THEMA: Botswana April 2017 – Mixed Emotions
10 Jun 2017 11:09 #477683
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Donnerstag 20.04.17

Wir lassen es langsam angehen, an diesem Morgen. Es ist etwas kühler, als an den Tagen zuvor. Ich vermute das liegt an der Höhe. Deshalb bewegen wir uns etwas langsamer, es ist wie bei den Reptilien: Erst einmal muss uns die Sonne etwas aufwärmen ;)

Um 06:20 betreten wir die Main Area und werden von Edwin begrüsst. Wir schauen erst mal zum Wasserloch am Fusse des Hügels und siehe da: Eine kleine Elefantenherde hat sich dort versammelt. Sogar ein Baby wird jetzt zum Wasser geführt und rennt etwas ungelenk am Ufer entlang, während die Älteren trinken. Abram ist hinter uns aufgetaucht. Er erklärt uns, dass er das Wasserloch ursprünglich in Form des afrikanischen Kontinents angelegt hat. Der Regen und die Tiere haben jedoch in der Zwischenzeit dafür gesorgt, dass die Umrisse nur noch mit etwas Fantasie zu erkennen sind. Jetzt ruft uns Nanette. Wir laufen zu ihr. Sie steht auf dem äusseren Teil der Veranda, da wo gerade in diesem Moment der rotglühende Feuerball über den Horizont lugt. Sofort zückt sie ihr Smartphone, um ein Bild zu machen. Daran erkenne ich, wie eng sie mit der Natur Afrikas verbunden ist. Obwohl sie im südlichen Afrika geboren und aufgewachsen ist und bestimmt schon unzählige Sonnenaufgänge gesehen hat, ist ihr der Blick und die Leidenschaft für schöne Momente noch immer nicht verloren gegangen.

Während wir frühstücken, unterhalten wir uns mit den Managern. Abram, mit seinem festen Händedruck und seiner leisen, aber eindringlichen Art, Nanette mit ihrer wahnsinnig sympathischen Ausstrahlung, wir mögen die beiden sehr. Abram ist schon herum gekommen und hat unter anderem einige Jahre in Hamburg studiert, deshalb kann er auch ganz gut Deutsch. Wir plaudern und plaudern bis irgendwann Rhan erscheint und auf sich aufmerksam macht. Ach ja, richtig! Wir haben ja noch einen Gamedrive vor uns :)
Wir fahren den Hügel hinunter, ein Stück weiter kommen wir auf die Hauptroute, die vom Goha Gate zum Airstrip und weiter zu den Pans führt. Diese Fahrt ist etwas monoton. Links und rechts der Piste sehen wir hauptsächlich dichten, grünen Busch, ab und zu einige Vögel. Etwa eine Stunde später taucht ein Straussenhahn auf. Sein Schnabel, sowie die Vorderseite seiner Beine sind rot eingefärbt, er ist also in der Balz. Die Dame seines Herzens können wir jedoch nicht entdecken. Der Strauss putzt sein Gefieder, dann rennt er Richtung Start-/Landebahn. Was hat er vor? Will er irgendwo hinfliegen?







In der nächsten halben Stunde sind die Sichtungen eher bescheiden. Hier ein Zebra, da ein Gnu, natürlich einige Impalas, sogar mal eine Giraffe, in einem hohlen Baum sitzt ein Rotschnabeltoko mit einem Insekt im Schnabel. Es sieht so aus, als würde er seine Familie füttern, die sich wahrscheinlich in einer Höhle befindet. Dann nähern wir uns einem etwas schaurigen Picknick. Um einen toten Elefanten haben sich einige Marabus und Weissrückengeier versammelt. Die hüpfen jetzt rauf und runter, fliegen weg, kommen wieder und streiten sich natürlich um die besten Stücke. Während der Eli bei Beles Besuch vor ein paar Tagen noch mehr oder weniger unversehrt war, fehlen jetzt der Kopf mit den Stosszähnen, dafür ist er teilweise verbrannt und qualmt noch. Also waren die Ranger hier, haben das Elfenbein mitgenommen und den Elefanten angezündet, der ist aber nicht komplett verbrannt, sondern die Aasfresser können jetzt – zumindest an manchen Stellen – gegrilltes Fleisch fressen.









In einem toten Baum ganz in der Nähe sitzen etwa 20 weitere Geier und mischen sich ab und zu in die Streitereien rund um den Eli ein.



Wir fahren weiter. Im dichten, hohen Gras tauchen jetzt immer mehr Zebras auf, normalerweise sammeln sie sich jetzt und wandern Richtung Linyanti, aber ich vermute, diese Wanderung wird diesmal etwas später stattfinden, denn sie haben hier immer noch genug zu fressen. Es ist für uns schon ein merkwürdiges Bild. Diese Region, die wir sonst als sandig und trocken erlebt haben, zeigt uns diesmal ihre grüne und auch bunte Seite, denn überall ist die Landschaft mit Blüten dekoriert. Hier findet man auch überall die Frankoline mit Nachwuchs, auch für die dürften hier paradiesische Zustände herrschen. Auf einer schmalen Piste kommt uns ein Fahrzeug entgegen. Rhan fährt an den Rand und stoppt. Ich sehe den Hut des Fahrers und mir ist völlig klar, wer das ist. Als er auf gleicher Höhe mit uns anhält, kann ich ihn begrüssen. „Dumela, Metal, wie geht es dir?“ Er schaut mich total überrascht an. Dann erkläre ich ihm, woher ich ihn kenne und das ich ihm Grüsse von seinem Freund Ken ausrichten soll. Je mehr ich erzähle, desto breiter wird sein Grinsen. Jetzt beugt er sich zu uns hinüber, denn er muss mir unbedingt die Hand schütteln. Wir reden noch eine Weile, dann fährt jeder in seine Richtung weiter.
Gegen 09:30 stoppen wir an einer wohlbekannten Stelle. Es ist ein mächtiger Baobab. Hier befindet sich ein Stretchpoint, man darf also das Fahrzeug verlassen. Nur ein paar Meter entfernt haben wir letztes Jahr einen schönen Leoparden gesehen. Der lauerte gerade einer Impalaherde auf. Leider waren die menschlichen Beobachter hier am Stretchpoint so laut, dass die Herde umdrehte und der Leo unverrichteter Dinge wieder abzog :evil:

Jetzt sind wir alleine hier. Rhan baut den Tisch auf, Ruth holt die Tischdecke heraus und ihr fällt sofort auf, dass die heute eine andere Farbe und ein anderes Muster hat. Dann werden die Cookies auf den Tisch gestellt. Die sind mit einer Folie abgedeckt. Auf jeder Folie klebt ein Zettel mit kleinen Infos, z.B. „enjoy our homemade cookies“ oder „have a great day“. Meine Frau, die solche „Kleinigkeiten“ liebt, ist entzückt. So etwas hat sie noch nicht erlebt. Ich habe mich inzwischen mit dem Fotoapparat auf den Boden gesetzt, denn jetzt erscheinen ein Frankolin und wenig später ein Glanzstar. Sie wissen, dass man hier Krümel „abstauben“ kann und sind deshalb nicht besonders scheu. Ich wiederum kann Fotos fast auf Augenhöhe machen, das ist nicht jeden Tag möglich, schon gar nicht in einem Nationalpark.









Nach der Pause fahren wir von Wasserstelle zu Wasserstelle, überall laufen Zebras herum. Ich kann eine Menge Bilder von Zebrastreifen in allen Variationen machen. Schliesslich hat jedes Tier sein individuelles Muster, vergleichbar mit dem Fingerabdruck eines Menschen. Unterbrochen wird die Zebraparade durch ein Warzenschwein und durch meine Versuche, eine Gabelracke im Flug aufzunehmen. Tatsächlich ist das Foto zwar nicht optimal, aber immerhin akzeptabel. Als kleines Highlight kann ich zwei Wollhalsstörche an einer Wasserstelle aufnehmen. Die gehören – ebenso wie die Klunkerkraniche (die wir im Delta gesehen haben) – zu den gefährdeten Arten und sind nicht so oft zu sehen.







Und weiter geht es mit rennenden Zebras, trinkenden Zebras, spielerisch kämpfenden Zebras, die Motive nehmen kein Ende. Stop! Vor uns auf der Piste steht zur Abwechslung mal eine Riesentrappe! Dann wird es wieder ruhig, wir fahren am Rand einer Ebene, die fast komplett mit hohem Gras überwuchert ist. Nur etwas weiter entfernt stehen einige Strausse sehr dekorativ zwischen einer Zebraherde. Nahe an der Piste rennen zwei Kiebitze laut zeternd vor dem Auto her, um dann in allerletzter Sekunde wegzufliegen und wieder hinter uns zu landen.





Die Landschaft ändert sich wieder und wird buschiger. Zwei Zebras kämpfen spielerisch miteinander. Jetzt stehen sie nur noch auf den Hinterbeinen, die Vorderbeine gegeneinander gedrückt. Es sieht aus, als würden sie miteinander tanzen. Zum Glück sind sie nicht allzu weit entfernt und ich kann ein paar nette Bilder machen.





Direkt vor dem Wagen tauchen auf der Piste immer wieder die Frankolins auf. Wir nennen sie „die Roadrunner“, denn sie rasen lange die Piste entlang. Erst wenn wir den Eindruck haben, eben hätte unser Fahrer sie platt gefahren, sehen wir sie gerade noch nach rechts oder links ins Gras fliegen. Dabei bräuchten sie doch nur gleich am Anfang auszuweichen und könnten sich die ganze Rennerei ersparen :laugh:







In diesem Teil des Parks wachsen viele Akazien, schon tauchen überall Giraffen auf, denn Akazienblätter sind ja ihre Leibspeise. Wir erreichen ein spärlich bewachsenes Areal und schrecken zwei Sekretäre auf. Sie flüchten sofort in dem sie einen langen Anlauf nehmen und sich dann in die Lüfte schwingen. Leider sind sie zu weit entfernt für schöne Bilder.





An einer Wasserstelle hat sich eine Zebraherde versammelt. Dazwischen befindet sich ein einziges Gnu. Warum es wohl mit den Zebras mitläuft? Wo sind seine Kameraden? Fühlt es sich als Zebra? Wir werden es nie erfahren. Die Tiere drängen sich jetzt in das Wasser, vor lauter Streifen kann man die einzelnen Tiere gar nicht mehr erkennen.







Es ist jetzt fast 13:00. Da wir heute einen Tagesausflug machen, wird es Zeit für ein Picknick. Dafür eignet sich hervorragend ein Stretchpoint in der Nähe, nämlich an der Marabou Pan. Wir bauen zusammen Tisch und Campingstühle auf, dann wird das Essen platziert. Wieder sind die einzelnen Schüsseln mit kleinen Zetteln versehen. Für jede Schüssel, die wir öffnen, gibt es also einen netten Spruch. So macht es natürlich richtig Spass, unser Lunch vorzubereiten.





Wir setzen uns gemütlich auf unsere Stühle, geniessen das Lunch und unterhalten uns über dies und das. Nicht weit entfernt von uns ist eine kleine, flache Wasserstelle. Natürlich haben wir die Giraffen, die jetzt langsam näher kommen, schon von weitem gesehen, wir hätten allerdings nicht gedacht, dass sie uns so nahe kommen. Stück für Stück laufen sie in unsere Richtung. Immer wieder bleiben sie stehen und schauen uns an. Was mag wohl in so einem Giraffenhirn vorgehen? Warum brauchen sie so lange, um eine Entscheidung zu treffen? Die erste Giraffe steht jetzt am Wasser. Vorsichtig breitet sie ihre Vorderbeine aus, senkt den Hals halb hinunter und schaut uns weiterhin an. Dann stellt sie sich doch wieder aufrecht, irgendwie sind wir ihr nicht geheuer. Drei Minuten später folgt die gleiche Prozedur, wieder stellt sie sich aufrecht, bevor sie einen Schluck genommen hat. Die nächste kommt, schaut lange das Wasser an, schaut uns an und läuft weiter. So zieht die ganze Herde weiter zu einem grösseren Wasserloch in Sichtweite, an dem auch einige Elefanten stehen.







Der Platz ist herrlich, eigentlich wollen wir gar nicht mehr weg, aber nach einer guten Stunde siegt die Neugier. Vielleicht stöbern wir ja noch etwas auf … Auf unserem Weg treffen wir auf eine Riesentrappe, die uns erstaunlich nahe heranlässt. Sie beäugt uns zwar kritisch, denkt aber gar nicht daran, zu flüchten. Das bin ich von diesen Vögeln gar nicht gewohnt. Ein Stück weiter huscht eine Gelbmanguste über die Piste. Wir stoppen. Das Tierchen hat sich erst versteckt, kommt aber nach einer Minute neugierig aus der Deckung, stellt sich auf die Hinterbeine und versucht herauszufinden, wer oder was wir sind. Dann wird noch einmal herzhaft gegähnt, bevor die Manguste irgendwo im Gestrüpp verschwindet. Eine Spitzschwanz-Paradieswitwe sitzt ganz in der Nähe der Piste auf einem Ast, auch das Bild nehme ich gerne mit. Der lange Schwanz ist schon sehr beeindruckend und ich frage mich, ob der Vogel damit ab und zu auch mal hängen bleibt? Am Boden sitzt ein Weisscheitelwürger, auch er fliegt erst davon, als wir ihn schon fast unter die Räder genommen haben.









Die grüne Landschaft gleitet an uns vorüber und immer wieder ziehen wir Vergleiche mit dem „Normalzustand“ von Savute. Es ist schon toll, wie eine Landschaft sich durch ausreichenden Regen verändern kann! Auf dem Rückweg entdeckt Rhan Büffelspuren, die unsere Piste kreuzen. Kaum stoppen wir, kommen auch schon die dicken Fliegen. Dann können wir einige Büffelköpfe im hohen Gras ausmachen, die uns misstrauisch mustern.



Gegen 16:00 sind wir wieder zurück in der Lodge. Ruths „neuer Freund“ Edwin erwartet uns schon zum Nachmittagstee mit Häppchen und Kuchen. Das ist hier allgemein ein grosses Problem für uns. Wir werden den ganzen Tag herumgefahren und alle drei Stunden abgefüttert. Wie bitte soll man dabei sein Gewicht halten und nicht zunehmen? Wir jedenfalls schaffen das nicht. Ich muss immer wieder an einen Bekannten denken, der noch nie im südlichen Afrika war. Als wir nach einer Reise zurück kamen und jammerten, wir hätten wieder zugenommen, schaute er uns ungläubig an. „Ihr habt zugenommen? Du meinst wohl abgenommen!“ Auf unsere Frage, wie er denn bitte darauf käme, antwortete er allen Ernstes: „Aber ich sehe doch im TV immer die Spendenaufrufe für Afrika wegen der Hungersnöte…“ Dem ist nichts hinzu zu fügen.

Während sich meine Frau am Pool vergnügt, laufe ich herum und schaue mir die Lodge an. Als ich sie am Pool besuche, hat sie ungebetene Besucher in Form von aufdringlichen Fliegen. Es ist windstill und sie scheinen sich hier bei meiner Frau sehr wohl zu fühlen. Also laufe ich doch lieber noch ein bisschen durch die Gegend. Ich treffe Nanette. Sie erinnert mich in einigen Dingen an Freundin Gabi, auch ihre kompromisslose Tierliebe ist die gleiche. Angestellte hatten am Mittag auf dem Parkplatz ein verwaistes kleines Baumhörnchen gefunden. Nanette hat es sofort adoptiert. Sie hat Erfahrung damit, denn es ist bereits das zweite Hörnchen in ihrer Obhut. Als „Nest“ dient ihr ein Brillenetui mit der Aufschrift „Humphrey´s“. Deshalb bekam das erste Hörnchen den Namen „Humphrey“, während das aktuelle Hörnchen „Humphrey II“ heisst. Jetzt trägt sie das Kleine mit sich herum, um ihm genug Körperwärme zu geben. Als Ruth das Baby sieht, ist sie natürlich hin und weg, schon sind die beiden Mädels beschäftigt und diskutieren, wie das Kleine am besten über die Runden kommt.



Der Nachmittag vergeht sehr entspannt, irgendwann wird es dunkel und das Dinner ruft. Die Lichter wurden soweit wie möglich ausgemacht, dafür brennen ein paar kleine Leuchten. Das ist sehr romantisch, findet meine Frau. Ganz schön dunkel, findet ihr eher unromatischer Mann :S



Obwohl wir nur zu zweit am Tisch sitzen, gibt es für uns natürlich das volle Programm. Bei der Vorstellung des Menüs schaut die Küchenchefin sehr ernst aus. Das muss ich dringend ändern! Also sage ich zu ihr in Setswana: „Vielen Dank, schöne Frau“. Und schon habe ich Erfolg und sie lächelt … Edwin erklärt uns die Weinauswahl. Während des gesamten Dinners steht er in unserer Nähe und wartet darauf, unsere Wünsche zu erfüllen. Das hat zur Folge, dass wir ihn in ein Gespräch verwickeln, in dem es um sein Leben in Botswana und unser Leben in Germany geht. Nach dem Dinner kommt Abram an unseren Tisch und fragt uns, ob wir noch einen Blick in den Himmel werfen wollten. Natürlich wollen wir! In einer Ecke steht ein Sternenteleskop und Abram ist ein Fachmann, was Sternenbilder betrifft. Zum Glück haben die Wolken sich verzogen und der wundervolle Sternenhimmel ist sehr gut zu sehen, zumal es hier in Savute keinerlei künstliche Lichter gibt, die das Sehvergnügen beeinträchtigen könnten. Abram erklärt uns also die Sternenkonstellationen mit Leidenschaft und wir haben viel Spass dabei. Trotzdem werden wir irgendwann müde und lassen uns zum Chalet bringen.
Der Tag in Savute war sehr abwechslungsreich, besonders der ungewohnte „Dschungel“ hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Beim gewohnten Schnauben der Impalas schlafen wir bald darauf ein. Ich glaube, wenn wir zurück in Deutschland sind, werde ich dieses Geräusch vermissen ;)

... wird fortgesetzt ...
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Freitag 21.04.17

Heute begrüsst uns Ozzy beim Frühstück. Edwin darf ausschlafen und sie vertritt ihn. Wir mögen dieses freundliche Mädchen sehr. Nanette kommt auch schon, natürlich hat sie „Pflegekind“ Humphrey dabei und zeigt uns, wie gut es schon aus der Miniflasche trinken kann. Humphreys Onkel und Tanten kümmern sich nicht um ihn, sondern huschen durch die Main Area und hoffen, dass wir ein paar Krümel fallen lassen. Nanette erzählt uns, dass es heute Abend etwas voller wird. Zum Dinner werden erwartet: ein Gast aus den USA und die Besitzer der Lodge, Mumtaz und Kareem, na dann wird die Hütte ja richtig voll ;)
Ich kenne die Besitzer bereits seit zwei Jahren von der Tourismus Börse und finde sie sehr nett. Ausserdem sind sie mit unseren Freunden in Kasane befreundet. Ja, ja, so klein ist halt die Welt.

Doch zunächst einmal fahren wir wieder mit Rhan hinaus. Heute werden wir eine Ansammlung von Baobas besuchen, dazu geht es erst einmal in eine andere Richtung. Wieder schaukeln wir den Hügel hinunter. Ein Buschböckchen steht im Gras und schaut uns verwundert an, dann springt es mit hohen Sätzen davon. Weiter geht es bis zur Mainroad, die überqueren wir diesmal und bleiben auf einer schmalen Sandpiste. Links und rechts steht das Gras extrem hoch, nichts ist zu sehen. Doch da vorne gibt es eine Abwechslung! Eine Giraffe schaut uns neugierig an, zumindest ihr langer Hals überragt das hohe Gras. Die nächste halbe Stunde ist den Vögeln gewidmet. Ich versuche zaghaft, eine Königswitwe im Flug aufzunehmen, leider geht das daneben. Am Boden hüpft ein Erdschmätzer vor uns her. Er hofft wohl, wir würden Insekten für ihn aufscheuchen, denn er lässt sich nicht beirren und flattert immer nur ein kurzes Stück vom rollenden Auto weg, um gleich wieder zu landen. Irgendwann hat er genug, setzt sich auf einen Zweig und lässt uns einfach vorbei fahren. Gabelracke, Kap-Turteltaube, Weißscheitelwürger, Gaukler heissen die Vögel, die wir auf unserem Weg beobachten können, natürlich nicht zu vergessen die Frankoline, die ihrem Namen „Roadrunner“ mal wieder alle Ehre machen.







Gegen 08:30 haben wir die Baobabs erreicht. Es ist eine schöne Stelle, aber wir entfernen uns nicht weit vom Auto. Das Gras rund um die Baobabs ist ziemlich hoch und dazwischen gibt es einige Felsen und Steinhaufen. Ich vermute mal, auch Schlangen fühlen sich hier wohl, auf ein „blind date“ möchten wir dann doch lieber verzichten ;-)



Nach etwa 10 Minuten fahren wir weiter in Richtung der Pans. Statt von Zebras werden wir heute von Gnus begrüsst. Auch zwei, drei Elis bewegen sich mit langsamer Geschwindigkeit vorbei. In unserer Nähe sitzen Glanzstare in den Büschen, daneben eine Gabelracke. Ich zücke meine Fotokamera. Rhan, der meinen Plan kennt, rollt langsam weiter, stoppt und macht den Motor aus. Der Vogel bleibt immer noch sitzen. Ich habe ihn genau im Focus. „Flieg, liebe Gabelracke“ murmele ich, aber die denkt nicht dran. So ist es immer! Entweder fliegen sie weg, bevor ich ihn guter Position bin, oder sie bleiben einfach sitzen. Das ist gemein! Ich halte die Kamera hoch, das Objektiv wird schwerer und schwerer. Und jetzt? Rhan hat ein Einsehen und wedelt mit dem Arm. Jetzt fliegt die Gabelracke weg und zeigt ihr wunderschönes Gefieder. Klick, klick, ich habe sie! Doch bevor ich mich freue, schaue ich mir lieber erst mal das Foto an. Was soll ich sagen? Ich habe sie tatsächlich gut erwischt. Jetzt kann ich mich freuen. Ich habe mein Bild des Tages „im Kasten“ :woohoo:







Ein Stück weiter wuseln einige Zebramangusten herum. Rhan imitiert den Ruf eines Kampadlers, das ist einer der Todfeinde der Mangusten. Sofort stellen sich zwei auf die Hinterbeine und suchen ganz hektisch den Himmel und die Umgebung ab. Dann rennt die ganze Horde unter einen schützenden Busch. An einem Wasserloch trinken gerade einige Nama Flughühner. Sie halten sich nie lange am Ufer auf, sondern landen, nehmen ein paar Schlucke und schon sind sie wieder in der Luft. Wir fahren durch das Buschland in Richtung der Hügel. Rhan hätte uns gerne Höhlenzeichnung gezeigt, aber das Aussteigen ist wegen der dichten Vegetation zu riskant. Also bleiben wir unterhalb der Zeichnungen stehen und unser Guide gibt uns einige Informationen. Dabei geht es nicht nur um Fakten, sondern auch um die mystische Bedeutung für seine Ahnen. Unser Guide kennt sich gut aus, denn er hat sich lange damit beschäftigt.



Hier in diesem Gebiet sind zwar nicht viele Tiere unterwegs, wir finden aber die Landschaft sehr schön und finden es toll, einfach umher zu fahren. Jetzt fahren wir eine Strecke, die wir vom letzten Jahr noch kennen. Hier hatte meine Frau eine sehr eindrucksvolle Begegnung mit einem Löwen, der genau neben ihr am Auto stoppte, um herum zu schnuppern. Die Katze war so dicht bei ihr, dass sie nur zwei Bilder mit ihrem Smartphone machen konnte. Dann entschloss sie sich, einfach mal die Luft für eine halbe Minute anzuhalten ;-) Nun befahren wir eine Fläche mit Tiefsand. Unser Auto schlingert hin und her, ich bitte Rhan trotzdem, nach Möglichkeit zu stoppen. Das macht er auch wenig später. Eine Gruppe Zebras quert in wildem Galopp die Piste, ich kann nette Fotos mit den Tieren und dem aufspritzenden Sand machen. Da sieht man sehr gut die Action im Bild.









Es ist 10:00, Zeit für die Kaffepause. Wir halten wieder bei dem „Stretchpoint“ Baobab. Ausser uns stehen dort noch zwei Fahrzeuge. Die Insassen sind Biologiestudenten, die in der Hauptstadt Gaborone arbeiten und gerade eine Botswana Rundreise machen. Meine Frau muss mal auf Toilette und läuft deshalb zu einigen Felsen, hinter denen man einen Sichtschutz hat. Die Studenten beobachten das und ein Mitglied der Gruppe spricht uns an. „Ich glaube, es wäre besser, ihr holt die Lady zurück“, sagt sie. „Als wir aus dieser Richtung gekommen sind, haben wir zwei Löwen dort gesehen.“ Das ist ein Ratschlag, den ich dankend annehme. Ich laufe also meiner Frau hinterher und beordere sie wieder zurück. Schliesslich ist der Busch in der Nähe des Baobabs auch ganz brauchbar ;)

Nachdem Ruth lebendig zurückgekehrt ist trinken wir unseren Kaffee. Natürlich liegt auch heute wieder eine andere schön gemusterte Tischdecke auf dem Tisch und selbstverständlich kleben auch heute wieder kleine Zettelchen auf den Boxen. Das ist ein wirklich toller Einfall! Eine halbe Stunde später sind wir schon wieder unterwegs. Die zwei Wollhalsstörche, die wir bereits gestern gesehen haben, sind immer noch (oder schon wieder) da, etwas weiter entfernt steht eine Herde Zebras, es dürften über 100 Tiere sein. Langsam aber sicher kommen sie an die Wasserstelle. Zeit für uns, etwas näher heranzufahren und das bunte (bzw schwarz-weisse) Treiben zu beobachten. Die Tiere stehen teilweise bis zum Bauch im Wasser und löschen ihren Durst. Sie wissen anscheinend ganz genau, dass hier kein Krokodil auf sie lauert. Es macht richtig Spass, den Zebras zuzuschauen und ich finde immer wieder neue Motive, um noch ein paar Bilder zu schiessen.















Nach einer halben Stunde brechen wir auf. Wir verlassen die sandigen Pfannen und wenden uns der üppig bewachsenen Ebene zu. Ein Fahrzeug nähert sich. Der Fahrer mit diesem Hut … genau! Es ist wieder mein Freund Metal. Wir begrüssen uns und wechseln ein paar Worte. Metal erzählt uns, dass er Löwen gesehen hat, da wollen wir jetzt mal hinfahren. Die grasbewachsene Pfanne ist von dichten Büschen eingerahmt. Da sollen die Löwen irgendwo sein. Die Sichtung ist allerdings schon 2 Stunden her, die Raubkatzen können inzwischen sonstwo sein. Allerdings ist es ziemlich heiss, das wiederum spricht dagegen, dass sie diese Gegend verlassen haben. Also fahren wir die Büsche ab. Es ist auf Dauer ganz schön ermüdend, in Büschen die Löwen zu suchen, denn sie liegen vermutlich irgendwo im Schatten. Sehr oft ist es aber auch nur ein Stück Holz oder ein Ast, der einem vorgaukelt, da wäre etwas unter dem Busch. Etwa 10 Minuten später dreht Rhan wieder um. Er glaubt ganz fest daran: Die Löwen müssen hier in der Nähe sein. Weitere 10 Minuten später haben wir immer noch keinen Erfolg. Rhan seufzt: „Ihr seht ja, es ist richtig schwer, hier etwas zu finden.“ Ja, Rhan, wir können dich gut verstehen. Trotzdem gibt er nicht auf und probiert es auf einer Sandpiste, die auf die Rückseite führt. Hinter einer Biegung sehen wir eine Warzenschweinfamilie am Wasserloch. Als wir erscheinen, sind sie scheinbar kurz abgelenkt. In diesem Moment rennt ein halbwüchsiger Löwen aus dem dichten Busch auf die Schweine zu. Selbst wir Laien können sofort erkennen, dass der Abstand zu gross ist. Und so ist es dann auch. Die Schweine erkennen sofort die Gefahr, stellen nach gewohnter Manier die Schwänze hoch und galoppieren in entgegengesetzter Richtung davon. Der Löwe rennt noch ein paar Meter weiter, schaut in der Gegend herum, dann dreht er wieder um. Tja, mein Lieber, dir fehlt noch eine Menge an Erfahrung! Auf dem Rückweg kommt er an einem toten Baum vorbei, auf dem ein Gaukler sitzt. Sehnsüchtig schaut er zu dem Vogel auf, aber er weiss natürlich genau, dass er diese Beute nie und nimmer erreichen kann. Also läuft er an der Wasserstelle vorbei bis zu den Büschen. Dort wartet seine Mutter auf ihn. Erschöpft lässt er sich im tiefen Schatten auf die Erde fallen. Da wird ihm die Mama aber noch einiges zu erzählen haben :laugh:



Wir umfahren die Wasserstelle und folgen der Piste, die eine riesige Ebene durchschneidet. Bis zum Horizont gibt es nur Gras. Das ist allerdings hier nicht so hoch wie gewohnt, man kann also richtig weit sehen. In der Ferne können wir zahlreiche Strausse erkennen, manche führen sogar einen Balztanz auf, aber leider sind sie viel zu weit weg, um irgendein brauchbares Bild zu machen. Vor uns sitzt eine Gackeltrappe auf der Piste. Sie vertraut auf ihre Tarnung und läuft nur zwei Meter zur Seite. Ich kann ein – wie ich finde – witziges Bild von einem Auge machen.



Irgendwann haben wir das Ende der Grasebene erreicht, jetzt herrscht wieder Buschland vor. Sofort laufen wieder überall Zebras herum. In der Nähe sitzen einige Geier im Baum, wir können aber keinen Kill entdecken. Die Landschaft verändert sich, hier wachsen wieder zahlreiche Akazien, die sehr dekorativ aussehen und für viele der Inbegriff für Afrika bedeuten. Eine Giraffe taucht auf, dann noch eine und noch eine. Es werden immer mehr. Innerhalb von wenigen Minuten können wir an die 40 Tiere sehen, soweit ich mich erinnern kann, haben wir so eine hohe Zahl auf einem relativ kleinen Gebiet noch nie gesehen!
Jetzt wird es Zeit für unser Picknick. Wir halten an einem schattigen Platz mit einem schönen Ausblick auf eine Pfanne. Ich denke nicht nach und wiederhole den gleichen Fehler, den ich schon im Delta gemacht habe. Anstatt meine Füsse mit hohen Schuhen zumindest etwas zu schützen, steige ich mit Sandalen aus. An was ich nämlich nicht gedacht habe ist, dass auch hier im Sand – genauso wie im Delta – ein Insekt zuhause ist, das wir „Sandfloh“ nennen. Komischerweise interessiert sich diese Spezies nicht für Ruths Beine, dafür umso mehr für meine. Die Tierchen, die übrigens winzig klein sind, bevorzugen den Streifen rund um meine Knöchel. Schon beim letzten Mal hatte ich eine Art „Fusskettchen“, bestehend aus vielen einzelnen Stichen, die zu Blasen mutieren, welche mit Wasser gefüllt sind und extrem jucken. Auch hier an diesem idyllischen Ort passiert es mir wieder, am Abend werde ich das Ergebnis sehen und spüren :S Dieser Leichtsinn ist richtig dumm von mir!



Aber zunächst einmal konzentrieren wir uns auf das Picknick und erfreuen uns an den kleinen Zettelchen, die auch heute wieder an den Boxen kleben. Etwa eine Stunde später sitzen wir im Auto und fahren die nächste Wasserstelle an. Ausser einigen Enten und Kiebitzen ist allerdings nicht viel zu sehen. Gegen 14:30 verlassen wir den Park und steuern die Lodge an. Den Nachmittag verbringen wir auf der Veranda unseres Chalets.

Pünktlich um 16:00 sind wir bereit für den Nachmittag. Ozzy erwartet uns bereits, um die kleinen Köstlichkeiten zu servieren, Nanette und Humphrey erscheinen kurz darauf und auch Abram setzt sich zu uns. Obwohl die Unterhaltung erneut sehr kurzweilig ist, starten wir pünktlich um 16:30 zu unserem Afternoon Gamedrive. Wir fahren den Hügel hinunter und cruisen durch die unmittelbare Nachbarschaft, das Wildlife macht allerdings Pause. Um 17:45 erreichen wir einen kleinen See mit Hide. Rhan fährt ganz dicht an die Treppenstufen, die hoch zur Veranda führen. Das hat einen guten Grund. „An einem Nachmittag bin ich mit Gästen hier her gekommen. Ich habe das Auto etwas weiter weg als heute geparkt. Es war ein ziemlich heisser Tag. Ich wollte gerade alles einpacken und zur Lodge fahren, als einige Löwen den Pfad hinunter kamen. Die hatten nichts Besseres zu tun, als sich genau unter der Veranda in den Schatten zu legen. Damit war unser Plan für die Rückfahrt storniert. Es dauerte eine gute Stunde, bevor die Katzen weiter zogen. Meine Gäste hatten zwar ein sehr intensives Löwen-Erlebnis, ich möchte aber vermeiden, dass so eine Blockade noch einmal passiert.“ Das können wir gut nachvollziehen.





Heute Abend erscheinen leider keine Löwen. Ein paar Enten durchpflügen das Wasser, mehr Action ist nicht drin. Trotzdem ist dieser Platz wirklich schön. Die Sonne versinkt hinter den Büschen, die rosa eingefärbten Wolken spiegeln sich im Wasser, einige Schwalben sind auf der Jagd nach Insekten und zischen knapp über die Wasseroberfläche, wie mag das hier wohl in der Trockenzeit sein, wenn sich Elefanten, Büffel, Antilopen zu einem Drink am Abend einfinden? Ich bin mir sicher, dann kann man hier Stunden verbringen!



Um 18:30 fahren wir zur Lodge zurück, machen uns kurz frisch und begrüssen Kareem und Mumtaz, die Besitzer. Wie bereits angekündigt, haben wir heute Abend richtig Trubel, denn ein weiterer Gast wird erwartet. Damit sind wir also insgesamt 8 Personen am Tisch. Das ist im Vergleich zu den letzten zwei Abenden ganz schön viel ;-) Bevor das Dinner serviert wird, gehen wir hinunter zum Feuerplatz, denn die Staff hat ihren Auftritt mit Gesang und Tanz. Gegen 20:00 sitzen wir in der Main Area, geniessen unser Dinner und unterhalten uns mit unseren Nachbarn. Ruth und Nanette sitzen sich gegenüber und ich stelle fest, dass die beiden eigentlich keine Sekunde ruhig sind. Irgendwie scheinen sie sich blendend zu verstehen :)

Auch dieser nette Abend geht natürlich zu ende, gegen 22:00 lassen wir uns zurück bringen. Mensch! Das ist ja richtig spät für unsere Verhältnisse! Dann bereiten wir schon mal unsere Sachen so vor, dass wir sie am nächsten Morgen schnell zusammen packen können. Dabei kommt natürlich Wehmut auf. Aber wir hatten das Thema ja schon mal. Auch wenn es uns an einem Platz sehr, sehr gut gefällt, wir müssen trotzdem weiter, das ist das Los von Reisenden…

... wird fortgesetzt ...
Letzte Änderung: 11 Jun 2017 18:17 von leofant.
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14 Jun 2017 16:22 #478117
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Samstag 22.04.17

Nach dem Aufwachen bleiben wir noch einen Moment liegen. Heute treibt uns auch keine Sonne aus dem Bett, denn der Himmel ist grau und regnerisch. Es sieht eher aus, wie ein Novembertag in der Heimat. Dann wird gepackt. Das Frühstück nehmen wir gemeinsam mit Familie Kader und einem Techniker ein, der sich in einer neuen Lodge der Kaders um die Stromversorgung kümmern soll. Dann wird es Zeit Abschied von den Besitzern zu nehmen, wir werden sie vermutlich im November wieder sehen. Ruth und ich haben noch etwas Zeit, bevor Rhan uns zum Airstrip bringen wird. Also kann meine Frau noch ein wenig mit Nanette plaudern und den kleinen Humphrey streicheln. Abram informiert mich über den Wetterbericht für die nächsten Tage. „Im Linyanti Gebiet hat es heftig geregnet und es ist mit weiteren ergiebigen Regenfällen zu rechnen, ich denke mal, mit den Tiersichtungen wird es schwierig werden. Die einzigen Tiere, die wirklich zahlreich vorhanden sein werden, sind die Moskitos. Es tut mir leid, das zu sagen, Walter.“ Ich bin nur ein bisschen traurig, denn die letzten Tage waren ja durchaus abwechslungsreich, insgesamt hatten wir wirklich schöne Sichtungen, da kann man auch mal einige Tage mit Ruhepausen einkalkulieren. Wenn alle Stricke reissen, dann kann ich schon mal die Fotos zu sortieren.

Gegen 10:00 wird es auch für uns Zeit, diesen schönen Ort zu verlassen. Ich habe Ruth sehr gut zugehört und weiss, dass ich sie sich in der Zukunft noch einmal einen Aufenthalt in den Goha Hills wünscht, aber das wird vermutlich mindestens noch drei, vier Jahre dauern, denn da stehen noch andere Orte auf meiner Wunschliste. Wir bedanken uns bei unseren Gastgebern für die schöne Zeit, dann werden wir zum Auto begleitet. Es fällt uns wirklich schwer, „good bye“ zu sagen, denn hier hat alles gepasst. Ein letztes Mal winken, Nanette ruft uns zu: „Lasst euch nicht von den Moskitos auffressen!“, dann rumpeln wir den steinigen Pfad ins Tal. Wir ziehen die Jacken etwas enger um den Körper, es ist ganz schön kühl heute Vormittag! Links und rechts der Piste zeigt sich niemand, etwa 45 Minuten später steht unser Fahrzeug bereits am Rand der Landebahn. Es regnet zwar immer noch, aber zum Glück ist es nicht stürmisch, das fände ich in einem kleinen Buschflugzeug nämlich nicht so prickelnd. Nach 20 Minuten taucht der Flieger aus dem grauen Himmel auf und rollt wenig später aus. Der Pilot wird begrüsst, das Gepäck eingeladen, dann verabschieden wir uns von Rhan. Auch wenn der Beginn unserer Bekanntschaft eher etwas zurückhaltend war, in den letzten zwei Tagen haben wir Rhan (besonders seit unserem gemeinsamen Dinner) wirklich zu schätzen gelernt und wir möchten die Zeit mit ihm nicht missen.

Bei leichtem Nieselregen startet die Maschine und wir fliegen weiter in nördliche Richtung. Nur 15 Minuten später haben wir unser Ziel, den Saille Airstrip, erreicht. Der Himmel ist zwar immer noch grau in grau, aber zumindest hat es aufgehört, zu regnen. Rund um die Bahn können wir zahlreiche kleine Wasserstellen sehen. Ein bisschen mehr Regen in diesem Gebiet und dieser Airstrip wäre wohl auch geschlossen worden, da haben wir noch Glück gehabt.







Als wir auf dem Landestreifen aufsetzen, können wir ein Fahrzeug am Rand sehen, wir werden also erwartet. Die Prozedur ist die gleiche wie immer. Das Gepäck wird umgeladen, der Pilot verabschiedet sich und der Fahrer begrüsst uns. Ich stelle mich vor. Der Fahrer schüttelt mir die Hand. „Hallo Walter, schön dich wieder zu sehen, ich habe dich gleich erkannt, daran siehst du, dass du dich nicht viel verändert hast.“ Ich lächele ihn an und wir steigen ins Fahrzeug. Ich schaue kurz meine Frau an. In unseren Augen stehen drei grosse Fragezeichen. Wieso kennt er uns? Wir haben vor 6 Jahren das Linyanti Bushcamp besucht, scheinbar war er zu dieser Zeit schon im Camp. Leider können wir uns nicht an ihn erinnern. Oder doch? Sein Name ist Esse. Irgendwie kommt er uns bekannt vor. Na, wir werden es sicher noch herausfinden.
Zunächst einmal warten wir noch etwa 15 Minuten, dann landet ein weiteres Buschflugzeug. Vier Gäste aus Österreich steigen aus, die werden mit uns zum Camp fahren. Nachdem alles verstaut ist, können wir losfahren. Wie ich mir es schon gedacht habe, ist auch hier der Busch überall grün und scheinbar undurchdringlich. Das Problem hatten wir schon vor 6 Jahren. Links und rechts der Sandpiste ist alles mit Mopanebüschen zugewachsen, man fährt wie in einem Kanal und sieht eigentlich nur dann ein Tier, wenn es die Piste quert. Jetzt erreichen wir zumindest einen Teich, der zur Hälfte mit grüner „Entengrütze“ bedeckt ist. Tatsächlich schwimmen einige Pfeifenten mit ihren Küken herum, mehr gibt es nicht zu sehen. An der nächsten Wasserstelle ist eine Hippoherde zuhause. Misstrauisch werden wird gemustert.



Eine Stunde später sind wir am Ziel, dem Linyanti Bushcamp, angelangt und werden von der Staff begrüsst. Hier sehen wir auch wieder ein bekanntes Gesicht, den netten Herrn haben wir doch schon in Khwai getroffen! Nach der Begrüssung spreche ich ihn an. Er nennt mir seinen Namen, jetzt kann ich ihn zuordnen. Es ist Wheena, er war damals einer unserer Guides im Camp. Ich erzähle ihm gleich ein Erlebnis, an das ich mich noch gut erinnern kann:
Wir waren zusammen mit Wheena und zwei Ladies aus Australien (woher auch sonst) unterwegs auf einem Afternoon Gamedrive. Die Ladies hatten die hintere Sitzbank belegt. Wir erfreuten uns an einem schönen Sonnenuntergang, es war bereits dunkel geworden und Wheena steuerte Richtung Camp. Langsam fuhren wir durch eine Passage mit tiefem Sand, die Piste war links und rechts von undurchdringlichen Mopanebäumen gesäumt. Plötzlich stoppte Wheena. „Schaut mal, seht ihr die Tropfen in der Mitte der Piste?“ fragte er uns. „Die stammen von einem Elefantenbullen in der Musth.“ Wir fuhren ein Stück weiter. „Riecht mal, könnt ihr den strengen Geruch wahrnehmen? Der stammt von genau diesem Elefanten.“ Kaum hatte er fertig erklärt, da hörten wir ein lautes Trompeten neben uns im Busch. Dann barsten Äste und Zweige, Wheena gab sofort Gas und beschleunigte das Fahrzeug. Hinter uns tauchte ein wildgewordener Eli auf und verfolgte uns. Unser Guide versuchte, noch schneller zu fahren, das aber war im tiefen Sand gar nicht so einfach. Der Elefant kam näher und näher, die eine Lady aus Australien fing an, ängstlich zu schreien. Als uns der Bulle bedrohlich nahe auf die Pelle gerückt war und sich die Mädels in der hinteren Reihe schon duckten, erreichten wir festen Boden. Jetzt konnte Wheena die Geschwindigkeit steigern und in einem wilden Ritt über die Piste den Abstand wieder vergrössern. Der graue Riese trompetete noch einmal ärgerlich, dann gab auf und drehte ab. Wir schauten Wheena an und mussten lachen. Ich gebe zu, das Lachen war damals etwas hysterisch. Aber so mit Abstand betrachtet ist es natürlich ein Abenteuer, das man gerne mal erzählt und das uns vor 6 Jahren einen richtig intensiven Adrenalinstoss beschert hatte.

Als ich meine Geschichte beende, grinst Wheena mich an. „Walter, ich finde es toll, dass du dich noch an diese Situation erinnern kannst, ich habe sie auch nicht vergessen.“ Ich stelle fest: Es ist schön, wenn man mit einem Guide so etwas erlebt hat, das verbindet irgendwie :whistle:
Er schüttelt den Kopf als ich ihn frage, ob er immer noch als Guide tätig ist. „Nein, ich bin jetzt für VIP Gäste wie euch zuständig und besuche in unregelmässigen Abständen unsere Camps in Botswana. Mein Hauptarbeitsplatz ist aber unser Büro in Maun.“ Ja, ja, VIP Gäste wie uns, na da schleimt doch jemand mächtig, ich glaub dir kein Wort, Wheena :whistle:
Dann sagt er „Aber Esse müsstet ihr doch noch kennen, den hattet ihr doch auch als Guide, wenn ich mich richtig erinnere?“ Mir kommt ein Verdacht.

Als wir vor 6 Jahren ankamen, starteten wir mit einem Gamedrive am Nachmittag. Mit dabei war ein älteres Paar aus England. Die beiden waren schon öfter in Afrika unterwegs, hatten also bereits Erfahrung. Der Guide, mit dem wir unterwegs sein sollten, war noch sehr jung. Als er sich vorstellte, machte er nicht gerade den besten Eindruck auf uns. Er trug eine verspiegelte Sonnenbrille und eine auffällige goldene Gürtelschnalle von der Modefirma Dolce & Gabbana. Das waren bereits zwei Details, die bei einem Guide mitten in der Wildnis eigentlich verboten sein sollten. Das passt einfach nicht zur Umgebung! Während unserer Tour war er nicht wirklich gesprächig und beschränkte seine Infos auf abgehackte Wörter oder er deutet auf ein Tier ohne irgendwelche Erklärungen. Ruth und ich waren „not amused“ und auch die zwei Engländer regten sich furchtbar auf. Wir waren uns einig: So etwas hatten wir noch nie erlebt! Da wir keine Lust hatten, die nächsten Tage mit diesem unmöglichen Jüngling zu verbringen, probten wir den Aufstand. Am gleichen Abend ging ich zum Manager des Camps und verlangte einen neuen Guide für die restliche Zeit. Esse wurde also abgesetzt. Am nächsten Morgen wurde uns Wheena zugeteilt. Jetzt waren alle (vielleicht bis auf Esse) zufrieden und wir hatten viel Spass zusammen. Und genau dieser Esse war also jetzt wieder unser Guide. Deshalb hatte er mich vermutlich auch wieder erkannt, denn so eine Meuterei ist ihm höchstwahrscheinlich nicht mehr passiert. Hmmm… soll ich ihn auf die alten Zeiten ansprechen? Ich beschliesse, erst einmal abzuwarten, immerhin ist er jetzt 6 Jahre älter geworden und trägt aktuell weder Spiegelbrille noch goldene Gürtelschnalle.

Die Küchencrew hat uns in der Zwischenzeit ein Lunch serviert und wir haben alle Infos bekommen, die wir benötigen, es wird Zeit, das Zelt zu beziehen. Unsere Unterkunft liegt nur ein paar Meter von der Main Area entfernt, genau die richtige Strecke für alte Leute :laugh:
Das Linyanti Bush Camp bietet in 6 Zelten insgesamt 12 Gästen eine Unterkunft. Man trifft sich zu den Mahlzeiten in der Main Area, ausserdem gibt es noch einen Pool und eine kleine Boutique. Angeboten werden Gamedrives, Bushwalks und manchmal Bootsfahrten, nicht zu vergessen der Heli-Rundflug in der Trockenzeit. Gleich nebenan befindet sich das Linyanti Ebony Camp. Es ist mit seinen vier Zelten für maximal 10 Gäste ausgelegt und speziell für Familien gut geeignet.







Unser Zelt ist relativ geräumig, in der Mitte steht ein grosses Doppelbett, eine Kommode, ein Schreibtisch, ein Sessel, eine Fussbank, eine Truhe, ein Schrank, mehr brauchen wir auch nicht. Man betritt das Zelt durch eine Tür, das gilt auch, wenn man von der privaten Veranda kommt. Im hinteren Bereich findet man Waschbecken, Dusche und Toilette, draussen auf der Veranda steht eine Badewanne. Der Aussenbereich ist durch dichte Büsche vor neugierigen Blicken geschützt. Was ich witzig finde: Die mobile Trennwand zwischen Toilette und Waschbecken ist mit einer alten deutschen Afrikakarte bedruckt. Ich möchte mal wissen, wo die herkommt. Nachdem wir unsere Sachen eingeräumt haben, setze ich mich raus. Es dauert nicht lange und der Hausspecht erscheint. Er lässt sich auch nicht stören, als ich mich bewege.



















Um 16:00 treffen wir uns in der Main Area, eine halbe Stunde später sind wir „on the road.“ Natürlich steht Esse unter besonderer Beobachtung, und siehe da! Obwohl es nicht viel zu sehen gibt, bemüht er sich, uns auch mit allgemeinen Informationen über die Landschaft und die Tiere zu füttern. Da hat einer wohl dazu gelernt :)

Die Sichtungen an diesem Nachmittag sind schnell aufgelistet: Impalas, Spechte, Frankolins, Tokos, mehr geht nicht. Unten am Linyantisumpf sind immerhin ein paar Hippos im Wasser zu sehen, eines davon reisst sogar das Maul auf. Allerdings lassen die Lichtverhältnisse stark zu wünschen übrig. „Terrible Light“ wie mein Bekannter Tony, ein Fotograf, sagen würde.



Wir fahren noch eine Weile durch dichtes Buschwerk, gegen 18:00 sind wir wieder an der Stelle mit den Flusspferden. Diesmal hat sich einiges verändert. Am Ufer stehen einige Stühle, rundherum sind Öllampen platziert und es wurden ein paar Räucherspiralen aufgestellt. Das ist auch gut so, denn die helfen ein bisschen gegen die aufdringlichen Moskitos. Ausserdem ist ein Tisch aufgebaut und eine Trittleiter wurde zur Flaschentheke umfunktioniert. Eine gute Idee, wie meine Frau findet. Wheena und Collen fungieren als Barmänner. Wir finden, das ist ein netter Platz für den Sundowner, auch wenn es, wegen des immer noch bedeckten Himmels, keine untergehende Sonne gibt. Das ist schade, denn wir wissen, dass sie genau auf der anderen Seite des Linyanti in Namibia untergeht, kein einziger Busch stört hier unseren Blick bis zum Horizont. Naja, wir machen das Beste draus und bleiben entspannt. Unsere Mitfahrer aus Österreich beeindrucken uns. Die sind scheinbar der Meinung, wenn sie statt Blut reinen Alkohol in den Adern haben, dann hält das die Mücken fern, also arbeiten sie ganz intensiv daran ;-) Aber ich muss sagen, die vier sind nette Leute und ganz gut drauf.





Inzwischen wird es dunkel, wir steigen ins Auto und fahren weiter. Es gibt noch einen Milchuhu am Boden zu sehen, dann haben wir unser Sichtungsglück aufgebraucht.





Jetzt fängt es an zu regnen. Erst sind es nur ein paar schwere Tropfen, aber innerhalb kurzer Zeit entwickelt sich ein heftiger tropischer Regenguss. Als wir wieder ins Camp kommen, werden wir mit Regenschirmen erwartet. Wir bringen schnell das Fotoequipment ins Zelt, dann verkürzen wir die Wartezeit auf das Dinner mit einem Rotwein. Der Tisch ist für 9 Personen gedeckt, 6 Gäste und 3 Betreuer, das macht die Sache ziemlich übersichtlich. Allerdings achten unsere Gastgeber trotzdem darauf, dass sie gut verteilt zwischen uns sitzen. So hat kein Gast das Gefühl, „abgeschoben“ zu sein. Neben mir sitzt auf der einen Seite Ruth, auf der anderen Seite Wheena, ich muss gestehen, bessere Nachbarn hätte ich mir an diesem Abend nicht wünschen können.
Um 21:30 ist für meine Frau und mich Feierabend. Wir werden zum Zelt gebracht, schlüpfen schon bald unter die Decke und lauschen noch ein paar Minuten dem eintönigen Rauschen des Regens. Wir kennen die relativ kurzen, heftigen Regenfälle im südlichen Afrika, aber diesmal ist es anders. Das Wasser rauscht und plätschert und es will kein Ende nehmen. Wir sind gespannt, ob die Hippos am nächsten Morgen bis zu unserem Zelt waten können :S

Sonntag 23.04.17

Erst am frühen Morgen beruhigt sich das Wetter, nach dem Aufstehen schauen wir vorsichtig aus den Fensterluken. Unser Zelt scheint tatsächlich noch an der gleichen Stelle zu stehen, auch die Badewanne auf der Veranda ist noch nicht fortgeschwommen, das ist eigentlich ein Wunder!

Von der Main Area hat man normalerweise einen Blick über die Sümpfe des Linyanti bis auf die andere Seite nach Namibia, heute ist der Sumpf in dichten Nebel gehüllt. So etwas haben wir hier noch nie gesehen. Es hat schon eine gewisse Stimmung wie ein trüber Novembertag in Deutschland. Wir schnappen uns die Ponchos, klettern ins Auto und sind gespannt, ob unser Guide Esse irgendetwas aufspüren kann. Esse nimmt zunächst die Piste in Richtung Linyanti Gate. Wir besuchen den vorderen Teil des Parks. Kurz nach dem Gate kommt man an einem Campingplatz vorbei. Es sind nur wenige Gäste da. Sie tun mir wirklich leid, nach so einem heftigen Regen ist es bestimmt kein Vergnügen, in dieser nassen und kühlen Umgebung das Frühstück vorzubereiten. Im Park ist genauso wenig los, wie auf der anderen Seite. Ein einziger Elefant sorgt für etwas Abwechslung.

Die Wolkendecke reisst kurzzeitig etwas auf, als wir einen Hornraben im Baum entdecken. Das Licht ist leider unterirdisch, ich versuche trotzdem, einige Bilder zu machen und fluche leise vor mich hin. Bei Sonnenschein wären es vermutlich richtig schöne und vor allen Dingen ungewöhnliche Bilder geworden. Grrrrr … ich habe mal wieder „mixed emotions“. Eine schöne Sichtung, aber leider keine Möglichkeit, sie angemessen zu dokumentieren :S







Esse gibt auf. Wir verlassen den Park und fahren stattdessen in Richtung Airstrip. Der Himmel hat sich wieder zugezogen, es tröpfelt ab und zu. Irgendwann kreuzen Löwenspuren unseren Weg, aber es ist absolut unmöglich, ihnen im dichten Busch zu folgen. Knapp daneben ist auch vorbei :evil: Wir kommen an die Wasserstelle mit den Gänsen und Hippos, hier halten wir für die Kaffeepause. Am Ufer findet man relativ frische Spuren von Wilddogs, aber die Verursacher dieser Spuren haben sich irgendwo im undurchdringlichen Busch versteckt. Nur die Hippos im Wasser sind an uns interessiert und lassen uns nicht aus den Augen. Wir unterhalten uns mit den Gästen aus Österreich. Es gibt da eine Sache, bei der müssen Ruth und ich immer grinsen. Auch diesmal bezeichnen die Ösis einen Reiseführer als „Führer“. Das klingt dann so: „Soag amol, hoast du den Führer dabei?“ Also wir ganz sicher nicht, denn der „Führer“ wurde in Deutschland seit 1945 abgeschafft :whistle:
(Sorry, liebe Österreicher, ich will mich nicht über euch lustig machen, schliesslich ist meine Mutter in Wien geboren! Aber die Sache mit dem "Führer" bringt uns jedes Mal zum Grinsen. Und nicht nur uns, auch andere deutsche Gäste - äääährlich)





Nach der Pause tuckern wir die Pisten rauf und runter, das einzige Highlight sind zwei Wasserböcke, die schnell im hohen Gras verschwinden. Esse sieht ziemlich zerknirscht aus, wir können ihm keinen Vorwurf machen, denn wo nichts ist, da kann er auch nichts zeigen und erklären. Ab und zu versucht er, uns einige Infos über die Pflanzenwelt zu geben, das ist ja auch ganz interessant, aber so richtig glücklich sind wir an diesem Vormittag nicht.

Gegen 13:00 sind wir wieder im Camp. Ein heisser Grog wäre jetzt angenehm ;-) Nach dem Lunch suchen wir unser Zelt auf und schlafen, etwas anderes ist bei dem trüben Wetter nicht möglich. Die Highlights am Nachmittag bzw. Abend sind schnell aufgezählt. Zwei Kudubullen, eine Horde Paviane in den Bäumen, eine Gabelracke ziemlich nah am Auto. Mehr gibt es nicht zu berichten. Der arme Esse schaut inzwischen richtig sorgenvoll aus, jetzt versuchen die Gäste, den Guide etwas aufzumuntern – verkehrte Welt. Wir beschliessen, den Sundowner im Busch ausfallen zu lassen und möchten ihn lieber im Camp zelebrieren. Eine untergehende Sonne, die man bewundern könnte, ist sowieso nicht zu sehen. Ausserdem tröpfelt es schon wieder, da sind wir im Camp besser aufgehoben.







Trotzdem lassen wir uns das Dinner nicht vermiesen, erzählen uns gegenseitig ein paar lustige Geschichten und so haben wir – trotz miesem Wetter – doch noch etwas zu lachen. Wheena informiert uns, dass am nächsten Tag – wenn das Wetter es dann zulässt – unser Helikopterflug stattfinden soll. Wenn man mindestens drei Nächte im Linyanti Bushcamp übernachtet, dann gibt es einen halbstündigen Rundflug als Bonus. Als ich das erste Mal davon hörte, war ich absolut nicht begeistert. Was bitte hat ein Helikopter mitten im Busch zu suchen? Der Lärm würde doch bestimmt die Tiere verscheuchen und diese Riesenhornisse am Himmel passt doch garantiert nicht in diese Gegend. Auf der anderen Seite: Wenn ich jetzt schon mal die Gelegenheit habe, dann will ich es auch ausprobieren. Ich habe eigentlich eine gewisse Höhenangst. Buschflieger machen mir nichts aus, aber wir sind mal in einem Helikopter mit Glasboden geflogen, das fand ich nicht wirklich amüsant. Und der Heli hier in Linyanti würde ohne Seitentür fliegen, damit man bessere Fotos machen kann, werde ich das gut finden? Ich bin mir unsicher, möchte es – wie gesagt – aber testen. Schaun wir mal, ob das Wetter überhaupt mitspielt...

... wird fortgesetzt ...
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Montag 24.04.17

Der Tag beginnt mit gemischten Gefühlen. Der Himmel ist immer noch zugezogen, nur der Nebel über dem Sumpfgebiet hat sich etwas gelichtet. Es ist wieder ratsam, eine dicke Jacke anzuziehen. Heute früh sehen wir ein weiteres bekanntes Gesicht beim Frühstück. Es ist der Elektriker, den wir bereits in der Goha Hills Lodge getroffen haben und der sich um die Installationen in der neuen Lodge kümmern soll. Er ist auch für die African Bushcamps in Botswana zuständig. Ich gehe also davon aus, dass er zuverlässig ist und gute Arbeit abliefert, denn er ist ja ein gefragter Mann.
Am gestrigen Abend haben wir uns mit unseren Mitfahrern aus Österreich geeinigt, den Tag etwas später anzufangen, weil es bei diesen Wetter- und Lichtverhältnissen nicht wirklich spannend ist, da draussen herumzukurven. Gestern ist mir diese Entscheidung noch etwas schwerer gefallen, heute ist klar, dass wir garantiert nichts versäumen werden.

Um 07:00 fahren wir los. Zunächst sehen wir eine Giant Eagle Owl im Baum, umringt von Glanzstaren und Gelbschnabeltokos. Die machen richtig Lärm, sie wollen den ungebetenen Gast wohl verscheuchen.



Vor uns queren einige kleine Frösche die Piste. Jetzt landet ein Glanzstar und zack! hat er einen Frosch aufgepickt. Der arme Kerl zappelt noch etwas, dann hängt er leblos im Schnabel. Am Rand einer Wasserstelle stehen einige Waffenkiebitze. Zwei rennen mit ihrem charakteristischem „pink, pink“ Ruf am Wasser entlang und scheinen sehr aufgeregt zu sein. Dann sehen wir den Grund der Hektik. Einige Küken tauchen auf und verstecken sich gleich wieder in den Grasbüscheln am Ufer. Erst als Esse den Motor stoppt und es ganz still ist, kommen sie wieder zum Vorschein. Das ist für uns eine Sichtung, die wir bisher noch nie hatten. Leider ist das Licht zu schlecht für akzeptable Fotos. Ein Stück weiter sucht ein Hammerkop in einer Pfütze nach etwas Fressbarem, Rotschnabelfrankoline durchwühlen frischen Elefantendung und lassen sich nur ungern von unserem Fahrzeug vertreiben. Ein Gaukler auf der Spitze eines Baums wäre ein schönes Motiv, aber nicht bei diesem miserablen Licht. Das gleiche gilt für drei Hornraben in den Ästen eines toten Baumes.





. Also müssen an einer anderen Wasserstelle zumindest einige Sporengänse als Models herhalten. Ein Reiher mitten in grüner Entengrütze gibt ein zufriedenstellendes Bild ab, zwei Bienenfresser auf einem Zweig, die nehme ich auch mit.







„Im Oktober, als es hier richtig trocken war, da hatten wir ein Löwenrudel am Wasserloch. Wir konnten fast jeden Tag dorthin fahren und einfach abwarten, die Katzen waren regelmässig auf der Jagd. Besonders der Kampf mit einer Büffelherde war richtig spannend!“ erzählt uns Esse. Vielen Dank lieber Esse, dass du uns gerade den Mund wässrig machst, leider haben wir jetzt nicht Oktober und leider müssen wir uns aktuell mit ein paar Mangusten und der lieben Vogelwelt zufrieden geben :dry:
Gegen 11:00 gibt es für mich das Highlight am Vormittag. Ich darf aussteigen und einen fleissigen Dungbeetle aus der Nähe aufnehmen. Na das ist doch ein aufregender Gamedrive :whistle:





Auf dem Weg zurück zum Camp geschieht etwas Unerwartetes. Der Himmel reisst auf! Immer mehr Wolken ziehen ab und geben der Sonne eine Chance. Mensch, wenn das so weitergeht, dann können wir ja tatsächlich mit dem Heli fliegen! Als wir zum Brunch ins Camp zurückkommen, erhalten wir die Info: Ab 13:00 beginnen die Rundflüge. Mit Einverständnis der anderen werden Ruth und ich beginnen. Um 12:45 steigen wir zu Esse ins Auto, der Weg zum „Airport“ ist nicht wirklich lang. Den Heli konnten wir bereits kurz vorher am Camp vorbei fliegen sehen. Um 13:00 sind wir am Ziel. Ein kleiner blauer Helikopter steht auf einer Lichtung und Rudolf, der Pilot, hat bereits auf einer Seite die Tür ausgebaut. Jetzt hat er eine grosse Öltonne herangewuchtet. Darin befindet sich allerdings kein Öl, sondern Flugbenzin.



Nach erfolgreicher Betankung können wir einsteigen. Inzwischen ist es richtig heiss geworden, wir werden also „da oben“ nicht frieren. Der Heli bietet 4 Personen Platz. Vorne sitzen der Pilot und ich, hinten sitzt Ruth. Wir bekommen Kopfhörer aufgesetzt, so können wir trotz des Motorenlärms kommunizieren. Womit ich nicht 100%ig zufrieden bin: Es gibt nur einen Sicherheitsgurt, wie er im Auto verwendet wird. Gerade weil die Tür ausgehängt ist, hätte ich mir einen Gurt gewünscht, der auch über beide Schultern angelegt wird. Wenn der Pilot etwas zur Seite kippt, ich mich beim Fotografieren hinauslehne und eventuell der Gurt aufgeht, dann war´s das für mich. Und Tschüs!

Na gut, es ist halt so, wie es ist, ich werde damit klar kommen müssen. Ich höre die Stimme des Piloten im Kopfhörer. „Alles klar?“ Ja, es kann losgehen. Fünf Sekunden später hebt der Heli ab und gewinnt sofort an Höhe. Ich schaue links hinaus und merke, dass ich keine Probleme habe. Ja fein! Das läuft ja besser als gedacht! Zunächst fliegen wir eine Kurve über den Linyanti und dann landeinwärts. Ich bin überrascht, denn ich hätte mir viel mehr Wasser im Flussbett vorgestellt, aber da unten ist eine Menge Sumpfgras, unterbrochen durch kleinere Wasserflächen. Während wir über das Land fliegen wird klar, warum Tiersichtungen zurzeit so schwierig sind. Wir sehen üppiges Grün, gespickt mit kleinen Wasserstellen.Die Tiere haben also überall Gelegenheit, ihren Durst zu stillen und müssen nicht bestimmte Plätze ansteuern. Immerhin können wir eine kleine Elefantenherde zwischen den Bäumen ausmachen. Sie scheinen auch nicht sonderlich beunruhigt über den lauten grossen Vogel im Himmel zu sein, denn sie fressen entspannt weiter, als wir ihren Standort überqueren. Die nächste Wasserstelle kennen wir. Dort sind die Hippos zuhause und dort haben wir bereits eine Kaffeepause gemacht. Wir fliegen weiter bis zum Saille Airstrip. Wofür wir am Boden eine gute Stunde benötigen, das wird jetzt inklusive Rundflug um die Wasserlöcher in ca. 15 Minuten abgespult. Der Pilot ist sehr engagiert, macht mich immer wieder auf etwas Interessantes aufmerksam und versucht alles, damit ich eine gute Fotoposition habe. Noch einmal überfliegen wir einige Elis, dann steuern wir wieder die Linyantisümpfe an.











Jetzt geht es in den Sinkflug, bis wir vielleicht noch 20 Meter über dem Gras sind, dann rauschen wir parallel zum Ufer entlang. Ein Hippo erschrickt und taucht unter, drüben am Ufer liegt ein Wasserbock, lässt sich aber durch uns überhaupt nicht stören. Einige Kudus schauen uns mit grossen Augen an, flüchten jedoch nicht. Ein weiterer Wasserbock steht am Wasser und trinkt. Auch scheint keine Angst zu haben.











Bald darauf taucht schon wieder das Camp auf, drei Minuten später sind wir gelandet. Ruth und ich sind uns einig: Der Flug war toll aber leider, leider viel zu schnell vorbei. Besonders der Flug dicht über den Boden hat einen Riesenspass gemacht. Wir hätten nichts dagegen, noch einmal in die Luft zu steigen, aber beim Anflug haben wir bereits gesehen, dass Esse mit den nächsten zwei Gästen im Anmarsch war. Wir bedanken uns bei Rudolf, Ruth versucht die zwei Österreicher davon zu überzeugen, dass der Flug überhaupt keinen Spass macht und das wir uns gerne für sie „opfern“, aber irgendwie glauben sie uns nicht :whistle:





Mein abschliessender Kommentar: Man kann sich sicherlich lange über Sinn und Unsinn eines Helikopterrundflugs im Busch streiten. Es ist auch nicht so, dass ich ab jetzt ein glühender Fan von solchen Angeboten bin, aber es war trotzdem interessant, diese Gegend etwas intensiver aus der Vogelperspektive zu erleben. Mixed Emotions also.

Wenig später sind wir schon wieder zurück im Camp. Die Mittagszeit verbringen wir auf der Terrasse, um 16:00 sind wir pünktlich in der Main Area. Nachdem sich das Wetter zum Positiven gewandelt hat, sind wir etwas hoffnungsfroher, was den Gamedrive am Nachmittag betrifft. Allerdings sehen die Tiere das anders. Und wieder sind die Sichtungen ziemlich überschaubar: Ein Baumhörnchen räkelt sich in der Sonne, einige Paviane und sogar Elefanten in einem Wäldchen, ein Graukopfliest im Geäst. Einige Zwergmanusten zeigen sich malerisch auf einem Termitenhügel, bei der Fahrt durchs dichte Buschwerk flattern sogar noch einige Bienenfresser um uns herum, aber sie sind zu unruhig für akzeptable Bilder.









Dann ist es schon wieder später Nachmittag. Aber immerhin, eins ist heute möglich: Einem richtig stimmungsvollen Sundowner sollte nichts im Wege stehen. Ruth spricht erst mit den Österreichern, dann mit unserem Guide: „Esse, es wäre super, wenn du heute einen tollen Platz am Ufer für den Sundowner finden könntest.“ Und ich ergänze noch: „Ich kann mich erinnern, dass wir vor sechs Jahren ganz in der Nähe an so einen Platz gestanden haben. Der Sonnenuntergang über dem Sumpf war unglaublich schön!“ Esse nickt verständnisvoll und sagt, es wüsste einen schönen Platz. Und tatsächlich hält er Wort. Ein paar Minuten später haben wir unser Ziel erreicht und können aussteigen. Die Getränke werden vorbereitet, während sich die Sonne erst golden, dann rötlich verfärbt. Nur ein paar wenige Schäfchenwolken dekorieren den Himmel, während der rote Feuerball genau gegenüber den Horizont erreicht. Das einzige, was ein bisschen nervt, sind die angriffslustigen Moskitos, aber man kann eben nicht alles haben und Esse hat zum Glück eine Dose „Peacefull Sleep“ dabei, damit können wir uns einsprayen und die schlimmsten Attacken verhindern. Linyanti zeigt sich wenigstens zum Abschluss noch einmal von seiner besten Seite und wir sind ein klein wenig versöhnt, auch wenn die Zeit hier – zumindest was die Tiersichtungen angeht – uns eher gedämpfte Freude bereitet hat.









Die Sonne ist am Horizont hinter den Sümpfen verschwunden, wir fahren weiter. Esse hat sich den Scheinwerfer geschnappt, aber irgendwie sind alle Tiere bereits zu Bett gegangen. Als wir uns in der Nähe des Camps befinden, nimmt er einen anderen Weg als üblich, dann funkeln viele kleine Lampen durch den Busch. Aha! Mal wieder ein Buschdinner! Mensch, da haben wir ja Glück, dass die Regenwolken abgezogen sind, sonst hätte es für uns ein feuchtfröhliches Ende gegeben.
Der Weg von den Fahrzeugen zur „Dinig Area“ und dem Feuerplatz ist mit vielen kleinen Lampen gesäumt, der gesamte Bereich ist mit diesen Lampen eingerahmt. Das sieht richtig romantisch aus. Am Feuer sitzt noch eine andere Gruppe. Neue Gäste sind angekommen, eine Familie aus Deutschland, sowie ein Ehepaar aus England. Die werden den Abend mit uns verbringen. Nachdem wir uns ans Feuer gesetzt haben dauert es nicht lange, und die Crew bietet uns eine Tanz- und Gesangsvorführung. Einige Lieder scheinen in ganz Botswana verbreitet zu sein, die könnten wir tatsächlich schon mitsingen… Danach wird uns gegrilltes Fleisch angeboten, wie fast überall gibt es auch Alternativen für Vegetarier. Unser Dinner ist lecker, der Wein sowieso, wir finden, es ist ein gelungener Abschluss nach einem erstmals sonnigen, trockenen Nachmittag.









Zurück im Camp wird es Zeit für uns, die Sachen zu packen. Es fällt uns eigentlich gar nicht so schwer. Das hat weniger mit dem Camp zu tun, als vielmehr mit der Vorfreude, unsere Freunde wieder zu sehen. Und irgendwie ist die Garden Lodge im Laufe der Jahre schon ein zweiter Wohnsitz für uns geworden, immerhin haben wir ständig einen Koffer mit Kleidung dort deponiert.
Ein letztes Mal kuscheln wir uns ins Bett und lauschen den tierischen Stimmen der Nacht, denn dieses Vergnügen ist uns in Kasane nicht vergönnt. Die nächtlichen Stimmen in dem Städtchen klingen definitiv irgendwie anders :whistle:

... wird fortgesetzt ...
Letzte Änderung: 17 Jun 2017 12:48 von leofant.
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Dienstag 25.04.17

Die Helligkeit des anbrechenden Tages dringt in unser Zelt. Was ist denn das? Ein Blick aus der geöffneten Tür zeigt: Mensch, da draussen ist ja schönes Wetter! Dass wir das noch erleben durften :)

Wir machen uns reisefertig, dann geht es zum Frühstück. Der Plan des heutigen Vormittags sieht vor, dass wir zusammen mit den Österreichern einen regulären Gamedrive absolvieren und dass man uns am Airstrip einfach „abgibt“. Auch die anderen Gäste fangen ihren Gamedrive eine halbe Stunde später an. Die deutsche Familie zählt drei Personen. Mutter, Bruder und Schwester. Die Geschwister sind locker über 30, eher an die 40 Jahre alt. Ruth hat schon herausgefunden, dass Mama sie nach Afrika eingeladen hat. Während der Bruder mit T-Shirt und Jeans zum Frühstück erscheint (die Mosiktos freuen sich mächtig), ist seine Schwester so ganz anders angezogen. Sie hat hohe Schuhe mit Stulpen an, damit ja kein Käfer und keine Mücke irgendwie in die Hose rein kommt. Natürlich ist die dicke Jacke bis zum Hals zugeknöpft und dann trägt sie einen Hut mit integriertem Mückenschutz. Eigentlich sieht sie aus wie ein Imker, der gerade Honig aus dem Bienenbau holen will. Aber eins steht zumindest fest: Gestochen wird die nicht!

Gegen 07:00 verabschieden wir uns von der Staff. Natürlich wird Wheena etwas länger gedrückt. Wir verabreden uns für ein nächstes Treffen in den nächsten zwei, drei Jahren, der Zeitraum von 6 Jahren zwischen unseren bisherigen Treffen ist uns einfach zu lang ;)
Das Gepäck ist bereits im Wagen verstaut, also kann es losgehen.

Draussen im Wald werden wir doch tatsächlich sofort von einer Pavianmeute begrüsst. Als sie uns sehen, rennen sie – warum auch immer – in Panik davon. Dabei ist doch die „Imkerin“ gar nicht in unserem Wagen :whistle:
Etwa 20 Minuten später findet Esse frische Löwenspuren, welche die Piste kreuzen. Denen möchte er folgen. Ähem, na da bin ich doch mal gespannt! Wir verlassen also die Piste, und bahnen uns einen Weg durch das Dickicht. Die Büsche sind hoch, das Gras ist hoch, doch da bewegt sich was! Vor uns hüpft ein Wasserbock durchs Gesträuch, bleibt stehen und beobachtet uns kritisch. Nein, lieber Wasserbock, wir sind kein mächtiges Raubtier, es gibt also keinen Grund, zu flüchten. Irgendwann kommt Esse zu dem Schluss, dass die Löwen nicht zu finden sind. Ach, das überrascht uns aber ganz doll :S





Gegen 08:30 erreichen wir das Ufer des Linyanti. Hier haben wir einen netten Blick über die Sümpfe. Grünes Gras, blaues Wasser, darüber wölbt sich ein blitzblanker Himmel. Ja! So kann es hier auch aussehen, wenn der Wettergott sich mal ein wenig Mühe gibt! Einige Blutschnabelweber, eine Sporengans im Baum, das Wildlife hält sich auch heute mal wieder zurück. Eine Dreiviertelstunde später sind wir bei den Hippos angekommen. Einige Enten und Gänse lockern das Hippo-Ensemble etwas auf. Am Rand des Wasserlochs können wir einen Woodland Kingfisher ausmachen, leider ist er zu weit weg für ein Foto. Wir nutzen die Rast für eine Kaffeepause. Dann versuchen wir unser Glück noch einmal Richtung Ufer, allerdings sind die Bienenfresser, die um uns herumschwirren, etwas zu scheu für gute Bilder.









Um 12:45 sind wir am Airstrip angekommen, 15 Minuten später ist unser Flieger auch schon gelandet. Ruckzuck ist unser Gepäck in der Maschine verstaut, wir nehmen Abschied von Esse. Diesmal bekommt er ein dickes Lob von mir. Das kann ich auch mit gutem Gewissen aussprechen, denn er hat sich in den letzten 6 Jahren zu seinem Vorteil verändert. Es gibt keinen Grund mehr, über ihn zu meckern, auch wenn wir zu ihm ein anderes Verhältnis haben, als zu Wheena. Aber die Vibes können ja auch nicht immer perfekt sein, es gibt garantiert genug Leute, die mit uns auch nicht so viel anfangen können, das ist uns schon bewusst.
Ein letztes „Servus“ an die Österreicher, dann klettere ich auf den Sitz neben dem Piloten, Ruth nimmt die hintere Sitzbank in Beschlag. In der Mitte sitzt noch ein Paar aus Kanada. Am blauen Himmel haben sich inzwischen wieder viele Wolken eingefunden, es wird Zeit, ihnen davon zu fliegen. Kurz darauf haben wir auch schon die Wolkengrenze erreicht und steuern nach Nordosten in Richtung Kasane.



Die Landschaft gleitet unter uns vorbei, zunächst Braun und Grün mit unzähligen dunkelgrünen Punkten, das sind die Bäume und Büsche. Jetzt haben wir den gewundenen Flusslauf wieder erreicht, inzwischen heisst er nicht mehr Linyanti, sondern Chobe. Bekannte Punkte tauchen auf, allen voran natürlich der Grenzposten Ngoma, der Namibia von Botswana trennt. Der Fluss unter uns ist richtig breit geworden und leuchtet in dunkelblauer Farbe zu uns herauf. Dann geht alles ziemlich schnell. Einige Inseln im Fluss, Serondela, die Chobe Game Lodge, die vertrauten Pisten am Flussufer, diesmal teilweise vom Wasser bedeckt. Der Pilot fliegt noch einmal eine Runde über Chobe, dann zeigt die Nase des Flugzeugs auf die Landebahn des Kasane International Airports. Nach etwas mehr als 45 Minuten setzen wir auf der Betonpiste auf. Es ist mal wieder ein anderes Gefühl, auf einer asphaltierten Bahn statt auf einer Schotterpiste auszurollen.























Der Flieger bewegt sich zur Parkposition, dann können wir aussteigen. Die Kanadier wollen ebenfalls in die Garden Lodge, wir haben also den gleichen Weg. Ein Angestellter mit Gepäckwagen kommt und lädt das Gepäck auf, wir verabschieden uns vom Piloten und laufen zum Empfangsgebäude. Der Flughafen wird bereits seit Jahren umgebaut bzw. vergrössert, aber das neue Terminal ist immer noch nicht bezugsfertig. Da wir einen Inlandsflug hinter uns haben, gibt es für uns auch keine Kontrolle. In der kleinen Halle sehen wir bekannte Gesichter. Freundin Gabi und mein spezieller Freund John holen uns ab. Wir begrüssen uns, dann schnappt sich Gabi meine Frau, packt sie in ihren Mini und die beiden Mädels brausen ab. Ich kümmere mich mit John um das Gepäck und wir verstauen es im Safari Fahrzeug. Die Kanadier steigen hinten ein, während ich mich zu John setze. So können wir uns besser unterhalten, was in den letzten 6 Monaten so alles passiert ist. Ausserdem bin ich ab jetzt kein regulärer Gast mehr, sondern eine Art „Lodge-Zubehör“.

Wir fahren die Flughafenstrasse bis zur Überlandstrasse, die von Namibia und dem Parkeingang kommt und nach Zambia und Zimbabwe weiter führt. Kurz darauf biegen wir ab und fahren den Hügel hinunter nach Kasane. Von hier aus hat man einen wundervollen Blick auf den Fluss und das Hinterland. Die Strasse windet sich den Hügel hinunter, vorbei an dem grossen Baobab bis zur Hauptstrasse, die das Städtchen durchzieht. Weiter geht es, mitten durchs pralle Stadtleben, vorbei am „Shopping Center“ und Shell Tankstelle, ein paar Minuten später haben wir unser Ziel erreicht, der letzte Teil unseres Botswana Aufenthaltes kann beginnen.

... wird fortgesetzt ...
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25.04.17 - Nachmittag

Für die, die es noch nicht wissen, möchte ich unsere Beziehung zur Garden Lodge bzw. zu deren Besitzern noch einmal kurz erklären.
Wir kennen uns seit 2007, da waren wir das erste Mal hier und speziell meine Frau freundete sich mit der Besitzerin Gabi an. Beide Mädels sind irgendwie „aus dem gleichen Holz geschnitzt“ und verstehen sich deshalb blendend. Seitdem waren wir schon ziemlich oft hier und umgekehrt besuchen Gabi und Phil uns fast immer, wenn sie in Deutschland vorbei schauen. Wir kennen die Lodge und die Staff natürlich in- und auswendig, deshalb würde mir eine neutrale Beurteilung schwer fallen. Aus diesem Grund liefere ich nur die Fakten:
Die Garden Lodge liegt am Ufer des Chobe River ziemlich am Rand von Kasane zwischen dem Old House und der Mowana Lodge. Sie bietet 8 reguläre Räume sowie 2 Räume für Guides / Pilots an, wobei zwei Gästezimmer zusätzlich als Family Units ausgelegt sind. Die Lodge bietet Gamedrives und Boatscruises mit eigenen Fahrzeugen bzw. Booten an. Die kleine Besonderheit: Der Garten hinunter zum Flussufer wird gerne von verschiedenen Tieren besucht. Ausser zahlreichen Vögeln kann man Mangusten, Warzenschweine, Hippos und manchmal Elefanten oder Buschböcke aus nächster Nähe sehen.

Bei unserer Ankunft führt der Chobe eine Menge Wasser, aber Freundin Gabi zeigt mir am Bootsanleger, dass der Wasserstand in der Vergangenheit durchaus schon höher war. Heute Nachmittag begleite ich Guide John auf dem Boot. Es sind noch vier weitere Gäste dabei, also setze ich mich in die hinterste Reihe, direkt vor unseren „Käpt´n“. Bereits um 15:15 sind alle startklar, der Boatcruise auf dem Chobe kann beginnen. Zunächst fahren wir an den Lodges vorbei zum Gate, damit John uns registrieren kann, danach tuckern wir langsam am Flussufer entlang.

Ein Nilwaran liegt dekorativ auf einem Baumstamm, dieses Motiv nehme ich gerne mit, am Ufer sitzt eine Emerald Spotted Dove, ein Teil ihres Gefieders ist grün-blau Federn und reflektiert in der Sonne. Eigentlich ein schönes Bild, aber leider ist sie zu weit weg. Ein Stück weiter entdecken wir Wassertriele am Ufer. Die Vögel sind gut getarnt, stehen auf einem Bein und bewegen sich keinen Millimeter, so bleiben sie ungestört. Wir nehmen Kurs auf die Flussmitte, hier findet man riesige Teppiche von Sumpfgras und Wasserlilien. Dazwischen spiegeln sich die weissen Wolken im blauen Wasser, auch ein nettes Bild. Dann fahren wir wieder zum Ufer, dort liegen einige Nilkrokodile träge in der Sonne. Manche haben ihr Maul geöffnet, damit regulieren sie ihre Körpertemperatur bei Hitze. Wir pirschen uns an einen Woodland Kingfisher heran, der auf einem toten Baum sitzt. Leider fliegt er davon, bevor ich in Position bin. Ein Pied Kingfisher macht es genau anders herum und bleibt einfach sitzen, als wir näher kommen. So kann ich ihn natürlich nicht im Flug knipsen. Viel besser funktioniert das mit einem Fisheagle, der sich am Ufer befindet. Die Adler haben eine gute Körpersprache. Sehr oft trippeln sie von einem Bein auf das andere, wenn wir uns annähern. Dann koten sie noch einmal, um sich zu erleichtern, erst dann heben sie ab. Das gibt mir in der Regel Zeit genug, um sie mit geöffneten Flügeln aufs Bild zu bekommen.









Jetzt stehen mehr Büsche am Ufer. Davor hat sich ein Büffel ins Gras gelegt, zwei Kuhreiher sind dicht bei ihm, um aufgescheuchte Insekten zu fressen. Etwa 45 Minuten später taucht am anderen Ufer die Chobe Savannah Lodge auf. Sie liegt auf der namibischen Seite, deshalb dürften wir dort nicht an Land gehen, das wäre illegal. Ein paar Wasservögel am Ufer, in der Ferne ein paar Giraffenhälse, mehr bekommen wir heute nicht zu Gesicht. Wir fahren wieder zurück und positionieren uns um 10 Minuten vor 18:00 so auf dem Chobe, dass wir die untergehende Sonne genau im Blick haben. Die lässt sich auch nicht lumpen und taucht unter einer dicken dunklen Wolke noch einmal auf, bevor sie hinter dem Horizont verschwindet, ein wirklich schönes, stimmungsvolles Bild. Wenige Minuten später glüht der Himmel in zartem Rosa, während wir den Park hinter uns lassen und die Garden Lodge ansteuern. Ruth und ich lieben die Sonnenuntergänge auf dem Chobe. Obwohl wir davon schon viele, viele gesehen haben, wird es uns nie langweilig. Im Gegenteil! Auch heute noch bekomme ich bei solchen Sonnenuntergängen ein Hochgefühl und versuche, diese spezielle Stimmung bis zu unserer Rückkehr zu bewahren. Oft gelingt es mir auch :)



In der Lodge angekommen, wird geduscht, etwas später trifft man sich zum Sundowner vor dem Pool. Um 19:30 heisst es dann: „May I disturb you? Dinner is ready!“ Kellnerin Vanano bittet uns zum gedeckten Tisch. Dann stellt sie das Menü des Abends vor und das Essen kann beginnen.

Mittwoch 26.04.17

Wir fahren mit dem Auto in den Park. Start ist um 08:30, pünktlich verlassen wir die Lodge. Es geht die Hauptstrasse parallel zum Fluss entlang, dann den Hügel hinauf, am Airport vorbei zum Parkeingang. Am Sedudu Gate lassen wir uns registrieren, jetzt kann der Gamedrive beginnen.
Die ersten Fahrminuten führt die Piste durch dichten Busch, man hat kaum eine Chance, etwas zu entdecken. Später fahren wir einen Hügel hinauf, von hier aus hat man einen schönen Blick ins Tal und über den Fluss. Jetzt geht es wieder den Hügel hinunter bis zum Flussufer. Heftige Regenfälle haben tiefe Furchen in die Piste gegraben und John muss vorsichtig fahren, um seine Gäste nicht zu sehr durchzurütteln. Unten am Ufer treffen wir auf zwei Elefanten. Während die Kuh bei unserer Ankunft völlig entspannt bleibt, regt sich der junge Bulle auf, schüttelt den Kopf, lässt die Ohren klatschen und schnaubt heftig. Er ist augenscheinlich mit unserer Anwesenheit nicht einverstanden. Als wir den Motor starten, fängt das Spiel wieder an, der junge Mann bläst sich ganz schön auf, bevor er hinter den Büschen das Weite sucht.





Ein Fischadler sitzt sehr dekorativ im Geäst eines toten Baums und würdigt uns keines Blickes. Am Rand der Piste treffen wir auf Impalas. Gleich neben dem Fahrzeug steht ein junger Bock mit einem Oxpecker auf dem Rücken. Der stört ihn und er möchte ihn gerne loswerden. Das ist aber nicht so einfach, denn der Madenhacker fühlt sich an dieser Stelle wohl. Jetzt landet auch noch ein zweiter. Der Impalabock sprintet los und es sieht aus, als würden die zwei Vögel auf seinem Rücken reiten, ein lustiges Bild. Ich nutze die nächsten Minuten, um einige Bilder von Impalas zu machen.









Wir biegen an einer Kreuzung ab und fahren direkt ans Wasser. Über uns sitzt ein Fischadler auf einem Baum und frisst gerade einen Wels. Das beobachten wir natürlich mit Interesse. Dann müssen wir umkehren, um die Upper Road entlang zu fahren, denn die Piste am Flussufer ist überschwemmt. Im hohen Gras stehen einige Pukus und schauen uns neugierig an. Einige Fahrminuten weiter hat man einen herrlichen Ausblick über den Chobe. Von hier aus kann man ganz gut die Breite des Flusses um diese Jahreszeit erfassen. Dann wird es hektisch, denn ein Impalabock rennt laut schnaubend um unser Fahrzeug herum, um einen Nebenbuhler zu vertreiben. Auf dem Weg zum Flussufer treffen wir auf eine Giraffe, die ganz gemütlich mit ihrer langen Zunge die Blätter vom Zweig einer Akazie umschliesst, um sie dann abzuzupfen. Um uns herum schwirren plötzlich zahlreiche Libellen, sie scheinen bestimmte Büsche zu mögen, die direkt neben der Piste wachsen. Nahe am Ufer liegt ein Krokodil bewegungslos im Wasser. Rücken und Kopf sind ausserhalb, das Maul ist halb geöffnet. So wartet es auf einen unaufmerksamen Vogel oder ein Kleintier.











Wir müssen umdrehen, denn auch dieser Uferweg ist überschwemmt. Im Gras taucht eine Warzenschweinfamilie auf. Vater, Mutter und 5 Kinder suchen nach fressbaren Dingen, lassen uns dabei aber nicht aus den Augen. Eine Gabelracke sitzt am Pistenrand auf dem Boden und hat eine kleine Schlange aufgepickt. Die windet sich in seinem Schnabel und es ist nicht einfach für den Vogel, sie hinunter zu schlucken. Der Kopf geht hin und her, dann verliert er die Schlange, pickt sie wieder auf, irgendwann ist sie im Hals verschwunden und der LBR (Lilac Brested Roller) fliegt wieder zu einem höher gelegenen Aussichtspunkt auf die Spitze eines Busches. In der Nähe schwirren Blue Waxbills und Firefinches durch die Gegend. Immer wenn ich den Fotoapparat zücke und sie anvisiere, verstecken sie sich in den Büschen. Das ist gemein! Ein einsamer Büffel läuft durch die sattgrüne Landschaft. Auf dem Rücken „reitet“ ein Kuhreiher, zwei andere rennen zwischen den Beinen umher und fangen die aufgescheuchten Insekten.





Inzwischen sind wir am Serondela Picnic Spot angekommen. Hier machen wir eine kleine Pause, dann fahren wir zurück in Richtung Parkausgang. Es ist ziemlich heiss geworden und die meisten Tiere haben sich in den Schatten zurückgezogen. Ein paar Vögel sind noch zu sehen, sonst bleibt es ruhig. Wir passieren das „Elephant Valley“. Hier kreuzen normalerweise die Elis ab Mittag die Piste, um am Flussufer zu trinken und zu baden. Heute aber gibt es keine Spur von den grauen Riesen. Durch die ergiebigen Regenfälle in den letzten Monaten sind sie nicht auf den Fluss angewiesen und bleiben lieber im Hinterland, dort finden sie frisches Gras und dichte, nahrhafte Büsche und Bäume.
Gegen 12:15 sind wir zurück in der Lodge, um 13:00 sitzen wir mit Freundin Gabi und einigen Angestellten auf der Veranda und nehmen ein leichtes Lunch zu uns. Nach dem Essen ist Ruth wieder mit Gabi unterwegs, ich nehme mir eine kleine Auszeit im Zimmer. Eine Stunde später ist schon wieder der Nachmittagstee unter dem grossen Baum im Garten angesagt. Um 15:00 laufen wir zum Boot und starten den Boatcruise am Nachmittag.

Ich versuche, startende und fliegende Wasservögel „einzufangen“, kann ein Gruppenfoto von einer Warzenschweinfamilie mit Krokodil machen, dann folgen ein paar Portraitfotos von zwei Hippos, die im Wasser das weiche Sumpfgras abweiden. An einem anderen Uferabschnitt folgen Kudus, Streifenmangusten, und Paviane.





Wir umkreisen in der Flussmitte eine Gruppe von Flusspferden in der Hoffnung, dass der „Big Boss“ uns mit aufgerissenem Maul drohen wird, aber den Gefallen tut er uns nicht. Also schauen wir weiter am Ufer. Diverse Wasservögel und Reptilien sind zu sehen. Ganz in der Nähe sind weitere Hippos im Wasser. Da reisst sogar einer mal das Maul weit auf, allerdings ist es nur ein Halbstarker, seine Drohgebärden sind nicht so wirklich beeindruckend. Der Chef der Gruppe, ein grosser Bulle, steht am Rand der Gruppe und verteilt seinen Dung mit dem Schwanz, den er wie einen Propeller dreht. So markiert er sein Territorium. Jetzt sind wieder die Vögel an der Reihe. Seidenreiher, Kuhreiher, Pfeifenten, zwischendurch mal ein Fisheagle, Nilgänse im Formationsflug, ein Graufischer, der auf einem Ast sitzt und angestrengt ins Wasser starrt, um kleine Fische zu jagen, dann bricht wieder die Zeit der Affen an.





Am Ufer haben sich verschiedene Paviangruppen versammelt. Manche kommen zum Trinken ans Wasser. Die Sonne steht günstig und die Tiere spiegeln sich im Wasser, das sind nette Bilder, die ich mir natürlich nicht entgehen lasse. Dazwischen wuseln die Kleinen herum und spielen miteinander, das ist die Zeit für Action-Fotos!









Wir tuckern weiter. Es ist bereits kurz vor 18:00 und die Schatten werden lang und länger. Am Ufer tauchen drei Giraffen auf. Sie stehen bereits teilweise im Schatten, werden aber vom goldenen Licht der untergehenden Sonne angeleuchtet. Vorsichtig bewegen sie sich ans Wasser. Eine Giraffe fasst genügend Mut, spreizt die Beine, beugt den langen Hals nach unten und trinkt. Dann reisst sie den Kopf ruckartig nach oben. Ich bin darauf vorbereitet und mache meine Fotos in dem Moment, in dem das Wasser herumspritzt. Jetzt dreht sich das Tier um, läuft einige Schritte vorwärts und begegnet Giraffe Nummer zwei. Ihre Hälse kreuzen sich, natürlich ist auch diese Situation ein Foto wert. Nummer eins nimmt noch ein paar Schlucke zu sich, jetzt stehen alle drei Giraffen ganz nah beisammen, bevor sie wieder im Busch verschwinden.









Für uns wird es Zeit, die Flussmitte aufzusuchen um den Sundowner zu zelebrieren. Die Sonne hat den Horizont erreicht, und schickt ihre goldenen Strahlen übers Wasser. Die Wolken am Himmel sind zur Seite gewandert und bilden einen Rahmen, der mehr und mehr rötlich aufglüht. Vor uns befinden sich einige Flusspferdes im Wasser, jetzt werden sie von den Sonnenstrahlen angeleuchtet, diese Position eignet sich gut für Gegenlichtaufnahmen. Kurze Zeit später ist der Feuerball verschwunden und wir verlassen den Park.







Heute Abend essen wir nicht in der Lodge, sondern gehen mit Gabi, Phil und zwei Freunden zum Inder. Das Besondere für mich: Immer wenn wir dort sind, bestelle ich Pizza. Pizza beim Inder? Das ist schon sehr speziell. Ruth und Gabi verziehen jedes Mal das Gesicht, wenn ich meine Bestellung aufgebe, denn natürlich kann man diese Kreation so gar nicht mit einer echten Pizza vergleichen. Mir schmeckt´s aber trotzdem :whistle:

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Letzte Änderung: 20 Jun 2017 19:51 von leofant.
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