THEMA: Botswana April 2017 – Mixed Emotions
23 Jun 2017 15:06 #478981
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Donnerstag 27.04.17

Beim Frühstück treffen wir Jens und Thoralf, zwei Tierfilmer aus Deutschland. Die haben schon TV Produktionen wie z.B. „Wildes Deutschland“, „Wildes Hamburg“ oder auch „Wildes Japan“ gedreht. Sie wohnen öfter mal bei Gabi und drehen zurzeit einen zweiteiligen Film über Elefanten. Die Dreharbeiten werden mindestens bis Ende 2017 dauern. Wenn man die schönen Tierfilme im TV sieht, dann sollte man sich auf keinen Fall der Illusion hingeben, dass die Tierfilmer raus fahren, die Filmkamera zücken und die ganzen Sequenzen so eben mal aufnehmen. Besonders die spektakulären Situationen in einem Tierfilm erfordern Zeit, noch mehr Zeit, Geduld und auch mal Glück. Für einen netten Tier- oder Naturfilm, der vielleicht 45 Minuten lang ist, kann man durchaus drei Jahre benötigen, in denen man seine Hauptdarsteller immer wieder begleitet. Das heisst nicht unbedingt, dass man diese drei Jahre jeden Tag vor Ort ist, sondern man kommt zu bestimmten Zeiten und dreht die benötigten Szenen, wenn denn die Tiere auch mitspielen. Jens und Thoralf haben zum Beispiel vier Jahre in Australien und Borneo verbracht, um Naturfilme zu drehen, waren aber zwischendurch immer wieder zuhause, denn sie haben sehr wohl auch Familie und Kinder. Diese beiden jedenfalls sind sehr sympathische Leute und ich unterhalte mich gerne mit ihnen, zumal sie mein Gejammer über verpasste oder vermurkste Aufnahmen gut nachvollziehen können. Selbst diesen Profis gelingt eben nicht alles :)

Am heutigen Vormittag ist Tefo, der zweite Guide der Garden Lodge, unser Begleiter. Er ist jetzt seit einem knappen Jahr dabei und wir waren mit ihm letzten November schon einige Male auf der Pirsch. Tefo ist ein sympathischer Mensch, ich mag die Art, wie er das „r“ rollt. So sagt er z.B. nicht einfach „Crocodile“, sondern eher so etwas wie „Crrrocodile“.

Mit uns sind heute zwei Ehepaare aus Deutschland. Sie haben einige Jahre in Südafrika gelebt, sind dann aber wieder zurück in die Heimat gezogen. Ihren Mannheimer Dialekt haben sie jedenfalls immer noch unverkennbar behalten. Wieder nehmen wir die nächste Abbiegung hinter dem Gate in Richtung Fluss. Auf einem umgefallenen Stamm finden wir ein Baumhörnchen, das sich ohne Scheu fotografieren lässt. Auf unserer Fahrt entlang des Ufers schiesse ich Bilder von einem landenden Kuhreiher. Reiher, Kap-Turteltauben, Nilgänse, ansonsten sind nur ein paar Glanzstare zu sehen, Vierbeiner machen sich rar an diesem Morgen.







Kurz vor dem Anstieg zur Chobe Game Lodge sieht man ein Nest hoch oben im Baum. Darin sitzt ein Fischadler. Leider ist meine Linse zu klein, um ein akzeptables Foto aufzunehmen. Hinter der Einfahrt zur Lodge stehen drei Fahrzeuge. Die Insassen starren angestrengt auf einen Baum, der ein ganzes Stück entfernt steht. Tefo fragt nach und erfährt, dass ein Leopard es sich auf einem der Äste bequem gemacht hat. Selbst mit einem Fernglas ist die Katze extrem schwer zu erkennen, da haben wir auf dieser Reise schon bessere Sichtungen gehabt :whistle:
Wir fahren weiter. Ein Falke hoch im Baum, ein Raubadler in der Luft, eine Gabelracke im Busch, links und rechts Impalas, die ab und zu vom Herdenchef zusammen getrieben werden, mehr lässt sich nicht blicken. Also beschränke ich mich notgedrungen auf Portraitfotos von Impaladamen. Wobei ich sagen möchte, dass ich diese eleganten Tiere sehr mag und es keine „Verzweiflungsfotos“ sind, die ich jetzt mache.



Es folgen Nahaufnahmen von Glanzstaren, die Blue Waxbills und Finken auf dem Boden sind wieder mal etwas zu weit entfernt, um brauchbare Aufnahmen zu machen, diese Bilder sind jetzt wirklich „Verzweiflungsfotos“. Da ist mir der Fisheagle oben im Baum doch viel lieber, denn er ist gross genug für ein nettes Bild. Eine Leopardenschildkröte bewegt sich mit annähernd Höchstgeschwindigkeit in Richtung Flussufer. Ich denke mal, eine gute Stunde wird sie noch brauchen, bevor sie am Wasser angekommen ist :)









Wir sind an eine Pan gekommen. Hier treffen sich öfter verschiedene Tierarten, um Mineralien zu sich zu nehmen. Heute sind einige Giraffen in der Nähe. Eine davon kann ich genau hinter einer Warzenschweinfamilie fotografieren, das macht den Grössenunterschied ziemlich deutlich. In der nächsten Stunde passiert einfach nichts. Tefo stoppt irgendwann bei Serondela, dann fahren wir wieder zurück. An einem schattigen Platz treffen wir auf eine Gruppe Paviane. Einer hat das Kinn auf seine Hand gestützt, es sieht aus, als würde er sehr intensiv über etwas nachdenken. Dann hören wir lautes Gezeter. Irgendein jugendlicher Affe wird von einem Älteren zurechtgewiesen. Ein Stück entfernt ist ein Paar damit beschäftigt, für Nachwuchs zu sorgen. Neben uns raschelt es im Busch, plötzlich toben einige Paviankinder rund um unser Auto.











Wir müssen weiter, denn unser Lunch wartet in der Lodge. Am blitzblauen Himmel ziehen etwa 40 Klaffschnäbel ihre Kreise, das ist mir ein Bild wert. Dann erreichen wir das Gate und verlassen den Park. Heute Vormittag haben wir nicht einen einzigen Elefanten gesehen, das ist wirklich ungewöhnlich für die Chobe Riverfront. Immerhin schätzt man den Elefantenbestand im gesamten Chobe Nationalpark auf fast 100.000 Tiere!

Am Nachmittag steht eine Bootstour mit John auf dem Programm. Während die anderen Gäste mit Tefo unterwegs sind, werde ich versuchen, einige Fotos von diesem Boot nahe bei einer Elefantenherde am Wasser zu machen. Dafür ist es allerdings nötig, dass wir überhaupt eine Herde am Wasser sehen. Aber wir wollen es zumindest versuchen, denn die Lichtverhältnisse sind heute nicht schlecht.
Im Park angekommen, scheuchen wir einen Schwarm Zwergenten auf. Sie fliegen ein Stück voraus und lassen sich wieder auf dem Wasser nieder. Wenn wir uns nähern, geht das Spiel wieder von vorne los. Irgendwann ändern sie dann doch ihre Meinung, fliegen einen grossen Bogen und steuern wieder den allerersten Platz an. Wir tuckern langsam am Ufer entlang, John und ich haben immer das andere Boot im Blick, aber es gibt keine interessanten Situationen, die brauchbare Bilder zulassen würden. Ein paar Kudus, Impalas, Warane oder Krokodile am Ufer, Kormorane, Schlangenhalsvögel und Reiher in und am Wasser, mehr geht nicht. Wir erreichen eine Gruppe Hippos. John bringt uns in Position, sodass die Hippos zwischen dem anderen Boot und uns sind. Jetzt hätte ich gerne ein Bild mit dem Hippobullen, der sein Maul drohend aufreisst. Das tut er auch, aber leider mit dem Rücken zu uns, das bringt mir gar nichts. Wir können unsere Position leider nicht verändern, denn dann wäre das andere Boot ja nicht vor der Hippogruppe. Wir warten noch einige Minuten, aber nichts passiert. Also fahren wir weiter, denn die Gäste möchten ja noch andere Tiere sehen.









Zwei Impalaböcke kämpfen spielerisch am Ufer und sie spiegeln sich im Wasser, daneben sitzen einige Paviane am Wasser. Das Gästeboot fährt ans Ufer und stoppt. Ich mache meine Fotos vom Boot, aber wirklich spannend sind diese Bilder nicht. Ausserdem haben sich schon wieder viele Wolken vor die Sonne geschoben, das Licht ist also eher bescheiden. Da ich meinen Auftrag nicht durchziehen kann, konzentriere ich mich auf die spielenden und herumtobenden Paviankinder. Immer mehr Affen erscheinen und ich finde ein paar lohnende Motive.











Weiter geht es zu einer Steilwand. Hier nisten die Bienenfresser in Höhlen. Wir können ziemlich nahe heranfahren. Die bunten Vögel kleben förmlich an der weissen Steilwand, schlüpfen immer wieder in die Höhlen oder flattern in scheinbar wildem Durcheinander herum. Akustisch wird die Sache durch ein vielstimmiges Gepiepse. Ich habe zwar meinen Spass beim Fotografieren, aber meinen Auftrag kann ich immer noch nicht erfüllen. Ich dirigiere das Gästeboot vor die Steilwand, sehe aber schnell ein, dass diese Bilder einfach keine echten Hingucker sind.









Wir schauen den Chobe hoch und runter, kein einziger Elefant lässt sich blicken. Unsere letzte Chance ist ein Stück weiter den Fluss hinauf. Dort angekommen stellen wir fest: Fehlanzeige! Also fahren John und ich nahe an einen Teppich voller Seerosen, der sich mitten im Fluss befindet. Hier kann ich zumindest noch nette Fotos von einem African Jacana mit seinen Jungen machen. Bei diesen Vögeln verschwindet die Mutter, wenn sie die Eier gelegt hat und der Vater übernimmt die Brutpflege sowie die Aufzucht der Kinder.







Inzwischen ist es fast 17:30, es wird Zeit, den Heimweg anzutreten. Dann ein kleines Highlight – zumindest für die Gäste. Oben an einem Steilhang stehen tatsächlich drei Elefanten, einer ist sogar ein kleines Stück herabgeklettert. Wir fahren weiter, jetzt sind wir ganz nah an einer beliebten Stelle für die Elis. Ein einziger Elefant hat sich ans Ufer begeben. Ich mache ein paar Fotos von dem anderen Boot, bin aber nicht wirklich zufrieden.



Es ist kurz vor 18:00, die Sonne hat den Himmel golden eingefärbt und steht schon kurz vor dem Horizont, da treffen wir tatsächlich noch auf eine Elefantengruppe. Leider ist es schon zu dunkel für gute Bilder, wir beenden also die Mission und ich mache lieber noch ein paar Sonnenuntergangsbilder. Davon habe ich ja zum Glück so wenige innerhalb der letzten 10 Jahre gemacht :whistle: Wobei ich sagen muss, dass speziell am heutigen Abend dramatische Wolkengebirge am Himmel „hängen“ die immer wieder die Farbe wechseln, ich denke mal, da kann kein Fotograf widerstehen.













Um kurz nach 18:00 ist die Sonne verschwunden und wir verlassen den Park. Heute bleiben wir zum Dinner mal wieder in der Lodge. Dort treffe ich auch meine Frau und Freundin Gabi. Kurz nach dem Dinner werden wir hinaus gerufen. Margret ist im Garten! Die Geschichte dazu: Seitdem wir in die Garden Lodge kommen, erscheint in der Dunkelheit ziemlich regelmässig ein Hippo im Garten, um das frische Gras abzuweiden. Tagsüber wird die Wiese gewässert, es ist also immer frisches Grün vorhanden. Man kann nicht davon ausgehen, dass es sich immer um dasselbe Hippo handelt, zumal auch schon bis zu drei Hippos im Garten herumliefen, aber Gabi hat dem „Standardhippo“ einfach den Namen Margret gegeben und so heisst es inzwischen traditionell: Margret ist da! Wir beobachten das Flusspferd noch einige Minuten, dann ziehen wir uns aufs Zimmer zurück.
Die Tage in Afrika vergehen einfach zu schnell. Kaum haben sie angefangen, sind sie – zumindest gefühlt – bald darauf schon wieder zu ende. Also bleibt mir nur eins: Ich muss die folgenden drei Tage ganz intensiv geniessen, damit ich genug Afrika-Vorrat habe, wenn wir wieder in Deutschland sind :S

... wird fortgesetzt ...
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26 Jun 2017 16:35 #479305
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Freitag 28.04.17

Wieder frühstücke ich gemeinsam mit Jens und Thoralf, sie sind gestern etwas weiter den Fluss hinauf gefahren und haben einige Elefantenbullen filmen können, die sich um eine Dame bemühten. Gerade bin ich etwas neidisch, denn da wäre ich gerne dabei gewesen. Meine Frau hat nur einen Kaffee getrunken, dann wurde sie von Gabi abgeholt und die beiden machen einen Spaziergang mit der Hundemeute.
Heute fahren wir mit John in den Park. Es ist wieder extrem ruhig am Flussufer. Also müssen erneut die Impalas darn glauben, denn irgendetwas möchte ich fotografieren. Auf einem Ast entdecken wir zwei Tauben. Die führen uns vor, warum man den Begriff „Turteltäubchen“ für ein verliebtes Paar benutzt, es ist nett, ihnen beim Turteln zuzuschauen.







Nach ein paar Kilometern habe ich weitere „Opfer“ gefunden. Es sind Perlhühner, die am Pistenrand nach Fressbarem suchen. Sie haben einige Jungtiere dabei und laufen hektisch herum, das allerdings ist nichts Besonderes, denn das tun sie häufig. Etwas später stossen wir auf einen Impalabock, dessen zweites Horn abgebrochen ist. Sofort nenne ich ihn: das letzte Einhorn, wobei dieser Begriff so nicht stimmt, denn man kann ab und zu einen Bock finden, der bei einem Kampf einen Teil seines Kopfschmucks verloren hat. Das „letzte Einhorn“ hat also einige Kollegen hier an der Riverfront. Im Gebüsch und am Boden wuseln überall kleine Vögel herum, ich strenge mich richtig an, muss aber wieder einmal feststellen, dass ich für die Vogelfotografie ungenügend ausgestattet bin – sieht man mal von den grossen Vögeln ab.











Dann haben wir eine interessante Sichtung. Es handelt sich um einen Impalabock, der einen schwarzen Streifen auf der Nase hat. John meint, es könnte sich um ein Schwarznasen-Impala handeln. Dieser Ausdruck ist kein Spitzname, sondern tatsächlich eine offizielle Bezeichnung, denn die gewöhnlichen Antilopen heissen Schwarzfersen-Impalas. Die Schwarznasen sollte es eigentlich hier am Chobe gar nicht geben, denn sie leben in Namibia, aber die Diskussionen, ob es inzwischen einige hierher verschlagen hat, gibt es schon seit einiger Zeit.



Der Vormittag ist schon wieder vorüber. Auf dem Rückweg wären noch Warzenschweine und Giraffen zu erwähnen, mehr Sichtungen – einige Vögel mal ausgenommen – gibt es nicht. Der positive Aspekt: Ich muss mir keine Sorgen machen, dass meine Speicherkarten vielleicht nicht langen…
An dieser Stelle möchte ich aber erneut sagen: Auch wenn man beim Lesen vielleicht hin und wieder den Eindruck hat, man könne sich schnell langweilen (das 235. Impala, der 196. Glanzstar, das 96. Warzenschwein), für mich stellt sich nie die Frage, ob ich eine Tour einfach mal ausfallen lassen und mich in dieser Zeit lieber an den Pool legen sollte. So etwas käme für mich einfach nicht in Frage, denn ich finde immer irgendetwas, das ich fotografieren kann oder eine Situation, die ich so noch nicht erlebt habe. Für denjenigen, der die Augen aufmacht und nicht nur auf die grossen Tiere fixiert ist, für den gibt es jeden Tag etwas Neues zu sehen. Und zu dieser Spezies gehöre ich!







Am Nachmittag fahren wir zunächst wieder zu den Chobe Rapids, um die Brutkolonien zu beobachten. Hin und wieder sieht man hier auch die seltenen Fischotter, aber dieses Jahr sind die Felsen fast komplett durch das Hochwasser überspült, da haben die Tiere sich wohl eine andere Stelle gesucht. An der Anlegestelle des Parkeingangs müssen wir kurz warten, denn es sind ziemlich viele Boote unterwegs. Am Wochenende wollen auch die Einheimischen öfter mal per Boot in den Park, um den Sonnenuntergang zu zelebrieren.
Langsam geht es am Ufer entlang. Ich entdecke einen Greyheaded Kingfisher, der Wattled Lapwing mit seinen auffälligen gelben Hautlappen am Schnabelansatz regt sich zeternd über unsere Annäherung auf, bevor er wegfliegt. Schon habe ich noch eine Flugaufnahme „im Kasten“. Etwas weiter vom Ufer entfernt befindet sich ein scheinbar regungsloser Hippobulle. Aber was ist das? Ganz nah bei ihm sind zwei Nasenlöcher zu erkennen, das dazugehörige Hippo ist komplett im Wasser verschwunden. Des Rätsels Lösung: Hier handelt es sich um eine Hippodame, die gerade vom Bullen begattet wird. Das scheint kein wirklicher Spass für Madame zu sein, denn der Bulle drückt sie mit seinem Gewicht soweit unter Wasser, dass sie gerade noch durch die Nasenlöcher atmen kann. In dieser Position verharren sie eine Zeitlang, bevor die Hippodame sich wieder erholen darf.









Es wird Zeit, dem Flusslauf zu folgen. Ein Fisheagle sitzt dekorativ auf einem Ast. Ein schönes Foto, mit einem tiefblauen Himmel im Hintergrund. Jetzt startet er sogar und fliegt knapp an uns vorbei. Inmitten der Sumpfgraswiese im Fluss blühen zahlreiche Seerosen. Genau in der Mitte sind zwei Hippoköpfe zu sehen. Das ergibt ein nettes Bild, ich nenne es: „Die Blumenkinder“. Wobei man bei diesen Schwergewichten eigentlich nicht von „Kindern“ sprechen kann.





Jetzt sind mal wieder Kormorane, Schlangenhalsvögel, Enten und Gänse an der Reihe, aufgelockert wird die Szenerie durch Krokodile, die völlig bewegungslos im Gras oder im Ufersand liegen. Die Uhr zeigt inzwischen fast 17:00, es ist kühler geworden, Zeit für die Paviane, ans Ufer zu kommen. Auch heute finde ich bei ihnen ein paar Motive, denn speziell die Affenkinder sind immer für ein paar niedliche Fotos gut. An der Steilwand nahe des Elephant Valley, haben sich Impalas und Paviane versammelt und nehmen die benötigten Mineralien auf. Antilopen und Affen findet man häufig zusammen, weil sie so drohende Gefahren wir Raubtiere schneller erkennen können. Impalas sind sehr aufmerksam, haben eine gutes Gehör und gute Augen, die Paviane können auf Bäume klettern um Ausschau zu halten. Allerdings kann dieses Zusammensein speziell in den Monaten November / Dezember für frisch geborene Impalas ganz schnell tödlich enden, denn Pavianmänner wissen durchaus frisches, zartes Impalafleisch zu schätzen, wir haben es selbst schon miterlebt.

















Bald schon ist wieder eine Stunde vergangen und wir fahren zum Parkausgang zurück. Der Sundowner wird heute während der Fahrt serviert, denn der Sonnenuntergang fällt wegen dichter Wolken aus. So etwas passiert um diese Jahreszeit zwar nicht oft, aber natürlich gibt es auch in Botswana keine Garantie für einen täglichen perfekten Sundowner.
Ruth ist bereits da und berichtet mir von ihrem Abenteuer. Ein Waran hatte am Nachmittag versucht, in den Entenkäfig am Haus zu gelangen. Meine Frau musste mit einem grossen Besen das Reptil so lange in Schach halten, bis Verstärkung kam. Dann wurde der verhinderte Eierräuber eingefangen und zum Fluss gefahren. Dort setzte man ihn wieder aus. Am heutigen Abend lässt uns Margret zwar im Stich, dafür können wir zwei Eulen beobachten, die im Garten auf der Jagd sind und deshalb hin und her fliegen. Und ab geht´s ins Bett!

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Samstag 29.04.17

Jens, der Filmemacher hat heute Geburtstag. Direkt zum Frühstück hat Gabi etwas organisiert. Die Staff kommt im Gänsemarsch singend zum Tisch und hat eine grosse Cremetorte dabei. Jens ist das eigentlich unangenehm, denn er mag es nicht so, wenn er im Mittelpunkt steht. Ich kann das sehr gut nachvollziehen ;-) Nachdem er die Kerzen auf der Torte ausgeblasen hat, bietet er uns allen ein Stück an. Wir lehnen dankend ab, das ist um 07:00 morgens nicht unbedingt das perfekte Frühstück :whistle:

Draussen im Park sind die meisten Tiere scheinbar ins Wochenende gegangen , also wird es mal wieder Zeit, Impalas zu fotografieren, das tue ich dann auch ausgiebig.



Wir halten für einen Schakal, der im Schatten eines Busches liegt, ein zweiter taucht auf, der ist aber eher schüchtern und versteckt sich im hohen Gras. Die Giraffen in der Nähe laufen zunächst in langsamer Geschwindigkeit an den Büschen entlang. Dann schauen sie mit prüfendem Blick zu uns hinüber und fangen an, zu galoppieren. Wie immer sieht es bei ihnen aus, wie in Zeitlupe.



Wir nehmen einen schmalen Weg zum Ufer. Ein Kiebitz empfängt uns mit lautem Zetern, in der Nähe schwirrt ein Graufischer durch die Luft. Er möchte einen Fisch fangen, „steht“ etwa 20 Meter über der Wasseroberfläche in der Luft und die Flügel bewegen sich unablässig in einem höllischen Tempo. Dann stürzt er unvermittelt in die Tiefe, es platscht, dann steigt er wieder auf. Der Schnabel ist leer, also hat er seine Beute verfehlt. Während wir noch den Kingfisher beobachten, erscheint tatsächlich eine kleine Elefantenherde. Dass wir das noch erleben durften ;)





Die Tiere stellen sich mit den Füssen ins Wasser und trinken. Unter dem Bauch eines Muttertiers wuselt ein Minielefant herum. Das sind die Bilder, welche die Gäste sehen wollen, wenn sie an den Chobe kommen. Wir fahren dichter heran, die Matriarchin gestattet uns diese Annäherung. Nach einigen Minuten drehen wir wieder um. Der Kingfisher sitzt inzwischen auf einem Ast am Ufer. Er war erfolgreich und hat einen Fisch gefangen. Den schlägt er jetzt mit schnellen, harten Bewegungen weich, dann will er ihn verschlucken. Wir sind beeindruckt, denn der Fisch passt kaum in den Schnabel. Schliesslich hat der fleissige Jäger es aber doch geschafft.





Eine Stunde später geht es Richtung Gate, der vorletzte Vormittag ist vorbei. Auf dem Rückweg zur Lodge werde ich zu Gabis Haus gebracht. Ich kann mir die kleinen Schildkröten anschauen. Gabi hat eine Art Minizoo im Garten des Hauses. Hier wird alles aufgepäppelt, was sich verletzt hat oder aus anderen Gründen eine Pflege benötigt. Jetzt kann ich mich nützlich machen und mithelfen, den Entenkäfig einbruchssicher zu machen, denn verschiedene Eierliebhaber machen die Gegend unsicher. Das kann ein Waran sein, das können aber auch Paviane oder Schlangen sein. Neben dem Käfig liegen einige Körner, um die haben sich zahlreiche Blue Waxbills versammelt. Wenn wir im Park unterwegs sind, dann bin ich sehr an diese kleinen blauen Vögelchen interessiert, hier fotografiere ich sie allerdings nicht, weil sie nicht in ihrer natürlichen Umgebung unterwegs sind.

Gabi hat in ihrer Jugend Klavier gespielt. Als sie erwachsen wurde, war keine Zeit mehr für die Musik. Irgendwann hatte sie aber wieder den Wunsch, auf einem Klavier zu spielen. Also suchte sie und suchte sie und wurde in Zimbabwe fündig. Jetzt steht das Instrument bei ihr im Wohnzimmer und sie übt eifrig. Natürlich spielt sie uns etwas vor und ich muss sagen, sie hat es wieder ganz gut drauf! Danach fahren wir zum Lunch in die Lodge. Auf dem Weg macht sie irgendwann eine Vollbremsung. Ein Chamäleon ist dabei, die Überlandstrasse zu überqueren. Das Risiko, überfahren zu werden, ist ziemlich hoch. Also wird das Reptil in eine Papiertüte gepackt und mitgenommen. In der Lodge angekommen, wird es im Garten wieder frei gelassen. Natürlich sind die Gäste begeistert und machen – mich eingeschlossen – einige Fotos von dem Chamäleon, bevor es in der dichten Hecke verschwindet.





Am Nachmittag beschliesst Ruth, mich auf dem Boot zu begleiten. Ausser uns ist noch ein Paar aus Italien und eine Freundin des Hauses dabei. Sie lebt eigentlich in Texas, war ursprünglich für zwei Wochen hier, hat aber dann noch mal um zwei Wochen verlängert. Schön, wenn man so spontan handeln kann :woohoo:

Für einen Samstagnachmittag ist es erstaunlich ruhig am Parkeingang. Ausser uns haben nur drei Boote angelegt und die Insassen werden registriert. Was ist los? Es ist Samstag, das Wetter ist perfekt, wir können es gar nicht verstehen. Aber natürlich freuen wir uns darüber, denn je weniger Boote auf dem Fluss unterwegs sind, desto weniger störende Einflüsse gibt es bei Tierbeobachtungen.
Zunächst scheuchen wir ungewollt einen Büffel aus dem seichten Wasser in Ufernähe. Er dreht sich noch einmal um und mustert uns mit bösem Blick, dann verschwindet er im Buschwerk. Kurz darauf ist es ein Fisheagle, der sich gestört fühlt und vom Uferrand flüchtet. Für mich gibt es danach mal wieder die Chance, eine Gabelracke im Flug abzulichten, leider reagiere ich zu langsam und das Bild ist leicht unscharf. Etwas später nähern wir uns einem Elefantenbullen, der sich ein paar Schlucke gönnt. Er lässt sich auch nicht besonders von uns stören, als wir in seine Richtung treiben. Die Italienerin nutzt die Chance, sich am Bug des Bootes zu platzieren. Mit dem Elefanten im Hintergrund gibt das natürlich ein schönes Bild, das man seinen Freunden in der Heimat präsentieren kann.
(Diese Fotos lasse ich aus rechtlichen Gründen aus, da ich keine Erlaubnis habe)

Wir tuckern gemütlich weiter und werden belohnt. Ich kann einen Kormoran im Flug und im perfekten Licht aufnehmen, am Ufer wandern zwei Büffel entlang, eine Truppe Streifenmangusten erscheint und wühlt sich auf der Suche nach Insekten durch den Sand, begleitet wird diese Aktion durch ihre unablässigen Kontaktrufe. Am folgenden Uferabschnitt sonnen sich die Krokodile und warten gleichzeitig auf ein unvorsichtiges Beutetier. John beschleunigt das Boot. In einiger Entfernung tritt ein weiterer Elefant aus dem Busch hervor. Langsam kommt er ans Wasser, aber statt zu stoppen, läuft er hinein. Als wir ihn erreichen, ist er fast vollständig im Fluss, nur der Rücken und der obere Teil des Kopfes ragt noch aus dem Wasser. Wie wir es von Elefanten kennen, fängt er an, mit dem Rüssel zu blubbern und lauter Luftblasen zu erzeugen. Kein Zweifel, der graue Riese hat Spass beim Baden! John hat den Motor gestoppt und wir treiben in respektvoller Entfernung neben ihm her. Jetzt hat der Eli genug vom Wasser. Er wendet sich noch einmal zu uns, prustet scheinbar verächtlich, geht an Land und läuft parallel zum Ufer weiter. Wir folgen ihm auf gleicher Höhe. Der Bulle bewegt sich bedächtig, bleibt auch mal stehen, um Blätter von einem Busch zu rupfen, lässt den Rüssel ins Wasser hängen und saugt ihn voll Wasser. Dann läuft er leicht verträumt weiter. Nicht weit von ihm liegt ein grosses Krokodil am Ufer, erstaunlicherweise verhält es sich absolut ruhig, obwohl der Elefant immer näher kommt. Als er vielleicht noch zwei Meter entfernt ist, scheint er das Croc zu bemerken. Während er erschrocken prustet, spritzt er das Krokodil mit Wasser voll. Wir müssen lachen, so etwas haben wir noch nie gesehen. Das Croc nimmt die Sache absolut gelassen und bewegt sich immer noch nicht. Der Bulle kümmert sich nicht weiter, sondern läuft einfach dicht an dem Reptil vorbei. Etwa eine Gehminute entfernt passiert er eine Gruppe von Hippos, die sich ganz nah am Ufer aufhalten, das gibt mir die Chance für einige Fotos.













Wir verlassen den Eli und fahren Flussaufwärts bis zur Chobe Savannah Lodge. Dort stehen einige Giraffen und fressen. Das Licht ist wirklich gut und Flora und Fauna spiegeln sich im Wasser, dieses Bilder-Geschenk nehme ich dankbar an. Die Giraffen wandern weiter, ich bitte John, noch einen Moment zu warten. Am Ufer steht ein grosser Baum, auf der Spitze sitzt ein Fischeagle. Davor läuft die Giraffe und alles spiegelt sich im Fluss, bei diesen Bildern kann ich natürlich nicht widerstehen.





Die Sonne nähert sich dem Horizont, es wird Zeit für uns, einen Weisswein zu trinken. Es scheint so, als wolle die Natur das nachholen, was sie uns gestern noch verwehrt hatte, nämlich einen perfekten Sonnenuntergang. Das gelingt auch und für das Honeymoon Paar aus Italien hätte der Nachmittag auf dem Chobe gar nicht kitschiger enden können. Wir freuen uns für sie und natürlich für uns, denn wenn meine Frau schon mal dabei ist, dann sollte das abendliche Arrangement schon stimmen







Der vorletzte Sunset auf dem Chobe ist Geschichte, es wird Zeit für uns, mal wieder tief zu seufzen, wir konnten die letzten 20 Minuten intensiv in uns aufnehmen, genauso wie wir es uns vorgenommen hatten – was will man mehr?
Den Abend bzw das Dinner verbringen wir noch einmal in der Lodge, morgen werden wir mit Gabi ausserhalb Essen gehen, es wird ja unser letzter Abend in Botswana auf dieser Reise sein. Beim Sundowner vor dem Essen gesellen sich noch einmal Jens und Thoralf zu uns. Ich hatte es ja schon geschrieben: Die Jungs sind sehr sympathisch und ihre Geschichten sind natürlich auch nicht zu verachten. Als Jens mir einen Filmausschnitt auf dem Smartphone zeigt, erkenne ich einige Szenen wieder. Eins, zwei Naturfilme habe ich also schon von ihnen gesehen und ich muss sagen, die Qualität ihrer Filme ist hervorragend. Ich freue mich jetzt schon auf den Zweiteiler über die Elefanten, auch wenn es bis dahin noch dauert.

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Sonntag 30.04.17

Der letzte komplette Tag ist angebrochen. Auf den Gamedrive am Morgen kann ich mich richtig freuen, denn ausser mir fährt nur noch eine Freundin des Hauses mit. Die fotografiert auch leidenschaftlich, ich muss mir also keine Gedanken machen, ob wir irgendwo zu lange stehen bleiben. Zu Beginn der Tour bleibt es noch ziemlich ruhig, aber zumindest das Wetter zeigt sich an diesem Sonntagmorgen von seiner besten Seite. Über uns im Himmel kreisen zwei Vögel, der eine attackiert plötzlich den anderen, dann landen sie in unserer Nähe auf zwei verschiedenen Bäumen. Es ist ein Raubadler, der einen Weissrückengeier verfolgt. Scheinbar denkt der Adler, der Geier wäre ein Futterkonkurrent. Während wir die zwei Vögel beobachten, kommen andere Fahrzeuge vorbei und halten an. Der Adler fühlt sich gestört und fliegt weiter, der Geier traut sich nicht und bleibt sitzen

Weil ich nichts Besseres zu tun habe, halten wir ab und zu an und ich fotografiere Impalas, ENDLICH MAL :whistle:



Wir biegen ab zum Ufer des Chobe. Hinter einer Biegung sitzt ein Fisheagle auf dem Boden. Wir halten sofort an und ich zücke die Kamera. Zunächst bleibt er sitzen, mustert uns ganz genau, dann startet er und erhebt sich in den Himmel. Das ist das, was ich mir von ihm gewünscht habe. Ich kann tatsächlich ein paar schöne Bilder aus nächster Nähe machen. Nur 5 Fahrminuten weiter finden wir ein Adlerpaar oben im Baum. Aha! Heute ist also mein Fisheagle-Tag! Ich schiesse ein paar Bilder, dann startet zunächst Nummer 1, etwas später Nummer 2. Und wieder bin ich mit den Ergebnissen fast zufrieden. Nur mein Objektiv könnte etwas grösser sein, sonst ist alles annehmbar.







Wir treffen auf ein anderes Auto. John kennt den Guide und bekommt die Information, dass hinter Serondela Löwen gesichtet wurden. Also fahren wir kurz entschlossen dorthin. Nicht weit vom Rastplatz entfernt sehen wir zahlreiche Büffel im Buschland verstreut. Hmmm… wo Büffel sind, da sind auch ziemlich oft die Löwen. Wir fahren hin und her, finden sogar Löwenspuren, aber die Katzen bleiben unauffindbar. Vermutlich ist es jetzt zu heiss und die Jäger haben sich tief in den Schatten der Büsche gelegt. Also kehren wir wieder um. Links und rechts von uns sehen wir Büffel um Büffel, es dürften mehr als 200 Tiere sein. Naja, bei dieser Hitze hätten die Löwen sowieso nicht gejagt und schlafende Löwen sind ja nicht unbedingt das Ziel meiner Wünsche.

Also vergnüge ich mich wieder an den nicht ganz so spektakulären Sichtungen: Eine Gabelracke im Flug, ein zorniger Impalabock, Mutter und Kind Impala, die sich ablecken, Blue Waxbills und Feuerfinken, eine kleine Gruppe von Grünmeerkatzen. Die Zeit vergeht heute wie im Flug und bald ist es schon nach 11:00, also sollten wir langsam in Richtung Gate aufbrechen. Auf dem Rückweg finden wir mehr als 10 Giraffen, die sich wegen der Mineralien im Boden hier aufhalten.











Dann fahren wir endgültig zurück. Ja, ich habe meinen Spass gehabt an diesem Vormittag. Aber jetzt knurrt mein Magen, ich freue mich auf das Lunch; gleichzeitig erfasst mich eine gewisse Traurigkeit, denn der letzte Gamedrive auf dieser Tour neigt sich dem Ende zu. In früheren Zeiten bin ich noch einmal am Vormittag vor unserem Flug raus in den Park gefahren, aber man wird ja älter und muss sich den Stress nicht mehr antun, denn das hiess: Gegen 11:00 Rückkehr in die Lodge, frisch machen, um gegen 12:00 zum Airport zu fahren.

Um die Mittagszeit sind vier neue Gäste aus einem Nachbarland Botswanas eingetroffen. Sie befinden sich auf einer Motorradtour und machen jetzt in der Garden Lodge Station. Wir betrachten uns die Typen und als wir erfahren, dass sie den Boatcruise am Nachmittag gebucht haben, sind wir nicht wirklich begeistert, denn wir ahnen schon, was kommen wird. Ruth will mich heute begleiten, denn es wird der letzte Sunset auf dem Chobe sein, morgen um diese Zeit sitzen wir schon im Flieger nach Johannesburg – wenn er denn pünktlich abfliegt. Während wir noch im Garten einen Eiskaffee trinken und süsse Häppchen essen, wird das Boot beladen. Dafür sind Tefo und John eingeteilt, denn auf den Ausflug mit diesen Gästen brauchen wir zwei grosse Coolerboxen.

Um 15:00 legen wir ab und steuern zunächst die Chobe Rapids mit den Vogelkolonien an. Dort ist viel los, immer wieder sehen wir Nimmersatte mit Zweigen im Schnabel. Sobald sie landen wollen, gehen die Nachbarn in Abwehrhaltung, denn es ist ziemlich eng auf den Büschen der Insel.





Zehn Minuten später fahren wir Richtung Parkeingang. Das ist der Moment, in dem die anderen Gäste vier Flaschen Bier und eine Flasche Wein ordern. Ist schon klar, wir sind ja auch schon fast eine halbe Stunde unterwegs :S
John registriert uns im Office, dann tuckern wir gemächlich am Ufer entlang. Hinter einem umgefallenen Baumstamm lugt ein Büffelkopf hervor. Fast in der Mitte der Hörner sitzen zwei Oxpecker, das Bild nehme ich natürlich mit.



Ein Wasserbock und einige Vögel sind zu sehen, sonst bleibt es ruhig an diesem Sonntagnachmittag. Johns scharfe Augen erspähen einen Elefanten im Wasser. Er ist ein gutes Stück entfernt, also beschleunigen wir, um ihn noch zu erwischen, bevor er sein Bad beendet hat. Kurz vor unserem Ziel stellt John den Motor ab und wir treiben auf den grauen Riesen im Wasser zu. Der dreht sich zwar zu uns, frisst aber gemütlich weiter. Dabei reisst er ein Büschel Sumpfgras mit dem Rüssel ab und zieht es erst durchs Wasser, bevor er es sich ins Maul stopft. Natürlich werden diese Szenen auch akustisch untermalt, denn es plätschert und gurgelt, während der Eli mit seinen Reinigungsaktionen beschäftigt ist.









Unser Halt ist für die „Motorradgang“ Grund genug, wieder eine Runde Bier zu ordern, auch der Wein ist gleich alle, aber unser Guide John hat ja glücklicherweise genügend Nachschub eingepackt. Wir fahren weiter, zunächst ist es wieder ruhig, erst eine Viertelstunde später treffen wir auf eine kleine Elefantenherde direkt am Wasser. Mit dabei sind drei kleinere Rüsseltiere, die sich im Wasser sauwohl fühlen und einige lustige Verrenkungen machen



Wir drehen ab und steuern eine Gruppe Hippos an, einige Halbstarke fühlen sich tatsächlich von uns herausgefordert und reissen die Mäuler auf, na das ist doch immerhin etwas. Jetzt kämpfen sie sogar spielerisch miteinander. Diese Kämpfe sind allerdings nicht mit denen der grossen Bullen zu vergleichen, denn da geht es dann wirklich zur Sache und nicht selten fliesst Blut oder sie fügen sich sogar schwere Verletzungen zu.



Die vier Biker haben inzwischen jeweils die dritte Flasche Bier in der Hand, der Wein wird noch so „nebenbei“ getrunken. Wir befinden uns wieder in der Nähe des Ufers. Jetzt kommt die unvermeidliche Frage: „John, wo ist denn hier die Toilette? Wir müssen mal!“ Was für eine doofe Frage! Auf diesem Boot gibt es natürlich keine Toilette, aber wer so viel Alkohol in sich reinschüttet, der hat natürlich zwangsläufig irgendwann ein „gewisses Bedürfnis“. John ist das Ganze etwas unangenehm, denn im Park ist ja aussteigen verboten. Auf der anderen Seite möchte er nicht, dass die Biker sich an den Bootsrand stellen und ins Wasser pinkeln. Erstens fahren ja auch noch andere Boote herum und zweitens fällt am Ende noch einer von denen ins Wasser und wird von Crocs attackiert. Auch wenn Ruth und ich das als gar nicht so schlimm empfinden würden, John hat natürlich die Aufgabe, alle Gäste wieder wohlbehalten in die Lodge zu bringen.

Zehn Minuten später – die Mitfahrer haben sich wieder gemeldet – hat John eine passende Stelle am Ufer mit einem einzelnen Baum gefunden. Durch den ergiebigen Regen in den letzten Monaten ist auch am Chobe der Bewuchs sehr dicht, deshalb muss unser Guide genau schauen, wo er seine Gäste ans Ufer lässt. Man weiss ja nie, was sich hinter dem nächsten Busch befindet.
Ein paar Minuten später ist die Gruppe wieder vollzählig im Boot, wir können weiter fahren. Inzwischen ist es 17:00 und damit etwas kühler geworden. Das nutzen die Paviane, um ans Ufer zu kommen und zu trinken. Natürlich sind auch viele Affenkinder dabei, die am Ufer entlang toben, das sind selbstverständlich schöne Motive für mich. Nicht weit entfernt liegen Krokodile mit geöffnetem Maul direkt am Wasser. Sie sind zwar nicht allzu gross, aber ich bin trotzdem erstaunt, wie nahe manche Paviane an den Reptilien vorbei gehen. Einer bleibt stehen und es sieht aus, als würde er überlegen, ob er das Croc mal am Schwanz ziehen soll. Na das Bild hätte ich natürlich gerne geschossen, aber dafür scheint dem Affen dann doch der Mut zu fehlen.









Fast an der gleichen Stelle, an dem wir vorgestern die drei Giraffen beobachtet haben, tauchen sie auch heute wieder auf. Es scheint wohl einer der Favoritenplätze zu sein. Ich mache noch einige Bilder, dann wird es schon wieder Zeit, Richtung Parkausgang zu fahren. Um kurz vor 18:00 halten wir an und richten das Boot aus. Am Himmel befinden sich so gut wie keine Wolken, es ist also alles für einen perfekten Sundowner angerichtet. Meine Frau und ich geniessen diese Zeitspanne ganz bewusst, immerhin müssen wir jetzt 6 lange Monate warten, bevor wir den nächsten Sundowner auf dem Chobe Fluss zelebrieren können. Das ist eine wahnsinnig lange Zeitspanne für uns!





Wir beobachten das Farbenspiel, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, der Himmel hat sich golden eingefärbt. Wir lassen den Park hinter uns und fahren Richtung Lodge. Auch diese Situation nehmen wir ganz tief in uns auf. Die Lodges gleiten in der Dämmerung an uns vorbei, alle Lichter sind an und viele Gäste sitzen bereits an den Tischen, um noch einen Sundowner mit Blick auf den Fluss zu sich zu nehmen. Manchmal winken sie, wir winken zurück. Immer wieder überholen uns Wasservögel auf dem Weg zu ihren Schlafplätzen und zeichnen sich als schwarze Scherenschnitte gegen den golden eingefärbten Himmel ab. Dreht man sich um, dann kann man noch einmal den glühenden Horizont betrachten, die lauwarme Luft umstreift den Körper, während das Boot in mittlerer Geschwindigkeit die Wellen anderer Boote kreuzt. Das alles zusammen erzeugt ein Hochgefühl, das sich nur schwer beschreiben lässt. Manchmal kann ich nicht anders, ich breite die Arme aus und fühle mich einen Moment wie ein Reiher, der ganz knapp über der Wasseroberfläche dahin gleitet. Am Ufer taucht der Anlegesteg der Garden Lodge auf, wir haben unseren letzten Boatcruise endgültig beendet.

Wir machen uns frisch, dann laufen wir mit Gabi ins Old House, denn hier werden wir heute Abend essen. Zum Glück gibt es Bream, ich esse diesen Fisch – wenn er frisch ist – wirklich gerne. Als wir nach dem Dinner zur Lodge zurückkommen, sitzen Jens und Thoralf in der Lobby. Das ist natürlich eine nette Überraschung, denn wir werden sie vermutlich erst wieder im November treffen. Also plaudern wir noch eine Zeitlang, dann geht es ins Zimmer. Ich kann nicht anders, ich muss mich noch für einige Minuten auf unseren Balkon setzen und über die beleuchtete Wiese Richtung Fluss schauen. Ein paar Fledermäuse schwirren durch die Nacht, das fahle Mondlicht hat sich durch die Wolken gekämpft und alles strahlt eine sanfte Ruhe aus, die nur durch gedämpfte Stimmen gestört wird. Natürlich ist die Stimmung hier am Rande des Städtchens Kasane nicht die gleiche, wie tief im Okavango Delta oder am Rand der Goha Hills, aber trotzdem entlockt mir die Situation einen tiefen Seufzer, fast so wie bei einem der magischen Sonnenuntergänge in der Wildnis. Dann wird es endgültig Zeit, ins Bett zu gehen.

Montag 01.05.17

Der Tag ist schnell erzählt. Wir stehen auf wie immer und ich schliesse mich den Mädels an. Wir packen die Hundemeute ins Auto und fahren hinaus an den Rand des Kasane Airports. Wilde Tiere lassen sich heute allerdings während unseres Spaziergangs nicht blicken. Zurück in der Lodge, wird der Koffer gepackt, den lassen wir bis November in Gabis Haus. Die Seesäcke werden ebenfalls gepackt, und dann vertreiben wir uns den Vormittag. Um kurz vor 12:00 gibt es noch einen Snack für uns, dann folgt die Abschiedszermonie. Bald darauf fahren wir zum Airport. Vermutlich wird es das letzte Mal sein, dass wir hier im alten Gebäude einchecken und in dem kleinen Warteraum sitzen müssen, denn im Juli soll ja endgültig das neue Terminal eröffnet werden.

Der Airlink Flieger hat zwar eine knappe Stunde Verspätung, wir bleiben aber locker, denn in Joburg ist immer noch Zeit genug, um einzukaufen und zu entspannen. Bei einem Weisswein warten wir auf das Boarding für den SAA Flug nach Frankfurt. Natürlich sind wir traurig, dass die Tour irgendwie rasend schnell vorbei gegangen ist. Sie war sehr abwechslungsreich, manchmal richtig toll, manchmal (bei Regenwetter) leicht nervig, aber ein richtig doofer Tag war eigentlich nicht dabei. Unsere Traurigkeit wird abgeschwächt, sobald wir unseren Blick nach vorne richten. Im November / Dezember sind wir 8 Wochen in Botswana :woohoo:
Das hört sich für mich richtig gut an! Also sitze ich hier im Airport, mit einem weinenden, aber gleichzeitig auch mit einem lachenden Auge.
Mixed Emotions eben ;)

Ich bedanke mich bei allen Lesern, Kommentatoren / innen und "Danke" Drückern. Möge allen, die demnächst ins südliche Afrika aufbrechen, das Sichtungsglück hold sein.

Sehnsuchtsvolle Grüsse
Walter

Anhang:
Letzte Änderung: 13 Jul 2017 08:39 von leofant.
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