THEMA: Mit dem Fahrrad unterwegs in Rwanda ...
10 Feb 2014 00:38 #325849
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Hallo zusammen,

ich habe relativ spontan den Januar in Rwanda verbracht und war teilweise mit dem Rad, aber auch mit Bussen unterwegs. In Kigali habe ich mich zu Fuß fortbewegt und da meine Unterkunft etwa fünf Kilometer vom Zentrum bzw. City Tower und ebenso weit von der Genozid-Gedächtnisstätte entfernt war, bin ich dort täglich ca. 10-15 km gelaufen.

Mit dem Fahrrad ist das Land extrem anstrengend zu bereisen. Es sei hügelig, hieß es. Die "Hügel" hatten zur Folge, dass es oft 20 km oder auch mal mehr am Stück bergauf ging (für mich wäre "bergig" der Begriff der Wahl). Fährt man bergab, dann geht es nicht wie in den Alpen unten mal ein Stückchen in einem Tal entlang, sondern es geht direkt wieder bergauf. Im Durchschnitt fährt man auf Asphalt auf 40 km 1.000 Höhenmeter.

Mit den Bussen ist das Land sehr einfach zu bereisen. Die fahren sogar halbwegs nach Fahrplan und sind recht günstig. Der technische Zustand und die Fahrweise sind in der Regel auch ok. Das Gepäck muss man auf den Schoß stellen.

In Kigali war ich im Mamba Club untergebracht. Das ist in erster Linie ein Freizeitgelände mit Kinderspielplatz, Volleyballfeld, Pool, Rwandas einziger Bowlingbahn, Tischtennis und Tischfußball, aber es gibt auch ein paar wenige Übernachtungsplätze und eine Bar mit kleiner Speisekarte. Die Lage ist recht ruhig, aber an Wochenenden ist der Betrieb auf der Bowlingbahn bis 23 Uhr recht laut.
Im von Picco erwähnten Paradise Malahide am Lake Kiwu in der Nähe von Gisenyi war ich zufällig auch (hatte das hier im Forum zuvor gar nicht gelesen). Das war die beste Unterkunft auf meiner Reise. Die schlechteste war ein Zimmer, welches mir ein junger Mann überließ. Es war seine Wohnung und die war kaum größer als das Bett, was darin stand. Er zog für die Nacht zu seinem Bruder, wie ich vermute (war mit der Verständigung nicht so einfach). Es gab weit und breit keine andere Möglichkeit einer Übernachtung und es wurde bereits dunkel. Aber der Raum war sauber und ich war dankbar dafür, zumal mein Fahrrad die Nacht sicher in einem Dorfladen verbringen konnte. Die Toilette, natürlich nur ein Loch im Boden, war allerdings in desaströsem Zustand. Ich habe diesbezüglich ja schon Einiges gesehen, aber das gehörte schon zur Spitzengruppe.

Von Rwanda wissen die meisten Menschen nicht viel mehr als vom Völkermord der Hutu an den Tutsi im Jahr 1994. Heute gibt es in jeder größeren Ortschaft eine Gedenkstätte. Da oft (Zehn-)Tausende von Tutsi in Kirchen abgeschlachtet wurden, in denen sie Zuflucht zu finden hofften, sind diese Kirchen heute zu Gedenkstätten umgewandelt. Auf den Kirchenbänken liegen mancherorts noch die blutverschmierten Kleidungsstücke der Opfer und ein paar ihrer Habseligkeiten. Zum Teil Hunderte oder gar Tausende von oftmals zerschmetterten Schädeln liegen neben den Gebeinen in Regalen. In unterirdischen Räumen neben einer Kirche lagern die Überreste von 20.000 Opfern. Durch enge Gänge kann man zwischen den Regalen entlang laufen und versuchen, das Unfassbare zu fassen. In einer Schule wurden sogar 50.000 Menschen ermordet. Hier wurden die Opfer zum Teil präpariert und man kann noch die verrenkten Körper und das Entsetzen in den Gesichtern sehen. Im Innern dieser Gedenkstätten ist Fotografieren verboten. Ich habe einmal ausnahmsweise die Erlaubnis bekommen und auch Fotos von außen nach innen machen können. Diese werde ich hier aber nicht zeigen, damit die entsprechenden Aufsichtspersonen keinen Ärger bekommen. Beim Forentreffen in Kronau werden jedoch ein paar Fotos davon zu sehen sein.

Gruß
Wolfgang
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10 Feb 2014 19:41 #326050
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toumtoum schrieb:
Übrigens es gibt zwei gute Filme:
1. Shooting dogs - ein Film der mich immer wieder aufwuehlt und auch das zwiespältige Verhalten der UN zeigt (aber auch die Zerissenheit des Befehlshabers auf dem Gelände der Ecole technique).

2. Hotel Rwanda - Paul Rusesabagina hat dort ueber 1200 Hutu und!! Tutsis versteckt und vor dem Geneocid bewahrt. Auch ein sehr beeindruckender Film und unbedingt sehenswert.

Beide Filme beruhen auf Tatsachen - wobei Shooting dogs mich mehr aufwuehlt.
... ich habe "Shooting Dogs" im Original mit englischen Untertiteln. Gesprochen wird in Französisch, Englisch und Kinyarwanda. Dadurch wirkt der Film ziemlich authentisch.
"Hotel Ruanda" finde ich aber auch recht gut und es gibt noch einen dritten Film zum Thema: "Das Morden begann im April".

@all
Ich schreibe noch 'nen kurzen Bericht mit ein paar Fotos. Das kann aber noch ein paar Tage dauern.

Hier schon mal die ersten beiden Fotos.
Die Mauer an der Einfahrt zum Hotel Des Mille Collines. Das ist das Hotel, in dem Paul Rusesabagina über 1.200 Menschen rettete und somit der Schauplatz des Films "Hotel Ruanda". Das Hotel ist von außen potthässlich, aber was die Ausstattung angeht, eines der besten Hotels im Land. Die Übernachtungspreise beginnen oberhalb von 200 US$ pro Nacht.



Hier eine öffentlich zugängliche Gedenkstätte in der Nähe von Kibuye am Lake Kiwu.



Gruß
Wolfgang
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11 Feb 2014 22:03 #326270
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... die Ankunft in Rwanda ist angenehm. Es ist schätzungsweise 22 Grad warm, als ich gegen 20:30 Uhr in Kigali lande. Die Einreise erfolgt ohne Visum und ohne Kosten recht zügig. Am Gepäckband kommt mein Seesack ziemlich als erstes. Mein Fahrrad liegt schon daneben. Der Karton ist völlig ramponiert und so packe ich das Rad an Ort und Stelle aus und lasse den Karton liegen. Die Mitarbeiter vom Zoll freuen sich, dass ich mit dem Fahrrad durch Rwanda reisen will und winken mich freundlich ohne weitere Fragen einfach durch. Als einer der Ersten verlasse ich den Flughafen. Scheinbar werden außer mir so ziemlich alle Fluggäste abgeholt, denn der Ankunftsbereich ist voller wartender Menschen.

Direkt am Eingang werde ich von einem (!) Taxifahrer freundlich angesprochen und gefragt, ob ich ein Taxi brauche. Ich bejahe seine Frage und sage ihm, dass ich in den Mamba Club möchte (die Adresse habe ich zuhause vergessen). Glücklicherweise kennt er den Mamba Club und nennt mir zu meinem Erstaunen sogar den korrekten Fahrpreis, den ich zuvor in Erfahrung gebracht hatte. Dann reicht er mich an einen anderen Fahrer weiter. Die gehören hier alle zusammen und bekommen der Reihe nach die Fahrgäste zugeteilt. Direkt gegenüber des Ausgangs ist auch eine Wechselstube, so dass ich gleich mal etwas Geld umtauschen kann.
In anderen Ländern wurde ich bisher immer von einer ganzen Traube von Taxifahrern bestürmt, die zudem bis zum Vierfachen des korrekten Preises forderten. Bis zu 1,5 Stunden hatte das immer gedauert, um den korrekten Fahrpreis auszuhandeln. Das Land ist mir schon nach der Ankunft sehr sympathisch.

Rwanda gilt als sauberstes Land Afrikas und Kigali als die sauberste Stadt des Kontinents. Angeblich werden zunehmend internationale Konferenzen von Nairobi nach Kigali verlegt, weil die Stadt viel gepflegter erscheint und es kein Verkehrschaos in der Stadt gibt. Während der Fahrt achte ich daher besonders auf herumliegenden Abfall und bin positiv überrascht. Hier liegt wirklich nichts rum, wie sich die folgende Zeit auch bei meinen Fußmärschen bestätigt- kein Papier, keine Scherben, kein Zigarettenstummel. Es fliegen auch keine kaputten Plastiktüten herum, da diese im Land seit ca. 10 Jahren verboten sind. Selbst die Straßenränder werden jeden Tag gefegt. Hier liegt auch kein Sand und sonstiger Dreck herum.

Im Mamba Club werde ich freundlich empfangen. Für die erste Nacht habe ich nur ein Bett im Mehrbettzimmer reservieren können, aber die beiden Folgenächte habe ich den "private room".



Hinter der Tür ist das Badezimmer. Es gibt sogar warmes Wasser. Links außerhalb des Bildes befindet sich noch ein großer Schrank und eine Nische, in die locker fünf Fahrräder passen würden. Der Raum hat exakt die gleiche Größe wie die beiden Räume mit sechs oder acht Betten.


Am nächsten Tag laufe ich ein wenig in Kigali herum. Hier einfach mal ein paar Eindrücke.







Die Ampeln zeigen jeweils an, wie lange noch Rot bzw. Grün ist, auch für die Fußgänger. Anders als in Deutschland kann man aber auch bei Rot über die Straße gehen, wenn die Polizei direkt daneben steht. ;)



Dass meine Reise relativ spontan zustande kam und ich erst Mitte Dezember den Flug für den 2. Januar buchte, resultierte daraus, dass sich auf ein Reisepartnergesuch von mir in einem Forum doch noch irgendwann jemand meldete. Ritu, eine junge Frau indischer Abstammung, die locker meine Tochter sein könnte, wollte sich in Gisenyi ein Fahrrad mieten und dann damit nach Kigali kommen. Dort wollten wir dann gemeinsam die Tour starten. Bereits am Freitagmittag kam sie in den Mamba Club - jedoch ohne Fahrrad. Bereits nach 30 km merkte sie, dass ihr die Berge Rwandas zu anstrengend würden, um auf Dauer Spaß dabei zu haben. Außerdem wurde sie gleich von einem Bus geschnitten und stürzte. Sie kehrte um, gab das Fahrrad wieder ab und kam mit dem Bus nach Kigali. Das passte jetzt erst einmal gut, denn während des Fluges hatten sich bei mir plötzlich Kniebeschwerden eingestellt, so dass ich die beiden nächsten Tage nur mit Schmerzen laufen konnte und an Rad fahren nicht zu denken war ...
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11 Feb 2014 23:27 #326279
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... ich verbringe mit Ritu 2,5 Tage in Kigali, bevor wir beschließen, mit dem Bus nach Kayonza zu fahren und den Akagera-Nationalpark zu besuchen. Wie das genau funktionieren soll, wissen wir noch nicht, denn wir haben beide keinen Reiseführer und uns auch nicht informiert. Aber es wird sich schon eine Möglichkeit finden ...

Ich deponiere mein Fahrrad und all den Kram, den ich nicht brauche, im Mamba Club und nehme nur eine der Fahrradtaschen mit. Die ca. zweistündige Fahrt ist für mein Knie die Schmerzgrenze, da ich es nicht zwischendurch mal ausstrecken kann. Dort suchen wir uns eine Unterkunft, deren Namen ich vergessen habe. Das Restaurant ist ganz ok, auch wenn es eine Stunde dauert, bis das Essen kommt. Aber es sieht ganz passabel aus und schmeckt auch gut.



Das Zimmer ist auf den ersten Blick ganz ok, aber nur über einem Bett befindet sich ein Moskitonetz. Ich überlasse es Ritu und bin am nächsten Morgen übelst zerstochen. Leider funktioniert auch das Wasser nicht, da die Pumpe defekt ist. Wir schauen uns den kleinen Ort Kayonza an und können über den Hotelmanager am Abend ein Auto mit Fahrer organisieren, der uns am nächsten Morgen zum Nationalpark bringt.

An folgendem Foto erkennt man, dass ich gerade nicht mit dem Rad unterwegs bin. Zwar sind solche Begegnungen auch mit dem Fahrrad möglich, aber dann macht man keine Fotos mehr, sondern sieht zu, dass man Land gewinnt.



Bei Zebras hingegen sieht die Sache anders aus. Die sind entspannt auch gegenüber Radfahrern, wie ich in Kenya und Tanzania gelernt habe.



Dieses Foto entstand zwar nicht im Nationalpark, sondern mitten in Kigali, passt aber gerade zu den Tierbildern.



Und hier noch der einzige Elefant, den ich in Rwanda zu Gesicht bekomme. ;-)




Nach der stundenlangen Fahrt durch den Nationalpark ist Ritu müde und legt sich erst einmal für eine Weile ins Bett. Ich gehe derweil noch einmal durchs Dorf und habe ein paar Begegnungen mit Leuten, die dazu führen, dass ich so langsam wieder richtig in Afrika "ankomme". Da einige der Fotos nicht vor Kronau zeigen möchte, hier nur mal zwei. Eines der Schulkinder schlich sich von hinten an und griff dann einfach mal meine Hand. Dann sind wir so 100-150 Meter Hand in Hand in Straße entlang gelaufen und der Kleine war stolz wie Oskar. Der Wachmann sieht, dass ich ein Fotos von den Kindern mache und will auch eines von sich.






Bei einem kurzen Spaziergang am Ortsrand finde ich einige Leonotis leonurus. Ich breche ein paar Triebe ab und nehme sie mit. In einer kleinen Kneipe "ernte" ich die Samen und packe sie in einen Akku-Behälter.




Teile der Pflanze werden im südlichen und westlichen Afrika z.B. unter dem Namen "Wild Dagga" als Marihuana-Ersatz geraucht und auch als Tee konsumiert. Dergleichen Dinge habe ich nicht vor. Ich finde die Pflanze einfach nur total schön und möchte die als Zierpflanze auf den Balkon stellen. Die Pflanze ist in Deutschland auch nicht verboten.

Der heutige Tag sorgt dafür, dass ich trotz noch nicht schmerzfreiem Knie unbedingt wieder mit dem Fahrrad unterwegs sein möchte. Heute gab es die entsprechenden Begegnungen als Auslöser ...
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... da ich keinen Stadtplan von Kigali habe und es keine Wegweiser gibt, frage ich mich ein paarmal durch. Irgendwo bekommt ein Motorradfahrer meine Frage mit und fährt ca. 2 km hinter mir her. Ich wundere mich, dass er so langsam hinter mir her eiert. Dann teilt sich die Straße. Er zeigt mir an, wo ich entlang fahren muss und biegt dann ab. Die Asphaltstraße ist auch außerhalb Kigalis -wie überall im Land- in einem extrem guten Zustand.

Kurz nach der Hauptstadt komme ich an einigen kleinen Teichen vorbei, in denen vermutlich Fische gezüchtet werden. In jedem dieser Teiche steht ein kleines hölzernes "Bauwerk" mit mir unbekannter Funktion.



Entlang der Straßen sind diverse Pisten zu sehen. Und die sind in der Regel noch steiler als die Straße.



Während einer Pause interessiert sich ein Junge für das Fahrrad. Er ist stolz, sich damit fotografieren zu lassen. Ungefähr so, als hätte man mich als Zehnjährigen auf eine Harley Davidson gesetzt. Nur dass es sich in diesem Fall um eine Tret-Harley handelt ... ;)



Da ich spät gestartet und lange in Kigali rumgeirrt bin, komme ich am ersten Tag nicht bis Gitarama (wer den Film "Hotel Ruanda" kennt, hat vielleicht den Namen der Stadt noch in Erinnerung).
Irgendwann am Nachmittag beginne ich, mich nach Übernachtungsmöglichkeiten umzusehen. Da es keine gibt, fahre ich von einem Dorf zum nächsten und gerate dabei auch leider in einen heftigen Regenschauer. Bei einsetzender Dämmerung frage ich mal wieder in einem Dorf nach und im Handumdrehen stehen 20-30 Leute um mich herum, die mir sagen, dass es hier keine Möglichkeit gibt. Dann kommt jemand hinzu, der mir einen Raum anbietet. Ich bin sehr erfreut und schaue mir das an. Der Raum ist sehr klein und die Tür stößt fast ans Bett, wenn man sie öffnet. Aber der Raum ist trocken, sauber, sicher und so übernachte ich dort in der Wohnung des Anbieters. Er zieht derweil wohl zu seinem Bruder um, wenn ich es recht verstehe.



Um unschöne Überraschungen zu vermeiden, kläre ich natürlich, wieviel er dafür haben möchte. Wegen der schwierigen Unterhaltung lasse ich ihn die Summe auch in mein Tagebuch schreiben. Es sind 3.000 RWF, also etwa 3,50 Euro. Am nächsten Morgen macht er mir zusammen mit seinem Bruder eine andere Rechnung auf. Plötzlich verlangen sie 30.000 RWF. Ich schlage vor, die Polizei zu holen und die Meinungsverschiedenheit klären u lassen. Schon sind wir bei 4.000 RWF, was ich dann akzeptiere. Ich bin ja froh, dass ich eine Bleibe für die Nacht hatte, auch wenn die mich jetzt übers Ohr hauen wollen ...
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... am nächsten Morgen fahre ich weiter nach Gitarama. Das ist nicht mehr weit und ich bin bereits morgens gegen 10:30 Uhr dort. Ich suche mir eine Unterkunft, bezahle diese gleich und schaue mir die kleine Stadt an. Ich finde auch ein nettes Lokal, in dem es das für Rwanda typische Büffet gibt. Man bezahlt in der Regel 1.000 RWF (etwas über 1 Euro)und kann sich den Teller einmal so vollhäufen wie man möchte. Hier gibt's in der Regel immer Reis, Kartoffeln, Pommes (bzw. handgeschnitzte frittierte Kartoffelteile), Bohnen, eine Art "Spinat" (vermutlich aus Cassava-Blättern) und verschiedene Sorten Fleisch und Fisch. Man wird dort auf jeden Fall immer satt, aber kulinarische Genüsse sind das natürlich nicht. Nachdem ich von dem "Spinat" so begeistert bin, gehe ich am Abend noch einmal dorthin. Diesmal hält sich die Begeisterung jedoch in Grenzen. Während ich mittags nur noch die Reste vom "Spinat" bekam, ist diesmal die Schale noch recht voll und ich nehme etwas mehr. Leider habe ich dann ständig Knochensplitter im Mund (in Sierra Leone waren es gelegentlich Fischgräten). Die Leute dort essen das halt mit, aber für mich ist das eher nichts. Ich bekomme dann einen Würgreiz, zumal die Knochenteile nicht gerade klein sind.

Abends liege ich bereits im Bett und schlafe, als es an meine Tür klopft. Jemand will für die Übernachtung kassieren. Ich antworte, dass ich bereits bezahlt habe und bekomme zur Antwort, dass ich nochmal bezahlen müsse. Ich habe keine Ahnung, warum (vielleicht, weil ich bereits am Vormittag eintraf? Oder weil mich jemand bescheißen will?) und schlage wieder vor, das am nächsten Morgen und ggf. mit der Polizei zu klären. Dann lege ich mich wieder ins Bett. Am nächsten Morgen begegne ich nur einer Putzfrau, die mir freundlich die Tür aufhält und verlasse diesen Ort. Die zweite Übernachtung während der Radtour und gleich die zweite unschöne Erfahrung. Es bleiben aber die beiden einzigen während der gesamten Zeit.

Dann geht's weiter nach Kibuye am Lake Kivu. Hier nun ein paar Eindrücke von der Landschaft unterwegs. In den Morgenstunden liegen die Täler oft noch im Nebel. Das sieht zum Teil surreal schön aus, aber birgt die Gefahr einer heftigen Erkältung. Manchmal fahre ich in der Sonne 10 km den Berg hoch und bin nassgeschwitzt und auf der anderen Seite geht es plötzlich im Nebel bei geschätzten nur noch 18 Grad wieder 10 km den Berg runter. Und weil ich bisher in Afrika die Erfahrung gemacht habe, dass die Verdunstungskälte angenehm kühlt, trage ich natürlich keine Funktionswäsche, sondern normale Baumwoll-T-Shirts. Das wird dann richtig kalt.











Hier ein Blick auf den Lake Kivu in der Nähe von Kibuye.



Der See enthält große Mengen an Kohlendioxid und Methan, die in großer Tiefe durch den Druck gehalten werden. Steigt der Gasgehalt an, was z.B. durch vulkanische Aktivität geschehen kann, kann es passieren, dass das Gas schlagartig an die Oberfläche gelangt und in der Umgebung alles Leben auslöscht. In der Nähe des Lake Kivu wären etwa 2 Millionen Menschen vom Erstickungstod bedroht. In Kamerun sind solche Ereignisse in den 80er Jahren an zwei Seen vorgekommen.

Am Lake Kivu plant man derzeit den Bau eines Kraftwerks, das die Gase aus ca. 450 Metern Tiefe ansaugt und verwertet.



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