THEMA: Mit dem Reisebus zum Nordkap.
18 Jun 2020 18:38 #590594
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Tag 8

Nachts wurde ich wach und musste kurz in Bad. Die Sonne schien in mein Zimmer. Wie spät ist es denn? Ein Blick auf die Uhr – es war 3.30 Uhr und taghell. Klar, am Polarkreis scheint im Sommer die Sonne rund um die Uhr.

Ich hechtete zurück ins Bett und schlief auch tatsächlich noch mal ein.

Es war ein traumhafter Morgen. Der Himmel war fast wolkenlos. Um 5.50 Uhr kam ich endlich mal wieder früh vor die Tür und ging zunächst runter zum Fluss, um die Jätkänkynttilä - Brücke abzulichten. Das soll das neue Wahrzeichen von Rovaniemi sein. Auf dem Weg zur Innenstadt kam mir Bernhardine entgegen. Eine kurze Begrüßung und dann ging jeder seiner Wege.

Nach ein paar Runden durch die Fußgängerzone war ich zum Schluss pünktlich zum Früh-stück im Hotel.

Auch hier im Hotel war Weihnachten allgegenwärtig. Auf den Fluren standen Nikoläuse. Unter im Foyer befand sich ein ziemlich großer direkt neben dem Fahrstuhl. Es gab einen kleinen Shop der randvoll mit Weihnachtsartikeln war. Santa Claus in jeder Größe, Elfen, Rentiere und sonstiger Weihnachtsschmuck. Selbst die Taxi-Haltestelle vor dem Hotel machte Werbung für den Nikolaus.



Der heutige Tag war relativ ereignislos. Heute hieß es nur: Kilometer machen! Es dürften insgesamt so rund 450 Kilometer gewesen sein.

Wir brachen Richtung Inari-See auf. Außer einer traumhaften Landschaft bot die Strecke nicht viel Interessantes. Unterwegs wurde noch ein Bordfilm über die Samen gezeigt. Samen oder auch Sami, das sind die Ureinwohner Skandinaviens. Der Film zeigte einiges über die Herkunft dieses Volkes, über deren heutige Lebensweise und Kultur. Unter‘m Strich war der Film sehr lehrreich und gleichzeitig eine willkommene Abwechslung.





Nach zwei mehr oder weniger langen Pausen erreichten wir um kurz nach eins den gut 400 m hohen Kaunispää. Nun legten wir einen längeren Stopp ein. Das Restaurant Huippu war gut sortiert. Man konnte komplette Mahlzeit bekommen. Oder nur Salat oder Pizza. Ich bestellte mir eine Pizza. Ein bisschen zu schnackeln, ein bisschen zu trinken – so konnte man es auf der Terrasse ertragen. Die Sonne knallte vom Himmel. Das war totales Urlaubsfeeling.



Kurz darauf setzte sich Hille mit Kaffee und Kuchen bewaffnet zu mir. Wir unterhielten uns ganz nett. Eigentlich war sie eine ganz sympathische Frau. Lange hielt sie es aber nicht bei mir aus. Das lag aber nicht an mir. Es war ihr in der prallen Sonne einfach zu warm.

Vom Kaunispää bietet sich ein toller Ausblick auf die Umgebung und den Nationalpark. Hier oben gibt es einen Sessellift, der aber nur in den Wintermonaten betrieben wird. Ein paar Ferienhäuschen stehen in unmittelbarer Nähe.

Während der Weiterfahrt spielte Sören eine Musik-CD mit Gesängen der Samen über die Bordanlage ab. Der Sound war sehr gewöhnungsbedürftig; nach zwei Liedern klang es sogar richtig gut. Als Sören nach ein paar Songs die Musik stoppte, riefen sofort einige: „weiterspielen“.

Dann kamen wir am Samen Museum am Inari-See an. Das Siida Museum ist ein modernes Gebäude. Innen gibt es ein Restaurant, einen Souvenirshop und natürlich das eigentliche Museum. Hier werden Werkzeuge für Fischfang und Jagd, jede Menge Fotos und Zeichnungen gezeigt. Es bietet einen Einblick in die Tradition und Kultur der Sami. Aber auch auf die Natur im nördlichen Lappland wird hier eingegangen. In den Außenanlagen stehen mehrere Gebäude, die originalgetreu aufgebaut und eingerichtet waren. Alles in allem war es ein gelungener Besuch.
















Den anstrengenden Tag schloss die letzte Tagesetappe bis Karasjok ab. Je weiter wir vorankamen, desto schlechter wurde das Wetter. Es bewölkte sich immer mehr und es wurde diesig. Karasjok liegt wieder auf norwegischem Boden. Die Grenze hatten wir ohne Probleme passieren können. Hier galt es erneut die Uhren umzustellen. Das Übliche: Vorwärts? Rückwärts? Genau!

Das Hotel war auch gut. Die Zimmereinrichtung hatte ein wenig von IKEA. Aber das war für mich voll in Ordnung. Der Raum war sehr groß und das Bad sauber. Ich habe mich hier richtig wohl gefühlt.

Das Hotel verfügt zwar über ein Hauptrestaurant; gegessen wurde heute Abend jedoch im ausgelagerten Gammen Restaurant. Bis dahin waren es zwei oder drei Minuten zu laufen. Dieses Restaurant ist mehr oder weniger ein Rundbau, der komplett aus Holz und Torf gebaut wurde. Das Gebäude hat ein Kuppeldach, welches voll begrünt ist. Innen war es sehr rustikal. Baumstämme dienten als Sitze. Es gab Eintopf. Gekocht wurde bei offener Flamme. Daher war der gesamte Raum furchtbar verräuchert.

Heute ging ich mal ein wenig früher auf mein Zimmer. Ich musste dringend alle bisher gemachten Fotos auf mein Tablet sichern. Und mir dabei die Ausbeute ein wenig genauer betrachten.
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20 Jun 2020 17:34 #590689
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Tag 9

Obwohl das Frühstück gut war, gab es am nächsten Morgen lange Gesichter. Eine dichte Wolkendecke lag über den Bergen. Es sah nicht so aus, als ob es jemals wieder aufhellen würde.

Zunächst fuhren wir nach Skarsväg. Wer wollte, hatte die Möglichkeit zu einer einstündigen Wanderung zum ‚Kirkeporten‘. Sören wies bereits im Bus darauf hin, dass diese Tour schon ziemlich hart wäre. Bergauf, bergab, weiter über Geröll und Schotter und noch eine ziemliche Wanderung bis zum Loch. Was anderes war ‚Kirkeporten‘ nämlich nicht. Ein riesiges Loch in einem Felsen, welches allerdings einen phantastischen Ausblick auf das Nordkap bot. Zurück dann das Gleiche in umgekehrter Reihenfolge.

Das alles war fast einem Drittel der Gruppe dann doch zu stressig. Man erkundete Grüppchenweise den Ort, der ganz hübsch anzusehen war. Bunte Häuschen, Rentiere, Hafen – es gab allerlei zu bestaunen. Allerdings bei nicht gerade prickelndem Wetter. Es war nebelig. Es war windig und die Temperaturen lagen um einiges niedriger als in den vergangenen Tagen.













Jürgen hatte seine Bordküche wieder geöffnet. Als die Wandergruppe zurückkam, ließen wir uns Kaffee und Würstchen schmecken.

Sören drängte zur Weiterfahrt. Ein weiteres Highlight der Rundfahrt lag vor uns. Das Ende der Welt. Das Nordkap. Der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes.

Was aber nicht so ganz stimmt. Man liest es immer wieder davon und das hat sich auch in den Köpfen der Menschen festgesetzt.
Aber es gibt einen Punkt, der liegt noch ca. 1,5 Kilometer nördlicher als das Nordkap. Nämlich Kinnarodden.

Das Nordkap ist ein riesiger Felsen, der ins Nordpolarmeer hineinragt und der oben eine große Plattform hat. Und eben hier auf diesem Plateau ist ein riesiger Globus aus Stahl als Symbol des Nordkaps errichtet worden.

71°10′21′′ sind die geographischen Daten für das Nordkap. Und hier kamen wir um 13.30 Uhr kamen an. Ein betrübter Blick auf das Bordthermometer des Busses: 8 Grad Celsius zeigte das blöde Ding an.

Sören ermunterte uns. „Sie sind verwöhnt von den letzten Tagen. Die Wahrscheinlichkeit auf gutes, trockenes Wetter und Sonne liegt bei 10%. Dies hier ist ein völlig normaler Tag am Nordkap. Glauben Sie mir, die meisten Reisegruppen kommen hier im strömenden Regen an. Oder es ist so überlaufen, dass man vor lauter Touristen die Erdkugel gar nicht mehr sieht. Außerdem ist es meistens so windig, dass man fast weggeblasen wird und die Kamera gar nicht mehr ruhig halten kann. Genießen Sie das Nordkap und machen Sie das Beste daraus.“

Der hat gut reden. Wir warteten zunächst vor der Nordkaphalle bis Sören mit den Eintrittskarten für uns zurückkam. Danach ging es schnurstracks ins Gebäude, durch die Halle und am gegenüberliegenden Eingang wieder raus ins Freie. In einiger Entfernung stand die metallene Erdkugel auf einem Podest. Wir begannen damit, uns das Wetter schön zu reden. Denn es war fast windstill. Und es regnete immerhin nicht. Es war nur nebelig und die Sonne fehlte. Also war es doch gar nicht so schlecht. Diese Mega-Touristenansammlungen waren auch nicht da. Es sind uns auf dem Hinweg nämlich sieben Busse entgegengekommen. Diese Busladungen mit Touris waren also schon mal weg.

So begann wieder das gegenseitige Fotografieren. Rauf auf den Sockel und unter dem Globus Position eingenommen. Arm in Arm mit dem Partner. Und runter. Die nächsten bitte! Oder auch nicht. Denn es gibt leider völlig schmerzfreie Personen. Diese sehen, dass ein Fotograf zwei auf dem Sockel stehende Personen ablichten will. Diese skrupellosen Typen blicken den Fotografen blöd an und postieren sich trotzdem zwischen Fotografen und Motiv, um ihr eigenes Foto oder Selfie zu machen. Völlig schmerzfrei.

Wie hoch sind eigentlich die Klippen? 307 Meter? Fällt man da lange?













So viel Übung und Ausdauer wie ich mittlerweile habe, konnte ich den Globus ohne einen einzigen Menschen ablichten.

Im Gebäude gibt es noch ein Restaurant, einen Souvenirshop und einen kleinen Ausstellungsraum. Außerdem wird der Verlauf der Mitternachtssonne sehr anschaulich auf einer Schautafel gezeigt. Wie im Weihnachtsmanndorf, so gibt es auch hier ein eigenes Postamt mit eigenem Nordkap-Stempel.

Nachdem wir genug gesehen und die Meisten sich noch eine kleine Leckerei oder Kaffee gegönnt hatten, ging es nun nach Hammerfest, der nördlichsten Stadt der Welt. Eigentlich stimmt dies auch nicht mehr. Aber es wird trotzdem noch damit geworben.

Je näher unser Bus Hammerfest kam, umso mehr hellte es auf. Bei 10 Grad und Sonnenschein erreichten wir um 18.30 Uhr Hammerfest. Jürgen und Sören brachten uns bei einer Ministadtrundfahrt zu einem Aussichtspunkt über der Stadt. Die Stadt strahlte im warmen Licht der Sonne eine totale Ruhe aus. Dann besichtigten wir die Meridiansäule und gegen 19 Uhr waren wir am Hotel.





Die übliche Prozedur; Schlüssel entgegennehmen, Sprint zum Aufzug, Zimmer aufsuchen und frischmachen oder nicht. Für die Meisten - ‚oder nicht‘. Denn bereits 15 Minuten später wurde das Buffet eröffnet.

Heute bekam ich wieder ein richtiges Einzelzimmer mit nur einem Bett. Das Zimmer war ansprechend möbliert und groß genug. Toll war der Blick auf den Fjord und den Hafen.

Wie so oft waren nach dem Abendessen auch heute wieder Steffi mit Harald, Claudia mit Peter, Hermann und ich zusammen. Wir sahen uns noch die Schlussminuten des heutigen WM-Spiels an. Nach dem Fußballspiel hatten wir noch keine Lust auf unsere Betten. Gemütlichkeit ging vor.

Da kam ‚Heinzdarfnix’ mit seiner Frau an unserem Tisch vorbei. Die Frau von ‚Heinzdarfnix’ sah gar nicht schlecht aus. Sie hatte nur einen Fehler, sie lief ständig vorne rüber gebeugt. Wahrscheinlich kam das von den ganzen Klunkern, die sie am Kopf hängen hatte. Man muss ja zeigen was man hat.

Auf jeden Fall meinte ‚Heinzdarfnix’ so zu seiner Frau: „Sollen wir uns nicht auch ein bisschen dazu setzen?“ Ihm stand auf die Stirn geschrieben, dass er gerne ein Bier getrunken hätte.

„Heinz, ich bin müde. Wir gehen jetzt ins Bett“. Und Heinz lief wieder ganz treu seiner Frau hinterher. Armer Kerl!
Letzte Änderung: 20 Jun 2020 17:52 von Papa Kenia.
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22 Jun 2020 17:45 #590753
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Tag 10

Wie fast jeden Morgen war ich der Erste auf der Straße. Mein Weg führte mich zu dem kleinen Hafen. Die Temperaturen lagen bei 10 Grad. Es war windstill. Es herrschte eine Totenstille. Nur ganz wenige Menschen waren schon auf den Beinen. Selbst in der Hafengegend bestätigte sich erneut mein Eindruck von der Sauberkeit in diesem Land. Keine Schmierereien an Hauswänden, kein Dreck, kein Müll. Respekt!

Fast 90 Minuten war ich vor dem Frühstück durch Hammerfest gelaufen. Hatte hier und da meine Fotos gemacht und kam zu dem Ergebnis, dass Hammerfest eine absolut schöne Stadt ist.











Gegen 8.45 Uhr war wieder Kofferpuzzle angesagt und eine Viertelstunde später setzten wir unsere Rundreise Richtung Alta fort.

In Alta gab es eine Führung im Museum. Von der Terrasse aus hat man einen großartigen Blick auf den Altafjord. Es gibt einen Rundweg in den Außenanlagen. Wir bekamen eine Studentin zur Begleitung, die uns auf Deutsch alles Wissenswerte über die Anlage und die Felsenzeichnungen erklärte. Die Malereien wurden angeblich erst vor einigen Jahren mehr oder weniger durch Zufall entdeckt. Die Felsenzeichnungen sollen bis zu 6000 Jahre alt sein.







Um die Mittagszeit gab es noch einen längeren Aufenthalt beim Berg-Hotel Gildetun; 400 Meter über dem Meeresspiegel. Das kleine Hotel mit angeschlossenem Restaurant ist ganz aus Holz gebaut. Es gibt eine großzügige Außenterrasse. Man hat einen phänomenalen Ausblick auf den Kvænangenfjord. Hier werden auch Ferienhäuser vermietet.

Ein uralter, abgeschnittener Baum diente als Wegweiser. Nach Kiruna in Schweden waren es 500 Kilometer. Bis zum Nordkap noch 370 Kilometer.











Nachmittags überquerten wir mit zwei Fähren zunächst den Lyngenfjord und dann den Ullsfjord. Hier am ersten Fähranleger bot sich ein traumhafter Blick auf das Wasser und die schneebedeckten Berge im Hintergrund. Das Warten auf die Fähre war recht kurzweilig. Wir beobachteten einen Angler, der einen kapitalen Fisch aus dem Wasser zog. Bereitwillig erklärte der Deutsche, um welchen Fisch es sich handelt und welchen Köder er genommen hat. Er ließ sich auch gerne mit seinem Fang von einigen anderen fotografieren.





Die erste Fahrt mit der Fähre dauerte 30 Minuten.

Die zweite Überfahrt ging nur 10 Minuten. Beide Überfahrten haben alle Reisenden bei einem fast wolkenlosen Himmel und traumhaften 22 Grad Celsius richtig genossen. Um 19.40 Uhr erreichten wir doch ziemlich erschöpft Tromsø. Tromsø gilt als „Tor zur Arktis“ und soll im Winter Garant für die ‚Aurora Borealis‘ – also Polarlichter sein. Unsere Unterkunft war dieses Mal ein nagelneues Hotel direkt am Wasser.

Dieses Hotel war zusammen mit dem in Kuopio meine absoluten Top-Unterkünfte bei dieser Reise.



Das Zimmer war vom Feinsten. Es war groß und hatte mal wieder ein Doppelbett. Im Bad hätte man tanzen können.

Für den Check-in blieben uns aber nur wenige Minuten. Bereits 20 Minuten später wurde der Speisesaal geöffnet. Da wurde auf das Aufhübschen verzichtet.

Nach dem Abendessen machten Steffi, Claudia, Peter, Harald und ich noch einen ausgiebigen Rundgang durch Tromsø. Sören hatte uns empfohlen, als Nachttrunk einen Absacker in der Bahnhofskneipe zu nehmen (obwohl Tromsø überhaupt keine Eisenbahn hat). Vergeblich suchten wir diese Kneipe. Woher sollten wir auch wissen, dass es sich bei der Bahnhofskneipe um ‚Jernbanestasjon‘ handelt. Daher entschlossen wir uns zu vorgerückter Stunde zum Hotel zurückzugehen, um dort noch etwas zu trinken.

Im obersten Stock des Hotels ist die Sky Bar. Der Blick auf die Stadt, den Hafen, die Eismeerkathedrale und die Brücke ist herrlich. Innen und außen gab es genügend Sitzgelegenheiten. Selbst jetzt, nach weit nach 22 Uhr, lagen die Temperaturen bei einem strahlend blauen Himmel noch bei angenehmen 20 Grad. Hier wurde uns mal wieder richtig bewusst, wie lange die Sonne scheint. Mitternachtssonne in Tromsø.

Bisher hatten wir die Mitternachtssonne noch nicht gesehen – immer waren wir zur falschen Zeit am falschen Ort. Oder es lagen Gebäude oder Berge in Blickrichtung. Oder der Himmel war wolkenverhangen. Oder wir lagen vor Erschöpfung schon im Bett.

Hier und heute bestand die Möglichkeit zu sehen, wie es ist, wenn die Sonne beim Sonnenuntergang den Horizont ‚küsst‘ und unmittelbar danach in den Sonnenaufgang über-geht.

Von Sören kam der Vorschlag, wir könnten mit dem Taxi zur Seilbahnstation fahren. Und dann mit der Seilbahn auf den Storsteinen. Von dort oben hätte man absolut freie Sicht, um dieses Ereignis zu sehen. Das Wetter sollte auch mitspielen.

Da ich selbst panische Höhenangst habe, kriegen mich keine 10 Pferde in eine Seilbahn. Also war das Thema für mich leider schnell erledigt. Von den anderen Reiseteilnehmern wollten aber auch nicht allzu viele Leute das Schauspiel bewundern. Denn die Rückkunft im Hotel wäre vermutlich irgendwann gegen 1.30 Uhr gewesen. Das war den Meisten zu spät, denn die Tage waren stressig und schon so lang genug. Und morgen früh ging es wieder beizeiten los.

Diese Tour haben nur sechs Mann mitgemacht. Sie waren jedoch hellauf begeistert, so etwas erlebt zu haben.
Letzte Änderung: 22 Jun 2020 17:54 von Papa Kenia.
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24 Jun 2020 16:58 #590884
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Tag 11

In aller Herrgottsfrühe machte ich meine morgendliche Runde. Die Stadt schlief noch. Mein Weg führte mich zum Polariamuseum. Zunächst kam ich jedoch bei Mack vorbei. Der nördlichsten Brauerei Europas. Ob es auch die nördlichste der Welt ist, da sind sich die Gelehrten nicht ganz einig. Es folgte die Helmer Hanssen (Polarforscher) Statue. Diese steht vor einem Glasbau, worin die MS Polstjerna ausgestellt ist. Ein Robbenfängerschiff aus dem Jahre 1949. Daneben liegt das Polariamuseum. Zuletzt ging ich im großen Bogen durch die Stadt zurück zum Hotel.



















Am Frühstückstisch fragte keiner mehr, ob ich schon unterwegs gewesen wäre. Man fragte nur noch wann ich losgestiefelt bin.

Das Frühstück war hervorragend. Schätzungsweise gegen 9 Uhr standen alle Teilnehmer mit ihren Taschen und Koffern vor dem Bus.

Das heutige Tagesprogramm beschränkte sich vormittags auf die Sehenswürdigkeiten in Tromsø. Nachmittags hieß es ‚Strecke machen‘.

Zunächst stand der Besuch einer Kirche auf dem Plan. Über die Tromsøbrua (Tromsø-Brücke) fuhren wir zur Eismeerkathedrale (Ishavskatedralen). Sie ist das Wahrzeichen von Tromsø. Von der Seite ist sie nicht unbedingt sofort als Kirche erkennbar. Die Architektur fällt schon ein wenig aus dem Rahmen. Eigentlich besteht die Kirche nur aus mehreren, ineinander verschachtelten und verschieden hohen Spitzdächern.

Die Front der Kirche besteht komplett aus Glas. Die Wand hinter dem Altar schmückt eines der größten Glasmosaike Europas.

Wir hatten gut 30 Minuten Zeit, um die Kirche innen und außen zu bewundern. Von der Plattform vor der Kirche hat man auch einen schönen Panoramablick auf Tromsø.









Anschließend fuhren wir dahin, wo ich bereits heute Morgen schon fußläufig unterwegs gewesen war. Zum Polariamuseum. Das Äußere des Gebäudes ist recht eigenwillig und soll, wie schon bei der Eismeerkathedrale, fünf übereinander geschobene Eisschollen zeigen. Die Ausstellungsstücke im Museum sind eher dürftig. Wer wollte, konnte hier aber unter anderem an einer Filmvorführung teilnehmen. Gezeigt wurden ein Film über Spitzbergen sowie ein zweiter Film über Polarlichter. Beide Filme waren äußerst interessant und boten überwältigende Aufnahmen.

Als Abschluss bestand noch die Möglichkeit im hauseigenen Aquarium eine Robbenfütterung zu sehen. Wer’s braucht? Mein Fall war das nicht. Und so habe ich verzichtet.

Wir fuhren noch fünf Minuten in die Stadt zurück bis zum ‚Roald Amundsens Platz‘.

Rund 90 Minuten standen uns nun an Freizeit zur Verfügung. Vieles von dem, was wir gestern Abend schon abgelaufen hatten, sahen wir heute nochmals. Interessant war es auf jeden Fall. Tromsø hat einen wunderschönen historischen Stadtkern. Die Holzhäuser boten eine farbenprächtige Kulisse.





Später stand ein Seilbahnbesuch an. Von der Seilbahnstation ging es auf den über 400 m hohen Storsteinen, von wo aus man einen herrlichen Blick über Tromsø hat. Sechs Leute kannten die Seilbahn bereits. Sie waren letzte Nacht ja schon für die Mitternachtssonne hochgefahren. Mich verließ beim Anblick der Gondeln der Mut und so verzichtete auf diese Tour. Zusammen mit Manuela, die genau wie ich Höhenangst hat, wartete ich auf die Rückkehr der anderen.

Zum Tagesausklang folgten noch gute 4,5 Stunden Fahrt nach Harstad. Gegen 17 Uhr machten wir eine längere Raucherpause. Während der letzten Etappe eröffnete uns Sören, dass wir statt des ursprünglich geplanten Hotels heute in einem anderen Hotel übernachten werden.

Das war für uns nicht dramatsich. Hier hatten wir volles Vertrauen in unseren Veranstalter, denn die bisherige Hotelauswahl war wirklich gut.

Es gab noch mal einen Stopp für eine halbe Stunde. Das Wetter änderte sich und zeigte sich langsam von seiner schlechten Seite.

Es wurde sehr windig, aber es blieb trocken. Heute gingen wird zuerst zum Abendessen. Und zwar nicht im Hotel, sondern kurz vor unserem Ziel auf einer Farm. Hierbei handelt es sich um eine ehemalige Poststation. Das Bauernhaus stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und befindet sich seit Generationen in Familienbesitz. Vor etlichen Jahren hat man die Landwirtschaft aufgegeben und das Haupthaus umgebaut. Es bietet heute ein Gästehaus und ein Restaurant. In einem großen, rustikalen Raum mit geschnitzten Möbeln gab es ein sehr gutes Abendessen für die Gruppe.

Gesättigt fuhren wir danach zum Hotel, um einzuchecken. Nichts und niemand konnte heute Abend irgendwen dazu zu bewegen, noch einige Meter durch Harstad zu laufen. Die Meisten bleiben auf ihren Zimmern. Einige sahen sich in der Lobby das heutige WM Spiel an. Oder genehmigten sich in kleiner Runde noch einen Schlummertrunk.
Letzte Änderung: 25 Jun 2020 18:15 von Papa Kenia.
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25 Jun 2020 18:10 #590945
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Tag 12

Mein Zimmer war gut und zweckmäßig eingerichtet und durch das Fenster hatte man direkten Blick auf den Hafen. Das Wetter war noch nicht so prickelnd. Daher trödelte ich heute Morgen ein wenig und begab mit vor meinem Rundgang zum Frühstück, das es heute bereits ab 6.30 Uhr gab.

Gut gesättigt holte ich meine Reisetasche und stellte diese schon mal unten im Foyer ab.

Hermann war auch früh auf den Beinen. Wir begrüßten uns.

„Gut geschlafen?“

„Ja, klar!“

„Willst Du mitkommen? Ich gehe jetzt ein paar Schritte durch Harstad.“

„Danke. Ich habe noch nicht gefrühstückt. Ich muss erst mal was essen.“

Da es gestern doch einigermaßen spät geworden war, war heute erst um 8.30 Uhr Abfahrt. Jetzt war es sieben Uhr. Die meisten Mitreisenden waren noch gar nicht zum Frühstück erschienen. Ich aber machte mich wieder auf Patt.

Harstad ist ein kleines Städtchen. Es erwies sich für mein Empfinden als recht schnuckelig. Die Hafengegend ist sehr nett. Richtung Innenstadt gibt es einige schmale Straßen, bunte Häuschen sowie eine kleine, hübsch mit Blumen geschmückte Fußgängerzone. Die allerdings recht überschaubar ist.













Das, was ich heute Morgen gesehen hatte, gefiel mir sehr gut. Eine gute Stunde hatte ich Zeit für die Ortsbesichtigung bevor ich wieder im Hotel eintraf.

Hier war ein kleiner Menschenauflauf vor dem Fahrstuhl. Hille war wohl mit Hermann im Aufzug heruntergekommen.

„Der ist wieder total durch den Wind“, meinte Hille.

„Er kann seine Jacke nicht finden. Und Ausweis und Scheckkarte sind wohl in der Jacke.“

Beide gingen zum Speisesaal, wohl um dort nach der Jacke zu sehen. Und aus dem Speisesaal kam Sören und hielt den beiden eine blaue Jacke entgegen.

„Gehört die einem von ihnen?“

„Da ist sie ja! Gott sei Dank.“

Hermann kontrollierte sofort alle Taschen. Alles war noch da! Er hatte die Jacke nach dem Frühstück wohl im Speisesaal vergessen und war ohne Jacke wieder nach oben gefahren.

Kleine Aufregung am Morgen.

Ein langer Tag lag vor uns. Heute Abend würden wir die Lofoten erreichen! Das erste Ziel am heutigen Tage war jedoch die Trondenes-Kirche. Eine der ältesten Kirchen Nordnorwegens. Auch für die Besichtigung dieser Kirche war ein Touristenführer engagiert worden. Bei allerlei Erklärungen zeigte er uns die Kirche, die innen sehr hübsch und prunkvoll war.

Während der Weiterfahrt verschlechterte sich die Laune aller Reisenden. Die Wolken wurden immer dunkler und kündigten Regen an. Aber es blieb trocken. Bei unserer Mittagspause um 13 Uhr gab es mal wieder Würstchen und Kaffee.

Um 14 Uhr erreichten wir Stokmarknes. Von hier ging ein Schiff der Hurtigruten bis nach Svolvær, Hauptstadt der Lofoten. Bei gutem Wetter macht der Kapitän unterwegs einen Abstecher in den Trollfjord. Man kennt die Bilder aus dem Internet oder aus Werbespots.

Um halb drei waren alle an Bord und die Hurtigruten M/S Midnatsol lief gegen 15.15 Uhr aus.



Auf die nächsten Stunden waren wir gespannt. Zunächst hielt ich es eine halbe Stunde auf dem Oberdeck aus. Dann war ich durch und durch verfroren. Der Wind war heftig und eiskalt. Also schnell unter Deck, aufwärmen, um anschließend erneut mutig ans Oberdeck zu gehen.

Kurz vor 17 Uhr ertönte eine Lautsprecherdurchsage, dass das Schiff nun in den Trollfjord fahren würde. Dieser Fjord ist ein Seitenarm des Raftsunds. Schlagartig war das Deck voller Passagiere. Eigenartigerweise war es nach den ersten gefahrenen Metern fast windstill und dadurch erträglicher. Dafür sorgten letztendlich wohl die steilaufragenden Felswände, die bis zu 1000 m in die Höhe ragen. Wenn es jetzt noch 10 Grad wärmer gewesen wäre und die Sonne die Nebelwolken verdrängt hätte, wäre es bestimmt richtig schön gewesen. Man kann nicht alles haben. Vielleicht beim nächsten Mal!

Es war aber auch so schon ein emotionaler Moment. Das Schiff fuhr im Schritttempo durch die enge Passage. Überwältigend.









Gegen 18 Uhr war die Durchfahrt durch den Fjord beendet. Am Ende des Fjords drehte die Mitnatsol und fuhr einige Kilometer zurück und nahm erneut Kurs Svolvær.

Angestellte verkauften seit der Einfahrt in den Fjord an einem kleinen Stand heiße Getränke. Kakao und so etwas Ähnliches wie Glühwein. Dieses Heißgetränk mit ein bisschen Alkohol tat richtig gut und wärmte. Wenigstens innerlich. Die bedruckten Metallbecher waren im Preis enthalten. Ein kleines Souvenir für daheim. Der Preis von umgerechnet 10 Euro war für norwegische Verhältnisse ganz akzeptabel.

Lofoten, wir kommen! Um 19.00 Uhr liefen wir in Svolvær ein. Jürgen fuhr unseren Bus aus dem Schiffsrumpf und brachte uns zum Hotel. Der Bus parkte vor dem Hotel. Die Koffer blieben noch im Bus. Vor dem ‚Check in‘ ging die Gruppe gemeinsam zuerst zum Abendessen. Dazu mussten wir gute fünf Minuten in den Ort hineinlaufen, um zum Ziel zu gelangen. Hier war im ersten Stock eines Hotels für zwei Reisegruppen zum Abendessen eingedeckt. Das Essen war vorbestellt und es gab für alle das Gleiche. Vorspeise, Hauptgericht, Nachtisch und Kaffee. Das Ambiente war nicht so prickelnd. Denn zwei Reisegruppen mit geschätzten 70 bis 80 Personen können einen ganz schönen Geräuschpegel verursachen.

Nach dem Abendessen marschierten alle wiederum gemeinsam zum Hotel zurück. Hier stand noch der Bus, den Jürgen vorhin hier geparkt hatte. Jürgen erledigte die Kofferausgabe.

Das Einchecken war ein Erlebnis. Es war ein totes Hotel - ohne Rezeption, ohne Personal, ohne Atmosphäre, dafür mit einem viel zu kleinen Fahrstuhl.

Zunächst bekamen wir von Sören unsere Zimmerschlüssel. Das waren Karten, auf denen ein Code gedruckt war. Diesen Code musste man wie an einem Bankautomaten hier unten im Foyer in eine Apparatur eingeben. Dann öffnete sich die Glastür zum Vorraum und man kam zum Fahrstuhl.

In den Fahrstuhl passten immer nur 2 Personen mit Koffer. Man kann sich ausmalen, welche Dramen sich am Fahrstuhl abspielten. Das Ganze wurde aber noch getoppt. Wenn man auf seiner Etage nicht schnell genug ausstieg, fuhr man wieder nach unten. Weil die hier Wartenden es nämlich so eilig hatten, sofort den Fahrstuhlknopf zu betätigten sobald der Fahrstuhl nach oben fuhr. So fuhr unser Gerhard 2x hoch und runter bis es ihm im dritten Anlauf endlich gelang, auf seiner Etage auszusteigen.

„Gerhard! Wenn du oben bist musst du auch aussteigen!“

„Ach nee! Darauf wäre ich ja gar nicht gekommen. Hört ihr mal lieber damit auf sofort auf den Aufzugsknopf zu drücken, wenn wir hochfahren. Bevor wir die Tür oben öffnen können fahren wir ja schon wieder runter!“

Wir waren ja lernfähig. Beim nächsten Mal warteten wir mit dem Drücken bis das Licht vom Fahrstuhlknopf erlosch. Dann wurde gedrückt – und siehe da, ein leerer Fahrstuhl hielt im Erdgeschoss. Geht doch!

So nach und nach wurde die Schlange am Fahrstuhl kürzer. Bis das erste Ehepaar, das relativ früh nach oben konnte, wieder herunterkam. Und zwar mit Koffern.

„Sören, hier bleiben wir nicht. Unser Zimmer ist dreckig. Die Betten nicht bezogen. Die Toilette dreckig.“

In diese Diskussion hinein platzte das zweite Pärchen. Das dritte Paar kam mit Koffern die Treppe herunter. Die nahmen erst gar nicht mehr den Fahrstuhl. Die kamen aber auch aus dem ersten Stock.

„Sören, das ist das Letzte. Im Bad keine Ablage. Keine Handtuchhalter oder Haken. Zimmer nicht gemacht. In unserem Bett hat gerade wohl noch einer gelegen. Die Matratze biegt sich bis auf den Boden durch. Wenn sich hier nicht schlagartig etwas ändert, ziehen wir in ein anderes Hotel.“

So und ähnlich redete man auf den armen Sören ein. Der letztendlich ja gar nichts für die Buchung dieses Hotels konnte.

Zu meiner Verwunderung konnte ich in meinem Zimmer keinerlei Mängel entdecken. Das Zimmer war ausreichend groß. Da stand ein Doppelbett für mich allein. Sauber und frisch bezogen. Das Bad war zwar klein, aber picobello sauber. Ein Handtuchhaken war auch vorhanden. Lediglich das Licht funktionierte nicht in meinem Zimmer. Nach langem Suchen hatte ich endlich den Schalter gefunden. Weder Drücken noch Drehen brachten Licht ins Dunkel. Wofür brauche ich Licht? Es ist sowieso die ganze Nacht hell. Also kein Grund zur Beanstandung.

Geschlafen habe ich trotzdem schlecht. Haben die hier Horrormöwen? Die ganze Nacht machte mich Möwengeschrei verrückt. Die Biester kreischten in einer irren Lautstärke. Kein Wunder, die wissen ja auch nicht, wann sie schlafen sollen wenn es 24 Stunden lang hell ist. Wenn ich Möwe wäre, würde ich noch lauter schreien. Irgendwann schloss ich das Fenster und hatte danach meine Ruhe.
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27 Jun 2020 17:12 #591042
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Tag 13

Der nächste Morgen.

Ab 7.30 Uhr gab es Frühstück - und zwar da, wo wir gestern Abend auch gespeist hatten. Meine Tour fiel heute Morgen aus; zum Fotografieren war es zu diesig und zu kalt.

Das einzige Thema am heutigen Morgen: „Wie ist euer Zimmer?“

Da wurden einige Erfahrungsberichte geschildert. Ich hatte den Eindruck, dass sich die Leute gegenseitig hochpushten. Bis auf die drei Ehepaare waren anscheinend alle anderen mit Hotelwahl einigermaßen zufrieden. Den Schilderungen nach zu urteilen hatte ich das große Los gezogen und die Präsidentensuite bekommen.

Sören muss gestern Abend noch ausgiebig telefoniert haben. Irgendwie war es ihm gelungen, den Besitzer oder Manager des Hotels zu erwischen. Gegen 21.30 Uhr ist angeblich noch eine Putzkolonne angerückt, um die beanstandeten Zimmer herzurichten. Selbst eine neue Matratze soll sogar mitgebracht worden sein.

Nach dem Frühstück trennte sich unsere Reisegruppe. Wer wollte, konnte mit Sören eine kleine Wanderung machen und die nähere Umgebung inspizieren. Der Weg führte bis zu einem kleinen Hügel, von wo aus man eine gute Aussicht auf Svolvær hat.

Da ich nicht so der Wanderer bin und bis zur Abfahrt noch einige Zeit war, ging ich nach dem Frühstück auf Fotopirsch. Dicke, fiese, fette, dunkle Wolken hingen fast bis auf das Hafenbecken. Das Wetter war alles andere als prickelnd. Daher war meine Tour recht schnell beendet.













Gegen halb neun versammelten sich alle Reiseteilnehmer am Bus. Koffer brauchten heute nicht verladen zu werden, die blieben im Hotel. Wir hatten noch eine zweite Nacht in diesem Hotel vor der Brust.

Francesco ist da! Jürgen hatte bereits gestern im Bus kundgetan, dass heute ein Fahrerwechsel anstand. Da der Inhaber des Busunternehmens es äußerst genau nimmt, dass sich seine Fahrer an die Lenk- und Ruhezeiten halten, war ab heute für Jürgen Ruhe angesagt. Bevor wir aber losfuhren, stellte Jürgen uns Francesco vor.

Wie Jürgen, so arbeitet er auch schon seit Jahren für diesen Reiseunternehmer.

Francesco war gestern Abend recht spät zu uns gestoßen und hatte noch mit Jürgen und Sören einiges beredet. Die nächsten drei Tage würde uns Francesco fahren. Jürgen machte es sich hinten im Bus bequem. Er genoss es, auch mal Urlauber zu sein.

Was macht Hille eigentlich? Sie war in den letzten Tagen recht handzahm geworden. Ließ zwar hin und wieder einen ihrer Sprüche ab, was wir mittlerweile aber gut parieren konnten. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ihr die Tour inzwischen doch gut gefiel. Beim Abendessen war sie jetzt auch pünktlich und hatte genügend Gesprächsteilnehmer neben sich. Ich war aber der einzige, der sie mehrmals mit ihrem Smartphone fotografieren durfte.

Und Hermann? Er war der Hahn im Korb. Jedes Grüppchen und Clübchen forderte ihn bei jeder Gelegenheit auf, sich abends beim Essen dazu zu setzen oder noch auf einen Spaziergang mitzukommen.

Die erste Etappe führte uns am heutigen Tag nach Henningsvær. Ein typisches Fischerdorf, vollgestopft mit Fotomotiven. Hier gab es Futter für die Speicherkarte ohne Ende.

Henningsvær erstreckt sich über zwei kleine Inseln und hat irgendwo so um die 500 Einwohner. Wir hatten eine knappe Stunde Gelegenheit, den Ort auf eigene Faust zu erkunden, was wir auch ausgiebig taten.
























Als nächstes stand das Lofotr-Wikinger-Museum in Borg auf dem Programm.

Auf dem Weg dorthin erzählte uns Sören die Geschichte zu diesem Museum. Anfang der 80er Jahre fand angeblich ein Bauer rein zufällig beim Pflügen einige Gegenstände aus der Wikingerzeit. Archäologen legten so nach und nach Grundrisse von mehreren Gebäuden frei. Das sog. ‚Langhaus‘ war jedoch die Entdeckung schlecht¬hin. Dieses 87 m lange Haus wurde hier in Borg originalgetreu wieder nachgebaut und ist heute der Kern des Lofotr-Museums.

Die Führung war informativ und die Räume rappelvoll mit Touristen. Man merkte das Skandinavien bzw. Norwegen ‚in‘ ist. Die Mitarbeiter hatten standesgemäß Wikingerkleidung an. Man konnte alles fotografieren, was jedoch bei den Lichtverhältnissen pro-blematisch war. Es durfte alles angefasst und ausprobiert werden.

Und nachdem man sich durch die diversen Räume gearbeitet hatte, landete man vorne im Hauptraum, wo es einen Andenkenshop und ein Restaurant gibt.

Dieser Besuch war auf jeden Fall eindrucksvoll.







Als nächstes fand ein weiterer Museumsbesuch statt. Und zwar besuchten wir das Lofotenmuseum in Storvaegan, welches ich aber nicht so spektakulär fand. Das kann aber auch an dem miesen Wetter gelegen haben, denn es war mittlerweile nebelig und es nieselte ein wenig.
















Abendessen gab es heute vor der Rückkehr zum Hotel in einem kleinen Restaurant im Nachbarort von Svolvær.

Das Essen gab es als Buffet. Und soll sehr lecker gewesen sein. Für mich allerdings war nach ein paar Löffeln Suppe und drei Gabeln mit Gemüse der Abend gelaufen. Mein Magen fing an zu rebellieren und die Toilette rief. Dann ging die Spuckerei los! Ich habe keinen Bissen mehr angerührt und sogar mein Bier stehen lassen. Das will was heißen.

Die Rückkehr zum Hotel erfolgte 21.30 Uhr. Heute Abend war ich skrupellos. Um im Hotel keine Zeit an dem Codeautomaten zu verlieren, hatte ich auf der Rückfahrt den Code der Zimmerkarte auswendig gelernt, sprang als Erster aus dem Bus, tippte die Nummer in die Kiste, sprintete zum Aufzug und fuhr allein nach oben. Gerade noch rechtzeitig im Zimmer angekommen bevor die Spuckerei weiterging.

Nie im Leben hatte ich damit gerechnet, dass nach den Vorkommnissen und Schilderungen von heute Morgen unsere Zimmer gemacht waren. Immerhin war auch Sonntag. Denkste! In meinem Raum war alles tipptopp hergerichtet. Mit den Möwen arrangierte ich mich und schloss sofort das Fenster. Trotz rebellierendem Magen war es eine ruhige Nacht.
Letzte Änderung: 27 Jun 2020 17:22 von Papa Kenia.
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