THEMA: Staub & Schlamm (Reisebericht Kenia 2021/2022)
12 Okt 2022 10:56 #652829
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8844
  • Topobär am 12 Okt 2022 10:56
  • Topobärs Avatar
29.Tag (Sa. 15.01.2022)
Lake Naivasha – Lake Nakuru National Park
107km


In der Nacht muss ich für ein menschliches Bedürfnis das Zelt verlassen und stehe Auge in Auge einem Hippo gegenüber. Nur der Draht des Elektrozauns trennt uns. Ohne den Zaun könnte man, hier direkt am See, das Zelt nachts nicht verlassen.

An diesem Morgen schlafen wir aus. Geweckt werden wir von lautem Vogelgeschrei. Mit Schreiseeadler, Nilgans und Hagedasch ist hier im Camp alles versammelt, was in der Vogelwelt ordentlich Lärm machen kann. Das Zelt verlassen wir erst kurz nach Sonnenaufgang, so spät wie noch nie auf dieser Reise. Auch danach lassen wir uns Zeit, denn unser Boot nach Crescent Island startet erst um 10:00Uhr und wir haben bereits gestern alles organisiert. Wir genießen das Frühstück mit Blick auf den See. Ein toller Platz zum campen.





Pünktlich starten wir mit dem von uns gecharterten Boot. Die Überfahrt von unserem Camp nach Crescent Island dauert 45min.





Das besondere an Crescent Island ist, dass man dort unbegleitet zu Fuß unterwegs sein kann. Es gibt zwar reichlich Tiere, aber nicht die Big5. Die Tiere sind Menschen gewohnt und deshalb nicht scheu. Kathrin ist hin und weg, als Sie sich Ihren Lieblingstieren bis auf wenige Schritte nähern kann. Es ist eine ungewohnte Perspektive, aus nächster Nähe zu den Giraffen aufzuschauen.



















Der Eingang zu Crescent Island befindet sich an der Südspitze der Insel. Bis zur Nordspitze der Insel sind wir rund 1,5h unterwegs. Geplant war, dass uns unser Boot hier abholt, aber dass hat erst einmal nicht funktioniert. Da gab es wohl ein Missverständnis mit unserem Bootsführer. Ein anderer Bootsführer, der hier seine Gäste abholt, kennt aber unseren Kapitän und ruft Ihn an. Mit etwas Verspätung werden auch wir abgeholt.

Auf der Rückfahrt können wir dann wieder viele Wasservögel beobachten und ich versuche mich an Flugaufnahmen der tief fliegenden Kormorane.













Es zieht immer mehr zu und am Ende wird die Rückfahrt zu einem Wettrennen gegen den Regen, dass wir knapp gewinnen.

Wir verlassen das Fischermans Camp und fahren erst einmal einkaufen. Der Foodplus in der Buffalo Mall von Naivasha hat eine sehr gute Auswahl.

Auf der Strecke nach Nakuru herrscht dichter Verkehr und dem entsprechend werden wir wiederholt Zeugen haarsträubender Überholmanöver. Da unsere Strecke nicht sehr weit ist, halte ich mich weitgehend zurück. Überholen bringt hier keinen großen Zeitgewinn.

Über das Lanet Gate erreichen wir den Lake Nakuru National Park. Der Wasserstand des Lake Nakuru ist wie bei vielen anderen Seen des Rift Valley in den letzten Jahren stark gestiegen. Viele Wege entlang des Sees sind nicht mehr befahrbar. An den meisten Stellen gibt es aber bereits alternative Streckenführungen. Die Nordufer ist jedoch komplett unpassierbar, so dass eine Umrundung des Sees derzeit nicht möglich ist.

Als wir den Park erreichen ist es bereits nach 17:00Uhr. Es hat komplett zugezogen und ein kräftiger Wind ist aufgekommen. Alles ist grau in grau. Dazu trägt auch der Umstand bei, dass es im Park extrem trocken ist. Durch den starken Wind ist viel Staub in der Luft. Wir verzichten deshalb auf einen Gamedrive und fahren direkt zur ganz im Süden gelegenen Makalia Falls Campsite.

Die Campsite ist gegenüber unserem letzten Besuch nicht wieder zu erkennen. Damals gab es nur ein paar heruntergekommene Plumpsklos. Jetzt stehen hier nagelneu errichtete Ablutions. Leider ist aber auch die Campsite derzeit sehr vertrocknet und staubig.



Ein Warden bietet uns an, zwei Ladungen Feuerholz zu besorgen. Kathrin ist sehr vertrauensselig und bezahlt bereits nach der ersten Ladung, woraufhin von dem Typen erst einmal nichts mehr zu sehen ist. So bleibt es bei einem kleinen Lagerfeuer.

Heute koche ich einen Eintopf aus grünen Bohnen und Kartoffeln.

Wir wollen uns gerade bettfertig machen, da taucht der Warden zu unserer Überraschung mit der zweiten Ladung Feuerholz auf. Eine sehr merkwürdige Lieferzeit. Immerhin ist es bereits seit über 2h stockdunkel.
Letzte Änderung: 12 Okt 2022 11:09 von Topobär.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: tina76, casimodo, Fluchtmann, maddy, fotomatte, picco, KarstenB, Papa Kenia, Old Women, Daxiang und weitere 4
19 Okt 2022 12:24 #653415
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8844
  • Topobär am 12 Okt 2022 10:56
  • Topobärs Avatar
30. Tag (So. 16.01.2022)
Lake Nakuru National Park – Lake Baringo
203km




Bevor wir zum Gamedrive aufbrechen, schauen wir kurz beim Makalia Fall vorbei. Der allgemeinen Dürre im Park entsprechend, tröpfelt nur ein dünnes Rinnsal in den Teich. Das haben wir auch schon ganz anders erlebt.



Beim Gamedrive erkunden wir zunächst das Flachland südlich des Sees. Es ist sehr staubig und das Gras überall vertrocknet. Trotzdem sind viele Tiere zu sehen.





Nicht weit von der Campsite entfernt treffen wir auf eine junge Nashornkuh. Zunächst noch weit entfernt, kommt sie dann direkt auf uns zu. Sie scheint neugierig zu sein. Langsam nähert sich das Tier bis auf wenige Meter unserem Auto, scheint letztendlich aber doch Angst vor der eigenen Courage zu bekommen und tritt die Flucht an.







Nachdem der Tag sonnig begonnen hat, ist der Himmel inzwischen bedeckt. Das nimmt noch mehr Farbe aus der ohnehin schon graubraunen vertrockneten Landschaft. Ohne Sonne wirkt alles sehr trist.

Unweit des Sees entdecken wir ein im hohen Gras liegendes Löwenrudel.



Östlich und westlich des Lake Nakuru und der südlich daran anschließenden Grasebenen erheben sich Hügelketten mit schönen Aussichtspunkten. Wir steuern zunächst die westliche Hügelkette mit dem Out of Africa Viewpoint und dem Baboon Cliff Viewpoint an.



Von hier oben kann man gut erkennen, wie weit sich der See durch den angestiegenen Wasserspiegel ausgebreitet hat. Es stehen jetzt rund um den See unzählige abgestorbene Bäume im Wasser.



Ein besonderer Ort zur Tierbeobachtung ist der neu aufgeschüttete Damm, welcher dass Überschwemmungsgebiet am südlichen Seeufer durchquert. Zum einen gibt es jede Menge Wasservögel zu sehen, wobei Flamingos nur noch in geringer Zahl vorkommen. Der gestiegene Wasserspiegel in Verbindung mit dem niedrigeren Salzgehalt haben den Lake Nakuru für diese Vögel unattraktiv gemacht. Der dominierende Vogel ist jetzt der Pelikan, welchen man früher nur im Nordteil bei den Süßwasserquellen gesehen hat. Inzwischen bevölkert er alle Bereiche des Sees.







Auch die Wasser liebenden und zahlreich im Park vertretenen Büffel, sind vom Damm aus gut beim Baden zu beobachten.





Zur Mittagspause fahren wir zum, auf der östlichen Hügelkette gelegenen, Lions Hill Viewpoint. Hier gibt es neu errichtete Sonnendächer, unter denen wir ausgiebig Mittagspause machen. Zwischendurch kommt auch wieder die Sonne zum Vorschein. Ein wirklich schöner Platz, den wir ganz für uns allein haben.



Um 14:00Uhr verlassen wir den Park. Inzwischen hat es wieder zugezogen und es gehen vereinzelte starke Regenschauer nieder. So einen Schauer könnte unser Auto gut vertragen, ist es doch von einer dicken Staubschicht überzogen. Wie es das Schicksal will, trifft uns nur ein einziger Schauer und das genau in dem Moment, wo wir in Nakuru unter einem Tankstellendach stehend den Wagen betanken. Fünf Minuten gießt es in Strömen, aber als wir losfahren ist der Schauer schon weitergezogen. Der Wagen bleibt staubig.

Auf guter Asphaltstraße mit wenig Verkehr kommen wir zügig zum Lake Baringo. Wir befinden und genau auf der Wettergrenze. Im Westen schwere Regenwolken und im Osten strahlender Sonnenschein.

Wo genau wir heute übernachten können, war im Vorfeld nicht klar, da viele Unterkünfte durch die Fluten des Lake Baringo zerstört wurden. An diesem See ist der Wasserstand noch wesentlich stärker als am Lake Nakuru gestiegen. Die Menschen rund um den Lake Baringo haben aber nicht aufgegeben und so sind auch neue Unterkünfte entstanden, bzw. in Bau. Wir übernachten im Bushbaby Camp, welches auf Höhe des bekannten und leider abgesoffenen Roberts Camp liegt. Die Campsite des Bushbaby Camps ist bereits fertig und lässt keine Wünsche offen. Im hinteren Teil des Camps entstehen gerade Bungalows.

Das Wetter macht den ganzen Abend den Eindruck, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen. Zu unserem Glück bleibt es jedoch trocken, so dass ich ohne Schwierigkeiten unser Abendessen kochen kann.
Letzte Änderung: 19 Okt 2022 12:38 von Topobär.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: tina76, casimodo, Fluchtmann, maddy, fotomatte, picco, KarstenB, Papa Kenia, Old Women, Daxiang und weitere 4
02 Nov 2022 12:16 #654439
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8844
  • Topobär am 12 Okt 2022 10:56
  • Topobärs Avatar
31.Tag (Mo. 17.01.2022)
Lake Baringo – Eldoret
152km


In der Nacht fing es dann doch an zu regnen und hörte auch bis zum Morgen nicht mehr auf. Für unsere am Morgen geplante Birdingtour auf dem See sahen wir deshalb schwarz. Um 7:00Uhr sollte es losgehen und unser Guide Moses ist auch pünktlich zur Stelle. Wir beschließen erst einmal abzuwarten und auf Wetterbesserung zu hoffen. Dafür setzen wir uns in die Bar der Campsite. Die ist zwar noch geschlossen, aber man sitzt zumindest trocken.

Nach einer Stunde wird unsere Geduld belohnt. Es hört tatsächlich auf zu regnen und wir starten auf unsere Tour. In 5 Minuten sind wir zu Fuß bei den auf der anderen Straßenseite liegenden Boote. Früher befand sich hier das Roberts Camp, von dem jetzt nur noch ein paar überschwemmte Ruinen zeugen.

Es hat zwar aufgehört zu regnen, bleibt aber die ganze Zeit über grau und bedeckt. Farben und Kontraste beim Fotografieren leiden extrem unter diesen Bedingungen.





Trotzdem ist es eine klasse Tour. So hatte ich zum Beispiel Moses gegenüber meine Hoffnung geäußert, endlich einmal die Purple Swamphen und den Giant Kingfisher zu sehen. Diese beiden Erstsichtungen konnte er uns bereits innerhalb der ersten viertel Stunde bieten.





Ein Großteil der Tour findet in Bereichen statt, die noch vor wenigen Jahren Buschland waren und jetzt überschwemmt sind. Hier bestehen für viele Vögel ideale Lebensbedingungen. Es finden sich aber nicht nur Vögel in den Bäumen.





Bei einem Fischer kaufen wir ein paar Fische, mit denen wir die auf einer Insel lebenden Seeadler zu Jagdflügen animieren wollen.



Da auf der Insel sehr viele Seeadler leben, können wir gleich mehrere Jagdflüge erleben und zu versuchen diese auf den Chip zu bannen.









Moses war eine Empfehlung von Sunworld und ein wirklich sehr guter Guide. Uns gefiel es gut, dass wir neben dem Birding auch viele andere interessante Gesprächsthemen hatten. Er konnte auch viel von den verschiedenen Volksgruppen am See und deren Zusammenleben berichten. Ein dominierendes Thema waren natürlich die Auswirkung des gestiegenen Wasserspiegels auf das Leben der Menschen am See. Es wurden viele Existenzen vernichtet. Wohnhäuser und Lodges wurden zerstört. Zahlreiche Äcker und Weiden sind überflutet und nicht mehr nutzbar.

Die ganze Tour über hatte ich leider Probleme mit dem Autofocus, weshalb viele Fotos nichts geworden sind. Ich dachte, dass es an der schlechten Beleuchtung liegt, musste dann später im Auto aber feststellen, dass ich mit meinen dicken Fingern aus Versehen etwas bei den Einstellungen zum Autofocus verändert hatte. Bei den vielen Knöpfen und Schaltern der Kamera muss man echt aufpassen, dass man nicht ungewollt etwas verstellt.

Für uns steht fest, dass wir diese Tour unbedingt noch einmal bei Sonnenschein wiederholen müssen.

Zurück auf der Campsite bekommen wir dann gerade noch unser Zelt trocken abgebaut, bevor es wieder anfängt zu regnen. Da haben wir beim Wetter an diesem Morgen noch Glück im Unglück gehabt.

Ursprünglich sollte es heute noch bis in den Mt.Elgon Nationalpark gehen. Da wir aber schon jetzt deutlich hinter dem Zeitplan liegen, beschließen wir die Strecke zu verkürzen und nur bis Eldoret zu fahren.



Die Strecke durch das Kerio Valley nach Eldoret soll traumhaft schön sein. Wir kommen auch an zahlreichen Aussichtspunkten vorbei, können aber nichts sehen, da wir die meiste Zeit in dichten Regenwolken unterwegs sind. Auch diese Strecke müssen wir wohl noch einmal bei Sonnenschein unter die Räder nehmen. Kurz vor Eldoret kommen wir durch Iten. Hier liegt auf über 2000m Höhe das Trainingszentrum der kenianischen Langstreckenläufer.



In Eldoret gehen wir erst einmal Einkaufen und fahren dann zum Naiberi River Resort & Campsite. Diese vor den Toren der Stadt gelegene Anlage bietet alles, was man als Overlander braucht und ist bei gutem Wetter sicherlich auch ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet für Eldoret. Die große Poollandschaft nutzen wir in Anbetracht des Wetters nicht, sind aber über das schöne Restaurant sehr glücklich, wo wir uns einen warmen Platz in der Nähe des Kamins suchen.

Wir gönnen uns die sehr guten Pfeffersteaks. Rindfleisch können sie hier in Kenia wirklich erstklassig zubereiten. Dazu ein leckerer Rotwein.
Letzte Änderung: 02 Nov 2022 12:24 von Topobär.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: tina76, casimodo, Fluchtmann, ANNICK, picco, KarstenB, Papa Kenia, hillux, Old Women, Daxiang und weitere 5
09 Nov 2022 10:54 #655060
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8844
  • Topobär am 12 Okt 2022 10:56
  • Topobärs Avatar
32.Tag (Di. 18.01.2022)
Eldoret – Rusinga Island
306km




In der Nacht haben wir immer wieder sehr ungewöhnliche Tierstimmen aus den hohen Bäumen rund um unsere Campsite gehört. Von den Angestellten erfahren wir, dass es sich dabei um Eulen handelt. Leider konnten Sie nicht sagen, um welche Art es sich handelt und gesehen haben wir sie leider auch nicht.

Es hat fast die ganze Nacht geregnet und hört auch nach Tagesanbruch nicht auf. Ein guter Grund mal auszuschlafen. Zum Glück hat jeder Stellplatz einen überdachten Unterstand, so dass wir trotz des schlechten Wetters im Trockenen frühstücken können.
Um die nächsten Tage zu planen, checken wir erst einmal den Wetterbericht und der verkündet nichts Gutes. Die nächsten zwei Tage soll es im westlichen Kenia immer wieder regnen. Bei unserem nächsten Ziel, dem Mount Elgon, soll es sogar mehr oder weniger durchregnen und auch im Kakamega Forrest ist immer wieder mit starken Schauern zu rechnen. Wir sind mit unserer Ausrüstung leider auf das Leben im Freien angewiesen und deshalb recht wetterabhängig. Zumindest beim Kochen und Essen sollte es trocken sein. Außerdem wollten wir am Mount Elgon und im Kakamega Forrest wandern, was unter diesen Bedingungen auch eher spaßbefreit wäre. Als Konsequenz dieser Umstände entscheiden wir direkt in die Mara zu fahren und dort den Rest unserer Reise zu verbringen.

Wir beschließen, die Strecke in die Mara in zweit Tagesetappen zu fahren. Die Zwischenübernachtung planen wir auf der Campsite der Wayando Beach Eco Lodge auf Rusinga Island. Dort gibt es auch ein Restaurant, so dass wir wetterunabhängig sind.
Bevor wir uns auf den Weg machen können, steht aber erst einmal ein Großeinkauf auf der Tagesordnung. Für 10 Tage und 11 Nächte in der Mara ist eine Menge Proviant nötig. In Eldoret gibt es einen Foodplus wo wir alles bekommen, was wir uns wünschen. Für mich sind Carrefour und Foodplus die mit Abstand besten Supermarktketten in Kenia, wobei Foodplus wesentlich mehr Filialen hat und im ganzen Land vertreten ist. Carrefour gibt es dagegen nur in Nairobi und an der Küste. Nach diesem Großeinkauf müssen wir ordentlich Tetris spielen, um auch alles im Fahrzeug unterzubringen.

In Eldoret herrscht reger Verkehr und als ich es wage vor einem Zebrastreifen anzuhalten, um Fußgänger die Straße überqueren zu lassen, geht hinter mir gleich ein Hupkonzert los. So ganz habe ich mich der kenianischen Fahrweise wohl noch nicht angepasst.



Endlich können wir starten. Westkenia ist dicht besiedelt und ein Dorf geht ins nächste über. Nur selten kann man ein paar Kilometer fahren, ohne von Bumps auf der Straße ausgebremst zu werden. Außerdem ist gerade Zuckerrohrernte, so dass wir ständig hinter den Traktoren mit dem geernteten Rohr hängen.



Die dichte Besiedelung hat auch zur Folge, dass es sehr schwierig ist, mal einen ungestörten Ort für eine Pinkelpause zu finden.

Als uns unsere Strecke am Rand des Kakamega Forrest entlang führt, sehen wir viele Affen am Straßenrand.

Letztendlich brauchen wir den ganzen Tag, um nach Rusinga Island zu kommen. Das letzte Drittel der Strecke führt entlang des Lake Victoria. Immer wieder haben wir einen schönen Blick auf den See.



Als wir uns Rusinga Island nähern sehen wir schon von weitem die riesige Gewitterwolke über der Insel. Exakt auf der Brücke, welche die Insel mit dem Festland verbindet, beginnt es dann auch wie aus Eimern zu schütten. Wir erleben ein Unwetter mit Starkregen, Blitz & Donner, wie man es nur bei tropischen Gewittern erlebt.

Die schlechte Sicht in dem Unwetter und die Tatsache, dass die Lodge bei Maps.me nicht an der richtigen Stelle eingezeichnet ist, sorgen dafür, dass wir noch ein wenig suchen müssen, bis wir endlich ankommen.

Natürlich hat der Starkregen auch auf der Campsite alles in eine Schlammwüste verwandelt. Aufgrund des Wetterberichtes hatten wir aber so etwas eingeplant und uns für die Wayando Beach Eco Lodge entschieden, denn hier gibt es nicht nur ein Restaurant, sondern auch die Möglichkeit in Bandas zu übernachten. Keine Frage, dass wir uns bei den äußeren Umständen für eine Banda mit Halbpension entscheiden. Der Preis liegt bei 5.000KSH pro Person.

Zum Dinner gibt es nach einer Gemüsesuppe eine Riesenportion Fish & Chips. Der Fisch ist frisch aus dem Lake Victoria; die Kartoffeln aus eigenem Anbau. Die Menge ist selbst von uns, als guten Essern, nicht zu bewältigen.

Den ganzen Abend über ist die Insel aufgrund des Gewitters ohne Strom.

Zur Lodge gehört auch ein sehr wuscheliger und verschmuster Hund. Leider ist er bei dem Wetter auch sehr nass.

Die Bandas sind schlicht, aber sehr sauber. Aufgrund des Stromausfalls haben wir Akku-Lampen erhalten. Die warme Dusche ist bei diesem Wetter sehr willkommen.

Ich glaube die Lage der Lodge ist ein Traum, konnte das bei dem Wetter aber noch nicht überprüfen. Wir hoffen auf den morgigen Tag.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: casimodo, Fluchtmann, ANNICK, fotomatte, picco, KarstenB, Papa Kenia, Old Women, Daxiang, CuF und weitere 5
16 Nov 2022 11:56 #655622
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8844
  • Topobär am 12 Okt 2022 10:56
  • Topobärs Avatar
33.Tag (Mi. 19.01.2022)
Rusinga Island – Mara Triangle
236km




Es hat im Laufe der Nacht tatsächlich aufgehört zu regnen. Trotzdem ist am Morgen noch alles grau in grau. Zumindest kann man aber jetzt die traumhafte Lage der Lodge am Ufer des Lake Victoria erkennen. Wir machen nach dem Frühstück noch einen kleinen Spaziergang auf dem Lodgegelände, bevor es weiter in die Massai Mara geht.









Wir wollen noch etwas von der Landschaft am Lake Victoria sehen, und fahren deshalb nicht auf direktem Weg in die Mara. Unser Plan ist es, der C19 weiter entlang des Ruma Nationalparks und des Seeufers bis Migori zu folgen und von dort über die C13 zum Oloololo Gate. Die C19 ist in diesem Bereich nur noch eine nicht asphatierte Naturstraße. Bis Sindo ist das auch kein Problem. Die Piste verläuft die ganze Zeit direkt am Seeufer und ist steinig mit nur wenigen kurzen Schlammpassagen.



In Sindo ändern sich die Straßenverhältnisse schlagartig. Hier biegt die Piste ins Hinterland zum Ruma National Park ab. Der Ort Sindo ist eine einzige Schlammwüste. So etwas haben wir noch nicht erlebt. Alle Wege, Straßen und Plätze bestehen aus knöcheltiefem Schlamm. Ebenso der Marktbereich. Ab hier besteht das Geläuf auf der Piste aus Black Cotton Soil und der ist nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage und Nächte glatt wie Schmierseife. Tiefe Löcher und Rillen machen den Wagen teilweise unbeherrschbar. Das Schlimmste sind aber die tiefen Gräben auf beiden Seiten der schmalen einspurigen Piste. Wenn man da reinrutscht, sprechen wir nicht über Stunden bei der Bergung. Das würde Tage oder sogar Wochen dauern, den Wagen aus dem Graben zu bergen. Das ginge erst nach Abtrocknen des Untergrunds und mit schwerem Gerät.



Als es dann auch noch in die Berge geht und die Steigungen zunehmen, breche ich die Aktion ab und nutze die nächste Gelegenheit zur Umkehr. Über eine Verbindungspiste gelangen wir auf die Hauptstraße nach Homa Bay und von dort auf Asphalt nach Migori, wo wir ein letztes Mal vor der Mara den Wagen volltanken.

Die Zufahrt von Migori in die Massai Mara ist deutlich einfacher geworden, seit wir das letzte Mal diese Strecke gefahren sind. Beim letzten Mal war es noch eine übel zerfahrene Erdpiste. Jetzt ist das erste Drittel der Strecke asphaltiert und danach geht es bis Lolgorien auf gute Erdpiste weiter. Erst ab Lolgorien wird es etwas ruppiger, aber immer noch weit besser als in früheren Jahren. Auch die Abfahrt vom Escarpment in die Ebene der Mara wurde instandgesetzt. Der Ausblick ist aber so spektakulär wie wir ihn in Erinnerung haben.



Wir checken am Oloololo Gate ein und suchen uns auf der nahe gelegenen Campsite einen schönen Platz, wo wir erst einmal Siesta machen. Unweit ziehen Elefanten vorbei. Die Campsite erfüllt von der ersten Minute an unsere Erwartungen. Es sind immer Tiere in der Nähe, die man beobachten kann.



Um 16:00Uhr starten wir auf einen kleinen Gamedrive. Weit wollen wir nicht fahren. Vorbei am Kichwa Airstrip zum Little Governors Camp und von dort mehr oder weniger entlang des Mara Rivers, bis wir auf die befestigte Piste kommen, die uns zurück zum Gate bringen wird.

Wir haben das Camp kaum verlassen, da stehen wir in einer Herde Elands.



Das Wetter ist schon den ganzen über sehr unbeständig. Haben wir am Vormittag noch vereinzelt die Sonne gesehen, ist es jetzt überwiegend dicht bewölkt und es ziehen starke Gewitter über die Mara. Die sehen spektakulär aus, man möchte aber nicht mittendrin stehen.



Das Gelände hier ist überwiegend sumpfig mit vielen Tümpeln. Ein Paradies für Hippos.



Es ist wirklich beachtlich, was wir auf dieser kurzen Runde sehen. Aus nächster Nähe können wir den ersten Kill dieser Reise miterleben. Direkt neben unserem Wagen pickt ein Hornrabe eine Kröte aus einem Graben.







Dann sehen wir innerhalb weniger Minuten drei der Big5, wobei das Rhino eine echte Sensation ist. Von denen leben nur gut 20 Stück in der gesamten Massai Mara und sie werden viel seltenen gesehen, als die drei großen Katzen.







Wir sind schon auf der Hauptpiste auf dem Rückweg zur Campsite und hatten den Gamedrive gedanklich schon abgeschlossen, da kommt uns eine einzelne Löwin entgegen. Ihr Gesäuge ist deutlich ausgeprägt, weshalb wir vermuten, dass Sie noch sehr kleine Cubs hat und sich deshalb noch abseits Ihres Rudels hält. Das bedeutet vier der Big5 innerhalb einer guten halben Stunde.



Kurz vor dem Gate sehen wir in einiger Entfernung einen schlafenden Löwen am Hang des Escarpments.

Kurz vor der Dämmerung sind wir zurück auf der Campsite und richten uns häuslich ein. Von den Rangern konnten wir uns auch Holz fürs Lagerfeuer liefern lassen. Diese Nacht haben wir die Campsite ganz für uns allein.





Wir haben Glück und es bleibt trocken. Wettermäßig sind wir beim Kochen und Abendessen am verwundbarsten. Wenn es da regnet und es keinen Unterstand gibt, geht es mit knurrendem Magen ins Bett.

Heute Abend koche ich Ratatouille.

Die Geräuschkulisse nach Einbruch der Dunkelheit übertrifft hier auf der Oloololo Campsite alles, was wir bislang auf dieser Reise gehört haben. Das Grundrauschen bilden die Frösche und Zikaden. Ganz in der Nähe haben Elefanten Stress und sind lautstark am Trompeten. Ebenfalls nicht allzu weit entfernt sind die Löwen, welche wir in regelmäßigen Abständen brüllen hören. Hin und wieder melden sich auch Hyänen und Schakale zu Wort. Was gibt es Schöneres, als am Lagerfeuer zu sitzen den Tieren zu lauschen.
Letzte Änderung: 16 Nov 2022 12:12 von Topobär.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: tina76, casimodo, Fluchtmann, ANNICK, fotomatte, picco, KarstenB, Papa Kenia, Old Women, Daxiang und weitere 9
23 Nov 2022 11:07 #656101
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8844
  • Topobär am 12 Okt 2022 10:56
  • Topobärs Avatar
34.Tag (Do. 20.01.2022)
Mara Triangle (Oloololo Campsite – Eluai Campsite)
115km


Der Tag begrüßt uns mit einem farbenprächtigen Sonnenaufgang.





Wir packen schnell zusammen und starten auf unseren Gamedrive. Der Plan ist, dass Mara Triangle entlang seiner Außengrenzen fast komplett zu umrunden. Zunächst soll es entlang des Escarpments in Richtung tansanische Grenze gehen. Der Plan scheitert leider schon an der Abzweigung der Escarpment Road von der Main Road. Die Escarpment Road ist extrem schlammig und es hat sich auch schon ein Fahrzeug kurz hinter der Abzweigung festgefahren. Ein weiteres Fahrzeug versucht bereits zu helfen. Wir wollen uns lieber auf die Tierwelt anstatt auf fahrerische Herausforderungen konzentrieren und beschließen auf den Allwetterpisten zum Ngiro-are Outpost zu fahren. Auch auf dieser Strecke ist das Escarpment immer in der Nähe und die letzten Kilometer fährt man direkt unterhalb des Abhangs.





Auf dieser Strecke dominieren Büffel und Elefanten unsere Tiersichtungen. Wir treffen auf zwei riesige Büffelherden und kleine Elefantenherden begegnen uns immer wieder.



















Auf dieser Strecke kommen wir auch an einem riesigen Feigenbaum vorbei, der ein beliebter Picknickspot ist. Es ist aber noch viel zu früh für unsere Mittagspause.

Der Einstieg zum Track entlang der Landesgrenze zwischen Kenia und Tansania ist schwierig zu finden. Er zweigt nicht, wie in der Karte eingezeichnet direkt am Ngiro-are Outpost von der Allwetterpiste ab. Stattdessen gibt es weiter nördlich und am Beginn der Olare Road mehrere Einstiege, die alle zum Grenz Track führen.

Die Strecke entlang der Grenze kann ich sehr empfehlen. Herrliche Savannenlandschaft. Hin und wieder etwas tricky bei der Fahrerei, aber trocken. Immer wieder sehen wir große Herden. Vor allem Zebras sieht man sehr häufig. Der Track selbst nimmt es nicht so genau mit der Grenze und verläuft mal auf kenianischer Seite und mal auf tansanischer Seite.











In der Nähe des Myles Turner Hills sehen wir die Beute eines Leoparden in einem Baum, können den Jäger aber leider nicht finden. Wir beschließen morgen noch einmal hier vorbeizufahren.

Weiter in Richtung Mara River finden wir einen schönen Picknickspot unter einem Baum. Hier gibt es sogar gemauerte Tische. Durch die etwas erhöhte Lage auf einem flachen Hügel haben wir einen weiten Blick über das Land. Hier können wir die ganze Zeit über Tiere beobachten, ohne uns zu bewegen.









Erst im Laufe des Nachmittags machen wir uns wieder auf den Weg. Es ist nicht mehr weit bis zum Mara River und von hier aus geht es immer möglichst nah am Fluss nach Norden.









Im Laufe des Nachmittags ändert sich leider auch das Wetter. Es zieht zu und ein starker kalter Wind kommt auf. Das Licht ist zum Fotografieren denkbar schlecht und auch die Tiere lassen sich schwieriger entdecken.

An einem Hippopool treffen wir zwei österreichische Paare, die auch als Selbstfahrer unterwegs sind und auch hier im Forum schon aktiv waren. Ein Wagen ist auch von Sunworld. Sie hatten erst bei einem anderen Vermieter gemietet, sind dann aber noch während des Urlaubs aufgrund diverser Probleme zu Sunworld gewechselt. Leider ist die Zeit schon weit fortgeschritten und wir alle haben noch einen weiten Weg, so dass wir uns schon bald wieder voneinander verabschieden müssen.

In der Nähe des Hippopools liegen auch mehrere der legendären riesigen Krokodile am Ufer. Nirgend in Afrika habe solch große Exemplare gesehen.





Auch diesen beiden Schakalen scheint der starke kalte Wind überhaupt nicht zu gefallen. Sie haben sich an windgeschützter Stelle zusammengerollt.







Im letzten Licht erreichen wir die Eluai Campsite. Der Platz liegt schön auf einem flachen Hügel und hat außer einem Plumpsklo keinerlei Infrastruktur. Der Platz ist nicht sehr gr0ß und der felsige Untergrund macht eine sorgfältige Stellplatzwahl notwendig. Es gibt einen traumhaften Stellplatz mit Blick auf die Ebene, der war aber leider schon besetzt, als wie eintrafen.



Meist flaut der Wind mit Sonnenuntergang ab; an diesem Abend leider nicht. Zeltaufbau und kochen gestalten sich dem entsprechend schwierig. Außerdem ist es kalt, so dass wir uns dick einpacken und nah ans Feuer rücken.

Zum Abendessen gibt es Asiagemüse mit pikanter Sauce und Reis.
Letzte Änderung: 23 Nov 2022 11:27 von Topobär.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: tina76, casimodo, Fluchtmann, Champagner, picco, KarstenB, Papa Kenia, Old Women, Daxiang, Tinochika und weitere 7
Powered by Kunena Forum