THEMA: Serengeti in der Regenzeit / Ist das noch Urlaub?
06 Mär 2016 12:06 #422278
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  • Wilson96 am 06 Mär 2016 12:06
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Die Nacht war erneut sehr unruhig. Wieder hatte es stark geregnet und ich musste mehrmals die tropfenden Stellen mit einem T-Shirt etc. abdecken. Erholsamer Schlaf sieht anders aus. Wir standen relativ früh auf und freuten uns sehr, dass der Himmel auflockerte und die Sonne rauskam. Wir frühstückten ein paar Kelloggs und ließen das Zelt in der Sonne trocknen. Nach einer Weile machten wir uns auf den Weg und waren hoffnungsvoll, heute die großen Herden zu finden. Auf dem Weg Richtung Airstrip sahen wir einen Ballon aufsteigen und sagten uns, dass wir das eines Tages auch mal machen wollen. Allerdings zu einer anderen Jahreszeit, da dies aufgrund der Witterung der erste Ballon war, den wir sahen. Wir machten ein paar schöne Fotos und fuhren weiter.



Unser Plan war, zu den „Leopardenfelsen" von gestern Abend zu fahren und unser Glück zu versuchen. 
Kurz vor der Stelle vom gestrigen Abend konnten wir unseren Augen kaum trauen: Die Herden waren endlich eingetroffen! Eine unzählbare Masse an Gnus breitete sich vor uns aus. Überall, wo man hinsah, Gnus, Gnus und noch mal Gnus. Wir konnten unser Glück kaum fassen und waren richtig beseelt, das erleben zu dürfen. Wir machten einige Fotos und genossen die unglaubliche Geräuschkulisse. Wir fuhren ein wenig weiter und waren von den Gnu-Massen vollständig eingeschlossen.  Es war ein unglaubliches Spektakel, immer mehr Gnus kamen von einer Hügelkette runter ins Tal. Es war ein richtiger Strom und die Gnus überquerten vor uns unaufhörlich die Straße.















Wenn man weiter wollte, muss man sich langsam vortasten und der Strom unterbrach kurz, setze dann aber kurz hinter einem sofort wieder an. Viele der Safarifahrzeuge waren jedoch nicht so sensibel und durchbrachen den Strom recht rüde.
Letzte Änderung: 06 Mär 2016 12:25 von Wilson96.
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06 Mär 2016 12:24 #422284
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  • Wilson96 am 06 Mär 2016 12:06
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Einige hundert Meter weiter sahen wir eine kleine Ansammlung von Safarifahrzeugen vor einem weiteren „Gnu-Strom“ stehen. Wir hielten an und beobachteten die Szenerie. Ein Leopard war auf der Jagd und hoffte darauf, ein junges oder schwaches Gnu aus dem Strom zu reißen. Wir dachten nur wow, das wird ja immer besser. Es war wirklich ein tolles Schauspiel, einen Leoparden bei der Pirsch zu beobachten.









Bisher hatten wir zwar schon eine Löwenjagd in Savuti und eine Geparden-Jagd im KTP beobachtet, aber das hier war total neu für uns. Leider hielten die Safariführer nicht so viel vom Abstandhalten. Die Fahrzeuge fuhren, wahrscheinlich angestachelt von ihren Kunden, immer näher an den Leoparden heran und bedrängten ihn. Zusätzlich kreuzten einige Fahrzeuge den Gnu-Strom und verunsicherten die Gnus. Die Situation wurde irgendwann so unschön, dass wir uns entschlossen, woanders hinzufahren, um die Gnu-Herden alleine zu genießen.
Auch dem Leoparden schien es zu viel zu sein und er brach die Jagd ab. Wir fuhren etwas weiter und diskutierten ein wenig über ethisch korrektes Verhalten von Safariführern. Trotz einiger unerfreulicher Erfahrungen in Botswana, so etwas wie hier hatten wir wirklich noch nie erlebt. Wir fuhren ein wenig planlos durch die Gegend, ärgerten uns nicht mehr und waren einfach dankbar, die Migration endlich gefunden zu haben. Leider zog sich der Himmel wieder komplett zu und es fing sehr stark an zu regnen. Wir beschlossen uns den Tag nicht verderben zu lassen, doch die Scheibenwischer funktionierten überhaupt nicht mehr.
Aufgrund des starken Regens war es schon mit Scheibenwischern schwierig zu fahren, ohne quasi unmöglich. Wir entschieden, dass es so nicht weitergehen konnte und entschlossen uns, zur Werkstatt/Tankstelle in Seronera zu fahren bzw. zu kriechen. Es war - Gott sei Dank - nur ein kurzer Schauer und so kamen wir gegen Mittag bei der Werkstatt an. Die Tankstelle hatte offen, doch woran wir nicht gedacht hatten: es war Ostersonntag. Die Werkstatt war natürlich nicht besetzt. Der Tankstellen-Chef erklärte sich jedoch bereit, seine Mechaniker zu kontaktieren. Wir vereinbarten einen Feiertagszuschlag und kurze Zeit später kamen zwei Jungs aus dem Dorf angelaufen.
Der Tankstellen-Chef sprach gut Englisch und wir hatten ihm unser Problem schnell erklärt. Er übersetzte den beiden Mechanikern, worum es ging, und wir fuhren den Wagen in die Garage. Zeitgleich nahmen wir Kontakt mit Fortes auf und schilderten die Situation. Der Kollege bei Fortes tippte auf eine defekte Sicherung und meinte, dass das Problem schnell behoben sei. Auch die Mechaniker hofften auf eine defekte Sicherung und machten sich sogleich an die Arbeit. Relativ schnell stellte sich jedoch heraus, dass es nicht so einfach war. Die Mechaniker versuchten wirklich alles und meinten, die Stromverbindung zum Scheibenwischermotor sei defekt.





Sie wollten über eine neue Verbindung Strom an den Scheibenwischermotor legen und hofften, so das Problem zu lösen. Hierfür mussten die Jungs das Armaturenbrett abmontieren. Wir räumten also einige Dinge aus dem Auto und die Jungs machten sich wieder an die Arbeit. Währenddessen war ein weiterer Arbeiter eingetroffen, der sich zur Feier des Osterfests schon einige Drinks genehmigt hatte. Total betrunken sollte er den Reifen eines zwischenzeitlich angekommenen Safarifahrzeugs wechseln und den Schlauch flicken. Er lieh sich mein Taschenmesser, um ein Stück Schlauch zu bearbeiten. Dabei schnitt er sich heftig in den Finger und das Blut floss nur so.
Die ganze Szenerie war etwas chaotisch und unübersichtlich. Es waren mittlerweile ca. 2 Stunden vergangen und die Hoffnung schwand, das Problem lösen zu können. Irgendwann meinten die Mechaniker, dass der Scheiben-Scheibenwischermotor defekt sei und sie das Problem nicht lösen könnten. Ich informierte Fortes und man sicherte mir direkt zu, dass noch heute ein Fahrer mit einem Ersatzfahrzeug losgeschickt würde. Wir sollten uns morgen um ca. 12 Uhr mit ihm in unserem Camp treffen. Man teilte uns zudem mit, dass wir aufgrund der Unannehmlichkeiten ein Upgrade auf einen 110er Defender bekommen würden.
Trotz der verlorenen Zeit, freuten wir uns auf ein größeres Auto ohne Chaos und mit funktionierenden Scheibenwischern. Zudem waren wir von der professionellen Abwicklung sehr angetan. Da hatte sich der hohe Preis schon gelohnt. Guter Dinge packten wir unsere Sache zurück in den Wagen und wollten zurück zu den Herden fahren. Kurz nachdem wir die Tankstelle verlassen hatten, wollte ich einen kurzen Blick auf das GPS werfen, um den kürzesten Weg festzulegen. Aber wo war das GPS? Es war nirgends zu finden. Wir hielten an und durchsuchten den ganzen Wagen. Uns beschlich schon die Ahnung, dass man uns bestohlen hatte.

Die Szenerie in und um die Werkstatt herum war irgendwann so unübersichtlich, dass wir nichts ausschließen konnten. Wir fuhren also zurück und guckten noch mal in der Werkstatt, ob es dort nicht doch noch irgendwo herumlag. Wir fragten zudem den Tankstellenchef, ob er das GPS irgendwo gesehen hätte. Er verneinte natürlich und auch die immer noch anwesenden Mechaniker wussten von nichts. Mir war relativ schnell klar, dass wir hier keine Chance hatten, das GPS wiederzubekommen.

Trotz der nun etwas angekratzten Stimmung machten wir uns noch mal auf zu den Herden und wollten uns den Tag nicht gänzlich versauen lassen. Die Reise würde nun ohne GPS zu einem noch größeren Abenteuer. Gut, dass ich als Back-Up immer umfangreiches Kartenmaterial mitnehme. Wir fanden eine schöne, einsame Stelle in der Savanne, öffneten das Dach und genossen den Anblick sowie die unglaubliche Geräuschkulisse. Das Geblöke von Tausenden und Abertausenden von Gnus ist wirklich unbeschreiblich. Wir vergaßen das GPS-Gerät und waren einfach nur glücklich, so etwas erleben zu dürfen.





In der Dämmerung fuhren wir zurück zur Camp Site und bereiteten das Abendessen vor. Todmüde gingen wir frühzeitig ins Bett und waren gespannt auf das neue Auto. Zudem hofften wir darauf, dass das neue Zelt den nassen Bedingungen besser trotzen würde. Als wir im Zelt lagen, konnte man die Gnu-Herden deutlich hören. Die Geräuschkulisse wurde immer lauter und wir freuten uns auf den morgigen Tag.
Letzte Änderung: 06 Mär 2016 12:27 von Wilson96.
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