THEMA: Zurück vom Chobe 2015 - Adventskalender
01 Dez 2015 10:02 #409344
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Liebe Fomis,

wenn im Oktober die Kraniche über unseren Ort Richtung Süden ziehen, dann werden auch wir ganz unruhig. Es wird Zeit, das südliche Afrika anzusteuern!

Allerdings machen wir um diese Jahreszeit keine Rundreise, sondern wir besuchen einfach nur Freunde. Da passt es gut, dass diese Freunde eine Lodge (Garden Lodge) in der Nähe des Chobe Nationalparks in Kasane besitzen. Ich denke mal ich darf den Namen erwähnen, ohne gleich die „gelbe Karte“ zu bekommen, denn ich mache ja keine Werbung.

Während meine Frau öfter mal mit Freundin Gabi unterwegs war, verliefen meine Tage immer nach dem gleichen Muster: Am Vormittag entweder einen Gamedrive an der Riverfront oder ein Boatcruise auf dem Chobe, am Nachmittag das Gleiche in Grün. Meistens war ich zwar mit anderen Gästen unterwegs, aber es gab auch Tage, an denen ich ganz alleine mit Guide John die Gegend unsicher machen konnte. Ich muss vermutlich nicht betonen, dass ich diese Ausflüge am meisten genossen habe, zumal ich dann das reguläre Programm umstellen konnte. Während die Gäste normalerweise am Vormittag mit dem Auto und am Nachmittag mit dem Boot den Park erkunden, bevorzuge ich den umgekehrten Weg. Am Vormittag ist der Chobe nämlich viel weniger befahren, gerade die großen Boote bleiben dann zum Glück „an der Kette“. Außerdem müssen wir ohne Gäste nicht unbedingt jedem schlafenden Löwen hinterher hecheln, sondern ich kann mich auch mal um ein paar Vögel oder Baumhörnchen usw. kümmern. Das ist speziell mit Gästen, die zum ersten Mal in Afrika sind, (verständlicherweise) nur schwer möglich.

Leider hatte ich wieder Probleme mit meinem Objektiv. Der Hintergrund: Vor zwei Jahren waren wir in der Kalahari unterwegs. Wir rumpelten durch ein ziemlich tiefes Loch und ich knallte mit dem Objektiv gegen eine Stahlstange im Safarifahrzeug. Von diesem Schock hat sich die Linse nie mehr richtig erholt. Nach einer Reparatur beim Nikon Service wurde es zwar besser, aber nach einem erneuten „Unfall“ auf der aktuellen Reise machen sich die Probleme mit (teilweise) Überbelichtung und unzuverlässiger Fokussierung immer mehr bemerkbar. Viele Bilder sind mir deshalb nicht so gelungen, wie ich es mir gewünscht hätte :evil:

Aber jetzt habe ich genug gejammert! Ein paar Bilder sind – meiner Meinung nach – zumindest einigermassen akzeptabel geworden. Ich probiere mal, statt einem klassischen Reisebericht einen“ Chobe-Adventskalender“ zu erstellen. An jedem folgenden Tag werde ich ein paar Bilder mit einigen kleinen Geschichten dazu zeigen. Ich hoffe, der eine oder andere hat Spass daran.

Viele Grüsse von Walter

Türchen 01.12.15

Bilder 1 – 4: Sie sind nicht besonders gelungen, aber ich finde die Geschichte dazu ist interessant. Wir standen am Ufer des Chobe und beobachteten eine Elefantenherde, die sich am Fluss vergnügte. Unter anderem befand sich eine Eli-Mama mit Nachwuchs im Wasser. Ich machte ein paar Fotos, als plötzlich etwas Überraschendes passierte. Das Kleine wurde von einem Krokodil angegriffen, das in der Nähe des Ufers auf der Lauer lag. Die Mama bemerkte das Reptil rechtzeitig und verteidigte sofort ihren Nachwuchs. Ich konnte zwar sehen, dass ein wilder Kampf begann, aber leider zogen Teile der Herde weiter und verdeckten die Action. So wurde ich um meine „once in a lifetime“ Fotos gebracht. Ich habe deshalb nur ein paar nicht wirklich scharfe Bilder, stelle sie aber trotzdem ein.

Auf Bild Nr. 4 kann man sehen dass der Mama Blut aus dem Rüssel läuft. Nachdem die Mutter das Kleine unverletzt aus dem Wasser bugsierte, drehte sie sich sofort wieder Richtung Wasser und trompetete, was das Zeug hielt. Mann, war die sauer! Das Krokodil hatte sie vermutlich in den Rüssel gebissen, statt das Kind zu erwischen, aber irgendwie konnte sich die Mama losreissen. Es dauerte bestimmt noch zwei Minuten, bevor sie sich wieder einkriegte. Dann zogen Mama und Kind mit der Herde weiter.


Die Mama entdeckt das Krokodil


Das Kleine weiss gar nicht, wie ihm geschieht


Das Croc hängt am Rüssel


Mama blutet, das Kleine ist wohlauf



Eli mit Schmuck


Er wollte wohl an etwas Wichtiges denken :laugh:




… wird fortgesetzt…
Anhang:
Letzte Änderung: 03 Dez 2015 07:53 von leofant.
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02 Dez 2015 08:02 #409472
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Liebe Fomis, die mir geantwortet oder den "Danke" Button gedrückt haben:

Gerade weil ich mich in den letzten Monaten mit eigenen Kommentaren zu Euren Berichten aus Zeitmangel
sehr zurückgehalten habe, weiss ich eure "Begleitung" bei meinem Bericht seeehr zu schätzen.
Dafür recht herzlichen Dank :kiss:

So, weiter geht es mit dem Kalender

Türchen 2 - 02.12.15

Bilder 1 + 2 „Meinen“ Guide John kenne ich jetzt seit 3 ½ Jahren. Wir beide sind inzwischen befreundet (sofern man das sagen kann, wenn man sich ca. 2 x pro Jahr sieht) und mögen uns sehr. John hat ein wirklich fundiertes Wissen über die Tierwelt am Chobe und auch seine Fähigkeit, z.B. einen kleinen Malachite Kingfisher irgendwo im Schatten herabhängender Zweige zu erkennen, grenzt für mich schon an Zauberei.

John ist auf der anderen Seite des Flusses (also in Namibia) geboren. Dort leben auch viele seiner Verwandten. In einem Dorf in Sichtweite des Chobe wohnt sein Onkel Alfred. Der ist Fischer bzw. Bauer. So kam es vor, dass wir auf dem Rückweg zur Lodge per Boot noch einen kleinen Stopp am namibischen Flussufer einlegten, um mit Alfred ein Schwätzchen zu halten. Der Onkel hat ein kleines Feld mit verschiedenen Pflanzen und Gemüse direkt am Ufer angelegt. Dieses Feld ist mit einem wackeligen Holzzaun und ein paar Vogelscheuchen „gesichert“. Obwohl alles rundherum ziemlich vertrocknet aussah und die Elis in diesem Gebiet den Fluss vom Chobe NP nach Namibia durchquerten, blieb das kleine Feld unangetastet. Auf meine Frage, wie er das denn schaffe, grinste er nur und sagte: „Ich habe eine gute Muti (= Medizin)“. Das kann ich als unabhängiger Zeuge bestätigen ;)

Wenn wir beide alleine oder vielleicht noch mit meiner Frau Ruth unterwegs waren, benutzten wir ein kleines Motorboot. Das war für mich eine Offenbarung, denn dieses Boot hatte kein Dach. Man konnte sich also nach allen Seiten drehen und die Vögel am Himmel beobachten, ohne dass irgendwo ein störendes Gestänge im Weg war.

Das Krokodil habe ich am frühen Morgen fotografiert. Für das Reptil war es noch relativ kühl, deshalb musste ich mir wenig Gedanken machen, ob es mich vielleicht im Boot besuchen möchte :whistle:

Bilder 3 – 6 Diese Bildfolge widme ich den Büffeln. Ich mag ihren intelligenten Gesichtsausdruck, ihren schlanken Körperbau und ihre anmutigen Bewegungen. Besonders bei Portraitaufnahmen zeigen sie mir grundsätzlich IMMER ihre Schokoladenseite. Ich verstehe überhaupt nicht, warum meine Frau immer sagt: Büffel sind doof! :unsure:

… wird fortgesetzt…


John und Leofant nach getaner "Arbeit"


Ganz nah ran ans Fotomodell


Ein Büffel ohne Oxpecker...


...ist kein richtiger Büffel


Im Badezimmer gestört


Ein Doppelburger ???
Letzte Änderung: 04 Dez 2015 07:57 von leofant.
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03 Dez 2015 07:50 #409584
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Guten Morgen an alle Mitleser, Kommentatoren und "Danke"-Sager,

hier kommt

Türchen 3 - 03.12.15

Bilder 1 -3 Die Sables (= Rappenantilopen) sind meine Lieblings-Antilopenart. An einem Tag hatten wir wirklich Glück. Es war ca. 12:00 mittags und die Temperatur lag locker über 30° Celsius. Da es vor und während unseres Aufenthaltes nicht nennenswert geregnet hatte, mussten die Tiere zum Trinken an den Fluss kommen. Wir fuhren gerade auf der Upper Road Richtung Ausfahrt. Plötzlich sahen wir in einiger Entfernung eine Sable auf der Piste. Sie lief den Hügel Richtung Flussufer hinunter. Wir fuhren langsamer. Plötzlich erschien eine weitere, dann noch eine und noch eine. Dicht zusammengedrängt überquerten ca. 50 Antilopen den Weg. Nachdem sie verschwunden waren gab John Gas und wir fuhren ebenfalls hinunter zum Ufer. Tatsächlich trafen wir die ganze Herde wieder. Die Tiere wirkten extrem nervös. Immer wieder schauten sie den Abhang hinauf und sobald ein Tier unruhig wurde, rannten einige hinterher, um dann aber wieder zur Herde umzukehren. Außer uns war nur ein weiteres Fahrzeug am „Tatort“, deshalb konnten wir das Schauspiel in Ruhe genießen. Nach ein paar Minuten setzte sich die ganze Herde schon wieder in Bewegung, galoppierte den Hügel hinauf und verschwand.

Bild 4 Tsessebes (Leierantilopen) sehen wir eigentlich selten am Chobe. Einmal trafen sich ein Tsessebe und eine Sable am Ufer. Die Sable kam vom Trinken und wollte zurück in den Busch, die Tsessebe kam gerade von dort. Beide erstarrten, als sie sich sahen und trauten sich nicht aneinander vorbei. Irgendwann ergriff die Sable die Initiative und galoppierte Richtung Busch, die Leierantilope folgte dem Beispiel. Ich dachte immer, Antilopen hätten gute Augen und könnten Freund von Feind unterscheiden …

… wird fortgesetzt…


Sable auf dem Laufsteg


Die Herde bleibt dicht zusammen ...


... und verschwindet im Galopp


Auch die Tsessebes haben es eilig
Letzte Änderung: 04 Dez 2015 07:56 von leofant.
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04 Dez 2015 07:54 #409691
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So, hier bin ich wieder.
Zunächst zwei kurze Kommentare:
@ Bele
vielleicht habe ich noch was über "unsere" Löwenfamilie in einem der nächsten Türchen :)
@ Lil
ja, die Tiere sind - zumindest an der Riverfront - in der Regel ziemlich scheu und nervös. Deshalb war diese
Versammlung am Ufer auch für mich ein echtes Highlight.

Zu den heutigen Bildern gibt es nicht so viel zu erzählen, weil die fotografierten Tiere eher zurückhaltend agieren.
Ich bin aber zuversichtlich, dass ich noch ein paar (hofffentlich) interessante Geschichten in den folgenden Tagen
erzählen kann ;)

Türchen 4 - 04.12.15

Bild 1 + 2 Ich finde, Wasserböcke sehen immer so fluffig aus. Sie sind oft nervös und unschlüssig, was zu tun ist. Wir haben einige Male gestoppt, wenn wir eine Gruppe Wasserböcke sahen, die offenbar vom Sedudu Island zum Festland schwimmen wollten. Eine halbe Stunde später sind wir wieder weiter gefahren, denn die Tiere konnten sich einfach nicht entschließen. Immer wieder liefen sie zum Ufer, schubsten sich sogar gegenseitig Richtung Wasser, um dann doch wieder umzukehren. Da sind die Elis bei Flussdurchquerungen irgendwie berechenbarer :whistle:

Bild 3 + 4 Zu den Kudus kann ich eigentlich gar nicht viel sagen, außer dass sie für mich eine gewisse Eleganz ausstrahlen und sehr zurückhaltend zu sein scheinen. Wenn ich es mir so recht überlege, dann habe ich auch noch nie einen richtigen Kudu Kampf gesehen. Vielleicht mal ein spielerisches Horn an Horn, aber das war es dann auch schon. Ganz anders wie bei den Impalas, die im Herbst ja richtig aufdrehen.

Bild 5 Verlässt man die Riverfront und fährt ein Stück ins Hinterland, dann trifft man auch auf den Steenbok. Da diese Antilopen ein festes, nicht allzu großes Revier haben, ist es relativ einfach, sie immer wieder am gleichen Platz anzutreffen. Ich mag ihre großen Ohren und den sanften Blick.

… wird fortgesetzt…


Madame ...


... und Monsieur Wasserbock


Ein durstiger Dreier


Erstauntes Kudu


Steenbok
Letzte Änderung: 04 Dez 2015 07:57 von leofant.
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05 Dez 2015 10:05 #409807
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So, hier sind die Bilder etwas später als gewohnt, aber es ist ja auch Samstag :whistle:


Türchen 5 - 05.12.15

Bild 1 - 5 Heute geht es ausschließlich um Giraffen. Die haben in der ersten Woche Spielchen mit uns gespielt. Waren wir mit dem Auto unterwegs, dann sahen wir sie am Wasser. Das Boot wäre also die bessere Wahl gewesen. Sobald wir aber auf dem Chobe herumschipperten, konnten wir sie weit entfernt an der Baumgrenze beobachten. Erst in der zweiten Woche zeigten sie sich gnädig und ich konnte ein paar Bilder aus relativ kurzer Entfernung knipsen
.
Für die Langhälse galt dasselbe wie für die Büffel: Wir haben sie fast nie ohne einen Schwarm Oxpecker gesehen. Bei den Giraffen habe ich immer das Gefühl, der Weg zwischen Großhirn und Kleinhirn ist ziemlich lang. Schnelle Entscheidungen scheinen ihnen nicht zu liegen. Meistens stehen sie da und schauen starr in eine Richtung. Irgendwann treffen sie dann eine Entscheidung und bewegen sich vorwärts.

Ich beobachte die Giraffen gerne beim Trinken. Zunächst stehen sie am Wasserloch oder am Flussufer und fixieren lange die Umgebung. Dann irgendwann beugen sie den Hals zum Wasser, trinken und bewegen ruckartig den Kopf wieder nach oben. Dabei ziehen sie eine Wasserspur in die Höhe. Wenn man diesen Moment ablichtet, erhält man Bild, das mich immer an Kunstfiguren erinnert. Jede Wasserfigur ist anders, irgendwann muss ich mal eine Sammlung der Wasserspuren in einem Fotobuch festhalten ;)

… wird fortgesetzt…


Erst mal mit der Zunge den Geschmack testen


Sie hat viele kleine Freunde


Hoffentlich bekommt sie keinen Krampf


Kunstvolle Wasserspur (1)


Kunstvolle Wasserspur (2)
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06 Dez 2015 09:09 #409885
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Türchen 6 - 06.12.15

Bild 1 - 5 Heute sind die Affen an der Reihe. Besonders Ruth hat zu den Baboons ein eher gespanntes Verhältnis, aber auch die Vervet Monkey haben es faustdick hinter den Ohren. Wir haben auf einer Tour im Krügerpark schon erlebt, dass eine Mama bei einem kurzen Stopp ihr Baby ganz nah präsentierte, während das Männchen hinter unserem Rücken in rasender Geschwindigkeit in unser Auto sprang und ein paar Cookies klaute. Ich bin mal ältere Reiseberichte durchgegangen und habe zwei typische Beispiele hervorgekramt.
Viel Spaß am Nikolaustag wünscht Walter.

Im Jahr 2005 waren wir das erste Mal im südlichen Afrika auf eigene Faust unterwegs. Deshalb fehlte uns noch etwas Erfahrung in der „Wildnis“. Außerdem übersetzten wir einen Ratschlag nicht korrekt :S

Tatort Hluwhluwe Nationalpark, Südafrika

„Please lock your tent / Verschließen Sie bitte Ihr Zelt“ sagt die Dame an der Rezeption und schaut uns eindringlich an. Kein Problem, wir haben nicht vor, unser Zelt während unserer Abwesenheit offen zu lassen. Eigentlich ist das für uns ein überflüssiger Hinweis, so denken wir.
Wir erreichen das Mpila Camp um die Mittagszeit. Für diese Nacht haben wir uns für ein Zelt entschieden, um uns auf unsere morgige Wochenendsafari zu Fuß vorzubereiten, da wir auch dann die Nächte in Zelten verbringen werden. Unsere heutige Übernachtungsstelle ist allerdings weitaus luxuriöser. Wir haben ein Hauptzelt mit Schlafraum inklusive Doppelbett, abgetrenntem Sanitärbereich und separater Toilette.
Als wir im nahe gelegenen Supermarkt, der auch als Rezeption dient, unsere Reservierung vorzeigen, erklärt man uns, wie wir unser Zelt erreichen. Wir fahren zu unserem Parkplatz – jedes Zelt hat eine Hausnummer – und nehmen unsere Unterkunft in Augenschein. Ein sehr schöner Platz mitten im Busch. Das Zelt steht auf einer hölzernen Plattform, circa einen Meter über der Erde. Damit ist es gut gegen überraschenden Besuch aus dem Busch geschützt - wir befinden uns nämlich mitten im Reservat, ohne schützende Zäune. Vor dem Zelt gibt es eine Veranda mit Holztisch und Bänken. Das Ganze ist durch einen hölzernen Steg mit dem großen Küchenzelt verbunden. Hier stehen ein Gasherd, ein Kühlschrank, eine Spüle und Küchenschränke mit Geschirr. Der Übergang ist mit einem Geländer gesichert, links und rechts kann man eine verriegelbare Holztür öffnen, um auf einer Treppe den Erdboden zu erreichen. Neben uns gibt es – in gebührendem Abstand – noch drei weitere Zelte, man ist aber absolut für sich und wird durch andere Gäste nicht gestört. Bei der Fahrt zum Zelt haben wir registriert, dass wir sogar die einzigen Gäste sind, da bekommt man gleich das richtige Buschgefühl. Auf dem Zeltdach turnen ein paar Meerkatzen herum, als wir das Zelt öffnen, springen sie einen Baum weiter und beäugen uns misstrauisch. Wir finden diese kleine Affenart sehr putzig.

Da wir wussten, dass wir an diesem Abend Selbstversorger sind, haben wir auf der Fahrt zum Reservat unterwegs angehalten und eingekauft. Ruth legt die Würstchen in den Kühlschrank, dessen Tür mit einem Karabinerhaken gegen tierische Interessenten gesichert ist. Toastbrot und Plätzchen bleiben in der Tasche, die wird im Zelt abgestellt. Nachdem wir alles ins Zelt geräumt haben beschließen wir, den Nachmittag mit Wildbeobachtungen zu verbringen.
Wir ziehen alle Reißverschlüsse sorgfältig zu und verlassen das Camp. Unterwegs sehen wir viele Tiere und kehren am frühen Abend zufrieden zu unserem Zelt zurück. Als wir aussteigen, springen die Meerkatzen, die sich um unser Zelt versammelt haben, in wilder Flucht davon. Warum sind die putzigen Tierchen so nervös? Mit einem unguten Gefühl will Ruth das Zelt öffnen – doch der Reißverschluss ist bereits halb geöffnet! Wir betreten das Zelt und erkennen sofort das Chaos, das die Affen angerichtet haben. Die Einkaufstasche ist geöffnet, alle Kekspackungen sind aufgerissen und der Inhalt ist – halb angefressen - im ganzen Zelt verstreut. Zu allem Überfluss haben die Meerkatzen auch noch ihre Kothaufen auf den Zeltboden gesetzt. Na, immerhin, das Bett haben sie in Ruhe gelassen. Da der Nachmittag sehr heiß war, stinkt es im Zelt bestialisch. Die „putzigen“ Tierchen haben also Erfahrung mit dem Öffnen von Reißverschlüssen und jetzt bekommt der Satz „Bitte verschließen Sie Ihr Zelt“ eine viel tiefere Bedeutung als gedacht. Aus den „putzigen Tierchen“ werden so im Handumdrehen „Mistviecher“. So schnell kann es gehen :evil:

Im Jahr 2006 besuchten wir wieder Südafrika und hatten auch diesmal ein Erlebnis der besonderen Art.

Tatort Kap der guten Hoffnung, Südafrika

„Don´t feed the baboons“ steht auf den Schildern am Parkplatz unterhalb des Leuchtturms. Wir machen einen Tagesauflug zum Kap der guten Hoffnung und erreichen gerade den Parkplatz. Auch hier sind die Affen – wie an vielen anderen Stellen – von gedankenlosen Touristen gefüttert worden und sehen jetzt in jedem Besucher ein potentielles Opfer.

Also, bloß nicht mit etwas Essbarem in den Händen aussteigen. Es ist noch früh am Morgen und der Parkplatz ist nur halb gefüllt; das wird sich bald ändern, die Kaphalbinsel ist ein Naturschutzgebiet und eine beliebte Touristenattraktion. Jetzt ist es Januar, da ist hier Hochsaison. Ich sehe ein groß gewachsenes Pavianmännchen auf einem Autodach sitzen und parke unseren Wagen in respektvollem Abstand von dem Tier. Als wir die Türen öffnen um auszusteigen, steigt der Pavian bedächtig vom Autodach und nähert sich langsam unserem Wagen. Dabei schaut er angestrengt in die entgegengesetzte Richtung.

Während ich meine Kamera vorbereite, höre ich plötzlich Ruth auf der anderen Wagenseite aufschreien. In der nächsten Sekunde rast der Pavian am Auto vorbei in die Büsche – leider mit Ruths Rucksack! Er hat den Moment abgepasst, als wir beide es nicht erwarteten, ist plötzlich auf Ruth zugesprungen und hat so fest an ihrem Rucksack gezerrt, bis der Trageriemen gerissen ist. Ein Pavian ist – im Verhältnis zu seiner Körpergröße – viel kräftiger als ein Mensch.
Aber meine Frau wäre nicht meine Frau, wenn sie sich das einfach gefallen ließe. Mit einem spitzen Schrei nimmt sie sofort die Verfolgung auf und rennt dem Pavian hinterher, die Böschung hoch. Das Tier ist irritiert. Dass „Weibchen“ ihn verfolgen ist für ihn nicht die Regel, doch als Ruth nur noch einen Meter hinter ihm ist, dreht er sich um und reißt sein Maul auf. Man muss wissen, dass Paviane in der Lage sind, junge Gazellen zu jagen und zu fressen, und drei oder vier kräftige Männchen gehen auch schon mal auf einen Leoparden los und schlagen ihn in die Flucht. Dementsprechend sind sie mit kräftigen, langen Eckzähnen ausgestattet, denen man lieber nicht zu nahe kommen sollte. Sowie der Pavian Ruth genau dieses Gebiss ziemlich eindrucksvoll präsentiert, zuckt meine Frau zurück, verliert das Gleichgewicht und stürzt hinterrücks die Böschung hinab. Sie steht zum Glück schnell wieder auf. Die Sonnenbrille ist verbogen, sie blutet im Gesicht und an den Beinen, aber eigentlich hat sie Glück gehabt, es hätte schlimmer enden können. Sie wäre nicht die erste Person am Kap, die buchstäblich „vom Affen gebissen“ wurde. Der Pavian hat sich währenddessen mitsamt Rucksack etwas tiefer ins Gebüsch zurückgezogen. Ruth ist verzweifelt, in dem Rucksack befindet sich ihr Telefon und ihre Lesebrille – ohne die geht nicht viel!

Inzwischen nähert sich ein Aufseher in grüner Uniform und mit einem Katapult, auch Spatzenschleuder genannt. Er geht mit ernstem Gesicht auf Ruth zu und sagt: „Don´t do it again, they are dangerous!“. Dann bewegt er sich langsam Richtung Büsche und entdeckt den Pavian, der gerade dabei ist, Ruths Rucksack Stück für Stück zu inspizieren. Dabei wirft er alle Sachen, die für ihn nicht von Interesse sind, achtlos ins Gebüsch. Das Tier schaut misstrauisch zu dem Aufseher, es weiß genau, dass eine grüne Uniform nichts Gutes bedeutet. Der Aufseher fängt an, den Pavian mit seinem Katapult zu beschießen. Dem wird die Sache zu unangenehm, außerdem hat er gerade ein paar Bonbons im Rucksack gefunden. Na also, wird er sich denken, Ziel erreicht! Er schmeißt den Rucksack beiseite und verzieht sich. Dem Aufseher gelingt es, alle Sachen wieder zu finden und freundlich lächelnd überreicht er Ruth ihre verloren geglaubten Utensilien.
Wir bedanken uns herzlich und laufen Richtung Leuchtturm. Inzwischen sind weitere Autos angekommen. Drei Mädchen steigen aus, öffnen die Heckklappe und wollen Proviant im Rucksack verstauen. In Sekundenschnelle nähert sich wieder das große Pavianmännchen. Alle drei schreien laut und durchdringend. Sofort lässt der Pavian von seiner „Beute“ ab. Vor einem Leoparden kapituliert er vielleicht nicht so schnell, aber drei schreiende Mädchen sind auch für ein starkes Pavian Männchen einfach zuviel :whistle: :laugh:

Kleine Anmerkung: der komische Kratzer auf der Nase des Vervet Monkey ist kein Fusel auf dem Objektiv, sondern eine Verletzung der Nase. Ich habe es auf einem anderen Foto überprüft.

… wird fortgesetzt…


Oh Mist! Mama will gleich die Matheaufgaben sehen ...


Ohne Kommentar


Meine Fingernägel sind noch nicht trocken !


Wie war das mit dem Zöpfe flechten?


Was kann ich bei denen bloß klauen...
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