THEMA: Botswana April 2017 – Mixed Emotions
30 Mai 2017 09:19 #476524
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  • leofant am 30 Mai 2017 09:19
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Liebe Fomis,

heute vor genau 4 Wochen sind wir in Frankfurt gelandet, zurück aus Botswana mit vielen neuen und schönen Eindrücken, aber auch einigen – zumindest aus Fotografensicht – kleinen Enttäuschungen. Der Titel „Mixed Emotions“ hat also durchaus seinen Grund.

Eigentlich sollte es Ende Mai nach Südafrika gehen. Wir wollten mit einer guten Freundin von Capetown zum Fishriver Canyon und noch einen Abstecher in den Kgalagadi Transfrontier Park machen. Ich hatte mich schon sehr darauf gefreut, endlich Fotos von den Erdmännchen zu machen, zumal diese Tierchen Teil des Firmenlogos unserer Freundin sind. Als wir Anfang Dezember 2017 vom Chobe zurückkehrten, erhielten wir die schlechte Nachricht, dass die geplante Reise wegen gesundheitlicher Probleme unserer Freundin nicht stattfinden konnte. Wir waren sehr traurig. Natürlich hätten wir die Möglichkeit gehabt, die Reise zu zweit anzutreten, aber das wollten wir nicht, denn es wäre nicht das Gleiche gewesen, unsere Freundin hätte einfach gefehlt.

Zunächst überlegte ich, was wohl als Alternative infrage käme. Ja, ich treffe diese Entscheidungen so gut wie alleine! Meine Frau Ruth vertraut mir in dieser Hinsicht völlig und ihr einziger Kommentar zu diesem Thema ist: „Such was Schönes aus!“ Toll, das setzt mich ja zum Glück überhaupt nicht unter Druck :S
Mir war ziemlich schnell klar, dass es (mal wieder) Botswana werden würde, damit kann ich bei meiner Frau nichts falsch machen, besonders, wenn die Reise bei Freundin Gabi in Kasane endet. Die kleine Herausforderung war eher: Wo kommen wir noch so kurzfristig unter, zumal die Osterfeiertage genau in den geplanten Reisezeitpunkt fielen. Meine Befürchtungen, dass es schwierig werden würde, bestätigten sich, da einige meiner Kontaktpersonen sich bereits in die Weihnachts- bzw. Sommerferien verabschiedet hatten. Mitte Januar, nach einer – zumindest für mein Empfinden – endlosen Wartezeit, kam wieder Bewegung in die Sache und Ende Januar hatten wir tatsächlich alles unter Dach und Fach. Ich möchte ein nachträgliches Dankeschön loswerden:
Danke Betty und vor allen Dingen, Danke Hella, Du hast richtig gut gezaubert :kiss:

Der Verlauf unserer Reise

12.04.17 Start in Frankfurt
13.04.17 Landung in Joburg, Weiterflug nach Maun, Weiterflug ins Okavango Delta, 3 Nächte Machaba Camp (Khwai)
16.04.17 Road Transfer zum Khwai Tented Camp, 3 Übernachtungen
19.04.17 Flug nach Savute, 3 Nächte Goha Hills Lodge
22.04.17 Flug nach Linyanti, 3 Nächte Linyanti Bushcamp
25.04.17 Flug nach Kasane, 6 Nächte Garden Lodge
01.05.17 Flug von Kasane nach Joburg, Weiterflug nach Frankfurt

Nachdem ich mich zunächst einmal entspannt zurücklehnte, trafen immer mehr beunruhigende Nachrichten aus Botswana ein. Es regnete und regnete und regnete. Ja, klar! Ich freute mich für das Land, die Menschen, die Farmer und natürlich die Tiere, aber irgendwie wurde ich auch leicht depressiv. Die liebe Bele hatte mit ihren Bildern aus der Khwai Area durchaus ihren Anteil!
Anfang März, auf der ITB in Berlin, konnte ich mir verschiedene Videos und Bilder anschauen. Die Kalahari glich irgendwie der Mecklenburgischen Seenplatte, ein Video von meinem Freund Walter Smith zeigte Wasser, noch mal Wasser und extrem hohes Gras. Ach ja, man konnte die Hornspitzen einiger Oryx erkennen, die über das Gras ragten. Die Besitzer der Goha Hills Lodge in Savute erzählten mir von einer wunderschönen, grünen Landschaft. Ja, das glaube ich gerne, aber für schöne Tierfotos ist das alles nicht so optimal. Im Delta gab es an vielen Stellen bereits Überflutungen, mein scherzhaft gemeinter Rat, vielleicht Tauchflossen mitzunehmen, war gar nicht so weit von der Realität entfernt :whistle:
Zurück aus Berlin, kam mal wieder Bele mit Bildern vom Chobe zum Zug. Oh, Mann! Das wird eine wirklich grosse Herausforderung, das war absolut klar! Mein nächstes Problem war, dass ich eigentlich keine optimale Ausrüstung für eine Fotosafari habe. Ich liebe zwar meine 70-200 mm Linse, aber eigentlich ist sie nur für Elefanten, Giraffen, vielleicht Hippos und andere relativ grosse Tiere geeignet, wenn es um Vögel geht, stehe ich meistens auf verlorenem Posten. Ihre Stärke liegt in Tierportraits, das setzt aber voraus, dass die Tierchen auch ganz dicht ans Auto oder ans Boot kommen. In den meisten Fällen ist das eher nicht der Fall. Meine Alternative, das 28-300 mm Reiseobjektiv, ist auch nicht wirklich eine Waffe, ich hatte also – zumindest meiner Meinung nach – ein ziemlich starkes Handicap. Viel mehr konnte ich leider nicht mitnehmen, denn in den Buschfliegern gibt es ein – immer wieder kommuniziertes – Gewichtslimit und das heisst 20 KG INKLUSIVE Handgepäck. Zwei Kamera Bodys, zwei (relativ schwere) Linsen, eine Kompaktkamera, Ladegeräte und noch dies und das … schon hatte ich fast die Hälfte meines Limits erreicht und ich hatte keine Lust, einen zusätzlichen Sitz für das Equipment zu buchen.

Trotz einer gewissen Anspannung wollte ich natürlich unbedingt diese Reise machen, vielleicht wartete ja doch das eine oder andere kleine Abenteuer auf uns. No Risk, no fun :woohoo: :woohoo:

Eigentlich könnte ich mir die Beschreibung der ersten Tage unseres Aufenthaltes sparen, denn Bele hat es bereits wunderbar beschrieben und wir waren ja in der gleichen Gegend unterwegs. Ausserdem hatte sie (bis auf die Leoparden) wohl mehr Sichtungsglück als wir, speziell auf die Baumlöwen bin ich schon seeehr neidisch, eben weil wir ja in der gleichen Gegend waren und die Möglichkeit einer Sichtung auch gehabt hätten. Aber gut, ich fange trotzdem am Anfang an. Wer es etwas spezieller / ausführlicher haben möchte, der kann gerne ihren Bericht lesen, es lohnt sich !!!

Habe ich jetzt genug gejammert? Dann will ich es mal mit Text und Bildern versuchen…

Mittwoch 12.04.17

Wie fast immer sitzen wir im Auto meines Schwagers, der uns zum Frankfurt Airport bringt. Es ist kurz vor 18:00 und wir werden in wenigen Minuten am Ziel sein. Heute geht es endlich wieder in Richtung unserer Lieblingsdestination Botswana! Es ist schon wieder ein halbes Jahr vergangen, seitdem wir das letzte Mal einen herrlichen Sonnenuntergang auf dem Chobe River erlebt haben. Es wird also höchste Zeit, so etwas zu wiederholen! Allerdings werden wir nicht – wie letzten November – direkt nach Nordbotswana zu unseren Freunden reisen, sondern unsere erste Station wird Maun, Botswana, sein. Von dort aus fliegen wir zunächst ins Okavango Delta.

Am Check-in der SAA erhalten wir die Bordkarten für den Flug von Frankfurt nach Johannesburg und für den Weiterflug am nächsten Morgen nach Maun. Danach bringen wir die Pass- und die Sicherheitskontrolle hinter uns. Jetzt können wir erst einmal entspannen. Nachdem wir uns einen Snack und einen Wein gegönnt haben, wird es Zeit, zum Abfluggate zu laufen, denn es steht noch ein Treffen mit FoMi Bele auf dem Programm. Sie fliegt mit ihrer Familie heute ebenfalls nach Botswana und wir haben uns deshalb vor dem Flug verabredet. Nach kurzer Kommunikation via „whatsapp“ finden sie wir auch und wir haben eine nette Unterhaltung, bis wir zum Einsteigen aufgerufen werden. Zur Begrüßung gibt es ein Getränk, wir richten uns häuslich ein und pünktlich um 20:45 rollt der Flieger in Richtung Startbahn. Bald darauf heulen die Düsen auf, der Airbus beschleunigt und wir heben ab.
Etwas später wird das Abendessen serviert, wir machen uns auf der Bordtoilette bettfertig und bald darauf sind wir auch schon eingeschlafen.

Donnerstag 13.04.17

Etwa 8 Stunden später werden wir zum Frühstück geweckt. Bei einem Blick aus dem Fenster sehe ich die erste zarte Morgenröte am Horizont. Unter uns zeigt der afrikanische Kontinent noch seine dunkle Seite. Gegen 07:00 befinden wir uns bereits im Anflug auf Johannesburg, ziemlich genau um 07:15 setzen wir sanft auf der Rollbahn auf. Wir docken an, dann laufen wir wieder einmal durch die endlos scheinenden Gänge des Transitbereiches. Wir erreichen eine Passkontrolle, diesmal müssen wir unsere Fingerabdrücke einscannen, diese Routine wurde vor kurzem neu eingeführt. Es folgen eine Bordkartenkontrolle und ein Sicherheitscheck, jetzt noch eine Rolltreppe in das obere Stockwerk und schon laufen wir zur SAA Lounge. Heute früh waren extrem wenige Passagiere vor uns, deshalb konnten wir alle Formalitäten in Rekordzeit hinter uns bringen.
In der Baobab Lounge angekommen (wir haben ein Upgrade Ticket für den Flug Joburg – Maun), finden wir in unserer Lieblingsecke zwei freie Liegesessel, auf denen wir uns wunderbar ausstrecken können. Meine Frau besorgt uns ein zweites Frühstück, wir machen uns frisch und gegen 10:45 geht es zum nächsten Abfluggate. Es dauert nicht lange und „Freundin“ Bele erscheint. So haben wir noch Zeit für einen weiteren Schwatz. Wir blicken durch die Glasfront nach draußen, es regnet heftig. Na hoffentlich ist das Wetter in Botswana etwas besser!

Gegen 11:15 werden wir zum Einsteigen aufgerufen. Allerdings warten wir noch eine ganze Zeitlang im bereitgestellten Bus, bevor man uns auf das Vorfeld fährt. Wir erreichen nach ein paar Minuten unseren Flieger, der Regen prasselt auf das Vorfeld und überall fließen kleine Bäche. Wir werden aufgefordert, erst einmal im Bus zu bleiben, bis wir das Zeichen von der Crew erhalten. Leider können wir nur hinten einsteigen; weil wir in Reihe 2 Sitzen, müssen wir also zunächst im strömenden Regen die schmale Treppe hoch und dann durch den engen Gang nach vorne. Da sich die Passagiere vor uns erst einmal ihre Plätze suchen, dauert diese Prozedur etwas länger. Dann haben wir – ziemlich durchnässt - endlich unsere Plätze erreicht, das Flugzeug ist startfertig und siehe da! Wie auf Bestellung hört es auf zu regnen :)

Mit etwas Verspätung verlässt der Flieger den Standplatz, rollt zur Startbahn und bald darauf sind wir auch schon in der Luft. Wir essen den Snack, der uns serviert wird, dösen auf unseren Sitzen und eineinhalb Stunden Später informiert uns der Pilot über die bevorstehende Landung in Maun. Ich blicke aus dem Fenster. Der Thamalakane River, der das Städtchen nach Süden hin begrenzt, führt dieses Jahr reichlich Wasser. Die Gründe dafür habe ich ja bereits erwähnt.

Um kurz nach 14:00 sind wir gelandet und rollen vor das Empfangsgebäude. Der Maun International Airport ist nicht besonders weitläufig und wir sind der einzige größere Flieger auf dem Parkplatz. Wie der Zufall es so will, stehen wir zusammen mit Bele und Familie in der langen Schlange. Die sind zwar hinten ausgestiegen, haben aber genauso lange gebraucht, wie wir. Das Wetter in Maun ist nicht so übel, es ist zwar bewölkt, aber angenehm warm. Endlich erreichen wir den Schalter. Der Beamte blättert lange in unseren Pässen, schaut auf den Bildschirm seines PCs und ist nicht wirklich zufrieden mit dem, was er sieht. „Sie waren letztes Jahr insgesamt länger als 90 Tage in Botswana und hätten deshalb ein Visum gebraucht“ sagt er zu mir. Ich bin verblüfft. „Nein, das kann nicht sein“ sage ich. „Wir waren – wie meistens – drei Wochen im April und drei Wochen im November hier, einen längeren Aufenthalt können wir uns leider nicht leisten“ antworte ich. „Er wiegt den Kopf hin und her und schaut mich kritisch an. „Außerdem müssten sie doch die Ein- und Ausreisestempel in unseren Pässen sehen. Das zeigt ihnen doch, dass ich die Wahrheit gesagt habe,“ gebe ich noch einen Kommentar ab. Er schaut ein letztes Mal auf den Monitor, tippt etwas ein, dann bekommen wir unsere Stempel. Endlich dürfen wir ganz offiziell den Boden Botswanas betreten!

Unser Gepäck ist bereits da, also packen wir unsere Sachen zusammen, laufen durch die Zollkontrolle und erreichen die Vorhalle. Hier werden wir bereits erwartet. Wir müssen nicht lange suchen, denn ein großes Schild mit unseren Namen wird hochgehalten. Wir verabschieden uns noch schnell von Bele und Familie, dann begrüßen wir eine Angestellte der Mack Air. Wie immer spreche ich ein paar Sätze auf Setswana, das wird mit freudiger Überraschung und einem fröhlichen Lachen registriert. Eine zierliche junge Frau wird uns vorgestellt. „Das ist ihre Pilotin. Die begleitet sie durch die Sicherheitskontrolle und wird dann mit ihnen zusammen zum Flugzeug fahren.“ Ich bin kurzzeitig überrascht, denn ich stelle mir gerade vor, wie dieses zierliche Mädchen den Buschflieger wohl bei heftigem Wind steuert, aber ich denke mal, sie würde kaum auf dem Pilotensitz platznehmen dürfen, wenn sie extreme Flug-Situationen nicht bewältigen könnte.

Nach der Kontrolle müssen wir noch eine Zeitlang im Vorraum warten, dann werden wir von unserer Pilotin zum Ausgang gebeten. Mit uns fliegt noch ein Ehepaar aus Australien. Sie wollen in ein Gebiet nördlich des Deltas mit Namen Selinda. Das kennen wir gut, denn dort waren wir auch schon. Der Shuttlebus fährt vor und wenige Minuten später haben wir die 8-sitzige Maschine erreicht. Ich frage die Pilotin gleich mal, ob ich neben ihr sitzen darf, das wird bejaht. Dieser Sitz ist nun mal mein Lieblingsplatz, auch wenn er für mich aufgrund meiner Größe eigentlich gar nicht bequem ist. Ich muss während des Fluges immer aufpassen, dass ich weder auf die Steuerpedale trete, noch das „Lenkrad“ blockiere. Das hätte unangenehme Folgen für unseren Flug.
Das Gepäck ist schnell verstaut, die Passagiere steigen ein, erhalten noch ein paar Sicherheitshinweise (Wo ist das Wasser und der Feuerlöscher für Notfälle) und um 15:15 biegt die Maschine auf die Startbahn ein. Unsere Pilotin gibt vollen Schub, die kleine Maschine gewinnt schnell an Fahrt und hebt ab. Ein leichter Schwenk nach links und schon fliegen wir in gerader Linie unser Ziel, nämlich das Khwai Gebiet, an. Die einzige Änderung: Der Khwai Airstrip, der sich in nächster Nähe unseres Camps befindet, ist komplett überflutet, deshalb müssen wir einen Landeplatz außerhalb dieses Gebietes ansteuern. Ich schaue nach unten und sehe das, was ich erwartet habe. Waren es im letzten Jahr überwiegend Braun- und Ockertöne, welche die Landschaft bestimmten, so ist es diesmal die Farbe Grün in allen möglichen Schattierungen. Und überall sind Wasserläufe und unzählige kleine Tümpel und Wasserlöcher zu sehen. Die Wolken werden etwas dichter, aber es bleibt weiterhin trocken, wir können uns also nicht beschweren.











Eine halbe Stunde später haben wir den Airstrip in der Nähe des Banoka – Wilderness- Camps erreicht. Die Pilotin fliegt noch eine Kontrollrunde über den Platz um sicher zu gehen, dass sich kein Hindernis in Form von Elefanten, Impalas oder Warzenschweinen auf dem Landestreifen befindet, dann verliert die Maschine schnell an Höhe und kurze Zeit später setzen wir sanft auf der Sandbahn auf. Am Rand wartet bereits ein Safarifahrzeug auf uns. Die Maschine rollt aus, wir verabschieden uns von den Australiern und steigen aus. Der Fahrer begrüßt uns, verlädt unser Gepäck, wir sagen der Pilotin „good bye“ und ich lobe sie, denn die Landung war wirklich extrem sanft. Dann verlässt die Maschine den Landepunkt und fliegt weiter nach Norden.





Jetzt ist es wieder still um uns herum. Unser Fahrer stellt sich vor. Sein Name ist Sean und er ist der Manager unserer ersten Station, dem Machaba Camp. Da es schon relativ spät ist und wir noch eine Stunde Autofahrt vor uns haben, fragt er uns, ob wir auf die Pirsch am Nachmittag verzichten wollen und er uns lieber gleich ins Camp fahren soll. Ruth und ich schauen uns an. Wir sind zwar nach der langen Reise etwas müde, aber einen Gamedrive sausen lassen, das kommt für uns gar nicht infrage!
Sean funkt also in die Lodge, dass wir uns unterwegs mit unserem Guide treffen wollen. Wir wechseln dann einfach das Fahrzeug, während der Manager mit unserem Gepäck weiter fährt. Das klingt gut! Wir holpern die sandige Buckelpiste entlang und sind nach wenigen Minuten wieder in unser „Botswana-Leben“ eingetaucht. Was gibt es schöneres, als im Busch wilde Tiere aufzuspüren? Mir fällt gerade nichts ein :)

Gegen 16:45 erreichen wir eine breite Schotterstrasse. Genau in diesem Moment erscheint ein weiteres Auto. Das ist unser Guide. Na wenn das kein perfektes Timing ist! Ich nehme meine Fotosachen und wir wechseln das Fahrzeug. Unser Guide Albert stellt sich vor, außerdem fahren wir mit einem Ehepaar aus Australien auf die Pirsch. Immer wieder treffen wir Australier! Aber bisher haben wir mit diesen Landsleuten fast nur positive Erfahrungen gemacht. Auch diese Beiden erweisen sich als angenehme Mitfahrer.
Wir bleiben auf der Gravelroad und fahren in nördliche Richtung. Irgendwann biegen wir auf eine Sandpiste ab. Das Buschwerk ist dicht, das Gras am Rand ist hoch, keine wirklich guten Bedingungen für einen Fototrip. Aber ich bleibe entspannt, das alles habe ich ja gewusst. Vor uns sehen wir ein anderes Fahrzeug. Wir fahren jetzt querfeldein und nähern uns ein paar Büschen. Da wir in einer Privatkonzession unterwegs sind, dürfen wir ungestraft offroad fahren. Albert stoppt und macht den Motor aus. Mitten in einem Busch erkennen wir Körper und Kopf einer Löwin. Sie ist ca. 2 Meter hochgeklettert und liegt jetzt auf ein paar mittelstarken Ästen. Was treibt bitte schön die Löwin auf so einen ungemütlichen Platz? „Sie flüchtet vor den Fliegen am Boden“ erklärt uns Albert. Der Kopf der Katze lugt zwischen den dichten Blättern hervor, das gibt ein paar nette Schnappschüsse für mich.





Jetzt versucht sie eine andere Liegeposition zu finden, der ganze Busch wackelt bedenklich. Hier besteht durchaus Absturzgefahr! Nach einer knappen halben Stunde fasst die Löwin den Entschluss, ihre Position zu verlassen. Vorsichtig dreht sie sich um, zeigt uns kurz ihr Hinterteil, um dann nach einigem Zögern auf die Erde zu springen. Sie hinkt etwas, so als hätte sie sich beim Hinunterspringen den Knöchel verknackst, jetzt legt sie sich hin und schaut uns fast ein wenig vorwurfsvoll an. Dann rollt sie sich über den Rücken auf eine Seite. Tatsächlich stürzen sich innerhalb kurzer Zeit viele Fliegen auf sie. Albert hat also mit seiner Erklärung für die Kletteraktion der Löwin Recht gehabt. Genervt streicht sie mit einer Pranke über ihren Kopf und verdeckt die Augen, so als wolle sie ihre Umgebung einfach nicht mehr sehen. Die Raubkatze hebt noch einmal den Kopf, schaut müde in unsere Richtung, dann legt sie wieder die Pranke über die Augen und döst.









Es ist jetzt kurz nach 18:00, die Sonne ist bereits hinter den dichten Büschen um uns herum verschwunden, wir starten zu unserer Rückfahrt zum Camp. Als wir die Sandpad erreichen, stoppen wir noch einmal kurz, um die rosa eingefärbten Wolken zu bewundern, dann fahren wir bei einbrechender Dunkelheit weiter.



Langsam macht sich bei uns die lange Anreise bemerkbar, wir werden ziemlich müde und wünschen uns nur noch, dass wir das Camp bald erreichen. Nach einer halben Stunde erfassen die Scheinwerfer des Fahrzeugs zwei Hyänen, die am Rand der Piste entlang laufen. Da man diese Tierart nicht häufig sieht, werden wir natürlich langsamer und fahren hinter ihnen her. Meine Frau wird etwas ungeduldig, sie möchte jetzt ins Camp. Wir sind seit mehr als 24 Stunden unterwegs, es wird Zeit, mal zu Duschen, die Kleidung zu wechseln und sich hinzulegen. Aber wir wollen natürlich unseren Mitfahrern den Spaß nicht verderben und verhalten uns ruhig. Nach fünf Minuten drehen die Hyänen ab und verschwinden in den Büschen. Jetzt können wir weiter fahren. Kurz darauf verlassen wir die Schotterstrasse und rumpeln einen Sandweg entlang. Hin und wieder müssen wir tiefe Schlammlöcher umfahren, auch hier sind die Nachwirkungen der ungewöhnlich intensiven Regenzeit zu sehen.

Irgendwann sehen wir ein paar Lichter vor uns, kurze Zeit später haben wir das Machaba Camp erreicht. Wir werden – wie so oft – mit feuchten Tüchern empfangen, dann bringt man uns zu unserem Zelt. Die Formalitäten werden später erledigt. Wir duschen in Rekordzeit, wechseln die Kleidung und schon werden wir zum Dinner abgeholt. Auch hier dürfen wir in der Dunkelheit nicht ohne Begleitung laufen, denn das Camp ist nicht eingezäunt und tierische Besucher wie Elefanten, Hippos, Büffel oder vielleicht auch Raubkatzen können jederzeit durch das Areal streifen.
In der Main Area angekommen erledigen wir schnell noch das Formelle, dann gönnen wir uns einen verspäteten Sundowner in Form von Rotwein. Gegessen wir an einem langen Tisch, die Gäste sitzen also alle nebeneinander oder gegenüber. Wein und Abendessen sind ohne Fehl und Tadel, und wenige Minuten nach dem Dessert lassen wir uns wieder zum Zelt bringen. Wir sind jetzt total KO und sehnen uns nach einem Bett. Fünf Minuten später schlüpfen wir unter die Decke und kurze Zeit später sind wir auch schon eingeschlafen.

Freitag 14.04.17

Die Nacht verläuft ruhig, vermutlich hätte ein Eli unser Zelt zerstören können, wir hätten es nicht bemerkt. Eine Viertelstunde vor dem „offiziellen“ Wecktermin, also um 05:15 werde ich wach. Draußen ist es zwar noch dunkel, die ersten Vögel machen sich aber schon bemerkbar. Ich muss gar nicht lange warten, da bewegt sich meine bessere Hälfte neben mir. Es wird Zeit, unseren ersten Tag im Machaba Camp zu beginnen. Um kurz vor 06:00 verlassen wir unser Zelt und laufen zur Main Area, nach einem kleinen Frühstück mit Cornflakes und Muffins werden wir unseren ersten Gamedrive unternehmen.

Machabe ist ein Zeltcamp direkt am Khwai River gelegen und bietet 20 Gästen in 10 Zelten eine Unterkunft. Zwei Zelte bilden eine sogenannte Family Unit, dort können 4 Personen übernachten. Die Main Area ist ein langes Zelt, das an einer Seite mit Blick auf den Khwai und das gegenüberliegende Ufer offen ist. In der einen Hälfte stehen zahlreiche quadratische Zweiertische, die am Abend zu einer großen Einheit zusammengestellt werden können. In der anderen Hälfte stehen bequeme Sessel und Sofas. Dort befindet sich auch ein Kühlschrank, aus dem man sich den ganzen Tag lang mit Getränken versorgen kann. Vor der Main Area befindet sich eine große, sandige Fläche. Hier wird abends ein Feuer gemacht. Unter einem schattenspendenden Baum kann man sich auf einem weiteren Sofa ausstrecken und das Wildlife beobachten. Alles macht einen harmonischen, entspannenden Eindruck. Nicht weit von der Main Area entfernt steht ein kleines offenes Zelt. Hier befindet sich der Internet Hotspot mit einer – wenn auch zeitweise wackeligen – W-Lan Verbindung.















Unser Zelt ist ca. 60 qm groß, hat einen Hauptraum mit Betten und Ankleidebereich sowie eine abgetrennte Dusche und ein WC. Wenn man heißes Wasser bestellt, kann man auch die Außendusche (Bucketshower) benutzen.













Doch zunächst einmal widmen wir uns dem kurzen Frühstück. Das Camp ist gut besucht und drei Safarifahrzeuge stehen zur Abfahrt bereit. Während wir unseren Kaffee schlürfen, erscheinen auch die Australier, kurz darauf kommt Albert. Unser Guide ist uns sehr sympathisch und ich weiß jetzt schon, dass wir uns sehr gut mit ihm verstehen werden. Andere Gäste sind natürlich auch schon da, sie kommen aus Frankreich, Deutschland und Australien. Die Familie aus Deutschland ist noch vom nächtlichen Besuch beeindruckt. Zwei Hippos haben in unmittelbarer Nachbarschaft das Gras abgeweidet. Das hört man in einem Zelt natürlich sehr gut, da ist an Schlaf nicht wirklich zu denken.
Um kurz vor 07:00 kommt Albert zu uns. „Are you ready?“. Na das braucht er uns nur einmal zu fragen, ich bin IMMER bereit für eine Pirsch :woohoo:

Wir setzen uns ins Fahrzeug, in der ersten Reihe die Australier, in der zweiten Reihe wir. Der Weg schlängelt sich durch ein Wäldchen, dann erreichen wir offenes Gelände, eine sogenannte Pfanne. Die Gegend besteht aus hellem, festen Sand mit vielen grünen Büschen und Bäumen. Wieder schaukeln wir einen Sandweg entlang, bis wir auf die Schotterstrasse treffen, die hoch zum Chobe Nationalpark führt. Links und rechts tauchen ab und zu einige Impalas oder Paviane auf, andere nennenswerte Sichtungen aber gibt es nicht. Albert erhält einen Funkspruch, Ruth und ich können das Wort „Nkwe“ verstehen, also scheint der Morgen gleich mit einer Leopardensichtung zu beginnen. Wir fragen Albert, ob wir die Info richtig verstanden haben, er nickt und bestätigt unsere Meinung. Ich habe aber den Eindruck, es scheint ihm nicht recht zu sein, dass wir einzelne Wörter übersetzen können. Ich kann seine Bedenken schon verstehen, schließlich weiß er ja nie, ob die Katze bis zu unserer Ankunft überhaupt noch sichtbar ist und er möchte keine enttäuschten Gäste im Auto haben.
Wir beschleunigen etwas, bald darauf biegen wir ab. Etwa 10 Minuten später können wir ein anderes Auto entdecken, dessen Insassen gespannt eine Stelle im Busch beobachten und die Kameras gezückt haben. Der Leo scheint noch da zu sein. Wir warten einen Moment, dann entfernt sich der Wagen, jetzt können wir etwas näher an den Ort des Geschehens heranfahren. Tatsächlich liegt der Leopard im dichten Gras, schaut uns zwar an aber lässt sich nicht wirklich durch den Lärm des Fahrzeugs stören. Dann stellt Albert den Motor ab und es wird wunderbar ruhig. Nur der Gesang der Glanzstare ist jetzt zu hören. Ich versuche, ein paar Nahaufnahmen vom Leo zu machen. Das ist gar nicht so einfach, denn das Gras ist ziemlich hoch und dicht und das liebe Kätzchen denkt gar nicht daran, sich vielleicht etwas nach vorne zu bewegen, damit ich weniger Grashalme auf dem Foto habe :S



Irgendwann wird es dem Leo zu bunt und er kriecht ein Stück weiter in den Busch hinein, jetzt kann man seine Bewegungen nur noch schemenhaft erkennen. Das ist für uns das Zeichen, weiter zu fahren. Wie bereits erwähnt ist die Vegetation sehr dicht, das erschwert die Sichtungen natürlich ungemein. Immer wieder hören wir das Schnauben und Röcheln der Impalaböcke, die ihre Herde zusammenhalten und gegen Nebenbuhler verteidigen wollen. Schließlich ist es Herbst im südlichen Afrika und damit beginnt – wie bei unserem heimischen Rotwild – die Brunftsaison.

In einem hohen Baum ist ein riesiges Nest zu sehen. Es ist die Behausung eines mittelgroßen Vogels, dem Hammerkop. Wir halten an und können das Vogelpaar beim Nestbau beobachten. Immer wieder startet einer, um mit einem Ast oder Zweig zurück zu kommen, während der Partner eifrig bemüht ist, das neue Baumaterial am besten Platz einzuarbeiten. Neben uns beginnt es zu hämmern. Ein Bennett´s Woodpecker ist auf der Suche nach Insekten. Jetzt ist er für uns sichtbar. Ein misstrauischer Blick in unsere Richtung – dann klettert er ein Stück den Stamm hinauf und hämmert weiter.



Wir fahren an einem Wäldchen entlang. Vor uns huschen ein paar Banded Mangoose über die Pad. Wir können zwei von ihnen im hohen Gras ausmachen. Sie stehen auf ihren Hinterbeinen und schauen angestrengt in unsere Richtung. Einige Sekunden später huschen sie weiter und folgen ihren Kameraden, die bereits – für uns nicht sichtbar – hinter dem nächsten Busch auf Futtersuche sind. Wir können nur ihre Stimmen hören. Noch ein Stück weiter schrecken wir einen Ground Hornbill auf, der es sich in einem Baum gemütlich gemacht hatte. Das ist ein seltener Anblick für uns, denn normalerweise sind diese Vögel auf der Erde unterwegs, um kleinere Reptilien oder Insekten aufzusammeln. Etwa zwei Stunden nach unserer Leopardensichtung erreichen wir die Mogothlo Campsite des Khwai Community Trust. Die Gegend ist uns vertraut, denn vor einigen Jahren stand in unmittelbarer Nähe das Khwai Mobile Camp, dort verbrachten wir drei Tage und Nächte in unmittelbarer Nähe von Impalas, Zebras und Elefanten. Diese Erlebnisse sind mir bis heute sehr gut in Erinnerung geblieben, zumal eines meiner Lieblingsfotos hier entstand. Ruth konnte mich mit einem Weinglas in der Hand fotografieren. Eigentlich nichts Ungewöhnliches – wenn man mal von dem Eli etwa 5 Meter hinter mir absieht, der auch noch genau in dieser Sekunde in die Kamera schaut :whistle:

Heute können wir in dem offenen Gebiet ein paar weit verstreute Elefanten, einige kleinere Impalaherden und eine Gruppe weidender Zebras ausmachen. Doch halt! Was ist denn dort im Gras? Da bewegen sich doch Köpfe und Ohren! Wir nähern uns der Stelle und siehe da! Ein Rudel Wildhunde hat sich hier niedergelassen. Manche Tiere liegen platt auf dem Boden, andere sind unruhig, laufen zu ihren Kollegen, beschnuppern sich und lassen sich für einige Momente dicht neben dem Kameraden zu Boden fallen. Ganz in der Nähe weiden die Zebras. Ich bin mir ganz sicher, dass sie die Hunde schon lange bemerkt haben, aber ihr Verhalten zeigt deutlich, dass sie nicht eine Sekunde Angst vor den gefürchteten Jägern haben.



Auch die Hunde beachten die Zebras nicht, sondern stehen nur auf, um die herumrennenden Impalas genau zu beobachten. Die wiederum scheinen so beschäftigt zu sein, dass sie die nahe Gefahr nicht realisieren. Ein einsamer Impalabock nähert sich dem Rudel. Bei uns steigt kurz die Spannung. Kann ich endlich mal eine Jagd auf die Speicherkarte bannen? Der Bock aber folgt wohl einer inneren Stimme und ändert die Richtung. Die Hunde scheinen auch nicht allzu hungrig zu sein, zumal Alphaweibchen / Männchen sehr mit sich selbst beschäftigt sind und eher daran denken, kleine Wildhunde zu produzieren.









Wir warten eine gute halbe Stunde, aber nichts Aufregendes passiert. Albert hat inzwischen mit dem Fahrer eines anderen Wagens gesprochen. Der hat einen männlichen Löwen in der Nähe gesehen. Also beschließen wir, die Katze aufzuspüren. Nach etwa 10 Minuten Fahrt verlässt Albert die Piste und wir umrunden einige dichte Büsche. Es ist wirklich nicht einfach, eine gut versteckte Raubkatze zu finden, selbst wenn man eine Beschreibung des Ortes hat, an dem sie sich aufhält. Nach einigen Minuten haben wir den Löwenmann doch gefunden. Er hat sich tief in den Schatten zurückgezogen. Als wir uns vor dem Busch platzieren, hebt er müde den Kopf und beobachtet uns kurz, dann streckt er wieder alle Viere von sich und döst vor sich hin. Mir gelingen einige Fotos, dann hat sich die Sache erledigt.



Also fahren wir wieder zu den Wildhunden. Die Gruppe ist jetzt unruhig geworden. Immer wieder stehen sie auf und beobachten ganz genau die Impalas. Während wir das Gebiet bereits verlassen, wird es plötzlich interessant. Ein Impalabock vertreibt einen Herausforderer und beide nähern sich dabei dem Rudel. Jetzt springen alle (bis auf das immer noch mit sich beschäftigte Alphapaar) auf und rennen auf die Antilopen zu. Dabei ist es für die Hunde aber gar nicht so leicht, im hohen Gras die Orientierung zu behalten. Wenn sie durch das Gras springen, erinnern sie ab und zu an Kängurus. Jetzt haben andere Impalas die Gefahr entdeckt und überall hört man das warnende Schnauben. Mit gewaltigen, hohen Sprüngen entfernen sich auch die zwei Böcke aus der Gefahrenzone. Pech für die Wildhunde! Aber ohne ihre Anführer wirken sie sowieso etwas desorientiert. Ich bin nicht ganz unglücklich über diesen Misserfolg, denn für gute Fotos sind wir schon zu weit entfernt und richtige Action ohne die Möglichkeit zu fotografieren hätte mich ziemlich depressiv gemacht.





Wir verlassen jetzt endgültig die Gegend, um langsam aber sicher unser Camp anzusteuern. Schließlich meldet sich bei uns jetzt der Hunger und ein Brunch wird gerne genommen. Auf der Rückfahrt gibt es nichts Besonderes zu sehen, deshalb erreichen wir eine knappe Stunde später wieder Machaba ohne weiteren Stopp.
Wir besuchen kurz unser Zelt, verstauen unsere Sachen, dann laufen wir wieder zur Main Area. Während wir bei angenehmen Temperaturen gemütlich brunchen, taucht am gegenüberliegenden Ufer ein Elefantenbulle auf, der ebenfalls ein zweites Frühstück zu sich nimmt. Das ist doch ein schönes Hintergrundbild, das gut zu einem entspannten Essen in der afrikanischen Wildnis passt. Nach dem Brunch legen wir eine Ruhepause ein, schließlich müssen wir neue Kräfte für den Gamedrive am Nachmittag sammeln ;)



Um 15:30 finden wir uns in der Main Area zum High Tea ein. Wie immer gibt es Kaffee / Eiskaffee, Tee oder Limonade. Dazu kann man einen Kuchen oder etwas Herzhaftes zu sich nehmen. Ziemlich genau um 16:00 starten wir unsere Pirsch. Der Nachmittag beginnt extrem ruhig. Die Highlights heißen Glanzstar, Elsterdrossling, Gelbschnabeltoko, Specht und Frankolin, natürlich will ich die allgegenwärtigen Impalas nicht vergessen. Ich habe mich bereits am Vormittag mit unserem Guide Albert bestens verstanden, wir unterhalten uns viel, er hat einen ähnlichen Humor wie ich, deshalb wird es für mich nicht langweilig, auch wenn sich die Tierbeobachtungen arg in Grenzen halten.

Etwa 1 ½ Stunden später tritt immerhin ein schwergewichtiger Darsteller in Form eines Elefantenbullen die Bühne. Sein linker Stoßzahn ist abgebrochen, das deutet darauf hin, dass er „Linkshänder“ ist. Wir haben schon oft gehört, dass die Elis – wie wir Menschen eine Hand - einen Stoßzahn bevorzugen um z.B. Rinde von den Bäumen zu schälen. Da kann es dann schon mal passieren, dass etwas schief geht und der Stoßzahn abbricht. Obwohl wir direkt neben dem Bullen anhalten, kümmert er sich keine Sekunde um uns, sondern rupft weiter Blätter von einem Busch, um sie genüsslich zu fressen. An einem kleinen Teich entdecken wir einige Witwen-Pfeifgänse. Die fühlen sich jedoch von uns gestört und fliegen mit ihren typischen „wiwiwiwi“ Rufen davon.





Die Sonne nähert sich dem Horizont, es wird Zeit für den Sundowner. Mein Frau Ruth ist hocherfreut, denn gestern Abend, ausgerechnet am ersten Abend unserer Reise, fiel der Sundowner wegen der „Buschlöwin“ und wegen zu vieler Wolken aus. Heute sind zwar auch einige Wolken am Horizont, die Sonne findet aber immer wieder eine Lücke, um die Landschaft mit goldenem Licht einzufärben. Wir halten in der Mitte einer Pfanne. Hier haben wir eine gute Übersicht und kein Tier kann sich unbemerkt anschleichen. Es ist jetzt 18:00, wir verlassen den Wagen, Albert holt ein Metalltablett, befestigt es an der vorderen Stoßstange, legt eine Tischdecke darüber und schon hat er ein Tisch, auf dem er die Getränke und Knabbereien servieren kann. Mit einem Glas Weisswein in der Hand stehen wir zusammen mit Albert und den Australiern der Sonne zugewandt und bewundern das Farbenspiel der Wolken, die das gelb-orange-rote Licht der untergehenden Sonne reflektieren. So könnten wir lange, lange stehen bleiben, doch leider versinkt die Sonne hier in den Tropen mit rasender Geschwindigkeit und die Dämmerung setzt ebenso schnell ein. Also wird wieder alles zusammen gepackt und im Fahrzeug verstaut.









Eine halbe Stunde später sind wir wieder unterwegs. Albert hat einen Scheinwerfer herausgeholt und leuchtet die Gegend nach nachtaktiven Tieren ab, aber so richtig erfolgreich ist er damit nicht. Eigentlich sollten wir bald das Camp erreichen, aber unser Guide nimmt einen anderen Weg. Was hat er bloß vor? In der Ferne glitzern ein paar Lichter mitten im Busch. Als wir näher kommen, entpuppen sich die Lichter als Öllampen. Jetzt wissen wir Bescheid! Heute gibt es ein Buschdinner irgendwo in der Wildnis. Das ganze Areal ist mit Öllampen markiert. In der Mitte brennt ein Lagerfeuer. Daneben steht ein langer Tisch, an dem das Dinner serviert wird. Eine weisse Tischdecke, ein perfekt gedeckter Tisch, weisse Servietten in den Gläsern, das alles sieht richtig gut aus, man kann wirklich nicht meckern! Am Eingang des Areals befindet sich die Bar, auch die ist mit vielen kleinen Teelichtern geschmückt. Hocherfreut lassen wir uns gerne ein Glas Weisswein einschenken, bevor wir uns ans Feuer setzen. Hier wird auch gerade das Fleisch für unser Dinner gegrillt. Etwa 15 Minuten später werden wir an den Tisch gebeten, dann folgt die Bekanntgabe des Menüs durch die Küchenchefs, danach informiert uns der Weinkellner, was er heute im Angebot hat. Wie auf Bestellung reißt die Wolkendecke auf und gibt den Blick auf die Sterne und die Milchstrasse frei. Geht es eigentlich noch besser? In diesem Moment können wir uns das überhaupt nicht vorstellen!









Der Abend wird mit gutem Essen und netten Gesprächen fortgesetzt, gegen 21:15 sind wir trotzdem ziemlich müde. Das gilt auch für unsere Mitfahrer aus Australien, also beenden wir den Abend und lassen uns von Albert ins Camp fahren. Der ist nicht traurig darüber, denn jetzt kommt er auch etwas früher ins Bett. Das Camp ist nicht weit entfernt, wieder werden wir bereits erwartet und bekommen ein feuchtes Tuch, um uns etwas zu erfrischen, dann lassen wir uns von Albert zum Zelt bringen.

Gegen 02:00 und gegen 04:00 hören wir Löwengebrüll. Es scheint gar nicht so weit weg zu sein. Mal sehen, vielleicht haben wir Glück und können die Katzen aufspüren. Mit diesen Gedanken schlafen wir wieder ein.

... wird fortgesetzt ...
Anhang:
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01 Jun 2017 07:50 #476740
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Samstag 15.04.17

Unsere Mitfahrer haben das Löwengebrüll in der Nacht ebenfalls gehört, deshalb sind auch sie schon ganz auf eine Löwenpirsch eingestellt, als wir uns um 06:00 beim Frühstück treffen. Als Albert erscheint, muss er uns gar nicht fragen, ob wir bereit sind, da gibt es wohl keinen Zweifel :woohoo: :woohoo:
Also sind wir die ersten, die ins Fahrzeug steigen und losfahren. Wieder schlängeln wir uns auf der Sandpiste durch das Wäldchen, bevor wir offenes Gelände erreichen. Albert spricht bereits in sein Funkgerät und es sieht so aus, als wüsste er, welche Richtung er einschlagen muss. Wir überqueren die Pfanne und folgen einem dichtbewachsenen Pfad. Immer wieder verschwindet die Spur in Wasserlöchern und Albert entscheidet sich, außen herumzufahren. Er wird schon wissen, warum. Dann sehen wir ein Safarifahrzeug am Rand der Piste im hohen Gras. Wir nähern uns langsam, jetzt haben wir unser Ziel erreicht.
Ein Löwenpaar liegt auf der Piste. Während der Löwenmann gerade döst, schaut die Löwendame aufmerksam in die Runde. „Die beiden sind gerade in Paarungsstimmung, wir müssen also nur einige Minuten warten, dann ist wieder Action angesagt“, erklärt Albert. Also checke ich noch mal den Fotoapparat, um bereit für die nächste Vorführung zu sein. Ich stelle fest, dass die Lichtverhältnisse für gute Fotos nicht wirklich ausreichen, aber dem Löwenmann ist es egal. Er hebt den Kopf, schaut mit müden Augen in der Gegend herum und steht auf. Auch die Löwendame hat sich erhoben und läuft ein paar Schritte, ihr Verehrer folgt ihr. Aha, gleich wird was passieren! Sie ändern die Richtung und verschwinden im hohen Gras, das wiederum finde ich nicht besonders witzig. Wie soll ich jetzt Bilder machen? Glücklicherweise tauchen sie ein Stück weiter wieder auf der Piste auf. Sofort geht es zur Sache. Sie sind jetzt eigentlich zu weit entfernt und sie drehen uns den Rücken zu, aber es ist besser, als gar nichts. Die ganze Angelegenheit dauert nur ein paar Sekunden, der Löwe knurrt und grummelt, dann lässt er von seiner Lady ab und sie dreht sich auf den Rücken und maunzt kurz. Das war es dann auch schon. Beide liegen wieder nebeneinander im Gras und schauen mit trägem Blick in unsere Richtung. Ok, jetzt haben wir ein paar Minuten Zeit, um unseren Standort zu wechseln. Das stellt sich als nicht so einfach heraus, denn das Gelände ist sehr sumpfig. Es gelingt uns trotzdem, den Abstand zum Liebespaar zu verkürzen. Inzwischen sind noch zwei Wagen eingetroffen. Sie rangieren hin und her, die Insassen unterhalten sich, aber das Löwenpaar lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.





Während ich beim Checken der Aufnahmen feststelle, dass es eigentlich immer noch zu dunkel ist, lugt die Sonne durch das Buschwerk und hüllt die Szenerie in goldenes Licht. Jetzt bin ich zufrieden. Der Löwenmann nimmt das zum Anlass, um an eine Wasserstelle zu laufen und erst einmal ein paar Schlucke zu trinken. Dann dreht er sich wieder um und nähert sich der Löwendame. Die liegt zwar im Schatten, dafür beobachten wir das Paar jetzt im Profil. Auch wenn ich immer noch nicht ganz zufrieden bin, weil das hohe Gras die Körper teilweise verdeckt, sind die Aufnahmen schon ein ganzes Stück besser als vorhin. Wieder dauert die eigentliche Paarungsszene nur einige Sekunden, der Löwenmann beisst seiner Partnerin kurz in den Nacken, reisst das Maul auf, knurrt, zeigt sein imposantes Gebiss, zieht die Nase kraus und beendet die Action, während sich Madame wieder mit einem Maunzen auf den Rücken rollt. Schon ist die Vorstellung wieder vorbei. Beide stehen auf und ziehen sich tiefer ins hohe Gras zurück.











Wir versuchen, ihnen zu folgen, müssen aber einsehen, dass die Gefahr, stecken zu bleiben, immer grösser wird, zumal Albert durch das hohe Gras absolut keine Chance mehr hat, die Bodenverhältnisse vor dem Auto richtig einzuschätzen. Also verlassen wir das Liebespaar und setzen unseren Gamedrive fort. Es tut sich nicht viel auf unserem Weg. Wir hören das Schnauben der allgegenwärtigen Impalas. Es sind keine Warnsignale wegen der Löwen in der Nähe, sondern die Herdenchefs sind mal wieder bemüht, ihre Mädels zusammen zu halten oder einen unliebsamen Nebenbuhler zu vertreiben.
Der dichte Busch öffnet sich und wie erreichen eine Pfanne. An einem kleinen Teich laufen zwei Wattled Cranes auf der Suche nach Nahrung durchs Gras, die werden natürlich sofort geknipst.



Ein alter Termitenbau wurde von den Dwarf Mangoses zum Familienhotel erklärt. Als wir uns nähern, verschwinden sie alle im Innern. Albert stoppt, stellt den Motor ab und wir warten. Nach etwa einer Minute lugt die mutigste Manguste aus einem Loch hervor. Wenig später erscheint die Familie vollzählig auf der Spitze des Baus, lässt sich von der Sonne aufwärmen und die Familienmitglieder spielen miteinander. Wir fahren weiter, ein paar Minuten später sehen wir ein wartendes Fahrzeug vor einem Busch. Da muss also etwas sein. Tatsächlich! Ein Leopard liegt im Gras. Er ist vorzüglich getarnt und wir hätten ihn beim Vorbeifahren vermutlich nie entdeckt. Er schaut uns misstrauisch an, bleibt aber weiterhin liegen. Nach etwa fünf Minuten steht er dann doch auf und läuft ein Stück, bevor er es sich unter einem Busch bequem macht. Jetzt wird erst einmal herzhaft gegähnt. Auch wenn das Fotolicht wieder sehr schlecht ist und ich keine wirklich scharfen Bilder machen kann, nehme ich diese Aufnahmen gerne mit, denn einen Leo mit aufgerissenem Maul fehlt mir noch in der Bildersammlung. Ein Glanzstar landet auf einem Zweig und stört die Ruhe mit lauten Warnrufen. Der Leopard schaut scheinbar missbilligend nach oben, aber diesen Störenfried kann er nicht erreichen oder verscheuchen. Also wird noch einmal gegähnt, dann steht der gefleckte Räuber auf und überquert langsam eine Lichtung, bevor endgültig im undurchdringlichen Buschwerk verschwindet. Das ist das Signal für uns, um weiter zu fahren.





Die nächste Stunde bleibt es wieder ziemlich ruhig. Dann treffen wir auf zwei Hornraben. Leider ist dieses Paar sehr scheu und sie vergrößern sofort den Abstand zu uns. Albert macht den Motor aus und wir können sie wenigstens aus der Entfernung beobachten. Ich finde ihr Fressverhalten sehr interessant. Wenn die Vögel etwas gefunden haben, dann schnicken sie es in die Luft, öffnen den Schnabel und lassen die Beute direkt in den Schlund fallen. Die Herausforderung für die Fotografen ist es, ein Bild zu machen, wenn die Beute sich sozusagen im Schwebezustand zwischen dem geöffneten Schnabel befindet. Auch mein „Freund“ Albert versucht das immer wieder, hat aber bisher noch kein zufriedenstellendes Bild machen können. Mir wiederum ist es vor ein paar Jahren tatsächlich einmal gelungen. Ich habe das Beweisfoto auf meinem Tablet-PC. Also werde ich Albert dieses Bild bei unserer Kaffeepause zeigen, ich weiß genau, das wird ihm „wehtun“. Ja, ja, manchmal kann ich ziemlich sadistisch sein :evil:



In der nächsten Stunde sind die Highlights an zwei Fingern abzuzählen: Ein jugendlicher Martial Eagle auf dem Ast eines toten Baumes, ein Saddle Billed Stork im sumpfigen Gelände, das war es dann auch schon. Wir stoppen für einen Kaffee. Jetzt kann ich Albert das Foto des Ground Hornbill mit geöffnetem Schnabel zeigen. Unser Guide stöhnt aus tiefstem Herzen. „Walter, das ist wirklich nicht fair! Weißt du, wie lange ich schon so ein Foto machen will?“ Ich grinse ihn an, klopfe ihm auf die Schulter und sage: „Albert, du bist doch noch jung und hast das Leben vor dir. Sicher wirst du eines Tages genau dieses Bild machen können!“ Er schaut mich an, als hätte er in eine Zitrone gebissen und nickt langsam. Irgendwie habe ich ihn gerade deprimiert…

Nachdem wir unsere Pause beendet haben, können wir zumindest noch eine Zebraherde aufstöbern. Ein einzelner Ground Hornbill taucht aus dem Gras auf. Er hat einen Frosch im Schnabel, aber sobald er uns bemerkt, rennt er mit seiner Beute davon. Es ist jetzt 11:00, Zeit, um ins nahe Camp zurück zu fahren, dort wartet ein Brunch auf uns.



Nach unserer Ankunft laufen wir zum Zelt, ziehen uns etwas luftiger an und kehren zur Main Area zurück. Bei angenehmen Temperaturen lassen wir es uns bei Eiern mit Speck etc gut gehen. Danach ist Siesta angesagt. Während ich im Zelt die Beine hochlege, testet Ruth den Pool.
Um 15:30 ist es schon wieder soweit. Wir sitzen auf dem gemütlichen Sofa im Schatten eines Baums und essen ein Stück Kuchen, dazu gibt es Eiskaffee. Wir schauen über den Khwai River, zwei Hippos bewegen sich langsam im Schilf. Nicht weit entfernt zupft ein Elefant das saftige Gras aus dem Wasser. Ach ja, wir fühlen uns sauwohl an diesem entspannten Samstagnachmittag. Inzwischen sind neue Gäste im Camp eingetroffen. Ein englisches Paar auf Hochzeitsreise stellt sich vor. Sie werden uns heute begleiten. Auch die Australier sind bereit, es kann also losgehen.

Wir brauchen gar nicht weit zu fahren, da stoppen wir auch schon wieder. Ein müder Löwe liegt am Rand der Piste. Scheinbar wiederwillig hebt er kurz den Kopf, schaut uns mit halb geschlossenen Augen an und lässt den Kopf ermattet wieder auf die Erde sinken. Unsere Mitfahrer aus England sind begeistert. Es ist ihr erster Aufenthalt in Afrika. Mein Adrenalinspiegel hält sich arg in Grenzen, denn bei schlafenden Löwen bin ich nicht wirklich euphorisch. Sorry, ist das jetzt dekadent? Ich weiß, ich weiß, auch wir haben mal klein angefangen, deshalb bringen wir ja auch die nötige Geduld auf und fragen nicht, ob wir endlich weiterfahren können.



Die Gäste haben ihre Bilder gemacht, wir überqueren die „Pfanne“. Die zwei Wattled Cranes stehen immer noch am Rand des Wassers, diesmal etwas näher. Also lasse ich mich zu einigen Bildern hinreißen, auch wenn meine Fotoobjekte eigentlich zu weit entfernt sind. Albert macht uns auf ein Krokodil im Wasser aufmerksam. Das Augenpaar über der Wasseroberfläche ist nur sehr schwer auszumachen, aber unser Guide ist halt geschult und hat einen Blick für so etwas.



Albert schlägt vor, das Löwenpaar zu besuchen. Schließlich haben unsere Mitfahrer aus England noch keine „Mating Lions“ gesehen. Nach einer halben Stunde haben wir die Stelle, an der wir sie am Morgen verlassen haben, erreicht. Jetzt sind keine Löwen zu sehen. Albert beobachtet die Umgebung genau, aber nichts ist zu entdecken. Also heißt es erst einmal warten. Und tatsächlich! Nach ein paar Minuten hören wir das vertraute Knurren. Die Löwen sind also nicht allzu weit von uns entfernt, auch wenn es nicht die geringsten Anzeichen gibt. Das Gras ist einfach zu hoch. Unser Guide startet den Motor und wir fahren schön langsam in eine bestimmt Richtung, denn wir wollen natürlich keinem Löwen über den Schwanz oder die Pfoten fahren :whistle:
Nach einigen Minuten kreuz und quer durch das Gras können wir eine plattgedrückte Stelle ausmachen. Dort liegt der Löwenmann. Er schaut uns gedankenverloren an, gähnt erst einmal herzhaft, dann steht er auf uns umrundet einen Busch. Wir folgen ihm. Jetzt sehen wir auch die Löwin. Ohne große Vorbereitung macht sich der „Lover“ ans Werk, wieder dauert es nur einige Sekunden, dann ist der Spass (wenn es denn einer war) vorbei.









Albert hat inzwischen unsere Position per Funk an andere Guides durchgegeben. Es dauert nicht mehr lange und die himmlische Ruhe wir durch Motorenlärm unterbrochen. Die ersten zwei Wagen nähern sich, eine Viertelstunde später sind insgesamt fünf Fahrzeuge angekommen. Jetzt wird es Zeit für uns, den Platz zu verlassen, zumal sich die Löwen im hohen Gras zu einem Nickerchen entschlossen haben.



Wir fahren zurück zu dem einzelnen Löwen. Albert erklärt uns, das wäre der Bruder. Die zwei sind vor einem halben Jahr aufgetaucht und zumindest einer davon ist daran interessiert, seine Gene weiter zu geben. Der Bruder liegt faul am Pistenrand. Ein paar Minuten später jedoch steht er tatsächlich auf und läuft ein Stück in unsere Richtung. Es gelingt mir, bei relativ gutem Licht ein paar nette Aufnahmen zu machen, zumal er jetzt ganz dicht am Fahrzeug vorbei kommt. Mitten im Laufen lässt er sich jedoch wieder – wie vom Blitz getroffen – zu Boden fallen und bleibt liegen. Nur die Fliegen werden mit der Vorderpranke ab und zu verscheucht.











Wir fahren weiter und Albert wird auf bestimmte Laute aufmerksam. Unter einem Baum halten wir an. Oben auf den Ästen sitzen zwei Giant Eagle Owls und unterhalten sich miteinander. Wir sind begeistert, denn solch eine Unterhaltung haben wir noch nie gehört. Wir mögen diese Vögel sehr, ihre Augenlider sind rosa gefärbt und wenn sie einen anschauen, dann sieht das ein ganz klein wenig arrogant aus.





Jetzt wird es schon wieder Zeit für den Sundowner, es ist kurz vor 18:00 und die Sonne hat den Horizont fast erreicht. Zum Glück ist unser Platz zum Aussteigen ganz in der Nähe, Albert deckt in Windeseile unseren Tisch und wir können bei einem Glas Weisswein die untergehende Sonne und die schönen Wolkenformationen genießen. Das ist ja gerade für meine Frau ein sehr wichtiges Ritual nach einem Tag auf Safari. Es dauert nicht sehr lange, dann hat die Nacht ihr schwarzes Tuch über die Landschaft ausgebreitet.





Wir sind bereits ins Fahrzeug geklettert, Albert hat den Scheinwerfer herausgeholt und leuchtet die Büsche ab, um nachtaktive Tiere ausfindig zu machen. Hin und wieder huschen einige Vögel vorbei, aber das einzige größere Tier, das Albert aufspürt, ist der einsame Löwe. Der jedoch reisst sehr fotogen sein Maul auf und zeigt uns sein prachtvolles Gebiss in allen Einzelheiten. Vielen Dank, lieber Löwe, das war wirklich sehr nett!



Gegen 19:00 erreichen wir das Camp, lassen uns zum Zelt bringen, deponieren nur kurz das Fotoequipment, waschen uns Gesicht und Hände und schon laufen wir mit unserem Begleiter zurück zur Main Area. Mit Schrecken stellen wir fest, dass es unser letzter Abend im Machaba Camp ist. Es ist doch immer das Gleiche! Kaum hat man sich richtig eingewöhnt, da muss man schon wieder packen und weiter ziehen. Aber was hilft´s, es liegen ja noch drei Nächte in der gleichen Region vor uns, nur die Unterkunft wird eine andere sein. Heute Abend sitzen wir unter freiem Himmel, fast direkt am Ufer des Khwai. Neben mir hat Elke, die Managerin des Camps, Platz genommen. Sie kommt ursprünglich aus Belgien und ist dann in Botswana hängengeblieben. Elke ist eine nette Gastgeberin und hat natürlich auch ein paar interessante Geschichten und Anekdoten auf Lager, es macht Spass, ihr zuzuhören.

Wir befinden uns also in netter Runde, bewundern wir den afrikanischen Sternenhimmel, nicht weit entfernt können wir Hippos im Wasser plantschen hören, es ist mal wieder ein super Abend im Busch. Das einzig negative habe ich schon erwähnt: Morgen müssen wir diesen Ort verlassen. Wie muss es sich bloß anfühlen, wenn man mal zwei Wochen am gleichen Ort verbringt? Ich glaube eigentlich nicht, dass dann Langeweile aufkommen würde, denn wenn wir im November / Dezember unsere drei Wochen am Chobe verbringen, habe ich mich auch noch nie gelangweilt. Aber diese Überlegung hilft mir jetzt auch nicht weiter. Deshalb trinken wir noch ein Glas Rotwein und lassen uns dann zu unserem Zelt bringen. Bald liegen wir im Bett und lauschen noch ein paar Minuten den Geräuschen der Nacht, bevor wir ins Land der Träume hinübergleiten.

... wird fortgesetzt ...
Letzte Änderung: 01 Jun 2017 08:08 von leofant.
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02 Jun 2017 07:16 #476837
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Sonntag 16.04.17

Die Vögel wecken uns im Morgengrauen, der Wecker ist eigentlich überflüssig. Der Ablauf ist wie immer: Aufstehen, miniduschen, Zähne putzen, anziehen, Equipment zusammen suchen und schon sind wir auf dem Weg zum Frühstück. In der Main Area werden wir fröhlich willkommen geheissen, auf jedem Tisch liegen einige bunte Ostereier. Ach ja, es ist ja Ostern! Während wir an unserem Tisch sitzen und uns mit einem Morgenkaffee in Form bringen, fällt mir etwas auf. Ein Stück weiter sitzt eine Familie aus der französischen Schweiz. Alle drei haben einen Kaffee vor sich. Jetzt erscheint ein Mitglied der Staff mit einer Flasche Amarula. Die Gäste lassen sich den Kaffeepott reichlich mit dem Likör auffüllen. Wow! Es ist 06:10 am frühen Morgen, die werden ja auf der Fahrt so richtig in Stimmung sein! Wie sagt mein Freund John immer: The more you drink, the more you see :whistle:

Mir wird jetzt auch klar, warum einer dieser Gäste an einem ziemlich kühlen Morgen nur ein knappes Trägershirt an hat. Dem wird gerade richtig warm :laugh: :laugh:

Heute früh fahren wir nur mit den Engländern raus, denn die Australier verlassen das Camp und wollen keinen Stress. Wir werden ja um die Mittagszeit auch „umziehen“, aber mir käme nie in den Sinn, deshalb eine Pirsch ausfallen zu lassen. Auch am Ostersonntag gibt es zunächst einmal keine Ostergeschenke in Form von Sichtungen. Aber immerhin, nach einer knappen halben Stunde finden wir das Löwenpaar und heute haben sie sich nicht im Gras versteckt, sondern sie sind wirklich gut sichtbar. Scheinbar gedankenverloren schauen sie mal dahin, mal dorthin, dann bewegt sich die Löwendame zu einer offenen Fläche. Na los, ihr beiden, stellt mal was an, das Licht ist gerade gut und auch unsere Position stimmt. Die Löwin streckt sich, ihr „Lover“ kommt immer näher, ich habe die Kamera in Position. Los jetzt! Ich bin bereit!









Was macht Madam? Sie läuft jetzt ohne zu zögern in eine andere Richtung und die führt sie genau gegen das Licht. Der Löwenmann ist auch schon da und beide vergnügen sich. Aaaaah! Das darf doch nicht wahr sein! Ich checke die Bilder. Es gibt keine störenden Gräser oder Zweige, alles hätte perfekt sein können und das einzige, was ich jetzt habe, ist eine ganze Serie von total unterbelichteten Bildern. Hallo! Wir haben Ostern, ihr blöden Katzen! :evil:
Sorry, aber dieser Gefühlsausbruch musste jetzt mal sein.
Nach vollendetem „Liebe machen“ legen sich beide hin.

An dieser Stelle füge ich zwei der verunfglückten Bilder ein, vielleicht ahnt man, was mir da entgangen ist. Kein Grashalm und keine Blätter hätten gestört. Jetzt sieht es eher aus wie moderne Kunst :S






In der Sonne wird es merklich wärmer, also steht das Paar wieder auf und verkriecht sich in dichtem Buschwerk. Leider sind wir nicht alleine im Fahrzeug und ich möchte den Gästen aus England nicht den Tag mit langer Warterei ruinieren, also nicke ich – leicht enttäuscht – Albert zu und wir fahren weiter. Laut Funkspruch soll im Norden ein Leopard gesehen worden sein. Na und? Mating Lions wären mir lieber gewesen! Ok, genug geärgert, ich sollte lieber die Landschaft und die zauberhaften Starlings und Magpie Shrikes betrachten, die überall in den Büschen singen :dry:

Etwas später nähern wir uns einigen Perlhühnern. Na die sind doch auch immer für ein paar aufregende Bilder gut! Obwohl - ich schaue ihnen gern zu, denn ich finde sie laufen, wie einige Tiere in den alten Zeichentrickfilmen. Allerdings kann ich ihr Federkleid nicht sehr lange betrachten, dann wird mir nämlich – wegen der Zeichnung des Gefieders – irgendwann schwummerig ;-) Diese Gruppe hat sich etwas verteilt, die Hühner scharren und picken und manchmal streiten sie sich, wenn eines einen scheinbar ergiebigen Platz gefunden hat und nicht teilen will. Auch ein paar junge Perlhühner sind schon eifrig am Fressen suchen, bleiben aber immer brav in unmittelbarer Nähe der Alten. Die Sonne steht noch ziemlich tief, deshalb werfen die Vögel lange Schatten, die sie relativ gross erscheinen lassen.





Wir fahren weiter und erreichen die Transitroad. Ein Stück weiter überquert man einen Wasserlauf auf einer breiten Brücke. Hier tummeln sich zahlreiche Lesser Striped Swallows. Ich bin grundsätzlich immer von den Flugkünsten der Schwalben beeindruckt, das ist hier nicht anders. Ich habe Lust auf eine kleine Fotografen-Depression, deshalb steige ich aus und versuche, die blitzschnellen Flieger im Flug aufzunehmen. Das misslingt mir natürlich gründlich. Tja, manchmal quäle ich mich auch gerne selbst ;)

Fünf Fahrminuten später erreichen wir einen Termitenhügel, auch der ist von Zwergmangusten besetzt. Die niedlichen Tierchen brauchen ein wenig Zeit, bis sie unsere Anwesenheit akzeptieren, dann allerdings scheinen sie ziemlich entspannt zu sein. Jedenfalls solange, bis ein anderes Fahrzeug hält. Schwupps! Ist die ganze Rasselbande wieder verschwunden.





Gegen 09:00 verlassen wir die Transitroad und nehmen eine Sandpiste. Wir überraschen zwei Impalas, die gerade in einem Erdloch nach Mineralien gesucht haben. Erschrocken springen die Tiere aus dem Erdloch und verschwinden im Buschwerk. Eine halbe Stunde später stoppen wir für eine Kaffeepause. Ich schaue mir die Fahrspuren an, die allesamt mit Wasser gefüllt sind. Darin tummeln sich zahllose kleine Fische. Meiner Meinung nach ist das zwar eine geschützte, aber auch gefährliche Kinderstube, denn das Wasser ist ja nicht sehr tief und für kleinere Vögel ist das hier sicher ein Schlemmerparadies.





Wir beenden die Pause und fahren ein Stück zurück. Wie bereits gesagt verschwinden die Spuren vor uns im Wasser und tauchen auch nicht mehr auf. Bald darauf biegen wir auf eine grasbewachsene Piste ab. An einem toten Baum stoppen wir. Ich kann einen Glanzstar aufnehmen, der etwas Undefinierbares im Schnabel hat. Er ist zum Glück nah genug für ein akzeptables Foto. Wir nähern uns der Community Campsite. Wie fast immer kann man in der Nähe der zahlreichen Akazien einige Elefanten finden. Meist sind es Bullen, die hier ganz entspannt fressen oder auch ein Staubbad nehmen. Auch die Impalas und Paviane „wohnen“ hier gleich um die Ecke.





Die Wilddogs, die wir gestern in dieser Gegend gesehen haben, sind inzwischen weiter gezogen, auch wir fahren weiter. Irgendwann kommen wir an den Rand einer mit gelbem Gras bewachsenen Ebene. Soweit das Auge reicht sieht man abgestorbene Bäume, das ganze Gebiet hat eine sehr spezielle Stimmung.
Es wird langsam Zeit, auf der Gravelroad Richtung Camp zu fahren. Irgendwo unterwegs sitzen einige Hooded Vultures auf den Ästen eines toten Baums. Albert betrachtet die Gegend genau, aber es ist kein Kill auszumachen. Auch hier ist das Gras einfach zu hoch und die Geier tun uns leider nicht den Gefallen, zum Ort ihres Interesses hinzufliegen.







Gegen 11:00 sind wir wieder im Camp. Hier steht bereits ein Fahrzeug von African Bushcamps, unser Abholer ist also bereits da. „Macht euch bloss keinen Stress“ sagt Elke, „ihr seid gut in der Zeit.“ Also laufen wir zum Zelt, duschen noch einmal, packen den Rest ein und begeben uns wieder zur Main Area. Hier warten zwei Guides vom Khwai Tented Camp auf uns. Unser Tisch ist für vier Personen gedeckt, sie werden also mit uns Essen. Das gibt uns die Möglichkeit, die beiden in absolut entspannter Umgebung kennenzulernen. Wir merken schnell, dass Ken und Banda zwei sehr nette Guides sind, trotzdem bin ich traurig, denn zwischen Albert und mir ist in den letzten drei Tagen eine wirklich starke Bindung entstanden und es kommt mir schon wie ein Verlust vor, dass wir nicht mehr zusammen auf die Pirsch gehen können.

Wir sind fertig mit dem Essen, unser Gepäck wurde bereits ins Fahrzeug gebracht, es wird Zeit sich von der Staff zu verabschieden. Jeder Einzelne wird gedrückt, denn wir haben uns hier sehr, sehr wohl gefühlt. Dann kommt der schwerste Teil des Abschieds. Albert und ich umarmen uns lange. „Albert, was soll ich sagen, ich bin wirklich extrem traurig, dass wir gehen müssen, aber ich denke mal, wir werden uns in den nächsten drei Tagen da draussen wiedersehen.“ Albert nickt und sieht das genauso. „Ja, Walter, da bin ich mir auch ganz sicher. Aber ich werde dich vermissen!“ Ruth wird auch noch mal herzlich gedrückt, dann begleitet man uns zum Wagen. Während wir abfahren, wird noch mal kräftig gewunken und ein paar Abschiedsworte auf Setswana fliegen hin und her.

Wir waren gerne im Machaba Camp und ich kann mir gut vorstellen, eines Tages wieder hier vorbeizuschauen. Wer weiss, vielleicht ist ja auch Albert dann noch da :woohoo:

Nachdem wir das Wäldchen verlassen und die Pfanne erreicht haben, treffen wir unsere „alten Freunde“, die Wattled Cranes wieder. Das nimmt Ken zum Anlasse uns zu fragen, welche Tiere wir gerne noch sehen würden. Auf diese Frage habe ich nur gewartet, denn ich weiss genau, wie die Jungs schockieren kann. Also antworte ich: „Weisst du, Ken, wir waren ja schon einige Male im südlichen Afrika unterwegs und haben schon vieles gesehen. Ich bin ein bescheidener Mensch und habe nicht viele Wünsche. Aber wenn du schon fragst, eine Kleinigkeit kannst du mir vielleicht noch zeigen. Ich hätte gerne einen Caracal, der hoch in die Luft springt, um ein Perlhuhn zu fangen. Die Federn müssen herumfliegen, das alles in goldenem Sonnenlicht und bitte nicht zu weit weg vom Auto.“ Ken schaut mich mit grossen Augen an, dann grinst er. „Na gut“ sage ich, „oder du zeigst mir einen Dungbeetle.“ Jetzt mischt sich Ruth ein. „Ich möchte gerne ein Pangolin sehen!“ Die beiden Guides schauen uns an und lachen. „Ok, lasst uns mit dem Dungbeetle anfangen“, antwortet Banda. Zu diesem Zeitpunkt hat er ja noch keine Ahnung, dass diese Aufgabe in den nächsten drei Tagen unlösbar sein würde.

Etwa 20 Minuten fahren wir wieder durch ein Wäldchen. Auf der anderen Seite führen die Fahrspuren durch Wasser, der Weg ist mit Sandsäcken markiert. „Festhalten!“ ruft Ken, dann taucht das Fahrzeug auch schon bis knapp an die Motorhaube ab und wir rauschen durch das Wasser. Auf der anderen Seite geht es mit Schwung wieder hinauf, dann haben wir das Khwai Tented Camp auch schon erreicht. Die Staff erwartet uns mit einem Lied, natürlich bekommen wir auch feuchte Tücher zur Erfrischung angeboten. Die Crew stellt sich einzeln vor, zum Glück haben sie Namenschilder, das macht die Sache in den nächsten 3 Tagen für uns ziemlich einfach. Dudu begleitet uns in die Main Area und gibt uns die nötigen Informationen, während wir einen kühlen Fruchtcocktail schlürfen.

Ich hatte es bereits angemerkt, wir haben vor einigen Jahren bereits das Khwai Camp besucht. Damals war es allerdings noch ein Mobile Camp, wenn auch mit „richtiger“ Toilette in jedem Zelt. Wollte man duschen, musste man heisses Wasser bestellen, die Morgenwäsche wurde direkt vor dem Zelt erledigt. Dabei konnte es passieren, dass eine Herde Zebras oder Impalas mit Interesse beobachtete, was die Zweibeiner so alles am frühen Morgen trieben. Ausserdem war damals an Schlaf nur bedingt zu denken, weil die Elis die halbe Nacht sämtliche Akazienbäume in der Nähe schüttelten, um an die beliebten Samen zu kommen. Wir haben dieses Camp geliebt und wir sind neugierig, was sich aktuell alles verändert hat. Um es kurz zu machen: Es hat sich alles verändert, einschliesslich der Location.

Die 7 Zelte für maximal 16 Gäste sind zwar nicht superluxuriös, aber dennoch akzeptabel eingerichtet. Die Dusche funktioniert jetzt den ganzen Tag lang und die Betten sind um einiges bequemer, als in den „good old days“. Das ganze Camp ist um eine Lagune gruppiert, die Main Area mit Boma befindet sich gleich am Rand, da wo man auch mit dem Fahrzeug ankommt. Allerdings ist es für die meisten Tiere nicht mehr ganz so einfach, durch das Camp zu streifen, Hippos mal ausgenommen. Es werden hauptsächlich Pirschfahrten und Mokorotouren angeboten. Während unserer Anwesenheit wurde das Camp gerade vergrössert, allerdings hielt sich der Baulärm stark in Grenzen, da man wartete, bis die Gäste auf der Pirsch waren. Zusätzlich wird es noch ein weiteres Camp in der Nähe geben, aber die Bauarbeiten haben sich durch die heftigen und langen Regenfälle erheblich verzögert. Auch wir wurden zwischendurch informiert, dass unser Besuch im Khwai Tented bzw. Leadwood Camp sich nach hinten verschieben würde, kurz vor unserem Abflug wurde jedoch wieder „grünes Licht“ für den ursprünglichen Plan gegeben. Ich erwähne das extra, denn durch die Hin- und Herschieberei der Termine sollte es noch zu Durcheinander kommen.




Blick von unserem Zelt zur Main Area











Wir beziehen unser Zelt Nummer 4 und sind ganz zufrieden mit unserer Unterkunft. Ich gehe raus auf unsere Veranda und schaue ins Wasser. Was mich etwas verunsichert, ist die direkte Lage an der Lagune. Wie wird es wohl mit den Mücken aussehen? Jetzt am Tag ist alles erträglich, aber in der Dämmerung? Auf der rechten Seite kann ich die Zelte Nr. 2 und Nr. 3 sehen, auf der linken Seite stehen die anderen. Etwas weiter entfernt wird gerade gebaut, dort ist eine neue Unterkunft bereits fertig, das kann man schon sehen. Sie ist auf jedenfall etwas grösser, als die aktuellen Zelte. Ich beschliesse, mir das in den nächsten drei Tagen anzuschauen.















Wir haben unsere Sachen verstaut und uns ein wenig ausgeruht, jetzt wird es aber höchste Zeit, einen Tee zu trinken und auf die Pirsch zu gehen! Das Camp ist gut besucht, am langen Tisch auf der Veranda bleiben nicht viele Plätze frei. Wir haben allerdings Glück. Während die anderen Gäste auf die restlichen Safarifahrzeuge verteilt sind, können wir – ganz wie die VIPs – im eigenen Wagen zusammen mit Ken und Banda auf die Pirsch gehen. Ich habe eigentlich nichts gegen Mitfahrer, solange sie nicht nerven, aber wenn wir alleine sind, dann kann ich auch ganz alleine das Tempo vorgeben und kann bestimmen, wie lange wir wo anhalten. Das empfinde ich als ideal. Wenn ich Unterhaltung möchte, dann habe ich die beim Nachmittagstee und beim Dinner, normalerweise langt mir das völlig.
Da wir auf niemanden warten müssen, sind wir bereits um kurz vor 16:00 auf der Piste. Ach, wie ich das liebe! Es geht erneut durchs tiefe Wasser, auf der anderen Seite halten wir an. Ein Greyheaded Kingfisher sitzt etwas weiter entfernt im Gestrüpp. Ach wie gerne hätte ich jetzt eine grosse Linse! Den Kingfisher kümmert´s nicht. Er schaut kurz in unsere Richtung, dann fliegt er davon. Wir fahren weiter durchs Wäldchen, dann sind wir am Rand einer Pfanne. Ein Lilac Brested Roller fliegt an uns vorbei. Stimmt! Den will ich auch im Flug ablichten, denn es sieht richtig toll aus, wenn seine Federn im Sonnenlicht aufleuchten. Seufz, das Vögelchen ist leider zu weit weg. Ich kann es zwar aufnehmen, aber nicht in der gewünschten Position. Ein Burchell´s Starling fliegt vorbei. Vielleicht ist es auch ein gut genährter Longtailed Starling, ich bin mir da nicht wirklich sicher. Auch sein Gefieder glitzert in der Sonne – wenn die Position stimmt. Mein „Model“ fliegt zu dicht und zu schnell am Auto vorbei, ich verpasse wieder mal eine Chance :S

Falls einige Birder mitlesen: Ich bin natürlich für jede Berichtigung dankbar, also tut euch keinen Zwang an...





Wir nähern uns den beiden wohlbekannten Wattled Cranes – halten die sich eigentlich auch mal woanders auf, oder wurden sie vielleicht doch festgeklebt? Diesmal hat einer ein Bündel trockenes Schilf im Schnabel. Vielleicht bauen sie ja ein Nest.



Ein Hornrabe fliegt vorbei und landet auf einem Baum. Gleich nebenan sitzt ein Yellow Billed Stork und schaut auf uns herunter. Vierbeiniges Wildlife suchen wir gerade vergebens. Der Himmel hat sich verdunkelt, es regnet ein bisschen. Wir ertragen es mit Gelassenheit und werden mit einem Regenbogen belohnt.





Ein Swainson Spurfowl mit fünf Küken wuselt im Gras herum. Die sind endlich mal nah genug für eine Aufnahme, ich gebe mich doch auch mit kleinen Dingen zufrieden.



Unteressen haben Ken und Banda ihren Rundruf per Funk beendet. Banda schaut uns vielsagend an. „Wir haben etwas vor! Passt auf das Fotoequipment auf, wir fahren jetzt etwas schneller.“ Hmm… na was könnte denn jetzt so auftauchen? Ich habe da so eine Ahnung und tatsächlich! Etwa 10 Minuten später können wir zwei Fahrzeuge sehen. Das ist eine typische Zeitspanne, um einen Leoparden zu sehen. Die gefleckte Raubkatze hat es sich auf einer Astgabel im Baum gemütlich gemacht. Habe ich gerade „gemütlich“ geschrieben? Nein! Das stimmt einfach nicht! Die Hinterbeine klemmen in einer dicken Astgabel, die Vorderbeine samt Oberkörper sind auf einer dünneren Astgabel platziert, dazwischen hängt der dicke Bauch frei in der Luft. Eins steht fest: Gemütlich geht anders! Der Leo schaut mal hochmütig, mal verträumt von seinem Baum auf uns herab, dazwischen rückt er immer wieder hin und her, um eine bequemere Position zu finden. Mal lässt er eine Vorderpfote herunterhängen, mal streckt er ein Hinterbein aus, aber er scheint keine Sekunde daran zu denken, seinen Aussichtsplatz woanders hin zu verlegen. Naja, er muss es ja wissen.







Wir beobachten die schöne Katze etwa 20 Minuten, nichts Entscheidendes passiert. Der bewölkte Himmel lässt die Dämmerung früher hereinbrechen, also entscheiden wir uns für den Rückzug. Schon längst hat die „goldene Stunde“ begonnen und wenn die Sonne hervorlugt, dann taucht sie die Landschaft in ein sanftes, goldenes Licht. Ich liebe diese Zeitspanne! Ein Stück weiter hänge dunkle Regenwolken, genau dort erscheint jetzt auch noch ein Regenbogen. Ruth und ich sind absolut begeistert, sogar unsere Guides holen den Fotoapparat bzw. das Smartphone heraus, um diese eindrucksvollen Bilder festzuhalten. Das sind die Minuten, in denen mir das Herz aufgeht und ich wahnsinnig dankbar bin, dass wir die Möglichkeit haben, diese Region immer wieder zu besuchen.





Wir fahren langsam weiter und suchen einen Platz für einen kurzen Sundowner. Wer kommt denn da um die Ecke? Ach, schon wieder ein Ground Hornbill! Der ist diesmal auch nicht besonders scheu und lässt sich bereitwillig fotografieren. Danke schön, mein Lieber, ich weiss das zu schätzen. Dann erreichen wir eine offene Stelle ohne viele Büsche direkt an einem Wasserloch. Die Sonne hat sich zwar hinter den Wolken versteckt, aber nach einer solch angenehmen Nachmittagspirsch mit Leo-Highlight kann meine Frau ihren Sundowner trotzdem geniessen.





Jetzt ist es dunkel geworden, wir steigen wieder ins Auto, Banda schnapp sich den Spot und wir fahren langsam weiter. Es bleibt allerdings ziemlich ruhig in der Gegend. Einige Scrubhares zeigen sich für ein paar Augenblicke, das war es dann gewesen.



Normalerweise erreichen wir das Camp gegen 19:00, um noch ein wenig Zeit vor dem Dinner zu haben. Heute allerdings ist kein Camp in Sicht. Das kann nur eines bedeuten… Und richtig! Irgendwo im Busch blitzen ein paar Öllampen auf. Auch heute überrascht man uns mit einem Buschdinner. Ja, warum denn auch nicht? Es ist immer wieder schön, ausserhalb eines Camps irgendwo im Busch zu sitzen, und trotzdem muss man auf nichts verzichten.

Wir sitzen am Tisch, das Dinner ist schmackhaft, der Wein ebenso, wir fühlen uns sehr wohl. Die Australier (ja, schon wieder Australier – ob es wohl noch welche in deren Heimat gibt?) auf der anderen Seite des Tisches sind gut drauf und alle haben ihren Spass. Kaum haben wir fertig gegessen, da fallen die ersten dicken Tropfen. Die Guides laufen sofort zu den Fahrzeugen und holen die Regenponchos. Die Gäste nehmen das gerne an und bleiben tapfer sitzen. Was macht schon so ein bisschen Regen? "Pula!" rufen alle in die Runde. „Pula“ bedeutet auf Setswana „Prost“ oder auch einfach „Regen“. Und ja! Die Währung heisst auch so. Hat da jemand „Pula“ gerufen? Der Regen wird stärker, irgendwie ist es jetzt total ungemütlich und nass. Jetzt gibt es kein Halten mehr. Alle Gäste stehen auf und laufen in Höchstgeschwindigkeit zu den Autos. Ich finde das Wetter unfair. Die Staff hat so viel Zeit und Mühe in dieses Bushdinner investiert und jetzt ist alles zwangweise vorbei. Ein Stündchen länger und es hätte regnen können wie es wollte :S

Bei strömendem Regen fahren wir Richtung Camp. Die arme Staff! Irgendjemand muss das ja jetzt noch alles zusammen packen… Kaum sind wir angekommen, lässt der Regen etwas nach. Wir gönnen uns noch einen Absacker, dann lassen wir uns zum Zelt bringen. Auf jeden Fall haben wir heute Abend kein Mückenproblem gehabt, das ist doch auch was :whistle:

... wird fortgesetzt ...
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05 Jun 2017 07:25 #477093
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Mitten in der Nacht werden wir durch ein unbekanntes Geräusch geweckt. Was ist denn das? Es hört sich an, als würde ein grosses Tier langsam durch die Lagune stapfen und bei jedem Schritt plätschert das Wasser. Ich stehe auf und öffne das Zelt. Die Regenwolken haben sich verzogen und der Mond scheint. Ich schaue, ob ich irgendwo einen Eli sehe, aber ich kann nichts entdecken. Das Geräusch ist urplötzlich verstummt. Ich warte eine Weile, aber nichts passiert, also lege ich mich wieder hin. Einige Minuten später geht es wieder los. Merkwürdig, was könnte das bloss sein? Wir haben jetzt keine Lust zu grübeln und schlafen lieber noch ein paar Stunden bis zum Morgengrauen.

Es ist kurz vor 05:30, die ersten Vögel machen sich bemerkbar. Also raus aus den Federn und den neuen Tag begrüsst! Um kurz vor 06:00 sind wir schon in der Main Area, der Kaffee ist fertig und Banda ist auch schon da. Wir stellen uns zusammen ans Geländer und betrachten das Ufer auf der anderen Seite. Plötzlich erscheint ein Black Crake mit einigen winzigen Küken im Schlepptau. Banda ist begeistert, er weiss zwar, dass die Sumpfhühner hier leben, hat aber auch noch nie den Nachwuchs zu Gesicht bekommen. Mir geht es ja genauso, ich versuche aber erst gar nicht, schnell die Fotokamera zu holen, denn die Vögel sind definitiv zu weit entfernt. Schade!

Wir nehmen das kleine Frühstück zu uns, dann erscheint Ken und wir können starten. Es geht ab durchs Wasser, durch das Wäldchen bis zur Pfanne. Ein Hornrabe schwebt herein und landet knapp neben seinem Kollegen. Ich bin zwar vorbereitet und mache Bilder, aber das Fotolicht lässt noch sehr zu wünschen übrig. Die wohlbekannte Piste, die uns zur Transitroad führt, liegt vor uns. Ich spreche Banda darauf an. „Das Problem ist, dass fast 90% der Pisten gar nicht oder nur ein kurzes Stück befahrbar sind. Der lange Regen hat fast alles unter Wasser gesetzt. Und selbst wenn es so aussieht, als könntest du einen Weg benutzen, dann musst du höllisch aufpassen, denn der Schlamm ist sehr tükisch.“ Das leuchtet mir ein. Vielleicht ist ja das auch der Grund, warum wir die Raubtiere jeden Tag auf relativ kleinem Gebiet sehen. Die Katzen sind ja nicht gerade als Wasserliebhaber bekannt und die Wilddogs trauen sich ebenfalls kaum in tiefes Wasser, vermutlich wegen der Crocs.

Ich bitte Ken, wieder auf der Brücke zu stoppen. Wir steigen aus und genießen die Ruhe und den schönen Ausblick. Die umliegende Landschaft spiegelt sich in der ruhigen Wasseroberfläche. Auch die Lesser Striped Swallows sind wieder auf der Jagd, aber heute bin ich auf relaxen eingestellt und habe keine Lust, auf unscharfe Fotos von pfeilschnellen Schwalben.





Eine halbe Stunde später rumpeln wir schon längst wieder über sandige Pisten. Auf einem Baum sitzen einige Geier, aber sie scheinen sich einfach nur auszuruhen, nichts deutet darauf hin, dass vielleicht Raubtiere mit einem Kill in der Nähe sein könnten. Wir folgen dem Weg, ab und zu mal tauchen ein paar Impalas auf, drei, vier Kudus kreuzen die Pad in einiger Entfernung, sonst ist es ruhig. Ein schläfriger, ruhiger Ostermontag halt, das scheinen auch die Tiere zu denken.
Ein Stück entfernt steht ein Fahrzeug. Wir haben ja nichts Besseres zu tun, also fahren wir hin. Ein Löwenmann liegt direkt auf der Piste. Ihm scheint kalt zu sein, denn er lässt sich von der Sonne bescheinen, vermutlich ist ihm das Gras nach dem nächtlichen Regen noch zu feucht. In typischer Löwenmanier schaut er uns an und gähnt herzhaft. Ich versuche, immer dann ein Foto zu machen, wenn er das Maul wieder zumacht. Erwischt man den richtigen Zeitpunkt, dann sieht es aus, als würde er Grinsen. Das klappt auch diesmal und ich bin zufrieden. Wie gesagt, ich bin heute nicht in Jagdstimmung und die Katze muss keine besonderen Figuren für mich machen :laugh:







Jetzt steht Herr Löwe auf, läuft auf unseren Wagen zu, überquert dicht vor uns die Piste und fällt an einem schattigen Platz sofort wieder scheinbar kraftlos zu Boden. Das war es dann auch schon wieder. Die paar Schritte in der Sonne müssen ganz schön anstrengend gewesen sein!
Wir fahren weiter, kommen an einen Wasserarm, die Spur ist ein Stück weiter vorn komplett mit Wasser gefüllt. Wir schauen uns ein paar Minuten die Gegend an, dann kehren wir wieder um, es ist einfach zu riskant, im sumpfigen Teil stecken zu bleiben.



Neben uns bewegt sich etwas am Boden. Es ist ein Crested Francolin / Spurfowl mit einem einzigen Jungen. Das ist nicht gerade viel wenn man das mit anderen Müttern vergleicht, die fünf oder gar sechs Junge mit sich führen. Irgendetwas ist da komplett schief gelaufen! Nebenan sitzt ein Red-Billed Spurfolw auf einem Baum und beobachtet kritisch die kleine Familie am Boden. Eins muss man denen aber lassen. Sie sind sehr gut getarnt, wenn sie sich ducken und still verhalten, dann kann man sie nur sehr schwer entdecken.







Ein Stück weiter nähern wir uns wieder dem Wasser. Zwei Egyptian Geese schauen uns verwundert an. Sie spiegeln sich im Wasser, das ist natürlich ein Foto wert. Landeinwärts passieren wir einen hohen Baum. Dort hat ein Saddle-Billed Stork sein Nest gebaut. Wie gerne würde ich da jetzt mal hochklettern und nach kleinen Storks Ausschau halten, die habe ich nämlich noch nie gesehen ;)



Ken nimmt einen anderen Weg und wir stoppen an einer überfluteten Fläche zur Kaffeepause. Zahlreiche Whistling Ducks sind hier zu hause. Immer wieder fliegen sie auf und drehen ihre Kreise. Etwas weiter entfernt stehen einige Locals. Ein Mann mit Kind kommt näher, er kennt unsere Guides und sie unterhalten sich. Der Mann grüsst uns auch sehr freundlich, während das Kind uns ziemlich misstrauisch mustert. Wir erfahren, dass sich in der Nähe die Wilddogs aufhalten sollen. Naja, wenn es gerade auf dem Weg liegt, dann nehmen wir diese Sichtung doch mit :whistle:











Die Kaffeepause wird also beendet und wir fahren weiter. Neben uns im Gras steht ein weiterer Saddle-Billed Stork, der sich nicht weiter stören lässt. Also muss er für ein paar Aufnahmen stillstehen. Hinter uns nähert sich ein Fahrzeug und stoppt. Während ich mich noch auf den Sattelstorch konzentriere, höre ich eine wohlbekannte Stimme in unserer Heimatsprache. Ruth antwortet auch sofort. Siehe da! Die liebe Bele mit Familie sitzt im Bushways Auto! Wir unterhalten uns ein paar Minuten, dann trennen sich unsere Wege wieder.





Zurück auf der Gravelroad, fahren wir Richtung Camp. Wo sollten jetzt eigentlich die Wilddogs sein? Kaum haben wir darüber nachgedacht, sehen wir einige Fahrzeuge kreuz und quer auf der Strasse stehen. Na damit dürfte sich diese Frage ja wohl erledigt haben :lol:





Wir sehen zwei Hunde auf der einen Strassenseite, können aber nicht näher heranfahren, weil die Stelle von Autos blockiert wird. Also stellt sich Ken auf die andere Seite. Alphamann + Alphafrau beschnuppern sich, drehen sich im Kreis bevor sie sich wieder ins Gras legen. Im Schatten der Büsche können wir noch andere Ohren sehen. Aber wie gesagt, näher heranzukommen ist gerade nicht möglich. Dann plötzlich taucht genau neben unserem Auto einer der Hunde auf. Er schaut hinüber und überquert – ganz nah an uns vorbei – die Strasse, um zum Rest des Rudels zu gelangen. Und plötzlich erscheint ein weiterer und noch einer. Ich bin natürlich begeistert, denn jetzt haben wir die beste Position. Die Hunde haben es nicht besonders eilig, so gelingen mir auch ein paar nette Portraitfotos. Hmmm… so nahe habe ich sie bisher noch nicht vor der Linse gehabt. Das bestätigt eigentlich meine Philosophie. Wenn man nichts erwartet, dann wird man mit überraschenden Momenten belohnt :)







Zwanzig Minuten nach unserer Ankunft wird das Rudel, das komplett im hohen Gras liegt, unruhig. Das Leaderpaar steht auf und sie verschwinden im dichten Buschwerk. Wenn ich es mir so recht überlege, dann war das jetzt gar nicht so übel … obwohl ich ja gerne mal ein Rudel bei der Jagd erleben würde. Es muss ja nicht unbedingt blutig enden, aber so richtige Action wäre schon toll. In meinem Hinterkopf habe ich folgendes Bild: Die Hunde „eskortieren“ ein Impala, das gerade mit einem gewaltigen Satz abhebt und in der Luft über den Hunden schwebt. Und genau in dieser Zehntelsekunde möchte ich mein Bild machen. Danach kann das Impala gerne flüchten :whistle:

Gegen 11:30 haben wir das Camp erreicht. Wir bringen schnell die Sachen zum Zelt, dann stürzen wir uns hungrig auf die Brunch-Beute. Dafür, dass ich eigentlich nichts fotografieren wollte, ist die Bilderausbeute absolut zufriedenstellend. Die anderen Gäste sind inzwischen auch eingetrudelt, und wir sitzen am langen Tisch. Neben mir sitzt Kennedy, er ist für unser Wohl verantwortlich. Mir fällt ein, dass ich ihn noch etwas fragen will. Normalerweise wird unsere Tour inklusive der Buschflüge von einer Stelle (z.B. Desert & Delta, & beyond oder Kwando) organisiert. Diesmal war es etwas anders, denn ich musste ja kurzfristig etwas auf die Beine stellen. Deshalb möchte ich sicher gehen, dass unser folgender Flug nach Savute auf der Liste des Camps steht. Ich frage also Kennedy. „Wir sind ja noch zwei weitere Nächte im Khwai Camp, der Flug übermorgen ist ja organisiert?“. Kennedy schaut mich etwas irritiert an. „Walter, ich werde das checken und sage die heute Nachmittag Bescheid.“ Damit ist dieser Teil der Unterhaltung beendet. Komisch, warum hat er mich so merkwürdig angeschaut? In meinem Hinterkopf klingelt eine Alarmglocke, aber ich bleibe trotzdem ruhig, was soll ich auch machen?
Wir sind fertig mit dem Brunch und ziehen uns zurück. Ich döse ein wenig und mache ein paar Fotos von Wasserlilien und Vögeln. Plötzlich setzt das Geräusch von letzter Nacht wieder ein. Sofort beobachte ich die Umgebung. Dann ist der Fall klar. Ein Hippo befindet sich nicht weit entfernt in der Lagune und frisst das weiche Sumpfgras. Bei jedem Kauen schmatzt es und das Wasser plätschert. Tja, wieder was dazu gelernt!





Gegen 15:30 schleichen wir schon wieder um die aufgestellten Köstlichkeiten für den Nachmittagstee herum. Ich vermute, wir sehen aus, wie ein Löwenpaar, dass sich langsam seiner Beute nähert. Ein Eiskaffee und ein brutal süsses Stück Kuchen… Ja! Genau das will ich jetzt! Während wir unseren Kuchen geniessen erscheint Kennedy. Mit ernster Miene kommt setzt er sich zu uns. „Walter, es gibt da ein Problem! Ihr seid nur für zwei Nächte gebucht und wir sind ab morgen fully booked (ausgebucht).“ Irgendwie werde ich überhaupt nicht nervös. Da ich versuche, mich immer bestens vorzubereiten, habe ich die Bestätigungen sowie den gesamten e-mail Verkehr ausgedruckt und mitgenommen. „Kennedy, was machen wir jetzt? Wollt ihr uns auf der Veranda der Main Area schlafen lassen?“ Ich könnte damit leben, wenn ihr ein Moskitonetz übrig habt!“ sage ich. Kennedy schaut mich mit gehetztem Blick an. „Ich werde irgendetwas organisieren.“ „Ja“ antworte ich, „das wäre wirklich toll. Ich vertraue dir da völlig. Aber bitte stecke uns nicht in das Pilot´s Tent“. Das sogenannte „Pilot´s Tent“ ist ein Zelt, in dem mitreisende Guides oder eben Piloten übernachten können. Meistens unterscheidet es sich im Komfort erheblich von den regulären Zelten. Es ist eher minimalistisch ausgestattet.
Banda und Ken erscheinen, um uns zur Aktivität am Nachmittag abzuholen. Also folgen wir ihnen. Eine dritte Person begleitet uns. Sein Name ist Julius und er wird unser Poler sein, denn heute Nachmittag werden wir mit dem Mokoro die Landschaft erkunden. Wir fahren zunächst bis zur Gravelroad, um dann – wie üblich – Richtung Chobe NP weiterzufahren. Unterwegs stoppen wir bei einem einsamen Eli, der nimmt aber kaum Notiz von uns.





Irgendwann erreichen wir ein Schild „Mokoro Station“, dort nehmen wir die Sandpiste, die uns ans Wasser führt. Eines der Boote wird für uns vorbereitet, dann steigen wir ein, während Julius seine Polerstange nimmt und sich hinter uns ins Boot stellt. Es kann losgehen. Ken und Banda bleiben beim Fahrzeug und warten auf unsere Rückkehr. Wir gleiten lautlos durch das glasklare Wasser.





Habe ich gerade lautlos gesagt? Hmmm… das stimmt so nicht. Während Julius auf der Autofahrt eher schweigsam war, mutiert er jetzt zum Show- Moderator. Seine Ansage:“ Ihr könnt mich alles fragen, was ihr wissen wollt“ hätte er sich sparen können, denn im Prinzip lässt er uns nicht zu Wort kommen. Wir wollen nicht unhöflich sein, deshalb sagen wir eben nicht: „Julius, kannst du vielleicht mal 5 Minuten die Klappe halten?“. Er hat ja auch viele, viele Informationen, mit denen er uns „füttern“ möchte. Aber wie gesagt, lautlos geht irgendwie anders. Egal, wir gleiten durchs Schilf, denn Julius möchte nicht in der Mitte des Kanals fahren, wegen der Hippos, wie er sagt. Und tatsächlich hören wir ab und zu das typische Grunzen dieser fragilen Tierchen ganz in unserer Nähe. Ich mache meine Fotos, während meine Frau ganz entspannt ihre Blicke durch die Gegend schweifen lässt. Natürlich halten wir auch bei einigen Painted Reedfrogs, sehen einige Wasservögel und können eine Elefantenherde hören, die im Uferwald zugange ist. Wir stoppen, Julius, bastelt für Ruth die unvermeidliche Seerosenkette und für mich einen Sonnenhut, dann geht es weiter.











Etwa 45 Minuten später wendet Julius, und wir gleiten Richtung Startplatz. Jetzt haben wir die Sonne im Rücken und vor mir sehe ich wunderschöne Spiegelungen im Wasser. Wow, das sind wieder Momente, von denen ich nicht genug bekommen kann! Ich knipse und knipse. Vor uns plätschert es im Wasser, auf der anderen Uferseite können wir Stimmen hören, zwei Autos stehen am Uferrand. Rechts neben uns taucht jetzt ein Wasserbock aus dem Wasser auf, steigt ans Ufer, schüttelt sich und schaut angestrengt ans gegenüberliegende Ufer, da wo die Stimmen herkommen. Dann verschwindet er im dichten Busch. Julius ruft etwas auf Setswana hinüber, jemand antwortet. Seine Erklärung ist spannend. Die Wilddogs waren auf der Jagd und haben den Wasserbock aufgestöbert. Der konnte sich in letzter Minute ins Wasser retten und ist auf unsere Seite rüber geschwommen, die Hunde wiederum haben sich nicht ins Wasser getraut. Wären sie also etwas mutiger gewesen, dann hätten wir hautnah eine Jagd mitbekommen! Naja, hätte, wäre, wenn … die Wasserbockdame hat überlebt und die Safarigäste konnten zumindest Wilddogs am Wasser fotografieren.









Gegen 18:00 haben wir unseren Ausgangspunkt erreicht, Banda und Ken stehen winkend am Ufer. Sie haben bereits das „Sundownertablett“ aufgebaut und so können wir nach dem Aussteigen gleich mal einen Weisswein zu uns nehmen. Wir drehen uns alle in Richtung Wasser und bewundern die Gold eingefärbten Bäume am Ufer. Am Himmel haben sich noch malerisch ein paar Wolken aufgetürmt, es ist das perfekte Ende eines weiteren schönen Tages. Ruth und ich schauen uns an, seufzen tief und unsere Begleiter lächeln zufrieden. Sie wissen, sie haben alles richtig gemacht am heutigen Tag :)









Gegen 19:00 sind wir zurück im Camp, eine halbe Stunde später treffen wir uns in der Boma. Heute gibt es leckere Sachen vom Grill. Wir setzen uns zunächst ans Feuer und Dudu singt für uns. Das macht sie gerne und mit Leidenschaft. Danach müssen alle Gäste innerhalb der Boma Ostereier suchen. Wir haben zwei Kinder dabei, die bekommen am Schluss fast die kompletten Fundstücke ausgehändigt. Ein weiterer Neuankömmling sitzt am Tisch. Er ist kein „richtiger“ Gast, sondern er gehört zur African Bushcamps Crew. Warum kommt mir dieses Gesicht nur so vertraut vor? Ich grübele und grübele und frage Ruth. Wir wissen, dass wir ihn kennen, können ihn aber trotzdem nicht zuordnen. Während des Essens stellt sich Kennedy hinter mich. Mit seiner leisen, sympathischen Stimme sagt er zu mir: „Walter, ich habe eine Lösung für das Übernachtungsproblem gefunden. Bevor ihr morgen früh zum Gamedrive aufbrecht, packt bitte alle eure Sachen zusammen und lasst sie im Zelt. Wenn ihr wieder da seid, werdet ihr woanders einquartiert sein.“ Natürlich lobe ich ihn. „Kennedy, es ist nicht das Pilot´s tent?“ Er schüttelt den Kopf und lächelt vielsagend. „Ok, mein Freund, ich habe ja gesagt, ich vertraue dir. Wir lassen uns gerne von dir überraschen.“ Er schaut mich einem strahlenden Gesicht an. „Ich denke, ihr werdet zufrieden sein.“ Damit ist das Gespräch beendet und wir genießen diesen Abend. Ich bin absolut entspannt, obwohl wir nicht wissen, wo wir morgen schlafen werden. Was auch immer Kennedy sich ausgedacht hat, ich bin mir sicher, es wird nicht zu unserem Nachteil sein.

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Dienstag 18.04.17

Der Tag beginnt einige Minuten früher für uns, denn wir bereiten alles für den Umzug vor. Dann geht es zum Frühstück. Wir werden nur von Ken erwartet, denn Banda muss sich um neue Gäste kümmern, die eintreffen. Also sind wir nur zu dritt auf der Pirsch. Heute steht ein Ganztagsausflug auf dem Programm. Noch vor 06:30 durchqueren wir den Wasserarm vor dem Camp und stoppen bald darauf. An der gewohnten Stelle sitzt wieder der Greyheaded Kingfisher. Das ist also ganz klar einer seiner Stammplätze. Am Rand der Pfanne wurden die Klunkerkraniche von irgendjemandem gegen Braune Sichler ausgetauscht :whistle:
Um 06:40 halten wir vor einem Miniwasserloch und beobachten, wie die Sonne aufgeht. Um uns herum singen verschiedene Vögel, es ist mal wieder friedliche und wir haben ein paar total entspannende Minuten.



Kurze Zeit später halten wir für ein einsames Zebra, dass die Piste quert. Frankolins mit Nachwuchs wuseln im Gras herum oder sitzen auf umgestürzten Baumstämmen. Eine Impalaherde grast im ersten Sonnenlicht, der Chef der Herde macht ausnahmsweise keinen Lärm. An einem Teich putzen sich Gänse und Enten. Mir fällt ein, dass ich unseren Guide mal wieder ein wenig ärgern muss, sonst wird es ja langweilig. „Ken, erinnerst du dich noch an meinen Wunsch? Ich möchte einen Dungbeetle sehen!“ Er zuckt zusammen und dreht sich schuldbewusst zu mir um. „Walter, ich achte schon darauf, aber ich habe bisher noch keinen gesehen.“ Ich grinse ihn an. „Du hast ja noch bis morgen Zeit …“. Natürlich kann ich auch ganz gut ohne diese Sichtung leben, aber – wie gesagt – es macht mir schon Spass, die Guides ab und zu etwas zu ärgern. Was sich liebt, das neckt sich ;)





Während wir gemütlich durch die Gegend cruisen meldet sich ein Guide am Funkgerät. Wir können das Wort „Tau“ aufschnappen. „Sie haben einen Löwen aufgespürt“ sagt Ken. „Hmmm… ja, und? Macht er irgendetwas?” frage ich. „Er hat wohl vergangene Nacht ein Impala gerissen und es kann sein, dass wir ihn bei einer Mahlzeit beobachten können.“ Ok, wir können mal vorbeifahren, wir haben ja gerade nichts Besseres zu tun. Zwanzig Minuten später sind wir am Ziel. Am Rand eines Busches stehen vier Fahrzeuge. Der Blick für uns ist versperrt. Ein Auto rangiert hin und her und versucht, tiefer ins Buschwerk zu kommen. „Ken, wenn ich ehrlich bin, uns ist hier zu viel Trubel“ sage ich.“ Lass uns mal ein paar Minuten warten, dann kommen wir näher heran.“ antwortet Ken. Okay, dann warten wir mal ab. Ich lasse meine Blicke schweifen und schaue in die Bäume. Siehe da! In unmittelbarer Nähe sitzt ein halberwachsener Gaukler auf einem Ast. Ab und zu streckt er ein Bein aus oder gähnt herzhaft. Das finde ich interessant.







Für einen Beobachte ist das jetzt vermutlich eine merkwürdige Szene. Während die Insassen von vier Autos übereinander klettern, um Bilder von einem schlafenden Löwen im Buschwerk zu machen, fotografiere ich den Vogel und kümmere mich überhaupt nicht um die Raubkatze. Ein weiteres Fahrzeug taucht auf. Moment mal, den Fahrer kenne ich doch! Sie halten direkt neben uns und ich kann erst einmal meinen Freund Albert begrüssen und ein kurzes Schwätzchen halten. Wir sind beide hoch erfreut, dass wir uns wieder treffen. Nur die Gäste in seinem Wagen rutschen nervös von einer Stelle auf die andere, sie wollen natürlich unbedingt den Löwen sehen. Ich habe meine Fotos vom Vogel gemacht, Albert versucht inzwischen, seine Gäste irgendwie in Fotoposition zu bringen, es gibt für uns keinen Grund, hier zu bleiben. „Wir kommen einfach später wieder, wenn es hier ruhiger geworden ist“ sagt Ken. „Yes, my friend, das ist ein guter Einfall“ :)

Langsam fahren wir weiter, wir haben ja keine Eile. Eine gute halbe Stunde später kommen wir an den Rand einer Pfanne. Ausser uns ist niemand da. Ein Stück entfernt können wir eine Warzenscheinfamilie ausmachen, die gerade ihr Frühstück zu sich nimmt. Ken nähert sich den Warthogs Stück für Stück, wir wollen sie ja nicht erschrecken. Als wir in der Mitte der Pfanne sind, wird es plötzlich laut. Zwei Knob-Billed Ducks erheben sich schnatternd in die Luft, fliegen einen scharfen Bogen zurück, schnattern weiter aufgeregt, und fliegen wieder im Kreis. Die Warzenschweine werden aufmerksam und unterbrechen ihr Frühstück. Dann sehen wir den Grund der Aufregung. Ein Leopardenkopf lugt aus dem hohen Gras. Die Katze schaut fasziniert in Richtung der Warthogs. Die Höckerglanzgänse ändern jetzt die Richtung und fliegen lärmend davon. Bei Papa und Mama Schwein geht das Schwänzchen in die Höh‘ und sie treten mitsamt dem Nachwuchs den Rückzug an. Der Leo will es nicht wahrhaben und rennt nach vorne. Zwischen ihm und den Schweinen befindet sich zwar ein Termitenbau, deshalb kann seine vermeintliche Beute ihn nicht sehen, sie ist aber schon ein ganzes Stück weggerannt. Mir gibt es die Gelegenheit für ein paar schöne Fotos mit dem Leo am Termitenbau. Not too bad ;)
Der gefleckte Räber erkennt, dass er keine Chance mehr hat und ändert seine Richtung. Jetzt rennt er ziemlich nah an unserem Wagen vorbei und verschwindet in einem Wäldchen.





Inzwischen sind weitere Fahrzeuge aufgetaucht, die Hatz auf den Leo nimmt ihren Anfang. Die einen umfahren das Wäldchen, um den die Katze aufzuspüren, die anderen fahren quer durch, die nächsten warten einfach. Ken ist sehr erfahren, es dauert nicht lange und wir haben den gefleckten Räuber wieder im Focus. Jetzt klettert der Leo auf einen Baum, verschafft sich Übersicht und klettert wieder hinunter. Die wilde Autohorde folgt ihm. Der Leo bleibt im dichten Buschwerk, manchmal kann man seine Umrisse erahnen. Ken schaut sich die Sache kurz an, überlegt und wir entfernen uns von dem Standort des Leoparden. Was hat er denn jetzt vor? Während die anderen kreuz und quer fahren, stehen wir ein Stück entfernt und warten. Plötzlich verlässt die Katze das Wäldchen und kommt genau auf uns zu. Ich glaub´s doch nicht, wie hat Ken das gewusst? Schnell mache ich ein paar Portraitaufnahmen, dann ist das Objekt unserer Begierde auch schon wieder im dichten Gras verschwunden. Ken startet den Motor und wir umrunden das Areal. Der Leo läuft hin, der Leo läuft her, ein festes Ziel scheint er nicht zu haben. Plötzlich ist er unsichtbar. Das ist im hohen Gras jetzt auch nicht wirklich schwierig. Unser Guide startet wieder und wir entfernen uns erneut von den anderen Fahrzeugen, fahren ein Stück und halten. Ken stellt den Motor ab. So richtig happy bin ich nicht. Der Leopard war doch da vorne, wenn er weiter in diese Richtung läuft, dann hat der Spass ein schnelles Ende.





Ich drehe mich um und traue meinen Augen nicht. Die Grashalme bewegen sich unnatürlich, dann erscheint die Katze und läuft schon wieder auf uns zu! Ich knipse und knipse, der Leopard kommt näher und näher. Direkt am Auto stoppt er und schnüffelt im Gras. Ich bin natürlich wie in Trance mache meine Bilder und beuge mich nach vorne. Plötzlich hebt er seinen Kopf, starrt mich an und fängt an, mich anzufauchen. Wow! Das ist mir noch nie passiert, dass ich von einem Leoparden angefaucht wurde! Ich habe sein Zeichen verstanden und rutsche wieder ein Stück zurück. Beim Checken sehe ich, dass die letzten drei Bilder unscharf sind, weil ich den Mindestabstand meines Objektivs unterschritten habe :S





Der Leopard leckt noch irgendetwas auf, dann läuft er weiter. Ich muss gestehen, mein Adrenalinspiegel ist noch für zwei Minuten ganz weit oben. Mit so einem Glücksmoment hätte ich keine Sekunde gerechnet. Meine Frau ist ebenfalls absolut happy mit dieser Begegnung bei tollem Tageslicht und Ken grinst zufrieden. Die Insassen der anderen Autos schauen uns irgendwie neidisch an, ich möchte mal wissen, warum :whistle:
Während die anderen versuchen, dem Leo zu folgen, lobe ich Ken in den höchsten Tönen. Er hatte ein wirklich gutes Gespür für die richtige Zeit und den richtigen Ort! Wir brechen unsere „Jagd“ ab und beschliessen, den Löwen noch einmal zu besuchen. Eine halbe Stunde später sind wir wieder an dem bewussten Busch. Jetzt ist kein einziges Auto zu sehen. Ist ja klar, die sind alle bei dem Leoparden. Als wir dicht heranfahren, öffnet der Löwe seine Augen etwas, rollt sich völlig entspannt auf den Rücken, streckt alle Viere von sich und zeigt uns seinen dicken Bauch. Ja, diese Schnappschüsse nehme ich doch wirklich gerne mit. Das macht jetzt mehr Spass, als mit anderen um den besten Platz zu rangeln!





Zehn Minuten später fahren wir weiter, noch einmal zehn Minuten später stoppen wir für die obligatorische Kaffeepause. Danach fahren wir zur Gravelroad, und dann ein Stück Richtung Moremi. Wir treffen auf einen LKW am Strassenrand, davor stehen zwei Männer. Ken hält an, winkt und einer der Männer kommt zu uns. Er fuchtelt mit den Händen herum und gibt kurze, abgehackte Laute von sich. Ken fuchtelt ebenfalls und dann wird es mir klar. Die beiden unterhalten sich in der Taubstummen-Zeichensprache! Ich bin fasziniert, wie gut unser Guide diese Sprache beherrscht. Als sie sich verabschieden und der Mann wieder zum LKW zurück läuft, erklärt uns Ken: „Das ist mein Freund, ich bin mit ihm zusammen aufgewachsen. Um mich mit ihm unterhalten zu können, musste ich die Taubstummensprache lernen.“ Respekt, Respekt, das sieht richtig gut aus bei dir, lieber Ken. Aber eines würde ich wirklich gerne wissen: Ist diese Zeichensprache eigentlich international? Sie besteht ja eigentlich aus Symbolen. Sind uns die Taubstummen da weit voraus, weil sie auf der ganzen Welt miteinander kommunizieren können? Ich finde, das ist ein interessanter Gedanke. Leider habe ich vergessen, zu fragen.

Ein paar Minuten später sehen wir das bereits bekannte Schild „Mokoro Station“. Vom Wasser her kommt gerade ein Selbstfahrer mit südafrikanischem Nummernschild gefahren. Unser Guide hält kurz an und fragt den Fahrer: „Hallo mein Freund, hast du etwas Interessantes gesehen?“ Der Mann antwortet allen Ernstes „Yes, ich habe eine Mokorostation gesehen, gar nicht weit von hier!“ Na toll! Wie gut, dass wir diese Information erhalten haben, von alleine wären wir da nie drauf gekommen :laugh:
Ken bedankt sich und als wir ein paar Meter gefahren sind grinst er und schüttelt bloss den Kopf. „Mensch Ken“, sage ich, „na DAS war ja mal eine wirklich tolle Info – oder? Wir wären am Ende noch ein paar Mal an dem Schild vorbei gekommen und hätten uns gefragt: Was könnte da wohl sein..“

Ken beschäftigt sich zwischendurch mit dem Funkgerät und fragt uns, ob wir Lust hätten, eine Löwenfamilie mit einem Jungen zu besuchen. Diesen Vorschlag nehmen wir dankend an. Also fahren wir weiter. Zwanzig Minuten später sehen wir bereits drei Autos am Pistenrand. Na, was da wohl zu sehen ist? Natürlich! Es ist die Löwenfamilie. Wir warten einige Minuten, dann entfernen sich zwei Jeeps, jetzt sind wir ganz nah dran am Geschehen. Obwohl, erst einmal gibt es nicht viel zu sehen, den Löwinnen ist heiss, sie liegen im Schatten und Dösen. Während „Forumsfreundin“ Bele, die ja zur gleichen Zeit im selben Gebiet unterwegs war und die Löwen am Nachmittag beobachten konnte (da waren sie um einiges aktiver), sind die Katzen nicht in der Stimmung für eine gute Vorführung. Zumindest eine steht irgendwann auf und gähnt herzhaft. Da wir uns direkt neben ihr befinden, kann ich zumindest ein paar nette Bilder machen. Dann beschliesst sie, die Piste zu überqueren und ein Stück weiter zu laufen. Zu unserer Freude hebt das Löwenjunge seinen Kopf, steht dann tatsächlich auch auf und folgt ihr. Klick, klick, klick, mein Kleines, dich nehme ich doch gerne auch noch auf :)











Die Löwen sind im Gras verschwunden und haben sich irgendwo hingelegt. Wir sind mit Ken einer Meinung, dass wir die Eindrücke vom Vormittag erst mal sacken lassen müssen. Also steuern wir die Community Campsite an, jetzt wird es Zeit für unser Picknick. Wir bauen gemeinsam den Tisch auf, holen die Stühle und die Coolerboxen und schon bald sind diverse leckere Gerichte und frischer Salat zum Essen vorbereitet. Während wir gemütlich am Tisch sitzen und uns unterhalten, knackt es im Buschwerk ganz in der Nähe. Ken hat den Besucher natürlich schon längst bemerkt, bleibt aber ganz entspannt. Es ist nur ein alter Elefantenbulle, der auf der Suche nach Akazienfrüchten ganz langsam seines Weges zieht.





Es ist jetzt fast 13:30, der Platz hier ist wirklich schön, eigentlich könnten wir hier noch eine ganze Weile sitzen bleiben, aber dann treibt uns doch die Neugier an. Vielleicht gibt es ja noch etwas zu entdecken? Meine Frau, die selten mal wirklich still sitzen kann, hat schon längst wieder alles verpackt und jetzt räumen wir die Sachen ins Auto, dann starten wir.
Vereinzelt sehen wir einige Impalas und Zebras, aber eigentlich ist es sehr ruhig um diese Tageszeit. Das ist auch verständlich, denn es ist ziemlich heiss und welches Tier will da schon in der prallen Sonne durch die Landschaft marschieren? Etwa 45 Minuten später sind wir wieder am Wasser, auch hier ist nichts wirklich Tolles aufzuspüren. Ein paar Pfeifenten, ein paar Gänse, mehr zeigt sich nicht. Ein Stück im Landesinnern liegt ein totes junges Zebra, die Raubtiere bzw. Aasfresser haben es anscheinend noch nicht bemerkt. Wir passieren einen knorrigen Baum, aus einem Astloch lugt ein Baumhörnchen hervor.





. An einer Wasserstelle gibt es etwas Abwechslung. Zwei Pelikane und einige Nimmersatte befinden sich an und im Wasser. Zunächst beobachten sie uns nur, als wir am Wasser stoppen. Dann jedoch wird es ihnen unheimlich und sie fliegen ein Stück davon. Beim Abflug spiegeln sie sich im Wasser, diese Bilder lasse ich mir natürlich nicht entgehen.







Noch einmal 10 Fahrminuten weiter erreichen wir die Grenze des Moremi Nationalparks. Die Fahrspur sieht nicht besonders vertrauenserweckend aus, Ken versucht es trotzdem. Nach 5 weiteren Fahrminuten verschwindet die Spur endgültig im Wasser. Sogar wir als Laien erkennen sofort, dass es keine gute Idee wäre, hier weiter zu fahren. Also wenden wir und fahren den gleichen Weg zurück. An einer Stelle wird die Spur tiefer und senkt sich, die Oberfläche besteht aus angetrocknetem Schlamm. Was auf der Hinfahrt noch gut geklappt hat, das wird jetzt zur Falle. Ken möchte die Schwung durch die Mulde fahren, aber wir bleiben Stecken. Einmal mit Vollgas vor und zurück geschaukelt, dann sitzt das Fahrzeug auf. Es ist ziemlich heiss und schwül geworden, richtig spassig ist eine Buddelaktion jetzt nicht. Ken geht zum hinteren Teil des Wagens und holt den Wagenheber. Meine Frage, ob wir schon mal Holz holen sollen, verneint er. Wir sind immer noch im Park und er möchte deshalb nicht, dass wir aussteigen. Ich glaube zwar nicht, dass hier in diesem verlassenen Winkel irgendeine Menschenseele, geschweige denn ein Ranger, vorbeikommt, höre aber wegen der Hitze gerne auf unseren Guide. Also trinken wir erst einmal einen tiefen Schluck aus der Wasserpulle und schauen Ken bei der Arbeit zu. Er probiert noch zweimal, aus der „Fallgrube“ herauszukommen, aber es gelingt ihm nicht. Erst als er noch mehr Äste herbeischleppt und die Fahrspuren fast komplett auffüllt, schafft er es, uns zu befreien. Das gibt natürlich einen Sonderapplaus von uns eine kühle Flasche Wasser, die er fast in einem Zug austrinkt :)


Das waren im Original natürlich 2 Bilder, die habe ich "zusammengestückelt"





Die ganze Aktion hat etwa eine halbe Stunde gedauert, jetzt kann es endlich weiter gehen. Zwanzig Minuten später passieren wir den Sattelstorch hoch im Baum (den kennen wir ja schon), schauen zwei Raubadlern zu, die sich um einen Sitzplatz streiten, dann kann ich mich mal wieder einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nachgehen: Wie nimmt man eine Gabelracke so im Flug auf, dass die Sonne die wundervollen Farben reflektiert. Natürlich ist das Vögelchen zu schnell bzw. fliegt in die falsche Richtung. Ich bin trotzdem entspannt. Warte nur, ich krieg dich schon :evil:







Zurück an der Campsite, können wir ein paar Camper beobachten. Während sie gemütlich ihr Zelt aufbauen, suchen in unmittelbarer Nähe die Elis nach Futter. Das kennen wir ja schon. Natürlich springen gleich nebenan auch wieder einige Paviane und Meerkatzen herum. Wir halten uns nicht lange auf, sondern folgen der Piste, die zur Gravelroad führt.









Gegen 17:30 erreichen wir die Pfanne in der Nähe unseres Camps. Ruth freut sich nach einem langen Tag auf einen gemütlichen Sundowner. Das wird doch ein schöner Abschluss sein! Ken steigt aus und fixiert das „Sundowner-Tablett“ an der Front des Wagens. Wir können das Funkgerät hören. „Patna for Ken, Patna for Ken“. Partner ist der Name eines anderen Guides. Ken geht ans Funkgerät, führt ein kurzes Gespräch, dann sagt er: „Die anderen haben die Wildhunde gesehen, sie laufen Richtung Airstrip. Wollen wir dorthin fahren?“ Ich schaue meine Frau an, denn ich ahne schon, was jetzt kommt. Ruths Gesichtsausdruck, der eben noch entspannt war, verfinstert sich augenblicklich. „Nein“ sagt sie kurz und bestimmt. „Ich habe keine Lust mehr, irgendwelchen Hunden hinterher zu hetzen. Ich möchte meinen Sundowner geniessen.“ Ich bin heilfroh, dass wir keine anderen Gäste im Auto haben, das wäre nämlich eine unschöne Situation geworden. Ken schaut sehr verwundert aus. So etwas kennt er wohl nicht. Jedermann will die Wildhunde sehen. Jetzt sind sie in der Nähe und seine Gäste wollen lieber den Sonnenuntergang bewundern… Aber ihm ist es eigentlich egal, Hauptsache die Gäste fühlen sich wohl. Wir bleiben also, wo wir sind, zwei weitere Autos fahren mit relativ hoher Geschwindigkeit an uns vorbei Richtung Airstrip. Noch zwei Fahrzeuge erscheinen. Ich renne los und stoppe das vordere. Die Insassen der beiden Autos sind verwundert, der Fahrer überhaupt nicht. Er hält an und steigt aus, wir umarmen uns innig. Es ist Albert, den kann ich unmöglich vorbei fahren lassen, ohne ihn zu begrüssen. Jetzt hört man einen mehrstimmigen Chor: „ooohhhh!“ Dann lachen alle. So eine Szene sehen sie garantiert nicht oft :)
Natürlich ist es mir klar, dass sie es eilig haben, deshalb gebe ich den Weg frei und winke zum Abschied. Und auch die Hunde wollten von uns Abschied nehmen. Am nächsten Tag sollte meine Theorie wieder bestätigt werden: Wenn man überhaupt nichts erwartet, dann passiert sehr oft etwas Überraschendes.



Gegen 18:15 sind wir nicht mehr weit vom Camp entfernt. Ruth und ich sind schon sehr gespannt, wo man uns untergebracht hat. Ken hat bereits am Funkgerät gesprochen und Antwort erhalten. Wir fahren durch den Wasserarm, dann das Ufer hinauf, jetzt an der Gabelung rechts und wir erreichen den Haltepunkt. Dort wartet Kennedy auf uns. Doch wir steigen nicht aus, sondern er klettert hinein und wir fahren weiter. Hinter den Hütten der Staff geht es vorbei, dann erreichen wir ein Fussballfeld. Dort spielen gerade zwei Mannschaften gegeneinander. Als wir das Feld passieren, feuern wir die Spieler an, dass wird mit freundlichen Rufen und Winken zur Kenntnis genommen. Kurz darauf halten wir an. Wir parken genau vor einem brandneuen Zelt an der Lagune, das konnte ich von unserem Zelt Nummer 4 aus schon sehen. Kennedy hat also Wort gehalten als er sagte, wir würden zufrieden mit unserer Ersatzunterkunft sein.
Wir loben Kennedy für diese Entscheidung, dann öffnet er die Tür. Unser Gepäck ist bereits da, jetzt macht er mit uns einen Rundgang und erklärt die Einzelheiten. Dieses Zelt ist um einiges Grösser, als die „alten“ Zelte. Alles riecht noch nach frischem Holz und schaut unbenutzt aus. „Sag mal, Kennedy, sind wir die ersten Gäste hier?“ Er lächelt und nickt. „Wow, was für eine Ehre“ kommentiert Ruth die Situation. Nach erfolgter Einweisung verlässt er uns wieder, wir verabreden uns mit „Taxifahrer“ Ken um 19:00. Ich mache ein paar Fotos, dann weihen wir erst einmal die Dusche ein. Nachdem wir uns frisch gemacht und umgezogen haben, inspizieren wir unsere Unterkunft etwas genauer. Das schöne, grosse Bett, die Nachtschränkchen, der Ankleidebereich, Dusche und WC, man kann wirklich nicht meckern, auch wenn wir drei, vier kleinere Dinge finden, die noch nicht optimal sind. Die werden notiert, damit Kennedy die Möglichkeit hat, alles bis zur Ankunft der ersten „offiziellen“ Gäste reparieren zu lassen. Es ist ein schönes Gefühl, eine Unterkunft einzuweihen, wir freuen uns schon, hier die Nacht zu verbringen!















Pünktlich um 19:00 hören wir Motorengeräusche und verlassen unser Zelt. Vier Minuten später sind wir an der Boma angekommen, keine Minute später können wir bei Dudu ein Glas Rotwein ordern. Etwas später trudeln auch die anderen Gäste ein. Eine hübsche Reiseveranstalterin aus Brasilien ist angekommen, auch ein Paar aus China, wir nennen sie Mr. Han und seine „Pink Lady“, denn sie ist komplett in Pink gekleidet. Ein anderer Guide berichtet uns, dass es wohl ihre Lieblingsfarbe ist, denn auch während des Nachmittags-Gamedrives war sie so angezogen :S
Wir unterhalten uns mit einigen Gästen, natürlich kommt die Frage auf, ob wir schon mal in Botswana waren. Auf meine Antwort, das sei unsere Botswana-Reise Nummer 15, kommt die nächste Frage, was uns denn an diesem Land so faszinieren würde. Ich fange an zu erklären, warum wir Afika-süchtig sind und speziell Botswana lieben, Mr. Han beobachtet mich fasziniert. Eigentlich bin ich kein guter Verkäufer, aber ich glaube, bei einem persönlichen Gespräch kann ich meine tiefe Leidenschaft für Afrika ziemlich gut rüber bringen. Als ich mit meinen Erklärungen fertig bin, kommt er zu mir und gibt mir seine Visitenkarte. „Ich bin absolut begeistert von deinen Beschreibungen, Mr. Walter, hast du auch eine Visitenkarte für mich? Ich würde gerne später einmal Kontakt mit die aufnehmen.“ Ich bin verblüfft, denn so etwas ist mir noch nie passiert. Ich verspreche ihm, morgen vor unserer Abfahrt eine Karte bei Dudu zu hinterlegen. (Allerdings hat sich Mr. Han bis heute nicht bei mir gemeldet).

Wir genießen unser Dinner in angenehmer (brasilianischer und australischer) Gesellschaft, aber wir sind auch etwas traurig, denn wieder ist es die letzte Nacht, bevor wir das Camp verlassen. Das finden wir wirklich sehr schade. Ich gehe noch einmal zu Kennedy, sage ihm wie begeistert ich von dem neuen Zelt bin und dass ich die Lösung des Übernachtungsproblems nach unserer Rückkehr bei African Bushcamps positiv erwähnen werde. „Kennedy, ich werde sagen, du bist ein Zauberer!“ Jetzt ist er ganz verlegen, freut sich aber trotzdem riesig über mein Kompliment. Eine witzige Story, die ich dann noch höre: Am Nachmittag fuhren die Neuankömmlinge auf die Pirsch. Sie konnten das Löwenpaar aufspüren. Der Guide stoppte etwas entfernt, um den Gäste erst einmal mitzuteilen, wie sie sich bitte bei den Löwen verhalten sollen (nicht aufstehen, die Silhouette des Wagens nicht unterbrechen, etc). Währenddessen kletterte Mr. Hans „Pink Lady“, die anscheinend kein Wort englisch spricht, schon mal aus dem Fahrzeug, um sich den niedlichen Katzen zu Fuss zu nähern. Der Guide musste blitzschnell zwischen die Löwen und der Lady fahren, um sie wieder einzufangen :whistle:

Trotz lustiger Gespräche sind wir wieder gegen 21:30 müde und lassen uns von Ken zum Zelt chauffieren. Während wir es uns im Bett gemütlich machen, muss ich noch einmal an die Tischrunde des heutigen Abends denken. Wer ist nur dieser Mann von African Bushcamps ? An wen erinnert er uns bloss? Ich ärgere mich, dass ich ihn nicht einfach gefragt habe. Glücklicherweise sollte sich dieses Rätsel schon vier Tage später auflösen. Aber das konnten wir an diesem Abend natürlich noch nicht wissen …

... wird fortgesetzt ...
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Mittwoch 19.04.17

Heute früh beginnt alles ein bisschen gemütlicher. Unser „Early Morning Gamedrive“ fällt aus, weil wir abreisen. Also stehen wir auch erst eine Stunde später auf. Die Vögel sorgen wieder dafür, dass wir auch ohne Wecker wach werden. Ich öffne die Tür und bin begeistert. Die aufgehende Sonne scheint genau auf unser Bett! Also legen wir uns noch einmal ein paar Minuten hin und lassen die Sonnenstrahlen unsere Haut aufwärmen. Dann wird geduscht und gepackt. Während der Nacht haben wir wieder das Geplätscher im Wasser der Lagune gehört, die Hippos waren also direkt vor unserer Haustür aktiv. Ich habe meinen Aufräumteil erledigt und setze mich auf die Veranda vor unserem Zelt. Im Hintergrund höre ich Stimmen, die Bauarbeiter kommen wohl zur Arbeit. Plötzlich höre ich einen erschrockenen Schrei und laute Rufe, dann saust ein Hippo in unglaublicher Geschwindigkeit an meiner Veranda vorbei, läuft ins Wasser und macht dabei natürlich einen Lärm, als wäre gerade ein Wal in die Luft gesprungen und wieder auf die Wasseroberfläche geklatscht! Sekunden später ist es schon ein ganzes Stück entfernt und taucht in der Lagune unter.

Jetzt ist die Sache klar. Das Hippo war noch an Land zum Grasen, die Bauarbeiter haben es erschreckt und es ist losgespurtet. Da haben die Jungs aber Glück gehabt, denn wenn man aus Versehen den Fluchtweg eines Flusspferdes kreuzt, dann wird man einfach über den Haufen gerannt. Das ist keine schöne Vorstellung!

Ich muss lachen, winke den Jungs zu und auch sie reden jetzt schnell und lachen immer wieder. Scheinbar war das auch für sie kein alltägliches Erlebnis. Um 07:30 erscheint Ken, lädt unser Gepäck in den Wagen und chauffiert uns zum Frühstück. Während wir mit ihm noch gemütlich am Tisch sitzen, hören wir plötzlich die aufgeregten Rufe der Wilddogs. Sie kommen von der anderen Seite der Lagune. Ken packt sofort das Jagdfieber. „Wie sieht es aus? Seid ihr fertig? Ich schlage vor, wir starten sofort. Die Dogs sind auf der Jagd!“ Da können wir natürlich nicht widerstehen. Wir verabschieden uns von Dudu, Kennedy und der Staff im Schnelldurchgang und ruckzuck sitzen wir im Auto. Los geht´s durch den Wasserarm und durch das Wäldchen bis zum Rand der Pfanne. Ken macht den Motor aus und wir lauschen. Nichts ist zu hören, dann taucht ein einzelner Hund am Rand des Wäldchens auf. Er hat einen rotgefärbten Kopf. Die Wilddogs waren also erfolgreich.

Wir können nur einen schmalen Wildwechsel erkennen, der in den dichten Busch führt. Ken fährt dichter heran. Ein Stück weiter gibt es tatsächlich eine Lichtung, dort steht ein Fahrzeug. Unser Guide fährt in den Busch, links und rechts krachen die Zweige und Äste, aber nach ein paar Metern ist kein Durchkommen mehr. Wie ist der andere Fahrer bloss dahin gekommen? Wir wenden und fahren wieder zurück. Ken unterhält sich über das Funkgerät. „Die Hunde haben ein Impala erwischt und sind auf der Lichtung, aber es ist nicht mehr viel übrig. Wir haben aber noch genug Zeit und müssen noch nicht zum Airstrip fahren, wollen wir warten, was passiert?“ Klar, solange wir den Buschflieger noch erreichen, sind wir für alles zu haben.
Einige Minuten später bekommt der einsame Hund am Rand der Pfanne Gesellschaft. Zunächst erscheint ein zweiter Wilddog, dann noch einer, dann mehrere. Sie laufen genau in unsere Richtung. Das Rudel will uns anscheinend besuchen! So ist das manchmal in der Wildnis. Gestern Abend hat Ruth sich geweigert, den Wildhunden hinterher zu fahren. Das haben sie nicht akzeptiert und jetzt sind sie zu uns gekommen, wir sind wirklich hoch erfreut und wissen diese freundliche Geste sehr zu schätzen. Die Hunde laufen durch die Gegend, legen sich einen Moment hin, begrüssen andere Mitglieder des Rudels und ich kann noch eine Menge Fotos bei gutem Licht machen. Inzwischen sind insgesamt drei Fahrzeuge vor Ort. Jetzt wird es den Tieren zu heiss und sie legen sich in den Schatten der Autos, die Insassen sind natürlich hellauf begeistert. So nahe hat man die Wilddogs wirklich selten.









Wir beobachten das Rudel noch eine Weile, gegen 08:45 ist es Zeit für uns, Richtung Airstrip zu fahren. Ruth und ich sind total happy, das war ein schöner Abschied vom Khwai Tented Camp. Natürlich loben wir Ken, dass er diese Sichtung für uns arrangiert hat :kiss:

Insgesamt haben wir uns in diesem Camp sehr wohl gefühlt. Die Verpflegung war sehr gut, die Staff war nett und immer aufmerksam, speziell zu Dudu und Kennedy hatten wir einen „guten Draht“. Das kleine Problem der fehlerhaften Buchung wurde ganz in unserem Sinne gelöst, die neuen Unterkünfte (ich gehe davon aus, dass auch die anderen modernisiert werden) sind wirklich nicht übel. Unsere Guides waren kompetent und aufmerksam, ja, wir können uns durchaus vorstellen, irgendwann mal wieder hier vorbei zu kommen. Und, was auch wichtig war: Es gab viel weniger Mücken, als befürchtet. Trotzdem sollte man überlegen, ob man nicht Moskitonetze installiert, ich könnte mir vorstellen, dass sich der eine oder andere Gast noch sicherer fühlen würde.

Aber eine Sache möchte ich trotzdem ansprechen: Sehr viele Camps im Delta werden modernisiert und noch luxuriöser ausgestattet, ich vermute, das ist hauptsächlich den Gästen aus Nordamerika geschuldet. Dabei bleibt – zumindest meiner Meinung nach – öfter mal der typische „African Spirit“ eines Zeltcamps auf der Strecke. Ja, das Khwai Tented Camp ist schön und ich kann es durchaus empfehlen, aber wenn ich an das ursprüngliche urige Camp vor ein paar Jahren denke, dann bekomme ich sozusagen feuchte Augen. Aber vielleicht bin ich ja einfach nur „old school“ und kann mich der modernen Welt nicht mehr so richtig anpassen. Solange diese Camps gut gebucht sind, scheinen sie ja alles richtig zu machen und alte Leute wie ich jammern ja ständig und denken zurück an die guten alten Zeiten :S

Auf unserer Fahrt zum Airstrip haben wir keine nennenswerte Sichtung mehr. Wir folgen einer sandigen Piste, links und rechts gibt es hauptsächlich dichte, grüne Mopanewälder. Eigentlich ist der Transfer eher langweilig. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir den Banoka Airstrip. Ein weiteres Fahrzeug eines anderen Camps wartet im Schatten der Bäume. Wir haben noch viel Zeit und können es uns erst einmal gemütlich machen. Im anderen Wagen sitzt eine Familie, Mutter, Vater und zwei Töchter. Der Vater ist ein begeisterter Sportler, der will jetzt joggen gehen. Er hat ein knallbuntes Trikot an, setzt seine Kopfhörer auf und rennt die Landebahn entlang. Mit diesem Trikot ist er auf 5 Kilometer Entfernung gut zu erkennen. Rund um den Airstrip befindet sich dichter Busch. Wenn da ein gefährliches Tier erscheinen sollte, dann sieht er das garantiert zu spät. Ken schaut sich die Sache an, schüttelt den Kopf und spricht die Ehefrau an. „Macht er das immer so?“ Sie antwortet: „Ja, er läuft überall, wo wir warten müssen, am Airstrip entlang. Wenn wir in einem Camp sind, dann joggt er dreimal am Tag rund um das Camp. Die Staff und die Guides sind immer sehr nervös.“ Ken nickt mit dem Kopf. „Das kann ich mir gut vorstellen. Bitte sagen sie ihrem Mann, er soll ohne Kopfhörer laufen. Er kann weder ein Flugzeug hören, noch einen eventuellen Warnruf.“ Die Lady versteht Kens Bedenken, steigt aus dem Auto und stoppt ihren Mann als er wieder in unserer Nähe vorbeikommt. Ruth und ich schauen Ken an und wir müssen grinsen. Also Leute gibt’s …

Gegen 10:30 hören wir ein Summen,jetzt können wir die kleine Maschine am Himmel erkennen. Der Pilot fliegt eine Platzrunde, dann landet er. Wir nähern uns dem Flieger. Die Familie hat einen anderen Flug, wir sind also nur zu zweit. Wie immer geht das Einladen unseres Gepäcks recht flott, dann verabschieden wir unseren Guide Ken. Wir haben ihn liebgewonnen in den letzten drei Tagen und es liegt durchaus etwas Traurigkeit in der Luft, als wir uns noch einmal drücken. Mit auf die Reise nehmen wir seine Grüsse an einen anderen Guide, den wir sicher sehen werden. Sein Name ist Metal. Er arbeitet in der Savute Safari Lodge. Savute ist die Region, die wir jetzt ansteuern, und in dieser Lodge waren wir bereits zweimal. Jedes Mal war Metal unser Guide. Er ist also kein Unbekannter.





Die Türen werden geschlossen, ich sitze wieder neben dem Piloten. Wir rollen in Position und beschleunigen. Am Rande der Piste steht Ken, dem können wir noch mal heftig zuwinken, dann fliegen wir auch schon über die grüne Landschaft nach Nordosten. Die grossen Wasserflächen unter uns verschwinden allmählich, der dichte grüne Busch bleibt uns erhalten. 25 Minuten später fliegen wir über wohlbekanntes Gebiet. Vor uns liegen die Goha Hills, wir befinden uns bereits im Landeanflug, als auf der rechten Seite die Savute Safari Lodge auftaucht. Wie so oft steht ein Eli am Wasserloch vor dem Pool. Etwa 30 Minuten nach unserem Start rumpeln wir über den Landestreifen, die Erde hat uns wieder. Wir rollen aus. Am Rand des Parkplatzes steht ein Schild: Welcome Savute International Gates, Gate 3 Terminal 5, Passport Control. Das ist natürlich nur als Spass für die Touristen gedacht, denn es gibt hier weder ein Flughafengebäude, noch eine Passkontrolle.













Ein Fahrzeug mit der Aufschrift „Goha Hills Lodge“ nähert sich unserem Flieger. Wir steigen aus, begrüssen unseren Fahrer Rhan, verabschieden uns vom Piloten und klettern ins Auto. Wenig später donnert die kleine Maschine an uns vorbei und steigt in den blau-weissen Himmel, dann wird es wieder ruhig. Unser Fahrer reicht uns zwei Flaschen Wasser und einen Picknickteller mit allerlei kleinen Häppchen darauf, dann stellt er sich noch einmal vor. Er wurde anscheinend sehr gut informiert, denn er weiss bereits, dass wir nicht zum ersten Mal in Botswana sind. Dann jammert er ein bisschen: „Ruth und Walter, ihr seid schon einige Male in Botswana gewesen und ihr kennt sicher schon alles. Ich muss mir also schon sehr genau überlegen, was ich euch noch zeigen kann.“ Während er noch redet, rufe ich „Stop!“. Rhan hält sofort und schaut mich fragend an. Ruth muss lachen. Auf dem Boden neben dem Auto schiebt ein Dungbeetle seine Kugel durch den Sand. Das muss ich natürlich fotografieren. Sechs Tage lang habe ich im Delta unsere Guides mit meinem Wunsch nach einem Dungbeetle wahnsinnig gemacht und jetzt dauert es noch nicht mal zehn Minuten und wir haben einen gefunden!



Genau das erkläre ich Rhan jetzt und schon lächelt er und sieht viel entspannter aus. Na also! Geht doch :laugh: „Es freut mich, das zu hören“ sagt er. „Wir werden jetzt zunächst mal zum Goha Gate fahren, um euch zu registrieren. Dann kehren wir wieder um und fahren zur Lodge.“ Damit haben wir kein Problem, let´s go!

Etwa ein Stunde lang fahren wir auf der Sandpiste vom Airstrip zum Gate. Links und rechts überwiegt dichtes Grün, manchmal öffnet sich jedoch die Landschaft und gibt den Blick auf bunte Blumenwiesen frei. Das ist schon ein völlig ungewohnter Anblick für uns. Wir kennen das Savute Gebiet eher als sandig und trocken, doch diesmal ist alles anders. Ein Straussenpaar und dann sogar einige Elefanten auf einer Blumenwiese, mit den rötlichen Goha Hills im Hintergrund, das ist schon sehr reizvoll!







Die Piste führt manchmal durch Wasserlöcher, die umfahren werden, dann wieder durch Tiefsandpassagen. Ab und zu begegnet uns ein Selbstfahrer. Zwei Fahrzeuge der Goha Hills Lodge passieren uns. Sie sind voller Gäste, die zum Airstrip gefahren werden. Auf unsere Frage, ob heute noch andere Gäste kommen, antwortet Rhan: „Soweit ich weiss, seid ihr in den nächsten zwei Tagen die einzigen Gäste.“ Wow! Wir haben die ganze Lodge für uns? Das klingt ja mal wieder sehr VIP-mässig ;)

Am Goha Gate angekommen, registriert uns Rhan bei der Parkverwaltung, dann fahren wir ca. 15 Minuten zurück, ehe wir auf eine schmale Piste Richtung Hügel abbiegen. Etwas später rumpeln wir einen schmalen und steinigen Weg den Hügel hinauf, dann haben wir die Lodge erreicht. Am Fuss der Treppe, die hinauf zur Main Area führt, stehen bereits drei Personen, die uns erwarten. Wir steigen aus und werden freundlich begrüsst. Man reicht uns feuchte Tücher, dann stellen wir uns gegenseitig vor. Ozzy (ein Mitglied der Staff), sowie Nanette und Abram (das Manager Ehepaar) heissen uns willkommen. Ruth und mir ist innerhalb von wenigen Sekunden bereits klar, dass wir mit diesen beiden garantiert auf einer Wellenlänge sein werden. Wir laufen die Treppen hoch und befinden uns in der grosszügigen Dining Area. Auf einem bequemen Sofa nehmen wir Platz. Während uns ein sehr netter Mann mit Namen Edwin zwei Fruchtcocktails anbietet, erhalten wir von Nanette alle wichtigen Informationen. Sie bestätigt noch einmal, dass wir die Lodge für die nächsten zwei Tage für uns haben werden. Allerdings erwartet sie die beiden Besitzer an unserem letzten Abend. Ich kenne die beiden bereits von der ITB in Berlin und ich freue mich auf ein Wiedersehen, denn sie sind sehr nette Leute.

Die Goha Hills Lodge liegt auf einem Hügel mit einem traumhaften Blick über die Savanne. Die Anfahrt zu den Ebenen von Savute ist zwar mit einer Stunde nicht gerade kurz, trotzdem wollte ich diese Unterkunft kennen lernen, denn die Lage ist halt sehr speziell. Die Lodge bietet in 11 Chalets 26 Gästen eine Übernachtungsmöglichkeit. 2 der Chalets sind Familienunterkünfte. Alle Zimmer liegen am Rand des Hügels mit einem wunderbaren Ausblick. Unterhalb des Hügels gibt es ein Wasserloch, man kann also von jeder Stelle aus den Tieren beim Trinken zusehen. Die Main Area bietet verschiedene Möglichkeiten, um sich hinzusetzen und die Aussicht zu geniessen. Es gibt ausserdem einen Pool, ein Spa-Chalet und einen Fitnessraum. An Aktivitäten werden hauptsächlich Gamedrives angeboten, man kann aber auch geführte Wanderungen in den Hügeln unternehmen, oder von Hide aus an einem kleinen See Vögel und Wildtiere beobachten. Zurzeit fallen die Wanderungen aufgrund der dichten Vegetation jedoch aus.



















Nachdem wir die Formalitäten erledigt haben, erhalten wir noch ein kleines Mittagessen. Wir haben das Gefühl, unser Weisswein schmeckt bei dieser Aussicht noch besser als sonst ;) Danach führt man uns zu unserem Chalet. Als wir eintreten weiss ich genau, was meine Frau mich später fragen wird und so ist es dann auch. Ihre Frage lautet: „Warum bleiben wir hier nur 3 Tage?“ Das Chalet besteht aus Zeltwänden und ist sehr geräumig. Ich tippe mal auf mindestens 100 qm. Wir bekommen von der Hausdame die Einrichtungen erklärt, dann lässt sie uns allein. Ich schaue meine Frau an, sie schaut mich an und wir haben beide ein breites Grinsen im Gesicht. „Not too bad, my dear!“ Ich würde sagen, wir werden in diesem „Zelt“ verdammt wohl fühlen.













Das Bett ist liebevoll dekoriert, die Einrichtung ist sehr geschmackvoll und dieser Blick nach draussen über die Ebene ist nur schwer zu toppen. Auch die sanitären Anlagen lassen keine Wünsche offen. Wir räumen unsere Sachen ein, sitzen noch einen Moment auf der Veranda, dann ist es auch schon wieder Zeit für den Nachmittagstee und den anschliessenden Gamedrive. Natürlich warten auf uns wieder süsse und herzhafte Häppchen, selbstgemachte Limonade und mein geliebter Eiskaffee. Abram setzt sich zu uns und wir unterhalten uns. Er stammt aus Südafrika und hatte zusammen mit Nanette dort eine Farm. Auch heute haben sie noch ein Haus am Western Cape, aber zunächst einmal leben und arbeiten sie in Botswana, zurzeit eben in der Goha Hills Lodge. Ich mag seine ruhige Art sehr. Dann taucht auch Nanette auf. Sie hat etwas unheimlich sympathisches an sich und versteht sich auf Anhieb mit Ruth.

Wir plaudern und plaudern, bis unser Guide die Stufen hoch kommt und sich bemerkbar macht. Ach ja, da war doch was. Also folgen wir ihm zum Fahrzeug. Wir beschliessen, ganz in der Nähe zu bleiben. Rhan kennt am Fusse des Hügels einen schönen Platz bei einem Baobab, dort können wir ganz entspannt unseren Sundowner zelebrieren. Also fahren wir den Hügel hinunter und tauchen ins dichte Grün ein. Obwohl wir so gut wie keine Tiere sehen, macht diese gemütliche Nachmittagsfahrt sehr viel Spass. Um 17:45 halten wir an dem Baobab, genau vor uns können wir die Sonnenkugel bewundern. Rhan baut in Minutenschnelle einen Tisch auf, der wird mit Häppchen und Getränken „dekoriert“ und schon ist alles bereit. Um uns herum ist es herrlich ruhig, nur ein zeterndes Perlhuhn ist zu hören.







Während wir uns unterhalten, wird Rhan plötzlich unruhig. „Hinter uns ist ein Elefant im Busch“ sagt er. Wir können zwar nichts hören, aber kurze Zeit später taucht tatsächlich der Kopf eines Elis im dichten Grün auf. Unser Guide bittet uns, näher ans Fahrzeug zu gehen und auf sein Kommando einzusteigen. Der Eli kommt zwar näher, man sieht ihm aber an, dass er keinen Ärger mit uns anfangen will. Langsam folgt er einem Elefantenpfad der dicht hinter uns vorbei führt. Rhan schaut dem grauen Riesen nach. „Da ist noch ein Kollege nicht weit von hier“, sagt er. Ich kann mich anstrengen, wie ich will, ich höre kein Grummeln oder sonst etwas. Wir kehren an unseren Tisch zurück. Der Horizont ist inzwischen Rosa eingefärbt, die Sonne allerdings hat sich hinter ein paar Wolken versteckt. Das macht aber nichts, die herrliche Abendstimmung hat uns schon längst eingefangen. Jetzt kann sogar ich ein leises Knacken hören, dann taucht der Eli wieder auf. Er ist unglaublich neugierig und möchte herausfinden, was wir hier an einem seiner Lieblings-Baobabs wollen. Er bewegt sich parallel zu uns und „versteckt“ sich hinter einem Busch. Jetzt können wir nur den einen Teil des Kopfes und den Rüssel sehen. Den streckt er hoch in die Luft, um unsere Witterung aufzunehmen. Dann hat er wohl genug gerochen. Er schnaubt kurz, dreht sich um und verschwindet endgültig in der dichten Vegetation.







Wir packen unsere Sachen zusammen und fahren wieder Richtung Lodge. Links von uns öffnet sich die Landschaft. Einige Elefanten ziehen durch das Grasland. Wir halten kurz an. Es ist einfach ein traumhaftes Bild, wie der Schattenriss eines Bullen sich vor dem Zartrosa eingefärbten Himmel abzeichnet. Es wird mal wieder Zeit für einen tiefen Seufzer!





In der Lodge angekommen bringen wir unsere Sachen ins Chalet, erfrischen uns kurz und schon ist es Zeit für das Dinner. Wir sind heute Abend zu dritt, Rhan wird Ruth und mir Gesellschaft leisten. Der Tisch ist neben der Feuerstelle unter freiem Himmel gedeckt, das Feuer flackert bereits, überall brennen kleine Lampen, wir fühlen uns sauwohl an diesem Abend. Die verschiedenen Gänge werden vom Koch angekündigt, dann können wir beginnen. Meine kritische Frau – sie ist selbst eine passionierte und wirklich gute Köchin - nickt anerkennend mit dem Kopf, also hat die Küche den Check bestanden :whistle:
Das einzige, was uns nicht so zusagt: Die moderne Küche baut immer gerne zwischen den Gängen ein Sorbet ein. Dafür sind wir nicht so begeisterungsfähig, denn wir mögen es entweder warm oder kalt. Aber gut, das gibt es ja nicht nur hier in der Lodge, sondern es ist inzwischen in vielen Unterkünften ein Teil der Menüfolge.
War unser Guide Rhan bei unserem Kennenlernen noch eher in die Kategorie „zurückhaltend“ einzuordnen, so kommen wir uns an diesem Abend gedanklich näher. Er ist zwar nicht der grosse Moderator oder Witzeerzähler, dafür hat das, was er sagt, immer Substanz. Das Lustige ist: Er wohnt in Kasane und hat früher mit unserem Freund John in der Chobe Marina Lodge zusammen gearbeitet. Sie kennen sich also gut. Irgendwann schwenken wir immer mehr ab ins private und er gibt uns interessante Einblicke in die Kultur und Denkweise der Locals.
Das folgende Bild ist zwar verwackelt, aber zumindest gibt es einen kleinenEindruck dieses Abends wieder



Der Abend geht eigentlich viel zu schnell vorbei, aber was hilft´s, wir werden langsam müde. Also lassen wir uns von Rhan zum Chalet bringen. Wir machen uns bettfertig, aber dann muss ich noch mal raus auf die Veranda. Auch wenn es draussen stockdunkel ist, geniesse ich noch ein paar Minuten die Gerüche und Geräusche der Nacht. Von unten schallt das Schnauben der Impalas herauf. Auch hier in Savute dreht sich zurzeit bei den Antilopen alles um die Fortpflanzung. Na denn, gute Nacht! Wir kuscheln uns ins breite Bett und sind trotz Impala-Lärms in Rekordzeit eingeschlafen.

... wird fortgesetzt ...
Anhang:
Letzte Änderung: 14 Jun 2017 07:45 von leofant.
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