THEMA: In Lodges auf Selbstfahrerreise in Tansania
03 Mär 2021 15:37 #608691
  • Nadine3112
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  • Nadine3112 am 03 Mär 2021 15:37
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Kosten

Insgesamt war die Reise eine unserer kostspieligsten. Ostafrika ist wesentlich teurer, als Südafrika oder Namibia, zumindest als lodgehoppende Selbstfahrer.

Flüge: 480 € pP plus 500 € für das Business Class Upgrade auf dem Rückflug
Mietwagen: 2.560 € für 19 Tage (Details zum Mietwagen stehen ganz zu Beginn des Reiseberichts)
Unterkünfte: 3.210 € (inkl. 15 x 3 Mahlzeiten pro Tag, 2 x 2 Mahlzeiten pro Tag, 1 x ohne Verpflegung)
Permits, Concession Fees und sonstige Fees für Nationalparks, NCAA und Lake Natron: 3.064 € (inkl. der Permit Generation Fee i.H.v. 50 USD)
Night Drive Tarangire: 175 € für 2 Personen
Flying Doctors Mitgliedschaft: 25 € für 2 Personen
Airport Transfer: 80 €

Gesamt: 11.074 €. Hinzu kommen noch Trinkgelder, Diesel, hier und da noch essen (z. B. die Lunchboxen bei der World View Campsite), Souvenirs usw. Vern war nicht so durstig, wie befürchtet; er genehmigte sich 10 - 12 Liter Diesel auf 100 km. Der Liter Diesel kostete zum Zeitpunkt unseres Besuchs zwischen 60 und 65 Euro-Cent.
Das BC-Upgrade war natürlich purer Luxus, aber fiel mit 1000 € nicht nennenswert ins Gewicht, wenn man sich die Gesamtkosten anguckt (genauso werde ich das zukünftig immer dem Liebsten verkaufen :laugh: ).

Fazit

Was soll ich sagen, es war einfach der Hammer! Eine wahnsinnig schöne Reise mit einem hübschen Schuss Abenteuer, vielen Tieren und tollen Erlebnissen! Genau nach unserem Geschmack. Trotzdem wird es wohl auf absehbare Zeit die letzte Reise nach Ostafrika sein (vielleicht sogar für immer). Warum? Zum einen: habt ihr euch das Kosten-Kapitel angesehen??? :laugh: Wir machen 2 - 3 Reisen pro Jahr, da sind uns die Kosten für nur einen Trip einfach zu hoch. Zum anderen: wir durften Tansania aufgrund der Corona-Pandemie so leer erleben, wie wir es vermutlich nie wieder erleben werden. Ich denke, dieser Trip wäre überhaupt nicht zu toppen und so belassen wir es lieber bei diesem einen wunderschönen Erlebnis. :)

Menschen

Die Menschen in Tansania haben uns total begeistert. So freundliche, fröhliche, zuvorkommende und hilfsbereite Menschen haben wir bisher nur in Simbabwe erlebt. Gerade im Jahr 2020 (während in Deutschland quasi nur lange Gesichter zu sehen waren) ist die ungetrübte Lebensfreunde einfach toll! Jeder kann sich eine dicke Scheibe davon abschneiden und so haben wir es auch versucht.


Tiere und Nationalparks

Absolut umwerfend! Unterm Strich hat uns eigentlich jeder Park total gut gefallen, wobei Arusha und Lake Manyara vielleicht etwas abfallen, aber nicht, weil sie uns nicht gefallen hätten, sondern einfach weil die anderen Parks noch schöner waren. Im Lake Manyara NP hatten wir Pech wegen des hohen Wasserstandes und weil wir daher keinen der River Loops zu Ende fahren konnten und ständig abbrechen mussten. Ngorongoro hat uns etwas enttäuscht, aber das mag an unrealistischen/überzogenen Erwartungen unsererseits gelegen haben. Die Serengeti und der Tarangire NP haben uns super gefallen! Hier hatten wir großartige Tiererlebnisse. Und um ehrlich zu sein, fanden wir sogar 1 Woche Serengeti zu wenig. Gerne wären wir noch nach Ndutu gefahren. Ausdrücklich gut gefällt mir, dass man in der Serengeti nicht abseits der Straßen fahren darf! Der Umweltschutz lässt auch eigentlich nichts anderes zu. Zum Glück haben wir nicht einmal beobachtet, dass sich jemand nicht daran gehalten hätte.
Landschaftlich hat uns Lake Natron am besten gefallen, aber dicht gefolgt von Ngorongoro und Lobo in der Serengeti. Auch der Arusha und Tarangire NP haben uns landschaftlich sehr gut gefallen.

Was die Nationalparks in Tansania von denen im südlichen Afrika unterscheidet: Die Tierherden, allen voran natürlich die Gnuherden, sind viel größer. Dafür sieht man im südlichen Afrika größere Elefantenherden, allen voran natürlich in Botswana und im Caprivi-Zipfel. Da die Nationalparks in Tansania nicht umzäunt sind, sieht man auch außerhalb der Parks viel mehr Wild. Natürliche Migrationsrouten werden so nicht abgeschnitten. Im südlichen Afrika gibt es natürlich auch nicht umzäunte NPs, allerdings in Namibia ein paar wenige und in Südafrika soweit ich weiß gar nicht. In Botswana gibt’s die Vet-Fences, die Migrationen teilweise unterbinden oder zumindest schwierig machen.
Bei der Tiervielfalt konnten wir keinen großen Unterschied feststellen. Natürlich sieht man teilweise andere Arten, neue Arten, die wir aus den südlichen Ländern noch nicht kannten. Dafür sieht man andere Arten selten bis gar nicht, die im Süden (häufiger) vorkommen.
Die Löwendichte in der Serengeti fanden wir sehr beeindruckend! Obwohl wir auch im Süden immer mit vielen Löwensichtungen Glück hatten, waren es in der Serengeti noch mal eine ganze Schippe mehr. Auch hatten wir endlich mal mit den Geparden Glück! Die haben wir auf vier Reisen im südlichen Afrika noch nie gesehen. Mit Leoparden hatten wir nur bedingt Glück und mit anderen Katzen gar nicht. Im südlichen Afrika haben wir schon mehrfach Wildkatzen gesehen, auch schon mal Servale und einen Caracal. Aber da vergleicht man letztlich Äpfel mit Birnen, denn in Tansania waren wir nur ein Mal und im südlichen Afrika vier Mal.
Natürlich sieht man tendenziell viel mehr Tiere, wenn man mit einem guten (!) Profi unterwegs ist, der natürlich auch über Funk über gute Sichtungen informiert wird. Für uns ist das aber wenig reizvoll. Einfach nur die Tiere gezeigt zu bekommen, befriedigt unseren “Jagdtrieb” nicht - schon gar nicht, wenn dann schon zig Fahrzeuge anwesend sind, wir wollen die Tiere größtenteils selbst entdecken. Dafür nehmen wir gerne in Kauf, dass wir weniger Tiere sehen.
Alles in allem sind wir nach wie vor der Meinung, dass die großen Parks im Süden - Kruger, Etosha, Chobe - sich nicht hinter den NPs des Northern Circuit verstecken müssen, auch nicht hinter der Serengeti. Es ist anders, aber nicht unbedingt besser oder schlechter. Insgesamt kamen uns die Tiere in Tansania etwas scheuer vor, als in den zuvor genannten Parks des Südens, was das Fotografieren etwas schwieriger macht. Was zum Fotografieren jedoch toll war, waren die tollen Wolkenstimmungen.
Was wir komplett unterschätzt haben, waren die Tsetses. Ich hätte niemals für möglich gehalten, wie unfassbar aggressiv die sind. Ich wüsste auch nicht, was wir da rückblickend hätten anders machen können. Mit geschlossenem Fenster bzw. mit geschlossenem Dach will man doch nicht in der Gegend herumfahren, das finde ich recht witzlos. Wir hatten stichsichere Kleidung, die aber nicht wirklich stichsicher war - das Geld kann man sich sparen. Wir haben uns fast schon exzessiv mit 40% DEET eingesprüht, sogar die Haare und die Klamotten. Das hat die Biester für ca. 5 Minuten fern gehalten. Aber wehe man hat den kleinen Quadratzentimeter auf der Fingerspitze nicht eingesprüht, dann haben sie garantiert DORT gestochen. Ich gehe stark davon aus, dass das auch an der Nässe gelegen hat. In der Trockenzeit würde ich mit Tsetses nicht so viele Probleme erwarten.
Was überhaupt kein Problem vor Ort war, war die Bürokratie an den Gates. Da hatte ich in einigen RBs gelesen, dass man da schon mal einiges an Zeit verliert, aber meist war der Papierkram bei uns innerhalb von 5 - 10 Minuten erledigt, was natürlich auch daran gelegen hat, dass so wenige Touristen unterwegs waren.

Unterkünfte
Mit den Unterkünften waren wir im Großen und Ganzen sehr zufrieden, auch das Essen hat uns eigentlich überall geschmeckt, wobei es in der Twiga Lodge, Tarangire Safari Lodge und Sound of Silence Tented Camp am besten war. Generell am besten gefallen hat uns das Sound of Silence Camp.
Das Preis-Niveau ist in Tansania auch bei der Unterkünften sehr hoch. Die Unterkünfte selbst sind diesen Preis unserer Meinung nach nicht unbedingt wert - wie sagt man doch so schön: Lage, Lage, Lage. Das Preis-Leistungsverhältnis ist in Afrika unserer Erfahrung nach in Südafrika am besten.

Selbstfahren in Tansania

Hier lautet unser Fazit klar: machen! Mit ein paar kleinen Einschränkungen. Unserer Meinung nach sollte man kein komplettes 4x4 Greenhorn sein, man sollte schlauer als wir sein und nicht in der kleinen Regenzeit (nein, auch nicht in der “richtigen” Regenzeit! :laugh: ) fahren, sondern eher in der Trockenzeit und man sollte sich vor allem Zeit nehmen! Orientiert euch zur Routenerstellung nicht an den vorgefertigten Routen diverser Reiseveranstalter, da wird viel zu viel reingepackt und das wird für den Fahrer/die Fahrerin zu anstrengend. Es fällt mir schwer, hier einen konkreten Tipp a la “maximal x km pro Tag fahren” zu geben, denn das ist abhängig vom Fahrer und von der Strecke. Mit unserer Route waren wir sehr zufrieden und würden sie so ohne Änderungen wieder fahren. Unsere längste Strecke lag bei 190 km und mehr würden wir keinesfalls planen. Außerdem sollte man natürlich ein vernünftiges Fahrzeug haben und mit unserem Vern waren wir sehr zufrieden. Man sollte keinesfalls unterschätzen, wie anstrengend es ist, lange Strecken in einem so unkomfortablen Auto ohne Klimaanlage zu fahren! Nach den beiden Fahrtagen (Lake Natron - Lobo und Seronera - Karatu) waren wir abends ziemlich geschafft! Ein Toyota Landcruiser dürfte deutlich komfortabler sein und vermutlich könnte man mit dem auch etwas schneller fahren, aber wir wollten lieber einen Landy.
Die Navigation war überhaupt kein Problem insgesamt. Lediglich auf der Strecke Lake Natron nach Lobo musste man gut aufpassen. Ansonsten reicht guter Orientierungssinn, MapsMe, zur Sicherheit vielleicht noch T4A und natürlich Karten, falls alle technischen Stricke reißen. Wir haben uns nirgendwo verfahren und haben uns immer gut zurechtgefunden.
Polizeikontrollen hatten wir insgesamt 5, alle waren unproblematisch, nur einmal wurde überhaupt der Führerschein kontrolliert. Etwas kurios: die Polizisten kommen meist direkt mit dem Kartenlesegerät zum Auto. Paul und Erika erzählten uns, dass es in der Vergangenheit für Touristen viele Probleme bei Polizeikontrollen gab. Touristen wurden abgezockt und ewig aufgehalten. Es gab wohl auch Fälle, in denen Touristen so lange aufgehalten wurden, dass sie ihre Unterkunft gar nicht mehr im Hellen erreichen konnten. Dieses Jahr haben sie wohl die Ansage bekommen, zu den wenigen Touristen, die es noch gibt, nett zu sein. Scheint gewirkt zu haben, denn zu uns waren tatsächlich alle sehr nett und bezahlen mussten wir nirgendwo was.

Insgesamt sind wir 2200 km gefahren in 19 Tagen.


Ich hoffe, dass ich interessierten Selbstfahrern mit dem Bericht die möglichen Bedenken nehmen konnte. :) Mit dem richtigen Fahrzeug, einer vernünftigen Route, der richtigen Reisezeit und ein bisschen 4x4-Erfahrung kann die Route jeder selbst fahren - traut euch! :) Danke, dass ihr mitgefahren seid!

Seronera, Serengeti, Tanzania
Letzte Änderung: 03 Mär 2021 15:56 von Nadine3112.
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20 Dez 2021 16:20 #632811
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  • KatiB am 20 Dez 2021 16:20
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Liebe Nadine,
Ich bin heute dem Forum beigetreten, nachdem ich Dein Bericht gelesen habe und alle Etappen in einem Atemzug verfolgt.
Meine Hochachtung und Dank an Dich für so eine ausführliche Zusammenfassung.
Ich gemeinsam mit meinem Mann fahren heuer, nach Weihnachten, für eine 8-Tagige Safari nach Nordtanzania. Bis Dato haben wir nur den Flug und ein Auto allerdings mit einem Guide organisiert und können uns nicht entscheiden, ob wir in den Lodgen und Tendend Camps oder auf den Campingplätzen ( vielleicht mit einem Koch?) übernachten sollen.
Dein Bericht mit allen Fotos und Kommentaren hat mit die zu erwarteten Reisebedingungen näher gebracht. Vielleicht kommt dann heute endlich die Entscheidung :-)
Ich hätte allerdings noch eine Frage, wie habt ihr die Lodges gebucht? Die Preise, die ich jetzt vorfinde, meistens auf deren Seiten und auch die Angebote die ich von den Lodges bekommen habe, sind manchmal doppel so hoch wie bei Dir.
Bei Booking sind diese noch überschaubar, aber fast alles was über ein Mail an mich privat gerichtet ist, kostet um 350 USD pro Nacht.
Schöne Grüße
Kati
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23 Dez 2021 13:58 #633032
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  • KatiB am 20 Dez 2021 16:20
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Vielen Dank für Rückmeldung.
Jetzt sind die Preise fast um 50 % gestiegen und wir haben uns fürs Camping entschieden.
Weisst du vielleicht, ob man vorort in Arusha eine kleine Gaskartusche kaufen kann?
Wir haben so ein super Gerät gegen Insekten aber dieser funktioniert nur mit Gaskartusche.
LG Kati
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