THEMA: Dem Lockruf gefolgt.. ein Landy Abenteuer!
12 Feb 2015 18:22 #373158
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Im Liwonde Nationalpark
...
Wenig später stehen wir vor dem Parkgate zum Liwonde Nationalpark. Unser Ziel ist die Mvuu Lodge. Wir haben nicht reserviert und werden natürlich nach unserer Unterkunft gefragt. Dieses muss man hier genauso nachweisen, wie in Namibia oder Botswana, ansonsten muss man den Park bis 18.00 Uhr verlassen haben. Während sich Manfred mit der Tochter der Rangerin, die vielleicht 10 Monate alt ist, beschäftigt, ist die Wildhüterin so nett und ruft für uns auf der Mvuu Lodge an. Es gibt noch freie Campsites, so zahlen wir 10 US$ /Pers. und 3 US$ für Auto und bekommen die Permits für drei Tage. Lt. Hupe Reiseführer (Zambia und Malawi) Ausgabe 2012, sind dieses die Tagespreise. Wir zahlten nicht nach und wurden auch bei der Ausreise nicht danach gefragt. Vielleicht wurden die Preise gesenkt?

Um das Camp zu erreichen, müssen wir fast den ganzen Park durchqueren (28 KM) . Es ist noch relativ früh und wir können in aller Ruhe fahren und seit langem wieder nach Tieren Ausschau halten.




So begleiten uns Kudus, Wasserböcke, Impalas, Elefanten und Buschböckchen durch die besondere Landschaft des Liwonde. Zuerst fahren wir durch eine Grasebene mit Sandböden, am Shire gibt es Wasser- und Schilfgewächse, wir durchqueren die typischen Mopanewälder, dann stehen links und rechts des Weges große Euphorbien und Palmen. Eine bezaubernde Landschaft, später fallen uns die gelben Fieberbäume auf.




Der Empfang ist herzlich und sehr persönlich.


In der Lodge werden wir in alle Gegebenheiten eingewiesen,
man zeigt uns die Campsite No. 2,...



(Und gegen Feuer sind wir auch sicher :blush: )
die Gemeinschaftsküche

(Zwei australische Fledermausforscher lagern hier ihre Vorräte)
und den Pool, ...

sowie die Duschen und Toiletten.

Die Anlage ist nicht ganz billig, macht aber einen sehr guten Eindruck. Dieser erste Eindruck soll sich in den nächsten Tagen auch immer wieder bestätigen.
Eine gemütliche Nachmittagspause bei Cappuccino und Keksen folgt, dabei beobachten wir unsere Mitbewohner, deren Behausungen deutlich durch weiße Fähnchen anzeigt werden. Also, angrenzend an unsere Campsite stehen kleine weiße Fähnchen im Boden und wir wundern uns anfangs darüber, wer und vor allem wozu diese Fahnen hier stecken. Neben den Fahnen befinden sich Erdlöcher, die kaum erkennbar sind. Darin brüten die Beeeater.





Aber auch andere Besucher gibt es hier..

Dieser Vogel könnte zur Familie der Girlitze gehören? (In unserem Bestimmungsbuch taucht er nicht auf)


Die Bienenfresser umkreisen uns ständig, landen auf dem Boden und wirbeln viel Staub auf, dann sind sie verschwunden. Jeweils einem Pärchen gehört ein Loch. Die Vögel sind sehr sozial, wir sehen, dass zwar beide Tiere die Löcher verlassen, aber immer nur einer für Nahrung sorgt und diese an den Partner abgibt bzw. den Partner füttert. Ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt, welches den jeweiligen Partner füttert, können wir nicht erkennen.



Um uns herum blüht es bereits und alte Schoten hängen noch am Baum.



Die Duschräume müssen wir uns mit den Fledermäusen teilen, die ebenfalls unser Interesse wecken. Ich fotografiere die ersten Male mit einem Blitzlicht, welches sich automatisch
hinzuschaltet, wenn die Umgebung dunkel ist. Durch das Licht aufgescheucht, flattern sie dann zu einem anderen Platz und zeigen sich. Das war allerdings nicht beabsichtigt, wir wollen die Tiere nicht stören.



Für einen Game Drive am Nachmittag bleibt noch Zeit und so fahren wir an der Lodge entlang nach Norden.



Auch hier stoßen wir auf angefressene Baobabs, wie wir es aus dem Lower Zambesi Nationalpark kennen und sind ganz verzaubert von der Landschaft, die so ganz anders aussieht als wir es aus Namibia oder Botswana kennen. Hier wachsen Euphorbien, Palmen und die gelben Fieberbäume zusammen.




Auch hier blühte es gelb.



Blick über den Shire!

Am Wasser und zwischendurch treffen wir auf Warzenschweinchen, sehen einen Fischadler , Krokodile und die durch harte Kämpfe tätowierten Hippos .



Schnell war er auch wieder verschwunden.




Am gegenüberliegenden Ufer sitzen in den Palmen auffallend viele Vögel, vermutlich Kormorane. Die Palmen sind leuchtend weiß zugeschissen vom Kot der Vögel.





Den Sundowner genießen wir vor einer Traumkulisse mit Wasserböcken und Kroks.
Wieder einmal sehr zufrieden und glücklich sitzen wir am abendlichen Feuer und lassen den Tag Revue passieren.




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13 Feb 2015 16:18 #373259
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Tag 2 Liwonde Nationalpark
Der Liwonde NP beherbergte einst die aggressivsten Elefanten und Löwen in Zentralafrika. Ein starker Bevölkerungszuwachs und Wilderei bedrängten diese Wildnis. Heute gibt es keine Raubkatzen mehr im Park. Im Gespräch mit Einheimischen erfuhren wir, dass es aber einen Löwen hier geben soll. Er soll von Zeit zu Zeit gesehen werden (?). Erst in den neunziger Jahren entdeckte man die Bedeutung dieses Parks wieder und mit internationaler Unterstützung, vorwiegend aus Südafrika und der Zoologischen Gesellschaft in Frankfurt, wurde ein Rettungsplan erarbeitet. Verdrängte Tierarten wurden schrittweise wieder eingegliedert. Auf dieses Weise kam der Park auch zu seinen Spitzmaulnashörnern, die im umzäunten, streng bewachten Rhino Sanctuary leben und nur mit einem Ranger besucht werden dürfen.


(Für alle, die eventuell den Park besuchen wollen)
Am nächsten Morgen wecken uns die Baboons, die lautstark den Deckel des Mülleimers fallen lassen, auf der Suche nach Essbarem.
Wir wollen aber ohnehin bald zu einem Game Drive direkt südlich des Lodgegeländes aufbrechen.
Buschböcken und Vögel sind unsere erste Begegnung.

Dieser Vogel könnte ein Hadada Ibis sein.



Auf dem Weg zu den Hills sehen wir große prächtige Kudus...


Manchmal muss man schon genau hinsehen..


Vorallem in den ausgetrockneten Flussarmen stehen Kudus mit einem prächtigem Geweih.



Im Morgendunst weidet eine große Büffelherde im Wald und schließlich erreichen wir die offene Savannen- und Graslandschaft. Einzelne Palmengruppen werden von Impalas oder Wasserböckchen belagert, die meistens im Schatten liegend.

Immer wieder kreuzen Elefanten unseren Weg...


...oder tauchen unvermittelt irgendwo auf.

Wir wagen uns mit dem Auto auf die Savannenfläche. Wege und Spuren führen ungeordnet durcheinander.
Plötzlich strömen aus allen Richtungen Elefanten. Wir können das kaum glauben und hören bei ca. 150 auf zu zählen. Auf dieser riesigen Fläche sammeln sich die Elefanten. Was für ein Schauspiel! Noch nie haben wir zeitgleich so viele Elefanten gesehen. Gibt es einen Grund für diese Versammlung? Wir können nichts Ungewöhnliches erkennen. Nach einigen Minuten sind wir von Elefanten umringt. Das Marschieren nimmt kein Ende, wir fühlen uns spontan in den Film "Mogli, das Dsungelkind" hineinversetzt. Wir stehen und staunen. Alle Elefanten wirken friedlich bis auf ein paar Jungbullen, die ihr 5. Bein benutzen wollen. Ich filme und fotografiere und weiß gar nicht, in welche Richtung ich zuerst schauen soll. Manche kommen aus dem Sonnenlicht gelaufen, manche von den Hills, aber alle zieht es in ein und dieselbe Richtung.







Ich glaube, es gelingt mir nicht, mit noch so vielen Bildern die Menge der Elefanten rüber zubringen. :silly: :sick: :blush:




Nachdem wir genug geschaut und gezählt haben, machen wir uns allmählich auf den Weg zurück zur Lodge.

Unterwegs begegnen uns immer noch Elefantenherden.

und Kudus.

Ich hatte gehofft noch ein paar Rappen- oder Säbelantilopen zu sehen, aber die hatten wohl gerade Ausgang! :evil:
Wir verbringen viel Zeit am Pool und lassen mal wieder die Seele baumeln, um uns zu vergewissern, dass das hier alles real ist und wir nicht nur träumen!
Über uns im Baum sitzen zwei Kormorane



Demnächst soll es mit dem Fahrrad weitergehen ... nach meinen Plänen :woohoo:
Biggi
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14 Feb 2015 17:10 #373371
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Mit dem Fahrrad ins Njobvu Cultural Village oder auch nicht!

Heute wollen wir das Njobvu Village besuchen. Es ist eine Art Cultural Village auf anderen Seite des Shire. Hier bietet sich noch einmal die Gelegenheit ins Dorfleben der Bevölkerung einzutauchen.
Ich habe über die Damen an der Rezeption vereinbart, dass man uns Fahrräder besorgt, denn vom Bootsanleger bis zum Dorf sollen es 4 Km sein. Gerne würden wir die Strecke mit einem Fahrrad fahren und einfach mal so wie die Einheimischen unterwegs sein. Dieses ist ein gar nicht so ungewöhnlicher Wunsch und wird hier gerne organisiert.
Wir sind mit einem Guide verabredet, der uns am Nachmittag mit dem Boot zur anderen Seite des Flusses bringen soll. Auf dem Parkplatz stehen dann die Fahrräder.


Pünktlich sitzen wir in der Lapa der Lodge und warten und warten. Oh nein, wir wollten nur einmal warten, aber schließlich sind wir in Afrika und hier hat man die Zeit, auch wenn wir auf die Uhren schauen. Es ist früher Nachmittag und wir sitzen und warten, jetzt ist schon Teatime und wir warten immer noch auf den Bootsführer. Man bittet uns, noch einen Moment zu warten und Tee oder Kaffee zu trinken, dazu bekommen wir auch leckeren Kuchen gereicht. Das gehört hier zum Service. Eine Teewasser- oder Kaffekanne steht zur Selbstbedienung immer bereit.

Während wir warten, amüsieren wir uns über die frechen Meerkatzen, die auch hier den Angestellten das Leben schwer machen. Mit einer Zwille werden sie verjagt - vorerst.
Trotzdem schreitet die Zeit voran und ich werde langsam nervös, denn in einigen Stunden ist es schon wieder dunkel. Wir sollen aber bald erfahren, was der Grund für die Verzögerung ist.
Man teilt uns mit, dass sich auf der anderen Seite des Shire gerade Elefanten aufhalten und es sei viel zu gefährlich, dort alleine mit dem Fahrrad entlang zu fahren. Da man doch sehr um unsere Sicherheit bemüht ist, sucht man nach einem bewaffneten Schutz.




Ich habe vor ein paar Stunden zufällig Elefanten am Fluss fotografiert, vielleicht handelt es sich um die Herde? Aber die dürften schon weitergezogen sein.
Also werden für uns gerade zwei bewaffnete Guides organisiert. Wir können das kaum glauben. Aber die Sache mit dem Glauben sollte man lieber der Kirche überlassen! Schließlich sind wir in Afrika und auch noch in Malawi, da dauert alles ein bisschen länger. Ich denke noch, wenn wir so lange warten, sind die Elefanten bestimmt weitergezogen. Es ist schon nach 15.00 Uhr. Ich weise die gute Frau daraufhin und dann geht auf einmal alles ganz schnell. Sie merkt wohl meine Nervosität.
Der Bootsführer wird als unser persönlicher Guide abgestellt und weil es schon so spät ist, würde er uns auch mit dem Auto ins Dorf bringen, erklärt sie uns.
Eigentlich ist das schade, denn ich wollte doch mit dem Fahrrad durch diese Landschaft radeln, wie es hier fast alle Einwohner machen. Naja, in Malawi ist man einfach zufrieden mit dem, was man bekommt. Gemeckert wird nicht. Dann eben nicht Fahrrad!

Wir legen ab!


Und fahren an den Palmen mit den vielen Kormoranen entlang...

Mit dem kleinen Boot erreichen wir bald das andere Ufer, wo auch bereits unsere bewaffnete Begleitung mit zwei Fahrrädern auf uns wartet.

Hinter der Autotür stehen unsere Fahrräder. Die Organisation hat tatsächlich funktioniert, bis hierher zumindest :(
Unser Guide erklärt den Rangern kurz, dass wir jetzt mit dem Auto fahren, weil es schon zu spät ist. Ok, das ist auch kein Problem, dann eben mit dem Auto, aber - upps, so war das nicht gemeint! Die beiden bewaffneten Ranger wollen uns begleiten. Ist das noch notwendig?
Gerade wollen sie auf dem Pickup Platz nehmen, da meint unserer Fahrer, dass das nicht nötig sei.
Wir geben ihnen 1000 Kw als Entschädigung (das hat uns die Dame an der Rezeption noch gesagt, wäre nett!) und bedanken uns höflich für ihr Erscheinen, müssen dann aber selber in den Nissan-Pickup einsteigen. Genau genommen bin nur ich vorne eingestiegen und Manfred kletterte auf die Pritsche. Nach gut 2 Kilometern endet der Nationalpark, wir stehen vor dem Makanga Gate, unser Führer wechselt mit den Leuten ein paar Worte und dann geht es weiter. Wir fahren über abgeerntete Maisfelder, Baumwollfelder und über Pfade, die eigentlich nur für Fußgänger zugänglich sind. Das kommt mir schon sehr komisch vor. Zumindest stelle ich fest, dass die im Reiseführer angegebenen 4 Kilometer nicht stimmen. Insgesamt sind wir 7,5 Kilometer gefahren. Nachdem wir nun die Strecke einmal gefahren sind, würde ich behaupten, mit dem Fahrrad wären wir in diesem Leben dort nicht angekommen und im Nichts geendet. Zudem sind die Räder nur einfach ausgestattet, d.h. es gibt keine Lampen usw. (?)
Unterwegs sammeln wir eine junge Frau mit ihrem Fahrrad auf. Sie wird uns später durchs Dorf führen. Nun ist der Chefpilot nicht mehr so alleine auf der Pritsche.
Im Village angekommen
Ein wunderschönes kleines Dorf erwartet uns. Hier gibt es nicht nur die üblichen einfachen Lehmhütten, auch ein paar wenige Ziegelbauten sind da und viele Kinder. Die junge Frau aus unserem Auto nimmt sich uns an und bittet auf einer Bastmatte Platz zunehmen, umringt von vielen neugierigen Kindern.


Sie nennt auch ihren Namen, den ich mir aber nicht merken konnte, sie spricht gutes Englisch und beginnt zu erzählen. Viele Kinder sind Waisen und nicht nur Aidswaisen, die machen hier nur 14% aus. Sie leben von den Geldern, die das Dorf durch Führungen oder Backpacker-Gäste einnimmt, schon mehrere "Kinderhäuser", wie bei in einem Kinderdorf, wurden hier errichtet. Jetzt wird uns auch klar, warum es auffallend viele Kinder gibt. Es gibt auch eine gute Schule. Wir sehen später noch die Häuser für die Lehrer. Es sind die Häuser, die aus Ziegelsteinen gebaut sind und etwas außerhalb des Dorfkerns liegen. 50-60 Kinder besuchen eine Klasse! Upps, ob die auch alle brav sind?

Auf dem Weg zum "Gästehaus"

Unser Rundgang durchs Dorf beginnt mit dem Besuch des Gästehauses. Für wenig Geld kann man mehrere Tage am Dorfleben teilhaben, auf einer Matratze unter einem Moskitonetz schlafen und ein längliches Loch in einer Bodenplatte als Toiletten nutzen.


Der ovale Schlitz im Boden, der hinter dem Schatten vor schaut, stellt das Toilettenloch da! Die Toiletten darf man nur benutzen, wenn man auch treffsicher ist. :woohoo: :woohoo: :woohoo:
Die Dusche besteht aus einer Tasse, die im Boden Löcher hat.



Händewaschen im Openair-Bad


Als nächstes wird uns mit Stolz die Wasserpumpe gezeigt. Sie wurde auch hier mit Finanzmitteln aus Deutschland erstellt. Die Kinder haben ihren Spaß, als Manfred sich ans Werk macht, ihnen erklärt, dass sie sich waschen können oder ihre Hemden darunter reinigen können. Neben der Pumpe befinden sich Becken zum Wäschewaschen.


Ein kleiner Junge präsentiert uns ein viel zu großes Fahrrad, aber er kann offensichtlich damit bereits fahren!


Mit mehr als 10 Kindern an der jeder Hand besuchen wir den Medizinmann, der uns interessante Einblicke in die Heilkräuter der Natur gibt.

Er selber ist bereits 66 Jahre alt und liegt damit deutlich über dem Durchschnittsalter der Bevölkerung Malawis, dass nur bei Mitte 40 liegt.

Von Wurzel-Viagra bis zu Herzmittelchen beherbergt er in seiner Apotheke viele Kräuterchen, die bestimmt auch wirkungsvoll sein können. Auf unsere Frage, wie oft jemand seine Dienste in Anspruch nimmt, meint er 3-4 Patienten kämen täglich.


Mit den größeren Jungs wird auf dem Fußballplatz gekickt. Viele Kinder laufen natürlich barfuß.



Anschließend sind wir Gäste des kleinen Dorfzentrums. Es gibt einen Tischler, eine Nähmaschine und einen kleinen Shop, für das aller Nötigste.


Speiseöl ist bereits protionsweise abgepackt.



Davor steht ein Tisch mit drei Mädels. Sie bieten Tomaten und Fisch an. Alle drei sind Geschwister und ihr großes Ziel ist es, unbedingt eine weiterführende Schule zu besuchen. Zwei von ihnen möchten Krankenschwester werden. Die Jüngste sitzt mit ihrem Englischbuch dort und lässt sich von den anderen helfen.

Wir betreten zum ersten Mal ein Privathaus, d.h. wir betreten zuerst den Innenhof.

Dort empfängt uns die Mutter der drei Schwestern, die gerade das Abendessen bereitet.Heute gibt es Vitamine und sie schneidet einen Salat-Kohl zurecht. Sie ist sehr nett, aufgeschlossen und freut sich über unseren Besuch, leider spricht sie kein Englisch. Ihren kleinen Sohn habe ich noch lange als Schatten bei mir.

Der Hof ist frisch gefegt, mehrere Hütten sind um den Innenhof gebaut. Die eine dient als Kochstelle und hat nach oben eine Öffnung, eine andere Hütte ist für Kleintiere (Hühner) vorgesehen, in einer dritten schlafen die Jungs und dann betreten wir das "Haupthaus".

Zum ersten Mal stehe ich in einem Privathaus aus Lehm. Der erste kleine Raum (2x1,5 m) dient als Esszimmer. Alle Familienmitglieder sitzen auf dem Lehmboden um eine Schale herum. In der hinteren Ecke lagert auch hier das Maismehl zum Trocknen. Von diesem Raum gehen zwei Nischen ab. Sie sind durch einen Vorhang abgetrennt.

Im linken Teil befindet sich eine Matratze, auf der 2 Personen schlafen können, mit einem Moskitonetz. Uns wird erzählt, dass nur sehr wenige Familien diesen Schutz haben. Ein Netz ist einfach zu teuer.
Unmittelbar neben der Matratze liegen mehrere Säcke mit Mais übereinander, darauf sind viele Kleidungsstücke ausgelegt. Im Nebenkämmerlein schlafen die drei Schwestern. Eng an eng, unter Umständen, die man sich in unserem Wohlstandsland nicht vorstellen mag.
Es gibt hier kein Wasser und keinen Strom. Mir fällt aber ein Bild an einer Wand auf. Es ist ein muslimisches Motiv darauf. Das ist das einzige Farbstück in dem Haus. Aber diese Familie hat ein Dach über dem Kopf und immer Maismehl. Sie muss nicht hungern.

Zum Dorf gehört eine Moschee, hier leben aber auch Christen, wie man uns erklärt. Extrem ärmlich erscheint uns die Moschee, ein Lehmbau, der Boden ist mit Pappe belegt. Es gibt keinen Teppich oder eine schöne Gebetsnische, wie man es sonst aus Moscheen kennt.

Das ganz alltägliche Leben, mit und ohne Touristen. Beschönigt wird hier nichts.



Ich habe schon ein ganz schlechtes Gewissen, weil wir uns so lange im Dorf aufhalten und unser Fahrer auf uns warten muss. Ich entschuldige mich später bei ihm, aber es scheint gar kein Problem zu sein.
Auf dem Rückweg zeigt der Guide uns noch die Schule und dann rast er wieder querfeldein mit uns zum Bootsanleger. Mein Blick wandert regelmäßig durch das Fenster zur Pritsche, um zu überprüfen, ob mein Mann diesen Geschwindigkeiten stand hält! Mit neuer Frisur klettert er dann aber unversehrt vom Wagen. :woohoo: :evil:
Den Nissan lässt der Fahrer am Bootsanleger stehen und bringt uns sicher zur Lodge zurück.



Die Früchte dieser Palmen werden nicht gegessen.
So verlassen wir dieses Ufer ...
und erreichen die Mvuu Lodge
Auf dem Fluss erleben wir noch die tolle Abendstimmung, wenn das letzte Licht im Dunst untergeht.



Für die Begleitung und den sicheren Transport wollen wir unserem Fahrer etwas bezahlen, aber der erklärt, dass er kein Geld annehmen darf. Dieses gehört zum Service der Lodge, auch sehr nett!

Es war ein sehr schöner, interessanter und sehr informativer Ausflug, gleichzeitig unterstützt man mit dem Geld, welches man da lässt (!) auch das Projekt "Waisenkinder".
Obwohl sich dieses Dorf als Cultural Village bezeichnet, darf man jetzt keine Tänze, Gesänge oder andere Vorführungen erwarten, wie wir es vielleicht aus den Living Museen in Namibia kennen. In Malawi wird sehr authentisch das ganz alltägliche Leben gezeigt.


Im Jahre 2001 gab es einen Pressebericht über das Dorf. Dieser hängt im Gästehaus aus und wird stolz präsentiert.
(Das rote Band an der Wand, oberes Bild, ist das Zeichen, ob eine Frau zum Geschlechtsverkehr bereit ist oder gerade ihre Tage hat) :blink:

Für heute Abend haben wir uns zum Dinner-Buffet auf der Lodge angemeldet
Pünktlich um 19.00 Uhr finden wir uns zum folgenschweren, aber leckeren Abendessen im Restaurant ein. :sick: :laugh:



Zum folgenschweren Essen... , demnächst mehr

Biggi
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15 Feb 2015 17:27 #373514
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Es geht mit dem Essen weiter...
Es ist ein kleines Büffet aufgebaut. Das Essen ist sehr lecker, wie ihr auf den Bildern gesehen habt. Es gibt verschiedene landestypische Speisen. Wir starten aber mit einem griechischen Salat. Die Idee ist gut, aber der Salat beinhaltet Oliven. Nun denkt jeder, ist doch lecker! Lecker waren sie auch, aber sie hatten Kerne. Und Chefpilot Manfred schiebt auch sogleich die erste Olive in den Mund und guuuut. :silly:
Den Kern sortiert er auch vorschriftsmäßig, wie es die Deutschen so tun, an den Tellerrand. Ein kurzer Blick dahin, der Kern liegt gut drapiert und wird total unwichtig. :woohoo: An diesem Kern hat mein Mann noch bis heute seine wahre Freude und nicht nur er, auch unser Zahnarzt freut sich!
Was ist also passiert?
Irgendwie gelangt dieser Kern erneut zwischen die Speisen und da mein Mann so richtig herzhaft zubeißt, .... knackt es einmal laut hörbar :sick: , so laut, dass er den Hippos mit ihrem Geschnaube, Konkurrenz macht. Er flucht, alle Gäste drehen sich zu uns um und dann sortiert er fein säuberlich die Reste des Kernes aus dem M.... . :evil:
Typisch Mann, oder? Das weitere Essen verläuft dann aber problemlos und schmeckt und schmeckt.
Aber bald ....?
Der Kern und seine Folgen, so könnte der Rest unseres Urlaubes umschrieben werden.
oder erst einmal...
Abschied von Malawi


Bevor wir die Lodge verlassen, erfolgt noch ein letzter Spaziergang an den Shire.



Auf dem Lodgegelände stehen Zelte zur Vermietung
Der Blick nach Norden und

der Blick nach Süden

Der nächste Tag: Blauer Himmel, die Sonne lacht und der Zahn sitzt noch!
Inzwischen ist es wieder Sonntag geworden, bereits Ende August 2014, wir müssen uns langsam auf den Rückweg nach Südafrika begeben und verlassen diesen schönen Ort.
Eigentlich wollten wir um 7.30 Uhr aufbrechen, mussten aber unsere Rechnung noch begleichen und so früh arbeitet man noch nicht an der Rezeption. Kurz vor acht Uhr erscheinen die Frauen mit der Kasse. Wir bezahlen mit unserer Kreditkarte. Für den Ausflug ins Village wurde uns nichts berechnet. Es gehört zum Service der Lodge, die Fahrräder zu besorgen oder die Gäste dorthin zu begleiten. Überhaupt hat uns diese Lodge mit all ihren Einrichtungen super gut gefallen. So wurden uns beispielsweise abends Petroleumlampen um unsere Campsite aufgestellt. Nur ein Beispiel für die viele Mühe, die man sich mit den Gästen gibt. Gerne wären wir noch länger geblieben und werden diese Lodge bei einem weiteren Besuch wieder aufsuchen.



Heute Morgen stehen die Büffel dicht am Weg, winken mit den Ohren und haben eine Träne im Auge :evil: :whistle:

Elefanten sind im Gestrüpp


Die 28 Km Pad zurück zum Gate sind schnell hinter uns gebracht, ein paar Tiere verabschieden sich und 45 Minuten später ist Liwonde erreicht . Am Ausgang des Parks wird erneut das Permit kontrolliert und wir aus der Liste gestrichen. Eigentlich haben wir noch damit gerechnet, dass wir eine Parkgebühr nachzahlen müssen. Die ursprünglich gezahlten 10$ erschienen uns sehr wenig. Es muss aber seine Richtigkeit haben.


Straßenstand in Liwonde - Schlachter for take away!


Den Reifendruck überprüfen wir, der hier natürlich höher sein muss als im Park und nun geht es über die Berge zurück nach Lilongwe und nach Sambia.

Eindrücke vom Sonntagsleben.




Ochsenkarren am Rande, ob er eine Panne hat, lässt sich nicht erkennen.

Es ist ein Sonntag, die Straßen lassen sich sehr gut fahren, da hier allgemein wenig Verkehr vorherrscht. Viele Fußgänger sind auf dem Weg zur Kirche. Hier sind die Kirchen so voll, dass wir sogar Menschen vor der Tür stehen sehen. Später beobachten wir, wie auf dem Kirchengelände kleine Märkte entstehen und die Leute ein Familienpicknick veranstalten. Gegen 10.45 Uhr erreichen wir Dedza.






Kleine Gärten - hier scheint der Boden sehr fruchtbar sein
So wie hier sehen viele Dörfer aus


Ein kleines Dorf in den Bergen und hier passiert es dann:
Ein freundlicher Polizist winkt freundlich und schaut freundlich drein und spricht auch noch freundlich. Alle sind hier freundlich, nur wir schauen ein bisschen dumm aus der Wäsche.
Bei dem geringen Verkehrsaufkommen können wir uns nicht vorstellen, dass die Polizei an einem Sonntag nicht zum Gottesdienst geht - oder ist der schon beendet?
Aber auch in Malawi gelten Regeln im Straßenverkehr und auch Gäste müssen sich daran halten, sonst wird man freundlich zur Kasse gebeten.
Wir haben es wohl zu eilig gehabt und nun zeigt die Pistole 82 km/h statt der erlaubten 50 km/h! Auweia, das wird wohl teuer, denke ich. Der Polizist möchte 5000 Kw von uns. Nun reisen wir aber aus und haben keine Kwacha mehr. Das erklären wir ihm und bieten US$ an. Diese Währung haben wir immer als Notreserve dabei. Nun darf er aber keine Dollar annehmen. Wir fragen ihn, was wir tun können, denn Kreditkarten nehmen sie auch nicht. Oh, eine verfahrene Situation und mal eben zum nächsten Bankautomaten fahren, das geht in Malawi nicht so einfach. Hier könnte der nächste Automat viele, viele Kilometer entfernt sein. Der Polizist berät sich mit seinem Kollegen. Wir warten geduldig. Dann teilt er uns mit, dass er mit seinem Boss im Hauptquartier telefoniert hat und nachfragt, was mit uns geschieht. Er wartet auf den Rückruf, der auch alsbald erfolgt und wieder einmal haben wir großes Glück und dürfen in US$ zahlen. Wir geben ihm 15 US$ für unser Vergehen. Die eigentliche Summe wäre 13 US$ gewesen. Wir haben aber nur den 5er -Schein und er kein Wechselgeld. Wir sind überaus glücklich, so aus der Sache herausgekommen zu sein. Es hätte auch ganz anders verlaufen können und in unserer Heimat zahlt man wohl deutlich mehr.
Mit ziemlicher Sicherheit haben wir die einzige Pistole zur Geschwindigkeitsmessung in ganz Malawi getroffen!!!
Wir fahren von nun an immer peinlich genau nach Tachoanzeige.
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Bis Lilongwe durchqueren wir eine sehr schöne Berglandschaft. Die Temperaturen sind deutlich kühler , als im Nationalpark.



Gemütliches Landleben!

Nach dem Gebet ruht man sich aus und veranstaltet ein Picknick.

In Lilongwe lassen wir uns von dem sonntäglichen Treiben ein wenig mitreißen und betrachten die vielen Straßenstände, der zumeist indischen-asiatischen Bevölkerungsgruppen.




Ein Laden, der Betonplatten verkauft, fällt uns besonders auf. Dieser Laden hat auf den Betonplatten Fußabdrücke und da wird uns klar, wozu die Platten gebraucht werden. Neben den Fußabdrücken befinden sich diese merkwürdig geformten ovalen Löcher, die uns als Toilette im Village gezeigt wurden - die Toilettenplatte.

In der City Mall, an der Ausfallstraße nach Sambia, wollen wir einen Cappuccino trinken und noch schnell ein paar Kleinigkeiten einkaufen.


Von weitem sieht dieses Einkaufszentrum sehr modern aus, aber nicht so modern, dass es ein Cafe beherbergt. In einem Supermarkt, a` la Aldi, finden wir ein großes Angebot vor. Supermärkte wie Shoprite oder Choopies soll es hier auch geben, wir haben jedoch nun in ganz kleinen Märkten eingekauft.
Über die gut ausgebaute Straße erreicht man schnell den Ort Mchiniji, der 106 Km von Lilongwe entfernt ist und als Grenzort zu Sambia gilt.
Auf dem Weg dorthin entscheiden wir uns, nun doch noch einen Cappuccino selber zu kochen. Kurz vor Namitete sieht die Umgebung wenig bewohnt aus, eigentlich sehr einsam. Wir sehen nur Felder und Bäume, keine Häuser oder Hütten lassen sich erkennen und so entscheiden wir uns für eine Stelle, von der wir glauben, es sei kein Dorf in der Nähe. Ich suche einen Busch auf, in der Hoffnung mich sieht keiner :woohoo: , Manfred bringt Wasser zum Kochen und im Nu ist unser Cappuccino fertig, aber wie kaum anders zu erwarten, auch eine Schar Kinder da. Wo die nur immer herkommen? Irgendwo liegt scheinbar jemand auf der Lauer und schlägt Alarm.

Etwas scheu bestaunen sie, was wir hier nur machen. Sie halten Abstand und kichern, keiner traut sich näher zu kommen.
Kurze Zeit später erschient ein Vater mit seiner 6-jährigen Tochter auf zwei Fahrrädern. Er grüßt sehr freundlich und fragt, ob wir Hilfe benötigen. Daraus entwickelt sich ein nettes Gespräch.
Er scheint sehr an uns interessiert, stellt viele Fragen zu Deutschland und unserem Leben. Es ist wieder so eine Situation, in der nicht wir die Fragenden sind, sondern die Menschen genauso neugierig auf uns. Die kleine Tochter, Vanessa ist sehr schüchtern, nur zaghaft antwortet sie auf meine Nachfragen zu ihrem Alter und Namen. Spontan fällt mir dann aber ein, dass wir zwischen unseren Werbegeschenken noch ein Springseil haben. Diese Situation ist genau richtig dafür. Chefpilot Manfred bekommt von mir ein Springseil in die Hand gedrückt und das andere Ende gebe ich Vanessa. Im Nu haben alle Kinder ihren Spaß und hüpfen vergnügt am Straßenrand über das Seil. Ich versuche das Teddy-Spring-Lied zu erläutern (singen kann ich nicht!),aber niemand lacht, nur erstaunte Gesichter schauen mich an. Kein Wunder, denn so etwas haben die Kinder hier wohl noch nicht erlebt. Am Ende schenken wir Vanessa das Seil und können noch mit unseren letzten Luftballons die anderen Kinder zufriedenstellen. Vanessa ist ganz stolz und kann ihr Glück gar nicht fassen. Ihr Vater bittet uns um unsere Adresse. Er möchte gerne, dass Vanessa uns eines Tages schreibt. Sie wird in vier Wochen eingeschult.



Mit diesen vielen tollen Erlebnissen verlassen wir nun bald Malawi. Wir haben so viele arme, aber zufriedene Menschen kennenlernen dürfen. Nie hörten wir Streitigkeiten oder lautes Geschimpfe, Männer wie Frauen arbeiten fleißig und singen auch noch bei ihren Tätigkeiten. Was für ein zufriedenes Land bot sich uns?

Wie es weitergeht, demnächst!

Biggi
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Wieder ein Grenzübergang - Transit durch Sambia

Die Ausreise aus Malawi dauert keine 5 Minuten. Wir bekommen zwei Ausreisestempel und stehen bereits vor der Immigration nach Sambia.
Bevor wir hier unsere Pässe vorlegen können, wird unsere Körpertemperatur gemessen, wir müssen mehrere DIN A4- Seiten zu unserem ev. Krankheitszustand ausfüllen, vor allem der Impfausweis mit der Gelbfieberimpfung wird kontrolliert und die Nummer des Impfstoffes aufgeschrieben und anschließend gibt es auch noch ein Formblatt zur Ebolaaufklärung. Nachdem wir das alles brav ausgefüllt und man uns für nicht infektiös befunden hat, geht alles sehr schnell. An diesem Grenzübergang gibt es einen funktionierenden PC, in dem alle Autodaten gespeichert sind . Hurra, endlich einmal! Das erspart uns viel Erklärungen. Wir tragen uns ins Roadbook ein, erhalten das TIP (Permit) und nach insgesamt 35 Minuten stehen wir in Sambia - again! Ein bisschen mulmig wird uns noch, als am Tor selber ein Beamter nach der Roadtax-Bescheinigung fragt, aber die ist zum Glück noch gültig und alles ist ok.
Das ist ein neuer Rekord, so schnell sind wir noch nie über eine Grenze gekommen. Zum ersten Mal sitzen zwei Frauen hinter den Schaltern des Immigration office, die sind viel entspannter.

Sambia, das dritte Mal 2014

In Chipata versuche ich im Shporite noch Fleisch für den Abendgrill zu kaufen. Für 38,90 sambische Kwacha bekomme ich ein ganzes Kilo Rindfleisch! Unsere Savannavorräte sind auch leer und werden hier wieder aufgefüllt. Dieser Shoprite hat ein, um Längen besseres Angebot, als der Sparmarkt in dieser Stadt.
Während Manfred im Auto auf mich wartet, wird er von jungen Leute umlagert, die alle unser Auto waschen wollen. Sie haben einen 5-Liter Eimer mit schmutzigem Wasser und einem kratzigen Schwamm dabei. Als Manfred das Angebot ablehnt, werden sie etwas frech und betteln direkt nach Geld. Wenig später erreichen wir die Tankstelle an der Abzweigung zum South Luangwa, auch hier bettelt eine Frau um Geld. So etwas haben wir in Malawi nie erlebt. Das war aber in Sambia das einzige Mal, dass wir angebettelt wurden.
Erneut übernachten wir bei "Mama Rula", außerhalb Chipatas. Es gibt leckeres Steak am Abend. Wir schlafen ruhig und gut. Auf dem Platz befinden sich außer uns nur noch ein Pärchen mit Rucksäcken und Zelt.
Sehr früh wollen wir das Camp verlassen, haben aber so unsere Schwierigkeiten, weil der Gärtner direkt auf dem Weg zur Ausfahrt, eine Reihe mit Rasensprengern aufgestellt hat. Nun müssen wir über die Stellplätze ausweichen, die rechte Seite des Autos wird nass und wenig später von der roten Erde gut gesprenkelt. Unsere Windschutzscheibe ist sehr schmierig und ich muss aussteigen, um sie zu reinigen. Während dessen kommt der Watchman und bittet um den Beleg, dass wir auch bezahlt haben. Ich bin ganz entsetzt und ziemlich sauer, wegen des Wassers und dann verlangt er noch die Rechnung. Ich müsste jetzt alles durchsuchen und erkläre ihm, dass ich gleich bei der Ankunft zahlen musste. Das machen hier alle so und ist selbstverständlich. Er lässt uns dann auch so durchfahren und öffnet das Tor.
Die Aktion mit der Beregnung ist etwas frech und besonders unüberlegt vom Gärtner , aber that`s Africa! Vielleicht will er nur unser Auto waschen?

7.55 Uhr auf Pad nach Lusaka:

Begegnungen unterwegs

Vor einer Mühle wartet dieser Karren

Die Great-East-Road hat uns wieder.


Zwei Pipi-Pausen und diverse Fotostopps, eine Cappuccinopause, wenig Verkehr, aber zahlreiche Baustellen mit Ausweichpisten und mehrere Roadblocks, lockern den Tag auf.


Auch weniger nette Bilder sind dabei

Zweimal werden von uns die Papiere verlangt. Der erste Polizist verlangt die Versicherungsbescheinigung des Autos. Wir werden den Eindruck aber nicht los, dass er nur neugierig ist, denn mit dem Papier kann er gar nichts anfangen, das zweite Mal verlangt ein Polizist an der Luangwa Bridge unsere Pässe. Er wechselt ein paar Worte mit uns über Deutschland, jedes Mal ist es sehr freundliches Gespräch.




Der kleine Markt an der Luangwa Bridge bietet neben Trockenfisch, Flechtwaren auch frisches Obst.

Bei einem weiteren Checkpoint fragt man uns nur nach unserem Befinden und mit einem freundlichen Lächeln fahren wir weiter.
Um 16.20 Uhr erreichen wir das Pioneer Camp nach 585 Km. Mit dem Einchecken melden wir uns auch zum Dinner an und so haben wir einen entspannten Abend, der noch sehr lustig wird.
Ich sortiere noch ein paar Taschen und räume im Auto auf, dann setzen wir uns an die Bar. Kaum betreten wir diesen offenen Raum, werden wir persönlich begrüßt und von einem Südafrikaner, der sich auch vorstellte, aber den Namen habe ich mir wieder einmal nicht gemerkt, an die Bar gebeten. Als würden wir uns schon lange kennen, erzählt er von seiner Reise. Er ist mit dem Motorrad unterwegs und will auch nach Malawi. Zu seiner Gruppe gehören noch drei weitere Männer, zwei aus Australien und einer aus Großbritannien. Wir trinken ein Savanna und später noch einen Gin Tonic. Im Nu vergeht die Zeit mit netten Gesprächen und gegen 19.00 Uhr werden wir zum Tisch gebeten.
Es gibt als Starter gefüllte Blätterteigtaschen, dann einen leckeren Hauptgang bestehend aus Pommes mit Möhren-Bohnen-Gemüse und Hähnchen, zum Dessert gibt es Vanilleeis. Und danach begeben wir uns wieder an die Bar. Unsere Gespräche sind noch nicht beendet, außerdem gibt es noch einen Gin Tonic als Absacker.
Leider werden wir auch heute Abend von Kirchengesängen in den Schlaf begleitet. Das Ernte-Dank-Fest geht noch bis zum 31. August. Wir stehen aber dieses Mal weiter weg und es ist nicht ganz so laut, außerdem hat der Gin Tonic für die entsprechende Bettschwere gesorgt.
Am nächsten Morgen begleichen wir unsere Rechnung und verabschieden uns von der netten Runde des gestrigen Abends. Einander wünschen wir allen eine gute Reise.


Rush-hour am Morgen in Lusaka

Eine schöne Moschee gibt es auch hier und nicht nur in Malawi

Für uns geht es nun nach Lusaka zur Manda Hill Mall. Wir wollen noch ein bisschen Geld ausgeben.Unser heutiges Ziel wird Kariba sein. Eigentlich wollen wir bei den Caves in Simbabwe übernachten, aber erstens sind wir mit einem Landy unterwegs und zweitens sind wir in Afrika.
Noch völlig entspannt erreichen wir die Manda Hill Mall um kurz vor neun Uhr. Viele Geschäfte öffnen erst um 9 oder später. Zum ersten Mal seitdem wir in Afrika sind, stehen wir im Stau. Ich habe den Eindruck, alle Autos in Sambia wollen heute nach Lusaka, Rushhour, wie in Hamburg! Uns ist das aber irgendwie egal, nur ungewohnt.
Im Curioshop kaufen wir noch ein paar Souvenirs, ein paar Lebensmittel und in der Bäckerei gibt es frisches Baguettbrot.



Dann quälen wir uns durch Lusaka und halten an der Ausfallstraße nach Chirundu an einer Tankstelle. Für 640,14 Kw werden 63,95 Liter Diesel getankt. Das ist deutlich weniger als in Malawi. Inzwischen zeigt die Kilometeranzeige den Stand von 102679 Km an. Eigentlich, so dachten wir, mag unser Landy den Service. Nur heute ist irgendwie alles anders. Nach dem Tanken will er nicht mehr. Er sagt keinen Mucks!

Erste Hilfe für den Landy

Schnelle Hilfe naht, denn wir versperren ja die Tankstelle und von einer angrenzenden Werkstatt hat der Tankwart bereits einen Monteur besorgt. Wobei der Begriff "Werkstatt" nicht in unserem sinne verendet werden darf. Eine geflieste Küchenzeile unter Bäumen stellt die Werkstatt dar.


Dennoch konnte man uns helfen1

Mit vereinten Kräften wir unser Landy zur Seite in die Nähe der Werkstatt geschoben. Ein Blick in den Motorraum hilft nicht weiter, soweit sieht alles gut aus. Der Beifahrersitz muss ausgebaut werden, die Batterie wird überprüft. Zuerst findet man nichts, dann erklärt der Monteur, dass eine der zwei Batterien neu sei und die andere ein älteres Modell, welche total leer ist. Die Ursache ist nach einer weiteren Stunde gefunden.




Hier seht ihr einen Teil des Innenlebens von unserem Landy - die Versorgungsstation! :woohoo:
Die Batterie ist nicht isoliert und es gibt mehrere Stromabnehmer, da sie schon alt ist, lädt sie sich nicht wieder auf. Sie wird in einem angrenzendem Gebäude auf der Tankstelle schnell geladen, wieder eingebaut und gut isoliert. Sicherungen müssen noch aus dem Pick´n Pay gekauft werden und nach drei Stunden ist unser Landy wieder startklar. Dieser Ausfall hätte nicht sein müssen!
Der Monteur war sehr bemüht, er erzählt, dass er eine 4-jährige Ausbildung zum Automechaniker hinter sich habe, bereits in England gearbeitet hat und sich vor ein paar Jahren selbstständig gemacht hat. Wie immer konnten wir einen netten Menschen mehr kennenlernen und somit hat diese ärgerliche Situation auch wieder was Positives an sich.


Der Mechaniker erzählt uns auch davon, dass dieser Platz demnächst einem neuen Einkaufszentrum weichen wird und er keinen Ersatz finden kann, der auch bezahlbar ist. Damit ist seine komplette Existenz bedroht und die seiner vier Angestellten . Dieses Beispiel macht wieder einmal deutlich, mit welchen Problemen die Menschen dort zu kämpfen haben.

Ich fasse noch einmal die Situation zusammen: Tankstelle; der Wagen springt nicht mehr an; KFZ Mechaniker direkt daneben. Wir waren dankbar, dass der Mechaniker sich sofort um unseren Wagen gekümmert hat und auch relativ schnell und kostengünstig das Problem fand.

Leider sind wir mit dieser schnellen und günstigen Variante der Reparatur bei unserem Autovermieter auf wenig Verständnis gestoßen. Man hat uns später mitgeteilt, dass wir doch erst bei ihm hätten anrufen müssen (in Kapstadt oder Deutschland), dann hätte man uns den Vertragsmechaniker geschickt und er hätte den Wagen in die Werkstatt abgeschleppt usw. Wir hätten stundenlang gewartet .... :silly: :evil:
Ich kann nur schwer nachvollziehen, warum man es so umständlich machen muss, wenn es auch einfacher geht? :angry:

Natürlich ist unser Tagesziel nun nicht mehr erreichbar. Aber über die Grenze wollen wir noch fahren.

Biggi
Letzte Änderung: 18 Feb 2015 15:11 von tiggi.
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