THEMA: Ach Kenia! - Freuden und Leiden einer Safari
09 Jan 2023 04:53 #659133
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5.40 Uhr stehe ich auf, noch ist alles ruhig, draußen ist es komplett bewölkt. Das Zimmer ist ok, vielleicht etwas eng, für mich fehlt ein Schreibtisch.
6.30 Uhr Frühstück, ganz in Ordnung, aber manches ein wenig „adelig“! (Erklärung für Nichtfranken: "adelig" heißt "von" gestern! :laugh: :laugh: )
Der Tag beginnt mit Sonnenschein. Der Jacaranda steht in voller Blüte.


7.15 Uhr Gamedrive und schon nach 15 Minuten sehen wir zwei Löwinnen mit drei Jungen.




Diesen folgt eine weitere Löwin mit einem etwas älteren Jungen und dann schließlich noch vier weitere Löwinnen, die an einem Termitenhügel schlafen.


Bei der weiteren Fahrt sehen wir leider wieder viele tote Tiere, Zebras, Gnus, Büffel, Kongo-nis, Eland. Alle Huftiere sind betroffen.




Es ist einfach furchtbar. Noch einmal eine Steigerung dessen, was wir bereits anschauen mussten. :woohoo: :evil:
Um 9.00 Uhr begegnet uns ein einzelner weiblicher Elefant mit einem noch ganz kleinen Baby, das wohl erst wenige Wochen alt ist.




Es folgen eine Büffelherde und einige Impalas mit Jungtieren. Ein kleiner Lichtblick!




Das Leben geht doch weiter!
10.00 Uhr sind wir an einem Damm mit einer etwas größeren Wasserfläche. Dort ziehen Zebras und Impalas mit Jungtieren an uns vorbei. Mal wieder Zeit, um ein paar Vögel zu beobachten:
Ein erwachsener Hornrabe, dem sein Junges auf Schrittv und Tritt folgt.


Ein Rosenwürger


In der Umgebung des Damms liegen wieder etliche tote Büffel. Ein Bild ist besonders schauerlich. Da muss am Rande eines Gebüsches ein Büffel zusammengebrochen sein, der ermattet seinen Kopf auf einen Ast gelegt hat. Jetzt liegt hier das komplette Skelett des Tieres völlig unzerstört. Das heißt, das Tier wurde weder von Hyänen noch Geiern gefressen, sondern nur von Insekten verwertet. Hier in der Nähe ist ein derart bestialischer Gestank, dass Elvira nicht anhalten lässt, und ich kann nur aus dem fahrenden Auto heraus bei der Rückfahrt ein Foto machen, dessen Bild mir bis heute nicht aus dem Gedächtnis weicht.


Da ttröstet mich dann auch nicht an einer Stelle ein Blütenteppich, der aussieht wie eine Krokuswiese. Es handelt sich wohl um Anthericopsis aepalosa (Danke Elvira!), Leider habe ich keinen deutschen Namen dafür. :( Schlage vor: Ostafrikanischer Tulpenkrokus. :laugh: :laugh:




Kurz vor dem Erreichen der Lodge haben wir dann noch eine tolle Begegnung mit einem Löwenmann in etwa zehn Metern Entfernung, der sich gut fotografieren lässt, dann sich aber einen ruhigeren Busch sucht.




Um 11.05 Uhr sind wir zurück in der Lodge. Eine tolle Sichtung mit den Löwen, aber irgendwie habe ich keine rechte Freude daran. Mir liegt das Büffelskelett noch im Magen.
Zum Gamedrive; am Nachmittag sind massenhaft Safariautos vor der Lodge versammelt. Als erstes begegnen wir einem Weißkehlwaran und einer Gruppe Pavianen mit Nachwuchs.




Und dann kurz darauf eine Gruppe von neun Löwinnen, die nahe bei dem Weg etwas erhöht liegen und dösen.


Wir kommen als drittes Auto an und innerhalb der nächsten 30 Minuten fahren 37 Fahrzeuge an uns und dicht an den Löwen vorbei.



Wie eine Prozession! Heranfahren – klick, Klick, Klick – Weiterfahrt. Es zählt nur die Sichtung! Für die Tiere selbst bleibt keine Zeit, da die meisten Touris ja nur einen Nachmittag im Park sind und am nächsten Morgen weiter müssen, also muss an diesem Tag noch möglichst viel abgehakt werden. Mir graust! Elvira versucht mich zu trösten, dass dieses Spektakel ja noch gar nichts sei gegenüber der Hochsaison, wo bis zu 100 Autos sich versammeln können.
Wir beobachten das Treiben längere Zeit und ich lasse auch die Löwen nicht aus den Augen, ich bewundere ihre Gelassenheit. Da wir lange hier stehen, gelingen doch ein paar schöne Portraits.










Das war nur eine kleine Auswahl. :laugh: :laugh:
Erst als ein kaputter Auspuff vorbeiröhrt gehen sie ein wenig weiter.


17.45 Uhr kehren wir in die Lodge zurück und endlich gibt es mal einen attraktiven Sonnenuntergang zum Fotografieren.






Leider ist eine große Gruppe von Russen eingetroffen, die entsprechendes Geschrei veranstalten, die Terrasse mit Rauch einhüllen und dem Alkohol sehr zusprechen. Unsere „Löwenfeier“ fällt mit einem Cocktail dagegen eher bescheiden aus.


Beim Abendessen ist das Restaurant „rammelvoll“. Jetzt auch die angepasste Diner-Kleidung mit Adidas.-T-Shirt, kurzer Sporthose und Flipflops. Ein Abend zum Abgewöhnen!
Gesamtresümee des Tages: Viel Freud, aber leider auch viel Leid.
Viele Grüße:
Burschi
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10 Jan 2023 05:55 #659224
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5.45 Uhr stehe ich auf und habe relativ gut geschlafen. Die Party-People feiern schon wieder lautstark. Für die Wasserböcke am Wasserloch haben sie kein Auge übrig.
Dafür ist es dann beim Frühstück merklich ruhiger, denn sie haben die Lodge schnell verlassen und hasten zum nächsten Park.
7.15 Uhr Gamedrive: Zuerst ergibt sich eine lustige Szene. Eine Gruppe Kongonis belagert die Straße. Eine Demo? :woohoo: :laugh:


Wir fahren zum Lions Rock und tatsächlich steht ganz oben eine Löwin mit einem Jungen. Eine Szene wie im „König der Löwen“. Sie verschwindet aber schnell wieder hinter der Kuppe. Wir umfahren den Felsen und siehe da, auf der Rückseite liegen die neun Löwinnen von gestern auf dem schwarzen Gestein und schlafen.


8.15 Uhr sind wir am „View Point“, von wo man einen Ausblick auf die gesamte Lodgeanlage hat.


Unterwegs sind wieder einige Vogelsichtungen zu verzeichnen.
Wahlbergadler

Hornraben, die beim Fliegen plötzlich weiße Flügelfedern zeigen.


Zu meiner Freude entdecken wir einige Weißstörche, die uninteressiert an einem Büffelkadaver vorbeischreiten.




Nebenbei begegnen wir noch Buschbock, Giraffe und einer Weißkehlmeerkatze, die sichtlich verwundet ist.
Heute fahren wir auf der anderen Seite des Damms entlang, wo noch mehr Skelette liegen. Man kommt sich vor wie auf einem Tierfriedhof.
Es beginnt zu regnen und daher fahren wir zur Lodge zurück.
Die ist jetzt um 10.30 Uhr wie ausgestorben, nur Personal wuselt herum. Am Wasserloch ist auch nur eine Nilgans.
Es gibt heute hier wegen fehlender Gäste kein Mittagessen und wir müssen zur Hauptlodge, der Taita Lodge fahren. Hier herrscht Massenbetrieb. Auf einer riesigen Fernsehwand werden Fußballspiele der WM übertragen. Es existiert ein kleines Museum über die Geschichte des Ersten Weltkrieges, der übliche Curio-Shop und ein schön angelegter Garten mit vielen blühenden Pflanzen.
Viele Einsiedleragamen huschen herum.


Die beiden Geschlechter unterscheiden sich deutlich, wenngleich auch die Weibchen hier etwas bunter sind.
Das Mittagessen gibt es als Büfett, von der Zusammensetzung wie in Salt Lick, nur das Salat- und Nachtischangebot ist bedeutend größer.


Beim Gamedrive am Nachmittag fahren wir erneut zum Lions Rock. Die Löwinnen liegen noch immer faul herum. Neben uns ein Minibus mit einer kreischenden schwarzen Weibertruppe. Junggesellinnenabschied? Die Löwen stört das nicht, nur mich.
Da es wieder zu regnen beginnt, fahren wir langsam zur Lodge zurück und sehen noch einmal den männlichen Löwen von gestern. Er ist wieder allein.
Ein extrem kräftiger Regenbogen steht über dem Horizont.


Das war also heute der letzte Gamedrive in Kenia.
Es gab ein paar schöne Sichtungen, aber nicht alle Erwartungen wurden erfüllt.
Der Stimmung entspricht das Wetter bei Sonnenuntergang.



19.30 Uhr Abendessen, heute in ziemlicher Ruhe. Am Nebentisch sitzt der deutsche Botschaf-ter mit seinem Fahrer, denen wir schon am Lions Rock begegnet sind.
Morgen steht ein langer Fahrtag an.
Gruß:
Burschi
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11 Jan 2023 05:38 #659310
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6.40 Uhr ist Frühstück; ein Schreck! . Der Boss der Pavianhorde bricht in das Restaurant ein, klaut Zucker und ist blitzartig wieder verschwunden. Er weiß genau, welche Türe in welche Richtung auf-geht! Sein Clan bevölkert das Wasserloch.
7.30 Uhr Abfahrt von der Lodge,
Eine halbe Stunde später steht am Ortsanfang von Bura eine prächtige Moschee.


Bis auf wenige Motorradfahrer ist noch kein Betrieb auf der Straße.
Während die eine Straßenseite komplett überweidet und erodiert ist, sind auf der anderen Seite große Sisal-Plantagen, die zum Teil blühen. Hier werden Setzlinge gezogen. Desertifikation und Plantagenwirtschjaft!
Die Straße ist perfekt ausgebaut mit gelber Mittellinie und weißen Seitenstreifen, der Teerbelag ist bestens und auch die kleinen Ortschaften haben Straßenschilder. (z.B. Nakuteri)
8.45 Uhr sind wir in Voi, einem etwas größeren Ort, wo wir nun nach links endgültig auf den Highway nach Nairobi abbiegen. Der Ort hat einige Tankstellen und kleinere Shops zu bieten. Ab jetzt sind unendlich viele LKWs auf der Straße. Hier werden Waren von Mombasa nach Nairobi transportiert. Dementsprechend sind die LKW langsam, da schwer beladen und es kommt zu vielen gefährlichen und chaotischen Überholvorgängen.


Ein Elefantenrennen der besondren Art: Zwei Schwertransporte überholen sich in Schrittgeschwindigkeit und das trotz Gegenverkehr.


Eine gute Idee! Schulbusse sind hier alle leuchtend gelb. So werden sie wenigstens giut gesehen.


Da hält man die Luft an! :evil: Drei Fahrzeuge nebeneinander und dann noch Gegenverkehr! :woohoo: :woohoo:
Am chaotischsten aber fahren die überbesetzten Matatus, die oft martialisch bemalt sind.








Der Beifahrer dieses Matatu war er Abschuss, er balancierte während der Fahrt mit nur einem Bein in der offenen Türe!
Parallel führt die Eisenbahnlinie von Mombasa nach Nairobi. Diese hat ebenfalls China gebaut, genau wie die Bahnstationen, die alle gleich aussehen. Chinesischer Einheitsstil!
Autobahn und Eisenbahnlinie durchschneiden die Nationalparks Tsavo West und Ost. Gelegentlich hat man Durchlässe geschaffen oder die Bahn auf Stelzen gebaut, damit die Tiere wandern können.


Trotz allem sind, da die Tiere meist nachts unterwegs sind, die Verluste und Todesfälle bei den Tieren sehr hoch. Manche Durchlässe sind auch von wilden Siedlungen versperrt.
Auf der Bahnlinie kommen uns im Laufe der Zeit drei lange Güterzüge mit Containern beladen entgegen, die nach Mombasa unterwegs sind. Gelegentlich sieht man trotz des dichten Verkehrs mal Zebras neben der Straße. 9.40 Uhr stehen links und rechts der Straße viele Baobab-Bäume und zwar in so großer Zahl, wie ich sie bisher noch nicht gesehen habe. Manche werden als Werbeflächen missbraucht.


Wieder passieren wir Sisal-Plantagen. Am Straßenrand sind nun auch viele Stände mit bunten Flechtarbeiten (Körbe, Schalen, Beutel, Taschen usw.), die von Frauen aus Sisal geflochten wurden.




Regionale Vermarktung! Aber ist dafür wirklich ein Markt da?
12.05 Uhr machen wir Mittagspause in Emadi in einem „Biergarten“, wo wir unser Lunchpaket der Salt Lick Lodge – das schlechteste der Reise! – verzehren. Ein bestelltes Bier dauert fast 45 Minuten, doch da bin ich gerade in einem riesigen Souvenirshop mit unendlich vielen geschnitzten Figuren. Eine und ein Wandbehang gehen für die Tochter mit.
Um 13.00 Uhr bricht plötzlich ein Wolkenbruch über uns herein. Wir schaffen es nicht einmal mehr ins Auto und müssen unter einem undichten Gartenschirm verweilen. Es gießt wie aus Badewannen.
13.15 Uhr nutzen wir eine kurze Pause, flüchten ins Auto und fahren weiter.
Die Stände am Straßenrand harren trotz Wolkenvruchs aus.


Öfter sehen wir auch blaue Tankfahrzeuge. Sie versorgen diese Wasserstationen, an denen am Mortgen die Menschen Schlange stehen.



Die Fahrt im Wolkenbruch auf der Straße wird nun noch chaotischer. Besonders mit den furchteinflößend bemalten Matatus spielen sich unglaublich chaotische Szenen ab. An manchen Steigungen müssen wir im Schritttempo hinter LKWs mit Gefahrgut dreinfahren.


Das ist besonders spannend, weil einige an der Steigung wegen Überhitzung liegen bleiben!
Andere überholen trotz Gegenverkehrs! Josef muss mehrfach auf den Seitenstreifen ausweichen. Selbst als Beifahrer kostet das einem Nerven.
Der Highway ist ab Manzoni vierspurig. Wir müssen die Fahrbahn wechseln und ein Stück zurück fahren. Dann biegen wir vom Highway auf eine Gravelroad ab und um 15.00 Uhr sind wir in der „Starling Bird Lodge“, wo wir Zimmer Nr. 9 beziehen.


. Hier haben wir zwei Nächte ausschließlich zum Ausruhen gebucht. Das Zimmer ist etwas spartanisch eingerichtet und hat nur ein Fenster über der Eingangstüre. Lobenswert ist nur der große Schreibtisch. Meiner Frau ist es zu kalt! Die Begeisterung hält sich in Grenzen.
16.30 – 17.00 Uhr schwimmen wir im großen aber sehr kalten Pool.


Wir haben uns beeilt, weil es wieder zu regnen anfangen drohte und wir wollte nicht nass werden. :laugh: :laugh:
Gleichzeitig findet in der Lodge noch eine „Konferenz“ statt. Was das ist, stellt sich am Abend beim Essen heraus. Es ist eine größere Gruppe von Mädchen im Alter von 14 bis 20, die hier eine „Fortbildung“ machen. Welcher Art, erfahren wir nicht, da sie nicht mit uns reden dürfen.
Ärger gibt es nicht mit den Mädchen, die sehr leise und sehr diszipliniert sind, sondern bei der Bewirtung. Hier wird kein Alkohol ausgeschenkt. Gut, dann alkoholfreies Bier! Nicht vorhanden! Dann Cola Zero! Ist nicht vorrätig! Was dann? Nur pappsüße Limo oder Wasser. Zwei Tage nur Wasser??? Elvira tobt und erreicht wenigstens, dass Josef von außerhalb Bier zum Essen für mich mitbringen kann.
Das werden wohl zwei sehr langweilige Tage. Für das I-Tüpfelchen sorgt dann noch Elvira mit der Aussage, dass Josef hier wegen der vorkommenden Schlangen nicht schläft. :evil: Das steigert die Begeisterung meiner Frau ins Unermessliche. (Allerdings haben wir hier keine einzige Schlange gesehen!) :woohoo: :laugh:
So endet der Abend mit Tagebuchschreiben.
Morgend sind wir den ganzen Tag auf der Lodge.
Viele Grüße:
Burschi
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Letzte Änderung: 11 Jan 2023 06:07 von Burschi.
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12 Jan 2023 06:20 #659367
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Heute ist Ruhetag! Es gibt noch mal Tiere! :laugh:


Nach dem Frühstück mache ich einen kleinen Spaziergang. Von wegen „Bird Lodge“, es las-sen sich nur sehr wenige Vögel sehen, nur z.B. ein Marico-Nektarvogel..


Beim Blick auf den Boden fällt mir eine Ameisenkolonne auf, die in Richtung eines Termi-tenhügels läuft und darin verschwindet. Da bahnt sich wohl eine kriegerische Auseinanderset-zungen an!




Auch die kleinsten Tiere können spannend sein!
12.30 – 14-30 Uhr Mittagessen. Josef hat mir zwei Büchsen Bier besorgt. Ich bin mit einer Büchse schon fast fertig, als endlich das Essen kommt. :woohoo:


Alles geht hier sehr langsam vor sich. Das Essen selbst ist reichlich und okay.
Mit dem Rest des Tages wil ich euch nicht langweilen. Eben Ruhetag. Meine Frau genießt ihn, denn die letzten drei Wochen waren interessant, aber auch anstrengend.
Am nächsten Tag steht der Rückflug an. Auch hier erspare ich mir unnötige Details.
14.00 Uhr fahren wir von der Lodge ab. Wir kommen schneller voran als gedacht. Elvira hatte Staus befürchtet.
Um 15.00 Uhr sind wir bereits am Flughafen und Josef lädt uns aus und wir verabschieden uns von ihm. Elvira bringt uns zum Gate beim Terminal 1C, doch dort werden wir zurückgewiesen, weil erst um 17.00 Uhr geöffnet wird. Also wandert Elvira mit uns zum Java Cafe´, wo wir uns von ihr verabschieden und die nächsten zwei Stunden verbringen.
Um 17.00 Uhr werden wir endlich in das Terminal gelassen. Es ist eine völlig neue Halle und wir sind zunächst ganz allein dort.


20.30 Uhr sind wir die zweiten, die das Gepäck abgeben. Security-Check und Passkontrolle folgen ohne Probleme.
Dann kommen wir in den 1. Stock des nagelneuen Flughafens und lassen uns in der Nähe unseres Gates nieder. Magda findet einen Sitz, auf dem sie schlafen und ich einen, wo ich Fußball WM auf einem TV verfolgen kann.
Und der Rest verläft so, wie es eben auf einem Rückflug zugeht. Der Flieger ist bis auf den letzten Platz besetzt. Wir kommen gut zu Hause an.
Ich möchte diesen Bericht mit einem Shluss wort (Resümee) schließen und auf den Titel eingehen.
„Ach Kenia!“ lehnt sich an der Titel des Buches „Ach Afrika!“ von B. Grill an, das ich schon vor Jahren gelesen habe und dem ich bis heute im Wesentlichen zustimmen muss. Warum?
Zunächst einmal, was waren die positiven Seiten der Kenia-Reise? Wieder habe ich wie auf allen Afrika-Reisen schöne Tierbeobachtungen machen können, Da waren z.B. das Wildhundrudel, die vielen Löwen mit etlichen Jungtieren und vor allem auch die Fülle von Vogelarten – es waren in drei Wochen weit über 200! – und so manche nette Szene in der Natur, über die ich mich aufrichtig gefreut habe. Da waren aber auch Gespräche mit Einheimischen, die mit viel neuen Erkenntnissen und Humor angereichert waren. Freundlichkeit und Herzlichkeit habe ich oft erfahren. Bei den Unterkünften gab es keinen Totalausfall. Die schönste war das „Severin Camp“, in das ich immer wieder zurückkehren würde. Aber auch die „Sentrim Am-boseli Lodge“ (mit Ausnahme der fürchterlichen Zufahrt) und auch das Hotel Rudi, das eine schöne Unterkunft in Nairobi ist, haben mir gut gefallen. Die gleiche Reihenfolge könnte ich auch bei der Verpflegung angeben. Auf keinen Fall darf ich aber die vergessen, ohne deren Mitwirkung eine solche Teise gar nicht möglich gewesen wäre. Elvira Wolfer hat alles bestens organisiert und verfügt über ausgezeichnete Kenntnisse, besonders was die Vogelwelt betrifft. Danke auch für den Nachbereitugsservice!. Danke auch vor allem an Josef, den Fahrer, der uns mit großer Routine durch das kenianische Verkehrschaos geleitet hat. Ich hätte nicht am Steuer sitzen wollen.
Tja, und damit zu den „Leiden“. Ich verfolge natürlich auch die „Selbstfahrersidkussion“ für Safaris in Kenia. Ich bin selbst im südlichen Afrika schon fast 100.000 km in verschiedenen Staaten selbst gefahren. Aber in Kenia oder auch Tansania möchte ich das nicht. Das Verkehrschaos auf den Highways und in Nairobi ist derart heftig, dass ich als Fahrer nichts außer Stress von der Reise hätte. Dazu sind die Beschilderungen und die Gravelroads in teilweise verheerendem Zustand. Wenn ich da die Diskussion über die Etoscha verfolge, kann ich nur lächeln. Dafür ist natürlich zugegebenermaßen eine Reise mit Guide und Fahrer erheblich teurer und ich kann mir das auch nicht jedes Jahr leisten, doch das war heuer aus genannten Gründen eine Ausnahme.
Andererseits würde ich aber auch nie auf eine Pauschalreise nach Kenia im Stil von einer Woche Safari und fünf Tage Badeurlaub (gebucht bei Aldi, Rewe, Lidl oder sonstwo) zurückgreifen. Ich brauche ja auch keine Big Five mehr sehen. Ich muss nichts abhaken. Ich will in Ruhe schöne Szenen erleben, egal mit welchem Tier oder auch mal Pflanzen. Mir ist ehrlich gesagt Ballermann-Tourismus in Afrika – und nicht nur dort – zuwider. Leider aber nimmt dieser in rasantem Tempo zu. Das heißt nicht, dass ich Pauschaltouristen ihre Reise nicht gönne. Im Gegenteil, es kann für sie ein guter Einstieg sein, wenn sie sich mit Respekt und Ruhe gegenüber der Natur verhalten.
Doch auch die Natur hatte große Leiden für mich parat. Die vielen toten Tiere, die in einer außergewöhnlichen Dürre ihr Leben aushauchten, haben mich sehr bedrückt. Ich weiß aber auch, dass in der Natur solche Ereignisse vorkommen und sich dann durch mehr Nachwuchs wieder ausgleichen. Doch hier bahnen sich Verhältnisse an, die ich mit Sorge beobachte. Die Naturparks werden nicht nur mit Eisenbahnlinien und Highways durchschnitten und die Wanderwege gestört, sondern auch durch die einheimische Bevölkerung bedroht. Die Massai – mit ihrer Folklore ein werbewirksamer Stamm für das Land – drängen mit ihren Rinderherden gerade in sensiblen Zeiten in die Naturparks ein, um sich ihre Skelettherden zu erhalten. Man ist stolz auf Herden mit über 500 Tieren und fühlt sich als reich. Aber welchen Sinn haben solche Herden in der heutigen Zeit, in der die natürlichen Ressourcen immer knapper werden? Wirtschaftlich sind sie absolut sinnlos, denn sie dienen nur dem Prestige und nicht der Ernährung! Und das nächste Problem – ich muss es leider hier auch einmal ansprechen – ist die rasant wachsende Bevölkerung. Von 10 Kindern überleben heute dank medizinischer Versorgung wesentlich mehr als noch vor Jahrzehnten. Diese „brauchen“ dann ja auch wieder Vieh-herden! Das Land wird rücksichtslos überweidet, abgeholzt und die Desertifikation nimmt in rasantem Ausmaß zu. Das endet dann in Stammesrivalitäten, Konflikten und Migration. Kenia ist ein technisch hoch entwickelter Staat in Afrika, schafft es aber nicht, bevölkerungspolitisch in der Neuzeit anzukommen, Zudem begehen sie noch den Fehler, sich in eine neokolonialistische wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu begeben. Cashcrop-Plantagenanbau statt naturverträgliche regionale Lebensmittelerzeugung! Ach Kenia!
Ein Land mit tollen natürlichen Ressourcen, aber mit einer ungewissen Zukunft.
Ich habe mich ja schon von Namibia verabschiedet, wahrscheinlich trifft das auch für Kenia zu, denn die Zahl der großen Reisen ist begrenzt. Aber ich werde versuchen, noch den einen oder anderen schönen Fleck im faszinierenden Afrika, dem Kontinent der „Roots“, zu finden.
Liebe Grüße an alle und Danke an die, die bis zum Schluss den Bericht ertragen haben:
Burschi
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Letzte Änderung: 12 Jan 2023 06:21 von Burschi.
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12 Jan 2023 10:58 #659381
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Moin,
vielen Dank, Burschi, für diesen tollen und informativen Bericht! Wir sind als Selbstfahrer in den letzten Jahren meist im südlichen Afrika unterwegs, sehr gerne auch in Namibia übrigens! Zwischendurch in Tansania allerdings auch nur mit Fahrer bzw. einigen Fly-In Etappen. Dein Bericht bestärkt mich darin, es weiterhin so zu halten. Meine Frau möchte sehr gerne nochmal nach Kenya aber vielleicht behalten wir das Land doch besser so in Erinnerung, wie wir es von vor 20 Jahren kennen.
Beste Grüße,
NASA
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19 Jan 2023 08:12 #659837
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Hallo,
anbei eine kleine Zeitungsnotiz, die zu meinem Bericht passr:


Traurige Grüße:
Burschi
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