. Die Sonne schien. Es war ein lausiger Morgen. Mehrmals hatte ich während der Reise gedacht: ‚wenn es jetzt nach Hause ginge, wäre es auch nicht so tragisch‘. Das waren Momente, an denen uns Petrus einen Strich durch die Rechnung machte und fiese, fette Wolken vor die Sonne schob. Doch nun wurde ich ein bisschen trübsinnig, dass bald alles vorbei sein sollte. Zunächst wurde ausgiebig gefrühstückt. Später räumten alle ihre Zimmer und startklar warteten dann 33 Leute am Bus. Und warteten. Und warteten. Ja, wo ist er denn? Wo bleibt Jürgen? Sören wollte kurz nach dem Rechten sehen, kam nach ein paar Minuten ohne Jürgen, aber mit Busschlüssel zurück. Da Sören wusste, wie man die Ladeluken öffnet, hievten wir Männer unsere Koffer in den Bus. Während der Warterei und Packerei hielt mir Peter die besagte Reisetasche vor mein Gesicht. „Das ist sie.“ „Zeig mal. Mach‘ mal los.“ Peter zog den Reißverschluss der Tasche auf. Diese war wirklich randvoll mit Rollfilmen und Schachteln. Unglaublich. Als Jürgen dann endlich, aber noch einigermaßen verschlafen um die Ecke kam, musste er leicht grinsen und dankte uns, dass wir ihm viel Arbeit abgenommen hatten. Mit fünfundzwanzig Minuten Verspätung fuhren wir los. Es fiel aber nicht ein einziges blödes Wort über Jürgens Verspätung. Busfahrer sind ja auch nur Menschen. 440 km lagen heute vor uns. Das würde wieder eine Mördertour werden. Der Brigsdal-Gletscher sollte unser erstes Tagesziel sein. Sören hatte uns bereits gestern über diese Tour aufgeklärt. Bei Ankunft kann man zum Gletscher zu laufen. Pro Strecke würde der Weg rund 50 Minuten dauern. Dann hat man noch gute 10 - 15 Minuten Zeit, um Fotos zu schießen bzw. den Gletscher und den Wasserfall zu bewundern. Für die Fußkranken und Lauffaulen gab es die Möglichkeit, mit einer Art Golfwagen, sog. Trollbil, bis zu einer Parkmöglichkeit in der Nähe des Gletschers zu fahren. Vor dort aus waren es trotzdem noch mal 10 Minuten zu Fuß. Diese Alternative kostete allerdings 20 Euro. Das waren die einzigen Kosten während der gesamten Reise, die nicht durch den Reiseveranstalter abgedeckt waren. Ansonsten waren alle Eintrittsgelder für Museumsbesuche, für Seilbahnfahrten und was sonst noch so anfiel, im Reisepreis enthalten. Mehr als die Hälfte unserer Reisegruppe nutzte diese Option. Das waren für mich persönlich so ziemlich die bestinvestierten 20 Euro in letzter Zeit. Sieben Personen passten in so ein Wägelchen. Zwei 3er Reihen und eine Person vorne neben Fahrer bzw. Fahrerin. Wir hatten eine Fahrerin erwischt. Und dann ging es hier ebenfalls serpentinenartig zum Gletscher. Umgang mit Wolken und Nebel waren wir in den letzten Tagen ja gewöhnt. Nun kam aber auch noch Nässe dazu. Der Weg führte in unmittelbarer Nähe des Wasserfalls Kleivafossen über eine Holzbücke. Die Wassermassen schossen unter der Brücke durch. Je näher unser Trollbil kam, desto mehr spürten wir die Wasserspritzer des Wasserfalls. Für die Überquerung der Brücke brauchten wir höchstens 15 Sekunden. Diese Zeit reichte jedoch, um gut feucht zu werden. Die Kamera hatte ich vorsichtshalber unter meine Jacke geklemmt. Nach einer 10minütigen Fahrt hielten wir am Parkplatz und mussten ab hier das letzte Stück zu Fuß Richtung Gletscher laufen. Selbst die letzten Meter hatten es in sich. Es zog sich ganz schön bergauf. Und der ein oder andere legte doch noch eine kleine Verschnaufpause ein. Der Gletscher bot nicht viel. Graue Felswände, mit dunkel erscheinenden Eismassen, da-rüber dicke Nebelschwaden und dunkle Wolken. Alles in allem ein Grau in Grau. Der Wasserfall war auch nicht so der Brüller. Wer weiß, bei Sonnenschein wäre alles vermutlich viel, viel schöner gewesen. Nach einer Stunde war Treff am Parkplatz, von wo aus wir mit unseren Wägelchen wieder zum Ausgangspunkt zurückfuhren. Wer wollte, hatte noch ausgiebig Gelegenheit für eine kleine Stärkung oder Zeit, um irgendein Souvenir in dem gut bestückten Shop zu kaufen. Es folgte eine Fährfahrt über den Sognefjord. Wir genossen die letzte Fährfahrt bei strahlend blauem Himmel und einer gefühlten Temperatur von 25 Grad. Die Fahrt dauerte leider nur rund 10 Minuten. Bei unserer Weiterfahrt fuhren wir durch den 24 Kilometer langen Lærdalstunnel. Der längste Straßentunnel der Welt. Alle sechs Kilometer fährt man durch Hallen, die in blaues Licht getaucht sind. Das war sehr imposant. Mitten im Tunnel gibt es sogar einen Kreisverkehr. Von einem Kreisverkehr in einem Tunnel hatte ich bisher noch nie gehört. Und erst recht keinen gesehen. Norweger scheinen sowieso Weltmeister in Tunnel- und Brückenbau zu sein. Der nächste Fotostopp war am Sysendamm. Ein riesiger Stausee, der nur aus Naturstein-en gebaut wurde. Hier bekamen einige Leute von uns noch Kontakt zu einem Pärchen aus Wuppertal, das mit ihrem Wohnmobil unterwegs war. Es folgte ein kurzer Informationsaustausch, wer welche Route bereits hinter oder noch vor sich hat. Als sie hörten, dass wir drei Wochen mit dem Bus unterwegs sind, waren sie zunächst leicht entsetzt. Nachdem wir ihnen geschildert hatten, wo wir überall waren und was wir gesehen hatten, bekamen sie lange Ohren und Glanz in den Augen. Ein vorletztes Mal hielten wir auf einem kleinen Parkplatz mit phantastischem Blick auf den See Vassbygdevatnet. Die Kaffeebar wurde wieder geöffnet und alle hatten Zeit, sich noch 30 Minuten die Füße zu vertreten oder Fotos zu schießen. Die letzte Rast für heute machten wir am Wasserfall Vøringsfossen, der 183 m senkrecht fällt. Der Blick auf die Wassermassen ist schon imposant. Der Vøringsfossen ist angeblich einer der meist besuchten Attraktionen in Norwegen. Leute, die nicht ganz schwindelfrei sind, haben aber ihre Probleme, in diese Tiefen zu schauen. Um 19.30 Uhr kamen wir dann total fix und fertig in Eidfjord an. Eidfjord ist ein Dörfchen am Handangerfjord. Das Hotel ist halbkreisförmig im Landhausstil gebaut. Es liegt wenige Meter vom Fjord direkt am Wasser. Hier befindet sich eine Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe. Der Ort an sich ist recht überschaubar. Auch hier war das Zimmer wieder absolut großzügig gehalten und geschmackvoll möbliert. Dieses Hotel Vorinfoss sollte nun unsere letzte Unterkunft für diesen Urlaub sein. Zumindest an Land. Eine Übernachtung an Bord der Fähre nach Dänemark lag ja noch vor uns. |
Letzte Änderung: 09 Jul 2020 14:08 von Papa Kenia.
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