THEMA: Staub & Schlamm (Reisebericht Kenia 2021/2022)
04 Mai 2022 11:42 #642911
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11.Tag (Di. 28.12.2021)
Tiwi Beach - Watamu
213km




An diesem Morgen hatten wir einen Sonnenaufgang wie aus dem Bilderbuch.







Die schöne Stimmung nutzten wir für ein ausgiebiges und gemütliches Frühstück, denn wir hatten Zeit. Heute stand wieder nur eine Verbindungsetappe an.

Von Tiwi Beach nach Mombasa war es nur ein Katzensprung und zu unserer Überraschung war die Autoschlange an der Likoni Fähre auch sehr übersichtlich; ganz im Gegensatz zu den Fußgängermassen, die mit jeder Fähre transportiert wurden. Aber es wäre natürlich auch zu einfach, wenn wir schnell auf die Fähre gekommen wären. Das Problem war, dass die Fähre nur mit MPESA bezahlt werden kann. Von diesem kenianischen elektronischen Zahlungssystem hatte ich zwar schon gehört, aber angenommen, dass wir mit Bargeld und Visa ausreichend ausgestattet seien, um durchs Land zu reisen. Zum Glück gibt es aber in Kenia für jedes Problem auch eine Lösung. Mit Hilfe eines Vermittlers fand Kathrin ein "Office", in dem Sie die Fähre cash zahlen konnte und das Office übernahm dann die Bezahlung mittels MPESA. Als Beleg bekam Kathrin ein Bildschirmfoto auf Ihr Smartphone, was dann bei der Fähre auch anstandslos akzeptiert wurde.







Die Innenstadt und der Großteil Mombasas liegen nördlich der Fähre. Hier war die Fahrerei deutlich spannender als in Nairobi. In dieser quirligen Großstadt tummeln sich jede Menge Matatus, LKW, Motorräder, Fahrräder und Fußgänger auf den vollen Straßen. Alles fährt kreuz und quer durcheinander. Zum Glück sind aber alle Verkehrsteilnehmer sehr relaxt. Auch die Straße nach Norden in Richtung Malindi hat es in sich. Hier muss man konzentrierter als auf der Nairobi-Mombasa Road unterwegs sein. Am besten kommt man mit einem Fahrstil zurecht, den ich als defensiv selbstbewusst bezeichnen würde. Das wir ein ziemlich Respekt einflößendes Fahrzeug haben ist dabei sicher kein Nachteil. Einmal werde ich von der Polizei wegen eines etwas dreisten Überholmanövers angehalten, komme aber mit einem Tadel davon.

Im Carrefour in Nyali machen wir die letzten Einkäufe für unsere Zeit im Tsawo East. Der Wagen ist jetzt bis unter die Decke voll.

Durch die gestrigen Regenfälle ist es heute nicht nur sehr heiß, sondern auch sehr schwül. Bei der kleinsten Bewegung bricht einem schon der Schweiß aus.

Unser eigentliches Ziel Ziel für die nächsten beiden Nächte war das Barefoot Camp nördlich von Malindi. Leider war das Camp aber schon sehr gut belegt und vor allem gab es keinen einzigen schattigen Stellplatz mehr. Das war bei dem Wetter ein absolutes NoGo für uns und so mussten wir nach einem anderen Platz für die Nacht suchen. Rings um Malindi gab es keine Alternativen, die uns zusagten und so beschlossen wir uns ein Hotelzimmer in Watamu zu nehmen. Das war dann leichter gesagt als getan. Zumindest zwischen den Feiertagen war nichts davon zu merken, dass der Tourismus in Kenia am Boden liegt. Alle Hotels waren bis auf das letzte Zimmer ausgebucht. Nach der dritten Absage strichen wir alle Preisobergrenzen, aber auch das half nichts.
Letztendlich waren wir froh, im Garten des Mwamba Field Studies Center unter Zelt aufschlagen zu können. Es gab sogar ein einfaches gemeinsames Dinner.



Eigentlich wollten wir am nächsten Tag eine Paddeltour durch die Mangrovenwälder an der Küste machen. Durch die stundenlange Suche nach einem Übernachtungsplatz konnten wir uns jedoch nicht darum kümmern, diese Tour zu organisieren. Es war uns hier aber auch viel zu voll. Deshalb beschlossen wir, schon am folgenden morgen weiter in den Tsawo East National Park zu fahren.
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11 Mai 2022 13:10 #643303
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12.Tag (Mi. 29.12.2022)
Watamu – Tsawo East National Park
255km




Gleich nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Tsawo East National Park. Die Anreise erfolgt über Malindi zum Sala Gate. Auch hier sehen wir, wie sich Kenia weiter entwickelt hat. Beim letzten Mal, als wir diese Strecke gefahren sind, handelte es sich noch um eine ruppige Buschpiste. Dieses Mal gleiten wir auf makellosem Asphalt dahin. Bereits auf der Anfahrt sehen wir die ersten Tiere in einer saftig grünen Landschaft.



Der Check in am Sala Gate geht fix; Bezahlung mittels Visa ist kein Problem.

Im Park folgen wir dem Galana River bis zum Crocodile Point. Die Hauptpiste ist unangenehm zu fahren. Heftiges Wellblech ist bei Gamedrivegeschwindigkeit wesentlich unangenehmer als bei normaler Reisegeschwindigkeit. Wesentlich angenehmer lässt sich dagegen der River Drive fahren, welcher wenige Kilometer nach dem Gate von der Hauptpiste abzweigt und sich als einfache Fahrspur am Ufer entlang schlängelt.





Gleich nach dem Gate macht die Vegetation einen recht vertrockneten Eindruck, aber je mehr wir nach Westen kommen um so grüner wird es wieder. Vereinzelt sieht man Tiere, aber weniger als wir hier am Fluss erwartet haben. In den trockenen Bereichen sind es deutlich mehr Tiere, da sie hier besonders auf den Fluss angewiesen sind. Insgesamt sind die Tiere recht scheu, was das Fotografieren schwierig macht.

Eine verspätete Mittagspause machen wir am Crocodile Point, direkt am Flussufer.









Der Blick nach Westen zeigt uns schon die Schlucht der Lugard Falls.





Nach der Pause verlassen wir den Galana River und fahren entlang des Mbololo River in Richtung Süden. Hin und wieder kreuzen wir das Bachbett. Das ist manchmal etwas tricky, aber ansonsten lässt sich die Strecke sehr angenehm fahren. Nach dem vielen Wellblech ist es fast, als würde der Landcruiser über den Track schweben. Der Mbololo River ist derzeit trocken, aber es finden sich immer wieder Wasserlöcher im Flussbett. Das sind hier im Hinterland des Galana Rivers wichtige Anlaufpunkte für die Tiere. Vom Ufer aus können wir Sie gut beobachten, ohne zu stören.











Weiter Richtung Campsite sehen wir häufiger Elefanten.

Deutlich vor der Dämmerung treffen wir auf der Ndololo Campsite ein. Wir wollten rechtzeitig vor Ort sein, um uns in Ruhe einen schönen Stellplatz zu suchen, da wir drei oder vier Nächte hier verbringen werden. In der Tat finden wir einen sehr schönen Platz und beschließen heute auf weitere Fahrerei zu verzichten.

Die Sanitäranlagen der Campsite sind wie so häufig uralt und kaum gewartet. Es kommt aber reichlich Wasser aus den Duschen und das ist alles, was ich an einem heißen Tag, wie heute, benötige. Feuerholz gibt es leider nicht.



Den Rest des Tages verbringen wir lesend unter dem Schattenbaum unserer Campsite.

Das viele Wellblech hat Tribut gefordert. Die Aufhängung, mit der unser Campingtisch unter dem Dach des Aufbaus befestigt wird, ist an einer Stelle gebrochen. Mit einem Kabelbinder und einer zusammengerollten Massai-Decke als Puffer zwischen Kühlschrank und Tisch kann ich den Schaden ausreichen beheben, so dass es für den Rest der Reise passt.

Zum Abendessen koche ich heute eine Gemüse-Tajine mit Couscous.

Nach Einbruch der Nacht sind heute extrem viele Insekten unterwegs, was sehr nervig ist. Eine als Lichtfalle in einiger Entfernung aufgestellte Akkulampe bietet etwas Entlastung, aber erst als wir nach den Abendessen die Lichter am Wagen vollständig löschen können, haben wir Ruhe.

Im Süden sehen wir Wetterleuchten. Bei uns bleibt es aber trocken.
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18 Mai 2022 10:54 #643675
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13.Tag ( Do. 30.12.2022)
Tsawo East National Park
148km




Heute ist nicht mein bester Tag. Habe Verdauungsprobleme und mir ist den ganzen Tag über flau im Magen. Bin deshalb auch nicht sehr konzentriert bei den Gamedrives, so dass fast alle Sichtungen des Tages auf Kathrins Konto gehen.

Als wir aufstehen bedeckt Hochnebel den Himmel. Wir fahren zunächst nördlich des Voi River nach Osten in Richtung Aruba Dam. Mit die ersten Tiere die wir sehen sind 2 Löwen auf morgendlicher Revierpatrouille. Über einen längeren Zeitraum können wir die Beiden begleiten. Gute Fotos gelingen mir aber kaum. Erst ist es noch bedeckt und als dann die Sonne hervorkommt, haben wir die meiste Zeit Gegenlicht. Hinzu kommt noch, dass ich gestern Abend vergessen habe die Belichtungskorrektur zurückzunehmen und dies erst im Laufe des Vormittags bemerke.



Weiter geht es in Richtung Aruba Dam. Hier in der Gegend sieht man relativ viele Tiere.





Im Kanderi Swamp stehen viele Elefanten. Ich habe den Eindruck, dass die Stoßzähne der Elefanten in Ostafrika im Schnitt um einiges größer als bei Ihren Verwandten im südlichen Afrika sind.





Zwischen Aruba Dam und Satao Camp treffen wir auf ein großen Löwenrudel, die etwas weiter entfernt und dicht aneinander gekuschelt im hohen Gras liegen. Da es inzwischen wieder zugezogen hat, kann man auf den Fotos leider nur eine braunes Fellknäul ohne Konturen sehen.

Weiter geht es nach Süden zu den Ndara Plains. Hier ist hinsichtlich der Tierwelt ziemlich tote Hose. Zumindest größere Säugetiere sind kaum zu sehen. Selbst die Wasserlöcher sind verwaist. Auffällig sind dafür die riesigen Schwärme Wattled Starlings.

Gegen Mittag setzt sich dann die Sonne endgültig durch. Der Kontrast der tiefroten Erde und der saftig grünen Vegetation ist eine Freude für die Augen.





Da sich die großen Tiere nicht zeigen wollen, widmen wir uns verstärkt den kleinen Tieren, die so häufig übersehen werden.





Inzwischen ist es Mittag und sehr heiß geworden. Wir beschließen erst einmal zu einer ausgiebigen Siesta zurück auf die Campsite zu fahren. Kurz bevor wir ankommen sichtet Kathrin zwei Löwinnen im hohen Gras. Noch bevor ich die Kamera in Position habe sind die beiden auch schon wieder verschwunden.

Bis 16:00Uhr verlassen wir den Schatten unter dem Baum an unserem Stellplatz nicht.

Für den abendlichen Gamedrive beschließen wir, uns auf den Bereich nördlich des Voi River zwischen Campsite und Aruba Dam zu konzentrieren. Hier hatten wir am Vormittag die besten Sichtungen.



Man sieht, wie die Natur die aktuelle Zeit des Überflusses nutzt. Überall trifft man auf Antilopen mit Nachwuchs.





Leider fährt man beim Rückweg zur Campsite direkt der tiefstehenden Sonne entgegen, was die Tierbeobachtung nicht gerade erleichtert. Dazu bietet die Hauptpiste noch heftiges Wellblech.

Dafür finden wir einen schönen Sundownerplatz.







Zum Abendessen mache ich Nudeln mit Auberginen-Tomaten-Sauce.

Zum Glück hat es heute wesentlich weniger Insekten als am vorherigen Abend.

Später hören wir noch weit entfernt Löwen brüllen.
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25 Mai 2022 14:19 #644046
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14. Tag (Fr. 31.12.2021)
Tsawo East National Park
142km




Früher Aufbruch ohne Frühstück. Zunächst geht es zum Voi Gate und von dort zur Pipeline Road. Gleich am Beginn der Pipeline Road entdecken wir eine Gruppe Löwinnen. So schmal wie die sind, haben sie schon länger keine Beute gehabt. Trotzdem sind Sie nicht im Jagdmodus, obwohl es an diesem bewölkten Morgen noch nicht zu heiß dazu wäre. Stattdessen liegen Sie träge im Gras.









Auch im weiteren Verlauf der Pipelie Road sehen wir immer wieder Tiere. Diese Strecke hat zu recht einen guten Ruf in Sachen Tiersichtungen.







Hier im Westen des Parks hat es anscheinend kräftiger geregnet, denn es gibt immer wieder Schlammlöcher zu um- oder durchfahren.

Die Pipeline Road führt uns bis zum Mbololo River, dem wir in Richtung Nordost bis zum Galana River folgen. Tiere sehen wir kaum, aber die Landschaft gefällt uns und die Piste ist abwechslungsreich.



Am Galana River angekommen fahren wir zum ganz in der Nähe liegenden Picknickplatz bei den Lugard Falls. Hier wollen wir eine ausgiebige Mittagspause verbringen.

Als ich die Heckklappe des Aufbaus öffne riecht es nach verschmortem Kabel, ich kann jedoch nicht den Ursprung lokalisieren. Als ich kurz darauf die rechte Seitenklappe des Aufbaus öffne schlägt mir Rauch entgegen. Gleichzeitig höre ich Kathrin von der anderen Seites des Wagens rufen: „Hier brennt es.“ Ich sprinte um den Wagen herum und sehe das obere linke Regal des Kücheneinbaus in Flammen stehen. Hier liegen Schwämme, Spülmittel und Plastikhandschuhe für den Abwasch. Außerdem befindet sich hier der Sicherungskasten des Aufbaus, welcher für den Brand verantwortlich ist. Ohne groß nachzudenken reiße ich den ganzen brennenden Kunststoff aus dem Regal und ersticke die Flammen am Sicherungskasten mit einem Küchenhandtuch. An den Feuerlöscher im Fahrgastraum hatte ich in der Schrecksekunde gar nicht gedacht. Nachdem die Flammen gelöscht sind, ziehe ich zur Sicherheit erst einmal alle Sicherungen. Das betrifft natürlich auch den Kühlschrank und zumindest dessen Sicherung baue ich wieder ein. Wir können den Sicherungskasten ja jetzt erst einmal gut beobachten.



Die Aktion bringt mir einige Brandblasen an den Händen, aber das ist ein akzeptabler Preis, wenn man bedenkt, dass dies auch das Ende des Urlaubs hätte sein können.

Wir telefonieren mit Sunworld und die organisieren umgehend einen Mechaniker, mit dem wir uns um 16:00Uhr auf der Campsite treffen sollen.

Mit einer Stunde Verspätung können wir uns endlich unserer Mittagspause widmen, die wir uns nach dem Schrecken redlich verdient haben.



Nach dem Essen gehen wir runter ins Flussbett zu den eigentlichen Fällen. Die sieht man kaum, da der Fluss hier durch eine enge Schlucht fließt. Dafür gibt es aber jede Menge Treibholz. Die Gelegenheit nutze ich und sammle reichlich Brennholz, damit wir heute Abend endlich wieder ein Campfire haben.





Da wir schon um 16:00 zurück auf der Campsite sein müssen, fällt die Mittagspause deutlich kürzer aus als geplant. Wir fahren von den Lugard Falls entlang des Galana Rivers bis zum Zusammenfluss von Athi River und Tsavo River, welche ab diesem Punkt den Galana River bilden. Dort biegen wir nach Süden ab und fahren entlang der Westgrenze des Parks zurück zur Campsite. Tiere sehen wir nur sporadisch, aber landschaftlich ist dies für uns der schönste Teil des Tsawo East National Parks.



Auf halber Strecke machen wir einen Zwischenstopp am Mudanda Rock, um uns ein wenig die Füße zu vertreten. Vom Felsen aus hat man einen weiten Blick über das flache Land ringsum.





Südlich des Mudanda Rocks treffen wir vermehrt auf Elefanten.







Pünktlich um 16:00Uhr trifft der Mechaniker auf der Campsite ein. Immer wieder stelle ich in Afrika fest, dass hier ganz entgegen der gängigen Vorurteile sehr viel wert auf Pünktlichkeit gelegt wird. Das sich für viele Dinge viel Zeit genommen wird, steht dem nicht entgegen.

Über 2h lang verkabelt der Mechaniker den Aufbau komplett neu und misst die gesamte Elektrik durch. Wir haben den Eindruck, dass er sein Handwerk sehr gut beherrscht. Er findet bei der Reparatur einige Kabel mit beschädigter Isolierung. Sieht aus wie angeknabbert. Wir vermuten, dass unser Untermieter nicht ganz unschuldig an dem Brand war.

In der Dämmerung schlagen plötzlich die Paviane Alarm. Als dann auch noch eine Gruppe Impalas aufgeregt über die Campsite läuft ist klar, dass etwas im wahrsten Sinne des Wortes im Busche ist. Tatsächlich taucht schon kurz darauf eine Löwin aus dem hohen Gras am Rande unserer Campsite auf. In aller Seelenruhe spaziert Sie über das Gelände, interessiert sich aber zum Glück nicht für uns.

An dieser Stelle ein kurzes Feedback zur Ndololo Campsite. Es handelt sich dabei um die einzige Public Campsite im Tsawo East National Park. Das Gelände ist sehr weitläufig und schön unter großen Bäumen gelegen. Wir hatten einen Stellplatz am Rande. Dort war das Gelände etwas offener; es gab aber einen einzelnen großen Schattenbaum. Das Waschhaus war schon in die Jahre gekommen, aber es hat noch alles funktioniert. Neben dem Waschhaus gab es noch einen Küchenkäfig mit Licht und Wasser, den wie aber wie immer nicht genutzt haben. Es war wenig los. Die erste Nacht gab es noch drei weitere Parteien; die weiteren Nächte hatten wir die Campsite ganz für uns allein. Uns hat die Ndololo Campsite sehr gut gefallen.

Zum Abendessen gab es Gemüse mit Erdnusssauce. Eigentlich ein veganes Gericht, aber wenn man in Afrika im Dunkeln kocht sind die Gerichte nie wirklich vegan. An diesem Abend hatte es wieder sehr viele Insekten, von denen sich garantiert auch ein paar in den Topf verirrt haben.
Letzte Änderung: 25 Mai 2022 14:43 von Topobär.
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01 Jun 2022 11:40 #644451
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15.Tag (Sa. 01.01.2022)
Tsawo East National Park – Hunters Lodge
254km




Den Jahreswechsel haben wir wie immer in Afrika verschlafen. Dafür sind wir früh auf den Beinen und starten den Tag mit einem kurzen Gamedrive zum Aruba Dam und zurück. Leider sind heute in dieser Gegend viel weniger Tiere zu beobachten als in den vergangenen Tagen. Erst auf dem Rückweg, schon kurz vor der Campsite, kommen wir doch noch auf unsere Kosten. Erst finden wir eine Gruppe Zwergmangusten, die durch das hohe Gras wuseln und dann läuft uns eine große Gruppe Elefantenbullen über den Weg.







Zum Frühstück fahren wir zurück auf die Campsite. Dabei werden wir Opfer eines koordinierten Überfalls einer Gruppe Grüner Meerkatzen. Wir sitzen schon beim essen, als ich die Affen zielstrebig auf unser offenes Auto zulaufen sehe. Sofort springe ich auf, um Sie zu verscheuchen und den Wagen zu schließen. Das gelingt auch ohne Verluste, aber der Wagen war nur ein Ablenkungsmanöver. Während ich mich um den Wagen kümmere stürmt ein anderer Teil der Affenbande den Frühstücktisch von der Seite, an der ich gesessen hatte. Kathrin auf der anderen Seite des Tisches wird dabei komplett ignoriert, egal wie sehr Sie die Affen anschreit und rumfuchtelt. Der Sexismus der Affen frustriert Sie immer mehr, als unsere Verluste, welche diesmal eine Packung Weißbrot und mein fertig zubereitetes Sandwich waren. Nach dieser Attacke hole ich die Zwille aus dem Auto und lege sie auf den Tisch. Das reicht aus, um die Affen auf Distanz zu halten. Die wissen genau, was es mit dem Teil auf sich hat. Mit der Zwille neben sich, haben die Affen sogar vor Kathrin Respekt und wir können das Frühstück ungestört fortsetzen.





So richtig überzeugt hat uns der Tsawo East National Park nicht. Es ist nicht so, dass es zu wenig Tiere gibt. Die verteilen sich nur leider auf eine viel zu große Fläche. Das Verhältnis zwischen Tiersichtungen und zu fahrenden Kilometern ist eher schlecht. Man muss lange Distanzen zurücklegen und dass auch noch überwiegend auf Pisten mit heftigem Wellblech. Dazu kommt noch, dass das Wegenetz sehr grobmaschig ist. Häufig sieht man Tiere weit entfernt und hat keine Chance näher heranzukommen.

Die Belastungen für das Fahrzeug sind auf solch einer Safari schon extrem. Vor allem das Wellblech setzt dem Material zu. Immer wieder geht etwas zu Bruch. Nicht am Landcruiser selbst, der scheint unzerstörbar. Vielmehr sind es die Anbauteile, die den Belastungen nicht gewachsen sind. Heute Morgen stellen wir fest, dass die Halterung eines Dämpfers der rechten Seitenklappe des Aufbaus gebrochen ist. Zum Glück sind die Dämpfer so stark, dass die Klappe auch mit nur noch einem Dämpfer offenbleibt. Darüber hinaus stelle ich fest, dass die Arretierung einer Reserveradhalterung angebrochen ist.

Nach dem Frühstück verlassen wir den Park über das Voi Gate. Am Ortsausgang von Voi sehe ich, wie das Reserverad rausschwenkt; jetzt ist die Arretierung also vollständig gebrochen. Ich halte an, um das Rad zumindest provisorisch mit Kabelbindern oder Spanngurten zu fixieren. Sofort kommt ein selbsternannter Mechaniker angerannt. Die scheinen hier alle der Ansicht zu sein, weiße Touristen sind allein nicht überlebensfähig. Als freundlicher Mensch schicke ich natürlich niemanden weg, der einem helfen will. Der Typ hat aber nicht den geringsten Schimmer davon, was er tut. Als er innerhalb kürzester Zeit zwei Kabelbinder unbrauchbar macht und deutlich wird, dass er nicht die geringste Ahnung hat, schicke ich Ihn doch weg. Als er dann auch noch Bezahlung für seinen Dilettantismus verlangt muss ich sehr an mich halten, um nicht auszurasten, werde aber zumindest deutlich lauter. Letztendlich lassen wir Ihn einfach stehen, fahren ein paar hundert Meter weiter und fixieren dann das Reserverad.

Hilfe erhoffen wir uns von der Totaltankstelle am der Mombasa-Nairobi Road. Die ist Anlaufstelle aller Safariveranstalter auf dieser Strecke und dort werden von den Mechanikern immer wieder kleinere Reparaturen durchgeführt. Wir hatten gedacht, dass die gebrochene Halterung geschweißt werden muss, aber der Mechaniker hat eine bessere Idee. Er baut das identische Gegenstück der gebrochenen Halteplatte am anderen Reserverad aus und schickt einen Bodo Boda Fahrer damit zu einer Schmiede im Ort. Die Schmiede erstellt ein Duplikat der Halteplatte, welches dann in die defekte Reserveradhalterung eingebaut wird. Wir werden auf der weiteren Reise keinerlei Probleme mit der Halterung haben.

Noch ein kurzer Einkauf im Supermarkt und wir können uns auf den Weg machen. Unser ursprünglicher Zeitplan ist natürlich längst über den Haufen geworfen. Eigentlich wollten wir im Chyulu Hills National Park auf der Public Campsite übernachten, um uns einen ersten Eindruck von diesem uns noch unbekannten Nationalpark zu verschaffen. Dafür ist es jetzt längst zu spät, weshalb wir nach einer Alternative suchen. In mehreren Reiseberichten wurde positiv von der Hunters Lodge berichtet, weshalb wir uns entschließen dort die Nacht zu verbringen.

Nach rund 2h haben wir unser Ziel erreicht. Erst einmal fahren wir jedoch vorbei, da die Lodge bei Maps.me falsch eingezeichnet ist und wir das Schild übersehen haben.

Die Lodge gefällt uns und ist gut besucht. Die Anlage liegt in einem kleinen Akazienhain. Viele Vögel und Meerkatzen tummeln sich auf dem Gelände. Der Teich sorgt für ein lautstarkes Froschkonzert.









Der Pool ist groß und gut besucht. Weiße Safaritouristen sind hier nicht vertreten. Vielmehr trifft sich hier die kenianische Oberschicht, wie man an den Fahrzeugen auf dem Lodgeparkplatz unschwer erkennen kann.


Hier steht unser Landei neben seinem reichen Cousin aus der Großstadt. Auch in Nairobi gibt es inzwischen ein Porsche-Zentrum.

Katrin schafft es, auf dem Weg zu unserem Zimmer, über eine überstehende Gehwegplatte zu stolpern und fällt lang hin. Dabei schlägt Sie massiv mit dem Kinn auf; da ist jetzt ein ordentliches Loch drin, welches heftig blutet. Sollte eigentlich genäht werden, aber wo soll man das hier machen lassen. Wir beschließen die Wunde mit Bordmitteln zu versorgen. Kathrin ist auch zuversichtlich, dass wir das so hinbekommen. Auf meinen Einwand, dass eine größere Narbe zurück bleiben könnte meint Sie nur: „Ich bin doch schon verheiratet, da kommt es jetzt nicht mehr so sehr auf die Optik an.“

Nachdem wir uns die letzten Tage überwiegend vegetarisch ernährt haben, bestellen wir heute zum Abendessen eine gegrillte Lammkeule. Die Portion ist riesig, aber das Fleisch ist leider sehr trocken. Beim Essen geht hier anscheinend Quantität vor Qualität.

So richtig gestoppt bekommen wir die Blutung an Kathrins Kinn noch nicht. Bis zum ins Bett gehen müssen wir immer wieder den Verband wechseln, da er durchgeblutet ist. Mal schauen, wie das am nächsten Tag aussieht.
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16.Tag (So. 02.01.2022)
Hunters Lodge – Meru National Park
423km


Heute geht es auf eine lange Etappe in den Norden.



Auf der Nairobi-Mombasa Road kommen wir gut voran. Das setzt allerdings die Bereitschaft voraus, alle 1-2 Minuten einen LKW zu überholen.

Auf die Durchquerung Nairobis haben wir keine Lust, weshalb wir via C97, A3, B7 und B6 nach Meru fahren. Vor allem westlich von Machakos und weiter entlang der Hänge des Mount Kenia fahren wir durch saftig grünes Bergland, welches in weiten Bereichen intensiv landwirtschaftlich genutzt wird.



Anfangs kommen wir sehr gut voran, doch ab Embu ändert sich das. Es kommt ein Dorf nach dem anderen. In jedem Dorf jede Menge Bumps. Der Verkehr ist dicht und man weiß nie, was einen bei den anderen Verkehrsteilnehmern erwartet. Manche legen einen lebensverachtenden Fahrstil an den Tag und gegenüber so mach anderem fährt meine Mutter wie eine Rennfahrerin.

An den Straßen gibt es jede menge Obst- und Gemüsestände, an denen wir uns für die Tage im Meru National Park eindecken.
In allen Beschreibungen wird der Meru National Park als einsam und abgelegen beschrieben. Entsprechend hatte ich die Erwartungshaltung ab Meru durch dünn besiedeltes Gebiet zum Nationalpark zu fahren. Weit gefehlt! Die Region ist sehr dicht besiedelt und wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Mit der Beschreibung der Lage ist anscheinend nur gemeint, dass sich der Meru National park abseits der üblichen touristischen Routen befindet.

Es ist Sonntag und in vielen Dörfern ist Party. Häufig mit lauter Musik und Tanz auf den Marktplätzen. Menschenmassen befinden sich auf der Straße. Entsprechend umsichtig muss ich fahren.

Da wir aufgrund der landen Strecke eine späte Ankunft im Park bereits erwartet hatten und die Campsite sich tief im Park befindet, übernachten wir heute im am Parkgate gelegenen Ikweta Safari Camp. Sehr schöne Safari Tents im dichten Busch. Da Camp hält viele scheue Katzen, die dafür sorgen, dass die Schlangen wegbleiben.



Nach dem Abendessen sitzen wir noch bis spät in den Abend auf der Veranda unseres Zelts. Es hat hier viele Fledermäuse, die auch immer mal wieder durch die Veranda fliegen.

Katrins Wunde am Kinn sieht schon etwas besser aus, suppt aber immer noch ein wenig.
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